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Differenzierung zwischen der weiblichen und männlichen Form.
Copyright Stefan Schurr – Winterbach 2018
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN-13: 978-3-7528-8422-7
Die Leistungsdiagnostik hat im Leistungssport eine lange Tradition. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die unterschiedlichsten Testverfahren entwickelt, die sich zunehmend auch im Freizeit- und Breitensport als sinnvolle Maßnahmen durchgesetzt haben.
Lange Zeit galt der Laktatleistungstest als DER Standard und Grundlage für die Beurteilung und Steuerung des Ausdauertrainings. Im ambitionierten Leistungssport wurde zusätzlich oft noch eine Atemgasanalyse mittels Spiroergometrie durchgeführt.
Heutzutage gibt es zahlreiche weitere Ansätze, die sich in ihrer Zielsetzung, ihrer Spezifik und ihrem Aufwand teilweise deutlich unterscheiden und voneinander abgrenzen lassen. In den Instituten zur Leistungsdiagnostik wird zum Teil ein erheblicher Aufwand betrieben, um Profi- und ambitionierten Hobbysportlern Empfehlungen für die Trainingssteuerung und Wettkampfgestaltung an die Hand zu geben.
Neben der aufwendigen Erhebung vieler leistungsrelevanter Daten, die eine sehr gezielte Trainingssteuerung erlauben, existieren ebenfalls zahlreiche einfache Testmethoden. Auch dank mittlerweile weit verbreiteter Leistungsmessgeräte und Multifunktionsuhren, mit deren Hilfe sich zahlreiche Parameter auf einfachem Wege bestimmen und nutzen lassen.
Im Rahmen dieses Buches möchte ich Ihnen einen Überblick über die gängigsten Verfahren der für Ausdauersportler relevanten Leistungsdiagnostik geben. Dies umfasst die Bestimmung aerober und anaerober Ausdauerparameter sowie der Körperzusammensetzung mittels Körperfettanalyse. Letzteres ist vor allem in Ausdauerdisziplinen relevant, in denen das eigene Körpergewicht getragen werden muss, wie zum Beispiel dem Laufen.
Die Leistungsdiagnostik bildet ein zentrales Element im Trainingsprozess. Im Kontext aus Training, Wettkampf und der zugehörigen Leistungsfähigkeit kann sie wesentliche Voraussetzungen für eine optimale Trainingssteuerung liefern und bietet zugleich eine Rückmeldung über die Effektivität der eingesetzten Trainingsmaßnahmen. Das Training lässt sich somit sehr zielorientiert gestalten, das begrenzte Zeitbudget, über das gerade leistungsorientiert trainierende Freizeitsportler nur verfügen, kann sehr effizient genutzt werden.
Das Ziel einer leistungsdiagnostischen Untersuchung kann dahingehend definiert werden, dass das sportliche Leistungsvermögen einerseits:
Der zweite Punkt beinhaltet unter anderem auch die Festlegung individueller Belastungsbereiche und Trainingsschwerpunkte.
Werden Leistungsdiagnostiken in regelmäßigen Abständen durchgeführt, so erlaubt dies einen Vergleich sowie die Dokumentation der Leistungsentwicklung eines Athleten. Damit liefert sie wertvolle Hinweise auf die Wirksamkeit des Trainings.
Die Wettkampfleistung ist die für den Athleten alles entscheidende Größe, die es zu optimieren gilt.
Für die Belastungsgestaltung und -dosierung sollte man die physiologischen Einflussfaktoren auf die Leistungsfähigkeit kennen und deren Zusammenhänge und Wechselwirkungen verstehen. Damit kann das Training sinnvoll geplant und gesteuert werden.
Ausdauerleistungen sind vor allem vom aeroben Stoffwechsel abhängig. Bereits bei einer Wettkampfdauer von etwa 75 - 90 Sekunden wird die Hälfte der Energiebereitstellung über den aeroben Stoffwechsel abgedeckt. Je länger die Wettkampfstrecke ist, desto dominanter wird er. Bei extremen Langzeitausdauerbelastungen, wie zum Beispiel im Triathlon oder Marathonlauf, stellen die aerobe Glykolyse sowie die mit der Wettkampfdauer vermehrt an Bedeutung gewinnende Fettoxidation die dominanten Wege der Energiebereitstellung dar.
Für ein optimales Wettkampfergebnis ist die Fähigkeit entscheidend eine möglichst hohe Leistung über die gesamte Zeitdauer abzugeben. Neben der Motivation ist vor allem die Ausprägung folgender physiologischer Parameter leistungsbestimmend:
Neben den genannten Faktoren ergibt sich -vor allem bei Sportarten bei denen das eigene Körpergewicht getragen werden musseine unmittelbare Abhängigkeit von der Körpermasse, beziehungsweise der fettfreien Körpermasse.
So werden in leistungsdiagnostischen Testverfahren vor allem die folgenden Parameter bestimmt und bewertet:
Je nach Test und Sportart werden teilweise weitere Daten erhoben und abgeleitet. Nachfolgend werden wir in den nächsten Unterkapiteln auf die Parameter eingehen und ihre Bedeutung für Ausdauersportler genauer erläutern.
Für den Trainingsprozess und die damit verbundene Trainingsplanung und -durchführung ist die Art der Energiebereitstellung bei der Belastung ein wichtiges Kriterium. Entscheidend ist, ob diese mit (aerob) oder ohne (anaerob) Beteiligung von Sauerstoff stattfindet.
Die aerobe Form der Energiebereitstellung wird vor allem bei geringer bis mittlerer Belastungsintensität genutzt. Dabei werden sowohl Glykogen (Kohlenhydratstoffwechsel) als auch Fette (Fettstoffwechsel) abgebaut. Steigt die körperliche Belastung an, so benötigt die Muskulatur vermehrt Sauerstoff um den Energiebedarf zu decken. Der Anteil des Kohlenhydratstoffwechsels an der Energiebereitstellung steigt, der Anteil des Fettstoffwechsels wird immer geringer. Ab einer gewissen Belastungsintensität ist das Herz-Kreislaufsystem nicht mehr in der Lage die arbeitende Muskulatur mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Das ist der Punkt, an dem die Laktatkonzentration im Blut stark ansteigt und die Energiebereitstellung zunehmend auf anaerobem Wege abläuft. Laktat ist ein Stoffwechselzwischenprodukt, das beim Abbau von Glykogen entsteht. Seine Konzentration im Blut hängt, neben der Sauerstoffversorgung der Muskulatur, von der Fähigkeit des Körpers ab, dieses wieder abzubauen. Außerdem hängen die Anteile von Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel an der Energiegewinnung unmittelbar mit der Laktatkonzentration im Blut zusammen. Ersichtlich ist dies in der Abbildung auf der gegenüberliegenden Seite. Sie zeigt die Abhängigkeit der beiden Energieträger am Stoffwechsel.