Franz Grillparzer: Gedichte
Neuausgabe mit einer Biographie des Autors.
Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2016.
Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes:
Gustave Caillebotte, Gelbe Rosen in der Vase, 1882
ISBN 978-3-8430-8193-1
Dieses Buch ist auch in gedruckter Form erhältlich:
ISBN 978-3-8430-7511-4 (Broschiert)
ISBN 978-3-8430-7512-1 (Gebunden)
Die Sammlung Hofenberg erscheint im Verlag der Contumax GmbH & Co. KG, Berlin.
Die meisten Gedichte wurden kurz nach ihrem Entstehungsdatum erstmals in verschiedenen Zeitschriften abgedruckt. Erstdruck der ersten Gesamtausgabe nach Grillparzers Tod, 1872.
Der Text dieser Ausgabe folgt:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Ausgewählte Briefe, Gespräche, Berichte. Herausgegeben von Peter Frank und Karl Pörnbacher, München: Hanser, [1960–1965].
Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe wortgenau mitgeführt und macht dieses E-Book auch in wissenschaftlichem Zusammenhang zitierfähig. Das Textende der Vorlagenseite wird hier durch die Seitennummer in eckigen Klammern mit grauer Schrift markiert.
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Sonne, göttliches Licht! Schaffende, nährende
Himmelstochter! Du spendest uns
Wonne, Segen und Lust, Früchte den lockenden
Fluren, zeugest den Traubensaft.
Kaum entfaltet der Tag jugendlich heiter sich,
Sieh! Da singet ein Vögelchor
Hymnen, Schöpferin dir, alles belebendes,
Alles stärkendes Götterkind.
Sieh! Da glänzt das Gebüsch, Felder und duftende
Haine blitzend von kühlem Tau,
Der die Gewächse erfrischt, nähret, und stärkere
Wohlgerüche zum Himmel schickt.
Du verscheuchest den Schlaf, der mit allmächtigen
Schwingen jeglichen Menschen deckt,
Der im quälenden Traum foltert den Erdensohn,
Den du gütig der Qual entreißt.
Dankbar gegen die Huld deiner erquickenden
Güte, zollet der Afrer dir
Weihrauch, dankbar ertönt starrender Lappen Lied
Auf den eisigten Ebenen.
O dein strahlendes Haupt gibt mir ein Wonnegefühl!
Macht den Schöpfer mich ahnden. Da
Stürz ich nieder vor dir, bete die gütige
Allmacht hocherfreut, innig an.
Den 16ten Juni 1804
Ach, so war noch dieser Schlag dem blutenden Herzen
Von dem grausen Geschick zu meiner Folter bestimmt!
Mir, dem schon ein Heer von Schmerzen den Busen durchwühlet,
Reißt seine mordende Hand auch noch den Treuen hinweg![9]
Ach, nun ist er dahin! – Mein Retter, mein Bruder, mein alles!
Der mir durchs stürmische Meer, der mir durch Wüsten gefolgt,
Wo aus dem gähnenden Schlund der Wogen der Tod uns entgegen-
Blickt, vom gefletschten Zahn schrecklicher Tiger uns droht. –
Als der heulende Sturm das Schiff von Welle zu Welle
Warf, und von Felsen zu Fels, donnernd die Woge sich brach,
Als das sonst mutige Volk, nun zagend, bebend, betend,
Dem erhabnen Neptun heilige Opfer versprach,
...
Den 24ten Juni 1804[10]
Wenn er auch eine nur ungenutzt ließ,
Und ihr nicht Spenden wie andern entriß,
Ach zu spät, ach zu spät!
Alles was schön ist und edel und gut,
Zeuget nur rascher und männlicher Mut,
Und die Zeit, und die Zeit!
Freunde, drum haltet die Fliehenden auf,
Fleiß nur und Tugend bezähmt ihren Lauf,
Haltet sie, haltet sie!
Wandle, wandle, holder Schimmer!
Wandle über Flur und Au,
Gleitend, wie ein kühner Schwimmer,
In des stillen Meeres Blau.
Sanft im Silberglanze schwebest
Du so still durchs Wolkenmeer,
Und durch deinen Blick belebest
Du die Gegend rings umher.
Manchen drücket schwerer Kummer,
Manchen lastet Qual und Pein;
Doch du wiegst in sanften Schlummer
Tröstend ihn, voll Mitleid, ein.[10]
Sanfter, als die heiße Sonne,
Winkt dein Schimmer Ruh und Freud,
Und erfüllt mit süßer Wonne,
Tröstung und Vergessenheit.
Hüllst in dichtbewachsnen Lauben
Mit der sanften Fantasie
Ganz den Dichter; machst ihn glauben,
Seine Muse weiche nie.
Und auch mich hast du begeistert,
Der ich dir dies Liedchen sang,
Meiner Seele dich bemeistert,
Da mein Lied sich aufwärts schwang!
Den 14ten August 1804[11]
eine Fabel
Ein Wolf, ein grauses Scheusal der Natur,
Das Schrecken aller Schäfer auf der Flur,
Hielt, hingestreckt auf grüne Matte,
Ein Lamm, das er zerissen hatte,
Und, ungerührt von herben Klagen
Der Mutter, er davongetragen,
In seiner Klau und fraß. Ein Räuber sah
Das blutge Paar. Raubgierig schrie er, ha!
Schmeckts, guter Freund? – Mit seinem Schwerte
Bohrt er den Wolfen hin zur Erde.
Da stöhnt der matt: Du bist so bös wie ich,
Und doch, du Brudermörder, tötest mich!
Der nimmt das Lamm. Mein Bruder, höre,
Spricht er, zu spät nun diese Lehre.
Kein arger Böswicht ist des andern Freund,
Und selbst, Freund, merke dirs, sein ärgster Feind.
Den 16ten November 1805
Erscheinung des Geistes des Pater Kochem, Unterredung desselben mit dem Verfasser. Fahrt nach dem Himmel. Ermahnungen des Geistes auf dieser Fahrt.
1
Ich lag jüngst spät bei tiefer Nacht
Einsam in meinem Bette,
Und hatte eben durchgedacht,
Wie mans zu machen hätte,
Wenn man der Heuchler große Schar
Vernichten wollte ganz und gar
Und fing an zu entschlafen.
2
Bis, als die Glocke zwölfe schlägt,
Aus meinem süßen Schlafe
Mich eine Geisterstimme weckt,
Die ruft »Verwegner Sklave!
Der du die Mönche Heuchler nennst
Und weder Höll noch Teufel kennst,
Hier blicke her und zittre!«
3
Ich setzte mich im Bett empor
Und hob die Augenlider,
Da trat ein Ungetüm hervor,
Mir bebten alle Glieder,
Ein mächtig schwarzer, dicker Geist,
Der mich beim Arme zerrt und reißt,
Als wollt er mich zerfleischen.
4
Er war in geistlichem Ornat,
Mit Meßgewand und Stole,
Und ganz in seinem Kirchenstaat,
Vom Kopf bis zu der Sohle.
Mit fettem Bauch und kahlem Schopf,
Mit mächtig großem, dicken Kopf,
Stand er vor meinem Bette.[12]
5
Das Kreuz, das Helena erfand,
Trug er in seiner Linken,
Man sah in seiner rechten Hand
Ein Schwert von Golde blinken.
Er schnitt ein fürchterlich Gesicht,
Ich war erschreckt und wagt es nicht,
Ins Antlitz ihm zu sehen.
6
Zu seinen Füßen lag ein Heer
Von Millionen Teufeln,
Ach, dacht ich, das ist Luzifer.
Man kann nicht länger zweifeln!
Gott nimm dich meiner Seele an,
Sonst ist es jetzt um mich getan,
Erbarme dich doch meiner!
7
Ihr Freunde lachet nicht, fürwahr,
Mein Irrtum war verzeihlich,
Umrungen von der Teufeln Schar
Erschien er ganz abscheulich.
Auch war er überdies bewehrt,
Wie ich gesagt, mit einem Schwert,
Da muß man sich wohl scheuen!
8
Auch sah er so verteufelt aus,
Als wäre er besessen,
Und macht ein schreckliches Gebraus,
Als wollte er mich fressen.
Daher sah ich den guten Mann
Für jenen großen Teufel an,
Verzeih mir Gott die Sünde!
9
Ich ward vor Angst bald weiß, bald rot,
Und schrie, die guten Geister
Verehren stets und loben Gott[13]
Als ihren höchsten Meister.
Drum höre auf mit dem Gebraus
Und sprich den Namen Jesu aus,
Denn sonst bist du ein Teufel.
10
Ich war gewaltig echauffiert,
Der Spaß bekam mir übel,
Doch, von dem Schrecken animiert,
Ergriff ich eine Bibel
Und schrie, schwör ohne Trug und List,
Daß du von Gottes Dienern bist,
Dann magst du immer bleiben!
11
Der Geist erhob nun seine Hand
Und trat zum Bette eilig,
Und legt sie auf des Buches Band,
Schreit, Gott der Herr ist heilig!
Und ich bin stets sein treuer Knecht!
Ach, schrie ich, ach, jetzt ists schon recht,
Nun seid ihr wohl ein Heilger!
12
Das nicht, versetzt in tiefem Ton
Der Geist, nein ich bin keiner,
Mir fehlt Kanonisation,
Doch bin ich nicht viel kleiner.
Mein Nam ist überall bekannt,
Mit Ehrfurcht wird er stets genannt,
Doch bin ich nur ein Selger.
13
Doch du darfst glauben, ich bin nicht
Von den gemeinen Seelen,
Im Himmel habe ich Gewicht,
Und habe zu befehlen.
Ich schrieb das gräuliche Legend
Der Heiligen, das jeder kennt,
Kurz ich bin Pater Kochem![14]
14
Mit diesem Schwert in meiner Hand
Bestrafe ich die Bösen,
Doch kann ich auch der Sünden Band
Mit diesem Schwerte lösen.
Ja, dem, der an die Kirche glaubt,
Ist manch Vergehen wohl erlaubt,
Das man an andern tadelt.
15
Nur dem, den sein Vergehen reut,
Kann man Verzeihung schenken,
Denn immer muß die Billigkeit
Des Richters Ausspruch lenken.
Leg er der Kirch sein Geld in Schoß,
So ist er seiner Sünden los,
Dann bete er und faste.
16
Der Sünder aber, der nichts hat,
Wird exkommunizieret,
Da eine jede Lastertat
Zu tausend andern führet.
Doch auch mit dem hats keine Not,
Er weihe seine Seele Gott
Und werd ein Kapuziner!
17
Doch jener, welcher nicht bereut,
Trotz allen seinen Sünden,
Der wird ohne Barmherzigkeit
Schon seine Strafe finden.
Der wird vor Gottes Richterstuhl
Verdammet zu dem Schwefelpfuhl,
Wo die Verdammten prasseln.
18
Wer Gottes Diener nicht verehrt
Und lästert seinen Namen,
Sich nicht an die Quatember kehrt,[15]
Gehöret in die Flammen.
Atqui, du bist ein solcher Wicht,
Ergo verdammt dich das Gericht.
Quod erat demonstrandum.
19
Drum folge mir ohne Verzug,
Gott gnade deiner Seele,
Ich bringe dich im schnellsten Flug
Geradeswegs zur Hölle.
Auf, mache dich nur flugs bereit,
Der Weg zur Hölle ist sehr weit,
Wir dürfen nicht verweilen.
20
Ach, sagt ich zum gestrengen Herrn,
Es hat noch keine Eile,
Denn wisset, daß ich allzu gern
Auf dieser Erde weile.
Ich bin ein Kind der Sinnenwelt,
Das viel auf Leib und Leben hält,
Ich bin zu jung zum Sterben!
21
Auf, schrie er, auf, du mußt nun fort!
Dort wartet schon mein Wagen,
Ich habe ohnehin ein Wort
Dir Spötter noch zu sagen.
Schleppt mich in seinen Phaëton
Und fliegt mit mir im Hui davon,
Geradeswegs zum Teufel.
22
Du bist, fing er im Wagen an,
Ein wahrer Libertiner,
Bekümmerst dich um keinen Bann,
Schimpfst auf die Kapuziner,
Hältst nichts auf Inquisition,
Und auf die Gnad, sine qua non
Man nie kann selig werden.[16]
23
Man sagt, du liebest den Rousseau
Und lobest den Voltaire,
Bekennst dich coram populo
Zu ihren falschen Lehren.
Sagst, daß Rousseau ein guter Christ,
Ein bessrer als manch Priester ist,
Und liesest seine Schriften!
24
Noch nicht genug, auch überdies
Liest du verbotne Schriften,
Wie des Blumauer Aenëis,
Die nur die Welt vergiften,
Und schimpfst selbst auf den Papst von Rom,
Hältst keinen Geistlichen für fromm
Und nennst uns alle Heuchler.
25
Behauptest, daß zur Rel'gion
Auch die Vernunft gehöre
Und daß auch keine Nation
Ohn diese glücklich wäre,
Der Gläubige ohne Vernunft
Gehöre zu der tollen Zunft
Der Toren und Phantasten!
26
Und, wie ich höre, wolltest du
À la Blumauer schreiben,
Doch nun geht es der Hölle zu,
Da laß dus immer bleiben,
Wenn du nicht in der Hölle Schoß,
In Luzifers geheiztem Schloß,
Bei Blumauern willst sitzen.
27
Blumauer, schrie ich, und ward blaß,
Wär in der Höll, mein Pater,
Ich sehe wohl, ihr treibt nur Spaß,[17]
Soviel ich weiß, so hat der
Blumauer in der Aenëis,
Nichts Fehlerhaftes, nein gewiß,
Er ist nicht in der Hölle!
28
Er ists, weil er das Christentum,
Sprach er, mit Spott verachtet,
Und unsrer heilgen Kirche Ruhm
Und Glanz zu stürzen trachtet,
Weil er dem Papst sein Ansehn raubt,
An keine Seligsprechung glaubt,
Die Heiligen beschimpfet.
29
Doch, guter Freund, jetzt merke auf,
Ich hab dir noch zu sagen,
Warum wir so in vollem Lauf
In hohen Lüften jagen?
Du sollst durch Höll und Himmel gehn,
Und dort alles genau besehn,
Um den Spott zu bereuen.
30
Doch sieh hinauf, wir sind sogleich,
In einer halben Stunde,
In des so holden Glaubens Reich.
Hier machen wir die Runde
Und fahren dann sogleich davon,
Hin zu der nächsten Station,
In den gepriesnen Himmel.[18]
Mit frechen Feinden kriegen,
Und sie nur stets besiegen,
Das wär schon recht!
Doch ohn ein Schwert zu ziehen,
Nur immer, immer fliehen,
Ei, das ist schlecht![18]
Mit immer tapfern Kämpfen,
Des Feindes Rachgier dämpfen,
Das wär schon recht!
Mit Planen, die nichts taugen,
Das Land nur auszusaugen,
Ei, das ist schlecht!
Wenn Schurken sich beraten,
Und Leut und Land verraten,
Das ist nicht recht!
Doch sie zu pensionieren,
Statt zu arkebusieren,
Ei, das ist schlecht!
Im Siebenjährgen Kriege
Hatt man sehr wenig Siege,
Das war nicht recht!
Doch jetzt so schrecklich kriegen,
Und auch nicht einmal siegen,
Ei, das ist schlecht!
Dem Lande Frieden schenken
Und Leut und Land bedenken,
Das wär schon recht!
Doch jetzo Friede schließen,
Draus kann nichts Guts entsprießen,
Nein, das ist schlecht!
Wenn man nun reformierte
Und alles weiser führte,
Dann wärs schon recht!
Doch bleibt es noch beim alten,
Und läßt man Schurken schalten,
Ei, dann ists schlecht!
Den 2ten Januar 1806[19]
In eines wüsten Schlosses Hallen
Lag eingesperrt,
Bewacht von eines Drachen Krallen,
Ein Zauberschwert.
Schon mancher suchte es zu heben,
Vergebens doch,
Der Drache machte alles beben,
Im finstern Loch.
Bis doch ein Paladin aus Franken
Vorm Schlosse hält,
Der oft schon kühn zerbrach die Schranken
Der Geisterwelt.
Der Wagling eilt mit kühnem Mute
Zum finstern Grab
Und steiget rasch mit kühlem Blute
Den Gang hinab.
Er kömmt zur Gruft. Der Drache brauset
Vom Nest hervor,
Des Ritters Damaszener sauset
Dem Vieh ums Ohr.
Sein Rachen glüht im Feur und Dampfe,
Sein Brüllen gällt
Durchs Schloß, bis doch, nach langem Kampfe,
Das Untier fällt.
Das Schwert durchbohret seine Seite.
Nach seinem Fall
Nimmt unser Ritter hin, als Beute,
Den Zauberstahl.
Nun mähet, gleich den fleißgen Schnittern
Im Ährenmeer,
Er unter allen schwachen Rittern
Der Welt umher.[20]
Doch endlich kam ein tapfrer Fechter,
Des Stimme schallt
Dem ewig nimmer müden Schlächter
Ein donnernd »Halt!«
Sie fechten. Doch im Kampf zerschellet
Der Talisman;
Und, ach! der fremde Ritter fället
Den Wundermann.
Ihr, die, die Rel'gion zu schänden,
Sophismen lehrt,
Merkts euch! Ihr führt mit frechen Händen
Das Zauberschwert.
Zwar werden manchesmal die Schwachen
Von euch besiegt;
Doch muß der Weise euch verlachen,
Den ihr bekriegt.
Den 5ten Februar 1806[21]
Alles liebet, alles scherzet
In der fröhlichen Natur;
Alles küsset, alles herzet
Auf den Höhn, in Wald und Flur!
Läßt der holde Lenz sich nieder,
Sanft umschwärmt vom lauen West,
Senkt der Vogel sein Gefieder,
Bauet liebend sich ein Nest.
Und der Löwe flieht das Morden,
Das sonst höchste Lust ihm schafft;
Er verläßt der Brüder Horden,
Huldigt Amors Zauberkraft.
Und dir soll ich mich entziehen,
Die uns menschlich fühlen lehrt?
Liebe! ach, dich soll ich fliehen,
Die der Tieger selbst verehrt?[21]
Ich allein nur soll dich meiden,
Holde Spenderin der Lust?
Ich soll wilde Tiere neiden
Um das Fühlen ihrer Brust?
Nein! dem schönsten aller Triebe
Sei mein fühlend Herz geweiht!
Schenke mir Themirens Liebe,
Amor, Gott der Zärtlichkeit!
Den 18ten Februar 1806[22]
Freund! auf, genieße das Leben,
Jetzt, da der Lenz dir noch blüht!
Da noch mit feurigem Streben
Blut dir die Adern durchglüht.
Fort mit den grämlichen Sorgen!
Sorge sich doch, wer da mag!
Was soll das Quälen um morgen;
Ist denn nicht heut auch ein Tag?
Nie vor der Zukunft gezittert!
Niemals in Leiden gebebt!
Nie von der Freude erschüttert!
Das, Freund, nur das heißt gelebt!
Den 16ten März 1806
Wenn bei mancher Kluft im Leben
Hocherschreckt die Menschen beben,
Gram das wunde Herz durchdringt,
In der Brust Verzweiflung ringt,
Siehe, da führt sie mit warnendem Blicke,
Lächelnd der Genius vom Abgrund zurücke,
Zeigt ihnen Lethens beglückenden Strand,
Auf! Hin, o Waller, ins bessere Land.
Wenn, gedrückt von schwerem Kummer,
Hingestreckt zu leichtem Schlummer[22]
In des Mittags heißer Glut,
Der gequälte Arme ruht,
Zeigt er ihm jenseits der menschlichen Leiden
Tröstend der Zukunft beglückende Freuden,
Zeiget ihm Lethens beglückenden Strand,
Auf, hin, Gequälter, ins bessere Land.
Wenn der Greis gekrümmt am Stabe,
Bei des einzgen Sohnes Grabe,
Ihm so manche Träne zollt,
Die dem matten Aug entrollt.
Holder, da zeigst mit belebender Milde
Du ihm den Sohn in Elysiens Gefilde,
Sehet, an Lethens beglückenden Strand,
Wandelt er fröhlich im besseren Land.
Wenn, durch lange Qual ermattet,
Todesnebel uns umschattet,
Schon verlischt des Lebens Licht,
Sterbend unser Auge bricht,
Hin durch des Todes weitgähnende Schlünde
Führt uns der Genius in friedliche Gründe,
Führt uns zu Lethens beglückenden Strand,
Hin in Elysiums besseres Land.
Den 21ten März 1806[23]
Ha! welch unnennbare Gefühle
Durchströmen meine Brust!
Es paart im schrecklichen Gewühle
Verzweiflung sich mit Lust.
Ha! welch ein Chaos nun in meinem Herzen
Mein Innerstes durchbebt!
Wie unter nie gefühlten Schmerzen
Die Brust sich stöhnend hebt![23]
Wie wenn in Lybiens grausen Wüsten,
Im glühend heißen Sand,
Sich gattend ein Paar Schlangen nisten,
Verderbend Flur und Land.
Wenn dann in fröhlichem Getümmel
Sich Schlang an Schlange schmiegt,
Und nun in scheußlichem Gewimmel
Die Brut im Neste liegt.
So windet glimmend sich zusammen
Der Leidenschaften Wut,
Doch endlich sprüht der Funke Flammen
Und übrall tobt die Glut.
Nur du kannst diese Flamme dämpfen,
O Hoffnung, nur dein Strahl
Kann die Verzweifelung bekämpfen
Und lindern meine Qual.
Den 2ten April 1806[24]
Dahingestreckt auf grüne Matten,
Lag, mit Almansorn Hand in Hand,
Nadir an eines Baches Rand,
In einer Palme kühlen Schatten.
Es war im Lenz. Mit süßer Kehle
Sang ein erfreuter Vögelchor
Aus jedem Busche froh hervor,
Und zärtlich klagte Philomele.
Die Freunde sind ganz Ohr. Sie lauschen
Dem tausendstimmigem Konzert
Der Waldbewohner, jeder hört
Mit stiller Lust des Baches Rauschen.
Bis doch Nadir das lange Schweigen,
Den Freund umarmend, unterbricht,
Almansorn küsset und dann spricht,
Mit Mienen, welche Ehrfurcht zeigen.[24]
Dein Geist zerreißet jene Bande,
Die Aberglaub um Menschen schlingt,
Und da dein Aug den Wahn durchdringt,
Nennt man dich weis' im ganzen Lande.
Drum sprich: Wer lehrt die Vögel Lieder?
Wer schuf sie selbst? auf wessen Ruf
Entstanden Welten? und wer schuf
Der Wälder Volk, der Luft Gefieder?
Kannst du mir alles dies erklären?
Sag, Freund! mir, wie der Schöpfer heißt!
Dann lob ich deinen großen Geist
Und will wie einen Gott dich ehren.
Doch nicht allein will ich ihn kennen,
Den unbegreifbar mächtgen Gott;
Auch wissen will ich sein Gebot,
Auch meine Pflichten mußt du nennen!
Almansor spricht, und Tränen nässen
Dabei sein würdig Angesicht;
Wer jener ist, das weiß ich nicht,
Wer kann den Ewigen ermessen?
Er heiße Jupiter, heiß Allah;
Bet Ormuzd, bet Osiris an
Und sei ein Christ, sei ein Braman,
Verehr den Wischnu, den Jehovah!
Doch nur erfülle deine Pflichten! –
Tu jeder Gutes, was er kann,
Und hat er recht und brav getan:
So wird Gott jenseits gnädig richten.
Den 4ten April 1806[25]
Fürst Midas mit den Eselsohren,
Vom Hauptschmuck so genannt,
Wars, der den Nimbus mancher Toren,
Das Diadem erfand.[25]
Er, den Apoll mit langen Läppchen
So herrlich dekoriert,
Hat auch mit einem Purpurkäppchen
Zuerst sein Haupt geziert.
Und so versteckt er seine Mängel
In Mützen von drap d'or,
Wie manche unsrer holden Engel
Die ihrigen in Flor.
So stand es, als bei seinem Sterben,
Als Fideikommiß,
Er seinem Sohn als nächsten Erben
Das Mützchen hinterließ.
Der Erbe rief mit Spott und Staunen,
Ei, Freunde, seht doch, seht!
Fürst Midas hatte seltne Launen!
Ei, seht doch, wie das steht!
Er ziert es mit gestickten Streifchen
Und zerret, ändert, schiebt
So lange, bis mit einem Reifchen
Von Gold er es umgibt.
Das Reifchen wird nun bald verbessert,
Mit Steinen bunt besetzt,
Sein Wert gar bald vergrößert,
Als höchstes Gut geschätzt.
So ward die Krone, deren Schimmer
Manch langes Ohr versteckt
Und deren blendendes Geflimmer
Selbst Lastertaten deckt.
Den 5ten April 1806[26]
(nach den gegebenen Endreimen verfertigt)
Das ist wohl nicht das größte Gut,
Ein neues Kleid, ein neuer Hut,
Der hohe Rang, die goldne Dose!
Der Hirt ist glücklicher auf Moose,
Als du bei vollbesetztem Tisch,
Bei Torten und dergleichen Wisch.
Er kann bei seinem leichten Essen
Den Kummer und den Gram vergessen,
Und wie der Städter nicht sein Kind,
Liebt er in Einfalt dort sein Rind.
Dies Glück macht froh die, die es haben,
Ihm raubens Motten nicht, nicht Schaben.
Mit balsamischem Gefieder
Deckt der Abend nun die Flur,
Sanfte Kühlung weht hernieder,
Stille sind der Vögel Lieder,
Feiernd schweiget die Natur.
Ruhe träuft von seinem Flügel,
Und er spendet Labung aus.
Dort, an jenem grauen Hügel,
Kehrt vom Feld, mit losem Zügel,
Froh der Ackersmann nach Haus.
Stille deckt die düstre Erde,
Alles ruht auf Berg und Tal,
Zu den Hürden eilt die Herde,
Abgemattet ziehn die Pferde
In den langentbehrten Stall.
Purpurröte überwebet
Hell das blaue Firmament,
Und das Laub im Walde bebet,
Von des Zephirs Hauch belebet,
Und der ferne Westen brennt.[27]
Rotes Gold glüht in den Lüften,
Spiegelt sich im nahen Teich.
Dunkles Grau umhüllt die Triften,
Berg und Tal und Wiese düften,
Dampfenden Altären gleich.
Hinter jener Berge Rücken
Sinket Phöbus hehr hinab,
So stürzt, Hoheit in den Blicken,
Sich der Brave mit Entzücken
Für das Recht ins offne Grab.
Nichts kann seinen Mut ermatten,
Wenn die Pflicht den Edlen ruft,
Er zählt fröhlich seine Taten,
Fliehet in des Grabes Schatten,
Sinket heiter in die Gruft.
Denn warum sollt er auch beben,
Bald entweicht des Grabes Nacht,
Bald kehrt er zu besserm Leben,
Bald wird er sich neu erheben,
Wie die Sonn in hehrer Pracht.
Den 27ten April 1806[28]
Es lebt einmal in niedrer Hütte
Ein Klausner im Ardennerwald,
Von dessen Ruhm und strenger Sitte
Ringsum das ganze Land erschallt'.
Er betete bei Nacht und Tage,
Sein Mahl bestand aus schlechtem Brot,
Er rettete, so geht die Sage,
Gar oft das Land aus Pest und Not.
Einst, als ein Frost aus rauhen Lüften
Sich niedersenkt' auf die Natur,
Drückt Mißwachs die erstorbnen Triften,
Und Mangel jede Kreatur.[28]
Und auch des Eremiten Schwelle
Verschont der grause Hunger nicht,
Er grinst auch in die enge Zelle
Mit abgezehrtem Angesicht.
Der Alte lenkt nach jenen Hütten,
Die ihn gepflegt, den matten Lauf,
Doch plötzlich hält in seinen Schritten
Ihn Hunger und Ermattung auf.
Von Froste starren seine Glieder,
An eine nahe Eiche lehnt
Er seinen Leib und stürzet nieder
Und ächzet an der Erd und stöhnt.
Doch sieh! Mit gräßlicher Gebärde
Naht nun ein Weib, hört sein Geschrei,
Erblickt den Armen auf der Erde
Und eilet schnell zu Hilf herbei.
Der Alte stöhnt: Ach, hab Erbarmen!
Nur einen kleinen Bissen Brot!
Es ist der letzte, in mir Armen
Wühlt schon der martervollste Tod.
Ich, Armer, sollte Brot dir geben?
Ruft sie, von herben Tränen schwer
Rollt hier ihr Blick, bei meinem Leben!
Ich habe nur dies Stückchen mehr.
Mit diesem will ich mich noch laben,
Das Totenmahl soll es mir sein. –
Doch, Alter, nein, du sollst es haben,
Hier, Lieber! Nimm es, es ist dein!
Ihr Busen pocht in lauten Schlägen,
Und mit verzweiflungsvollem Sinn
Schreit sie: Ach, gib mir deinen Segen,
Hier ist das Brot, ach, nimm es hin![29]
Er nimmts und nässet es mit Tränen,
Ich Sünder soll dich segnen? – dich?
O, rufet er mit leisem Stöhnen,
Weib, du bist heiliger als ich!
Den 28ten April 1806[30]
Musen, hüllet mir die Leier,
Die sonst nur der Freud erklang,
In der Trauer dunkeln Schleier,
Klagend halle mein Gesang!
Schwermutsvoll, in dumpfen Tönen
Weine, holde Elegie,
Fleuch, o fleuch, mit leisem Stöhnen,
Hin ins Land der Phantasie!
Hebe dich auf leichten Schwingen
Zu der Göttin hehrem Thron,
Hilf ein Totenlied mir singen
In Tibulls gerührtem Ton!
Zwar nur eine kleine Grille
Ist es, was mein Lied beweint,
Aber diese niedre Hülle
Barg mir einen teuern Freund.
Einen Freund, der mir die Sorgen
Aus dem wunden Herzen sang,
Der an jedem frühen Morgen
Freudig mir entgegensprang.
Er, der oft mit seinen Scherzen
Lust und Heiterkeit mir gab,
Stürzt, ein Raub von herben Schmerzen,
In sein allzufrühes Grab!
Tot liegt er vor meinen Füßen,
Tot vor meinem feuchtem Blick,
Unerweckbar meinen Küssen,
Nimmer kehret er zurück!
Schlafe denn, da dich mein Kummer[30]
Nimmermehr zum Leben ruft,
Schlafe denn den Todesschlummer,
Ruhe sanft in düstrer Gruft!
Den 14ten Mai 1806[31]
Monden schwinden, Jahre fliehen
Auf den Fittigen der Zeit!
Kaum siehst du die Rose glühen,
Kaum siehst du das Veilchen blühen,
Hat ein Windstoß sie zerstreut.
Heute strahlt Gesundheitsfülle
Aus des Knaben muntern Blick!
Morgen deckt des Grabes Hülle
Ihn mit grauser Todesstille,
Und erloschen ist sein Blick!
Wohl dem, der als Greis und Knabe
Nur der holden Tugend lebt,
Und auch an dem nahen Grabe
An des Alters schwachem Stabe
Nicht vor dem Vergelter bebt!
Der, doch mäßig und bescheiden,
Auch des Lebens Lust genießt,
Und zum Kelche seiner Leiden
Manchen Tropfen sanfter Freuden
Weise und bedachtsam gießt.
Dem zum Guten und zum Schönen
Liebe nur die Brust erfüllt,
Der der armen Waise Stöhnen
Und der Witwe herbe Tränen
Helfend wie ein Engel stillt.
Er kann froh den Blick erheben,
Denn er ist ein braver Mann,
Ewig, ewig wird er leben,[31]
Über Sternen wird er schweben,
Denn auch er hat recht getan!
Teurer Freund, auch du sollst nützen! –
Höre stets der Tugend Ruf,
Denn du sollst sie unterstützen
Und gekränkte Unschuld schützen,
Wie das Wesen, das dich schuf!
Nicht nur nützen; auch das Freuen
Weigert dir die Gottheit nicht:
Deine Kraft den Musen leihen,
Und dich ihrem Dienste weihen,
Sei dir Freude, sei dir Pflicht!
Handle immer brav und bieder! –
Hast du recht und brav getan,
Dann singt einst der Chor der Brüder
Dir am Grabe Trauerlieder,
»Hier auch liegt ein braver Mann!«
Den 27ten juli 1806[32]
ein Gedicht in drei Gesängen
Erster Gesang
Die Liebe herrscht in mancherlei Gestalten
In allen Teilen unsrer schönen Welt.
Nur Harmonie kann diese Welt erhalten,
Und Liebe nur ist das, was sie erhält.
Sie fesselt zum Verein, in dem Gewande
Der guten, allerhaltenden Natur,
Die fremden Kräfte durch der Eintracht Bande,
Und überall erkennst du ihre Spur.
Ja, Liebe, deine Zaubermacht beglücket
Den weisen Briten an der Themse Strand,
Indes sie auch den Araber entzücket,
In wüster Stepp, an seines Mädchens Hand.
Die schönsten Güter unsers irdschen Lebens
Beutst, Liebe, du, und die Zufriedenheit[32]
Wem, Holde, ihr nicht lächelt, sucht vergebens
Am Thron und in der Hütte Seligkeit.
So mancher arme Tor hat dies erfahren
Und unter diesen auch mein Lykoon.
Er sucht' das wahre Glück in den Gefahren
Des Krieges, in der Hütt und an dem Thron.
Kalt sah er seiner Jugend Blüte schwinden
In düstrer, abgeschiedner Einsamkeit.
Umsonst! Er konnte sie doch niemals finden,
Die götterähnliche Glückseligkeit.
An eines Weibes treuer Brust, umschlungen
Von ihrem Arm, an eines Weibes Hand,
War es nach langem Kummer ihm gelungen
Zu finden, was er vorher nirgends fand.
Doch halt, o Muse, die auf leichtem Flügel
Sich kühn ins Land der Phantasien schwang,
Ergreif den tollen Pegasus beim Zügel,
Beginne den melodischen Gesang!
Die tolle Schar der fessellosen Winde
Durchheulten laut, mit ungewohnter Wut,
Des waldbedeckten Tales stille Gründe,
In denen Lykoon, der arme, ruht.
Er lag in einer Höhle dunkeln Schatten
Dahingestreckt auf weiche Binsenmatten.
Der Sturm weckt' ihn aus seinem süßem Schlafe.
Er hebt den nassen Blick von Tränen schwer
Und ruft voll Harm: Ich bin der stete Sklave
Von allem außer mir und nie mein Herr!
Von allem äußeren werd ich getroffen,
Ein Windstoß raubt mir meine Freuden, und
Ich wage noch Glückseligkeit zu hoffen
Auf diesem mir verhaßten Erdenrund?
Ich hoffte einst, in meiner Jugend Träumen;
Sie schwanden bei dem ersten Strahl des Lichts,
Ich kam zurück aus den so schönen Räumen
Der Phantasie, sie sanken in ihr Nichts!
Weh mir, es war ein schreckliches Erwachen!
Wie der, der sich im Traume glücklich dünkt,[33]
Erwacht, und sieht sich in des Löwen Rachen,
Von dessen Aug der Tod entgegenwinkt.
Wohl dem, der träumend noch, in Charons Nachen
Voll von beglückenden Ideen sinkt!
Doch solch ein Schicksal war mir nicht beschieden,
Sogar das Grab verschließt mir seinen Schoß,
Der hagre Tod verhöhnt den Lebensmüden
Und martervolles Leben ist mein Los.
Ich sahe froh den Kampf der Elemente,
Denn meine kühnste Hoffnung ist der Tod,
Den Tod nur flehend, falt ich meine Hände,
Denn neue Qual bringt jedes Morgenrot,
Und jeder neue Tag bringt neue Tränen!
So rufet Lykoon, rafft sich empor
Von seinem Lager, und mit leisem Stöhnen
Tritt er aus seiner dunkeln Gruft hervor.
Und eilet wild auf ungebahntem Pfade,
Den schwarze Nacht und Finsternis umhüllt,
Dahin, wo an das felsigte Gestade
Die hohe Well in großen Bogen schwillt
Und selbst den lauten Donner überbrüllt.
Stets dunkler schwärzet sich der düstre Himmel
Und heller flammt der Blitze falbe Glut,
Das Meer erbraust mit neuer Wut,
Die Elemente kämpfen, im Getümmel
Mischt sich der hohe Himmel mit der Flut,
Die alternde Zypresse stürzt darnieder,
Im Staube liegt ihr hundertjährges Haupt,
Und bang und bebend flieht der Luft Gefieder,
Die holden Sänger kunstlos schöner Lieder,
Des langgewohnten Aufenthalts beraubt.
Da steht er nun mit gräßlicher Gebärde
Und senket wild das starre Aug zur Erde.
Doch plötzlich hebt er den gesenkten Blick,
Nur drunten, ruft er, in des Todes Armen,
Nur dort, dort wohnet Mitleid, wohnt Erbarmen,
Nur drunten blühet dem Verfolgten Glück,
Dort erst, in jenen weitentfernten Zonen,[34]
Wo der Kozytus fließt, wo Geister wohnen,
Kehrt Ruhe in die wunde Brust zurück,
Nur jene, die im fernen Orkus weilen,
Verschont mit seinen giftgetauchten Pfeilen
Ohnmächtig das verfolgende Geschick.
Nur in Elysiens Fluren wohnet Frieden,
An Lethens hochbeglücktem Strand verhallt
Der Seufzer der Unglücklichen, hinieden
Droht neue Marter stets dem Lebensmüden.
Der, der auf diesem Unglücksballe wallt,
Fühlt stets des mächtgen Unglücks Allgewalt.
Drum denn hinüber nach dem schönen Lande,
Wo uns des Glückes hohe Palme winkt,
Gelöset von des Lebens ehrner Bande,
Der Mensch ans mütterliche Ufer sinkt
Und neu belebt an Lethes Strande
Vergessenheit in vollen Zügen trinkt.
Hinaus, Gequälter, fort aus diesem Leben,
Mit deinem Atem fliehet deine Qual,
Der Tod nur kann dir jene Freuden geben,
Die dir das grausame Geschick hier stahl.
Schon dreißig Jahre hab ich nun gelitten,
Den schweren Kampf mit dem Geschick gestritten,
Doch nun lohnt meinen Leiden Götterlust.
Empfangt denn meinen Leib, ihr schwarzen Wogen,
Ich fühle mich zu euch hinabgezogen,
Denn keiner Schandtat bin ich mir bewußt!
So ruft er und steigt bei dem Schein der Blitze
Hinauf bis zu des Felsens steiler Spitze
Und stürzt – an eines alten Mannes Brust,
Der ihn, mit freundlich helfendem Bemühen,
Versucht, vom hohen Ufer fortzuziehen,
Wie wenn in Lybiens unfruchtbaren Strecken
Ein Leu, von jeder Kreatur verflucht,
Der armen Landbewohner grausam Schrecken,
In öden Wäldern seine Beute sucht.
Er hört ein Lamm im nahen Busche blöken,
Raubgierig eilet er dahin und fällt[35]
In Netze, die der Jäger schlau gestellt.
Er schüttelt heiß von Rachbegier die Mähne,
Bleckt grimmig seine blutbesprützten Zähne,
Sein aufgesperrter weiter Rachen droht
Dem kühnen Jäger, der ihn fing, den Tod.
So wendet Lykoon in raschem Grimme,
Den Störer zu bestrafen, sein Gesicht,
Als jener ihn umarmt und weinend spricht,
Mein Lykoon; mein Freund, kennst du mich nicht?
Kennst du nicht mehr des alten Freundes Stimme?
Mein Lykoon, ist deinen Ohren
Ihr einst so wohlbekannter, süßer Klang
Itzt fremd geworden, die dir, kaum geboren
Zuerst ein schlaferweckend Liedchen sang
Und fremd der Mann, der deine Kindheit pflegte,
Der in des heitern Knaben junges Herz
Den Keim zum Edlen und zum Guten legte,
Der jede Freude, jeden Schmerz
Voll Liebe väterlich mit dir geteilet,
Der kurz zuvor dem Tode dich entzohn
Und nun voll Lust in deine Arme eilet,
Kennst du nicht mehr den alten Polyon?
wie aus dem Schlaf erwacht sieht Lykoon
den Sprecher an mit Ungewissen Blicken,
doch kaum hat er das Aug gewandt und schon
liegt er an seinem Halse voll Entzücken
und drohet ihn mit Küssen zu ersticken.
Kaum windet sich der alte Polyon
aus seinen Armen, die ihn fast erdrücken,
tritt zwanzig Schritte weit zurück und meint,
nun werd er freier Atem holen können,
Doch hier verfolgt ihn auch sein junger Freund,
der es drauf angelegt zu haben scheint,
den Alten in die See hinabzurennen.
Doch endlich leget sich die erste Glut
des Wiedersehns, doch nun strömt eine Flut
von mehr als hunderttausend Fragen,
die sich wie Regentropfen jagen,[36]
aus unsers ungestümen Helden Mund
auf den erschrocknen Alten, und
er kann sich kaum des Wütenden verwehren,
der immer näher ihm zu Leibe geht,
er bittet, jammert, wimmert, fleht
umsonst, sein junger Freund scheint nicht zu hören!
Ihr stutzet, Freund, wie [nur] ein Mann,
der Wochen mit der ganzen Erde grollte
und grimmen Tod im Meere suchen wollte,
nach Irdischem so eifrig fragen kann!
...[37]
ein Rittergedicht in Gesängen
Erster Gesang
O Krieges Muse, stimme mir die Leier,
Die sonst von Scherz und Liebe nur erklang,
Zum freien Ton der Ritterabenteuer
Und leite meinen schwankenden Gesang.
Die Muse ruft der Sänger von Achilles Grimme
Und heutgen Tags mit lauter Stimme
Zur Wehemutter mancher Dichter, wenn er kreißt,
Doch wie uns die Erfahrung weist,
Bemühet mancher sie von ihrem Wolkensitze
Und stellet sie an seines Werkes Spitze
Und meldet uns mit gräßlichem Geschrei,
Daß sie die Mutter seines Sohnes sei,
Da doch das Kind die göttliche Gestalt der Muse
Und ihre holden Züge so erreicht,
Wie Anadyomene der Meduse,
Die Eule einem Schwane gleicht.
Die Muse will ich nicht bemühn. Mein sei die Ehre,
Die dies, mein erstgebornes Söhnchen, sich erwirbt,
Und wenn es auch schon in den ersten Wochen stirbt,
Und wenn sein Los auch Schande wäre,
So komm auch diese über mich. Wie Zeus getan,
Will ich aus meinem eignem Haupt gebären.[37]
(Lest nur die Mythen nach und euern Lucian.
Dort werdet ihr es deutlich hören,
Wie der geplagte gute Mann,
Um eines unerbittlichen Schicksales Willen
Mit einem Male zu erfüllen
Und auch zugleich die Stimme seiner Herrschergrillen
Und Herrscherfurcht zu stillen,
Obgleich der Schritt ihn sehr betrübte,
Die holde und schon schwangere Geliebte,
Mit Schmerz und Tränen, aber doch verschlang,
Wie seinem Haupte dann die schöne
Mit Speer und Schild bewaffnete Athene,
Die ewig keusche, hehr entsprang,
Und wie das alles heißt, was die Poeten singen. –)
Mag auch der Kritiker und Kritikaster schrein,
So soll doch meinem Haupt ein Kind entspringen:
Zwar keine Pallas soll es werden, nein,
So mein ichs nicht. Bin ich doch auch kein Zeus, so ein
Gesundes starkes Kind soll es nur sein,
Nur zur Geburt soll mir die Muse Beistand leihn,
Um den ich sie im ersten Vers gebeten,
Denn zum Erzeugen hab ich ihrer nicht vonnöten. –
Doch ho, was hör ich dort in jenem fernen Haine
Für ein betäubendes Geschrei,
Ha, laßt uns sehen, was es sei.
Beleuchtet von der Luna falbem Scheine
Tobt dort der Kampf von ein Paar wackren Rittern.
Seht, jeder spornt sein schaumbedecktes Roß
Und sprengt voll Mut auf seinen Gegner los.
Jetzt treffen sich die Speere, keiner wankt dem Stoß
Des Gegners, doch die starken Lanzen splittern.
Nun springt ein jeder von dem Pferd,
Legt seine tapfre Hand ans Schwert
Und reißt die spiegelhelle scharfe Schneide,
Erhitzt von Kampfgier, aus der glatten Scheide.
Im hellen Strahl des Mondes glühn
Die Schwerter, und die schweren Hiebe rasseln
Hernieder, daß die Funken sprühn,[38]
Und Helm und Panzer prasseln.
Wie wenn ein Fels im tiefen Meere,
Wenn ihn die tolle Flut
Mit schrecklich aufgeregter Wut
Umbrüllt, auf seine Schwere
Und seine Festigkeit, die ihn bisher geschützt,
Mit stillem Hohn und Trotz gestützt,
Der regen Wellen Ungestüm verlachet
Und sich für unbesiegbar hält,
Doch endlich, untergraben, wankt und krachet
Und donnernd in die bodenlose Tiefe fällt,
Vom Zorne des ergrimmten Ozeans bezwungen,
So fühlt der Ritter einer sich umschlungen
Von seines Gegners starkem Arm, zwar wehrt
Er sich verzweiflungsvoll mit Dolch und Schwert,
Doch seines Gegners Eisen schmettert nieder
Aufs welke Haupt, er hebt zum Gegenhieb die Hand,
Doch ihren Dienst versagen ihm die matten Glieder,
Er sinkt entkräftet in den Sand.
Entflammet von der Rache lohen Zunder,
Enthelmt der Sieger des Gefallnen Haupt, und ha,
Welch unerhörtes Wunder!
Statt eines Ritters liegt ein Mädchen da!
Ihr Haupt – von blonden Locken rings umflossen,
Ruht auf der stahlbedeckten Hand,
Das schöne große Aug geschlossen,
Liegt sie betäubt im harten Sand.
...[39]
aus dem Französischen
Um ein verlornes Kalb zu suchen,
Ging einst ein Bauer in den Wald,
Bestieg die höchste aller Buchen
Und lauschte rings umher. Doch bald
Naht ihm sich ein verliebtes Pärchen
Und strecket sich ins weiche Gras,
Das Mädchen stöhnt, das süße Herrchen[39]
Erblickt beim Kuß ich weiß nicht was,
Genug, er dehnt sich an der Erde
Wie ein getretner Wurm und spricht
Mit wollustatmender Gebärde:
»Was seh ich und was seh ich nicht!«
Der Bauer steiget von der Spitze
Des Baums, auf dem er forschend stand
Herab und tritt zum Rasensitze,
Wo er die beiden – küssend fand:
»Ach Herr, ihr könnt mich glücklich machen,
Ihr sehet ja, spricht er schon halb
Beruhiget, so viele Sachen,
Sagt mir, seht ihr nicht auch mein Kalb.«
Den 28 November 1806[40]
Amour, amour tes douces charmes
Vainquent, enflamment tous les coeurs,
A toi potent coulent des larmes
De joie et souvent de douleur.
A ton gouvernement personne
Resiste, et le gueux et le roi
Et tous les mortels s'abandonnent
Aux fleches de ton preux carquoi.
Seulment la belle Antoinette
Ferme à tes charmes ses yeux
Et mes soupirs tendres rejette.
Vainque la belle, bon Dieu!
Den 31 Dezember 1806
Romanze
1
Wenn die Geisterstunde schallet,
Und kein Stern am Himmel lacht,
Wenn kein Fußtritt rings mehr hallet[40]
In der stillen Mitternacht,
Naht sich in der Dunkelheit schützendem Schleier
Dem Fenster des harrenden Liebchens dein Treuer.
2
Lispelt leise am Gegitter,
Das ihn von dem Mädchen trennt,
Robert von Macham, der Ritter,
Der für Anne d'Arset brennt.
Und freudiger schließet nun Anne das Fenster
Und harret voll Sehnsucht der Stund der Gespenster.
3
Feurig liebten sich die beiden,
Rein, wie nur ein Engel liebt,
Doch der Himmel ihrer Freuden
Wurde nur zu bald getrübt:
Denn Annens Geschlecht war geachtet im Lande,
Und Robert Macham nur von niedrigem Stande.
4
Einer von des Hofes Großen,
Mächtig, reich und hochgeehrt,
Aus des Königs Blut entsprossen,
Hatte Annens Hand begehrt.
Der Vater glaubt sich durch den Antrag geachtet,
Ihr Glück wird dem Stolze zum Opfer geschlachtet.
5
Ungerührt von Annens Tränen
Sieht der Vater ihren Schmerz,
Und, um seinem Geiz zu frönen,
Martert er der Tochter Herz.
Um Reichtümer, Hoheit und Macht zu erreichen,
Mag immer die liebende Tochter erbleichen!
6
Robert soll das Mädchen fliehen,
Deren Liebe ihn beglückt!
Alle Freuden, die ihm blühen,[41]
Sind durch diesen Stoß zerknickt.
Die Schöpfung, die ehmals mit Lust ihn erfüllet,
Erscheint nun im Schleier der Trauer verhüllet.
7
Doch der Schmerz weicht bald dem Grimme.
Zu dem Grafen d'Arset spricht
Er mit wuterstickter Stimme,
Zittre, grauer Bösewicht!
Nie soll dir dein schändlicher Anschlag gelingen,
Ich will mir die Hand deiner Tochter erringen.
8
Ha, den Frevel sollst du büßen,
Ruft d'Arset, elender Wurm,
Nasse Steine magst du küssen,
Dort im grassen Felsenturm!
Und winket mit hoch aufgehobener Rechten;
Da füllet das weite Gemach sich mit Knechten.
9
Tobe, tobe, toller Knabe,
Spricht der Graf mit Hohn und Wut,
In des Turmes kaltem Grabe
Schwindet bald der kühne Mut!
Auf, wackere Knechte, auf, bindet den Kühnen,
Nun mag er im Kerker den Frevel versühnen!
10
Roberts Degen mäht die Rotte,
Die ihn überall umringt,
Schrecklich ist er, gleich dem Gotte,
Der die roten Blitze schwingt,
Er stehet im Kreise, verwundet und tötet,
Von Blut ist des Tapferen Klinge gerötet.
11
Da naht Tom, ein niedrer Reiter,
Sonst der Feige nur genannt,
Rückwärts sich dem kühnen Streiter,[42]
Reißt das Schwert ihm aus der Hand,
Und so wird vom Feigen der Held überwunden,
Macham überwältigt, gefangen, gebunden.
12
Hoch, mit Klippen rings umgeben,
Lag ein altes, graues Schloß,
Dort soll Macham künftig leben,
In der Erde tiefstem Schoß
Umschlossen von mächtigen, schrecklichen Mauern.
Dort soll er die Tage der Jugend vertrauern.
13
Dreimal wechselt Lunas Schimmer
Seine glänzende Gestalt.
Da verstummt Roberts Gewimmer,
Und kein banger Klagton schallt
Herauf aus des Turmes gigantischen Schlünden.
Wie, wärs ihm gelungen den Ausweg zu finden?
14
Ja, es ist, es ist gelungen,
Und die goldne Freiheit lacht
Herrlich ihm, er ist gedrungen
Aus des Kerkers düstrer Nacht.
Ha, seht, wo gespalten die Mauer dort klaffet,
Hat er sich dem harten Gewahrsam entraffet.
15
Abgezehrt, mit wunden Füßen
Und bedeckt mit Staub und Blut,
Von der Dornen Zahn zerrissen,
Eilt er auf Graf Arsets Gut.
Ans Fenster von Annens Gemach geht die Reise,
Dort lispelt der Ritter vernehmlich und leise:
16
Wenn die Geisterstunde schallet,
Und kein Stern am Himmel lacht,
Wenn kein Fußtritt rings mehr hallet,[43]
In der stillen Mitternacht,
Naht sich in der Dunkelheit schützendem Schleier
Dem Fenster des harrenden Liebchens dein Treuer.
17
Als die Geisterstunde hallet,
Da rafft Anne sich empor,
Horch, ein leises Klatschen schallet
In ihr aufgeregtes Ohr.
Schnell eilet das Mädchen auf düsteren Wegen
Den Armen des harrenden Ritters entgegen.
18
Auf des Mädchens Lippen glühen
Seine Küsse sanft und warm,
Mädchen, spricht er, laß uns fliehen,
Flieh an deines Robert Arm!
Vorm schrecklichem Grimme der wilden Barbaren
Kann eilige Flucht nur ihr Opfer bewahren.
19
Siehe, dort am nahen Strande
Steht ein schnelles Schiff bereit,
In der Franken schönem Lande
Winkt uns Ruh und Sicherheit.
Geliebte, du willigest ein? – Dein Entzücken,
Dein Ja les ich froh in den flammenden Blicken.
20
Freudig ruft ers, und schon sehen
Sie vom nahen Ufer her
Eines Schiffes Wimpel wehen
Auf dem spiegelglatten Meer.
Da fasset das zagende Mädchen der Starke
Und trägt sie ans Ufer zur harrenden Barke.
21
Fröhlich stoßen sie vom Lande,
Und am fernen Osten lacht
In purpurenem Gewande[44]
Hehr Aurora, neu erwacht. –
Der Leuchtturm am Lande wird nun schon zum Zwerge,
Allmählich verschwinden die heimischen Berge.
22
Doch der heitre Himmel düstert
Plötzlich sich, der Tag erlischt,
Das bestürmte Schiffchen knistert,
Die geblähte Welle zischt;
Und höher und höher in wallenden Bogen
Erheben den Rücken die schäumenden Wogen.
23
Aufgeregte Winde blasen,
Und der Blitze falbes Licht
Flammet durch des Donners Rasen
Wie am großen Weltgericht.
Und höher und höher in türmenden Bogen
Erheben den Rücken die donnernden Wogen.
24
Wie der Pfeil vom Bogen schwirret,
Also eilt der schwache Kiel,
Der im hohen Meere irret,
Aufgeregter Winde Spiel.
Und fürchterlich schwanket eilf schreckliche Tage
Vom Leben zum Tode des Schicksales Wage.
25
Seht, wie dort die Wellen stürmen
Auf des Schiffchens nasser Bahn,
Schrecklich sich wie Berge türmen
Bis zum Firmament hinan.
Und fürchterlich heulet die Windsbraut, und grasser
Erbrüllen im Grimme die kochenden Wasser.
26
Zitternd und mit blassen Lippen
Ruft der Schiffer: Helf uns Gott!
Dort von himmelhohen Klippen[45]
Droht Verderben uns und Tod.
Es heulen wie Donner die brechenden Wellen,
Das Schiffchen mit wütender Kraft zu zerschellen.
27
Und der rohe Schiffer betet,
Von der Todesfurcht gelähmt,
Zu dem Gott, der hilft und rettet,
Der die Ungewitter zähmt.
Da naht sich ein Meerstrom dem sinkenden Schiffe
Und reißt es zerschellt in die grundlose Tiefe.
28
Aus des Meeres nassem Schoße
Ragt Madera hoch empor,
Schön und herrlich, wie die Rose
Aus der niedern Blumen Chor.
Dahin trägt gepeitscht von der Wut der Gewitter
Die mitleidge Woge den starrenden Ritter.
29
Bald fließt Wärm in seine Glieder,
Fühlbar klopft das Herz, er hebt
Schon die schweren Augenlider,
Seufzt aus banger Brust. – Er lebt!
Da rafft er sich plötzlich mit wilder Gebärde,
Von Sorgen bestürmt, von der triefenden Erde.
30
Annen suchen seine Blicke,
Doch umsonst, voll Wut und Gram
Fluchet er auf das Geschicke,
Das das Teuerste ihm nahm.
Da steht er umtobt von der Wogen Getümmel
Und ringet verzweifelnd die Hände gen Himmel!
31
Über Felsen und durch Klüfte
Eilt er fort in schnellem Lauf,
[46]