Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des Titelbildes. Des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.
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BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7322-6826-9
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Anlass zum Schreiben dieses Buches gab ein Artikel der Logenzeitschrift der Fraternitas Saturni „Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst“ in dem folgendes steht: „ . . . Surya (Okkultist) befragte Dr. Hartmann (Theosoph), der unter vielen anderen Arbeiten auch die Novelle „Ein Abenteuer unter Rosenkreuzern“ geschrieben hat, ob das, was er darin beschrieben hätte, nicht nur eine Erzählung, sondern wirklich geschehen sei, und ob er in seinem Leben mit echten Rosenkreuzern zusammengetroffen sei? Hartmann antwortete: „Warum sollte ich nicht mit Rosenkreuzern zusammengetroffen sein?“ Anschließend schildert er, dass die echten Rosenkreuzer jährlich eine Zusammenkunft in einem Berg der Alpen haben (in der Novelle ist dieser Platz als das bayerische Hochgebirge angegeben). Allerdings findet diese Zusammenkunft auf der Astralebene statt. (Nun kommt der Satz, welcher wider Meister Arion geht und mich zu dieser Schrift veranlasste): Vermutlich hat Bardon in seinem Roman „Frabato“ sich die Geschichte der Bruderschaft und des Alten vom Berg hieraus entliehen . . .!“
Solch eine Behauptung, dass wieder einmal Franz Bardon etwas „entliehen“, oder wie des Öfteren schon gesagt wurde, „abgeschrieben hat“, kann ich nicht gelten lassen.
Ich werde nun alles, was über die Bruderschaft des Lichts und dessen Tempel – Shamballa – gesagt wurde, in einen sinnvollen Zusammenhang bringen, denn darüber wurden bis jetzt nur Verstümmelungen und Unwahrheiten ans Tageslicht gebracht. Man braucht nur in Analogien zu denken und schon hat man die Wahrheit!
Am Ende erwähne ich dann, was Franz Bardon über den Tempel geschrieben hat, bzw. was den Hermetikern bekannt ist. Erst nach dem Lesen dieses Werkes kann man sich ein klares Bild über die Wahrheit der obigen Aussage erlauben!
Beginnen möchte ich mit der Behauptung, dass sämtliche Literatur über Shamballa nicht der Wahrheit entsprechen. Es ist nun mal so, dass es auf dem Gebiet der Esoterik 1000 mal mehr Gaukler als wahre Magier gibt! Die spärlichen Informationen sind sehr rar gesät, so dass, wenn man über dem Tempel etwas wissen will, nicht nur einzelne Bücher lesen, sondern die gesamte okkulte Literatur durchstöbern muss, so gut es halt geht. Leider bin ich gezwungen, ein wenig auf die verfälschte Literatur über den Tempel des Lichts näher einzugehen. Als erstes möchte ich den Roman von Ossendowski „Tiere, Menschen und Götter“ erwähnen, in welchem der Autor schreibt, dass er fälschlicherweise den Eingang zu „Agarthi“ gefunden hat, welcher mehrmals in einigen Schriften mit Shamballa verwechselt wird. Nicht nur das, sondern er wird immer wieder mit einem Land oder einer Stadt gleichgesetzt. In Wahrheit ist Shamballa nur ein Tempel!
„Ossendowski, der Autor des Romans, studierte an der Sorbonne in Paris unter der Leitung der Professoren Trost und Bouty Chemie und Physik. Nach Beendigung seiner Studien trat er in die russische Armee ein und war während des russisch-japanischen Krieges der Armee des Generals Kuropatkin als Oberkommissar für Brennstoffe zugeteilt worden. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges war er als technischer Sachverständiger im Obersten Marinerat tätig. Nach der russischen Revolution war er Professor am Polytechnikum zu Omsk, von wo ihn Koltschack abberief, um ihn mit einer wichtigen Mission in Sibirien zu betrauen. Nachdem Koltschack besiegt war, musste Ossendowski durch die Wälder des Jenissei-Gebietes und die Mongolei flüchten.
Dieses Agarthi Ossendowskis ist, nach manchen Einzelheiten zu schließen, völlig identisch mit jenem sagenhaften Agarttha, von dem in modernen Okkultistenkreisen viel „gefabelt“ wird. Die Übereinstimmung mancher Details ist allerdings derart frappant, dass man die Glaubwürdigkeit von Ossendowskis Reisebericht in Zweifel zog und ihn des Plagiates bezichtigte. Diese Polemik gegen Ossendowski wurde eingeleitet durch die Anklage Sven Hedins, der aus einigen unzutreffenden geographischen Angaben glaubte folgern zu können, dass der Verfasser die beschriebenen Gegenden tatsächlich nicht bereist hätte. In seinem Buch „Von Peking nach Moskau“ hat Sven Hedin in einem besonderen Kapitel sich eingehend mit dem Nachweis der vermeintlichen Irrtümer Ossendowskis befasst. Sven Hedin wurde in dieser Campagne von dem französischen Forschungsreisenden George Montandon sekundiert, der Ossendowski öffentlich für einen Betrüger oder Halluzinierten erklärte. Diese Polemiken hatten einen starken Widerhall in der Presse und fanden erst einen vorläufigen Abschluss, als sich Ossendowski und Montandon zu einer öffentlichen Aussprache in Paris im November 1924 trafen.
Nachdem somit der Streit unter den Forschungsreisenden zur Ruhe gekommen war, wurden aus französischen Okkultistenkreisen sehr präzise Plagiatsbeschuldigungen gegen Ossendowski erhoben. Man hatte nämlich eine sehr verdächtige Ähnlichkeit seiner Angaben über das mysteriöse Agarthi entdeckt mit den Darstellungen, die ein französischer „Eingeweihter“ über diesen Gegenstand in einem posthumen Werk niedergelegt hatte. Der am 5. Februar 1909 verstorbene Marquis Saint-Yves d ´Alveydre hatte das Manuskript eines Buches „La Mission de l ´Inde“ hinterlassen, das er wegen seines tiefgründigen esoterischen Inhaltes angeblich nicht zu veröffentlichen wagte und das seine Freunde im Jahre 1910 herausgaben.
In Wirklichkeit lag die Sache aber etwas anders. Die früheren Arbeiten Saint-Yves fanden nur einen sehr geringen Absatz, und in den letzten Jahren seines Lebens war der Marquis in sehr schlechten finanziellen Verhältnissen, sodass ihm die Mittel zur Drucklegung jenes Werkes fehlten. Dieser Marquis (von des Papstes Gnaden) war ein sonderlicher Kauz und ein Utopist reinsten Wassers. Er war ein Weltverbesserer eigener Art, der Europa nach esoterischen Grundsätzen umgestalten wollte. Nebenbei bemerkt wurde sein Gedanke von der gesellschaftlichen Dreigliederung von Dr. Rudolf Steiner als eigene „geisteswissenschaftliche“ Erkenntnis accapariert. Ähnlich wie Hoene Wronski (1778-1843) wandte Saint-Yves d ´Alveydre sich an Könige und Fürsten, um diese für die Verwirklichung seiner esoterisch-sozialen Reformideen zu gewinnen. Saint-Yves d ´ Alveydre soll von zwei indischen Eingeweihten in die Hindu-Geheimlehre eingeführt worden sein, und diese sollen ihm auch die Kenntnis des Vattan, des sakralen Uralphabetes (22 Buchstaben), vermittelt haben. Selbstverständlich bleiben Persönlichkeit und Herkommen dieser Lehrmeister in mystisches Dunkel gehüllt. Von diesen mysteriösen Weisheitslehrern soll er auch seine Informationen auf Agarttha bezogen haben.
Das erwähnte posthume Buch beschäftigt sich beinahe ausschließlich mit dieser verborgenen Mysterienschule. Der vollständige Titel dieses Werkes lautet: „Mission de l ´inde en Europe. Mission – de l ´ Europe en Asie. La question du Mahatma et sa solution“.
Wir erwähnen nur einige Kapitelüberschriften aus dieser kuriosen Schrift: Das Zentralheiligtum des Pam-Kultus. – Wo liegt Agarttha? – Agarttha seit der Rama-Epoche. – Die Zentralverwaltung von Agarttha. – Die Hierarchie in Agarttha. – Die Weisheitslehre von Agarttha. – Das Zentralheiligtum, Sitz des Brahmatma. – Agarttha und die Herrschaft der Welt. – Agarttha und seine Bedeutung für unsere Kulte und Hochschulen. – Agarttha und die Apostelbriefe des Evangeliums usw.
Diese summarische Aufzählung der Kapitel gibt allein schon eine hinreichende Vorstellung von der Bedeutung, die der Verfasser diesem mysteriösen Initiertenkollegium beilegt, das er jedoch nur vom Hörensagen kennen konnte. Seine Hierarchie hat folgende Zuordnung: Der höchste Kreis, der am nächsten neben dem geheimnisvollen Zentrum – Akasha – steht, besteht aus zwölf Mitgliedern, die die höchste Einweihung vertreten. Sie entsprechen unter anderem den 12 Tierkreiszeichen. Man kann die zwölf „Adepten“ auch gleichsetzen mit den „zwölf Sonnen“ oder den zwölf Strahlen der Sonne. Des Weiteren gibt es auch Ähnlichkeiten mit dem Roman von Bulwer Lytton „Das kommende Geschlecht“, die aus einem angeblich unterirdischen Reich, durch hoch entwickelte Wesen, mit Hilfe der geheimnisvollen „Vril-Kraft“ unsere Welt beherrschen und uns mit ihrem Wissen bereichern.
Bereits einige Jahrzehnte bevor die Enthüllungen Saint-Yves d ´ Alveydres über die gefürchteten Eingeweihten von Agarttha veröffentlicht wurden, wusste man in Europa schon einiges über Agarttha und dessen Oberhaupt Brahmatma. Dies hatte Louis Jacolliot in seinen Büchern „Les fils de Dieu“ (S. 236, 263-267, 272) und in „Le Spiritisme dans le Monde“ (S. 2728) ausgeplaudert, die 1873 bzw. 1875 in Paris veröffentlicht worden sind. Louis Jacolliot wurde 1806 in St. Etienne geboren. Nachdem er seinen Dr. jur. gemacht hatte, war er einige Zeit als Rechtsanwalt in Paris tätig und bekleidete alsdann während 20 Jahren das Amt eines Richters in Ponditscherri. Jacolliot ist allerdings ein sehr verdächtiger Gewährsmann, denn seine viel zitierten Fakirgeschichten zeugen von einer unglaublichen Naivität. Er hat insgesamt 17 Bücher über indische Traditionen, Religionswesen, Mysterienkulte und dergl. geschrieben, deren dokumentarischer Wert wegen seiner Leichtgläubigkeit und Oberflächlichkeit jedoch sehr gering ist. Uns interessiert hier vor allem nur der Zeitpunkt, an dem die Agarttha-Frage zuerst im modernen okkultistischen Schrifttum aufgetaucht ist. Jacolliots Buch „Le Spiritisme dans le Monde“, das bereits 1879 in zweiter Auflage erschien, wurde damals in Spiritistenkreisen viel gelesen.
Bekanntlich wurde die Theosophische Gesellschaft gegen Ende des Jahres 1875 von H. P. Blavatsky gemeinschaftlich mit Oberst Olcott gegründet. Ebenso bekannt ist, dass diese Gesellschaft aus der spiritistischen Bewegung hervorging, wenngleich auch jetzt der Spiritismus in diesen Kreisen offiziell verpönt ist. Frau Blavatsky soll selbst Medium gewesen sein, oder wenigstens verstand sie es, ihren Anhängern solche Fähigkeiten glaubhaft zu machen. Nachdem jetzt die „Quellen“ allmählich bekannt geworden sind, die H. P. Blavatsky für die Redaktion ihres konfusen Monumentalwerkes „Isis Unveiled“ benutzte, dürfte es sehr wahrscheinlich sein, dass sie in Jacolliots Schriften die erste Anregung zur Erfindung der Mahatmas fand, die in der Folgezeit eine ganz hervorragende Rolle in der theosophischen Bewegung spielen sollten. Diese Vermutung wird dadurch bestätigt, dass Rene Guenon (Theosophisme, S. 92) einen Brief Olcotts erwähnt, worin dieser Frau Blavatsky das Buch „Spiritisme dans le Monde“ sowie Jacolliots sonstige Schriften über Indien angelegentlichst empfiehlt. Zu jener Zeit war Olcott selbst mit der Lektüre dieser Bücher beschäftigt. Anfänglich versuchte H. P. Blavatsky die neue Gesellschaft dadurch zu akkreditieren, dass ihre Gründungsmitglieder Angehörige bedeutender Geheimorden sein sollten. Bald berief man sich auf die mysteriöse H. B. of L. (Hermetic Brotherhood of Luxor), bald auf den – wenigsten dem Namen nach – bekannteren Rosenkreuzerorden. Während der ersten Jahre berief man sich auch formell auf die Initiertenschule Agarttha. Bemerkenswert ist, dass Blavatsky bis gegen 1875 stets nur von ihrem Kontrollgeist „John King“ sprach, dessen besonderer Schutz übrigens noch von verschiedenen Pseudomedien beansprucht wurde. Erst später, vermutlich nach der Lektüre von Jacolliots Elukubrat, lässt H. P. Blavatsky den Mahatma Koot Hoomi Lal Singh in Aktion treten, dem sie später Morya zugesellt, den einige Jahre nachher auch Annie Besant für sich in Anspruch nahm. Als Dritter im Bunde erschien in der Folge dann noch Djwal Kul.
Die Mahatmas sind nach theosophischer Auffassung Hochgradeingeweihte der „Weißen Brüderschaft“, d. h. jener okkulten Hierarchie, die im Verborgenen die Welt leitet: Hier ist also das Agarttha-Motiv in der theosophischen Literatur klar erkennbar. Anfänglich wurden die Mahatmas einfachhin als höhere „Brüder“ von den Theosophen bezeichnet, gemäß einer Gepflogenheit ihrer Gründer, die verschiedenen freimaurerischen Organisationen angehörten. In der Folge wurde jedoch die dem Rosenkreuzerjargon entnommene Bezeichnung „Adept“ gebräuchlicher. Für die Theosophen sind diese Adepten lebende Menschen, jedoch Menschen, die durch Askese besondere Fähigkeiten und Kräfte in sich entwickelt haben, die übermenschlich erscheinen, wie z. B. die Möglichkeit, die Gedanken anderer zu erkennen, die Fähigkeit, auf psychischem Wege mit anderen Adepten auf große Entfernungen zu verkehren, sowie auch das Vermögen, auf astralem Wege von einem Ende der Welt zum anderen, ja selbst auf andere Planeten zu wandern.
– Zitiert aus dem „ZfO“, „Das Agarttha-Motiv“ von E. Hengtes.