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Unterwegs mit Ralf Nestmeyer
Schon lange gehört Südfrankreich zu meinen persönlichen Sehnsuchtslandschaften. Begonnen hat diese „Liebesaffäre“ vor rund drei Jahrzehnten. Zusammen mit Freunden war ich nach dem Abitur aufgebrochen, um Südfrankreich zu erkunden - übrigens mit einem Reisehandbuch meines heutigen Verlegers im Gepäck. Stilecht fuhren wir mit einer Ente und einem R 4 durch den Midi, durchstreiften ein paar alte Dörfer und Burgen, tranken im Platanenschatten Café au lait, um schließlich nach einer Fahrt zwischen Lavendelfeldern hindurch an einem heute noch existierenden Campingplatz am Lac d’Esparron de Verdon zu landen. Wir badeten, faulenzten in der Sonne, tranken Rotwein und rauchten Gauloises. Mit anderen Worten: Wir erfreuten uns an all jenen Dingen, die wir für die Quintessenz des französischen Savoir vivre hielten. Nun, ein Restaurant habe ich in diesen Wochen bis auf die Pizzeria am Campingplatz nicht gesehen; es sollten noch ein paar Jahre und einige Frankreichreisen vergehen, bevor ich dem Midi auch kulinarisch verfallen war. Und das Rauchen habe ich auch längst aufgegeben. Meine Liebe zu Südfrankreich jedoch ist geblieben und hat sich in zahlreichen Reiseführern und einem Provence-Krimi („Roter Lavendel“) niedergeschlagen.
Südfrankreich - Die Vorschau
Schöne Städte und Dörfer
Südfrankreich ist ohne Zweifel ein Land der Städte, man denke nur an Toulouse und Nîmes. Aix-en-Provence gilt als die französische Bilderbuchstadt schlechthin, mit Avignon und Arles besitzt die Provence zwei weitere klassische Städte. Nicht ausgespart bleiben darf selbstverständlich ein Besuch der berühmt-berüchtigten Millionenmetropole Marseille. Entlang der Côte d’Azur reihen sich „Badeorte“ mit mondäner Vergangenheit wie Menton, Nizza und Cannes wie Perlen auf einer Schnur, westlich von Marseille locken Montpellier, Sète und Perpignan. Freunde des Mittelalters werden an dem Städtchen Carcassonne, das schon Walt Disney inspiriert hat, ihre helle Freude haben, und Perpignan darf sich stolz rühmen, früher die Residenz der mallorquinischen Könige gewesen zu sein. Zu den schönsten Orten an der Küste zählen trotz der nicht abreißenden Besucherflut immer noch Saint-Tropez, Collioure und Cassis. Wer ein Faible für kleine, verträumte Bergdörfer hat, wird in Südfrankreich ebenfalls nicht enttäuscht: Mont-Louis, Gourdon, Sainte-Agnes oder Minerve wetteifern um die Touristengunst. Einen besonderen Reiz üben aber die Kleinstädte aus, die von ihrer Größe her oftmals besser als Markt charakterisiert werden sollten: so beispielsweise Cotignac oder Aups im Haut Var, L’Isle-sur-la-Sorgue in der Vaucluse, Sisteron in der Haute-Provence oder Céret und Pézenas in der Region Languedoc-Roussillon.
Kunst und Kultur
Freunde klassischer Altertümer finden nirgendwo außerhalb Italiens mehr römische Bauten vor als in Südfrankreich; manche römischen Monumente wie der Pont du Gard und die Siegestrophäe von La Turbie sind gar einzigartig, doch auch das antike Theater von Orange und das Amphitheater von Arles bestechen durch ihre Proportionen. Sieht man von der Antike ab, so hat vor allem die Romanik ihre Spuren in der Provence und im Roussillon hinterlassen. Neben den drei berühmten Zisterzienserklöstern Le Thoronet, Sénanque und Silvacane sind das Kloster Saint-Guilhelm-le-Désert und die Wallfahrtskirche Saint-Gilles für ihre Formensprache berühmt. Fantastisch ist auch die Ingenieursleistung des zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Canal du Midi, der sich mit seinen Platanenalleen und Schleusen wie ein überdimensionales Landschaftskunstwerk von Carcassonne bis ans Meer erstreckt. Wer sich für moderne Kunst interessiert, kann in einen wahren Kunstrausch verfallen. Angefangen bei der weltberühmten Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence bis hin zu mehreren faszinierenden Museen, die jeweils einem einzigen Künstler gewidmet sind - wie in Biot (Fernand Léger), Nizza (Matisse) und Antibes (Picasso) -, ist einiges geboten. Eindrucksvoll ist auch der postmoderne Bau des Carrée d’Art in Nîmes, das Norman Foster dem römischen Tempel Maison Carrée kongenial gegenüberstellte.
Einzigartige Landschaft
Trotz der vielen Städte und Dörfer ist Südfrankreich ein dünn besiedelter Landstrich, die rauen Höhen der Cevennen und die kargen Täler der Seealpen sind genauso wie die unwirtliche Camargue von menschlicher Besiedlung weitgehend verschont geblieben und bieten eindrucksvolle Naturerlebnisse. Wanderfreunde finden im Luberon und den anderen südfranzösischen Gebirgszügen ein reiches Betätigungsfeld. Drei National- und vier Regionalparks sollen zudem den Erhalt der natürlichen Umwelt langfristig sichern helfen. Während der Grand Canyon du Verdon gewissermaßen schon zum Pflichtprogramm einer Provence-Reise gehört, lassen sich die Gorges de la Nesque sowie die Gorges du Cians als vergleichsweise unberührte Schluchten empfehlen. Faszinierend sind auch viele Naturdenkmäler, so die Cirque de Navacelles, ein imposanter Felskessel, der durch den veränderten Lauf der Vis entstanden ist, oder das bizarre Felsenmeer Montpellier-le-Vieux. Auch die stellenweise stark zersiedelte französische Mittelmeerküste kann mit landschaftlichen Highlights aufwarten: Malerisch ist vor allem der Küstenabschnitt zwischen Menton und Nizza, wo sich die Ausläufer der Seealpen bis an das Ufer heranschieben, sowie die Côte Vermeille am Fuße der Pyrenäen. Gelegentlich wurde auch ein wenig nachgeholfen, um die Natur in besonders üppiger Form zum Blühen zu bringen. Der Garten der Fondation Ephrussi de Rothschild auf Cap Ferrat und die Résidence Les Colombières in Menton gehören zu Recht zu den schönsten Beispielen europäischer Gartenbaukunst. In der Bambouseraie de Prafrance bei Anduze glaubt man sich nach Asien versetzt, mehrere Meter hoch ragen hier mächtige Bambusstauden in den Himmel.
Sonne und Wasser
Für einen reinen Badeurlaub lassen sich - zugegebenermaßen - nicht nur entlang der südfranzösischen Küste geeignete Strände finden. Doch ein Flair, wie es die klassischen Badeorte der Côte d’Azur zu bieten haben, wird man andernorts vergeblich suchen. Selbst Großstädte wie Nizza und Marseille besitzen einen recht passablen Hausstrand. Manch traumhafter Strand auf der Halbinsel von Saint-Tropez mag während der Hochsaison zwar etwas überlaufen sein, dafür locken in der Camargue rund um Les-Saintes-Maries-de-la-Mer ausgedehnte, wenig besuchte Sandstrände. Überall an der Küste finden sich ausgewiesene Strandabschnitte, an denen Mann und Frau alle Hüllen fallen lassen können. Wer nach Cap d’Agde fährt, muss sich nicht einmal beim Einkaufen oder auf dem Postamt mit Textilien bekleiden. Besonders pittoresk ist natürlich das Baden unterhalb des berühmten Pont du Gard.
Aktivurlaub für Groß und Klein
Sandburgen bauen und im Meer planschen gehört für Kinder zu den Lieblingsbeschäftigungen im Sommer, wird mit der Zeit dann aber doch etwas langweilig; Kinder sind bekanntlich sehr kritische Urlauber. Nachdem sie ein paar Tage im Sand gebuddelt haben, verlangen sie nach Abwechslung. Bestens auf den kindlichen Aktionsdrang zugeschnitten ist ein Bootsausflug zu den Calanques bei Cassis oder eine Tour mit dem Hausboot auf dem Canal du Midi. Das Interessante am Meer sind neben den Badefreuden natürlich die Meeresbewohner. Im größten europäischen Meerwasserzoo - „Marineland“ bei Biot - sind neben Seelöwen und Pinguinen auch Schwertwale, Haie und Delphine zu bewundern. Da man weder vom Boot, noch vom Strand aus viele Fische zu Gesicht bekommt, darf ein Besuch des Ozeanographischen Museums von Monaco nicht fehlen. Kids, die abenteuerliche Herausforderungen lieben, werden noch monatelang von einer Kanufahrt auf der Ardèche oder dem Tarn schwärmen.