© Copyright 2020 Sookie Hell
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Widmung
Dieser Band ist meinen aktiven Leserinnen und Kolleginnen gewidmet, die mich mit Rezensionen, Kommentaren und Likes immer wieder
motivieren, unterstützen und zum Lachen bringen. Ohne euch hätte ich John in den Bauwagen gesperrt, Sven auf Tournee geschickt und einfach alle Staffeln "Game of Thrones" geguckt, anstatt zu schreiben! Ihr seid knorke!
Lesetipp:
Zwischen Band 2 und Band 3 dieser Reihe liegt die sinnliche Erzählung "Flüsternacht 1: Wie erzieht man seinen Dom?", die ihr
kostenlos im Shop eures Vertrauens herunterladen könnt!
John rubbelte sich mit dem rauen Frotteehandtuch durch die nassen Haare, dann griff er den Föhn und blies mit der warmen Luft ein rundes Guckloch in den beschlagenen Spiegel über dem Waschbecken. Er beugte sich vor, beäugte sich kritisch und fragte sich, ob er irgendwas stylishes mit seinen Haaren anstellen sollte. Aber bei ihm war sowieso alles verloren. Egal, was er anstellte, er sah immer aus wie der irische Taugenichts im Film. Gut, die Haare im Nacken waren noch ordentlich ausrasiert, schließlich war er erst vor ein paar Tagen aus New York zurückgekommen und hatte sich dort artig dem Ritual unterzogen, sich von seinem Agenten zum Friseur schicken zu lassen.
Aber alles, was oben drauf war, war orientierungslos. John fragte sich, ob man einen Unterschied sehen würde, wenn er seine Haare abnehmen und umgekehrt wieder aufsetzen könnte. Wahrscheinlich nicht.
Die ostfriesische Wolkendecke über dem Haus riss auf und plötzlich knallte ein Sonnenstrahl aus warmer, goldener Nachmittagssonne in das Männerbadezimmer des Kluntjehauses. John blinzelte geblendet, ging in die Knie, starrte auf seine Haare im Spiegel und murmelte fasziniert: »Umbra verbrannt!«
Er bewegte sich leicht gebeugt hin und her, beobachtete die Lichtreflexe auf seinen Haaren und ließ rasend schnell eine Fotostrecke der Farbtuben, die er auf der Palette ausdrücken würde, um die Reflexe zu malen, vor seinem inneren Auge vorbeiflitzen, dann stellte er fest, dass er aussah wie ein seltsamer Vogel beim Balztanz und richtete sich wieder auf.
Er sah den Mann im Spiegel an, holte tief Luft und wischte dem Menschen mit dem feucht glänzenden dunklen Wischmob auf dem Kopf über das noch unrasierte Kinn. »Mein Gott, ich hab sie tatsächlich ...«
Er senkte verwirrt den Kopf und stützte die Hände aufs Waschbecken. Er wurde schon wieder unerträglich geil. Endlich hatte sie ihre erste Liebesnacht mit ihm verbracht und er hatte Dinge getan, die er nie für möglich gehalten hätte.
Die Tür flog auf und Keno polterte ins Bad. John riss ertappt die Hände hoch, als wäre es etwas Unanständiges, ein Waschbecken anzufassen, dann brummte er: »Kannst du nicht anklopfen?«
Keno rief gut gelaunt: »Bin ich Knigge oder was? Männer klopfen nicht an der Badezimmertür! Kannst ja abschließen, du sensible Künstlerseele!«
John beobachtete im Spiegel, wie Keno um ihn herumgriff und ein Töpfchen auf die Ablage über dem Waschbecken stellte. John zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. »Haarfarbe?«
Keno nickte stolz. »Das ist nicht irgendeine Haarfarbe! Die bestelle ich extra online, auswaschbar und vegan!«
John seufzte, griff den Rasierschaum und schüttelte die Flasche. »Ich wusste gar nicht, dass in anderen Haarfarben Fleisch drin ist!«
Keno ließ sich auf den Badewannenrand fallen, strich sich übertrieben gefühlvoll über die schwarz glänzende Elvistolle und fingerte dann eine Zigarettenschachtel aus der Tasche. »Glaubst du, der Meister merkt was, wenn wir heimlich auf dem Pott eine rauchen? Ich hab keinen Bock, extra rauszugehen.«
John streifte Keno nur mit einem Blick aus dem Augenwinkel und fragte sich, ob Keno Mitte 30 war oder Mitte 13. Keno steckte sich die Zigarette an und grinste verschwörerisch. »Kannst dich ja noch schön eindieseln, wenn du hier Parfum versprühst, riecht man die Kippe gar nicht!«
John zupfte sich kritisch an den Haaren und murmelte: »Anna mag es nicht, wenn Männer sich eindieseln.«
»Pah! Alle Frauen mögen es, wenn Männer gut stinken!«
John schüttelte den Kopf und sprühte sich Rasierschaum in die Hand. »Die Hochsensiblen nicht, die kriegen davon Kopfschmerzen.«
Keno grinste schmierig. »Ah, deswegen machst du dich mittags schön, damit der Duft verfliegt und du wieder nach den gewohnten Ölfarben stinkst, bevor der Abend kommt und du unsere zarte Literatin an dein Herz drückst! Von Ölfarben kriegt man ja keine Kopfschmerzen.«
John klopfte sich den Rasierschaum ins Gesicht, murmelte »Besser als vegane Haarfarbe in Elvisschwarz«, und drehte dann neugierig den Kopf hin und her. Er konnte einfach nicht widerstehen. Mit Rasierschaum im Gesicht sah er immer so bescheuert aus, dass er sich aus dem flaumigen Schaum noch einen Spitzbart zupfte und sich dann aus dem Augenwinkel im Profil bewunderte. Er zog die Augenbrauen hoch und machte ein blasiertes Gesicht. Jetzt fehlten nur noch ein Monokel und eine Reitpeitsche unter dem Arm, dann könnte er mit etwas Glück als Großgrundbesitzer durchgehen.
Keno stöhnte. »Maler, du bist der einzige Mann, den ich kenne, der noch aus Rasierschaum Porträts formt!«
John ging wieder prüfend in die Knie und murmelte: »Eher ein Relief.«
Keno schüttelte den Kopf und saugte an seiner Zigarette wie ein Baby an der Flasche. »Glaubst du, ich könnte die Flauschmaus fragen, ob sie mir die Haare färbt?«
John ließ warmes Wasser ins Waschbecken laufen und nickte langsam. Die Flauschmaus. Steffi würde sich bestimmt freuen, wenn sie mit Keno Friseursalon spielen durfte. »Hmhm. Das wird bestimmt romantisch, ihr beide allein im Bad.«
Oh, mein Gott, ich hab ihr … John atmete tief durch, dann setzte er den Rasierer an und malte einen hautfarbenen Streifen in seinen weißen Weihnachtsmannbart.
Keno nickte verträumt, dann seufzte er traurig. »Sag mal, dieser Dompfaff, der ist nicht im Rennen, oder?«
John zog sich die Wange straff und die Augenbraue hoch. »Dompfaff?«
Keno gab widerwillig preis: »Na, der Pfaffe! Der Kathole! Manchmal guckt die Flauschmaus den so an, dass ich mich frage, ob da was läuft! Aber der darf gar nicht, oder?«
John seufzte. Keno redete von Rafael! Er malte sich einen Streifen auf die andere Wange und trat zurück. Nicht ganz symmetrisch. Sein Gesicht war eben keine Leinwand. Na ja. »Nee, der darf nicht. Zölibat.«
Keno nuckelte wieder an seiner Zigarette, machte dann einen langen Arm, um das Fenster zu öffnen, und sinnierte: »Auch scheiße, oder? So als Kerl? Darf der sich noch nicht mal selbst beflecken?«
John reckte den Hals, schabte die nächste Reihe Stoppeln weg und murmelte: »Katholiken werden blind und doof, wenn sie wichsen.« Er sah Keno an und tippte sich an die Schläfe. »Weil die Gehirnmasse … also, du weißt schon.«
Keno kniff die Augen zu und beugte sich gespannt vor. »Du meinst, die schießt unten raus?«
John nickte ernst. »Klar. Aber nur, wenn du dran glaubst.«
Keno lehnte sich wieder zurück. »Sonst nicht?«
John schüttelte den Kopf und setzte den Rasierer wieder an. »Sonst nicht.«
Keno dachte einen Moment nach, dann stellte er verstehend fest: »Deshalb bist du Atheist!«
John nickte vorsichtig und schabte stumm weiter. Keno blies nachdenklich die Wangen auf. »Und was kommt bei Atheisten raus?«
John seufzte und beugte sich näher an den Spiegel. »95 % Wasser, Eiweiß, Fruktose, Zink, Calcium, Magnesium, Elektrolyte, Hormone, ein paar Millionen Spermien. Sonst nichts.«
Keno nickte beeindruckt. »Klingt wie ein Gesundheitscocktail aus der Apotheke.«
John sah Keno aus dem Augenwinkel an. »Ist aber nicht vegan.«
Keno stutzte. »Wieso das denn nicht? Ist doch gar kein Fleisch drin!«
John stöhnte. »Hallo? Tierisches Produkt? Bist du eine Pflanze oder was?«
Keno warf die Zigarette ins Klo und spülte ab. »Keine Ahnung, hab ich noch nie drüber nachgedacht!«
Es klopfte und Keno öffnete die Tür, um mit Lothar einen stummen Tanz aufzuführen, bis sie geklärt hatten, wer zuerst die Tür passiert. John beobachtete die Wachablösung im Spiegel. Offenbar spielte das WG-Leben sich heute wieder komplett im Männerbad ab. John seufzte und bereute, dass er zu faul gewesen war, im Bauwagen den Ofen anzuwerfen und sich einfach dort zum Duschen heißes Wasser zu machen. Er könnte sich jetzt seelenruhig in seinem hübschen 2,5 qm großen Badezimmer die Stoppeln aus dem Gesicht kratzen und ungestört an Anna denken. Die Elfe war tatsächlich zu ihm ins Bett gekommen und dann hatte er …
Er räusperte sich verlegen und konzentrierte sich dann darauf, dem spiegelverkehrten Lothar dabei zuzusehen, wie er grübelnd auf dem kleinen Badezimmerteppich seine Runden drehte und dabei Notizen in ein Buch kritzelte. John schabte weiter und murmelte: »Du machst analoge Notizen mit einem Stift?«
Lothar nickte gedankenversunken. »Maler, du musst mir mal helfen.«
John schlackerte den Rasierer durch das warme Wasser im Waschbecken und sah Lothar abwartend an. Der digitale Eingeborene nagte an seinem irritierend analogen Bleistift und murmelte dann: »Ich brauche noch einen Titel!«
»Einen Titel?«
Lothar blickte auf und sah John zerstreut an. »Für euer Tango-Video! Anna hat mir den Kommentar dazu geschickt, aber den Titel freigelassen.«
John stutzte. »Wir haben den Tango noch nicht mal getanzt, aber der Kommentar ist schon fertig?«
Lothar nickte eifrig. »Ey, Alter, Keno und ich sprechen den Kommentar ein wie so Sportkommentatoren, verstehst du? Aber ganz andächtig!«
John grunzte. »Tango ist kein Sport, Tango ist Kunst!«
Ihm wurde kribbelig. Er hatte keine Ahnung, wie er es schaffen sollte, vor laufender Kamera mit Anna zu tanzen, ohne sie anzufallen. Sein Kopfkino raste los. Einfach nur mit besinnungsloser Gier unter dieses unschuldige Tanzkleid, mit den Fingern, der Zunge, dem ...
Lothar nickte wieder wild. »Kunstkommentatoren!«
John blinzelte verstört, dann stöhnte er gequält. Das konnte ja was werden! Als er sich bereiterklärt hatte, mit seinen Mitbewohnern ein Video für ihren Videokanal zu drehen, war ihm gar nicht wirklich klar gewesen, auf was er sich da eingelassen hatte. Lothar kritzelte wieder etwas in sein Büchlein, murmelte: »Danke, Maler, du hast mir sehr geholfen!«, und schlenderte wieder aus dem Bad.
John sah Lothar nach, dann widmete er sich wieder seiner Rasur. Endlich ein stiller Moment. Er hatte sie mit aller Kraft gepackt, quer über seinen Schoß gelegt und dann hatte er …
Er sah sein Spiegelbild rot werden, murmelte »Oh, mein Gott!«, dann legte er den Kopf in den Nacken und sah sich selbst kritisch ins Gesicht. Er hatte alles bekommen, was er wollte. Sie hatte ihm versprochen, ihm so lange treu zu ein, wie er ihr treu sein würde. Also für immer, da war er fest entschlossen.Trotzdem war er zutiefst verletzt gewesen, als er morgens aufwachte und nichts im Arm hielt als ein ausgekühltes Kissen. Die Elfe war verschwunden. Ob er zu weit gegangen war?
John zwirbelte sich die Haare zu einem Horn, dann zog er die Mundwinkel herunter wie ein trauriger Clown. Er war immer der gewesen, der sich nachts aus den Betten stahl. Notfalls erfand er eine im Sterben liegende Oma, um einfach nur nach Hause zu kommen. Er hasste es, in fremden Betten zu schlafen, besonders in den Betten verheirateter Frauen, wenn ihre Männer auf Montage oder Geschäftsreise waren. Mit den Frauen anderer Männer zu schlafen, war eine Sache. In den Betten anderer Männer zu schlafen, war eine ganz andere.
Er mochte es gern, wenn warme weiche Frauen in seinem Bett schliefen, aber dann hatte er das Problem, dass er sie am nächsten Tag so schlecht loswurde. Er war nicht gut darin, zu sagen: »So, es war wirklich schön mit dir, aber ab jetzt gehst du mir auf die Nerven!«
John seufzte tief und beobachtete, wie sein Horn langsam in sich zusammen fiel, dann spürte er dem ungewohnten Gefühl der Enttäuschung nach. Die Nacht mit Anna war nicht wie andere Nächte gewesen. Er hatte sich selbst noch nie so hemmungslos, so wild und leidenschaftlich erlebt. Es hatte sich angefühlt, als sei er in dieser Nacht so mit ihr verschmolzen, dass er nie wieder auch nur einen Tag ohne sie sein könnte und er hatte sich gewünscht, dass sie in seinen Armen selig und verliebt schlummern würde, wie es sich für eine Frau gehört. Er wollte sie schützend im Arm halten und die ganze Nacht an seine starke männliche Brust drücken, genau.
Aber sie hatte sich davongestohlen und im Morgennebel aufgelöst, wie es sich für eine Elfe gehörte. Er ging leicht in die Knie und zupfte etwas verwirrt an seinem schlabberigen T-Shirt. Die starke männliche Brust müsste er sich natürlich erst noch antrainieren, aber der gute Wille zählte doch auch etwas, oder nicht?
John schniefte leise und überlegte, ob es zum Thema »Elfen zähmen und halten« wohl ein eBook gäbe, das er sich schnell irgendwo herunterladen könnte, dann rief er auf das nächste Klopfen: »Ist offen!«
Eugen kam mit seinem Wischmob und Putzeimer ins Bad. »Entschuldige, John, ich will dich gar nicht stören, ich dachte nur, ich könnte vorm Tee noch eben feucht durchwischen, ich kann aber auch später wiederkommen!«
John schüttelte nur den Kopf und beobachtete, wie der spiegelverkehrte Eugen das Fenster weiter öffnete und den Badezimmerteppich ausschlug. »Keno war hier, oder?«
John legte den Kopf in den Nacken, folgte mit dem Rasierer vorsichtig den Bartstoppeln an seiner Kehle und schoss dann den Schaum ins Waschbecken. »Wieso?«
Eugen kicherte und vertraute John hinter vorgehaltener Hand an: »Keno denkt immer, ich merke nicht, dass er im Badezimmer heimlich raucht!«
John grunzte einen kurzen Lacher und wusch sich dann den restlichen Schaum aus dem Gesicht. Eugen wischte konzentriert um ihn herum und seufzte dann tief. »Könntest du mir einen Gefallen tun?«
John angelte nach der Rasierwasserflasche, die aussah, als würde das Zeug am unaufdringlichsten stinken, und fragte: »Welchen?«
Eugen richtete sich auf und stützte sich auf seinen Wischmob wie ein Arbeiterdenkmal auf den Spaten. »Wenn du unten durchs Haus kommst, könntest du Anna an den Tee erinnern? Ich mach mir manchmal Sorgen um sie!«
John schluckte. »Sorgen? Wieso?«
Weil er ihr im Bett völlig ekstatisch den Arsch versohlt hatte?
Eugen schüttelte nachdenklich den Kopf und fing wieder an zu wischen. »Sie arbeitet zu viel! Sie vergisst so leicht, regelmäßig etwas zu essen, das ist doch nicht gut!«
John holte hektisch tief Luft und nickte dann. »Ja, klar, kann ich machen. Ich wollte sowieso gleich bei ihr vorbei. Ich bring sie dann mit zum Tee.«
Eugen nickte dankbar. »Dann bin ich beruhigt. Ich denke, ich werde noch eben einen Obstsalat zaubern, was meinst du?«
John nickte, klatschte sich das Rasierwasser ins Gesicht und zischte. »Ah, Scheiße, brennt das! Was ist das, purer Alkohol?«
Eugen betrachtete die Flasche, dann murmelte er: »Irisch Moos ist es jedenfalls nicht!«
John musste lachen. »So weit kommt das noch, dass der Quoten-Ire so müffelt, wie ein Leprechaun aussieht!«
Eugen sah ihn kritisch an und tippte sich dann an die Wange. »John, du bist immer so unachtsam! Du hast dich geschnitten, hier!«
John schlug sich an die Wange, als hätte ihn eine Mücke attackiert. »Oh, mein Gott! Denkst du, ich werde überleben?«
Eugen nickte ernst. »Du kannst ein Stückchen Klopapier drauf kleben!«
John grunzte abfällig und zeigte seinem Spiegelbild einen Vogel. Er würde der Elfe mit einem Stück Klopapier an der Backe nachsteigen, alles klar!
Eugen seufzte. »Es stillt aber die Blutung!«
John winkte nur ab und warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel. Also die Elfe. Er könnte sie zum Tee abholen wie ein gut erzogener Romanheld aus dem neunzehnten Jahrhundert. Und das, nachdem er ihr heute Nacht … atemloses Keuchen, wild und hemmungslos aufeinander klatschende, schweißnasse Körper, von Besessenheit getrieben Leidenschaft bis zur völligen Erschöpfung, aber der Rausch ließ einfach nicht nach, die Lust war unstillbar, egal, wie oft sie es trieben, der ekstatische Moment, das heiße Kribbeln in seiner Handfläche, wenn er hart zuschlug, auf ihren rot glühenden, heißen kleinen Hintern, hatte ihn so um den Verstand gebracht, dass er es immer wieder tun wollte!
Er räusperte sich verlegen vor sich selbst, tippte sich diesmal an die Stirn, und überließ Eugen seinem Wischmob. Auf dem Flur blieb er noch einen Moment stehen, atmete noch einmal tief durch und fuhr sich nervös über die Augen. Er musste einfach zu ihr, wissen, ob es ihr gut ging, sich tausendfach bei ihr dafür entschuldigen, dass er so die Kontrolle verloren hatte. Er musste noch so verdammt viel lernen, wenn er den Sex dominieren wollte.
John räusperte sich und warf den vergilbten Fotos von Eugens Vorfahren auf dem Flur einen verschämten Blick zu. Er wurde schon wieder so scharf, dass seine Hose sich peinlich ausbeulte und die strengen Herren mit gezwirbelten Kaiser Wilhelm Bärtchen in Marineuniformen sahen ihn tadelnd und lustfeindlich an. John trat an einen mit Orden dekorierten aus der Art geschlagenen Rittmeister heran und fragte provozierend: »Na und? Ist dir das etwa noch nie passiert?«
Lothar tauchte hinter ihm auf. »Maler, ich wusste ja, dass du exzentrisch bist, aber wieso unterhältst du dich mit Herren, die seit siebzig Jahren tot sind?«
John zuckte ertappt zusammen. »Das geht nur ihn und mich was an!«
Lothar grinste ihn einfach nur abwartend an, dann fragte er: »Kommst du zufällig bei Frau Schnulze vorbei?«
John nickte ruckartig. »Zufällig ja.«
Lothar lächelte zufrieden. »Ah! Dann richte ihr doch bitte aus, dass ich das Sound-Plugin installiert habe und sie sich jetzt mit dem freien Mitarbeiter in Verbindung setzen kann, sie weiß dann schon Bescheid. Aber vergiss es nicht!«
John bekam misstrauische Schlitzaugen. »Welcher freie Mitarbeiter?«
Lothar zog sein Notizbüchlein aus der Tasche und blätterte mit wichtiger Miene darin herum, dann steckte er es wieder ein. »Ich nenne keine Namen! Aber es geht um gemafreie Gitarrenriffe.«
John schüttelte verwirrt den Kopf. »Riffs, oder? Riffe sind die Dinger, auf die Schiffe auflaufen!«
Lothar atmete tief durch, dann legte er John die Hand auf die Schulter wie ein Chef, der seinen praktikantenfreundlichen Tag hat. »Das schätze ich so an dir Maler, du tust besser Deutsch als wie viele Deutsche!«
John fuhr sich blinzelnd über die Augen. »Äh, ich bin halber Deutscher?«
Lothar nickte salbungsvoll. »Eben! Dafür sprichst du ganz gut Deutsch! Erstaunlich, oder?«
John runzelte die Stirn. »Hat das Gespräch hier irgendeinen Sinn? Sonst würde ich jetzt ...«
Er machte eine unbestimmte Handbewegung in Richtung Treppe. Lothar neigte den Kopf und sah ihn nachdenklich an. »Hatte jemals eins unserer Gespräche einen Sinn?«
John überlegte kurz, dann fiel ihm ein: »Vorgestern hast du mich gefragt, ob ich die gelben Säcke schon an die Straße gestellt habe. Das fand ich vom Sinngehalt her ganz okay.«
Lothar nickte eifrig und zückte wieder sein Notizbuch. »Warte, das schreibe ich mir auf!«
John warf ihm noch einen misstrauischen Blick zu, dann stolperte er die knarrende alte Holztreppe herunter und fragte sich, wann die Mitbewohner, die ihre Zimmer im Haus der schrulligen Künstler-WG hatten, zu den wesentlichen Dingen kamen, die er den ganzen Tag in seinem Bauwagen tat. Grübeln, Schweigen, Arbeiten, Träumen. Er hatte nur heiß duschen wollen und hatte jetzt mehr Dialoge geführt als sonst in der ganzen Woche.
Wenigstens hatte sich sein Hosenbeulenproblem erledigt. Die Elfe sollte schließlich nicht denken, dass er mit einer bestimmten Absicht zu ihr kam. Er hatte zwar eine bestimmte Absicht, aber das musste sie ja nicht sofort merken. Denn dass der Aufbau einer gewissen Pärchen-Routine zur Zähmung einer Elfe gehörte, war ihm auch ohne Handbuch klar. John seufzte. Er wollte eine Beziehung und er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte.
Anna ließ sich mit dem Handy am Ohr seufzend aufs Bett fallen. »Nicki, wie konnten wir da rein geraten?«
Ihre Freundin lachte ins Telefon. »Ich hab keine Ahnung!«
Anna quiekte übermütig. »Ich bin ganz aufgedreht! Du und Sven, das ist wie in alten Zeiten!«
Nicki brummte schuldbewusst. »Ich hab noch keine Ahnung, wie Katja das aufnimmt, ich fühl mich grottig! Aber Sven hat mir noch mal gesagt, dass wir deinen Segen haben und dann ist einfach mein Gehirn ausgegangen!«
Anna drehte sich verträumt eine Locke um den Finger. »Ja, den hatte er. Wir haben gestern noch telefoniert, bevor ich zu John gegangen bin.«
Nicki hauchte gespannt: »Jetzt erzähl, wie war es mit deinem Maler?«
Anna quiekte wieder und musste über sich selbst lachen. »Oh, Nicki, er ist so, so … er ist einfach … er ist so so!«
Nicki prustete. »Und schämt er sich noch oder versohlt er dich schon?«
Anna seufzte hingerissen, betrachtete die blauen Flecken und Haltemale an ihrem Handgelenk und zog sich dann zärtlich den Ärmel herunter. »Genau die richtige Mischung. Sanft und hart.« Sie lachte wieder übermütig auf. »Um genau zu sein, er hat mich völlig um den Verstand gevögelt! Und mein Arsch glüht jetzt noch! Aber als Dom muss er echt noch verdammt viel lernen, er lässt mir alles durchgehen! Maik würde die Krise kriegen!«
Nicki seufzte einfach mal verliebt mit. »Und welchen Status habt ihr jetzt? Kommt er mit Sven klar?«
Anna setzte sich zerknirscht auf. »Ich fürchte, ich hab furchtbares Chaos angerichtet! John ist so verliebt, er hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich nicht mehr mit Sven schlafen werde und ich war in dem Moment so in glitzernde Hormone getaucht, ich konnte einfach nicht nein sagen! Also hab ich gesagt, ich werde so lange keinen anderen Mann haben, wie er keine andere Frau hat.«
Nicki fing an zu lachen. »Das war verdammt clever! Was hat Sven dazu gesagt?«
Anna seufzte tief. »Dasselbe wie du. Er hat mir zu meiner Geistesgegenwart gratuliert und sich gefreut, dass ich das so geschmeidig geregelt habe! Aber ich will gar nicht, dass John wieder andere Frauen trifft! Wenn er das, was er mit mir tut, mit anderen tut, leg ich mich hin und sterbe!«
Nicki summte tröstend. »Annika, das sind nur die Hormone! Du bist gerade verliebt wie Bolle und hast erst eine Nacht mit ihm verbracht, aber du kennst dich doch! Wenn er nicht mehr neu riecht, bist du ganz froh, wenn er noch andere Hobbys hat!«
Anna musste lachen. »Danke, dass du mich dran erinnerst, dass ich auch ein Gehirn habe! Ich war mir selber nämlich ehrlich gesagt nicht mehr ganz sicher!«
Nicki gluckste. »Da kannst du mal sehen, was die Kerle mit uns machen! Was soll ich denn jetzt mit Sven und Katja machen, glaubst du, wir sollten es ihr zusammen sagen?«
Anna blubberte nachdenklich mit der Lippe. »Ich weiß ja nicht, wie ihr gerade miteinander auskommt, du und Katja, aber wenn du mich fragst, ist es besser, wenn Sven erst mal allein mit ihr spricht. Als Paar unter vier Augen. Wenn ihr euch da zusammen hinsetzt und sagt, dass ihr ungeplant spontan im Bett gelandet seid, dann kommt ihr das doch vor wie eine geballte Front, zwei gegen einen!«
Nicki klang zerknirscht. »Ich fühl mich aber mitverantwortlich, ich hab einfach das Bedürfnis, Katja zu sagen, dass es mir leid tut!«
Anna kräuselte mitfühlend die Mundwinkel. »Okay, das verstehe ich. Aber ich weiß nicht, ob Katja da in dem Moment Sinn für hätte. Ich kann da natürlich nur von mir ausgehen, aber ich hab schwierige Gespräche mit Sven immer lieber eins zu eins. Wenn er mir weh getan hat, will ich auch mit ihm darüber reden können, und zwar ungestört.«
Nicki seufzte tief. »Ja, du hast ja Recht, ich sollte mich da nicht rein drängen. Aber ich hab einfach kein Gefühl dafür, dass Katja jetzt Svens Kernbeziehung ist. Für mich bist du eben Svens Frau und die anderen sind die Geliebten. Ich weiß auch, dass das falsch ist, aber ich hab da eine richtige Rankingliste im Kopf!«
»Es ist okay, wenn jeder mit seinem Platz in der Liste zufrieden ist. Aber ich muss ehrlich sagen, ich bin es nicht. Nach dem, was ich John versprochen habe, hab ich gar kein Recht dazu, aber mir gibt das einen furchtbaren Stich, wenn ich höre, dass ich nicht mehr Svens Kernbeziehung bin. Ich war immer seine Kernbeziehung!«
Nicki beeilte sich zu sagen: »Du bist die Liebe seines Lebens, gar keine Frage! Daran hat sich nichts geändert, er redet dauernd von dir und macht sich tausend Gedanken um dich! Aber zwischen euch hat sich eben so vieles geändert. Im praktischen Leben meine ich. Das tut ihm viel mehr weh, als er zugeben will. Aber seine Alltagsfrau ist jetzt eben Katja, das verwirrt mich irgendwie.«
Anna seufzte tief. »Mich auch.«
Vorsichtig sagte Nicki: »Dass er John nicht kennengelernt hat, bevor es zwischen euch so ernst geworden ist, tut Sven sehr weh. Sonst hat er deine anderen Partner immer kennengelernt, bevor ihr zusammengekommen seid. Irgendwie hat er wohl das Gefühl, dass er diesmal nicht richtig gefragt wurde.«
Anna rieb sich stöhnend die Augen. »Wieso hat er mir das nicht gesagt?«
»Er wollte dich eben nicht belasten.«
Anna brummte wütend. »Na, toll, dafür bin ich jetzt belastet, weil ich das Gefühl habe, ihn übergangen zu haben.«
Anna hörte Nickis tröstendes Lächeln. »Mach dich nicht verrückt, Annika. Sobald die beiden sich kennengelernt haben, bekrabbelt Sven sich auch wieder, du kennst ihn doch. Er wird John in sein großes Herz schließen, ihn in den Liebesclan aufnehmen und dann ist die ganze Eifersucht vergessen.«
»Ich bin mir nur nicht sicher, ob John bereit ist, sich in den Liebes … Moment!« Es hatte geklopft. Als Antwort klopfte Annas Herz. So klopfte nur John. Sie setzte sich hektisch zurecht und rief: »Ist offen!«
Nicki lachte. »Kommt dein Maler dich besuchen?«
Anna beobachtete, wie John sich durch die Tür schob, sie mit einem misstrauischen Blick musterte und dann einfach wartend mit dem Finger an den Büchern in den Regalen entlang fuhr. Anna räusperte sich. »Ich fürchte nur, dass Sven diese Nuss nicht so einfach knacken kann wie andere Nüsse.«
Anna sah an Johns Rücken, dass er aufatmete. Wenn sie über Sven sprach, sprach sie nicht mit Sven. Nicki lachte völlig entspannt. »Vielleicht ist die Nuss viel reifer, geknackt zu werden, als du denkst.«
Anna beobachtete, wie die Nuss … John »Doktor Schiwago« in die Hand nahm und darin blätterte, als hätte er das sowieso vorgehabt. »Nicki, ich muss Schluss machen, John ist gerade reingekommen.«
Nicki kicherte. »Du hast ihm mit einem Satz gezeigt, dass du mit einer Freundin sprichst und zu ihm stehst, ich bin stolz auf dich!«
Anna musste lachen. »Blöde Kuh! Wenn irgendwas ist, ruf mich an, ja? Krieg dich bitte nicht mit Katja in die Haare.«
Nicki lachte unbeschwert. »Das überlasse ich lieber Sven! Ich drück dich!«
»Ich dich auch! Und sei friedlich!« Anna legte auf und warf das Handy aufs Bett, dann wurde sie rot, ohne zu wissen, warum. John sah in das Buch und stellte fest: »Ich dachte, die Russen stehen im Flur.«
Anna sah vor ihrem inneren Auge eine Horde Russen in Bauernkaftanen und dicken Pelzmützen im Flur rumstehen und musste lachen. »Nicht Pasternak. Pasternak muss immer griffbereit sein.«
John schob das Buch achtsam wieder ins Regal und stellte beiläufig fest: »Du stehst eben auf Dreiecksgeschichten.«
Anna senkte grinsend den Kopf. »John, das ist Pasternak! Der könnte auch über eine unbemannte Raumstation schreiben, er würde Wege finden, die Sache so spannend zu machen, dass ich das Buch nicht weglegen könnte!«
John setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und fuhr sich über den Mund. Anna spürte seine plötzliche Befangenheit wie einen kalten Luftzug, aber dann grinste er sie an. »Okay, ich geb’s zu, ich hab das Buch auch mindestens viermal gelesen.«
Anna kratzte sich verlegen im Nacken und zerwühlte sich die Locken. »Ich wusste gar nicht, dass du auf Dreiecksgeschichten stehst!«
John wandte mit einem tiefen Atemzug den Kopf ab, dann fragte er scheinbar beiläufig: »Liebst du mich noch?«
Anna robbte übers Bett und schmiegte sich an seinen Rücken. Sie spürte, wie John den Kopf neigte, aber sie sahen sich nicht an, dazu waren sie beide viel zu verlegen. Anna flüsterte: »Ich liebe dich wie Bolle!«
John musste lachen. »Wer ist der Kerl?«
Anna seufzte tief. »Das sagt man bei uns so. Wie verrückt!«
John nickte langsam. »Bei euch also.«
Anna rieb die Stirn zwischen seinen Schulterblättern. »Das ist eben so ein Wort wie fupp. Einer fängt damit an und irgendwann sagen alle ständig fupp. Keiner weiß, was es bedeutet. Aber man sitzt mit einer Kanne Bier auf der Wiese und döst und dann sagt einer fupp und alle lachen.«
John atmete tief durch und wiederholte schwermütig: »Fupp.«
Anna sammelte ihren Mut zusammen. »Denkst du schlecht von mir?«
John legte den Kopf in den Nacken und war einen Moment still, dann sagte er vorsichtig: »Das wollte ich eigentlich dich fragen.«
Anna hob den Kopf. »Mich? Wieso?«
John atmete tief durch. »Kleines, ich hab mich unfassbar gehen lassen. Ich war nicht umsichtig und kontrolliert, ich hab völlig die Kontrolle verloren. Ich bin als Dom der totale Vollversager!«
Anna schnappte nach Luft, dann krabbelte sie um ihn herum und wühlte sich in seine Arme, auf seinen Schoß. John lachte unsicher. »Was machst du?«
»Ich will in dich reinkriechen! Ich bin so verliebt in dich, ich sterbe, wenn ich nicht sofort in dich reinkrieche!«
John sah ihren langen Ärmel hoch rutschen, sah die blauen Flecken an ihrem Handgelenk und blickte sie erschrocken an. »Ich wollte das nicht!«
Aber Anna schlang die Arme einfach um seinen Hals und flüsterte gefühlvoll: »Du gibst mir Sicherheit, wenn du mich so festhältst!«
John murmelte rau: »Aber nicht so, dass es dir weh tut!«
Anna flüsterte an seinem Ohr: »Du tust mir nicht weh, du tust mir gut. Wie soll ich mich denn fallenlassen, wenn du mich nicht ganz, ganz sicher festhältst?«
John wühlte unsicher die Nase in ihre Mähne. »Ich will dir nicht weh tun, niemals weh tun!«
»Hast du mich Stopp sagen hören?«
Stopp war das vereinbarte Safeword und sie hatte es nicht gesagt. Jedenfalls nicht, als er sie festgehalten hatte. John ließ sich aufatmend nach hinten fallen und zog Anna mit sich. Eng umschlungen fingen sie an, sich zärtlich und verspielt zu küssen. Heiser flüsterte John: »Gibst du mir heute Nacht eine neue Chance? Ich will alles wieder gutmachen, ich will dich unununendlich zärtlich lieben! Ich will nur ganz nah bei dir liegen und meine ganze Liebe in dich reinfließen lassen, so nah, wie es geht!«
Anna hatte das Gefühl, jetzt schon vor lauter Liebe und Zärtlichkeit für diesen Mann flüssig zu werden. »Du musst nichts wieder gutmachen. Du hast mich unfassbar glücklich gemacht und mir genau das gegeben, was ich gebraucht habe!«
John bedeckte ihr Gesicht mit tausend zarten Küssen und griff ihr sanft in die Haare. »Erklär mir noch mal, wieso du das brauchst, Kleines!«
Anna hauchte in sein Ohr: »Das kannst du dir selbst erklären. Wieso hat es dich so angemacht, was wir getan haben?«
John versteckte das Gesicht in ihrer zerzausten Mähne und dachte lange nach. »Weil … weil ich so überdreht war, so viele Gefühle hatte, so verliebt war, so Rot gesehen hab vor Geilheit, dass ich ein Ventil brauchte. Dir den Arsch zu versohlen, war einfach so wahnsinnig befreiend. Das ganze Chaos hat sich in dem stechenden Kribbeln in meiner Hand konzentriert, wenn ich zugeschlagen hab und das hat mich erlöst. Aber ich wollte dir nie, nie, nie weh tun oder dich demütigen.«
Anna rieb hingerissen zärtlich das Gesicht an ihm und flüsterte: »Wenn ich das Safeword gesagt hätte, hättest du aufgehört.«
John schluckte. »Sofort.«
Anna hauchte: »Ich weiß. Ich hab mich sicher und beschützt gefühlt, jede Sekunde. Ich hab das gleiche Ventil gebraucht wie du. Und ich war unendlich glücklich, weil du mir gegeben hast, was ich brauchte. Und noch, noch, noch viel glücklicher, weil du es auch wolltest!«
Wie von selbst fanden sich ihre Lippen, aber der Kuss war nicht mehr verspielt. Anna rutschte mit einem tiefen Atemzug an ihm herunter und begrüßte seinen Ständer mit dem freudigen, leisen Laut, den er in der letzten Nacht von ihr kennengelernt hatte. John wurde rasend scharf. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie mit dem ganzen Körper. »Wir haben sieben Minuten bis zum Tee!«
Anna gurrte das heisere Elfenlachen, dass ihn immer so vollkommen schwach machte. »Schaffen wir!«
John rollte mit ihr herum und konnte nicht aufhören, sie zu küssen, während er hektisch in der Tasche kramte, um ein Gummi zu finden. Anna lachte übermütig und kramte mit einer Hand tastend im Nachttisch. »Wer zuerst eins hat, darf unten liegen und sich bedienen lassen!«
John keuchte atemlos: »Hab eins!«, obwohl er noch gar keins gefunden hatte. Anna lachte wild auf und schlang wieder beide Arme um ihn. »Scheiße, Maler, du mogelst!«
»Gar nicht!«
Anna spürte an seinem stolzen Lächeln, dass er jetzt tatsächlich ein Kondom gefunden hatte und nestelte seinen Gürtel auf. John zerrte an Annas Jeans und keuchte lachend: »Nächstes Mal bist du nackt, wenn dein Dom reinkommt!«
Annas Hand wanderte zielstrebig an seine Hose. John presste ihre Hand an seinen Ständer und lachte verzweifelt: »Das wird der kürzeste Fick meines Lebens!«
Anna knurrte wie eine wütende Katze. »Bist du scharf?«
John küsste sie hungrig und keuchte: »Der steht nur aus Langeweile!«
Er wühlte die Hand unter ihr Shirt und flüsterte hilflos: »Wieso bin ich so besessen von dir, verdammtes Weib!«
Anna holte zitternd tief Luft, als seine Hand ihre Brust streifte, aber sie sah ihn aus großen Augen an. John legte den Kopf in den Nacken und sah auf sie herab, dann merkte er, dass er ein stolzes Lächeln einfach nicht unterdrücken konnte. »Ich hab dich erzogen heute Nacht!«
Anna hauchte scheu: »Ja, das hast du!«
Er berührte wieder sanft ihren festen Nippel und sie schloss mit einem seligen Atemzug automatisch die Augen.
»Na!« John zog sofort die Hand weg. Anna gab einen wütenden kleinen Laut von sich, dann schlug sie langsam wieder die Augen auf. John lächelte sie hingerissen an. »Geht doch!«
Er nahm gefühlvoll ihren Nippel wieder zwischen die Finger und spielte damit. Anna zog scharf die Luft ein und bewegte hungrig das Becken, sah ihm aber tief in die Augen. John flüsterte fasziniert: »Ich hab noch nie ein Weib berührt, das so sensible Nippel hat!«
Anna hätte fast wieder die Augen geschlossen, um sich auf das Gefühl zu konzentrieren, aber John lachte sanft. »Ich glaub, du hast drei Kitzler, du scharfes Luder!«
Anna fasste ihm fest in den Nacken und keuchte wütend: »Willst du jetzt reden oder willst du mich ficken?«
»Ficken!« John zerrte jetzt wild an ihren Sachen. Anna schob ihm die Hand in die Hose und umschloss mit einem sinnlichen Hauchen seinen harten Schwanz, dann erstarrte sie und flüsterte plötzlich angespannt: »Hat das geklopft?«
John keuchte wütend: »Wenn ich dich nicht sofort knallen kann, sterbe ich!«
Anna presste ihm die Hand auf den Mund. Während John sie einfach biss, zischte sie: »Sei doch mal leise!«
Es klopfte wieder. Anna machte mit einem erschrockenen Quieken einen Satz aus dem Bett wie ein beim Fummeln ertappter Teenager und machte einen Hechtsprung auf ihren Schreibtischstuhl. John boxte frustriert in die Matratze und zischte: »Scheiß WG-Leben!«
Anna kicherte unterdrückt und legte den Finger an die Lippen. »Pst! Wenn wir nicht da sind, gehen sie vielleicht wieder! Dann haben wir noch vier Minuten!«
John stöhnte: »Ich hätte Rodeoreiter werden sollen, die machen’s in acht Sekunden!«
Anna lachte auf und presste sich sofort die Hand auf den Mund. Es wurde wieder geklopft, diesmal lauter. John flüsterte eindringlich: »Heute Nacht kommst du zu mir, wer bei mir klopft, wird einfach erschossen!«
Anna biss sich auf die Lippe und nickte heftig, dann flüsterte sie: »Wir müssen wohl zum Tee!«
John ließ sich mit einem frustrierten Stöhnen auf den Rücken fallen. »Ich hab keine Ahnung, wie ich das aushalten soll, mir geht ja schon einer ab, wenn ich zusehen muss, wie du der Tasse an den Henkel fasst!«
Anna prustete los, dann blies sie sich eine der wirren Locken aus der Stirn, als würde sie dadurch ordentlicher aussehen, und flötete laut: »Ist offen!«
John durchwühlte noch schnell die Bettwäsche nach dem Kondom, das er im Eifer des Gefechts verloren hatte, und ließ es mit einem breiten Grinsen wieder in der Hosentasche verschwinden, dann öffnete sich die Tür.
Eugen steckte vorsichtig den Kopf zur Tür herein. »Ach, hier bist du, John! Ich hab dich schon gesucht!«
John setzte das unschuldige Gesicht eines Engels auf und grinste. »Keine Panik, ich bringe Anna schon mit zum Tee!«
Aber Eugen schüttelte verlegen den Kopf und drückte sich ins Zimmer, ohne die Tür richtig zu öffnen. Er streifte Anna mit einem verlegenen Seitenblick. »Das ist es nicht. Da ist jemand, der dich sprechen möchte.«
John seufzte resigniert. »Seit wann wollen die Paketboten mich persönlich sprechen? Sag ihm einfach, er soll das Material in den Flur stellen!«
Eugen bewegte wieder unruhig die Augen. »Äh, es ist nicht dein Material, es ist eher ...«
Die Tür wurde aufgestoßen und Eugen machte einen Satz, weil er die Klinke ins Kreuz bekam. John wurde kreidebleich. In Annas Zimmer wehte – seine Frau.
Sonja sah sich kurz um, dann strahlte sie ihn an. »Schatz!«
John sprang auf und schüttelte verwirrt den Kopf. »Nein, Sonja, nein!«
Sonja streifte Anna mit einem Blick, als wäre sie ein billiger Fummel von der Stange. »Ach, dein Modell des Monats? Süß!«
Anna starrte die perfekte Schönheit fassungslos an. Ein eleganter auf Taille gearbeiteter kurzer Mantel in Bestatter-Schwarz, eine edle Handtasche, die Fashionblogger wahrscheinlich als »Klatsch« oder etwas ähnlich bescheuertes bezeichnen würden und der perfekt gestylte, pechschwarze Pagenkopf einer Stummfilmdiva. Gegen ihren Willen konnte Anna beim Anblick dieser Frau nur an die Hexe aus den alten Donald Duck Heften denken, die immer versucht hatte, Dagobert den Glückstaler abzujagen. Die Hexe, von der Anna sich immer gefragt hatte, wie der Name ausgesprochen wird. Gundel Gaukeli oder Gundel Gaukelei?
Anna beobachtete aus dem Augenwinkel, wie John anfing, sich hektisch das Hemd in die Hose zu stecken. Eine Geste, die sie bei ihm noch nie gesehen hatte. Die fast übertrieben elegante Frau begrüßte John nun mit »Küre, Küli«, diesem »Küsschen rechts, Küsschen links«, das Menschen verteilen, die Sorge um ihr Make-up haben, und hängte sich dann mit einem Strahlen an seinen Hals.
Anna hätte fast hysterisch über den Anblick gelacht, wie John mit einem Zucken des Kopfes der Handtasche auswich, um sie nicht vor die Nase zu bekommen, aber sie konzentrierte sich lieber darauf, Luft zu bekommen.
Die Glückstalerjägerin strahlte Anna und Eugen an. »Nun, ich dachte, nachdem mein Mann extra so lange in New York war, mache ich einfach einen Gegenbesuch, ich hoffe, ich komme nicht ungelegen!«
John schien sich vom ersten Schock erholt zu haben. Er packte Sonja unsanft am Arm. »Sonja, raus!«
Sonja lachte und schwankte leicht, als John versuchte, sie zur Tür zu schieben. »Nicht so übermütig, Schatz, du hast mich noch früh genug für dich!« Sie streckte Anna immer noch strahlend die Hand hin. »Ich bin Mrs. O’Molloy, und Sie sind?«
Anna sah Sonja kreidebleich an und sagte tonlos: »Ich bin Mrs. O’Scheiße, ich bin auf einen verheirateten Lügner reingefallen.«
Sonja neigte bedauernd den Kopf, dann sah sie John tadelnd an. »Schatz, hast du schon wieder einem armen Mädchen falsche Hoffnungen gemacht?«
John brachte endlich den Knoten in seiner Kehle zum Platzen. Er wusste, dass es falsch war, aber er schrie Sonja an. »Anna ist kein armes Mädchen, sie ist meine Freundin!«
Sonja lachte nur unbeschwert auf, als hätte sie lange nicht so einen guten Witz gehört. Anna drehte sich ihrem Laptop zu und sagte tonlos: »Nur so lange, wie du keine Andere hast.«
Sonja zeigte Anna am ausgestreckten Arm den funkelnden Ring an ihrem Finger, dann sprach sie zu John wie zu einem ungezogenen Kind. »Schatz, ich mag es wirklich überhaupt nicht, wie du das arme Mädchen für dumm verkaufst!« Sie wandte sich wieder an Anna. »Hat er dich schon in Öl gemalt oder seid ihr noch bei den Kohleskizzen?«
John sah flehend auf Anna herab und flüsterte verzweifelt: »Kleines, das ist nicht das, wonach es ...«
Anna schnellte herum. »Wag es nicht, John, wag es ja nicht, mich zu behandeln wie in einem billigen Fernsehsketch!«
John schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich kann dir alles erklä ...«
Annas Blick drang schärfer in ihn ein als ein japanisches Profikochmesser, dann drehte sie sich wieder ihrem Laptop zu und fing an zu tippen.
John wankte für einen Moment hilflos hin und her, dann packte er wieder Sonjas Arm und stieß sie brutal aus dem Zimmer. Sonja stolperte lachend neben ihm her, scheinbar hielt sie das alles für einen riesigen Spaß.
Eugen verfolgte, wie John seine Frau auf den Flur schubste, dann drehte er sich zu Anna um und wartete stumm. Er fühlte sich so überflüssig wie eine Gartenheizung in den Tropen. Anna saß mit dem Rücken zu ihm am Schreibtisch und sah starr auf ihren Laptop. Eugen hüstelte verlegen. »Möchtest du vielleicht zum Tee kommen?«
Anna hob nur abwehrend die Hand und Eugen stolperte hilflos aus dem Zimmer. Von den Eheleuten O’Molloy war nichts mehr zu sehen.
Lothar beugte sich über sein Teegedeck und flüsterte: »Kommt Eugen denn jetzt noch mal wieder?«
Steffi kicherte. »Ich hab keine Ahnung! Ich dachte immer, wer in Ostfriesland die heilige Teezeit stört und uneingeladen klingelt, wird sofort erschossen, aber ich hab gar keinen Schuss gehört!«
Keno machte einen langen Arm und angelte sich etwas von der Kuchenplatte. »Also, mir reicht’s, ich fang jetzt an!«
Steffi schlug ihm auf die Finger. »Aber mit wem ist Eugen denn da gerade nach hinten verschwunden? Du sitzt doch schließlich mit Blick zum Flur!«
Keno rollte mit den Augen. »Woher soll ich das denn wissen, bin ich hier der wandelnde Türspion, oder was? Irgend so ein Geschoss eben, sah aus, als hätte der Maler mal wieder eine seiner Tango-Bekanntschaften an Land gezogen!«
Steffi setzte sich nervös auf. »Aber am Nachmittag?«
Lothar kicherte. »Deshalb hat der sich die Stoppeln aus dem Gesicht gekratzt! Ich hab mich schon gefragt, ob er krank wird oder so!«
Steffi sah Lothar tadelnd an. »Jetzt spinn nicht rum! John hat doch wohl aus der Sache mit Franziska gelernt, oder?«
Keno stopfte sich den Mund mit Kuchen voll und nuschelte: »Wer blickt schon, was da im Kindergarten wieder los ist!«
Steffi neigte lauschend den Kopf. »Pst, seid mal leise!«
Lothar machte große Augen und legte demonstrativ den Finger an den Mund. Keno dröhnte: »Was ist jetzt wieder, Steffimaus? Geht ein Engel durchs Zimmer?«
Lothar kicherte, aber Steffi machte eine herrische Handbewegung. Plötzlich neigte auch Lothar lauschend den Kopf, während Keno sich auf dem Stuhl so weit zur Seite lehnte, dass er fast umkippte. Er schielte in den Flur, pfiff lautlos, aber anerkennend, dann duckte er sich und zischte: »War das gerade eine Rakete im Flur, oder was war das?«
Eugen wankte in die Küche, als hätte er einen Geist gesehen und sank dann blass auf seinen Stuhl. Keno sah ihn besorgt an, dann tat er, was ein Ostfriese im Katastrophenfall tut – er schenkte Eugen Tee ein. Eugen sah ihn entgeistert an und öffnete den Mund wie ein Fisch, der an der Scheibe des Aquariums nuckelt, dann klappte er den Mund wieder zu und zuckte zusammen.
»Fass mich verdammt noch mal nicht an! Was hast du hier überhaupt zu suchen?«
Steffi zog den Kopf zwischen die Schultern und flüsterte ängstlich: »Ist das John?«
Im Flur sprach jetzt eine leise Frauenstimme, die aber sofort von John übertönt wurde. »DU HAST HIER NICHTS VERLOREN, SONJA, NICHTS, GAR NICHTS! DU MACHST ALLES KAPUTT!«
Steffi sah verstört vom einen zum anderen und flüsterte: »Ich wusste gar nicht, dass John so wütend werden kann!«
Keno beugte sich mit einem sensationslüsternen Grinsen zu Eugen und tuschelte: »Was hat der Maler jetzt wieder angestellt?«
Eugen schluckte und setzte sich starr auf. »Ich glaube, Johns Frau ist gerade zu Besuch gekommen. Ich dachte erst, sie wäre seine Schwester, weil sie O’Molloy heißt, aber sie hat gefragt, ob ihr Mann hier ist!«
Lothar sog scharf die Luft ein und wedelte wild mit der Hand, als wollte er Nagellack trocknen. »Autsch!«
Steffi wurde blass, schlug die Hände vors Gesicht und lauschte auf das jetzt leise Flüstern im Flur. Es klang betörend, man konnte richtig hören, wie die unsichtbare Mrs. O’Molloy ihrem Mann zärtlich die Hand an die Wange legte. John schrie: »Fuck off!«, dann hörte man Schritte im Flur und es wurde still.
Steffi sackte in sich zusammen und legte die Hand an ihr klopfendes Herz. »Oh, mein Gott, die arme Anna!«
Keno grunzte leise. »Das hat sie jetzt davon, dass sie immer mit dem Wikinger rummacht!«
Steffi zischte wütend: »Hast du einen Knall?«, und wollte gerade aufstehen, als sie das Klappern hoher Absätze im Flur hörte. Steffi sackte wieder in sich zusammen. Mrs. O’Molloy im Flur zu begegnen, wäre sicher extrem peinlich. Sie wandte sich mit einem resignierten Seufzen ab, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie eine Frau in der Tür zur Küche auftauchte. Keno pfiff wieder anerkennend und stieß Lothar kichernd in die Seite, aber Lothar war inzwischen mit Anna viel zu gut befreundet, um darüber lachen zu können.
Die Frau stand völlig verloren im Türrahmen und fing an, Entschuldigungen zu stammeln. »Entschuldigen Sie, es tut mir leid, ich wollte hier nicht eindringen und …«
Sie brach in Tränen aus und Steffi stand auf. Sie war selbst so oft die betrogene Ehefrau gewesen, sie wusste genau, wie gedemütigt diese Frau sich gerade fühlte. Oder hatte die Frau noch gar nicht begriffen, dass es Anna gab? Jetzt musste wirklich jedes Wort auf die Goldwaage, dabei wollte Steffi viel lieber nach Anna sehen, aber sie konnte dieses arme Häuflein Elend unmöglich den Männern überlassen. Und anscheinend war John ja auch schon auf dem Weg zu Anna.
Steffi durchquerte die Küche, sah ihre mit eingezogenen Köpfen dasitzenden Mitbewohner streng an und führte dann die Frau zum Tisch. »Wir siezen uns hier nicht. Ich bin Steffi, und du bist?«
Die Frau kramte nervös in ihrer Handtasche und murmelte wieder: »Entschuldigen Sie, ich … ich bin Sonja.«
Sonja klemmte ihre Handtasche unter den Arm und gab Steffi steif die Hand. Steffis Blick streifte verwirrt den Prada-Schriftzug auf der Handtasche. Was kostete so was? Eintausend, zweitausend Euro? Von dem, was diese Tasche gekostet hatte, lebte sie hier in der Land-WG drei Monate! Aber wenn Sonja tatsächlich Mrs. O’Molloy war, war das Wort »Geldsorgen« für sie ein Fremdwort.
»Setz dich doch erst mal, wir wollten gerade Tee trinken!« Mehr aus Verlegenheit wandte sie sich zu Eugen um und bat: »Eugen, holst du noch eine Tasse?«
Dabei war eine weitere Tasse gar nicht nötig, weder John noch Anna waren zum Tee erschienen. Eugen merkte das erst in dem Moment, wo er aufsprang, rückte nur verwirrt die unbenutzten Tassen zurecht und fragte dann: »Äh, wollen Sie … willst du nicht erst einmal ablegen?«
Keno beobachtete, wie Eugen Sonja umständlich aus dem Mantel half und raunte Lothar zu: »Ablegen, hast du gehört? Wenn ich mich ablege, heißt das, ich geh pennen!«
Lothar warf Keno nur einen gestressten Blick zu und zog den Kopf ein, weil Eugen den Mantel hinter ihm über die Stuhllehne breitete und dann erklärte: »Äh, ich schenke eben ein!«
Als gute ostfriesische Hausfrau warf Eugen sofort mit Anlauf den großen Kluntje in die Tasse und groß den Tee ein, bevor Sonja die Hand heben konnte. »Danke, keinen Zucker für …«
Zu spät, der Zuckerklumpen zersprang mit dem üblichen Knistern, als der heiße Tee ihn umspülte. Keno strich sich mit seiner typischen selbstgefälligen Geste über den stattlichen Bauch und bemerkte charmant: »Aber du kannst es dir doch leisten!«
Sonja musterte ihn kurz, als wollte sie sagen: »Du nicht!«, dann zog sie eine silberne Puderdose aus der Handtasche und warf schnell einen prüfenden Blick in den Spiegel im Deckel. Steffi umrundete den Tisch und musterte verstohlen die Rivalin, die ihre beste Freundin so eiskalt erwischt hatte.
Mrs. O’Molloy war atemberaubend schön. Sie steckte in einem sündhaft teuren schlichten Nachmittagskleid aus grau changierender Seide, das wahrscheinlich an jeder anderen Frau ausgesehen hätte wie ein farbloser Sack, aber ihr stand es absolut fantastisch. Steffi runzelte kurz die Stirn und versuchte, das Bild dieser im No Make-up Look perfekt geschminkten Frau mit ihrem Bild von John zu synchronisieren.