Cover

Wer ist der Junge, der sich schwer verletzt aus einem brennenden Wohnmobil retten konnte? Warum verschweigt er seinen Namen? Welches schreckliche Geheimnis versucht er zu verbergen? Hauptkommissarin Rita Voss weiß bei den Befragungen bald nicht mehr, ob sie mit einem geistig zurückgebliebenen Jugendlichen oder mit einem hochintelligenten Schauspieler spricht. Sie sucht Rat bei ihrem früheren Vorgesetzten Arno Klinkhammer, der kurz darauf begreifen muss, wer der Junge ist: Der Sohn einer Frau, die ihren Mann vor acht Jahren beschuldigte, sich an der eigenen Tochter vergangen zu haben. Der Mann verschwand daraufhin. Nun wurde die Frau auf bestialische Weise umgebracht. Wer ist ihr Mörder? Der Mann oder der Sohn?

PETRA

HAMMESFAHR

Nach dem Feuer

ROMAN

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Copyright © 2020 by Diana Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Cathérine Fischer

Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München

Umschlagmotive: © Shutterstock.com (Aleksandra H. Kossowska; givaga)

und © Dave Curtis / Trevillion Images

Autorenfoto: © Wilfried Hammesfahr

Satz: Leingärtner, Nabburg

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-641-26617-2
V002

www.diana-verlag.de

Dank

Ich bedanke mich herzlich bei Firma Maaßen, die mir erlaubte, ihre Deponie für unbelasteten Erdaushub als Tatort zu nutzen; bei der Polizei Neuss für die Beratung in den verschiedenen Ermittlungsbereichen und bei meinen Beratern von der Feuerwehr, Ralf Arenz und Alexander Flügel: Ohne sie wäre die Leiche vielleicht nie gefunden worden.

TEIL 1

Verlorene Zeit

Sonntag, 28. Juli

Gerochen hatte Sascha Krieger es schon am Donnerstag, als er von der Arbeit gekommen war. Ein Knochenjob im Straßenbau. Da war man froh, wenn man beim Heimkommen etwas anderes in die Nase bekam als Abgase und frisch gekochten Teer. Aber viel angenehmer war das nicht, was ihm im Hausflur entgegenschlug.

Unten stank es wieder mal nach Substanzen, die nicht gesund sein konnten. Links vom Eingang lebte seit zwei Jahren eine Familie, von der niemand wusste, woher sie kam. Die Frau sprach kaum ein Wort Deutsch, den Mann bekam man nur selten zu Gesicht. Es hieß, er sei krank. Die Söhne dealten mit bunten Pillen, die sie offenbar in Mutters Küche herstellten. Wiederholt hatten sie schulpflichtigen Kindern im Haus etwas angeboten. Zweimal war die Polizei informiert worden, nachgekommen war nichts. Angeblich waren die Burschen noch minderjährig. So sahen sie nicht aus, aber wer wollte etwas anderes beweisen?

Im ersten Stock roch es immer noch schwach wie in einer Giftküche und oben so wie draußen in dem abgeteilten Geviert neben dem Parkplatz, wo die Mülltonnen standen. Wenn im Sommer viel gegrillt wurde und die gelben Tonnen überquollen von Verpackungen mit Anhaftungen von Fleisch und Blut, schlossen die Deckel nicht mehr richtig. Dann streifte einen dieser süßliche Verwesungsgeruch sogar noch wie ein Windhauch, wenn man vorbeiging.

Am Donnerstag konnte man es noch nicht als Gestank bezeichnen. Sascha verhielt sich nicht anders als draußen, er beeilte sich, in seine Wohnung zu kommen, schloss die Tür hinter sich und riss sämtliche Fenster auf. Dann nahm er eine kühle Dusche, zog Shorts und ein frisches Shirt an, schob eine Tiefkühlpizza in den Ofen und machte es sich mit einem Bier auf dem Balkon gemütlich.

Er war achtundfünfzig, ausgelaugt von der Arbeit in glühender Sonne. In dem Zustand echauffierte sich niemand mehr freiwillig, und das hätte er tun müssen, wenn er bei seiner unmittelbaren Nachbarin an die Tür geklopft und sie aufgefordert hätte, dafür zu sorgen, dass der Müll runtergebracht wurde.

Freitags registrierte er im oberen Treppenhaus schon mehr als ein lindes Lüftchen. Was ihm auf den letzten Treppenstufen in die Nase stieg, erinnerte ihn unangenehm an den Gestank, den er früher oft im Erdgeschoss gerochen hatte, wenn er an der Wohnung der verstorbenen Gerda Küpper vorbeigegangen war, in der jetzt bunte Pillen hergestellt wurden.

Gerda Küpper hatte zu ihren Lebzeiten alles gesammelt, was ihr nützlich oder noch brauchbar erschien. Den Dreck hatte sie erst nach wiederholter Ermahnung rausgebracht. Ihr Tod hatte für mächtigen Ärger mit der Hausverwaltung gesorgt und vorwurfsvolle Fragen aufgeworfen. In einem Rundschreiben an alle Mieter hatte es geheißen, man sei von einer guten Hausgemeinschaft ausgegangen und sehr enttäuscht. Wenn man rechtzeitig Bescheid bekommen hätte, dass Frau Küpper länger nicht gesehen worden war, wären nicht so hohe Kosten für die Räumung, Säuberung und Desinfektion der Wohnung angefallen.

Aber am Freitagnachmittag hatte Sascha erst recht weder Zeit noch Lust, sich mit seiner Nachbarin anzulegen. Er wollte nur schnell duschen und packen. Nach seiner Scheidung und einigen flüchtigen Bekanntschaften hatte er seine Leidenschaft fürs Fotografieren entdeckt. Ausschließlich Natur. Diesmal wollte er durchs Hohe Venn wandern, zwei Übernachtungen mit Frühstück in preisgünstigen Pensionen waren gebucht.

Als er am Sonntagabend von seiner Wandertour zurückkam, stank es auf dem letzten Treppenabsatz, als wäre nebenan eine Deponie für Fleischabfälle aufgemacht worden. Sascha kam nicht mehr umhin, er musste handeln, klopfte, klingelte und verkündete lautstark: »Wenn der Müll in fünf Minuten nicht unten ist, melde ich es morgen der Hausverwaltung.«

Nichts rührte sich. Minutenlang hämmerte er mit einer Faust gegen das Türblatt, legte mal ein Ohr ans Holz und horchte. In der Wohnung blieb es still. Dann eben mit Musik, das hatte sich schon mehrfach als probates Mittel erwiesen.

Seine Wohnungstür ließ Sascha offen. Minuten später dröhnte ein Karnevalsschlager der Höhner in voller Lautstärke ins Treppenhaus. »Dicke Mädchen haben schöne Namen, heißen Tosca, Rosa oder Carmen.« Dreimal insgesamt lief es durch, ohne den gewünschten Effekt zu erzielen.

Dann rief Ilona Kersgen aus dem ersten Stock nach oben: »Hast du ’nen Knall, Sascha? Was soll der Krach? Mach die Musik aus. Meine Melanie muss was für die Schule tun und kann sich bei dem Lärm nicht konzentrieren.«

»Es sind Ferien, du Sklaventreiberin«, hielt Sascha dagegen.

»Aber nicht für Leute, die es im Leben zu was bringen wollen«, brüllte Ilona gegen den Lärm an und kam nach oben, um dafür zu sorgen, dass er die Musik abstellte und man die Unterhaltung in erträglicher Lautstärke fortsetzen konnte.

»Du bemühst dich vergebens!«, rief sie auf dem letzten Treppenabsatz. »Die sind nicht da.« Dann war sie oben, zog angewidert schnuppernd die Nase kraus und warf einen vorwurfsvollen Blick in Saschas Diele: »Was stinkt hier so?«

»Wo sind die denn?«, fragte Sascha seinerseits und ging rein, um für Ruhe zu sorgen.

»Die Königin von Saba gönnt sich ein verlängertes Wochenende mit einem Typ, den sie bei Tinder kennengelernt hat«, erklärte Ilona hinter ihm. »Sie wären sofort auf einer Wellenlänge gewesen, und etwas Erholung hätte sie bitter nötig, sagte sie. Seit Lea weg ist, muss es wohl ziemlich stressig sein mit dem Jungen. Er soll sie schon ein paarmal vermöbelt haben, hat die Adoleit erzählt.«

»Und das glaubst du?« Sascha kam wieder zurück ins Treppenhaus. Was den Jungen von gegenüber anging, waren sie normalerweise einer Meinung. Der machte seit Monaten den Haushalt, aber keinen Stress. Frau Adoleit, die wie Bärbel im ersten Stock wohnte, konnte ihn nicht ausstehen, weil er um ihre Fußmatte herumwischte, statt sie beiseitezulegen, wenn er die Treppe putzte.

Für die Abfallbeseitigung war auch der Junge zuständig. Wenn er aus der Schule kam, lief er für jeden Joghurtbecher, jede Wurstpelle und jeden Papierschnipsel einzeln runter zur Müllecke. Viel mehr Freiheit war ihm auch nicht vergönnt. Abends kippte er dann, sozusagen als krönenden Abschluss seines Tages, die Schüssel aus, in der sich tagsüber Bananenschalen, Apfelkitsche, Pfirsichkerne und dergleichen angesammelt hatten. Dann stand er meist noch eine Weile bei den Tonnen und schaute zur Straße, als wartete er darauf, dass ihn jemand abholte und in die Freiheit geleitete. Sascha hatte es oft genug gesehen. Und so wie es stank, konnte der Junge seit Tagen nicht mehr unten gewesen sein.

Ilona bezog seine Frage nicht auf den Sohn, sondern auf die neue Liebe der Mutter, und zuckte mit den Achseln. »Warum sollte ich ihr nicht glauben? Weil sie nicht dein Typ ist? Schau dir mal die Fotos an, die sie von sich ins Netz gestellt hat. Bei Facebook sieht sie fünfzehn Jahre jünger aus und zwanzig Kilo leichter.«

»Ich bin nicht bei Facebook«, erklärte Sascha. »Und die Typen bei Tinder kommen nur einmal, um zu vögeln.«

Ilona grinste. »Da spricht der Fachmann, und der Laie wundert sich. Sie machte sich jedenfalls große Hoffnungen, dass aus dem Wochenende mehr werden könnte. Hatte sich extra ein schickes Kleidchen gekauft und eine Korsage für drunter.«

»Und wo ist der Junge?« Sascha betrachtete nachdenklich die Tür gegenüber. »Hat sie ihn eingeschlossen?« Aber dann hätte er sich doch eben gerührt, wenigstens Antwort gegeben.

»Natürlich nicht.« Ilona klang so entrüstet, als wollte sie hinzufügen, so könne nur ein Mann denken, der keine Kinder habe. Ihr Blick ging immer noch an Sascha vorbei in seine Wohnung. Sie schien anzunehmen, der Gestank käme aus seiner Küche. »Sie hat ihren Vater bequatscht, dass die ihn mit in Urlaub nehmen. Haben sie früher ja auch getan. Mit dem Wohnmobil kostet es doch nicht extra, nur das bisschen, was der Junge isst.«

»Und das hast du geglaubt?«, fragte Sascha wieder. »Ihren Vater habe ich hier seit Jahren nicht mehr gesehen.«

»Wann denn auch?«, konterte Ilona. »Du bist den ganzen Tag auf der Arbeit und siehst nicht, wer hier wen besucht.«

»Aber du, was?«

Sie war im Netto-Markt beschäftigt und tagsüber auch nur selten da. Die Antwort blieb sie schuldig, erklärte stattdessen: »Ihr Vater ist Rentner, der kann jederzeit kommen. Er hat den Jungen letzte Woche Freitag abgeholt.«

Letzte Woche Freitag! Also vor mittlerweile zehn Tagen! Wenn sie den Freitag gemeint hätte, an dem er ins Hohe Venn aufgebrochen war, hätte Ilona letzten Freitag gesagt.

Wenn seit über einer Woche kein Müll mehr runtergebracht worden war … »Hast du gesehen, dass der Junge abgeholt wurde?«

»Nein, ihr Vater war vormittags da, damit sie in Ruhe packen konnte und der Junge keine Angst bekam, sie würde ihn auch noch im Stich lassen. Ich hatte Frühschicht. Sie hat’s mir erzählt, als ich ihr nachmittags zwei Päckchen Kakao und eine Dose Fisch aus dem Angebot raufgebracht hab. Als ich kam, war der Junge schon weg.«

Ilona war stets bereit, für die Nachbarschaft etwas mitzubringen, Sonderangebote, Tiefkühlpizza, Dosenbier. Sascha nahm ihre Hilfsbereitschaft auch gerne in Anspruch, ihm sparte es Zeit.

»Jetzt frag nicht wieder, ob ich das geglaubt habe«, sagte sie.

Sascha fragte nicht. Ihm wurde bewusst, dass er schon vor seinem Wochenendtrip abends nichts mehr aus der Nachbarwohnung gehört hatte. Keinen Fernsehton, keine Stimmen, kein Wasserrauschen. Die Bäder im Haus waren winzig, fensterlos und grenzten aneinander. Bei ihm stand immer die Tür auf, um Schimmelbildung vorzubeugen. Er hörte eigentlich jedes Mal, wenn nebenan die Wasserspülung rauschte. Gegenüber konnte schon letzte Woche keiner mehr aufs Klo oder unter die Dusche gegangen sein. Wenn vor zehn Tagen von einem verlängerten Wochenende mit einem neuen Typ die Rede gewesen war, stimmte da was nicht. Hätte zwar sein können, dass aus dem Wochenende mehr geworden und der Junge mit den Großeltern auf einem Campingplatz war, aber …

Sascha konnte den Blick nicht von der Tür gegenüber lassen. Dieser Geruch! Und Kakao! Wer sollte Kakao trinken, wenn die Königin von Saba mit einem Typ verreisen wollte und der Junge schon vormittags vom Opa abgeholt worden war? Der Junge liebte Kakao. Anfang März hatte er Sascha erzählt, bei Papa habe er früher immer welchen bekommen, Mama würde ihm nur zum Geburtstag ein Päckchen schenken.

Papa hatte sich vor acht Jahren abgesetzt, die Schwester des Jungen kurz vor Ostern. Und vor Gerda Küppers Tür hatte es genauso gestunken. Da hatten auch tagelang alle gedacht, das wäre der Müll. Mit einem mehr als nur mulmigen Gefühl in der Magengrube zog Sascha sein Handy aus der Hosentasche und wählte unter Ilonas verständnislos pikiertem Blick den Notruf. »Bei mir stinkt es nicht«, sagte er, während sich die Verbindung aufbaute.

Sascha schilderte die Situation, verschwieg auch nicht, dass im Haus schon mal geraume Zeit eine Leiche in einer Wohnung gelegen hatte. Kurz darauf kamen zwei uniformierte Polizisten. Ein Pärchen, das sich anhörte, was Sascha und Ilona zu sagen hatten. Geöffnet wurde auch ihnen nicht.

Nach Rücksprache mit einem Vorgesetzten wurde die Feuerwehr angefordert und die Wohnungstür aufgebrochen, was einen Schwall Gestank ins Treppenhaus beförderte, dem ein Schwarm Fliegen folgte. Der Polizist betrat die Wohnung, seine Kollegin blieb in der offenen Tür stehen, um zu verhindern, dass neugierige Hausbewohner nachdrängten. Inzwischen standen Bärbel Scherer und Frau Adoleit auf der Treppe und Sascha mit Ilona vor seiner nun geschlossenen Wohnungstür.

Der Polizist kam Sekunden später wieder raus, eine Hand vor dem Mund, leicht grün im Gesicht. Er tuschelte mit seiner Kollegin, dann stieg er an den Neugierigen vorbei die Treppen hinunter, wurde mit Fragen bedrängt, gab jedoch keine Auskunft.

Sascha kämpfte mit sich, ob er aussprechen sollte, was er befürchtete. Mutter hatte einen neuen Lover aufgegabelt, Sohnemann musste aus dem Weg, nicht bloß zu Opa und Oma, die würden ihn ja wieder zurückbringen. Und vielleicht würde der Lover dann kneifen wie andere vor ihm. »Eine Frage«, sprach er die Polizistin nach langem Ringen mit sich selbst an, eigentlich wollte er es gar nicht wissen. »Ist der Junge tot?«

Donnerstag, 25. Juli

Früh um halb sechs fuhr Heiko Gertz erneut zur Aushubdeponie und traf dort Jasmin Tirtey. Sie hatte angeboten, ihn zu begleiten, und wartete schon bei der durchbrochenen Schranke. Ihr Dienst ging noch bis um sieben. Anderthalb Stunden sollten reichen, um leere Getränkedosen oder Flaschen zu finden, falls welche herumlagen, meinte sie.

Während Jasmin sich sofort hinunter in die Grube begab und dort versuchte systematisch vorzugehen, inspizierte Gertz erst einmal die Bruchstücke der Schranke, sicherte Farbpartikel und Fingerabdrücke. Mit etwas Glück waren welche von einem Freund des verletzten Jungen dabei. Ehe man mit Vollgas durch ein Hindernis preschte, probierte man es doch erst einmal anders. Wenn man nicht zum Rowdytum neigte und seine Sinne noch alle beisammenhatte, stieg man aus und versuchte das Teil anzuheben, oder forderte einen Mitfahrer auf, das zu tun. Dass die Schranke durch ein Schloss gesichert war, hätten vier Jungs aus Gelsenkirchen nicht ahnen können.

Dass der Kühler beschädigt worden war, wie er in der Nacht vermutet hatte, bewies der Streifen Feuchtigkeit, der kurz hinter dem Durchbruch begann und sich die Zufahrt hinunterzog, fast bis zur Brandstelle. Auf den letzten zwanzig, dreißig Metern war wegen der Löscharbeiten nichts mehr davon zu sehen. An verschiedenen Stellen nahm Gertz Proben. Am Ende des Streifens war er sicher, dass das Wohnmobil nicht angehalten hatte, es war höchstwahrscheinlich ohne Kühlflüssigkeit liegen geblieben. Die Brandstelle war demnach nicht das Ziel der Jungs gewesen, aber welches Ziel sollten sie hier draußen überhaupt gehabt haben?

Jasmin bewegte sich unten am Rand der platt gewalzten Fläche entlang. Dort lag absolut nichts herum, es wäre sofort ins Auge gefallen. Das zerklüftete Gelände ringsum erwies sich als erheblich schwieriger zu kontrollieren und war entschieden zu groß für zwei Leute. Gertz entdeckte eine Bierdose, alkoholfrei. Vermutlich war sie von einem Lkw-Fahrer aus dem Fenster geworfen worden.

Aber egal, wo sie sich aufhielten, von jedem Punkt aus hatten sie die Brandstelle im Blick. Das veranlasste Gertz dazu, die Suche nach Getränkedosen oder Flaschen einzustellen und an den Grubenrändern nach Fußabdrücken zu suchen.

Wenn die Freunde des Jungen sich irgendwo im Gelände herumgetrieben hatten und nicht verantwortlich für den Brand waren, wären sie wohl zuerst zum Wohnmobil gelaufen. Ihre Schuhe hätten Spuren in der zumeist lockeren Erde hinterlassen. Aber solche Spuren entdeckten sie auch nicht.

Heiko Gertz und Jasmin Tirtey blieben, bis die ersten Arbeiter kamen. Gertz setzte die Männer vom Geschehen in der Nacht in Kenntnis und bat, die Augen offen zu halten und alles zu melden, was nicht so war wie sonst oder wie erwartet. Dann fuhr er weiter zum Sicherstellungsgelände und Jasmin zur Dienststelle Kerpen, wo kurz darauf ein Autodiebstahl zur Anzeige gebracht wurde.

Ein Rentner aus Blatzheim, der sich als Nachtwächter bei einem Sicherheitsdienst in Köln ein Zubrot verdiente, hatte mit einem Kollegen eine Fahrgemeinschaft gebildet. Sie trafen sich immer auf dem Park-and-ride-Platz gegenüber der Autobahnauffahrt, nahe der Zufahrt zur Deponie, wo einer der beiden sein Auto für die Nacht abstellte. Am vergangenen Abend war das der fast zwanzig Jahre alte VW-Golf des Rentners, der bei ihrer Rückkehr aus Köln nicht mehr auf dem Platz stand.

Das ausgebrannte Wohnmobil und die verschwundenen Freunde des verletzten Jungen legten den Verdacht nahe, dass drei Jungs aus Gelsenkirchen in dem Golf die Heimfahrt angetreten hatten. Ein zwanzig Jahre altes Auto war leicht kurzzuschließen, man musste sich nicht mit Wegfahrsperren herumplagen und lief nicht Gefahr, übers Navi geortet zu werden.

Um neun Uhr übernahm das auch für Brandermittlungen zuständige Kriminalkommissariat 11 in der Dienststelle Hürth. Der Bericht von Jasmin Tirtey und die Diebstahlsanzeige lagen vor. Heiko Gertz kam persönlich vorbei. Er nutzte jede Gelegenheit, sich bei den Kollegen blicken zu lassen. Wenn die Chemie stimmte, gegen einen Wechsel hätte er sich nicht gesträubt.

Beim KK 11 fehlten seit geraumer Zeit zwei Leute. Einer war in Pension gegangen, und der frühere Leiter Arno Klinkhammer saß mittlerweile bei der Operativen Fallanalyse in Düsseldorf. Beide waren bisher nicht ersetzt worden. Und vor allem Klinkhammers Fehlen machte sich hin und wieder unangenehm bemerkbar.

Jochen Becker war als kommissarischer Ersatzmann nicht wirklich geeignet, was er selbst am besten wusste. Computerkriminalität war in den letzten Jahren Beckers Ding gewesen. Zuvor war er im KK 13 für die Aufklärung von Einbrüchen und Eigentumsdelikten zuständig gewesen. Er konnte sich rund um die Uhr damit beschäftigen, dass Menschen finanziell ruiniert und Existenzen vernichtet wurden. Mit Mord und Totschlag konnte er sich nicht auseinandersetzen. Sobald sich abzeichnete, dass es bei einem Todesfall keine natürliche Ursache gab, rief er die Kriminalhauptstelle Köln auf den Plan. Bis dahin tat beim KK 11 jeder, was er für richtig hielt.

Gertz wusste das und hätte gut ins Team gepasst. Nachdem er die Sachlage und seine bisherigen Aktivitäten, einschließlich der Spurensicherung, umrissen hatte, legte er Becker die Fotos vom schwarzen Gerippe des Fahrzeugs, Spuren der Löscharbeiten sowie der Umgebung vor. Eine Karte von der grün gerahmten Grube hatte er ebenfalls dabei. Die Brandstelle war rot markiert.

»Gestern Nachmittag hat bis etwa halb sechs Betrieb geherrscht«, begann er. »Das Wohnmobil muss später durch die Schranke gebrochen sein. Die Frage ist, was wollten die Jungs in der Deponie.«

»Vielleicht Pokémons jagen«, sagte Becker lakonisch. Ihm waren in der vergangenen Woche zwei Jugendliche vors Auto gelaufen. Einer hatte sich am Bein verletzt, der andere hatte sich tierisch aufgeregt, weil ihm ein Pokémon entwischt war.

»Wenn ich das vorher gewusst hätte«, ging Gertz auf den lahmen Scherz ein, »dann hätten PK Tirtey und ich heute Morgen nicht Ausschau nach Getränkedosen, leeren Flaschen und Fußspuren gehalten. Einer von der Feuerwehr meinte, drei der Jungs hätten im Freien ein Besäufnis veranstaltet und der vierte womöglich im Wagen eine Petroleumlampe umgestoßen.«

»Und das halten Sie für unwahrscheinlich?«, fragte Becker.

»Wir haben nichts gefunden, was dafürspricht.«

»Draußen nicht«, erwiderte Becker. »Wahrscheinlich haben sie im Wagen gesoffen.«

»Und das konnten sie nicht in Gelsenkirchen oder Umgebung?«, fragte Gertz. »Hat man überhaupt noch Lust auf ein Gelage, wenn das vom Großvater zur Verfügung gestellte oder heimlich ausgeliehene Wohnmobil den Geist aufgegeben hat, weil man damit durch eine recht stabile Schranke gebrettert ist?«

»Ich schätze, dass Jugendliche das nicht so dramatisch sehen wie unsereins«, meinte Becker. »Sie müssen es ja nicht bezahlen und fühlen sich stark, wenn sie es richtig krachen lassen.«

Darauf ging Heiko Gertz nicht ein. Er hatte erwartet, dass Becker einer harmlosen Variante den Vorzug gab, solange keine Beweise für das Gegenteil vorlagen. Wenn welche auftauchten oder die Aussage des verletzten Jungen ein alles andere als harmloses Geschehen offenbarte, war an Spuren jedenfalls gesichert, was als gerichtsfester Beweis gelten konnte.

Gertz hätte gerne noch den umliegenden Wald absuchen lassen, nur in einem Radius von fünfzig bis hundert Metern. Aber dafür brauchte er einige Leute und Beckers Unterstützung. Er breitete die mitgebrachte Karte aus und umrundete mit einem Zeigefinger die Gebiete, die ihm lohnend erschienen.

Becker hörte zu und fragte sich, was Gertz sich dabei gedacht hatte, Farbpartikel und Fingerabdrücke von der Schranke zu nehmen. Farbpartikel, das war sinnvoll, damit es nicht nachher hieß, Polizei oder Feuerwehr hätten die Schranke beschädigt. Aber Fingerabdrücke … Und jetzt auch noch einige Leute losschicken, um im Wald den Müll einzusammeln? Man konnte es auch übertreiben mit der Gründlichkeit, musste doch nur den Homberg-Enkel im Bergheimer Krankenhaus nach Sinn und Zweck der Spritztour, Namen und Anschriften seiner Freunde fragen und die Kollegen in Gelsenkirchen zu den jeweiligen Adressen schicken. Dann bekäme der Besitzer des alten Golfs sein Auto wahrscheinlich schnell zurück. Und man klärte in einem Aufwasch, ob es sich bei den Freunden um harmlose oder polizeibekannte Jugendliche handelte, die vielleicht schon durch ähnliche Touren oder Gelage aufgefallen waren. »Sind die Kollegen in Gelsenkirchen informiert?«, fragte er.

Gertz schüttelte den Kopf. »Da ich nicht weiß, wie flink die sind, wollte ich nicht riskieren, dass ein Siebenundsechzigjähriger einen Herzanfall erleidet, wenn mitten in der Nacht die Polizei bei ihm auftaucht, um mitzuteilen, dass sein Wohnmobil in Flammen aufgegangen ist und sein Enkel mit Verbrennungen im Krankenhaus liegt.«

»Dann machen wir das«, entschied Becker.

»Gut«, sagte Gertz. »Dann fahre ich noch mal zum Sicherstellungsgelände und sehe zu, was im Innenraum …«

»Sie«, unterbrach Becker ihn mit Nachdruck, »fahren nach Hause und schlafen sich aus. Wie viele Stunden haben Sie auf dem Buckel? Ein bisschen Arbeit sollten Sie für uns lassen, damit wir uns nicht vollkommen überflüssig fühlen.«

Heiko Gertz verließ das Büro, ging eine Tür weiter und besprach das Ganze noch einmal mit Thomas Scholl, der war im selben Alter wie er, ebenso tüchtig und entscheidungsfreudig. Scholl beauftragte einen Brandsachverständigen, der schon mehrfach für das KK 11 gearbeitet hatte, und machte sich auf den Weg zum Sicherstellungsgelände, um zu tun, was Heiko Gertz hatte tun wollen.

Jochen Becker zitierte währenddessen Rita Voss zu sich. Sie war Anfang vierzig, im Opferschutz ausgebildet und Klinkhammers rechte Hand gewesen, zumindest hatte sie sich so gesehen. Im letzten Herbst hatte man sie von der Kriminalober- zur Hauptkommissarin befördert. Sie sollte die Befragung des Homberg-Enkels übernehmen. Rita war berühmt-berüchtigt für ihre spezielle Taktik in Befragungen und Verhören und würde schnell in Erfahrung bringen, was sich in der Nacht abgespielt hatte, meinte Jochen Becker. Und normalerweise hätte er das richtig beurteilt.

An diesem Morgen war Rita Voss jedoch mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden. Sie hatte eine Tochter im rebellischen Alter und die halbe Nacht Stress gehabt, weil das Biest erst nach zwei Uhr und offensichtlich bekifft von der Freundesclique nach Hause gebracht worden war.

Rita klemmte sich ans Telefon, informierte die Polizei in Gelsenkirchen, schilderte den bisher bekannten Sachverhalt und bat, den Besitzer des Wohnmobils und Großvater des verletzten Jungen zu verständigen, nach Möglichkeit auch die Eltern. Sie gab das Kennzeichen des VW-Golfs durch und erklärte, dass die Freunde des Homberg-Enkels in der Nacht wahrscheinlich in diesem Wagen nach Hause gefahren waren. Es wäre also hilfreich, wenn man die Eltern des verletzten Jungen auch nach seinen Freunden fragte und mal bei denen vorbeischaute.

Donnerstag, 25. Juli

Gegen halb fünf meldete sich Jasmin Tirtey bei Rita Voss, dankbar für das Angebot, noch einmal über den Einsatz in der Deponie reden zu können. Das tat Jasmin in allen Einzelheiten, mit all ihren Vermutungen und ihrer Empathie für den angekokelten Waldschrat. Bei Rita stieß sie auf ein weit offenes Ohr, beantwortete bereitwillig jede Frage zum Verhalten des Jungen und hörte im Gegenzug, dass seine Verbrennungen nicht so gravierend waren, wie es in der Nacht ausgesehen hatte.

»Mit ihm reden konnte ich nicht«, sagte Rita. »Mal sehen, ob das morgen klappt. Inzwischen habe ich mehr Fragen, als mir lieb sind.«

»Wegen seiner Freunde?«, fragte Jasmin.

»Auch«, antwortete Rita. »Aber wo seine Großeltern sind, interessiert mich noch mehr.«

Während sie vom Urlaub der Hombergs in Holland berichtete, ging der Rückruf aus Gelsenkirchen, auf den sie wartete, bei Jochen Becker ein. Der Polizist, mit dem sie gesprochen hatte, wollte nicht noch einmal von einer Schnepfe zusammengestaucht werden. »Du meine Güte, ist die Frau immer so drauf?«, begann er.

So erfuhr Jochen Becker, dass Rita nach ihrer Rückkehr aus dem Bergheimer Krankenhaus nicht nur bei ihm Frust abgeladen hatte. Er überlegte kurz, sich für ihr ruppiges Verhalten zu entschuldigen, ließ das aber bleiben. Es hätte die Sache nur unnötig aufgebauscht. Schlecht gelaunte Polizistinnen gab es vermutlich auch in Gelsenkirchen mal.

»Viel klüger als Sie sind wir noch nicht«, kam der Kollege zum Grund seines Anrufs. »Die Tochter der Hombergs heißt Steinbrecher, der Enkel Dennis. Über seine Freunde haben wir noch nichts in Erfahrung gebracht. Frau Steinbrecher konnten wir nicht informieren. Sie hält sich nicht in ihrer Wohnung auf. Ich habe schon zweimal einen Wagen hingeschickt, es öffnet niemand. Eine Telefonnummer ist nicht öffentlich zugänglich. Festnetzanschluss hat sie offenbar nicht.«

Da aus polizeilicher Sicht weder gegen Frau Steinbrecher noch ihren Sohn etwas vorlag, sprach das dafür, dass die Frau nicht zu Hause war. Unbescholtene Bürger öffneten in der Regel, wenn Polizei vor der Tür stand.

»Die Kollegen haben ihr jetzt eine Nachricht in den Postkasten gesteckt mit der Bitte, sich schnellstmöglich bei uns zu melden. Hoffen wir mal, dass sie nicht ebenfalls verreist ist.«

»Für wie glaubwürdig halten Sie die Nachbarin der Hombergs?«, fragte Becker.

»Kann ich nicht beurteilen«, erklärte sein Gesprächspartner. »Ich habe ja nicht selbst mit ihr gesprochen.«

»Dann schicken Sie doch bitte noch mal jemanden hin«, sagte Becker. »Wir brauchen jede Auskunft, die die Nachbarin über die diesjährigen Urlaubspläne der Hombergs geben kann. War vielleicht mal die Rede von einer Pension oder einem Hotel?«

Becker sah es so ähnlich wie Rita. Höchstens vier Schlafplätze für sechs Personen waren knapp. Er hätte in seinem Alter nicht wochenlang mit vier Jugendlichen in einer Blechbüchse hausen mögen. Die Hombergs waren einige Jahre älter als er. An deren Stelle hätte er die Jungs auf den Campingplatz gebracht, selbst woanders Quartier bezogen und deshalb zu spät bemerkt, dass die Bande abgezischt war. Das hätte einiges erklärt.

Als Thomas Scholl vom Sicherstellungsgelände zurückkam, rief Becker auch Rita in sein Büro. Den Rückruf aus Gelsenkirchen erwähnte er nicht, hatte auch noch nichts weiter gehört.

Scholl hatte das Wrack nicht betreten, nur unzählige Fotos gemacht. Er war halb taub vom andauernden Kreischen der Flex. Der Brandsachverständige war mit einem Mitarbeiter angerückt. Gemeinsam hatten die beiden einen ohrenbetäubenden Lärm veranstaltet, um das Wohnmobilgerippe begehbar zu machen und mit der Ursachenforschung in den zusammengebackenen Überresten der Innenausstattung zu beginnen.

»Sie müssen Schicht um Schicht abtragen«, sagte Scholl und bot ihnen einen Überblick über die ersten Ergebnisse, die man noch nicht als solche bezeichnen konnte. Ein Wohnmobil war kein Gebäude, wo man aus Brandspuren an Wänden vieles ableiten konnte. Die Frontpartie war bei der Kollision mit der Schranke beschädigt worden, der Kühler gerissen oder aufgeplatzt, wie Heiko Gertz vermutet hatte. Und es war definitiv auszuschließen, dass der Brand im Motorraum ausgebrochen oder durch einen Kurzschluss entstanden war.

Der Brandsachverständige ging davon aus, dass es im hinteren Teil zu brennen begonnen hatte. Diesen Bereich hatte das Bett komplett ausgefüllt, dahinter hatte es nur noch Stauraum gegeben, gefüllt mit Kissen, Decken, Laken und dergleichen. Die Flammen hatten mehr als genug Nahrung gefunden. Im mittleren Bereich hatte es neben dem Einstieg ebenfalls leicht brennbares Material in Hülle und Fülle gegeben. Am wenigsten in Mitleidenschaft gezogen war das Fahrerhaus, woraus sich der Schluss ziehen ließ, dass der Brand von hinten nach vorne gewandert war.

»Es spricht einiges gegen Unachtsamkeit«, sagte Scholl. »Da dürfte ein Brandbeschleuniger zum Einsatz gekommen sein. Nicht unbedingt Ethanol oder Benzin wie bei den ausgebrannten Lieferwagen, das setzt Planung voraus. Aber wenn sich das Feuer langsam entwickelt hätte, müsste der Junge geraume Zeit tatenlos zugeschaut oder fest geschlafen haben. Dann wäre er aber kaum lebend rausgekommen. Es reichen ein paar Atemzüge für eine CO2-Vergiftung, man wird bewusstlos, und das war’s.«

»Eine Rauchgasvergiftung hat er ja«, sagte Rita.

»Er muss aber genug Sauerstoff bekommen haben, um nicht das Bewusstsein zu verlieren«, hielt Becker dagegen. »Und er war überzeugt, seine Freunde wären hinten. Da waren sie vermutlich vorher. Zu dritt mit einem Joint auf dem Bett ist kuschlig, zu viert wird es eng. Vielleicht hat er bei heruntergelassenen Scheiben im Fahrerhaus gesessen. Es war eine fast tropische Nacht. Wenn er vorne eingeschlafen ist, würde das erklären, warum er nicht mitbekommen hat, dass seine Freunde nach draußen gegangen sind. Wenn der Joint auf dem Bett zurückgeblieben ist …«

Einen Joint hätte Thomas Scholl nicht als Brandbeschleuniger bezeichnet, aber für Becker war es typisch. Scholl ließ es unkommentiert und kam zur Spurenlage. »Ein fest eingebauter Wassertank mit einem Volumen von hundertfünfzig Litern muss bei Ausbruch des Feuers leer gewesen sein. Dasselbe gilt für die Gasflasche.«

»Das ist nicht ungewöhnlich«, sagte Becker. »Von Gelsenkirchen bis zur niederländischen Küste tut’s eine Kühltasche, und man braucht auch nicht unbedingt Wasser für eine Klospülung. Auf Campingplätzen geht man ins Badehaus und schließt den Wagen an Versorgungsleitungen für Gas, Strom und Wasser an.«

»Du hast dich gut informiert«, stellte Rita fest.

»Wir hatten vor Jahren mal ein Wohnmobil gemietet«, erklärte Becker. »War ganz nett, aber ziemlich eng, eine Wiederholung brauchte ich nicht.« Damit bestätigte er Ritas Einschätzung, dass sie in solch einem Gefährt klaustrophobische Anfälle bekäme.

Sie wandte sich an Scholl: »Wie viele Schlafplätze gab es? Ich komme auf drei, höchstens vier.«

»Drei könnte hinkommen«, antwortete Scholl. »Zwei hinten und einer neben dem Einstieg. Platz für ein Doppelbett war da nicht.«

»Ist hier noch keinem außer mir der Gedanke gekommen, dass der Junge seine Freunde erst auf dem Campingplatz oder am Strand kennengelernt haben könnte?«, sprach Rita aus, was ihr spontan dazu einfiel. »Dann wären es im wahrsten Sinne des Wortes flüchtige Bekannte, und die Kollegen in Gelsenkirchen können lange nach dem alten Golf suchen. Die Freunde haben den Jungen zu irgendeinem Scheiß überredet und sich keinen Kopf gemacht, als sie ihn zurückließen. Wahrscheinlich sollte er draufgehen, damit er nicht plaudern kann. Überlegt mal, wie leicht man in Holland an Drogen kommt. Du solltest einen Drogenspürhund anfordern, Jochen.«

»Dafür dürfte es zu spät sein«, meinte Scholl. »Wenn eine größere Menge transportiert wurde, haben die Jungs das Zeug mitgenommen. Und nach dem Brand …« Er hob die Achseln, ließ sie wieder sinken. »Was soll ein Hund da noch riechen?«

»Ein guter Leichenspürhund riecht eine Leiche, die zwanzig Meter tief im Wasser liegt«, erklärte Rita.

»Hier geht es aber nicht um eine Leiche im Wasser, sondern um Zeug, das nicht mehr da ist«, sagte Scholl.

»Ein guter Hund spürt auch ein leeres Versteck auf.«

»Nach so einem Feuer?« Scholl schüttelte den Kopf. »Das wage ich zu bezweifeln, Rita.«

»Ehe wir jetzt mit Vermutungen und Spekulationen anfangen, lasst uns doch erst mal sehen, was wir haben«, machte Becker dem Disput ein Ende. Er gab Scholl mit einem Wink zu verstehen, mit seinem Bericht fortzufahren. Das tat Scholl, und Rita stellte fest, dass sie nichts hatten außer Spekulationen und Vermutungen.

Scholl wies auf Fotos hin, auf denen in der Hitze geschmolzene oder aufgeplatzte Konserven mit verbrutzeltem Inhalt zu sehen waren, des Weiteren eine stattliche Zahl von Getränkedosen und verrußte Scherben von zerborstenen Flaschen.

»Was sie enthalten haben, muss die KTU klären«, sagte Scholl. »Bei den Dosen tippe ich auf Wodka Red Bull. Damit knallen Jugendliche sich gerne die Birne zu. Wenn zusätzlich Drogen im Spiel waren …« Er fixierte Rita. »Ich meine damit nicht einige Kilos, nur ein paar Gramm für Joints oder Crack. In den Niederlanden kommt man leichter an das Zeug ran als hier, da stimme ich dir zu. Aber in rauen Mengen kannst du das da auch nicht an jeder Ecke kaufen. Nach der Massenspektrometrie sind wir wahrscheinlich klüger, sowohl was den Einsatz von Brandbeschleuniger als auch was Drogen angeht.«

»Aber nicht heute oder morgen«, wandte Rita ein. Erfahrungsgemäß gerieten Untersuchungen, die nicht zur Aufklärung von Kapitaldelikten beitragen sollten, in den kriminaltechnischen Labors des LKA leicht aus dem Blickfeld. Wenn man allerdings gute Beziehungen hatte … »Soll ich Arno anrufen?«, fragte sie. »Er könnte ein bisschen Dampf machen.«

Becker winkte genervt ab. »Lass uns doch erst mal klären, womit wir es überhaupt zu tun haben. Wahrscheinlich nur mit ein paar Jungs, die ordentlich gebechert und vielleicht einen Joint geraucht haben. Dann ist einer eingeschlafen, die anderen drei sind nach draußen gegangen, um dort weiterzusaufen.«

»Träum weiter, Jochen!« Rita wurde patzig. »Mit deiner Einstellung wärst du bei der Heilsarmee besser aufgehoben. Draußen gesoffen haben sie nicht. Sonst hätten Gertz und Tirtey heute Morgen leere Dosen gefunden. Drinnen liegen welche, ob sie bei Ausbruch des Feuers leer waren, wissen wir noch nicht. Verdammt noch mal, du hast Tirteys Bericht direkt vor dir. Ich habe vor nicht ganz einer Stunde mit ihr gesprochen. Der Junge hätte sich beinahe umgebracht, um seine Freunde aus der Hölle zu holen. Und die hauen einfach ab. Und wo sind die Hombergs? Warum haben sie nicht längst Anzeige erstattet?«

Becker blieb gelassen, er kannte sie ja, und völlig unrecht hatte sie nicht. Er hoffte jeden Abend, dass man bald einen geeigneten Nachfolger für Klinkhammer fand und ihn von diesem Joch befreite. Statt ihren Angriff zu parieren, sagte er: »Vielleicht warten sie erst mal ab in der Hoffnung, dass die Jungs nur eine Spritztour machen und bald zurückkommen. Großeltern neigen nicht dazu, ihre Enkel in die Bredouille zu bringen.«

Damit mochte er recht haben, musste Rita ihm zugestehen. Ihre Mutter war der lebende Beweis. »Und wo waren die Hombergs, als die Jungs das Vorzelt abgebrochen haben?«, fragte sie. »Warum haben sie nicht protestiert und den Aufbruch verhindert? Sitzen sie jetzt in den Dünen und warten auf den Sonnenuntergang, oder kochen sie im Vorzelt gerade ein Süppchen fürs Abendbrot?«

»Man kann vorübergehend in Pensionen oder Hotels unterkommen«, meldete Thomas Scholl sich noch einmal zu Wort.

»In der Hauptsaison?« Rita lachte spöttisch. »Versuch mal, um die Zeit an der niederländischen Küste ein Zimmer zu bekommen.«

»Vielleicht waren sie von Anfang an in einem Hotel oder einer Pension«, gab Becker preis, was ihm am Nachmittag durch den Kopf gegangen war. »Vielleicht haben sie die Jungs nur auf dem Platz abgesetzt, damit die ihren Spaß und sie ihre Ruhe haben.«

»Und damit die Jungs mobil bleiben und jederzeit abdampfen können, falls ihnen langweilig wird, haben sie den Zündschlüssel stecken lassen«, kommentierte Rita sarkastisch. »Meinst du nicht, verantwortungsbewusste Großeltern würden von Zeit zu Zeit nachsehen, ob die Jungs keinen Blödsinn machen? Meine Eltern würden täglich zweimal auf der Matte stehen und alle Welt rebellisch machen, wenn ihr Wohnmobil nicht mehr an dem Platz wäre, an dem Opa es abgestellt hat.«

Das Argument hatte etwas für sich. Aber zwischen heranwachsenden Jungs und Mädchen machte die ältere Generation vermutlich einen Unterschied und gewährte den Jungs einen breiteren Spielraum. Inzwischen mochten die Hombergs nachgesehen und ihre Tochter alarmiert haben.

Becker brachte endlich den Anruf aus Gelsenkirchen zur Sprache. »Womöglich ist Frau Steinbrecher unterwegs nach Holland. Die Kollegen waren zweimal an ihrer Tür.« Er fixierte Rita. »Was tut eine Mutter, wenn der Nachwuchs die gesteckten Grenzen überschreitet? Sie versucht erst mal, den Junior per Handy zur Räson zu bringen und zur Umkehr oder Heimkehr zu bewegen.«

Wenn der Filius nicht zu erreichen oder uneinsichtig war, machte die Mutter sich auf den Weg, um ihre Eltern abzuholen und mit ihnen die weiteren Schritte zu besprechen. Dass gegen Dennis Steinbrecher aus polizeilicher Sicht nichts vorlag, bewies nicht unbedingt, dass er noch nie über die Stränge geschlagen hatte. Vielleicht war er bisher nur noch nicht aufgefallen, aber seine Mutter hatte ihre Erfahrungen mit ihm gemacht.

Freitag, 26. Juli

Die Einwände, die Rita Voss bei der Besprechung am vergangenen Nachmittag vorgebracht hatte, veranlassten Jochen Becker am Freitagmorgen, doch mehr als nur zwei Leute einzusetzen. Aus Gelsenkirchen hatte er gestern nichts mehr gehört. Warum sollten die Kollegen dort sich auch ein Bein ausreißen? Sie waren nicht zuständig. Wenn schlampig oder nachlässig ermittelt und etwas übersehen wurde, wäre er verantwortlich, sonst keiner.

Solange der Aufenthaltsort von Walter und Kathi Homberg nicht bekannt war und man nicht wusste, von wem und warum das Wohnmobil von einem Campingplatz an der niederländischen Küste in die Aushubdeponie gesteuert worden und vollständig ausgebrannt war, sollte man sich besser nicht darauf verlassen, dass der Brandsachverständige die Arbeiten am Wrack penibel dokumentierte und sämtliche Spuren sicherte. Alles, was eventuell Aufschluss über das Geschehen geben konnte, musste an der jeweiligen Fundstelle abgelichtet und eingetütet werden.

Dafür war das KK 14 zuständig. So kam Heiko Gertz nach einem halben freien Donnerstag und sechs Stunden Schlaf in der Nacht doch noch zu der Aufgabe, die ihn reizte. Außerdem sollte nun auch ein Drogenspürhund zum Einsatz kommen. Falls Rita mit ihrer Vermutung, dass eine größere Menge Rauschgift transportiert worden sein könnte, nicht völlig danebenlag … Das wäre ein triftiger Grund gewesen, das Wohnmobil abzufackeln und Dennis Steinbrecher als unliebsamen Mitwisser seinem Schicksal zu überlassen.

Deshalb fuhr Thomas Scholl mit Heiko Gertz zum Sicherstellungsgelände und Rita Voss wieder alleine nach Bergheim, um Dennis Steinbrecher zu fragen, wo seine Großeltern sich aufhielten und warum er mit drei Freunden von der niederländischen Küste in den Rhein-Erft-Kreis gekommen war. Als Spritztour konnte man das kaum bezeichnen, für die Strecke brauchte man vier bis fünf Stunden. Wenn Drogen im Spiel gewesen waren, hatten die Jungs hier womöglich Abnehmer gehabt.

Niemand rechnete damit, dass sich aus Ritas zweitem Alleingang ermittlungsrelevante Probleme ergeben könnten. Sie hatte einen klaren Auftrag. Falls nötig, sollte sie die Ärztin bitten, Dennis Steinbrecher aus dem Dämmerschlaf zu holen. Und Jochen Becker sagte ausdrücklich bitten und nicht Dampf machen. Das war auch nicht nötig.

Der Junge war bereits wach, als Rita auf die Station kam. Darüber gerieten einige Ärgernisse in den Hintergrund. Die Ärztin war nicht zu sprechen, das Pflegepersonal wusste nichts vom Drogenscreening, im Labor wusste man davon auch nichts. Und in der Notaufnahme erinnerte sich keiner, was mit der angesengten Kleidung des Jungen passiert sein könnte. Einer Krankenschwester war lediglich der Zustand seiner Jeans im Gedächtnis geblieben.

»Die Hose sah aus, als hätte er sich in Glut gewälzt. Knie und Schienbeine hatten einiges abbekommen. Am schlimmsten war es hinten, überall Brandlöcher, als hätte er im Feuer gesessen.«

Das deckte sich mit der Beschreibung, die Rita von Jasmin Tirtey bekommen hatte. Sie ging zum Krankenzimmer, klopfte an, öffnete die Tür und fühlte, wie ihr augenblicklich der Schweiß aus allen Poren brach. In dem Zimmer war es so stickig, dass ihr die Luft wegblieb. Der Raum wurde von der Sonne vollständig ausgeleuchtet und tüchtig beheizt. Man hätte wenigstens die beiden Fenster öffnen können.

Der alte Mann lag genauso da wie gestern, als wäre er schon halb im Jenseits. Der Bodybuilder saß der Affenhitze zum Trotz im Bademantel auf der Bettkante. Bis zu Ritas Eintreten hatte er anscheinend in derselben Zeitschrift wie gestern geblättert, nun schaute er auf und grinste freundlich.

Es wäre ratsam gewesen, ebenso freundlich zu grinsen oder wenigstens guten Morgen zu wünschen. Aber als Ritas Blick auf den Jungen fiel, auf seine bis zu den Ellbogen bandagierten Hände und das unangetastete Frühstückstablett neben seinem Bett, war ihr nicht mehr nach Freundlichkeit zumute. Sie hätte aus der schweißfeuchten Haut fahren mögen und schaltete von Ermittlung auf Opferschutz, was dazu führte, dass sie es behutsam anging und einen Fehler machte, der ihr nicht hätte passieren dürfen.

Sie sprach den Jungen nicht mit Namen an, und statt sich ihm korrekt vorzustellen und als Kriminalbeamtin auszuweisen, fragte sie: »Was ist denn das? Du hast noch nicht gefrühstückt? Kümmert sich hier keiner um dich?«

Er schaute sie verständnislos an, als hätte er nicht begriffen, dass sie mit ihm sprach. An seiner Stelle antwortete der Bademantelträger: »Pflegenotstand. Vor einer Dreiviertelstunde habe ich geklingelt, weil der Kleine anfing, sich im Bett zu wälzen. Sie sind die Erste, die seitdem reinschaut. Er kann nicht auf dem Rücken liegen, weil ihm der Hintern wehtut. Hat ja nicht mal eine Unterhose an, der arme Kerl, nur das OP-Hemd.«

Diese Hemden waren hinten offen, wie Rita wusste. Sie schenkte dem Bademantelträger nun doch ein Lächeln, von dem sie annahm, es sei freundlich. »Demnach ist er ansprechbar?«

»Logisch.« Der Mann grinste wieder, diesmal eher amüsiert und abwartend. »Das war er gestern Abend schon. So wie Sie unsere überforderte Annabell zusammengestaucht haben, wollte die wohl kein Risiko eingehen.« Gemeint war die Assistenzärztin, mit der Rita gestern gesprochen hatte, Annabell hieß die jedoch nicht.

»Der Kleine musste dafür büßen«, fuhr der Mann fort. »Hat gestern Abend auch eine Weile gejammert, weil er Hunger hatte. Er hatte den ganzen Tag gepennt und nichts in den Bauch bekommen. Abendessen war schon abgeräumt, als er zu sich kam, sonst hätte ich ihm ein Brot geschmiert. Es kam zwar ein Pfleger, zu futtern hat der arme Kerl aber nichts mehr bekommen, nur ein Pillchen und einen Schluck Wasser.«

»Da hätte ich an Ihrer Stelle heute aber meine Chance ergriffen und ihn gefüttert«, kommentierte Rita und wandte sich wieder dem Jungen zu. »Hat dich auch noch niemand trinken lassen?«

Er reagierte nicht, hielt die Augen auf ihr Gesicht gerichtet, als versuchte er zu ergründen, mit wem er es zu tun hatte.

»Er hat bis eben geschlafen«, teilte sein Sprachrohr mit. »Sonst hätte ich mich schon gekümmert. Obwohl man bei den Temperaturen froh ist, wenn man sich nicht unnötig bewegen muss.«

»Ich mach mal die Fenster auf«, entschied Rita.

»Damit noch mehr Hitze reinkommt?«, protestierte der Mann.

»Die ist doch längst drin«, erwiderte Rita ungerührt. »Was fehlt, ist frische Luft.« Damit brachte sie beide Fenster in Kippstellung, kehrte zurück zum mittleren Bett und nahm sich einen der Stühle vom Besuchertisch gegenüber. Sie setzte sich zwischen den Jungen und den Alten und nahm die Kanne vom Frühstückstablett. Der Inhalt war kalt und roch nach Tee.

Während sie die Tasse füllte, erkundigte sie sich: »Geht das so, oder soll ich deinen Kopf stützen? Ich möchte dir nicht wehtun.«

»Geht schon.« Seine Stimme war noch kratzig vom Rauch.

In dem OP-Kittel, mit den frischen Verbänden an Händen und Unterarmen, dem bandagierten Kopf und den Wundauflagen auf Stirn, Wangen, Nase und Kinn machte er nicht den Eindruck eines Rabauken, der seine Großeltern freiwillig in Holland zurückgelassen hatte, um mit drei Freunden ungestört eine Sause zu veranstalten. Wie er da lag, schien er prädestiniert für die Rolle des überrumpelten Mittäters. Einer, der nur Mittel zum Zweck gewesen war, weil er gerne dazugehören wollte.

Normalerweise ließ Rita sich von Äußerlichkeiten nicht dazu verleiten, auf bösartig oder harmlos zu schließen. Das tat sie auch diesmal nicht, sie fand nur die Bezeichnungen passend. Der arme Kerl. Der Kleine. Dabei war der Junge nicht klein. Unter dem dünnen Laken, mit dem er bis zur Taille zugedeckt war, ließ sich seine Größe schlecht schätzen, weil er halb auf der Seite lag und die Beine leicht angezogen hatte. Aber ein gutes Stück größer als sie war er allemal. Wobei Rita mit einem Meter sechzig von Straftätern fälschlicherweise oft als zu klein eingeschätzt wurde.

Der Junge versuchte sich weiter auf die Seite zu drehen und auf einem Ellbogen abzustützen, schaffte es aber nicht, den Oberkörper so weit hochzustemmen, dass sie ihm die Tasse an die Lippen halten konnte.

Darf ichbitte

Der Junge trank das Glas leer bis auf den letzten Tropfen. Nachdem Rita es zurück auf den Nachttisch gestellt hatte, zerteilte sie die Brotscheibe in mundgerechte Happen und hielt ihm den ersten hin. Willig öffnete er den Mund, kaute hastig und schluckte den Bissen, während sie die Tasse mit dem Rest Tee aus der Kanne füllte. Anschließend wollte sie die Fragen abarbeiten, die Becker ihr mit auf den Weg gegeben hatte. Aber es reichte eine, um zu klären, dass Jochen Becker mit seiner Theorie auf dem Holzweg war.