Der Mönch Berthold, dessen Laienname, bevor er in das Franziskanerkloster zu Freiburg eintrat, Konstantin Anklitzen war, stand im Ruf einer nie versiegenden Wissbegierde. Er widmete sich den Studien der Magie und Alchemie und man nannte ihn einen Nygermaticus, einen Schwarzkünstler, denn Berthold interessierte sich besonders für die Metallkunst, die gefährlichste aller Künste.
Eines Tages, experimentierte er in seinem Laboratorium mit Quecksilber, welches er hammerfest machen wollte, um es wie Silber bearbeiten zu können. Nachdenklich stand er vor dem schweren Eichentisch auf dem er seine chemischen Ingredienzien stehen hatte und murmelte vor sich hin: „Es muss mir gelingen, den geheimen Geist des Quecksilbers, diesen Basilisken, unschädlich zu machen. Da sich Gegensätze töten, gebe ich nun den feurigen Schwefel und den kalten Salpeter zusammen mit dem Quecksilber in ein Gefäß aus Eisen. In der Hitze des Feuers mag dann geschehen, was geschehen muss.“
Er gab die Mischung in ein Gefäß aus Erz, verschloss es dicht und stellte es auf den Ofen. Es währte nicht lange: eine gewaltige Explosion erschütterte das Kloster. Berthold, der etwas abseits gestanden hatte wurde gegen die Wand geschleudert, wo er benommen, mit Brandwunden an Gesicht und Händen liegen blieb. Als er die Augen wieder aufschlug, sah er um sich herum alle seine erschrockenen Mitbrüder versammelt. Der Abt, zornesrot im Gesicht, schrie mit sich überschlagender Stimme: „Du Satansbrut du, willst du uns alle in die Verdammnis stürzen? Der Teufel muss mit dir im Bunde sein. Ich verbiete dir, auch nur noch einen Fuß in dieses Laboratorium zu setzen oder du landest im Kerker!“
Berthold kam langsam, noch etwas schwankend auf die Beine. Als er sich in seinem zerstörten Labor umsah, versprach er dem Abt bei allen Heiligen, mit dem Experimentieren aufzuhören, denn er wollte nicht, wie schon öfter, im Gefängnis landen. Der Vorsatz hielt nicht lange, denn nun war seine Neugier erst recht geweckt.
Eines Nachts schlich er sich heimlich in sein notdürftig in Stand gesetztes Labor. Leise öffnete er einen großen, verschlossenen Schrank und entnahm ihm einen Mörser und einen Stößel sowie, nach sorgfältiger Auswahl, Salpeter, Schwefel und Kohle und schüttete alles zusammen in den Mörser. Gewissenhaft zerstampfte er darin das Gemisch, stellte das Gefäß mitsamt dem Stößel auf den heißen Ofen und verzog sich bis in den hintersten Winkel des Labors, wo er sich auf den Boden kauerte. Mit der rechten Hand drückte er ein Kreuz an sein Herz- das Skapulier, den groben Überwurf seiner Kutte, hatte er zum Schutze, fest um den Körper gewickelt. Welche unbekannten Dämone würde er herbeirufen mit diesem Experiment?
Würde die Erde aufreißen und der Fürst der Hölle selbst daraus empor steigen? Er schloss, leise betend, die Augen. Eine gewaltige Detonation erschütterte das Kloster bis in seine Grundfesten. Es schien, als würde die Hölle sich auftun. Der Mörser explodierte und der Stößel wurde mit ungeheurer Wucht herausgeschleudert, so dass er in das hölzerne Gebälk der Decke eindrang.
Plötzlich, im gleichen Moment, hatte Berthold eine Vision: er sah ein riesiges Schlachtfeld vor sich, auf dem unüberschaubare Heere erbittert gegeneinander kämpften. Aus den Mündungen von merkwürdigen, rohrähnlichen Waffen schossen Flammen und die Menschen, von tödlichem Kugelhagel getroffen, stürzten schreiend zu Boden. Es rollten riesige mörserähnliche Gebilde auf Rädern über das Schlachtfeld, die gewaltige Kugeln in die Luft schleuderten.
Aber das Entsetzlichste war der Tod, der ihm fröhlich mit der Sense winkend, über das blutige Schlachtfeld schritt. „Mea culpa,“, stöhnte Berthold, bevor er in die Höhe gerissen wurde.
Um ihn herum standen seine zornigen, entsetzten Mitbrüder, die ihn von allen Seiten grob stießen und zerrten und ihn wütend beschimpften.
Berthold, noch gefangen von den schrecklichen Bildern in seinem Kopfe, wehrte sich nicht, als er, auf Anordnung des Abtes, in den Kerker geworfen wurde, wo er auf dem modernden Stroh niedersank.
Dann versuchten seine aufgebrachten Mitbrüder, den Stößel zu lösen, der durch die Wucht der Explosion in den Deckenbalken getrieben worden war. Vergeblich! Als auch das Berühren des Stößels mit den Reliquien der heiligen Barbara kein Ergebnis brachte, verschlossen die Mönche das Labor, und der Abt überantwortete den Raum der Verdammnis nach dem er ihn mit Weihwasser besprengt hatte.
Berthold Niger oder, wie er später genannt wurde, Berthold Schwarz, der fortan als Erfinder des Schwarzpulvers galt, ging nach Prag und trat dem Bernhardinerorden bei. Dort musste der von der Alchemie Besessene wohl weiter experimentiert haben, denn 1388 wurde er als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Legende nach erfand so ein Freiburger Franziskanermönch durch Zufall das Schwarzpulver. Wahrheit oder nicht? Noch heute erinnert jedenfalls ein Denkmal mit der Inschrift: Dem Docktor, Alchimist und Erfinder des Schießpulvers zum Gedächtnis...“ an den schwarzen Berthold. Auf dem Franziskanerplatz zu Freiburg blickt er nachdenklich auf seine Betrachter hinab, als würde er noch heute über Fluch und Segen seiner Erfindung sinnieren.
In Freiburg im Breisgau gibt es einen Beruf, wie nirgendwo sonst auf der Welt: die „Bächleputzer“. Diese sorgen für die Sauberkeit und die Wasserverteilung der kleinen „Bächle“, die viele Straßen und Gassen der Freiburger Altstadt durchfließen.