Impressum
Titel
Kurz – Leicht – Aktuell – Real
Geil, das peinliche Foto stellen wir online!
Autor
Florian Buschendorff
Titelbildmotiv
© rikilo/Fotolia.com
Illustration/Kapitelmotiv
Computermaus © Tatyana Lykova/Fotolia.com
E-Book-Herstellung und Auslieferung
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Verlag an der Ruhr |
Ab 12 Jahre
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
© Verlag an der Ruhr 2010
E-Book ISBN 978-3-8346-2691-2
Begleitendes Unterrichtsmaterial:
K.L.A.R. – Literatur-Kartei:
„Geil, das peinliche Foto stellen wir online!“
Florian Buschendorff
Kl. 7–10, 65 S., A4, Papph.
Hefter: ISBN 978-3-8346-0730-0
PDF: ISBN 978-3-8346-9607-6
Liebe Leserin, lieber Leser,
‚Dieser Roman basiert auf einer wahren Begebenheit‘ – so oder so ähnlich liest man es oft am Anfang von Büchern oder auch von Filmen. Ja, auch dieser Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Denn jeder kennt sie: anonyme Beleidigungen über das Internet oder bescheuerte Anrufe. Und vielleicht hast du sogar schon die Erfahrung gemacht, dass jemand mit einem Foto oder einem Video von dir etwas angestellt hat, was dir ganz und gar nicht recht war.
Inzwischen gibt es dafür sogar ein Wort: „Cyber-Mobbing“. Manche machen es aus Spaß, manche nutzen die Anonymität, um jemanden gezielt anzugreifen. Welche Erfahrungen die Schüler der Klasse 9.2 mit Cyber-Mobbing gemacht haben, liest du in diesem Roman. Vielleicht erkennst du die eine oder andere Person ja auch in dieser Geschichte wieder.
Eine gute Unterhaltung wünscht
Florian Buschendorff
Josi rannte den dunklen Gang entlang. Es war Nacht, nur die Notbeleuchtung brannte. Sie war in der Schule. Ihr Herz raste. Sie rüttelte verzweifelt an der Schultür. Abgeschlossen! Sie hörte sie näher kommen. Der Keller! In den Keller musste sie, dort war sie sicher! Sie sah die schwere Eisentür. Unter der Türritze drang Licht hervor. War noch jemand hier? Der Hausmeister vielleicht? Der konnte sie retten. Sie stieg die Treppe hinunter.
Das Kellergewölbe war hell beleuchtet. Die schwere Eisentür fiel hinter ihr zu.
„Hallo?“, rief sie. „Ist hier noch jemand?“ –
Ihre Stimme verhallte in dem leeren Gemäuer. Wo war der Lichtschalter? Sie musste das Licht löschen, sonst würden sie sie finden. Josi suchte nach einem Schalter, aber es gab keinen. Sie rannte durch die Kellergänge, kreuz und quer wie in einem Labyrinth. Von fern hörte sie jetzt, wie sie die Eisentür öffneten und die Treppe heruntergerannt kamen.
Es waren viele. Sie schrien ihren Namen. Immer wieder. Und sie schlugen metallische Gegenstände in einem drohenden Rhythmus gegeneinander. Josi war am Ende des Ganges angekommen. Der Krach der Meute kam unaufhaltsam näher. Jetzt stand sie vor nacktem Mauerwerk. Hier ging es nicht mehr weiter. Gleich würden die Verfolger sie sehen. Todesangst kochte in ihr hoch. Sie hockte sich in die Ecke auf den Boden. Das Geschrei war unerträglich und nur noch wenige Meter entfernt. Sie schlang ihre Arme um ihren Kopf. Gleich würden sie um die letzte Ecke biegen. Sie spürte ihren Herzschlag.
Plötzlich das Piepen. Ein gleichmäßiges Piepen. Josi schreckte hoch. Das Piepen wurde lauter.
Neben ihrem Kopfkissen blinkte und vibrierte ihr Handy. Sie war schweißgebadet, ihr Herz raste wie wild.
„Mama?“, rief sie ins Handy. „Mama, bist du’s?“
Erst war nichts zu hören. Dann erklang wieder die Computerstimme mit dieser gespenstischen Betonung.
‚Josefine Bartels? Geboren am 9. Dezember 1995? Ich habe eine Mitteilung für dich:
Dein Albtraum von heute Nacht wird morgen schon Wirklichkeit.‘
Der Anruf wurde beendet. Sie schaute auf das Display. Unbekannter Anrufer.
„Ihr Arschlöcher!“, schrie sie ins Handy und warf es auf das Bett. Der Radiowecker zeigte 2 Uhr 15. Sie kringelte sich zusammen und zog die Bettdecke über den Kopf.
Es war das dritte Mal – das mit den Anrufen in der Nacht. Sie schienen zu wissen, dass sie ihr Handy anhaben musste. Wegen Mama. Sie war für zwei Monate in Belgien zum Arbeiten und rief jeden Morgen an. Sie durfte das Handy nicht ausschalten.
Josi wälzte sich herum. Wenn sie die Augen schloss, konnte der Albtraum wiederkommen. Es war ein Teufelskreis. Inzwischen hatte sie Angst vor dem Schlafengehen. Und wenn der Albtraum der Nacht vorbei war, begann der Albtraum in der Schule. Und irgendeiner war verantwortlich dafür, schuld an diesen Anrufen mitten in der Nacht. Wahrscheinlich waren es mehrere.
Irgendwann zeigte der Wecker 3 Uhr 15. Irgendwann 4 Uhr 6. Und als es hell wurde und der Wecker 7 Uhr zeigte und das Radio anging, schlief Josi endlich ein.