Das Frontispiz zeigt eine Maske der Luvale, die wir im Juni 2015 in Namibia erworben haben. Sie stellt das Gesicht eines Verstorbenen dar, wobei die rote und weiße Bemalung die Welten der Lebenden und der Toten symbolisiert. Masken dieser Art werden bei Heilungszeremonien getragen. Wie viele Ethnien rund um die Welt glauben auch die Luvale, dass Menschen erkranken, wenn sie die Geister der Ahnen z. B. durch ein unmoralisches Verhalten verärgert haben. Dann müssen Rituale durchgeführt werden, um die Balance zwischen Lebenden und Toten wiederherzustellen. Diese untrennbare Einheit von Leben und Tod, die in unserer heutigen Gesellschaft so gern verdrängt wird, ist auch ein zentraler Gedanke des vorliegenden Buches.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Fotografien:
Abb. 19a, 32, 40, 50, 54b, 68, 70a und Frontispiz © Thomas Hohn, www.hohn.tv
Abb. 6, 29, 34 © Wikimedia Commons
Abb. 28, 66b-c © Volker Schneider, www.art-vs.de
Abb. 27© Uwe Marschall www.mahafaly.de
Abb. 66a © Carolina Winkelmann, www.asmat.de
Abb. 70b © Galerie Alte Römer, www.alteroemer.de
Abb. 53 © Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck, Foto: Ilona Ripke
Alle anderen Bilder stammen von der Autorin und dem Autor des Bandes.
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7460-2356-4
© 2018 Wenke und Lars Frühsorge
Der vorliegende Band vereint zwei Beiträge, in denen der Umgang mit dem Tod in verschiedenen Kulturen aus der Sicht einer Krankenschwester und eines Ethnologen betrachtet wird. Der erste Beitrag ist die leicht überarbeitete Fassung einer Abschlussarbeit, die von Wenke Frühsorge 2016 im Rahmen einer Weiterbildung zur Fachkraft für Geriatrie und Demenz am Bildungszentrum Schlump in Hamburg verfasst wurde. Thema dieses Beitrags ist die Frage nach dem Umgang mit sterbenden Patienten und deren Angehörigen, die aus fremden Ländern zu uns kommen und anderen Religionen als dem in Deutschland vorherrschenden Christentum anhängen. Die Autorin verknüpfte dabei ihre eigenen Praxiserfahrungen in der Pflege sterbender Patienten mit einer Übersicht über Umgangsformen mit dem Tod in den Weltreligionen des Buddhismus, Hinduismus und Islam unter besonderer Berücksichtigung der Frage, inwiefern diese Traditionen in der hiesigen Pflegepraxis befolgt werden können. Geprägt wurde die Entstehung dieser Arbeit natürlich auch von der öffentlichen Debatte um die sogenannte „Flüchtlingskrise“ in Deutschland und die daraus resultierende Erwartung in vielen Krankenhäusern, verstärkt mit Patienten aus fremden Ländern in Kontakt zu kommen.
Tatsächlich basiert die Untersuchung aber auch auf einem viel weiter zurückreichenden Interesse der Autorin an der Thematik des Todes sowie ihrer intensiven Auseinandersetzung mit außereuropäischen Kulturen, die sie im Rahmen von Reisen und Forschungen gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Ethnologen Dr. Lars Frühsorge kennenlernte. Diese gemeinsamen Reisen, auf die sich die Autoren seit der Geburt ihres Sohnes Tristan 2011 zu dritt begeben, sind auch die Grundlage des zweiten ethnographischen Beitrags im vorliegenden Band. In diesem Artikel betrachtet Lars Frühsorge u.a. die vielfältigen kulturellen Bedeutungen des Todes weltweit, wobei neben europäischen Traditionen in Vergangenheit und Gegenwart auch kleinere ethnische Gemeinschaften aus aller Welt vorgestellt werden, die sich bis heute eigene Bräuche bewahren konnten oder in kreativer Weise Vorstellungen der Weltreligionen an ihre eigenen Bedürfnisse angepasst haben. Hierbei soll verdeutlicht werden, dass der Tod nicht nur seit jeher ein bedeutender Faktor in der Entwicklung von Kulturen war, sondern bis heute mit so unterschiedlichen Aspekten des Lebens wie Religion, Wirtschaft und Politik, aber auch Kunst, Kultur und Identität verknüpft ist.
Unser ausdrücklicher Dank gilt den zahllosen Menschen, die wir hier nicht einzeln nennen können, die uns aber in Interviews und informellen Gesprächen ihre Kultur und Weltsicht veranschaulicht haben, die uns Gastfreundschaft gewährten, oder die in anderer Weise zum Gelingen unserer Reisen und Forschungen beigetragen haben. Gleiches gilt auch für die Hamburger Kolleginnen und Kollegen der Autorin in der Pflege, die ebenfalls vorbehaltlos ihre Ansichten und Erfahrungen mit ihr teilten. Schließlich sei auch noch Gesine Frühsorge für ihre gründliche Durchsicht des Manuskripts und hilfreichen Anmerkungen gedankt.
Mein Name ist Wenke Frühsorge, und ich wurde 1982 in Rostock geboren. Ich bin verheiratet und habe einen Sohn. Seit Oktober 2003 bin ich examinierte Krankenschwester. Ich habe mich schon lange für das Thema des Sterbens im Krankenhaus interessiert. Da mein Mann Ethnologe ist, unternehmen wir häufig gemeinsame Reisen in ferne Länder. So habe ich auch Beispiele für den Umgang mit dem Tod in anderen Kulturen kennengelernt, und das Interesse für die Thematik vertiefte sich. Das Schicksal eines Patienten ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Es handelte sich um einen Mann aus Afghanistan, der an einer Krebserkrankung im Endstadium litt. Anders als viele deutsche Patienten erhielt er täglich Besuche von Angehörigen und Bekannten, die von ihm Abschied nehmen wollten. Ein Neffe des Sterbenden berichtete mir damals, dass sogar noch weitere Besucher aus entfernteren Teilen Deutschlands anreisen würden. Dieser Familienzusammenhalt hat mich sehr beeindruckt und mich dazu angeregt, darüber nachzudenken, warum wir in unserer Gesellschaft so anders mit dem Tod umgehen.
Um uns dem Thema dieser Arbeit anzunähern, gilt es zunächst zu klären, was der Tod eigentlich ist. So einfach wie die Beantwortung dieser Frage zunächst erscheint, ist es in der Praxis oft nicht. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ist mit der offiziellen Feststellung des Todes keinesfalls die Einstellung aller Körperfunktionen erreicht. Auch könnte man sicherlich darüber streiten, ob ein hirntoter aber an lebenserhaltende Maschinen angeschlossener Patient als lebend oder als tot zu betrachten ist. Der Soziologe Jean Ziegler schreibt, dass diese Unsicherheit dazu geführt hat, dass der Tod vor allen Dingen als ein medizinisches und rechtliches Phänomen behandelt wird. Er kritisiert, dass diese Reduzierung des Todes auf ein Verwaltungsproblem den Sterbenden ein großes Maß an Selbstbestimmung nimmt:
„Von nun an ist der Sterbende aus dem Drama ausgeschlossen, das er erlebt; nie wieder werden seine intimen Bedürfnisse (oder die seiner Verwandten und Freunde), seine Ansprüche, sein Wille in Rechnung gestellt. Allein die technischen Parameter des Verhaltens derer zählen, die den Auftrag haben, den Tod anderer zu verwalten. Der neue medizinische Imperialismus führt sich mit Gewalt ein. Eine Klasse der Thanatokraten entsteht, die den Tod nach den technischen Normen behandelt, die sie selbst definiert und kontrolliert“ (Ziegler 2011: 81).
Auch wenn ich nicht weiß, ob Begriffe wie „Imperialismus“ oder „Thanatokraten“ in diesem Zusammenhang zutreffend sind, empfinde auch ich es aufgrund meiner eigenen Erfahrungen als problematisch, dass sterbende Patienten oft nicht genügend Aufmerksamkeit erhalten und von Stationsleitungen eher wie Verwaltungsobjekte behandelt werden. Sterbende Patienten blockieren Betten und das Krankenhaus verdient mit ihnen kaum noch Geld. Das finde ich sehr traurig, denn gerade Sterbende haben durchaus individuelle Bedürfnisse und Wünsche, denen wir im ständigen Zeitdruck des Krankenhausalltags kaum gerecht werden können. Dies gilt besonders für Menschen aus anderen Kulturen, die einen ganz eigenen Umgang mit dem Tod haben, der sich häufig von unseren eigenen Vorstellungen stark unterscheidet. So neigen wir in unserer heutigen Gesellschaft dazu, dem Tod eher aus dem Weg zu gehen. Verstorbene werden erst nach sorgfältiger Vorbereitung durch eine Pflegekraft oder einen Bestatter den Angehörigen gezeigt. Und auch die Friedhöfe als letzte Ruhestätten sind hierzulande oft trostlos. In anderen Ländern hingegen habe ich erlebt, dass Friedhöfe sehr bunt sein können. In Mexiko und Guatemala kommen am „Tag der Toten“ die Angehörigen auf die Friedhöfe, um dort mit den Verstorbenen zu feiern. Sie stellen deren Lieblingsspeisen auf das Grab, es wird Musik gespielt und es herrscht eine fröhliche Stimmung. Ein solches Verhalten mag uns zunächst nur fremdartig erscheinen. Was ist aber, wenn Menschen aus so einer fremden Kultur als Patienten zu uns ins Krankenhaus kommen und hier vielleicht sogar versterben? Welche Herausforderungen stellen sich uns als Pflegepersonal? Und was müssen wir in Bezug auf die Angehörigen beachten? Mit dieser Frage möchte ich mich im Folgenden kritisch auseinandersetzen.
Ich beginne diesen Beitrag, indem ich mich mit der Sterbebegleitung in dem Krankenhaus, in dem ich bis 2017 gearbeitete habe, beschäftige. Es handelt sich dabei um ein kirchliches Krankenhaus in Hamburg. Dort arbeitete ich auf einer geriatrischen Station. Im Folgenden werde ich sowohl die Theorie als auch die Praxis darstellen. Zur Theorie gibt es Richtlinien, die besagen, wie man im Todesfall mit dem Verstorbenen umgehen soll. Diese möchte ich im Einzelnen vorstellen. Doch wird dies in der Praxis auch tatsächlich so umgesetzt? Hierzu werde ich eigene Erfahrungen schildern sowie Erlebnisse von Kollegen. Im dritten Teil meiner Arbeit werde ich mich mit der Frage beschäftigen, wie man mit dem Thema Tod und Sterben in anderen Kulturen umgeht. Hier werde ich den Islam, den Buddhismus und den Hinduismus betrachten, da diese drei Glaubensgemeinschaften nach dem Christentum weltweit die meisten Anhänger haben. Im Fazit werde ich dann die Theorie und Praxis aus meinem Krankenhaus mit den genannten Fallbeispielen vergleichen und der Frage nachgehen, wie unsere Sterbebegleitung verbessert werden könnte, um den Vorstellungen anderer Kulturen gerechter zu werden.
Die Praxis
Mit dem Thema Tod im Krankenhaus bin ich zum ersten Mal während meiner Ausbildung in Berührung gekommen. Ich war damals Krankenpflegeschülerin im ersten Ausbildungsjahr auf einer internistischen Notaufnahme. Man schickte mich am Morgen zur Pflege einer betagten Dame, die in der Nacht aufgenommen wurde und die ich daher noch nicht kannte. Ich ging also in ihr Zimmer und fand die Patientin scheinbar schlafend vor. Sie reagierte zumindest nicht auf Ansprache. Da ich zuvor noch keinen toten Menschen gesehen hatte, war mir ihr Zustand zunächst nicht bewusst, bis ich merkte, dass sie gar nicht mehr atmete. Sie lag ganz friedlich in ihrem Bett, hatte die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Ihr Gesicht glich einer Maske. Und plötzlich wusste ich, dass die Patientin nicht mehr lebte. Ich wurde unruhig. Was sollte ich jetzt tun? Ich rief eine Schwester und sie bestätigte mir diesen Verdacht. Es war wie ein Schock für mich, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte damals, ich würde nie mit dem Tod von Patienten umgehen können. Doch im Laufe der Zeit lernte ich es. In meinem bisherigen Arbeitsleben habe ich nun schon etliche Todesfälle erlebt. Mittlerweile kann ich sagen, dass es mir nicht mehr schwerfällt, einen sterbenden Patienten zu versorgen. Ich empfinde dabei sogar so etwas wie Zufriedenheit, denn ich kann sagen, dass ich den Patienten in der letzten Zeit seines Lebens begleite, wenn dies denn möglich und vom Patienten erwünscht ist. Wenn ich merke, dass ein Leben zu Ende geht, bleibe ich bei dem Patienten, denn es ist mir wichtig, dass er in diesem Moment nicht allein ist. Ich habe schon erlebt, dass Patienten, die sich in ihren letzten Lebenstagen doch sehr gequält haben, am Ende vielleicht sogar glücklich waren, denn sie schienen zu lächeln, als es vorbei war. Es schien, als ob sie die Qualen endlich los waren und nun in eine neue Welt hinübergleiten konnten. Wenn man so einen Moment erlebt, dann ist das ein beruhigendes Gefühl.
Im meinem Krankenhaus ist es laut dem Standard Umgang mit dem Verstorbenen vorgesehen, dass der versterbende Patient möglichst in einem Einzelzimmer liegt bzw. von seinem Mitpatienten durch eine Trennwand getrennt ist. Man sorgt für eine ruhige und dem Patienten angenehme Atmosphäre. Die Umgebung wird entsprechend gestaltet. Wenn der Patient verstorben ist, stellen wir ein Kreuz auf, zünden eine Kerze an und öffnen das Fenster, damit die Seele "herausfliegen" kann. Einige Kolleginnen kennen auch den Brauch, den Spiegel mit einem Tuch zu bedecken, damit sich die Seele im Spiegel nicht verfängt. Zum Teil ist es noch üblich, die Hände zu falten, so als ob der Verstorbene bete. Allerdings wird dies von den Bestattern nicht gern gesehen, da die Leichenstarre dann die weitere Versorgung im Bestattungsinstitut erschwert. All dies sind Traditionen, die unserer Kultur entstammen und die natürlich auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass wir ein evangelisches Krankenhaus sind. Jede Pflegeeinrichtung hat eigene Traditionen und Möglichkeiten im Umgang mit dem Tod. In dem Krankenhaus, in dem ich meine Ausbildung absolviert habe, gab es sogar ein spezielles Sterbezimmer, das nur für diesen Zweck genutzt wurde. Allerdings muss gesagt werden, dass die hohen theoretischen Ansprüche der Häuser in der hektischen Praxis des Arbeitsalltags oft nicht umgesetzt werden können. Beispielsweise habe ich einmal erlebt, dass ein gerade verstorbener Patient noch in seinem Bett liegend in einem Lager- und Toilettenraum „zwischengelagert“ wurde!
Die Theorie
Bei meinen Recherchen für diese Arbeit informierte ich mich zunächst im Intranet meines Krankenhauses. Dort stieß ich auf Standards und Merkblätter, auf die ich nun näher eingehen möchte. Die Handlungsanweisung mit dem Titel Umgang mit dem Verstorbenen, ebenso wie die weiteren im Folgenden zitierten Dokumente wurden bereits 2008 von der AG Sterbebegleitung erstellt, 2012 geprüft und vom Geschäftsführer des Krankenhauses freigegeben. Hierbei ist es bezeichnend, dass weder ich noch irgendeine meiner Kolleginnen und Kollegen von diesem Dokument gehört hatten, und die Inhalte für uns daher gänzlich neu waren. Es wäre also zunächst einmal wünschenswert, dass das Personal überhaupt mit der Existenz und den Inhalten dieser Standards vertraut gemacht würde. Dies sollte idealerweise gleich beim Eintritt in das Arbeitsverhältnis geschehen. Darüber hinaus wäre aber auch schon jetzt eine Überarbeitung dieses Dokuments erforderlich, da sich durch die Neustrukturierung des Krankenhauses vieles verändert hat. So sind in dem Standard Häuser erwähnt, die heute gar nicht mehr existieren. Auch sonst gibt es nicht unerhebliche Unterschiede zwischen der in den Standards dargelegten Theorie und der Praxis im Arbeitsalltag. Auf entsprechende Abweichungen gehe ich bei der folgenden Beschreibung jeweils in Fußnoten ein. Das Dokument ist folgendermaßen aufgebaut: es gibt ein Vorwort, in dem beschrieben wird, wozu dieser Standard dienen soll. Dann wird das Ziel der Versorgung des Verstorbenen beschrieben. In einem weiteren Punkt geht es darum, was allgemein zu beachten ist, wenn der Versterbende entweder in einem Einzelzimmer untergebracht ist oder sich mit einem Mitpatienten das Zimmer teilt. Hier wird auch angemerkt, dass Angehörige gefragt werden sollen, ob sie bei der Versorgung des Versterbenden anwesend sein wollen.1 Im Folgenden wird beschrieben, wie der Verstorbene zu versorgen ist. Hier wird darauf hingewiesen, dass die Versorgung im Stillen stattfinden soll und dass der Patient nach der Versorgung möglichst friedlich schlafend wirken soll. Hierfür werden die Augen des Patienten geschlossen. Es sollen alle Zugänge entfernt werden, sofern der Verstorbene eines natürlichen Todes gestorben ist. Anderenfalls werden etwaige Drainagen oder Katheter im pathologischen Institut entfernt. Es folgt der nicht unwichtige Hinweis, dass es beim Umlagern des Verstorbenen zu seufzerähnlichen Lauten kommen kann.2 Abschließend für diesen Standard wird die Reinigung des Verstorbenen beschrieben. Es wird darauf hingewiesen, dass sich Blase und Darm unmittelbar nach dem Tod entleeren und somit der Pflegende die Aufgabe hat, den Verstorbenen zu säubern und das Bettlaken zu wechseln. Es wird betont, dass eine Ganzkörperwäsche nur in Ausnahmefällen nötig ist. Der Verstorbene ist mit einem frischen Hemd zu kleiden sowie zu kämmen. Nur wenn es der Wunsch des Verstorbenen oder der Angehörigen ist, dass zum Beispiel der Ehering getragen wird, so sollte man ihn anlegen, sonst wird er inventarisiert und sicher beim Personal verwahrt. Auch die Zahnprothesen werden nur auf Wunsch eingesetzt, ansonsten wird mit ihnen wie mit Schmuck oder ähnlichen Wertsachen umgegangen. Am Ende soll der Verstorbene die Identifikationskarte, den sogenannten „Zehzettel“, am Großzeh befestigt bekommen, was aber in der Regel eher am Fußgelenk und mithilfe einer Mullbinde geschieht. Die Hände sollen auf der Bettdecke zusammengelegt werden. Als weiterer Schritt wird nun das Zimmer aufgeräumt und gelüftet.
Je nach Religion wird das Zimmer anschließend mit Kreuz, Kerze und Blume geschmückt, was im Infoblatt Umgang mit den religiösen Bedürfnissen des Sterbenden (siehe unten) näher beschrieben wird. Wenn die Abschiednahme der Angehörigen erfolgt ist, wird der Verstorbene nun in die Leichenhalle gebracht. Wie der Transport dorthin erfolgt, wird im Standard Den letzten Weg begleiten beschrieben. Was in dem Standard nicht erwähnt wird, ist das Vorhandensein eines Abschiedsraumes in einem Anbau an der Leichenhalle, in dem die Angehörigen den Verstorbenen auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal sehen können. Dieses Zimmer wurde erst vor wenigen Jahren eingeweiht. Es besteht aus einem Vorraum, der es den Angehörigen ermöglichen soll, sich auf den Anblick des Verstorbenen vorzubereiten. Der Abschiedsraum selbst enthält ein Bett, einen Notenständer, einen Stuhl sowie einen Tisch mit Kreuz und Kerze. Auch die Rückwand des Raumes ist mit Wandbehängen verziert, von denen einer ein weiteres Kreuz zeigt. Im Vorraum findet sich auf einem zweiten Tisch ein Gesangsbuch und ein Band mit erbaulichen christlichen Texten (vgl. Abb. 1).
Ein weiteres hilfreiches Dokument ist der Standard Begleitung Sterbender. Als Einleitung hierzu findet man folgenden Merksatz: „Jeder stirbt seinen eigenen Tod. Deshalb ist es wichtig zu erkunden, was den Sterbenden geprägt hat und was ihm Trost geben könnte.“3