Cover

Veit Lindau

Liebe radikal

Wie du deine Beziehungen zum Erblühen bringst

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© 2014 Kailash Verlag, München
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Lektorat: Anne Nordmann
Layout und Umschlaggestaltung: ki 36, Sabine Krohberger Editorial Design, München
Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
ISBN 978-3-641-13388-7
V003
www.kailash-verlag.de

Gewidmet der Kraft,

die milde lächelnd alle Illusionen zerstört,

die Dunkelheit besiegt,

dich vernichtet und erhebt,

dich hinauslockt und nach Hause führt.

Liebe.

Dieses Buch ist für die, die an die Liebe zwischen Mensch und Mensch glauben und bereit sind, alles dafür zu geben, um sie wirklich zu finden.

Schau dich um. Du bist auf einem mehr als 4,5 Milliarden Jahre alten, winzigen Planeten gelandet.

Die Wahrscheinlichkeit, in diesem Universum Leben vorzufinden, ist verschwindend gering. Jede deiner Begegnungen mit einem anderen Menschen grenzt an ein Wunder.

Vermassle es nicht.

Inhaltsverzeichnis

Menschenmöglichkeit

Radikal lieben

Über dieses Buch

Willst du dich wirklich einlassen?

Eine persönliche Vorgeschichte

Die nächste Revolution steht an

Die Chance

Die Wahl

Brenne das Schiff nieder

Einer oder alle?

Inkarniere ganz

Umsetzung

Der Weg

Gestalten

Liebe ist eine Illusion

Umsetzung

Eine glückliche Beziehung ist kein Geschenk

Deine Übungsmatte wählen

Umsetzung

Heirate dich frei

Der härteste Entzug der Welt

Nur deine Antwort zählt

Die Faszination der fremden Baustelle

Nagel dich freiwillig fest

Umsetzung

Nur mit dem Herzen sieht man gut? Quatsch!

Umsetzung

Die Macht deines schöpferischen Fokus

Umsetzung

Entscheidest du noch oder hast du schon gewählt?

Umsetzung

Die Macht einer Vision

Das Schiff auf einen neuen Kurs bringen

Neuronale Gartenkunde

Umsetzung

Überzeuge dich durch deine Taten

Der höhere Sinn

Verbinden

Das Geheimnis einer guten Beziehung? Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation

Umsetzung

Dasselbe Bett bedeutet nicht dieselbe Welt

Umsetzung

Durch den Zweifel ins Vertrauen

Erst einzahlen, bevor Du vom Konto abhebst

Umsetzung

Zuverlässigkeit

Umsetzung

Die Sehnsucht nach Zerstörung

Deine wahre Absicht

Umsetzung

Wie weit bist du bereit zu gehen?

Umsetzung

Ehrlichkeit und Zurückhaltung

Umsetzung

Reinen Tisch machen

Hörst du dem anderen zu oder lauschst du ihm offen?

Exkurs: Was ist das Ego und wer bist du?

Umsetzung

Stärken

Deine Wahl, dich zu verbinden

Umsetzung

Verbünde dich mit dem, was dich stärkt

Umsetzung

Ein guter Deal!

Umsetzung

Freies Geben

Umsetzung

Und was ist mit mir?

Freies Empfangen

Umsetzung

Der Zauber eines Wunsches

Auf einem Basar darf auch gehandelt werden

Da wo die Freude ist, geht’s lang

Heilen

Das Feuer der Nähe aushalten

Umsetzung

Wenn du dich selbst nicht liebst, lass es nicht an uns aus

Umsetzung

Emotionale Intelligenz – im Feuer stehen

Umsetzung

Deinen Schatten willkommen heißen

Mitfühlen heilt. Mitleiden schwächt

Vergebung ist ein Lebensstil

Umsetzung

Erwachen

Die sieben Phasen des Erwachens

Wie du die verdammte Kontrolle loslassen und den Seltsamen Attraktor mehr genießen kannst

Das Geschenk der Freiheit

Umsetzung

Lach mehr

Spiele dich frei

Freude, schöner Götterfunken!

Umsetzung

Dein erster und dein letzter Kuss

Liebe(n)

Die Liebe täglich neu entdecken

Umsetzung

Die Welle erinnert sich

Beziehung ist Meditation

Die Liebe wählen

Du bist wichtig

Worauf wartest du?

Liebe radikal

Heirate alles

Menschenmöglichkeit

Als wir uns fanden, waren wir blind. Wir verletzten uns.

Der Treibsand unserer Missverständnisse zog uns voneinander weg.

Doch eine geheime Kraft,

nennen wir sie Liebe,

verführte uns, immer wieder aufeinander zuzugehen.

Wir fürchteten uns, aber wir blieben im Feuer der Nähe stehen.

Wir berührten einander.

Das Dunkle kam ins Licht.

Das Licht gab sich dem Dunklen hin.

Das Hässliche offenbarte seine eigene zarte, leise Schönheit.

Alte Wunden brachen auf und heilten.

Das Tier tobte sich aus und kam zur Ruhe.

Das Göttliche küsste sich in uns wach.

Und in all dem fand der Mensch seinen Frieden.

Wir erinnerten uns.

Der Geist wurde still.

Wir erhoben unseren Blick und …

erkannten uns.

Radikal lieben

Dieses Buch ist dem Liebenden in dir gewidmet.

Deiner unerschöpflichen Fähigkeit zu lernen und zu wachsen.

Deiner ungestümen Neugier.

Deinem Mut, Neuland zu betreten.

Deiner Bereitschaft, deine Beziehungen in ein lebendiges Feld der Freude zu verwandeln.

Deinem Wunsch, dich vollständig hinzugeben.

Das schönste Geschenk, das du mit uns teilen kannst, bist du!

Du bist schön. Du bist wichtig. Du bist Liebe.

Radikal lieben ist eine aktive Wahl. Es ist deine Bereitschaft, dich mit ganzem Herzen und klarem Verstand auf einen anderen Menschen einzulassen und die Beziehung zu ihm in ein lebendiges, stärkendes Feld zu verwandeln.

Radikal lieben ist auch ein Imperativ. Dein Herz wird dich nicht in Ruhe lassen, bis du dich vollkommen verschenkst.

In meinem ersten Buch aus dieser Reihe1 ging es um deine gesunde und starke Beziehung zu dir selbst. Es ist ein wesentliches Anliegen meiner Arbeit, den Einzelnen in seinem Erblühen zu unterstützen. Dieses Buch nun handelt von der logischen Konsequenz aus radikaler Selbstliebe: Wer sich selbst bejaht, findet einen Schatz in sich. Und den muss er mit uns teilen, denn wir alle wurden als Beziehungswesen geschaffen. Wenn wir unser Potenzial nicht mit anderen leben, erleiden wir einen Schöpfungsstau.

Erst die Beziehung zu anderen erlaubt dir, dich zu dem emporzuschwingen, was du sein kannst. Wenn du herausfinden möchtest, wie stark, komplex, wundersam und schön du tatsächlich bist, brauchst du ein Gegenüber. Du musst dich auf deine Mitmenschen einlassen. Natürlich kannst du auch in der Einsamkeit viel über dich herausfinden. Doch irgendwann willst du wissen, ob es wahr ist, was du in dir entdeckt hast, oder vielleicht nur eine trügerische Illusion. Dafür brauchst du einen Spiegel, in dem du dich erkennen kannst. Das sind wir anderen. Dich wirklich einzulassen bedeutet, mutig in diesen Spiegel zu schauen und weder vor dem Licht noch vor der Dunkelheit davonzulaufen, die du darin erblickst. Dich wirklich einzulassen bedeutet, dein unsichtbares Ganzkörperkondom – gewoben aus Vorbehalten, Taktiererei und Fassaden – abzustreifen und dem, was dich in deinen Beziehungen erwartet – du, andere, Gefühle, Lektionen, Plötzlichkeiten, Liebe –, offen zu begegnen.

Was es für dich bedeutet, dich existenziell – mit deinem ganzen Wesen – einzulassen, das weiß nur dein Herz. Es wird still, wenn du alles gibst. Es leidet, wenn du etwas zurückhältst. Irgendwann stirbst du. Irgendwann sterbe ich. In unseren letzten Minuten werden wir uns sehr wahrscheinlich nicht mit unserem Erfolg oder Ruhm beschäftigen, sondern unser Herz wird sich fragen:

»Habe ich wirklich geliebt?« »Habe ich mich voll und ganz eingelassen?« »Habe ich alles gegeben?«

Deshalb spreche ich im Imperativ: Um glücklich zu leben und friedvoll zu sterben, müssen wir lieben. Wir sind nicht hier, um zu bekommen – wir sind hier, um uns zu verschenken.

Also lass dich, dir zuliebe, richtig ein.

1 Veit Lindau: Heirate dich selbst. Wie radikale Selbstliebe unser Leben revolutioniert, München 2013.

Über dieses Buch

Warnung

Lies dieses Buch NICHT,

Dieses Buch ist für die nüchternen Narren unter uns. Für die, die wissen, dass sie sterben und dass jede Sekunde des Lebens kostbar ist. Für die, die deshalb nichts zu verlieren haben, außer der Chance, jetzt und hier alles zu geben. Für die, die bei all den Katastrophen, die die menschliche Spezies auf diesem Planeten anrichtet, verrückt genug sind, immer noch an die Möglichkeit der Liebe zu glauben. Für die, die der Romantik hemmungslos frönen und klar denken können. Sich wirklich einzulassen ist nichts für berechnende Krämerseelen. Es braucht ein wildes Herz. Es braucht DICH.

Für welche Beziehung ist dieses Buch geeignet?

Ganz einfach: Für jede, die dir wirklich wichtig ist.

Auch wenn ich viele Beispiele aus Liebesbeziehungen anführe, beziehen sich alle Qualitäten, von denen ich spreche, genauso auf die Beziehung mit deinen Kindern oder deinem besten Freund, und alle Übungen sind auch auf sie anwendbar.

Ich selbst bin Hetero, deshalb verwende ich oft Fallbeispiele aus Mann-Frau-Konstellationen. Doch von einigen wunderbaren bi- und homosexuellen Freunden und KlientInnen weiß ich: Wenn es um unsere Sehnsucht und unsere Angst vor wirklich existenziellem Einlassen geht, sind wir alle gleich. Also hänge ich mich glaube ich nicht weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Die Essenz dieses Buches tut jeder Beziehung gut.

Du bist gerade Single? Auch dann wirst du von diesem Buch sehr profitieren können. Es kann dir helfen, vergangene Beziehungen besser zu verstehen und loszulassen. Und es wird dich auf das nächste Beziehungsabenteuer vorbereiten.

Mit dem Herzen lesen

Ich schreibe frei von der Leber weg. Das heißt, du bekommst mich unzensiert. Manches wird dir gefallen, anderes wird dich nerven. Du musst mich nicht mögen, um aus dem Buch großen Nutzen zu ziehen. Wir können mit Menschen, mit denen wir starke Reibungen erfahren, durchaus sehr wertvolle, kreative Beziehungen führen.

Ich möchte dich zu einem Experiment einladen. Lies nicht nur mit dem Verstand. Lies existenziell. Fluche, stöhne, weine beim Lesen; kommentiere, liebe, lobe oder feiere, was du liest. Aber vor allem: Nimm es persönlich.

Glaubst du an Zufälle? Ich nicht. Das ist jetzt DEIN Buch. Deine Botschaft. Mach was daraus. Glaube mir nichts blind. Aber lass dich berühren. Verdaue die Worte nicht nur mit deiner Großhirnrinde, sondern lass dich ganz auf sie ein. Dann kann und wird unsere Begegnung etwas verändern. Alles andere wäre Zeitverschwendung.

Lass uns gemeinsam erforschen, was das Geheimnis einer lebendigen, glücklichen Beziehung ist. Ich werde mich hüten, etwas darüber zu schreiben, wie eine perfekte Beziehung für dich auszusehen hat. Das weiß nämlich niemand. Auch du nicht. Doch du kannst es herausfinden, wenn du dich auf deine Mitmenschen voll einlässt. Dann finden sich die richtigen Spielpartner und die angemessene Form. Dann geht es nicht mehr primär um die Dauer einer Beziehung, sondern um die vollständige Erfüllung dieses Augenblicks.

Letztendlich ist das mein zentrales Anliegen: Ich möchte dich verführen, dich noch tiefer, noch ehrlicher, noch aufmerksamer auf deine Umgebung einzulassen. Denn dort wartet bereits alles auf dich. Die Liebe, dein Frieden und die Antwort auf alle deine Fragen. Also lass dich richtig ein. Auch auf dieses Buch. Ob du willst oder nicht, wir haben nun eine Beziehung miteinander. So schnell kann’s gehen… Lass uns das Beste daraus machen.

Was dich in diesem Buch erwartet

Im ersten Teil des Buches –Willst du dich wirklich einlassen – möchte ich mit dir erforschen, was es bedeutet, dich wirklich einzulassen. Ich werde dich darin einladen, eine sehr wichtige Wahl zu treffen, ohne die alles andere nicht viel Sinn ergibt.

Im zweiten Teil – Der Weg – stelle ich dir sechs essenzielle Qualitäten einer lebendigen Beziehung vor: Gestalten, Verbinden, Stärken, Heilen, Erwachen und Lieben.

Praxis

Theoretisches Geschwafel interessiert mich nicht. Ich möchte dich mit jedem Kapitel einladen, bewusst über deine bestehenden Beziehungen nachzudenken und alles, was du liest, konkret darauf zu beziehen. Im Anhang zu den einzelnen Themen findest du oft Übungen und Tipps, die es dir ermöglichen, deine neuen Erkenntnisse sofort auszuprobieren. Diese Methoden sind die Quintessenz aus meiner persönlichen Erfahrung und zwei Jahrzehnten Arbeit mit diesem Thema. Lass dich nicht von der Einfachheit vieler Instruktionen täuschen. Glaube mir, sie wirken. Jede einzelne kann deine bestehenden und deine zukünftigen Beziehungen tief greifend und positiv beeinflussen. Ich möchte dir ans Herz legen, von Anfang an sehr praktisch mit dem Buch zu arbeiten, sonst landet es schnell bei den anderen Ratgebern im Regal und verstaubt. Und das wäre schade. Denn egal, was du bereits in deinen Beziehungen erfährst – es ist noch viel, viel, viel mehr drin, für alle Beteiligten.

Wenn das keine guten Nachrichten sind!

Andrea und ich

Wenn du zu den eher reservierten Menschen gehörst, mag es dich vielleicht ein wenig befremden, dass ich so viel aus der Beziehung von meiner Frau Andrea und mir berichte. Ich mache das nicht, weil unsere Story so spektakulär wäre. Im Gegenteil. Du wirst feststellen, dass wir stinknormale Menschen sind. Aber genau deshalb ist es eine gute Geschichte. Wir haben uns in den letzten zwanzig Jahren die volle Bandbreite an Verletzungen und Missverständnissen geliefert. Wenn sogar wir zwei so verschiedene Dickköpfe es schaffen, eine lebendige und glückliche Beziehung zu führen, kann es jeder. Ich glaube, dass wir am besten aus konkreten Beispielen lernen können. Deshalb teile ich meine Erfahrungen wie ein Freund mit dir.

Mir ist es wichtig, dass du weißt, dass ich zwar derjenige bin, der schreibt, doch dass hinter diesem Buch zwei Menschen stehen. Es ist unser beider Kraft und das Extrakt unserer gemeinsamen Erfahrungen. Ursprünglich hatten Andrea und ich vor, dieses Buch gemeinsam zu schreiben. Das scheiterte dann an der ultrakompakten Art, mit der Andrea die Dinge auf den Punkt bringt. Du musst dir das so vorstellen: Ich legte ihr ein Thema vor, und am nächsten Morgen lag ein Satz auf meinem Tisch, versehen mit dem Kommentar: »Mehr gibt es dazu wirklich nicht zu sagen.«3

Optimismus

Manches von dem, was ich schreibe, mag dir zu optimistisch erscheinen. Doch keine Sorge, ich weiß genau, wovon ich schreibe. Wir haben uns in unserer Beziehung nichts erspart. Von wirklich Tausenden Streits, Dutzenden Trennungen, sexuellen Eskapaden, verzweifelter Ödnis und einer abgesagten Hochzeit war alles dabei. Dass ich meinen Enthusiasmus dennoch nicht verloren habe, hat nichts mit krampfhaft positivem Denken zu tun. Mein Weg ins existenzielle Einlassen begann nicht freiwillig und war stellenweise zapfenduster. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ein verbitterter Einzelkämpfer anfängt, wirklich zu lieben – es ist sehr, sehr schön. Ich erlebe seit zwanzig Jahren persönlich und bei meinen Klienten, wie sich selbst tief verwurzelte Beziehungsneurosen entspannen und natürliches Sein freigeben können. Ich weiß, wie unendlich schön die Erfahrung ist, seine Liebsten endlich zu erkennen und selbst erkannt zu werden. Deswegen kann ich nur optimistisch sein. Alles andere wäre nicht authentisch.

So einfach?

Vielleicht wirst du dich beim Lesen das eine oder andere Mal bei dem Gedanken ertappen: »So einfach kann es doch nicht sein!« Ich lade dich ein, dir selbst in diesen Augenblicken eine Frage zu stellen: »Was wäre, wenn doch…?« Was wäre, wenn es eigentlich doch so einfach ist? Was wäre, wenn es nur unser Geist ist, der sich ab und zu in der Kompliziertheit seiner eigenen Träume verirrt. Leben ist komplex. Aber es ist nicht kompliziert. Und wenn du dich richtig einlässt, wird es tatsächlich einfach. Nicht immer leicht, doch immer einfach.

Die richtige Ansprache

… gibt es nicht. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie ich allen Leserinnen die gebührende Wertschätzung entgegenbringen kann. Doch eine politisch korrekte Ansprache aller Geschlechter und Zwischenformen klingt so sperrig, dass ich mich entschieden habe, darauf zu verzichten. Ich wünsche mir, dass du dich auch als Frau und jegliche andere zauberhafte Geschlechtsform persönlich von mir gemeint fühlst. Aus demselben Grund schreibe ich auch nicht jedes Mal »dein Partner beziehungsweise deine Partnerin, dein Kind, dein Kollege, deine Mitmenschen etc.«. Der Text käme ins Holpern und wir verbrauchten mehr Tinte und Papier. Deshalb bitte ich dich um aktives, flexibles Mitlesen. Wo auch immer von »deinem Partner« die Rede ist, meine ich den liebenswürdigen Menschen, mit dem du gerade ein Beziehungsabenteuer in welcher Form auch immer genießt.

Und schließlich wäre da noch die Sache mit dem Duzen. Ich tue dies aus drei Gründen: Erstens zeigen Untersuchungen, dass das »Du« unser Unterbewusstsein direkter anspricht. Und dort wird nun mal über dein Beziehungsglück entschieden. Zweitens möchte ich dir gern auf einer Ebene begegnen, auf der unsere Sehnsüchte und Ängste einander sehr ähnlich sind. Und drittens werden meine Bücher von vielen Menschen gelesen, die mich bereits aus Seminaren oder Vorträgen kennen. Die würden sich arg wundern, wenn ich sie plötzlich siezen würde.

Die Webseite zum Buch

Ich begreife die Bücher, die ich schreibe, nicht als ein statisches Medium. Das Thema entwickelt sich ständig weiter. Für schnelle Updates und ergänzende Tipps nutze ich die Webseite zum Buch. Sie lautet www.liebe-radikal.de. Ich habe dir dort geführte Meditationen zur Verfügung gestellt, die dich darin unterstützen, deine Erkenntnisse praktisch umzusetzen. Außerdem lade ich regelmäßig zu Webinaren und Live Videoübertragungen ein, die bestimmte Kernelemente des Buches noch einmal konkreter und alltagsnaher beleuchten. Für die kostenlosen Downloads und die Termine für die Videoevents gehe auf www.liebe-radikal.de und dort in den »Leserbereich«. Gib als Passwort »radikalgeliebt« ein.

2 Ein emotionales Weichei ist nicht dasselbe wie ein sensibler Mensch. Du kannst sehr wohl ein zartbesaiteter, stiller Held sein. Ein emotionales Weichei ist jemand, der es nicht gelernt hat, seine eigenen Gefühle mit Würde zu ertragen, sondern sie stattdessen benutzt, um vor dem Leben wegzurennen, anderen die Schuld zu geben und völlig unnötige Dramen zu inszenieren.

3 Ich arbeite hart daran, Andrea dazu zu verführen, einen Bildband mit ihren zenmäßigen Quintessenzen herauszubringen. Bis dahin musst du, wenn du die Schöne kennenlernen möchtest, mal eines unserer Events besuchen oder unser Forum im Internet aufsuchen. Es lohnt sich. Andrea ist ein Erlebnis.

Willst Du Dich wirklich einlassen?

Eine persönliche Vorgeschichte

Es war still. Verdächtig still.

Dann krachte es mörderisch. Die Tür erbebte, und ich beobachtete in einer Mischung aus Schock und Faszination, wie ihre Faust das Holz durchbrach.

Mein überrumpelter Verstand sah die Dinge plötzlich ganz klar: Jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Ich saß fest.

Kennst du das Gefühl, dass sich dein Leben just an einer schicksalhaften Weggabelung befindet? Die Sekunden dehnen sich aus wie in Zeitlupe, und du weißt: Dein nächster Schritt schließt die Tür zu einem Universum und öffnet die zu einem anderen. Als stiller Zeuge beobachtest du dich selbst wie von außen: »Na, was wirst du jetzt tun? Was willst du wirklich-wirklich?«

Als ich Andrea vor zwanzig Jahren begegnete, fühlte es sich zuerst an wie eine meiner üblichen, neurotisch verworrenen, kurzfristigen Liebesbeziehungen. Eine wilde und doch bekannte Mixtur aus Romantik, Sex, Einlassen und Wegrennen. Vor und Zurück. Eine neue Frau. Ein altes Spiel. … bis zu diesem Tag, als es krachte.

Ich hatte mich (wieder einmal) mitten in einem heftigen Streit entzogen. Wie gesagt, nichts Neues. Verletzt sein, angreifen, Vorwürfe, Stimme erheben, zurückziehen, mit der Tür knallen und abschließen, damit sie mich in Ruhe ließ. Jetzt würde sie noch eine Weile davor stehen, schimpfen, heulen, bitten. Dann würde sie ablassen, und ich wäre wieder für mich.

Doch dieses Mal überraschte mich das Leben. Als ihre Faust durch die Tür brach, nahm ich das auf einer existentiellen Ebene sehr persönlich. Ich verstand die Botschaft: Das war keine nervende Frau, die eine Tür einschlug – es war das Leben, welches endlich zu mir durchdrang. In dieser Beziehung ging es um alles oder nichts.

Ich war 24 Jahre alt und in dieser kurzen Zeit doch schon so oft vor dem davongelaufen, was menschliche Nähe in mir auslöste. Ich hasste Angst und Ohnmacht. Ich hasste Abhängigkeit und Schwäche. Doch vor allem hasste ich jene Menschen, die offenbar die Blankovollmacht besaßen, mich an meinen wundesten Punkten zu berühren. Ich selbst war ein Meister des Angriffs und der Flucht. Doch an jenem Abend saß ich in der Falle. Die Absurdität der Situation ließ mir keine andere Wahl, als still zu werden und mich hinzugeben. Und ... das fühlte sich gut an!

Ich erzähle dir dies, um von Anfang an klarzustellen, dass ich kein Überflieger bin, was Beziehungen betrifft. Vielleicht macht dir das Mut. Glaub mir, wenn ich es hinbekomme, eine gute Beziehung zu führen, schaffst du es auch!

Ich wusste damals nicht, was es mich kosten würde, stehen zu bleiben, statt abermals davonzurennen. Ich wusste auch nicht, welcher Schatz auf mich wartete. Doch so oder so begriff ich: Es war an der Zeit, mich meinen Dämonen zu stellen.

Das war der Moment, in dem ich begann, mich zum ersten Mal wirklich einzulassen. Ich dachte, ich ließe mich auf Andrea ein. Rückblickend weiß ich: Es ging nicht um sie. Es ging um mein ganzes Leben.

Das Geschenk dieser Nacht war die Tatsache, dass ich zum ersten Mal nicht mehr fliehen konnte.

Bin ich seitdem nie wieder weggerannt? (Vor mir und vor anderen?) Natürlich doch. Ich habe seither noch oft gezappelt. Doch etwas in mir starb an diesem Abend. Etwas, das du auch kennst. Etwas, das sich zutiefst davor fürchtet, sich nackt und ohne Vorbehalte auf einen anderen Menschen einzulassen. Etwas, das an Trennung und Rechthaben sogar dann festhält, wenn es dich gerade das Leben kostet. Die Oberfläche meiner Psyche ist immer noch manchmal versucht wegzurennen. Doch im Grunde genommen ist alles klar. Etwas Tieferes in mir traf damals die Wahl, mich endlich richtig einzulassen. Von dieser Wahl und dem, was dann im Leben passiert, handelt dieses Buch.

Der größte Schatz, den ich bisher auf dieser Erde empfangen durfte, ist der Reichtum meiner Beziehungen. Es mag übertrieben für dich klingen, doch ich meine es tatsächlich so: Meine Beziehungen haben mich gerettet. Heute lebe ich wirklich gern. Ich liebe mein Leben. Es gab Zeiten, da war das definitiv anders. Alles war Kampf. Besonders meine Beziehungen. Seit meiner Jugend habe ich Begegnungen mit anderen Menschen oft als beängstigend, mühsam und unfair empfunden.

Als Kind verbrachte ich einmal einen ganzen Nachmittag im Auto, während meine Eltern draußen mit Freunden grillten. Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl von Sicherheit dort hinter der Scheibe: zuschauen, ohne nah sein zu müssen. Auf Partys war ich einer von den Typen, die scheinbar cool am Rand stehen. Eigentlich wollte ich mitspielen, aber ich wusste nicht, wie. Später, mit 18, als ich zum Militär musste, wurde es so richtig dunkel. Ich zog mich in selbstgrüblerische Arroganz zurück. Menschen erschienen mir nur grob und oberflächlich. Ich suhlte mich LEIDENschaftlich gern im Schmerz des Unverstandenen.

Meine Beziehungen mit Frauen waren kurz, intensiv und immer sehr, sehr anstrengend. Besser gesagt: Ich war anstrengend. Zwischen zwanzig und dreißig stürzte ich mich in zahlreiche bewusstseinserweiternde Experimente und schamanische Rituale. Ich reiste durch die Welt, begann zu meditieren. Egal, was ich ausprobierte, eigentlich habe ich immer nur eins gesucht: den Ausgang aus dem menschlichen Dilemma. Ich wollte raus aus der menschlichen Begrenzung, raus aus dem Körper, irgendwohin, wo es leichter ist, freier, fairer, liebevoller. Da ich ziemlich dickköpfig sein kann, dauerte es über zehn Jahre, bevor ich für mich einen Weg fand, der nicht mehr zerstörte, sondern aufbaute. Es hat viele zum Teil harte Lektionen gebraucht und einige sehr geduldige und gute Lehrer, bis ich bereit war, meinen Stolz niederzulegen und zu sagen: »Okay, ich bin jetzt willig mitzuspielen. Was muss ich dafür lernen? Was muss ich dafür fühlen?«

Ich begann mich zu öffnen.

Ich beschloss, das, wovor ich weggerannt war, lieben zu lernen.

Auf dieser Reise befinde ich mich noch immer. Ich lerne zu lieben. Ich lerne, das Schöne im Hässlichen zu finden. Ich lerne, das Vollkommene im Menschlichen zu finden.

Du musst auf einer ähnlichen Reise sein, denn sonst würden wir uns nicht hier in diesem Buch begegnen.

Die nächste Revolution steht an

Mal ganz ehrlich: Wenn wir uns die täglichen Nachrichten reinziehen, den wenig originellen Beziehungsdramen unserer Freunde lauschen und vor allem das Schneckentempo realisieren, in dem unser eigener Lernprozess vorangeht – haben wir dann nicht allen Grund, das Evolutions-Experiment namens Mensch infrage zu stellen? Liegt es da nicht nahe zu schlussfolgern: »Irgendetwas läuft hier gewaltig schief! Der Mensch checkt es einfach nicht.«

Dabei sind wir doch ohne Zweifel auf verschiedenen Ebenen eine sehr intelligente und kreative Spezies! Wir haben die Erde mit unseren Maschinen erobert, wir verfügen über hocheffiziente Technologien, die Wissenschaft boomt.

Wir können so viel, doch ohne die Liebe können wir nichts.

Im Jahr 200 vor Christus umfasste die weltbekannte Bibliothek von Alexandria ca. 700.000 Buchrollen. Heute, rund 2.200 Jahre später, hat die größte Büchersammlung der Welt, die Kongressbibliothek in Washington, mehr als 130 Millionen Titel, verteilt auf Regalbrettern von 925 Kilometer Länge. Zwischen 1800 und 1900 hat sich das Wissen der Menschheit verdoppelt. Zwischen 1900 und 2000 verzehnfacht. Alle vier Minuten gibt es heute eine neue medizinische Erkenntnis, alle drei Minuten wird ein neuer physikalischer Zusammenhang gefunden, jede Minute eine neue chemische Formel.

Wir wissen so viel, doch ohne die Liebe wissen wir nichts.

Wir sind physisch so reich wie nie zuvor. Doch wie sieht es in unseren geistigen und seelischen Schatzkammern aus? Wie steht es um unsere Beziehungen, um Nähe, Humor, Freude, Tiefe und Wahrhaftigkeit? Im Zeitalter der globalen Vernetzung sind viele Menschen einsamer denn je. Wir starren auf unsere Bildschirme, kommunizieren per E-Mail, Facebook oder Smartphone, doch unsere Fähigkeit, echte, fühlende, langfristig erfüllende Kontakte aufzubauen, verkümmert. Im Zeitalter des materiellen Überflusses verhungern täglich 43.000 Kinder, für die genug zu essen da wäre. Warum? Welcher Knoten in unserem Kopf verhindert, dass wir erkennen, wie einfach und schön Teilen sein kann?

Warum wissen wir so viel über die ökologischen und ökonomischen Zusammenhänge auf unserem Planeten und ändern dennoch so wenig an all diesen Missständen? So viel hat sich rasant entwickelt und trotzdem stehen wir so nah am Abgrund des menschlichen Experiments wie nie zuvor.

Ich schreibe das nicht, um dich traurig zu stimmen. Ich schreibe es, um dich zu einer wunderschönen und mächtigen Idee zu verführen.

Warum tun wir als Einzelne denn meistens so wenig?

Weil wir den Zusammenhang zwischen unserem winzigen Leben und dem Treiben der großen Welt nicht erkennen. Weil wir nicht spüren, dass wir wirklich wichtig sind. Doch du bist es, du bist verdammt wichtig!

Das, was heute in deinen Beziehungen geschieht, hat sehr wohl einen Einfluss auf das Ganze. Die Krisenherde dieser Welt existieren nicht losgekoppelt von dir. Der Moment, in dem du heute einen anderen Menschen verurteilst und abweist, ist der kleine Funke, der irgendwo da draußen das Feuer für den nächsten Krieg entzündet. Auch wenn wir es oft nicht fühlen: Wir sind alle miteinander verbunden.

Jeder Einzelne von uns ist das Grenzland, in dem zwischen Krieg und Frieden, Angst und Liebe, Kleingeist oder Großherzigkeit entschieden wird. Unsere Taten mögen winzigen Kieselsteinen gleichen, die in einem riesigen Meer versinken. Doch jede einzelne löst eine kleine Welle von Wirkungen aus, die den ganzen Ozean des Lebens beeinflussen. Die Frau, die du heute Morgen mit einem aufrichtigen Kompliment verzauberst, ist vielleicht den ganzen Tag freundlicher zu ihren Angestellten. Diese gehen zufriedener nach Hause und begegnen ihren Kindern liebevoller. Der Mensch, dem du heute Gehör schenkst, fasst wieder neue Hoffnung und bringt sich nicht um. Niemand weiß, wie wichtig er in Wahrheit für das große Ganze ist.

In den letzten Jahrzehnten war viel die Rede von Computer-Revolutionen, Internet-Revolutionen oder Revolutionen in der Kriegsführung. Um die Herausforderungen unserer Zeit zu lösen, braucht es eine neue Revolution – eine sanfte, tief greifende Revolution unseres Geistes im Namen der Liebe.

Wir haben unser zwischenmenschliches Potenzial noch nicht im Ansatz verwirklicht; wir sind nicht fertig entwickelt. Eine entscheidende Antwort auf die individuellen und globalen Herausforderungen der heutigen Zeit liegt in der Evolution unserer Liebesfähigkeit.

So eine Revolution muss bodenständig, mit schonungsloser Ehrlichkeit beginnen: Wo missbrauchen wir dieses kostbare Wort Liebe für etwas, was damit überhaupt nichts zu tun hat? Was ist Liebe wirklich? Was bleibt davon übrig, wenn wir unsere Beziehungen nicht durch die romantische Lust- oder die esoterische Weichspülbrille sehen? Wie weit sind wir als soziale Wesen tatsächlich entwickelt, und wo machen wir uns gnadenlos etwas vor? Basieren unsere individuellen Ansprüche wirklich alle auf dem Drang nach Freiheit, oder haben wir oft einfach nur Angst, uns echt einzulassen?

Eine Revolution des Geistes im Namen der Liebe bedeutet, erst einmal stehen zu bleiben und hinzuschauen. Auch wenn das, was wir sehen, an manchen Stellen wehtut.

Wir müssten unseren zwischenmenschlichen Beziehungen mehr Raum für Ehrlichkeit und Tiefe schenken, so dass sich alles zeigen darf – das Tier, der Mensch und das Transzendente in uns.

Eine Revolution des Geistes im Namen der Liebe bedeutet, dass jeder endlich die volle schöpferische Verantwortung für die Qualität seiner Beziehungen übernimmt. Dass du aus jeder Opferrolle herauswächst und erkennst, dass du viel, viel mächtiger bist, als du bisher dachtest.

Schau dich um. Wie viele wirklich gut funktionierende UND lebendige Beziehungen kennst du, die du als inspirierende Vorbilder in Sachen gelebter Liebe bezeichnen würdest?

Bist du selbst ein inspirierendes Vorbild?

Bist du ein Mensch, mit dem du gern dein Leben verbringen würdest?

Bist du offen für lebendige Beziehungen und so richtig attraktiv? Damit meine ich nicht deine körperliche Schönheit, die ist relativ.

Ich meine: Bist du anziehend für das Leben?

Strahlst du aus, dass man in deiner Nähe gestärkt wird, sich entwickeln kann und viel Freude erfährt?

Bist du ein aktiver, kreativer Teil der Lösung?

… oder (noch) einer derjenigen, die es vorziehen, schmollend am Rand zu stehen und zu meckern?

Eine Revolution des Geistes im Namen der Liebe bedeutet, dich für die erstaunliche Tatsache zu öffnen, dass du, ob du willst oder nicht, eine Beziehung zu jedem Wesen auf diesem Planeten hast und dass du die Qualität dieser Beziehung gestalten kannst.

Eine Revolution des Geistes im Namen der Liebe bedeutet, dich für die Möglichkeit zu öffnen, dass du frei wählen kannst.

Zwischen Enge und Großzügigkeit,

Urteil und Offenheit,

Wegrennen/Dichtmachen/Angreifen oder

Stehen bleiben/Fühlen/dich einlassen.

Du kannst dir und uns das nicht für ein ganzes Leben versprechen. Doch du kannst dich in jedem Augenblick und immer wieder neu dazu entscheiden.

Letztendlich gibt es nur eine Wahl: die zwischen Angst und Liebe.

Wie oft du diese Wahl treffen musst?

Tausend Mal und mehr.

Bis zum letzten Atemzug.

Immer wieder.

Immer konsequenter.

Immer radikaler.

Bis du nur noch Liebe bist.

Dieses Buch handelt von der Macht und der Freude dieser Wahl. Ich möchte dich dazu verführen, dich dort, wo du heute lebst, mehr einzulassen. Entzünde eine ehrliche, lebendige, sanfte, wilde, ernsthafte und verspielte Revolution in deinen Beziehungen.

Lebendige, liebevolle Beziehungen sind dein Geburtsrecht.

Deine Beziehungen sind ein Geschenk des Lebens an dich.

Sie sind DIE Möglichkeit herauszufinden, wozu du fähig bist.

Das Leben hat das Medium Beziehung erschaffen,

damit wir uns die Hand reichen können.

Wir können uns schwächen, verletzen, sogar zerstören.

Doch wir können uns auch gemeinsam erheben.

Menschen sind nicht perfekt.

Aber du kannst ihre natürliche Vollkommenheit entdecken,

wenn du dich wirklich auf sie einlässt.

Sie werden dir ihre Schätze anvertrauen.

Sie werden dich wieder und wieder staunen lassen.

Sie werden dich heilen, inspirieren und lieben,

wenn du dich wirklich auf sie einlässt.

Du erschaffst mich.

Ich erschaffe dich.

Wir erschaffen uns.

Die Chance

Was ist eine menschliche Beziehung, und warum lohnt es sich, darüber zu schreiben?

Jede deiner Beziehungen ist eine kostbare Chance,

um mehr über dich zu erfahren, als du alleine könntest

um mehr aufzubauen, als du alleine könntest

um viel, viel Freude zu generieren

um dich zu stärken

um dich zu heilen

um zu vergeben

und vor allem: um dich komplett zu verschenken und dich ganz zu finden.

Mit einem anderen Menschen physisch zusammen zu sein heißt noch nicht, mit ihm echt in Beziehung zu stehen. Vielleicht lasst ihr auch nur eure kleinen, sorgfältig abgesteckten Realitätsinseln nebeneinanderschwimmen. Dann liegt der traurige Geruch einer verpassten Gelegenheit in der Luft. Anstatt euch zu erkennen, benutzt ihr euch nur. Eure kleinen Egos reiben sich aneinander, um ein wenig Lust und die Illusion von Sicherheit zu erzeugen. Kennst du auch, oder? So eine Begegnung schmeckt schal. Sie erfüllt uns nicht.

Um die Chance eures Treffens zu nutzen, musst du dich voll einlassen. Wenn du dieses Buch liest, weißt du vermutlich bereits, dass das wehtun kann. Du kannst dabei verletzt, verraten, im Stich gelassen und nicht verstanden werden. Ich weiß, das fühlt sich sch… an.

Doch wenn du dieses Buch liest, weißt oder ahnst du auch, dass dir dennoch keine andere Wahl bleibt, als dich wieder und wieder, tiefer und tiefer einzulassen.

Warum?

Weil du wissen willst, wer du bist.

Weil dich eine starke Sehnsucht antreibt, das Potenzial deiner Beziehungen noch stärker auszuloten.

Weil du nicht nur hier bist, um zu überleben, sondern in Würde und Freude die Grenzen deiner Möglichkeiten zu überschreiten.

Was auch immer du gerade in deinen Beziehungen erfährst – es ist noch mehr drin!

Mehr …

Ekstase.

Vertrauen.

Tiefe.

Stille.

Lust.

Kraft.

Freude.

Klarheit.

Einheit.

Schöpfung.

Leichtigkeit.

Vergebung.

Humor.

Es ist noch viel, viel mehr drin.

Vielleicht hast du schon so viel zwischenmenschlichen Mist erlebt, dass du kurz davor bist aufzugeben. Dann bin ich hier, um dir Mut zu machen. Lebendige Beziehungen sind dein Geburtsrecht!

Gib dich nicht mit dem zufrieden, was unsere Gesellschaft als traurig-mittelmäßige Beziehungsnorm akzeptiert hat. Knack den Jackpot! Er steht dir zu. Du bist kostbar.

Fordere dein Beziehungsglück ein und – kleine, aber wichtige Ergänzung – sei bereit, alles dafür zu geben.

Lass dich ein.

Bis deine Augen leuchten, dein Geist jubiliert, deine Genitalien lustvoll ruhen und dein Herz zufrieden und selig grunzt.

Nicht jede Beziehung ist lebendig, nur weil sie existiert. Manche Beziehungen kosten mehr Kraft, als sie geben. Sie sind eher Ketten an Armen und Beinen als Wind unter den Flügeln. Sie bremsen, anstatt zu fördern.

Lebendige Beziehungen definieren sich nicht über ihre Dauer, sondern über das »Mehr«, das ihr miteinander kreiert. Lebendige Beziehungen stärken alle Beteiligten. Sie wirken wie ein wohlwollendes Fruchtwasser, das dein Wachstum anregt und dich zu Höchstleistungen auf vielen Gebieten anregt.

Wusstest du, dass das menschliche Gehirn so konzipiert ist, dass es besonders gut im Verbund arbeitet? Wenn sich Menschen wach und konstruktiv miteinander vernetzen, setzen sie Potenziale in einander frei, die sonst auf ewig schlafen würden.

Deine Beziehung zu einem anderen Menschen ist ein Garten, in dem alle Anwesenden erblühen. Sie sind das Mittel der Wahl, wenn du ein erfülltes, verrückendes, tiefes, lustvolles, befreiendes Leben führen willst.

Wie sieht es mit dir aus?

Willst du viel?

Bist du bereit, dich dafür existenziell einzulassen?

Die Wahl

Gleich mal vorweg: Ich kann jeden Menschen verstehen, der sich nicht voll einlassen will. Denn das ist manchmal gefährlich, öde, ernüchternd, peinlich, beängstigend und schmerzhaft. Mir geht es definitiv nicht darum, mit dem erhobenen Zeigefinger herumzulaufen und zu sagen: »Lass dich ein. Lass dich ein.«

Wenn du keinen Bock dazu hast, ist das deine Wahl. Ich finde auch nicht, dass du dich auf jeden Menschen, der dir begegnet, richtig einlassen musst, so wie das manche spirituellen Quatschköpfe behaupten. Dich wahrhaft für die Begegnung mit einem anderen Wesen zu öffnen, ist ein so nacktes, radikales, verletzbares Abenteuer – da ist es dein gutes Recht zu wählen, ob und mit wem du es erleben willst.4

Denn eines ist sicher: Wenn du das tust, verändert sich das Spiel.

Niemand außer dir selbst kann beurteilen, ob und wie tief du dich einlässt. Ich werde mich hüten, dir zu erklären, wie es »richtig« geht. Ich bin mir sicher, dass du es für dich selbst ganz genau weißt. Wenn du anwesend bist und mit vollem Einsatz spielst, bist du erfüllt. Es mögen ekstatische, schmerzhafte, zornige, stille, wilde Momente sein, doch wenn du dich wirklich einlässt, bist du im Frieden. Denn dann gibst du alles.

Wie lange du es mit einem anderen Menschen aushältst, ist unwichtig. Unsere Gesellschaft orientiert sich (noch) wesentlich stärker am Haben als am Sein. Wir überbewerten Form und Dauer und vernachlässigen gelebte Qualität. Wir fragen: »Wie lange seid ihr schon verheiratet?«, als würde die Jahreszahl irgendetwas aussagen. Ich kenne Paare, die schon eine halbe Ewigkeit eine perfekte Fassade präsentieren, aber dahinter Abgründe der Trostlosigkeit verbergen. Daneben habe ich selbst schon sehr kurze Begegnungen gehabt, die mein ganzes Leben veränderten. Wenn du das nächste Mal ein Paar triffst, das seinen Hochzeitstag feiert, sei doch mal mutig und erkundige dich: »Wie viele echte, erfüllte Momente waren dabei?«

Mit einem anderen Menschen zu sein und dich nicht wirklich einzulassen ist, als ob du dein Leben in den Standby-Modus versetzt. Dabei ist jeder einzelne Tag deiner Reise so kostbar. Es ist dein Recht, dich so zu verhalten und es ist gleichzeitig ganz schön dämlich. Viele leben mit dem Plan, sich ihr »wirkliches« Leben und ihre »echte« Liebe für einen imaginären Moment in der Zukunft aufzuheben.5 Doch dieser Moment wird so nie kommen.

Verschenke dich jetzt. An dieses Buch. An die Menschen, denen du heute noch begegnest. An die Erde, auf der du läufst. An die Luft, die du atmest. An das Wesen, das dir im Spiegel in die Augen schaut. Verschenke dich ganz und schau, was dann passiert. Lass das Leben deinen Becher leer trinken, damit er immer wieder aufs Neue gefüllt werden kann.

Hör auf, dich zurückzuhalten, denn weißt du was? Du stirbst.6 Wenn du wissen willst, was für dich in diesem Spiel wirklich drin ist, musst du in den Ring steigen. Wir anderen können uns nur voll auf dich beziehen, wenn du auch ganz mitspielst. Ich mag keine Zeit mehr mit Menschen verbringen, die lieber am Rand stehen, anstatt voll in die menschliche Schlammschlacht zu springen, um das Beste rauszuholen. Nichts ist öder als diese »Was wäre wenn … ?«-Gespräche.

Was wäre, wenn ich Mut hätte?

Was wäre, wenn ich endlich den Richtigen treffen würde?

Was wäre, wenn mein Partner endlich den nächsten Schritt ginge?

Es ist DEIN Spiel, schon kapiert? Du bist nicht nur die wichtigste Spielfigur, du bist auch der Spieler, auf dessen nächsten Zug alle anderen warten.

Alles, was du in diesem Leben erreichst, hat auch mit deinen Beziehungen zu tun. Du wirst nie wissen, was für dich möglich ist, bevor du dich nicht richtig einlässt.

Du willst wissen, was dieses Einlassen denn nun eigentlich bedeutet?

Existentielles Einlassen bedeutet, deine Energien von »irgendwo und irgendwann« abzuziehen und hierherzubringen, in genau diesen Moment. Viele Menschen leben im wahrsten Sinne des Wortes zerstreut: verteilt auf ihre Hoffnungen und Sorgen, auf Bedauern der Vergangenheit und Projektionen auf die Zukunft. Für den gegenwärtigen Moment bleibt da nur ein spärlicher Rest übrig. Vielleicht kennst du selbst diese zermarternden Gedankenspiele: »Ist das nun der Richtige oder nicht? Soll ich dieser Beziehung noch eine Chance geben oder mich trennen?«

Es ist, als ob wir erst wissen wollten, ob es gut geht, bevor wir bereit sind, richtig mitzuspielen. Dabei funktioniert das Spiel genau andersherum. Du wirst nur dann herausfinden, was geht, wenn du dich jetzt voll darauf einlässt. Wenn zerstrittene Paare zu mir kommen, liegt oft diese Frage in der Luft: »Hat diese Beziehung noch eine Chance? Sind wir füreinander geschaffen?« Ich gebe dann den einzigen Tipp, der mir geholfen hat, aus diesem Zweifelkarussell auszusteigen: »Lass dich hier und jetzt voll auf diesen Menschen ein und ihr werdet in Windeseile herausfinden, was zwischen euch möglich ist.«

Existenzielles Einlassen bedeutet also auch, dem gegenwärtigen Beziehungspartner eine Chance zu geben, indem du ihm GANZ begegnest – mit allem, was dich ausmacht. Lass das Taktieren sein. Wenn ihr mit gezinkten Karten spielt oder die Hälfte der Karten fehlt, kann kein Spielfluss entstehen. Zeig dich. Leg alles auf den Tisch. Deine Sehnsucht, deine Kraft, deine Emotionen, deine Gedanken, deine Ängste, das Helle und das Dunkle.

Ist das mit Risiko verbunden? Klar. In einer so gezähmten und kontrollierten Gesellschaft wie der unsrigen pustest du die meisten Menschen mit ehrlicher Direktheit um. Du vergraulst die Heuchler. Na und? Ich ziehe es vor, mein Leben lieber mit wenigen Freunden zu verbringen, von denen ich weiß, dass sie mich als Komplettpaket kennen und annehmen, als mich mit einer Menge Pseudofreunden zu umgeben, bei denen ich ständig auf der Bremse stehen muss.

Wenn du dich existenziell einlässt, kann es auch richtig wehtun. Denn dann spielst du das Spiel ohne Maske und Schutzpanzer. Es ist eine im Sinne des Buchtitels radikale Wahl, die du für dich treffen musst: Du kannst dich ein Leben lang vor zwischenmenschlichen Wunden schützen, indem du allen eine Attrappe von dir vor die Nase hältst. Oder du drehst den Spieß um und findest den stärksten Schutz, indem du aufhörst, dich zu schützen. Du gehst mit offenem Herzen in die Begegnung. Du lässt die Verletzungen und Peinlichkeiten eines ehrlichen Lebens bewusst und nüchtern brennen. Dieser Weg ist wild. Er ist tief. Er beschleunigt deine Entwicklung. Er leert dich. Er erfüllt dich. Er macht dich wahrhaft schusssicher, denn er verbindet dich mit deiner Essenz. Und die ist nicht antastbar.

Existenzielles Einlassen bedeutet, dich zu zeigen:

»Hier bin ich. Das bin ich.

Nimm mich oder lass es bleiben.

Ich renne nicht mehr weg.

Ich bin bereit, mit dir im Feuer der Ekstase zu brennen.

Ich bin bereit, mit dir die Täler menschlicher Kleinherzigkeit zu durchqueren.

Ich bin bereit, unsere Seelen nackt miteinander tanzen zu lassen.

Ich bin bereit, alles, was ich bin, in die Waagschale unserer Möglichkeiten zu werfen.

Ich spiele nicht mehr falsch.

Ich verhalte mich nicht mehr netter, als ich bin.

Ich bücke mich nicht mehr, um meine Größe zu verbergen.

Ich habe ein Licht in mir gefunden und bin bereit, dies mit dir zu teilen.

Doch ich bin nicht mehr käuflich, denn ich fürchte die Einsamkeit nicht.

Ich bebe. Ich falle. Ich weiß nicht alles. Ich bin verletzbar.

Aber vor allem bin ich.

Hier bin ich. Das bin ich.

Ich bringe meine Ängste, meine Zweifel, meine Wildheit, meine Kraft und meine Liebe. Ich lege alles, was ich bin, auf den Amboss der Wirklichkeit.

Wenn unsere Beziehung keine echte Substanz hat, lass es uns so schnell wie möglich herausfinden, denn mein Leben ist unglaublich kostbar.

Dein Leben ist unglaublich kostbar.

Indem ich mich jetzt und hier existenziell auf unsere Begegnung einlasse, ehre ich dich und mich.

Ich will alles.

4 … oder das Leben setzt dir einen Menschen vor, bei dem du spürst: Oh, oh, jetzt habe ich keine Wahl mehr. Wenn die Existenz dir einen solchen Köder ausgelegt hat, geht es nur noch um die Frage: Willst du es dir unnötig schwer machen und rumzappeln, oder realisierst du, dass du in der Falle sitzt und diese sich nur dann in ein Königreich verwandeln kann, wenn du dich hingibst.

5 Ich kannte mal jemanden, der eine fixe Idee davon im Kopf hatte, unter welch extrem romantischen Umständen er seiner Freundin irgendwann einen Heiratsantrag machen würde. Nur hatte seine Fantasie leider relativ wenig mit der Frau an seiner Seite zu tun. Sie wollte heute leben. Eines Morgens war sie dann weg. Dumm gelaufen. Oder besser: dumm gewartet.

6 Ich finde es witzig, wenn sich Menschen mit dem Gedanken an eine mögliche Reinkarnation trösten. Nach dem Motto: »Ich warte auf die nächste Runde. Dann gebe ich Gas.« Ich persönlich verwette meinen A… nicht auf meine Wiedergeburt, doch sollte es so etwas geben, dann ist es für mich nur ein weiteres Argument dafür, jetzt alles zu geben. Denn ich vermute, dass wir im Reinkarnationsspiel nicht auf Null gesetzt werden, sondern dass wir den ganzen ungelösten Schlamassel der letzten Spielrunden mitschleppen. Darauf habe ich keinen Bock.