Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Zurück zu den Inhalten! Warum wir neu über die Allgemeinbildung verhandeln müssen
Das nicht nur Schöne: Der künstlerisch-ästhetische Weltzugang
Die Geburt der Venus
Mona Lisa
David
Weihnachtsoratorium
Die Zauberflöte
Das Lied der Deutschen
Abendlied (Der Mond ist aufgegangen)
Der Wanderer über dem Nebelmeer
Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125
Das Rheingold
Schwarzes (suprematistisches) Quadrat
Der fallende Soldat
Guernica
Take the »A« Train
Johnny B. Goode
Manche mögen’s heiß
Psycho
Like a Rolling Stone
(I Can’t Get No) Satisfaction
All You Need Is Love
Der Pate
Die Legende von Paul und Paula
Krieg der Sterne
Kurz und schmerzlos
Minecraft
Vom Menschen erzählen: Der sprachlich-kommunikative Weltzugang
Ilias und OdysseeNacherzählt von Walter Jens
Die Tragödie von Hamlet, Prinz von Dänemark
Nathan der Weise
Das Lied von der Glocke
Faust. Der Tragödie erster Teil
Der zerbrochene Krug
Hänsel und Gretel
Buddenbrooks. Verfall einer Familie
Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
Ulysses
Der Prozess
Pu der Bär
Emil und die Detektive
Leben des Galilei
Die Pest
1984
Der alte Mann und das Meer
Die Blechtrommel
Hundert Jahre Einsamkeit
Die neuen Leiden des jungen W.
Der Name der Rose
Maus. Die Geschichte eines Überlebenden
Mutterzunge. Erzählungen
Harry Potter und der Stein der Weisen
Wer ist Wir? Deutschland und seine Muslime
Auf der Suche nach den Wurzeln: Der historisch-philosophische Weltzugang
Die Apologie des Sokrates
Die BibelWas man wirklich wissen muss
Selbstbetrachtungen
Utopia
Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
Manifest der Kommunistischen Partei
Joseph FouchéBildnis eines politischen Menschen
Tagebuch der Anne Frank
Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Zur Person: Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus
Doktor Schiwago
Der Archipel Gulag
Der kleine Unterschied und seine großen Folgen
Die Entmythologisierung der Wirtschaft.Grundvoraussetzungen ökonomischen Denkens
Wall Street
Wilde SchwäneDie Geschichte einer Familie
Schindlers Liste
Der lange Weg zur Freiheit
Geschichte eines DeutschenDie Erinnerungen 1914–1933
Was ist koscher? Jüdischer Glaube, jüdisches Leben
Geschichte des Islam
Das Leben der Anderen
Wir neuen Deutschen
Der Reibert. Das Handbuch für den deutschen Soldaten
Alles ist Zahl: Der mathematisch-naturwissenschaftliche Weltzugang
Vom Einmaleins zum Integral
Die Evolution der Physik
Die Wüste lebt
Die Physiker
Die Doppel-Helix
Der Teil und das GanzeGespräche im Umkreis der Atomphysik
Zeit des Erwachens
Das periodische System
Das egoistische Gen
Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman! Abenteuer eines neugierigen Physikers
Das ZiegenproblemDenken in Wahrscheinlichkeiten
Unser ökologischer Fußabdruck
Der Zahlenteufel
Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften
Roboter. Unsere nächsten Verwandten
Dinosaurier. Im Reich der Giganten
Onkel Wolfram. Erinnerungen
Eine unbequeme Wahrheit
Brennstoffzelle
Einer von uns: Der Homo sapiens
Total berechenbar?
Türen auf: Wie funktioniert ein Elektromotor?
Die Silicon Valley-RevolutionWie ein paar Freaks die Welt veränderten
Der blaue Planet
Anhang
Dank
Anmerkungen
Über den Autor
Impressum

Vorwort

Omnes omnia omnino.
Alle alles in Rücksicht auf das Ganze lehren

Johann A. Comenius

Dieses Buch entspringt einer Hybris. Ich kann nur hoffen, dass Sie mir die meine verzeihen und Ihrerseits in fröhlicher Selbstüberschätzung zum Gelingen einer Aufgabe beitragen, die eigentlich unlösbar ist: herauszufinden, welche Bildung unsere Kinder brauchen, damit sie für ihr künftiges Leben gut gewappnet sind.

Zwar kennen wir so leidlich und aus unterschiedlichen Perspektiven die Welt von heute, doch bei der Welt von gestern wird es schon schwieriger: Wir sind auf Überlieferungen angewiesen, die zwangsläufig ein verzerrtes Bild zeichnen. Die Welt von morgen jedoch können wir nur erahnen. Insofern ist alles, was wir unseren Kindern beibringen, eine Wette auf eine Zukunft, die offen ist.

Das beginnt bei ganz fundamentalen Fragen: Wie zum Beispiel sollen unsere Kinder eigentlich schreiben lernen? Sollen sie Schreibschrift üben, vielleicht sogar Schönschrift, oder reicht die profane Druckschrift? Darüber wird unter Lehrern, Eltern und Experten immer wieder leidenschaftlich gestritten. Nun habe ich erlebt, wie unser jüngster Sohn in der Schule zusätzlich das Zehnfingersystem am Computer gelernt hat. Ich war zunächst skeptisch, aber seitdem tippt er seine Referate verdammt schnell in den Rechner. Wäre es vielleicht sogar sinnvoll, ging es mir durch den Kopf, das zum neuen Standard zu erheben? Gleichzeitig werden die Diktiersysteme immer leistungsfähiger; wer weiß, wie lange der Mensch noch umständlich Buchstaben in eine Tastatur tippen muss? Noch weiter gedacht: Wie ist es überhaupt um die Zukunft der Schrift bestellt, wenn wir uns jetzt schon über Voice-Mails und Skype verständigen können? Was, wenn wir Geräte durch Mimik, Gestik oder allein durch unsere Gedanken steuern können? Ist »Geräte steuern« künftig überhaupt noch das richtige Bild, oder verschmelzen wir zu einem gewissen Grade mit den Apparaten?

Sie merken schon: Wer in dieser Debatte einen Pflock einschlagen will, der spürt schnell, wie instabil der Grund ist. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als den Sprung ins Offene zu wagen, zu spekulieren, auszuprobieren, wohl auch übermütig zu sein. Zugleich zeigt der Streit um die Schreibschrift, wie stark die Kraft der Tradition in der Bildung wirkt. Schönschrift fördert die Feinmotorik, sie steht für Konzentration und Ästhetik. Wer etwas Neues will, der muss dieses Positive mitnehmen oder seinen Liebhabern eine attraktive Alternative bieten. Sonst wird er zu Recht scheitern. Die Tradition fest im Blick zu haben, ist auch deswegen sinnvoll, weil sie die vertrauten Muster liefert, auf die wir im Zweifel zurückgreifen. Sie ist der Anker, der uns Halt gibt, und sie liefert das Baumaterial, aus dem die Zukunft gestaltet wird.

Deshalb soll dieses Buch, dieser Kanon, das Alte, das Vorhandene versammeln, das unsere Kinder für morgen brauchen. Ich habe hier einhundert Bücher, Musikstücke, Gemälde, Filme, Gedichte und andere Werke zusammengestellt, die meines Erachtens jeder kennen sollte, von einer Kurzfassung der homerischen Epen über Chuck Berrys Johnny B. Goode bis zum Film Das Leben der Anderen.

Ich bin kein Erziehungswissenschaftler und kein Lehrplanexperte, sondern Journalist, der seit gut zwanzig Jahren das Bildungswesen beobachtet. Diesen Kanon habe ich als interessierter Bürger zusammengetragen, dem der Nachwuchs, dem die Schule, dem aber vor allem der Zusammenhalt der Gesellschaft wichtig ist. Und dort, in der Gesellschaft, nicht nur in Expertenzirkeln, muss die Debatte darum, was unsere Kinder (und wir selbst) wissen müssen, geführt werden. Dieser Kanon ist selbstverständlich kein Dogma. Aber er ist ein ernst gemeintes Angebot für einen gemeinsamen Grundstock der Allgemeinbildung. Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere bewegte Gesellschaft dringender denn je eine gemeinsame Wissensbasis braucht – vor allem, um besser miteinander ins Gespräch zu kommen. Was genau dazu gehört, darüber lässt sich trefflich streiten. Dass aber ein klar umrissener Fundus nötig ist, das steht für mich außer Frage – warum ich davon überzeugt bin und wieso ich der Bildungsdebatte eine Rückkehr zu den Inhalten wünsche, möchte ich Ihnen im ersten Kapitel näher erklären.

Um einen Allgemeinbildungskanon, den ich nach vier unterschiedlichen Arten des Weltzugangs geordnet habe, wird es in den vier anschließenden Kapiteln gehen. Wenn ich Sie damit zum Nachdenken anrege, gern auch zum Widerspruch, dann freue ich mich. Nur langweilen sollen Sie sich nicht.

Viel Vergnügen beim Lesen!

Für Imke, Vincent und Christoph