Der Lebensabend einer Idealistin

 

Malwida von Meysenbug

 

 

 

 

Inhalt:

Malwida von Meysenbug – Biografie und Bibliografie

 

Der Lebensabend einer Idealistin

 

Vorwort

Einleitung

Gedachtes

Episoden aus den Jahren 1876 und 1877

Ein römisches Idyll

Gedachtes

Landleben in Italien

Schöne Tage

Gedachtes und brieflich Geschriebenes

Gedachtes

Gedachtes

Eine schöne Überraschung

Gedachtes

Gedachtes aus jener Zeit

Indisches Märchen

Mein Lebewohl an die Welt

Noch ein Lebewohl

 

 

 

 

Der Lebensabend einer Idealistin , M. von Meysenbug

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849631734

 

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Malwida von Meysenbug – Biografie und Bibliografie

 

Schriftstellerin, Schwester des badischen Staatsmanns Wilhelm von Meysenbug, geb. 28. Okt. 1816, gest. 26. April 1903 in Rom, lebte seit 1848 in London, wo sie als Erzieherin im Hause Alexander Herzens, dessen »Memoiren« sie ins Deutsche übersetzte (Hannov. 1856), vielfach im Kreise der Emigranten verkehrte. Später wandte sie sich nach Italien, nahm ihren Wohnsitz zuerst in Florenz und seit 1870 dauernd in Rom. Auch hier trat sie zu vielen bedeutenden Persönlichkeiten in Beziehung. Sie machte sich insbes. durch die anonym erschienenen »Memoiren einer Idealistin« (Berl. 1876, 3 Bde.; 9. Aufl. 1905) bekannt. Es folgten: »Stimmungsbilder aus dem Vermächtnis einer alten Frau« (Leipz. 1879, ebenfalls anonym; 4. Aufl., Berl. 1905), »Gesammelte Erzählungen« (Zürich 1885), der Roman »Phädra« (Leipz. 1885, 3 Bde.), »Der Lebensabend einer Idealistin« (Berl. 1898, 6. Aufl. 1905) und »Individualitäten«, Essays (das. 1901, 2. Aufl. 1905). Aus ihrem Nachlass erschienen: »Himmlische und irdische Liebe« ein römischer Roman, und »Eine Reise nach Ostende«, ein Tagebuch (beides das. 1905). Anfangs namentlich von den Freiheitsidealen der in London vereinigten politischen Flüchtlinge ergriffen, wandte sich M. mehr und mehr den Aufgaben der ästhetisch-sittlichen Veredelung des einzelnen zu, erfuhr durch Richard Wagner, dessen Kunst sie innig würdigte, und Fr. Nietzsche, mit dem sie einen bedeutenden, aber mit innerer Entfremdung abschließenden Briefwechsel führte (vgl. »Nietzsches Gesammelte Briefe«, Bd. 3, Leipz. 1905), tiefgehende Anregungen und gewann begeisterte Verehrer in allen Kulturländern.

 

 

Der Lebensabend einer Idealistin

 

 

Meinen teuersten Freunden

Olga und Gabriel Monod

zum 6. März 1898

in unvergänglicher Liebe zugeeignet

 

 

Vorwort

 

Wie gütig ist das Schicksal doch zuweilen! So erlaubte es mir, der Hochbetagten, mit Euch noch den Tag zu feiern, der Euch das Siegel auf fünfundzwanzig Jahre eines edlen Glücks drückte und mir die trostreiche Hoffnung gab, daß auch ferner gute Sterne über Euch leuchten werden, wenn meine Augen sich schon für alles Irdische geschlossen haben.

 

Warum ich Euch an dem Tag diese Blätter zur Erinnerung weihte, das war, weil sie Erlebtes und Gedachtes aus den Jahren enthalten, in denen ich nur teilweise mit Euch vereint war und wo das hier Erzählte Euch fremd blieb.

 

Warum ich nun noch einmal in die Öffentlichkeit damit trete, das ist, weil ich so über alles Erwarten liebevolle Teilnahme in der unbekannten Menge fand und daher voraussetzen darf, daß alle diese guten Freunde gern noch einmal einen Gruß von mir empfangen.

 

Möge es denn so sein! Von Euch bin ich dessen getrost, aber möge mir auch wieder ein zustimmendes Echo von nah und fern die Gewißheit geben, daß es eine weitverzweigte Gemeinde gibt von solchen, die sich nie gekannt, nie gesehen, und die doch fest verbunden sind durch das gleiche Streben nach dem Guten, nach dem Ideal, nach der äußeren und inneren Vollendung des Lebens.

 

Sie allein werden zuletzt recht behalten!

 

 

Einleitung

 

Die Zeit des Kampfes war vorüber, die größere Hälfte des Lebens war verflossen, nach innen und nach außen war die Freiheit gewonnen, die der Preis jedes edeln Strebens ist; die selbstgewählte Aufgabe der Erziehung einer Tochter der freien Wahl war erfüllt, sie hatte ihr eigenes Leben begonnen, in einer jedes wahre Glück verheißenden Ehe; das Alter nahte mit raschen Schritten, und nun galt es, doch noch einmal einen Entschluß zu fassen, sich für einen Wohnort zu entscheiden und dem Leben eine würdige, dem Alter angemessene Gestalt und einen ausfüllenden Inhalt zu geben. Nach der Trennung von jenem Wesen, dem, in jahrelanger Vereinigung, die Fülle der Liebe, die mein Herz umschloß, gegolten hatte, war mein festes, schon lange ins Auge gefaßtes Ziel gewesen, in das Vaterland zurückzukehren, und zwar an den Ort, wo mir damals die Blüte des wahrhaft deutschen Geistes, eine neue Heimat gefunden zu haben schien – nach Bayreuth, und so, nicht nur der mir so innig befreundet gewordenen Familie des großen Meisters nahe zu sein, sondern fortan auch ganz in der idealen Kunstsphäre zu leben, die sich durch ihn und um ihn dort entwickeln sollte.

 

Ich war schon einmal dort gewesen, als im Jahre 1872 der Grundstein zu dem Theaterbau gelegt wurde, und, als herrlichste Einweihung, in dem hübschen Rokoko-Theater von Bayreuth, die neunte Symphonie, von Wagner selbst dirigiert, zur Aufführung kam. Wer jene Tage miterlebt hatte, mußte eine ewige Erinnerung daran bewahren, als an einen jener idealen Momente, wie sie das Leben zuweilen den Sterblichen schenkt, um zu zeigen, was möglich wäre, wenn die Menschheit, anstatt sich nur um das »allzu Flüchtige« zu bemühen, die ewigen Schätze, die der Genius ihr bietet, pflegen und mit liebendem Verständnis zu erfassen tätig sein wollte. In dem Lichtglanz, den jene Tage über das kleine Städtchen im Bayernland verbreitet hatten, erschien mir kein Ort so geeignet, meinem Alter eine Heimat zu werden, als diese, der hohen Kunst geweihte Stätte, und ich nahm Abschied von der Sonne des Südens, um unter einer idealen Sonne im kalten Norden zu leben.

 

Dort den Freunden verbunden, im engsten Familienkreis mit ihnen verkehrend, schien mir die glücklichste Wahl getroffen. Die Abende, wo gemeinschaftliche Lektüre uns vereinte, waren Stunden seltensten Genusses, weil jedes Werk, das vorgenommen wurde, durch Wagners Kommentare und Bemerkungen erhöhten Wert erhielt. Eine Zeitlang waren es die spanischen Dichter, die Wagner vorlas und deren zauberische Anmut mich entzückte, so wie die tiefe Glut der Empfindung mich an die Bilder Zurbarans erinnerte, die ich einst in der berühmten Ausstellung in Manchester gesehen hatte, zu der alle englischen Großen die reichen Schätze ihrer Schlösser, auf fremdem Boden gesammelt, eingesandt hatten. Diese Glut der Innerlichkeit, die in dem spanischen Maler sich zum düsteren Fanatismus steigert, fand ich in Calderon poetisch verklärt wieder, während mich in Lope de Vega und anderen mehr das feine, vornehme, blumenreiche Spiel anzog, wenn es auch gleich manches unserer Kultur Fremdes enthält, wie z. B. den spanischen Begriff der Ehre.

 

Unvergleichlich schön aber war es, wenn Wagner Shakespeare vorlas; es schien, als verstände man den großen Dramatiker nun erst ganz, und ich sagte einmal im Scherz zu Wagner, er habe seinen Beruf verfehlt, er hätte Schauspieler werden müssen, um Shakespeare zu spielen, um die gewaltige Größe des Genius den Menschen voll zum Verständnis zu bringen.

 

Zuweilen wurde das häusliche Leben durch Besuche auswärtiger Freunde unterbrochen, so wiederholt durch den Besuch Friedrich Nietzsches, damals noch durch die hingebendste Freundschaft mit Wagner verbunden. Ich hatte ihn bei der Grundsteinlegung im Jahr 72 kennengelernt, nachdem ich vorher schon mit Begeisterung seine Schrift »Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik« gelesen hatte. Dann hatte ich ihn in München wiedergesehen, wo ich mit Olga weilte, um den Aufführungen von »Tristan und Isolde« beizuwohnen, die uns alle ganz glücklich machten. Jetzt erfreute er uns oft durch sein wahrhaft wundervolles Klavierspiel, meist freie Improvisationen, so daß Wagner ihm einmal im Scherz sagte: »Nein, Nietzsche, Sie spielen zu gut für einen Professor.« Auch Brockhaus aus Leipzig, Wagner verschwägert, kam und erzählte unter anderem, wie die Werke Schopenhauers lange Jahre als unverkäuflich bei ihm auf dem Boden unter dem Dach gelegen hätten, und daß er nahe daran gewesen sei, sie als Makulatur zu gebrauchen, bis plötzlich Schopenhauers Stern aufging. Welchem Schicksal sind oft die großen Schätze der Menschheit ausgesetzt! Aber Schopenhauer wußte es wohl, daß sein Tag kommen würde; sein Glaube hat ihn nicht betrogen.

 

Das schöne, wahrhaft ideale Zusammenleben in der kleinen, neu erworbenen Heimat wurde aber leider auf eine Weise gestört, die keinen Widerspruch zuließ. Meine Gesundheit, seit so vielen Jahren an südliche Winter gewöhnt, konnte den nordischen, noch dazu in dem kalten Klima von Bayreuth besonders rauhen Winter nicht mehr vertragen. Ein heftiges Kopfleiden stellte sich ein, und als ich nach München ging, um einen dortigen mir bekannten Arzt zu befragen, verordnete er mir, auf der Stelle nach Italien zurückzukehren, wenn ich die ernstesten Folgen vermeiden wollte. Er drängte so, daß mir nicht einmal Zeit blieb, noch einmal nach Bayreuth zu gehen und von den Freunden Abschied zu nehmen, was mir aber auch zu schmerzlich gewesen wäre, wie ich auch wohl wußte, daß dieser gewaltsame Aufbruch ebenfalls in ihrem Leben ein trüber Augenblick sein würde. So zog ich Anfang Januar wieder über die Alpen zurück, traf die Ebene der Lombardei tief mit Schnee bedeckt und ging nach San Remo an die Riviera, wo die Menschen wieder unter Orangenbäumen und zwischen blühenden Rosen im Freien saßen. Ich mußte aber erfahren, wie recht der Arzt in München gehabt hatte, denn es war eine lange, leidenvolle Zeit, die ich durchzumachen hatte, und ohne den trefflichen Arzt, den ich in San Remo fand, hätte ich wohl der Walküre, deren Wink ich schon gesehen zu haben glaubte, folgen müssen. Endlich soweit hergestellt, daß ich reisen konnte, ging ich nach Ischia, wo ich schon den Sommer vorher, nach Olgas Heirat, vor meiner Ansiedlung in Bayreuth gewesen war und die Wohltat der dortigen Bäder erfahren hatte. Dort in der Einsamkeit der zauberischen Insel, mit dem Blick auf den Golf von Neapel und den Vesuv, erholte sich mein Gemüt von der schmerzlichen Resignation, in die es nach der gezwungenen Trennung von der idealen Heimat, die ich in Bayreuth gefunden hatte, versunken war. Ich fühlte, daß ich noch Kraft zum Leben hatte, daß ich noch denken, arbeiten, noch das Schöne empfinden und das Gute tun könnte, und damit war mein Entschluß gefaßt. Konnte ich des Klimas wegen nicht in jenem irdischen Walhall leben, so wollte ich wenigstens einen Ort wählen, wo etwas erlebt war, wo große Erinnerungen in bleibenden Zeugen hehrer Monumente einen Kranz der Unsterblichkeit um das Vergangene schlingen, und wo die ewig gütige Natur auch die Trümmer stets von neuem mit holdem Jugendschmuck umgibt. So wählte ich Rom zum letzten Asyl.

 

Schon zehn Jahre früher (in den Jahren 1863, 64 und 65) hatte ich drei Winter in Rom zugebracht mit den zwei mir anvertrauten Töchtern Alexander Herzens. Es war noch die Zeit der päpstlichen Herrschaft, unter Pio IX., und während das übrige Italien sich bereits zu einem einigen geschlossenen Staat zusammenfügte, herrschte hier noch das Mittelalter in den Zuständen, aber daneben auch noch der Zauber der lebendigen Überlieferung großer Vergangenheiten, der die Seele mit Stimmungen erfüllte, so voll von Poesie, von Glorie der Vorzeit, von schönheitsseligen Entzückungen – wie keine andere moderne Stadt sie hervorrufen konnte. Auch das gesellige Leben hatte noch nicht das Touristenhafte, das es jetzt hat. Noch war kein Eisenbahnnetz um die ewige Stadt geschlungen; noch hatte man nach alter Art mit dem Vetturino, in bequemer Kutsche, von munteren, mit Glöckchen behängten Pferden gezogen, den Weg auf guter Fahrstraße, von Florenz über Viterbo zu machen. Wenn man dann, auf der Höhe der alten Flaminia angelangt, den Ruf erschallen hörte: »Ecco Roma!«, Halt machen ließ, ausstieg und nun die Kuppel von St. Peter vom Abendgold umstrahlt, und die Campagna in tausend wunderbare Farbentöne getaucht vor sich sah – dann hatte man die Empfindung, die einst die Pilger gehabt haben mögen, die ihres Seelenheiles willen hierherzogen, niederzuknien und das Wehen jener Weltmacht zu fühlen, die unsichtbar in den irdischen Geschicken waltet und die ewigen Ideen durch Jahrtausende hindurch, allem menschlichen Mißverständnis und Widerstand zum Trotz, zu ihrer Erfüllung leitet.

 

Wie schon gesagt, damals war Rom noch nicht die Stadt der bloßen Touristen, die auf wenige Wochen oder wohl gar Tage kommen und nun meinen, sie kennen Rom. Früher kam man hin, um sich auf ganze Winter und Frühlinge häuslich einzurichten, wirklich da zu leben in einer vielfach fremdartigen Welt, die aber in den Erscheinungen vergangener Geschichtsepochen eine Fülle anregender Eindrücke bot. Auch ich richtete unser Leben damals ganz häuslich ein, sorgte für genügenden Unterricht der jungen Mädchen, den die künstlerischen Anschauungen in edelster Weise vervollkommnen halfen, und genoß mit ihnen die liebenswürdigen Beziehungen, die sich in der damaligen Gesellschaft so leicht und angenehm bildeten. Man war lange genug beisammen, um engere Freundschaftsbande anzuknüpfen, und so fanden auch wir uns bald in einem Kreise heimisch, zu dem unter anderen auch Ferdinand Gregorovius gehörte, der damals schon eine hochgeachtete Stellung in der römischen Gesellschaft einnahm, und mit dem uns bald herzliche Freundschaft verband. Wie fröhlich und echt römisch waren die Sonntage, wo wir mit ihm, mit einigen Künstlerfamilien und munteren Kindern, Gefährten der noch im Kindesalter stehenden Olga, hinauszogen in die Campagna, uns in irgendeiner der vielen Osterien, die sich da finden, niederließen, und bei trefflichem Landwein und ländlicher Kost bis spät am Abend die Poesie des von allem modernen Leben so verschiedenen Daseins genossen. Oder wenn wir uns auf der alten Fähre – dem damals außer dem Ponte S. Angelo einzigen Verbindungsmittel der beiden Ufer – über den Tiber fahren ließen, und nach dem Monte Mario hinaufwanderten, wo dann bei dem nächtlichen Rückweg die Gebüsche von Leuchtkäfern funkelten, die die Kinder sich in die Haare setzten und mit dem glänzenden Brillantschmuck entzückt heimwärts zogen. O Poesie des Lebens, wie wenig bedarfst du des Reichtums und Luxus, um deine holden Blüten zu treiben! In den reinen Herzen und den edeln Intelligenzen, in Liebe, Güte, Geist und Natur sind deine Elemente, und wie wenig wissen die Menschen aus diesen reichen Quellen zu schöpfen! Sie suchen in äußeren Dingen, was doch nur von innen kommen kann.

 

Nach diesen drei glücklichen Wintern in Rom, die mit Sommerfrischen am Meer bei Neapel oder auf den Inseln wechselten, nahm ich mit Olga bleibenden Aufenthalt in Florenz, woselbst ihr Bruder eine Anstellung auf dem naturwissenschaftlichen Institut, das unter der Leitung des berühmten Physiologen Moritz Schiff stand, gefunden hatte. Mein Leben war damals einzig der Aufgabe geweiht, der zur Jungfrau heranreifenden Olga die fehlende Mutter, und nach dem Tode Herzens, der im Januar 1870 in Paris starb, auch den Vater zu ersetzen, und so schön und inhaltsvoll das intime Leben, das sich um uns gebildet hatte, auch war, so hatte es doch keinen Anspruch auf öffentliches Interesse und fand seinen Abschluß mit Olgas Heirat, die sie in ein anderes Land führte, fern von mir, und mich allein zurückließ.

 

Ich kam dann also nach Rom zurück, das ich mir zur letzten Heimat erkoren. Es wurde aber vorläufig nur ein provisorisches Heim, da meine Schwestern mir die Absicht kundgaben, den Winter nach Rom zu kommen, das sie noch nicht kannten, und ich daher nur eine möblierte Wohnung mietete, wo ich mit ihnen zusammen wohnen konnte. Ich hatte schon seit vielen Jahren die Freude erlebt, daß alle Mitglieder meiner Familie sich mit mir wieder versöhnt und sich mir liebend zugewendet hatten, nachdem ihnen die Überzeugung geworden war, daß ich nie bloß phantastischen Impulsen gefolgt wäre, sondern einer Idee gedient hätte, die, wenn sie auch nicht die ihre war, vor keinem Richterstuhl der Erde verurteilt werden konnte. Es war ein schöner Sieg der Liebe und Gerechtigkeit, wie er zwischen guten Menschen immer stattfinden sollte, wenn nicht Laune oder Willkür, sondern ernste Überzeugungen das Trennende zwischen ihnen gewesen sind. Meine Mutter war gestorben, als ich noch in England weilte, aber meine Schwestern hatte ich in Deutschland wiedergesehen, als ich von Florenz aus mit Olga nach langen Jahren zum erstenmal wieder deutschen Boden betrat. Dieser Winter wurde nun zu einem freundlichen Zusammenleben; durch das zufällige Eintreffen vieler interessanter Persönlichkeiten in Rom noch belebt und verschönert. Es waren da Levin Schücking, Carl Hillebrand, Liszt, Gregorovius und andere, und von Italienern Raffaele Mariano, der neapolitanische Hegelianer, Pasquale Villari, der Autor des Lebens von Savonarola, Macchiavelli usw. und noch viele andere, die auch bei uns aus und ein gingen und dem Leben einen geistig bewegten Inhalt gaben.

 

In dem darauffolgenden Sommer ging ich zum erstenmal nach zweijähriger Trennung, um Olga in ihrer neuen Heimat in Paris zu besuchen. Ich hatte mich mit Absicht so lange fern von ihr gehalten, teils um ihr Zeit zu geben, sich ganz frei in die neuen Verhältnisse einzuleben, teils um erst in meinem eigenen Herzen die Wunde der Trennung soweit heilen zu lassen, daß auch ich, frei von jedem egoistischen Gefühl, rein teilnehmend ihr gegenübertreten konnte. Ich fand sie bereits als glückliche Mutter von zwei holden Kindern und verbrachte mehrere Monate mit ihr in einer Sommerwohnung bei Paris, in liebevollster Eintracht, die in nichts den alten Ton der Liebe vermissen ließ, trotz der neuen Elemente, die so mächtig herrschend in ihr Leben getreten waren. In so vielen Fällen trennt die Ehe und besonders das neue Verhältnis zu den Kindern das frühere zwischen der Tochter und der Mutter oder derjenigen, die ihre Stelle vertrat, und es ist vielleicht daher, und nicht immer mit Unrecht, die häßliche Sage von den bösen Schwiegermüttern entstanden. Wenn es aber der Zweck der Erziehung gewesen war, der Persönlichkeit die größtmögliche Freiheit der Entwicklung zu gewähren, und wenn daneben die eigne Natur genug Fülle und Tatkraft besitzt, um sich ein würdiges Leben zu schaffen, auch wenn die Aufgabe an einer anderen erfüllt ist, wenn endlich die Liebe, die hier verbindend gewirkt hatte, die wahre, reine gewesen war, frei von Egoismus im Geben und Nehmen, – dann kann das neue Verhältnis sogar eine Bereicherung des alten werden, gleich der Pflanze, die man mit Sorgfalt großgezogen hat, und die sich nun herrlich in Blüten vervielfältigt.

 

Im Spätherbst kehrte ich nach Rom zurück. Da aber mein Leben zu der Zeit fast nur ein rein innerliches war und äußerlich keinen Anspruch auf öffentliches Interesse hatte, so möge hier nur ein Bruchstück aus diesem Innenleben folgen.

 

 

Gedachtes

 

Einem Freunde, der mir schrieb, es sei eigentlich unnütz, zu schaffen, da doch alles dem Nichts verfalle, antwortete ich heute: »Teilen Sie die geschaffenen Werke in zwei Hälften; die eine Hälfte, die nur von der Welt der Erscheinung handelt, verfällt dem Nichts, wie alles, was nur Erscheinung bleibt, so auch die Menschen.

 

Die andere Hälfte, in der der göttliche Funke glüht, verfällt nicht dem Nichts; sie hat sich eingereiht in den Akkord der großen Symphonie, die im Grunde der Dinge tönt, die die wahren Künstlerseelen von fern in ihren Träumen ahnen, und die sie hören werden, wenn die Form zerbrochen ist, und sie es erreicht haben, nicht wieder erscheinen zu müssen. Die Inder haben das alles schon gewußt.

 

 

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Ich sprach mit einer Bekannten über den Glauben. Sie meinte, er müsse bewußte, gewollte Überzeugung sein. Dann ist es aber nicht Glaube, sondern Wissen. Glaube ist gerade die Macht des Gemüts, die etwas, allem Wissen, allem Wollen zum Trotz, festhält. So gibt es den Glauben an einen Menschen, selbst wenn wir ihn augenblicklich auf falschen Wegen wandeln sehen, so gibt es den Glauben an eine metaphysische Welt, trotzdem jede dogmatische Vorstellung zerstört ist; so gibt es den Glauben an ein Ideal, ungeachtet der Ideallosigkeit der uns umgebenden Welt. Der Glaube ist das Spontanste, Unzerstörbarste in dem Gemüt, das gläubig angelegt ist. Er wirft nur die Formen ab, die vor der Kritik der Vernunft nicht Stich halten, während gerade diejenigen, die sich an diese Formen anklammern und meinen, dadurch den Glauben festzuhalten, keinen mehr haben, wohingegen das gläubige Gemüt hinter jedem verlassenen Horizont einen neuen, weiteren, mit neuen lichteren Sonnen aufleuchten sieht.

 

 

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Man kann vernünftig denken, daß das Diesseits alles sei. Freilich kommt es nur auf uns an, daß es viel sei, indem wir das kurze Leben mit reichem Inhalt füllen. Wir haben dann immer noch vor jenen, mit denen wir das Schicksal der Vernichtung zu teilen hätten, das voraus, daß wir Götterfreuden im Streben und Werden genossen haben, wo jene stumpf vorübergingen, oder den ungelöschten Durst am Vergänglichen stillen wollten.

 

 

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Wir sind ja nicht am Ende des Wissens angelangt; und das ist unser Trost und sicheres Bewußtsein, daß die Entwicklung des Lebens unendlich ist, daß der Tod nichts ist, als der Übergang in neue Formen des Daseins, daß die Atome, die einst eine Dichterstirn, ein begeistertes Herz bildeten, vielleicht in einer duftenden Blüte wieder erscheinen, und ihre Wanderung von da wieder in neue Menschenformen fortsetzen, und daß die herrlichen Gedanken, die jener Stirn entsprangen, die Liebe, die jenes Herz zu tröstenden Taten des Mitleids trieb, eingeflochten sind in die Unsterblichkeit des Lebensquells, der, von Mensch zu Mensch und von Geschlecht zu Geschlecht fortzeugend, das Gute, Große, Schöne weckt. Daneben freilich tragen wir den Schmerz der Endlichkeit, der Notwendigkeit, der unerbittlichen Göttin, die wir schweigend verehren, und gegen die es nur Gehorsam gibt, während auf der anderen Seite Freiheit ist, das heißt: Freiheit, das Vollendete zu wollen und das Mögliche zu erreichen.

 

 

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Ein Bibelausspruch, der gegen die Lehre vom Fegefeuer und die katholischen Zwischenstationen spricht, ist doch der, daß Christus am Kreuz zu dem Schächer sagt: heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein! Der war aber doch ein Sünder und konnte demnach noch nicht vorbereitet sein, sich Gott zu nahen.

 

 

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Da es Spiegelungen der Existenz gibt, in denen der Wille zum Leben nicht mehr störend eintritt, in denen das objektiv Schöne beinah in völliger Idealität vor uns steht, dürfen wir uns da nicht mit Recht der Hoffnung hingeben, daß einst, wenn der Kampf mit dem wilden Tiger ausgekämpft ist, uns das Glück des leidenlosen, objektiven Anschauens und Begreifens zuteil werden wird? Vielleicht liegt der Zweifel nur in dem Verwechseln von Subjektivität, d. h. Egoismus, und Individualität. Je höher, je reiner diese ist, je mehr ist sie fähig, sich dem Objektiven hinzugeben. Je subjektiver, d. h. je gebundener im Willen, je getrübter ist die Fähigkeit zur Selbsterlösung, und mithin zum idealen Glück. Ein Werk des Genius spricht dies deutlichst aus. Wer fühlte es nicht vor der Himmelfahrt der Maria von Tizian, in der Pinakothek zu Venedig, daß hier die Seligkeit der Erlösung vom Willen wirklich dargestellt ist? Da ist keine Leinwand mehr, da sind keine Farben. Da ist eine reine, große Individualität, die überwunden hat, und nun Freiheit atmend aufsteigt in das universelle Dasein, in das Glück der idealen Existenz. Ihr nach sehnt sich in stürmischem Drang, was noch unten weilt im elementaren, unruhvollen Kampf.

 

 

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Jedes tiefe innerliche Leben klingt mit einem Mollakkord aus, wie die ahnungsvolle Poesie der Völker es im Volksliede ausspricht.

 

 

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Die einzige Aufforderung, zu der der Gedanke an den Tod uns führen sollte, wäre die, das Leben mit dem höchsten Inhalt zu füllen, jedem Augenblick den edelsten Wert zu verleihen.

 

 

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Es ist das Schicksal aller tiefen Naturen, zuletzt mit sich selbst allein zu bleiben, d. h. mit dem, was das Universelle in uns ist, und deshalb ist es keine traurige Einsamkeit, sondern die Rückkehr in die ewige Einheit des Daseins, und damit in den wahren endlichen Frieden, dasselbe, was die christliche Anschauung »Frieden in Gott haben« nennt.

 

 

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Wenn wir es auch wissen, bei dem Tode geliebter Menschen, daß die eigentliche Realität dieser Erscheinung zurückgekehrt ist in die ewige Einheit ihres Ursprungs, so bleibt der Schmerz der Trennung für das Herz doch derselbe unheilbare, denn das Wesen der Liebe ist es, die unendliche Gegenwart, die unendliche Betätigung ihrer selbst zu bedürfen.

 

 

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Wenn das Christentum die früheren Religionen mit umfaßt, diese gleichsam sein Johannes der Täufer sind, so ist damit schon der allmähliche Entwicklungsgang des religiösen Bewußtseins angedeutet und der Nimbus einer ein für allemal gegebenen Religion zerstört. Wenn Plato schon die idealen Keime des Christentums in sich trug, wie ich eben las, so beweist dies nur, daß tiefe Denker schon vor der Erscheinung Christi die idealen Menschheitsgedanken hatten, und daß Christus eigentlich nur mit der Tat bewies, was theoretische Denker schon vor ihm ausgesprochen hatten. Da also die Religionen sich entwickeln, so ist das Absolute nicht in ihnen.

 

 

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»Als Kinder in das Paradies eingehen«, sagt der Talmud. Wie unsäglich schön.

 

 

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Ich fuhr mit einer Bekannten, von Frankreich nach Italien zurückkehrend, über den Gotthard, und wir sprachen über die Bedeutung der Stelle aus Faust: »Wenn hohe Geisterkraft die Elemente an sich heran gerafft« usw. – Je höher wir aber kamen, je mehr verstummte das Gespräch, denn die elementare, die Zauberwelt Faustens, umfing uns in Wirklichkeit und lockte die Phantasie in eine Tätigkeit hinein, die keine Worte hatte. Das irdische Leben mit seinem bunten Schein war wie verschwunden; ringsum starrten eisbedeckte Riesen; eine einst vielleicht gewesene Schöpfung schien zurückgesunken in den traumlosen Schlaf des Chaos. Wolken und Nebel kämpften, Form und Fels verhüllend, mit unsichtbaren Gewalten; Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Man wußte nicht mehr, in welcher Region man dahinsauste, vom Dampf, wie von einer gestaltlosen, unterirdischen Macht getragen. Es war so phantastisch, wie ich selten etwas gesehen hatte, und plötzlich fuhr man nun ein in die alte ewige Nacht des Urschoßes der Dinge, aus dem auf den geheimnisvollen Wink eines Erzeugers einst blühendes Leben hervorstieg. Ich dachte, was wohl ein Geschlecht geworden wäre, das sein Dasein in solcher Nacht hätte vollbringen müssen, ein Nibelungengeschlecht, das das freudige Licht nie geschaut hätte? Was hätten solche Gehirne hervorgebracht? – Da – plötzlich, nach kaum fünfundzwanzig Minuten, brausen wir hervor aus dem Höllenschlund, und sonnenbeglänzte Gipfel lachen uns an, rötlich glühen die Berge, braungoldig schimmert das Laub, das noch herbstlich die Bäume bedeckt – kurz: es ist Italien, und in mir ruft es: »Am farb'gen Abglanz haben wir das Leben!«

 

 

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Das Leben erreicht zuweilen einen Punkt, wo in der Seele nur noch Schweigen ist, wo wir darauf verzichten, noch gegen das Schicksal zu kämpfen, und das Haupt beugen.

 

 

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Es gibt Tage, wo wir besonders unter dem Bann der großen Lebenstragödie stehen und uns nicht freimachen können von dem Druck, den das uns unbekannte Fatum, das die Erdenlose regiert, auf uns ausübt.

 

 

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Die Natur ist mitleidslos; um so mehr ist das Mitleid das wahrhaft Ethische, das Bewußte im Gegensatz zu dem Unbewußten.

 

 

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An einem schwülen Sciroccotag in Villa Mattei:

 

Schwer liegt wie Blei auf der Welt

Der schwüle südliche Luftstrom,

Hüllet in Nebel die Fern',

Die sanfte Form des Gebirges;

Scheint's doch, als seufze Natur

Ob schmählicher sündlicher Taten,

Und als rief's durch das All:

Erlöse uns endlich vom Bösen!

 

 

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Zuweilen breitet sich von allen Seiten wie ein schwarzer Schleier über das ganze Leben: dann geht es wie in der Natur: eine Blütezeit ist vorüber und kehrt nicht mehr zurück. Doch der Frühling kommt wieder, und die Bäume und die Pflanzen grünen und blühen wieder; dieselben Arten erscheinen aufs neue, nur die individuelle Form hat sich geändert.

 

 

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Schön leiden zu sehen, welch ein erhebender, rührender, trostreicher Anblick! Häßlich leiden zu sehen, wie unendlich betrübend! Es gibt dem Mitleid einen Zusatz von Geringschätzung für die unausgebildete Seele.

 

 

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Ja, so ist es! Die besten Wesen werden immer trauriger, je weiter das Leben vorrückt, weil sie mehr und mehr die unendliche Eitelkeit des Ganzen »l'infinita vanità del tutto«, wie Leopardi sagt, begreifen. Dafür gibt es keine Hilfe. Das Leben der Großen zeigt uns, mit wenigen Ausnahmen, immer dasselbe Schauspiel: die Überzeugung, die sich langsam aus der Erfahrung entwickelt, daß auch die schönsten Werke, die Schöpfungen der erhabensten Begeisterung, nur selige Träume großer Seelen sind und von der Menge unverstanden bleiben, und daß die ideale Reform, die der Genius vollziehen will, wenn sie stattfindet, den Stempel der Vulgarität erhält, den ihr die Berührung mit der Wirklichkeit der Welt aufdrückt. Der idealste Ausdruck, den die Kunst jemals für diese unausbleibliche Traurigkeit gefunden hat, ist der in dem Christuskopf auf dem Abendmahl des Leonardo da Vinci, jene sanfte Bitterkeit auf dem edeln Antlitz, die sagt: »Keiner hat mich verstanden, und einer hat mich verraten!«

 

 

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Wer große Schicksale und Schmerzen wahrhaft durchlebt hat und dadurch geläutert und vertieft ist, bei dem wird die edle Scham immer mehr hervortreten, seinen Schmerz vor profanen Augen zu verhüllen, denn der Schmerz hat seine Schamhaftigkeit wie die Liebe. Die weltlichen Menschen, denen es Bedürfnis ist, auch selbst ihre Leiden und Schmerzen an die große Glocke zu hängen, fühlen sich dadurch getroffen und nennen das Kälte, während es doch nur der edle Stolz ist, der sein Allerheiligstes vor Entweihung bewahrt. Denn ist es nicht Entweihung, wenn das innerste Leben der Seele auf offenem Markte bloßgestellt wird?

 

 

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Das ganze Leben wird nach und nach Erinnerung, und es ist seltsam, diese innere Welt zu sehen, die mit so vielen geliebten Bildern bevölkert ist, die da ihre Unsterblichkeit gefunden haben, während ihre irdische Erscheinung verschwunden ist, gerade wie das Licht der Sterne, das uns noch zukommt, wenn die Himmelskörper selbst längst zerstört sind.

 

 

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Könnte ich wünschen, noch einmal in das Leben zurückzukehren, so wäre es, um noch mehr zu lernen, zu erkennen. In dem Geheimnis dieser Sehnsucht liegt eigentlich der Schwerpunkt des ganzen Lebens und wie eine tröstende Verheißung, daß diese unsichtbaren Flügel der Seele, die Sehnsucht nach Erkenntnis heißen, uns irgendwo an schöne Gestade tragen.

 

 

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Das Leben selbst ist des Lebens Zweck. Gelebt zu haben ist unsere Aufgabe. Wie hoch oder wie niedrig man die versteht, ist eines jeden Sache.

 

 

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In der Art, die Dinge zu verstehen und aufzufassen, verraten die Menschen am meisten ihre Individualität.

 

 

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Die Gewißheit, daß wir das eigentliche Wesen der Dinge erst erleben werden, wenn wir dieses Traumkleid abgestreift haben, wird immer größer in mir und damit die Freudigkeit. Dieses Leben ist zu erbärmlich bedingt, um dem Geistgebornen alles zu sein. Das Leiden kann allerdings bis zu einem gewissen Grad aufgehoben werden durch die Erkenntnis, aber doch nur deshalb, weil wir fühlen, daß etwas in uns ist, was über die Erscheinung hinausgeht. Die Welt wird auch dazu zurückkommen. Das wird das neue Ideal sein, schöner, großartiger, verklärter als das christliche; es wird dem Geiste neue Flügel geben, um schon hier, in diesem Purgatorio, neue Himmel zu entdecken.

 

 

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»Bedenken Sie, daß vom Baume der Erkenntnis essen, nichts weiter sagt, als sich zum Kampf für dieses Leben geschickt machen,« schrieb mir heute mein 91 Jahre alter Freund. Wie schön in wenigen Worten die ganze Allegorie der Genesis erklärt!

 

 

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Es ist ja wahr, daß das Leben traurig genug ist, und daß die Mehrzahl der Menschen nicht viel taugt! Aber wenn ich einen jungen begabten Mann sagen höre: »Für Neuerungen unter den Menschen, den sogenannten Fortschritt, habe ich nie Begeisterung empfunden, weil das Pack immer gleich erbärmlich bleibt, wie hohe Stelzen man ihm auch verleihen mag« – dann möchte ich immer sagen: sieh doch einmal von der Mehrzahl weg auf die Guten und Bedeutenden, die es doch auch gibt und die beweisen, was möglich ist. In jedem Fall aber, selbst wenn alle Dämonen wären, und man fühlte in sich die Macht des Guten und das Streben nach dem Ideal, so müßte man den Mut haben, der einzige Engel unter Teufeln zu sein.

 

 

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Gestern abend hatte ich eine heftige Diskussion mit A... Das ist das Unglück der Menschen, die sich einseitig mit den Naturwissenschaften beschäftigen, daß sie den philosophischen Gedanken gar nicht verstehen. Sie sehen immer nur das Greifbare, das Experiment, also das Einzelne, nie aber, wie der Philosoph, den Zusammenhang der Dinge, die ewige Kausalität. Der Streit entspann sich, indem A. behauptete, das Objekt habe seine vollständige Realität auch ohne das erkennende Subjekt, und die Ansicht Berkeleys, daß ohne dieses das Objekt gar nicht existiere, sei vollkommener Unsinn. Er führte mir als Beweis das Mammut an, das man kürzlich in Sibirien, im Eise fast frisch erhalten, ausgegraben hatte, und das da also existiert habe, ohne daß das erkennende Subjekt etwas davon gewußt hätte. Vergebens wandte ich ihm ein, daß das Mammut jetzt erst anfange, Objekt zu sein, nachdem das erkennende Subjekt es wahrgenommen habe, und daß es vorher im Eise so gut wie nicht da war. Er ging so weit, die Wirklichkeit der Welt zu behaupten, wenn auch in alle Ewigkeit nichts als Stein und Pflanze, und kein erkennendes Subjekt da wären.

 

Doch verstummte er endlich, als ich ihn daran erinnerte, daß er selbst zugestanden habe, in einer früheren Diskussion, daß der Materialismus à la Carl Vogt, Büchner usw. ein völlig überwundener Standpunkt sei, und daß die Naturforschung jetzt die untrennbare Einheit von Kraft und Stoff anerkenne. Dann gab ich ihm meine Ansicht in der herrlichen Fassung Goethes:

 

1. Was wär der Schein, wenn er nicht Wesen hätte? Das Wesen wär es, wenn es nicht erschien? die eigentlich schon die ganze Lösung der Frage enthält. Sie ist der tiefsinnige Untergrund des wundervollen, philosophischen Mythus von der Menschwerdung Gottes, denn wenn das erkennende Subjekt Gott nicht Objekt wurde, sich selbst gegenständlich, so existierte es nicht für das Bewußtsein, wäre also tot, gleich nichts. Das Wesen muß erscheinen, um zu sein, sonst wäre es nicht. Beide sind identisch.

 

2. Was wär der Stoff, wenn ihm nicht die schaffende Kraft innewohnte, in ewig neuen Kombinationen und Gebilden sich selbst zum Objekt zu machen, und was wär die Kraft, wenn sie im Leeren wohnte und den Stoff nicht hätte, um darin wirksam zu sein? Alles Werdende wäre ja dann die alte Schöpfung aus dem Nichts. Also auch Kraft und Stoff sind identisch. Die Kraft entspringt dem Subjekt, das sich den Stoff gegenständlich macht. Eins ohne das andere wäre nichts.

 

3. Endlich: Das Subjekt selbst wäre nicht, wenn es sich nicht zugleich Objekt würde, indem es sich erkennt als den Leib, als die Glieder, als den denkenden, fühlenden Menschen. Ebenso wäre das Objekt nicht, und wenn es Ewigkeiten dauerte, käme das Subjekt nicht, das es erkennt. Das wäre die Welt, über die das erlösende »Es werde Licht« nicht ausgesprochen wäre, das Chaos, das Nichtsein, der Tod.

 

Wie tiefsinnig ist auch hier der Mythos! Wie begriffen jene wunderbaren dichtenden Denker der Vorzeit das Geheimnis des Daseins! Wie ganz wußten sie, daß Gott selbst sich gegenständlich werden mußte, um Gott zu sein.

 

 

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Schon als ganz junges Mädchen dachte ich dasselbe, noch ehe ich irgendeinen Philosophen gelesen hatte. Immer mit Fragen über das Wesen der Welt beschäftigt, sagte ich mir: Ja, Gott mußte schaffen, sich selbst gegenständlich werden, sonst blieb er sich selbst unbewußt. Somit ist das Subjekt das wahre a priori, ohne es wäre keine objektive Welt, aber es muß auch das Anschauen, das Vorstellen haben, sonst wäre es selbst gleich Null.

 

 

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Die Basis aller Toleranz sollte die Betrachtung sein, daß die verschiedenen Anschauungen desselben Objekts für die verschiedenen Subjekte, denen sie angehören, jedesmal wahr sind, wie dies z. B. bei allen Religionen der Fall ist.

 

 

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Ohne den idealen Genuß, der uns weit vom Tier, vom blinden Zufall und vom bloßen Nützlichkeitsprinzip scheidet, ist das Leben gemein.

 

 

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Jedes rechte Leben findet auch seine Erfüllung, trotz dem Unersetzlichen, was verloren geht.

 

 

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Wie kann die wunderschöne Legende der Weihnacht entstanden sein? Nicht durch die Apostel, die erst im Mannesalter zu Jesus kamen, nicht durch Maria oder die Hirten, die noch zu naiv und dem natürlichen Vorgang der Geburt zu nahe waren, um darüber zu dichten. Wahrscheinlich fühlte, im Anwachsen des Mythos, der sich nach und nach um die Person des Messias bildete, ein von Jesus begeisterter Gläubiger sich hingerissen, schon den Eintritt des Gottessohnes in die Welt mit allen Wundern himmlischer Teilnahme zu schmücken, wie es schon frühere Religionen mit ihren Stiftern getan. Denn der Mensch liebt es, das Unbegreifliche des Genius mit Wundern zu umgeben, während doch der Genius selbst das Wunder ist.

 

 

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Es gibt Dinge in der Natur, deren Anblick beinah auf uns wirkt, wie ein großes Ereignis, die uns befreien von der Last der persönlichen Existenz, indem sie uns dem Unendlichen, dem universellen Dasein vereinen. So ist das Meer.

 

 

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Die Flamme des Geistes ist ein wohltätiges, stärkendes Licht, wenn sie im freien Äther der Erkenntnis, ungetrübt von irdischer Sorge, brennen kann. Aber sie wird zum verzehrenden Brand, wenn die Angst um das materielle Dasein sie schürt und nährt. Die Monumente setzt der schöpferische Genius sich selbst; daß er frei sei, sie sich zu setzen, müßte die Sorge seiner Zeitgenossen sein.

 

 

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Eine Bekannte frug mich heute: »Glauben Sie, daß die Leidenschaft wirklich nötig ist, große Dinge zu schaffen?« Ich sagte ihr: »Ja, die Leidenschaft für die großen Dinge ist nötig, um sie zu schaffen, aber nicht die persönliche Leidenschaft, die immer egoistisch und exklusiv ist, außer wenn sie zur Leidenschaft für die großen Dinge führt.«

 

 

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Die unegoistische Liebe ist ein arger Tyrann; sie zwingt uns mit unwiderstehlicher Gewalt zu immer neuen Opfern; dem Glück kann man entsagen, dem Mit–leiden nicht.

 

 

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Die meisten Menschen lieben uns mehr um das, was wir tun, als um das, was wir sind.

 

 

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Etwas zu sein ist das beste Mittel gegen das etwas scheinen zu wollen.

 

 

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Das Herz schließt endlich seine Pforten zu. Es ist ein Pantheon, in dem schon alle Nischen mit geliebten und verehrten Bildern besetzt sind; für neue ist kein Raum mehr da.

 

 

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Der reifende Geist kann einsam sein, und in der Einsamkeit die Fülle des Daseins genießen. Das Herz kann nur selig sein, wenn es das Leben einzelner geliebter und verehrter Menschen oder das von Tausenden schmücken kann. Das wäre auch die wahrhaft schöne und berechtigte Seite des Herrschertums: die Macht zu beglücken, und gerade an dieser Möglichkeit scheitert der Wille. Welch arger Widerspruch! Man müßte an der menschlichen Natur verzweifeln, wenn es nicht gerade ein Beweis wäre, daß keiner ein allmächtiger Gott sein soll unter Menschen, und daß nur Gleichberechtigte eine vernünftige menschliche Einheit bilden können.

 

 

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Freundschaft ist persönliche Sympathie ohne Beimischung von Leidenschaft, und daher unegoistisch. Die Definition des Aristoteles: »Freundschaft ist, wenn man alles tut, was der andere will, ohne an sich selbst zu denken«, scheint mir nicht vollständig. In der Freundschaft ist die Erkenntnis tätiger als der Wille; in der Liebe ist es umgekehrt; daher ist in der Freundschaft Ruhe, in der Liebe Unruhe.

 

 

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O Stille, Gesegnete! Du, die du allein würdige Stimmungen erzeugst.

 

 

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Gewisse Kranke wollen mit großer Rücksicht behandelt sein, man muß Schwächen in ihnen schonen und nicht glauben, sie könnten sie überwinden. Daß sie es nicht können, ist eben ein Teil ihrer Krankheit. Besonders können manche Kranke es nicht ertragen, daß man an ihrer Krankheit zweifelt, da sie sich selbst für kränker halten als alle anderen. Aber auch zartfühlenden Naturen ist dies, wenngleich aus anderen Gründen, empfindlich, da sie andere nicht gern mit der Erzählung ihrer Leiden plagen und doch den Anforderungen, die man an Gesunde macht, nicht genügen können.

 

 

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Dem Freigeist kann man keine Gebote vorschreiben, sonst ist er ja nicht mehr Freigeist. Er erkennt auch Gesetze an, aber im Geiste des Solon, die sich mit steigender Erkenntnis ändern und verbessern lassen.

 

 

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Man vergleiche die Gesichter von Savonarola und Luther. In ihnen spricht sich schon der ganze Unterschied der deutschen und italienischen Reformation aus. Der südliche Reformator bleibt Fanatiker, quand même; Luther bleibt derb, schlicht, energisch, aber nicht fanatisch.

 

 

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Das Verbot des Vaters der Schwanenjungfrauen an seine Frau, nicht zu fragen, wer er sei, ebenso das Verbot Lohengrins, sind sie nicht verwandt mit dem Verbot im Paradies, nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen? Nur nicht erkennen, besonders die Frau nicht, von alten Zeiten her. Wer ist der Neidische, der es verwehrt? Ein Mann.

 

 

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Der Idealist allein hat den Glauben, der Berge versetzen kann, weil in ihm der Wille schon auf seine Verneinung gerichtet, sich mit aller Kraft auf die Verwirklichung des Ideals wendet, und ihm den Mut gibt, auszuharren, bis er sein Ziel erreicht. Er hat daher vielleicht weniger innere Kämpfe, als andere, weil ihm sein Weg unabänderlich vorgezeichnet ist. Er leidet aber tiefere Schmerzen durch den Widerstand der ideallosen Welt.

 

 

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Gregorovius sagt einmal, die großartigste aller Legenden sei die von Moses, der von der Höhe aus unten das gelobte Land erblickt, und dann stirbt. Alle Idealisten erleben diese Legende; der Geist führt sie auf die Höhe, wo sie ihr Land der Verheißung erblicken, aber erreichen tun sie es nicht.

 

 

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Im Jahre 382 nach Christi schrieb der heilige Augustin: »Nihilisti apellantur quia nihil credunt et nihil docent.« (Nihilisten genannt, weil sie nichts glaubten und nichts lehrten.) Er sprach von einer Gesellschaft, deren Zweck Verneinung und Vernichtung alles Bestehenden war. Also ist auch das nichts Neues, nur das Dynamit ist ein moderner Zusatz.

 

 

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Die Greuel der Reaktion in Neapel nach 1799 sind so abscheulich, daß sie allein schon ein jüngstes Gericht verdienten, und keine Flammen der Hölle heiß genug wären für solche Unmenschen, wie König Ferdinand, Maria Carolina, Acton und Genossen. Die Vernichtung wäre ein zu großes Glück für solche Wesen. Die müssen braten in ewiger Qual!

 

 

Episoden aus den Jahren 1876 und 1877

 

Es waren bedeutungsvolle Jahre für mich. Schon im Juni des Jahres 76 bereitete sich in Genua ein Fest vor, das das demokratische Italien, das zu der Zeit noch einen Teil der idealen Begeisterung besaß, die seine Einheit hauptsächlich zustande gebracht hatte, – in große Erregung versetzte, und auch meine innigste Teilnahme in Anspruch nahm. Es sollte in Genua das Monument enthüllt werden, das die Stadt ihrem edelsten Sohne, Joseph Mazzini, setzte, der vier Jahre vorher, zwar auf heimischer Erde, aber immer noch ein Exilierter und zwar der einzige Exilierte, gestorben war. Das Festkomitee hatte durch ein Manifest die italienische Nation zur Teilnahme aufgefordert und es war zu erwarten, daß besonders von den demokratischen Arbeitervereinen aus allen Gegenden Italiens ein großer Zuzug stattfinden würde. Denn Mazzini war den Arbeitern immer ein wahrer Freund und Lehrer gewesen. Er zeigte ihnen ihre Rechte, aber er forderte von ihnen auch die Erfüllung ihrer Pflichten, und hätte er die Geschicke Italiens lenken können, von der Zeit seines Triumvirats in Rom an bis zu seinem Tod, er hätte sicher den Sinn für Pflichterfüllung und Gesetzlichkeit in seinem Volk geweckt, und es würde heute auf einer höheren Stufe der Moralität stehen, als es jetzt der Fall ist.

 

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