Alison Roberts, Becky Wicks, Scarlet Wilson
JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 133
IMPRESSUM
JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
Geschäftsführung: | Jürgen Welte |
Leitung: | Miran Bilic (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 133 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2018 by Alison Roberts
Originaltitel: „The Shy Nurse’s Rebel Doc“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Michaela Rabe
© 2018 by Becky Wicks
Originaltitel: „Tempted by Her Hot-Shot Doc“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Irene Andreadou
© 2019 by Scarlet Wilson
Originaltitel: „Island Doctor to Royal Bride?“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MEDICAL ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Susanne Albrecht
Abbildungen: FabrikaSimf / Shutterstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733713577
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Sie ist schüchtern und schrecklich ungeschickt: Dr. Blake Cooper ist von Schwester Samantha, neu in seiner Klinik, alles andere als überzeugt. Doch dann erkennt er, wie engagiert sie ist, mit wie viel Leidenschaft sie ihren Job ausführt. Und plötzlich ist sein Interesse für die schöne Neue geweckt. Nicht nur als ihr Chef – sondern auch als Mann …
Dr. Ryan Tobias weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, dass Madeline Savoia ihn zu seinem nächsten medizinischen Einsatz an den Amazonas begleitet. Sie ist viel zu attraktiv – und will ein Buch über seine weltweiten Erlebnisse schreiben! Auf keinen Fall darf sie sein dunkelstes Geheimnis erfahren. Egal, wie nah sie sich in heißen Dschungelnächten kommen ...
Philippe weiß, wie wichtig der schönen Arissa ihre Inselklinik ist – und ihre Anonymität. Bei ihrer Arbeit hilft er ihr gern, schließlich ist er ebenfalls Arzt. Aber Anonymität? Wenn die Presse Wind von ihrer zärtlichen Romanze bekommt, wird man sich auf die aparte Inselärztin stürzen. Philippe muss seiner Geliebten etwas gestehen, bevor es zu spät ist!
Die Erinnerung traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Blake Cooper hatte sich gerade von seinem Motorrad geschwungen und klappte das Visier hoch. Er stand auf dem Mitarbeiterparkplatz des Bondi Bayside Hospital von Sydney, hätte seinen Helm abnehmen und die abgewetzte Ledertasche aus der Satteltasche holen sollen. Stattdessen rührte er sich nicht. Seine Finger schienen wie festgeklebt an den Helmseiten, und sein Blick wurde wie magnetisch angezogen von …
… dem Sportwagen dort drüben.
Einem glänzenden, leuchtend roten MG Roadster. Vintage.
Natürlich war er rot. Ein Spielzeugauto, gigantisch vergrößert.
Sein Spielzeugauto.
Plötzlich war er wieder fünf Jahre alt. Hatte einen Schuhkarton voller Schätze auf dem Boden einer Kiste gebrauchter Küchenutensilien gefunden, die seine Mutter für wenige Dollar beim Räumungsverkauf eines Sozialkaufhauses ergattert hatte. Blake war außer sich vor Freude über die kleinen abgenutzten Metallautos, doch das liebste war ihm der kleine rote MG Roadster. Obwohl die Farbe stellenweise abgeplatzt war und ein Rad fehlte. Jetzt fühlte er praktisch wieder die scharfen Kanten, als er die Hand zur Faust ballte – wie so oft damals, wenn er das in der Tasche versteckte Auto umklammerte, jedes Mal, wenn etwas passierte. Wieder einmal ein Schulwechsel zum Beispiel, oder wenn die großen Jungen ihn auf dem Nachhauseweg verfolgten …
Blake schnaubte leise, verscheuchte die Gedanken an jene Ängste. Wie er aufgewachsen war, hatte auch seine Vorteile. Heute hatte er vor nichts mehr Angst!
Außerdem hatte das echte Cabrio nicht viel mit seiner einst so geliebten Spielzeugversion gemein. Wem es gehörte, der musste ein Vermögen in die Restaurierung gesteckt haben. Blake würde jede Wette eingehen, dass die weiche rote Lederpolsterung nicht mehr original war und es einen nagelneuen Motor hatte. Wer wohl der stolze Besitzer war? Ein neuer Mitarbeiter? Oder ein Chefarzt, als externer Gutachter ins Bondi Bayside gekommen, der ein kostspieliges Hobby pflegte?
Blake fand es geschmacklos, Unsummen nur für das eigene Vergnügen auszugeben. Trotzdem wollte er sich nicht die Erinnerung an ein wichtiges, ganz besonderes Gefühl verderben lassen. Eindrücke aus der Kindheit verblassten sowieso, wenn man erwachsen war. Ein Grund mehr, sich diesen Moment puren Glücks zu bewahren. Den inneren Jubel, unerwartet einen echten Schatz gefunden zu haben.
Er nahm den Helm ab, klemmte ihn unter den Arm. Es war früh am Morgen, die Luft mild und klar. Immer noch in einer weit zurückliegenden Zeit versunken, riss ein gellender Schrei ihn in die Gegenwart zurück. Adrenalin schoss ihm durch die Adern.
Es war ein Schrei in höchster Not.
„Hilfe! Oh, Gott … Hilfe!“
Das kam vom angrenzenden öffentlichen Parkplatz. Blake ließ den Helm fallen, packte mit einer Hand den Pfosten, um den nötigen Schwung zu gewinnen, und sprang mit einem Satz über den Zaun. Die Absätze seiner Cowboystiefel knallten im Stakkato auf den Asphalt, als er in die Richtung rannte, aus der der Hilfeschrei gekommen war. Aus dem Augenwinkel sah er andere auch dorthin eilen, doch er war als Erster zur Stelle.
Die junge Frau, die neben der geöffneten Wagentür stand, schien nicht verletzt zu sein. Aber sie wirkte wie versteinert.
„Was ist los? Was ist passiert?“
Die Antwort wurde überflüssig, als Blake ins Wageninnere blickte. Zum Kindersitz. Das Baby hatte bereits blaue Lippen. Es atmete nicht.
Der Anschnallgurt war gelöst, sodass Blake das Kind unter den Achseln fassen und, den Nacken abgestützt, herausheben konnte. Manchmal setzte durch Bewegung die Atmung spontan wieder ein, aber noch während er vom Auto zurücktrat, spürte er, wie schlaff das Kleine in seinen Armen war. Er ließ sich auf die Knie fallen, hielt es in der Armbeuge, überstreckte das Köpfchen, damit die Atemwege frei waren, und begann mit Mund-zu-Mund-Beatmung.
Die schmale Brust hob sich, also kein Hindernis in den Atemwegen. Trotzdem keine weitere Reaktion. Blake drückte mit zwei Fingern rhythmisch auf den Brustkorb, um dann ein paar Sekunden später den nächsten Atemstoß zu geben.
Von den anderen, die um ihn herumstanden, kamen die ersten Fragen.
„Was ist passiert?“
„Wie lange atmet es nicht mehr?“
Die Mutter schluchzte auf. „Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Deswegen habe ich ihn ja hergebracht. Er schien eingeschlafen zu sein, aber als ich auf den Parkplatz einbog …“
„Soll ich einen Reanimationswagen holen?“
Blake erkannte die Stimme sofort. Harriet Collins arbeitete nicht nur als Krankenschwester auf der Intensivstation, sondern gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Specialist Disaster Response, eines Spezialteams für Katastrophenhilfseinsätze, das auch in Blakes Leben eine große Rolle spielte.
Er hatte das Baby gerade wieder beatmet und hob den Kopf, um Harriet zu antworten, während er gleichzeitig die Kompressionen fortsetzte. Da spürte er, dass sich etwas verändert hatte: Muskelkontraktionen, als das Kind einen Atemzug tat.
Und noch einen.
Blake sprang auf. „Keinen Wagen“, erklärte er. „Je schneller wir drinnen sind, umso besser.“
Sprach’s und lief los, zum nächsten Eingang der Notaufnahme. Wenn er rannte, konnte er es in weniger als einer Minute in einen der perfekt ausgestatteten Schockräume bringen. Hinter sich hörte er die verzweifelte Mutter laut weinen, verließ sich jedoch ganz auf Harriet. Zu Recht, wie er feststellte, als er flüchtig zurückblickte und sah, wie sie der jungen Frau den Arm um die Schultern legte.
„Kommen Sie mit uns“, hörte er sie sagen. „Dr. Cooper weiß, was er tut. Er ist der Beste …“
Auch die Antwort der Mutter entging ihm nicht.
„Aber er sieht gar nicht aus wie ein Arzt …“
„Heute ist also Ihr erster Tag hier, meine Liebe?“
„Ja, Mrs. Henderson“, antwortete Samantha Braithwaite der älteren Patientin.
„Sagen Sie Dottie zu mir, Schätzchen. Wie jeder hier.“
„Gern, Dottie.“ Samantha lächelte, während sie mit geübtem Blick die Tropfgeschwindigkeit der Infusion prüfte. Leicht drehte sie an dem Plastikrädchen. Die Kochsalzlösung diente lediglich dazu, den intravenösen Zugang offen zu halten – Dottie war weder hypotensiv noch dehydriert.
„Ist es Ihre erste Stelle als Krankenschwester?“, fragte Dottie weiter.
„Oh nein … nur ein neuer Job am Bondi Bayside Hospital. Ich konnte es kaum erwarten, hier anzufangen.“
„Es ist ein angenehmes Krankenhaus.“
„Das ist es. Vielleicht können Sie später, wenn Sie oben auf Station sind, von Ihrem Zimmer aus den Strand sehen. Vor einiger Zeit hat mich eine Freundin herumgeführt. Harriet arbeitet auf der Intensivstation und hatte mir erzählt, dass eine Stelle frei werden würde. Daraufhin habe ich mich sofort beworben.“
„Muss ganz schön aufregend sein, hier in der Notaufnahme. Sie werden jeden Tag Schreckliches sehen.“ In den wasserblauen Augen der alten Dame lag Besorgnis. „Sind Sie sicher, dass es das Richtige für Sie ist? Also, ich könnte das nicht ertragen.“
Sam lächelte beruhigend. „Ich arbeite seit Jahren in der Notaufnahme, Dottie. In anderen Krankenhäusern der Stadt. Ich wüsste nichts, was ich lieber täte. Natürlich ist es manchmal hart, aber meistens retten wir Leben.“
„Und dann komme ich, belege ein Bett und kann Ihnen gar nichts Aufregendes bieten.“
„Sie sind ein Schatz.“ Sam drückte ihr die Hand. „Haben Sie es bequem? Ich kann dafür sorgen, dass Sie noch mehr Schmerzmittel bekommen.“
„Nein … Es ist alles gut, solange ich mich nicht bewege.“ Dottie seufzte. „Wie dumm von mir, dass ich mir die Hüfte gebrochen habe! Wenn jemand wie ich seit über neunzig Jahren auf den Beinen ist, müsste er doch eigentlich wissen, wie man vorsichtig geht.“
„So etwas passiert. Sie sind überhaupt nicht dumm. Im Gegenteil, ich würde sagen, Sie sind blitzgescheit.“
Sam wusste, dass sie auch nach ihren anderen Patienten sehen sollte, aber es waren alles Fälle, die im Moment wenig Aufmerksamkeit brauchten. Der Obdachlose schlief seinen Rausch aus, und der Teenager war nur zur Beobachtung hier, bis sich sein Blutzuckerwert stabilisiert hatte. Beide konnten den Rufknopf drücken, falls sie Hilfe benötigten. Bei Dottie merkte sie jedoch an ihrem Tonfall, wie unruhig die ältere Dame war.
„Möchten Sie, dass ich jemanden anrufe, damit er Ihnen Gesellschaft leistet? Verwandte oder eine Freundin?“
„Nein, meine Freunde sind alle im Seniorenheim. Ich sehe sie, sobald ich wieder dort bin.“
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
„Eine Tasse Tee wäre wundervoll … und vielleicht ein Ingwerplätzchen?“
„Tut mir leid, Dottie. Sie müssen nüchtern bleiben, weil wir Sie bald in den OP bringen werden.“
Ja, jetzt flackerte nackte Angst in den Augen ihrer Patientin auf. Sam drückte ihr wieder die Hand und hielt sie diesmal fest. „Es wird alles gut gehen“, versicherte sie. „Heutzutage ist es ein reiner Routine-Eingriff. In Nullkommanichts sind Sie wieder auf den Beinen.“ Sam lächelte. „Es würde mich nicht wundern, wenn Sie bald wieder tanzen gehen.“
„Oh, wir haben das Tanzen geliebt, mein Bill und ich.“
„Ihr Mann?“
Dottie nickte. „Mein dritter.“ Sie zwinkerte Sam zu. „Nach zwei Versuchen endlich die große Liebe. Sind Sie verheiratet, Herzchen?“
„Nein … Ich bin erst achtundzwanzig.“
„Ich stand mit achtzehn das erste Mal vorm Altar.“
„Oh, macht mich das zu einer alten Jungfer?“
„Nein, heute ist vieles anders. Es ist vernünftig, auf den Richtigen zu warten. Meinen ersten Mann habe ich im Krieg verloren, also nicht meine Schuld, aber dafür war der zweite ein Fehler. Ich hätte ein bisschen länger suchen sollen.“ Der Glanz in Dotties Augen verriet, dass sie ihre Angst für den Moment vergessen hatte. „Sie sind so eine Hübsche, Liebes. Sie haben bestimmt einen Haufen Verehrer.“
Sam lachte. „Was für ein herrlich altmodisches Wort! Ich hatte ein paar Freunde, falls Sie das meinen. Und ich bin zu jung, um schon ans Heiraten zu denken. Da gibt es einiges, was ich vorher noch erleben möchte.“
„Warten Sie nicht zu lange, Schätzchen. Nicht, dass Sie den Richtigen übersehen.“
„Ich werde schon aufpassen. Jetzt muss ich gehen, aber ich komme bald wieder, ja?“
Natürlich musste sie sich um die anderen Patienten kümmern, doch konnte es sein, dass Dotties Bemerkung einen wunden Punkt getroffen hatte? Warum habe ich Mr. Right noch nicht gefunden? Dottie hatte recht. Mit der klassischen Kombination blondes Haar und blaue Augen zog Sam oft genug Männerblicke an. Allerdings hatte sie festgestellt, dass Schönheit nicht unbedingt von Vorteil war. Das Interesse, das sie weckte, erwies sich meistens als oberflächlich und auf nur ein Ziel ausgerichtet.
„Bevor Sie verschwinden, Liebes … Könnten Sie mir schnell noch eine Bettpfanne bringen. Meine Blase beschwert sich.“
„Natürlich, Dottie. Unter dem Bett müsste eine stehen. Ja, da ist sie. Warten Sie, ich helfe Ihnen … Wir müssen vorsichtig sein, dass die Kissen, die Ihr Bein stützen, nicht verrutschen.“
Wenige Minuten später verließ Sam die Kabine, in der Hand die geschlossene Bettpfanne, um sie im Schmutzraum zu entleeren. Sie wich einer Punktionskraft mit ihrem Instrumentenwagen aus und geriet vor die Türen zur Ambulanzeinfahrt, die sich gerade öffneten.
„Beiseite!“, herrschte jemand sie an.
Alarmiert blickte sie auf eine ungewöhnliche Szene. Nach einem solchen Kommando hatte sie Sanitäter erwartet, die im Laufschritt eine Rollliege ins Gebäude schoben.
Aber nicht das, was sie sah.
Ein großer Mann in Jeans und Cowboystiefeln, mit welligem dunklem Haar, das ihm fast bis zu den Schultern reichte, kam hereingerannt. Im Arm ein Baby. Eine Frau, kreideweiß und mit angstvoll aufgerissenen Augen, versuchte, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. Neben ihr lief … Harriet? Müsste sie nicht oben auf der Intensivstation sein? Ihr Dienst begann gleich.
Nicht, dass Sam Zeit hatte, lange darüber nachzudenken. Augenscheinlich war hier ein Vater auf dem Weg, sein Kind rettenden Händen zu übergeben. Natürlich musste Sam ausweichen. Mit einem Satz sprang sie zur Seite – und stieß mit dem Instrumentenwagen der Punktionskraft zusammen. Gläserne Teströhrchen klirrten und sausten zu Boden. Ein Behälter mit Blutentnahmeröhrchen folgte, öffnete sich und verteilte seinen Inhalt weit verstreut auf dem Fußboden.
Sam verlor das Gleichgewicht. Nicht genug, um mitten in die Glasscherben zu fallen, doch die Bettpfanne entglitt ihrer Hand und gab ebenfalls ihren Inhalt von sich! Entsetzt schlug Sam die Hand vor den Mund und starrte fassungslos auf das Chaos.
Bei dem Lärm wandten sich Köpfe in ihre Richtung, und auch der Mann, der an Sam vorbei und auf dem Weg zu einem Schockraum war, sah über die Schulter. Ihre Blicke trafen sich, er hielt ihren fest, nur einen Herzschlag lang.
Dunkle, sehr dunkle Augen.
Ungläubig, so als könnte er nicht begreifen, dass jemand in dieser Abteilung derart inkompetent sein konnte. Sein Vertrauen darin, dass seinem Kind hier wirklich geholfen wurde, schien stark erschüttert.
Und dann war er verschwunden.
Sam nahm die Stimmen um sich herum wieder wahr, als hätte jemand den Ton lauter gedreht.
„Zurücktreten. Bleiben Sie von den Glasscherben weg.“
„Kann jemand Eimer und Wischmopp holen?“
„Es tut mir so leid. Ich habe Sie nicht einmal gesehen …“ Die junge Punktionskraft war den Tränen nahe.
„Es war meine Schuld, ich habe nicht nach hinten geschaut. Entschuldigen Sie.“
„Gehen Sie einfach weiter“, zischte eine leitende Krankenschwester. „Damit hier Ordnung gemacht werden kann.“
Mit gesenktem Kopf schob die junge Frau ihren Laborwagen den Gang entlang. Eine Reinigungskraft stand inzwischen bereit, um das Malheur zu beseitigen. Sam schnappte sich die Bettpfanne und machte sich in Richtung Schmutzraum davon. Sie sehnte sich nach einer ruhigen Ecke, wo sie einen Moment Luft holen konnte. Um dieses Gefühl der Demütigung zu verarbeiten!
Als sie am Reanimationsbereich vorbeikam, warf sie einen Blick in den Schockraum. Sie sah Harriet, die den Arm um eine schluchzende Frau gelegt hatte. Das Baby lag auf dem Bett, umgeben von geschäftigem Personal. Jemand hatte eine winzige Blutdruckmanschette um sein Ärmchen gelegt, eine andere Krankenschwester schob ihm ein Oximeter auf den Zeigefinger. Eine dritte befestigte EKG-Elektroden auf dem leblosen Körper. Seltsamerweise stand der Vater des Kindes – der aussah, als käme er gerade von einem Auftritt mit seiner Rockband – am Kopfende, wo sonst die Ärztin oder der Arzt standen, die für freie Atemwege verantwortlich waren. Jetzt wurde ihm ein Stethoskop gereicht.
Was zum …?
Sam marschierte weiter, entsorgte die Einmal-Bettpfanne und drehte den Wasserhahn über dem breiten Waschbecken auf, um sich die Hände zu reinigen. Sie ließ sich Zeit, nahm viel Seife und trocknete sich mit vielen Papiertüchern gründlich ab, um das Prozedere noch etwas zu verlängern. Genau wie die arme Punktionskraft hätte sie heulen können!
Es war ihr erster Tag an einem neuen Arbeitsplatz. Natürlich hatte sie gehofft, sich als wertvolles Mitglied des Teams zu beweisen. Stattdessen musste sie nun jeder für komplett unfähig halten! Bestenfalls tollpatschig, schlimmstenfalls eine Belastung. Du bist Notfallkrankenschwester, verdammt! Sie sollte mit schlafwandlerischer Sicherheit jede aufkommende Krise meistern und nicht wie ein verschrecktes Reh beiseitespringen, nur weil jemand auf sie zustürmte und sie anbellte wie ein Wachhund.
Sam holte tief Luft und hob das Kinn. Sie hatte sich um Patienten zu kümmern, und genau das würde sie jetzt auch tun! Und auf dem Weg wollte sie sich bei der Stationsschwester entschuldigen.
„Es war nicht Ihre Schuld.“ Emily lächelte beruhigend. „Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Ich habe gesehen, wie es passiert ist, und es ist kein Wunder, dass Sie sich erschrocken haben. Sonst ist es nicht Blakes Art, Leute anzufahren, aber es zählte jede Minute. Er hatte das Baby gerade auf dem Parkplatz wiederbelebt.“
„Blake?“
„Blake Cooper. Einer unserer besten Chefärzte.“
„Ausgeschlossen …“
Sam war so verblüfft, dass sie anscheinend vor sich hin geflüstert hatte, was ihr durch den Kopf geschossen war. Emily schien es ihr nicht übel zu nehmen. Ihre Mundwinkel zuckten.
„Ich weiß, was Sie meinen. Aber er sieht anders aus, wenn er im Arztkittel ist und diese Haare zusammengebunden hat. Warten Sie’s ab …“
Wäre es nach Sam gegangen, sie hätte diesen Mann nie wiedersehen wollen. Sein erschütterter Blick verfolgte sie immer noch. Schlimm genug, wenn es der Vater des Babys gewesen wäre, doch dem hätte sie nie wieder begegnen müssen. Aber dass sie sich einem der Chefärzte wie ein einfältiger Trampel präsentiert hatte, das musste sie erst einmal verarbeiten.
„Wie geht es dem Kind?“
„Es ist stabil. Verdacht auf Atemwegsinfektion oder Herzfehler. Man hat es zur Beobachtung auf die Säuglingsintensivstation gebracht. Ach, Ihre Patientin Mrs. Henderson hat nach Ihnen gefragt. Sie werden sie gleich in den OP bringen. Vielleicht können Sie sie begleiten?“
„Natürlich. Was ist mit meinen anderen Patienten?“
„Der Oberarzt hat den, der übermäßig dem Alkohol zugesprochen hatte, entlassen, und der Diabetiker frühstückt gerade. Wir entlassen auch ihn, sobald seine Mum hier ist und ihm frische Kleidung gebracht hat. Keine Sorge …“ Emily lächelte wieder. „Wenn Sie wieder hier unten sind, habe ich eine ganze Liste neuer Aufgaben für Sie. Wahrscheinlich im Gipsraum und im Kinderbereich, damit Sie unsere Räumlichkeiten besser kennenlernen.“
Wo ich nicht im Weg stehe? dachte Sam und zwang sich zu einem Lächeln. „Großartig, danke.“
Was für ein Tagesbeginn!
Es dauerte fast zwei Stunden, bis Blake Cooper den Eindruck hatte, dass die Dinge ihren normalen Gang gingen. Er trug einen gestärkten sauberen OP-Kittel über seiner Jeans, Stablampe und Kugelschreiber klemmten in der Brusttasche, und der Pager zusammen mit seinem Handy steckten in der unteren Tasche. Seine Haare waren gekämmt und ordentlich zusammengefasst, und um den Hals hing sein Stethoskop.
Gemischte Gefühle stiegen in ihm auf, wenn er an die dramatischen Momente zu Dienstbeginn dachte. Zum einen große Erleichterung darüber, dass sich bei dem Kind der Verdacht auf einen Herzfehler nicht bestätigt hatte. Es litt an einer schweren Form von Bronchiolitis, die nun vom pädiatrischen Team behandelt wurde. Verständlich in all der Aufregung, dass Blakes Stresspegel ziemlich hoch gewesen war – ein erneuter Atemstillstand auf dem Weg in die Notaufnahme war nicht ausgeschlossen gewesen. Allerdings entschuldigte es nicht, wie er die Krankenschwester angeblafft hatte.
Neben Erleichterung verspürte er deshalb auch Schuldgefühle. Kein Wunder, dass die arme junge Frau zur Seite gesprungen war! Er hatte sie hier noch nie gesehen. Wahrscheinlich eine Vertretungsschwester, die die oft chaotischen Zustände in einer Notaufnahme nicht gewohnt war. Als er Glas splittern hörte, blickte er zurück, fürchtete schon, dass sich durch seinen barschen Auftritt jemand verletzt hatte. Aber die Krankenschwester stand noch, und neben hellblondem Haar und weit aufgerissenen Augen sah er nichts weiter, als dass ihr Gesicht zur Hälfte von ihrer Hand verdeckt wurde.
Eine Hand mit albernem Nagellack. Pünktchen? Wer sich Pünktchen auf die Fingernägel lackierte, konnte nicht ernsthaft in der Notaufnahme arbeiten wollen, oder?
Emily stand an der Infowand und aktualisierte die Einträge, die Aufschluss über Verbleib und Zustand der Patienten gaben.
„Hallo, Em …“ Blake blieb bei ihr stehen. „Danke, dass Sie jemanden geschickt haben, der meinen Helm und die Tasche vom Parkplatz holt.“
„Sie können sich revanchieren, indem Sie mir sagen, wer von diesen Patienten entlassen werden kann. Wie zum Beispiel die Dame mit der Asthma-Attacke in Kabine 3. Die Sauerstoffsättigung im Blut war in der letzten Stunde normal, aber die Patientin ist ängstlich. Hat gleich über den Hausnotruf einen Krankenwagen geholt, ohne erst ihr Asthmaspray zu benutzen.“
„Ich rede mit ihr.“ Blake ließ den Blick über die Glaswand schweifen, in der Hoffnung, etwas Aufregenderes zu finden. Aber die Schockräume waren nicht belegt.
Helles Kinderlachen brachte ihn – und auch alle anderen – dazu, sich umzudrehen. Lächelnd, weil von Kindern in diesen Räumen meistens anderes zu hören war. Ein juchzendes Kleinkind kam um die Ecke geflitzt, ihm auf den Fersen eine Krankenschwester mit ausgestreckten Armen.
Schlanke Finger erwischten den Ausreißer, dessen Windel sich halb gelöst hatte und die pummeligen Beinchen am Weiterlaufen hinderte.
Finger mit Pünktchen auf den lackierten Nägeln.
„Hab ich dich!“
Dem Jungen schien es nichts auszumachen, dass er wieder eingefangen worden war. Mit glucksendem Lachen schlang er der Schwester die Arme um den Hals. Sie gab ihm einen Kuss auf den Lockenkopf und richtete sich auf, um ihn zurückzubringen – Blake nahm an, in den pädiatrischen Bereich.
Man sah ihr genau den Moment an, in dem ihr bewusst wurde, dass sie Publikum hatte. Ihr Lächeln schwand, und sie biss sich auf die Unterlippe. Dann fing sie Blakes Blick auf, und ihre Wangen röteten sich.
Und zum zweiten Mal an einem einzigen Tag traf es ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Vorhin hatte ihre Hand ihr Gesicht halb verdeckt, sodass ihm nicht klar gewesen war …
Sie war wunderschön, die schönste Frau, die Blake in seinem Leben gesehen hatte.
Von der Sonne geküsstes hellblondes Haar und strahlend blaue Augen. Eine süße kleine Nase und volle Lippen, ein Mund, wie geschaffen zum Lächeln – und zum Küssen …
Blake konnte nicht den Blick von ihr lösen.
Sie war groß und schlank, ein Model, als Krankenschwester verkleidet. Eine Disney-Prinzessin, die sicher ein Diadem und ein kostbares Abendkleid in ihrem Spind hatte. Blake starrte immer noch, während sie mit dem Kind im Arm davoneilte. Der Kleine lugte ihr über die Schulter und winkte Blake mit seinen pummeligen Händchen zu.
„Oje“, murmelte Emily. „Die Ärmste, heute ist nicht gerade ihr Tag.“
Blake holte tief Luft, wobei ihm erst jetzt bewusst wurde, dass er den Atem angehalten haben musste. „Wer ist das?“
„Samantha Braithwaite. Sie hat heute bei uns angefangen, kommt vom Sydney Central. Ausgezeichnete Referenzen, ein Master in Trauma-Management eingeschlossen.“
Einen Moment lang herrschte Stille, und den brauchte Emily anscheinend, um Blakes Frage und Tonfall richtig zu deuten.
„Oh nein …“ Sie seufzte. „Muss ich sie davor warnen, dass Sie einen gewissen Ruf haben?“
Blake grinste unschuldig. „Habe ich den?“
Emily lachte. „Ab mit Ihnen. An die Arbeit. Was Sie in Ihrer Freizeit machen, geht mich nichts an.“
Er tat so, als hätte er nicht gehört, was sie etwas leiser hinzufügte, während er sich auf den Weg in Kabine 3 machte.
„Dem Himmel sei Dank dafür …“
„Ach, Harriet, ich kann morgen nicht wieder hingehen …“ Sam schlug die Hände vors Gesicht.
„Unsinn, es wird alles okay sein.“
„Bestimmt hält mich jeder für eine Idiotin.“
„Das ist nicht wahr, und das weißt du auch.“
Sam griff nach dem Glas Wein, das Harriet vor sie hingestellt hatte, und trank einen Schluck. Okay, vielleicht nicht jeder, aber einer ganz sicher, und er war nicht nur der leitende Chefarzt und damit ihr Boss …
Nein, er war der atemberaubendste, umwerfendste Mann, den sie je gesehen hatte! Emily hatte recht gehabt: Im Arztkittel sah Blake Cooper anders aus. Als Sam dem kleinen Jungen hinterherlief, hatte Blake am Infobrett gestanden, die Haare im Nacken zu einer Art Knoten gebunden. Jetzt konnten die Rockstarlocken nicht mehr von dem ablenken, was am faszinierendsten an diesem markanten Gesicht war: Augen, so dunkel, dass die Pupillen kaum zu unterscheiden waren. Unergründliche Augen.
Anziehend, unwiderstehlich …
Allerdings auch fähig, einen vernichtenden Blick auszusenden. Wie in jenem Moment, als Blake Cooper sie das erste Mal wahrgenommen hatte. Dank einer unglückseligen, durch die Luft segelnden Bettpfanne!
Sam starrte in ihr Weinglas. „Ist dir schon mal aufgefallen, dass Chardonnay wie Urin aussieht?“
Harriet lachte hell auf und sorgte dafür, dass sich in der trendigen Weinbar mit dem spektakulären Ausblick auf den Strand die Leute nach ihnen umdrehten.
„Denk nicht mehr dran“, sagte sie lächelnd.
„Kann ich nicht. Ich habe praktisch einen der Top-Notfallärzte vom Bondi Bayside mit einer vollen Bettpfanne beworfen. Du warst dabei. Du hast doch gesehen, wie verächtlich er mich angestarrt hat.“
Sie schob die Finger ins Haar und löste damit Strähnen aus ihrem sorgfältig gewundenen Haarknoten. Sam zog die Spange heraus und befreite auch die restlichen Locken. Vielleicht half es ja, den katastrophalen Tag endgültig hinter sich zu lassen.
„Ich bin sicher, dass er in dem Moment andere Sorgen hatte. Wirklich, morgen hat er das alles längst vergessen. Und wenn nicht, scherzt er darüber.“
Sam trank einen Schluck Wein. „Warum warst du überhaupt da?“
„Ich hörte jemanden auf dem Parkplatz um Hilfe schreien. Als Nächstes sehe ich Blake, der wie der Held aus einem Actionfilm über den Zaun springt. Ich bin, ohne nachzudenken, hingerannt – es war wie bei einer Trainingsübung für das Team.“
„Aber du arbeitest nicht in der Notaufnahme.“
„Ich meinte das SDR. Davon habe ich dir doch erzählt. Ist das nicht einer der Gründe, warum du auf dieser Seite der Stadt arbeiten wolltest?“
Sam nickte. Schon lange beneidete sie Harriet um ihr Ehrenamt beim Specialist Disaster Response. Wie gern würde sie mithelfen, wenn Erstrettungskräfte bei Flut- und Feuerkatastrophen oder Erdrutschen eingesetzt wurden. Sie wollte sich draußen Herausforderungen stellen, die sie in einer perfekt organisierten, sicheren Notaufnahme nie kennenlernen würde. Sam war fest entschlossen, diesem Team beizutreten. Und da sie weder bei der Feuerwehr noch Sanitäterin war, bestand der erste Schritt dazu darin, am Bondi Bayside Hospital zu arbeiten.
Und plötzlich erschien ein Haar in der Suppe. Ein Haar, das den Teller fast ausfüllte.
„Blake ist beim SDR?“
„Machst du Witze? Es war von Anfang an sein Baby. Er hat mir einmal erzählt, dass er zu Ärzte ohne Grenzen wollte. Den Auswahlprozess hatte er bereits hinter sich und wartete auf seinen ersten Einsatz, als seine Mutter einen Schlaganfall erlitt. Sie ist auf seine Hilfe angewiesen, sodass er in der Nähe bleiben muss. Ein Freund von ihm, ein Feuerwehrmann, hat ihn zu USAR geholt, und da kam Blake auf die Idee, ein Team zu gründen, um die Ersthelfer mit medizinischen Fähigkeiten zu unterstützen.“
„USAR?“
„Urban Search and Rescue – Suchen und Retten in Städten. Die Ausbildung habe ich auch gemacht. Du lernst, wie du Katastrophenopfer in eingestürzten Gebäuden findest. Die meisten Feuerwehrleute und Sanitäter haben diese Zusatzqualifikation, Ärzte und Krankenpflegepersonal eher weniger. Aber es werden mehr. Für die Teilnahme am SDR ist der Kurs Pflicht. Blake ist inzwischen einer der regionalen Ausbilder. Außerdem hat er den Schein für Abseilrettungsaktionen vom Hubschrauber aus. Ich überlege, mich für dieses Training anzumelden. Obwohl mir bei der Vorstellung, an einer Winsch zu hängen, ein bisschen mulmig wird …“
Sam nickte, doch ihre Gedanken bewegten sich in eine andere Richtung. Blake Cooper wurde immer faszinierender. Der Mann war der geborene Anführer, einer, der offenbar vor nichts Angst hatte.
Und er schien seine Mutter sehr zu lieben.
Abgesehen davon stand er beim SDR ganz oben.
„Wer entscheidet bei euch, wen ihr ins Team aufnehmt?“
„Es gibt ein Komitee. Man braucht eine Empfehlung, also jemanden, der beim SDR ist und einen vorschlägt. Dann wird diskutiert und darüber abgestimmt, ob der- oder diejenige zu einem Training eingeladen werden soll. Danach entscheidet sich bei einer zweiten Abstimmung, ob er oder sie endgültig aufgenommen wird.“ Harriet hob vielsagend die Brauen. „Soll ich dich empfehlen?“
„Gern. Aber wenn Blake mit abstimmt, kann ich es vergessen.“
„Warum, weil du ihn mit einer Bettpfanne beworfen hast?“
„Nicht nur das. Später hat er mich noch einmal gesehen. Als ich versuchte, ein Kleinkind einzufangen, das aus dem Kinderbereich entwischt war. Er muss mich für völlig unfähig halten.“
Sam erinnerte sich genau an den Moment, in dem sich ihre Blicke trafen. Sie hatte sich gerade den süßen Kleinen geschnappt und sah auf. Der intensive Blick, der Gesichtsausdruck … Sam konnte ihn nur auf eine Weise deuten: Blake Cooper traute seinen Augen nicht und fragte sich stumm, warum sie immer noch in seiner Abteilung arbeitete!
Harriet zuckte mit den Schultern. „Er wird schnell herausfinden, dass du das nicht bist. Er ist einer der klügsten Männer, die mir je begegnet sind, und besitzt eine beeindruckende Menschenkenntnis. Ich könnte ihm von dir erzählen, um den Prozess zu beschleunigen.“
„Nein, bitte nicht, Harry. Ich will keine Sonderbehandlung. Für euer Team gelten bestimmte Regeln, weil jeder sich auf den anderen verlassen muss. Da sollte ich jede Chance nutzen, ihn durch meine Arbeit zu beeindrucken. Erst dann kannst du meinen Namen einbringen.“
„Reiß dir nicht die Beine aus. Er lässt sich in seinen Entscheidungen sowieso nicht beeinflussen. Wenn man versucht, ihn in eine Richtung zu drängen, kann es sein, dass er sich zurückzieht und sein eigenes Ding macht. Er ist … Wie nennt man Typen, die so unabhängig von der Meinung anderer sind, dass man schwer einschätzen kann, wie sie sich verhalten werden?“
Faszinierend war das erste Wort, das Sam in den Sinn schoss. Oder unwiderstehlich …
„Einzelgänger, genau, das meinte ich.“ Harriet nickte zufrieden.
„Das ist er wirklich. Sieh dir nur seine Haare an …“
„Ich weiß. Nicht mein Fall, aber andere Frauen scheint das nicht abzuschrecken.“
„Er hat tatsächlich diese Jeans unter dem Arztkittel getragen. Und … und Cowboystiefel!“
Harriet lachte. „Vermutlich kann man sich praktisch alles erlauben, wenn man so brillant ist wie er. Er ist ein netter Kerl, Sam … solange du ihm nicht zu nahekommst.“
„Ach ja? Was ist, wenn man es doch tut?“
„Besser nicht. Er wird dir das Herz brechen. Apropos Herz …“ Harriet blickte auf ihre Armbanduhr. „Ich muss flitzen. Pete führt mich zum Essen aus, und das passiert nicht allzu oft. Ich glaube …“ Ihre warmen braunen Augen blitzten unter kastanienroten Locken hervor. „Ich glaube, er wird mich bitten, bei ihm einzuziehen.“
„Wirklich? Oh, Harry, das ist fast ein Heiratsantrag! Und, sagst du Ja?“
Harriet lächelte. „Du hast Pete schon mal getroffen, oder?“
„Natürlich.“
Ein Mal war sie Harriets Freund begegnet. Der große, athletisch gebaute Feuerwehrmann mit dem sonnengebleichten Haar gehörte auch zum Team des SDR, war leidenschaftlicher Surfer und verbrachte viele Stunden im Fitnessstudio, um seinen Körper zu stählen. Er sah blendend aus und schien ein sympathischer Typ zu sein, aber …
Sam verscheuchte den Rest ihrer Gedanken. Es gab kein Aber. Ihre Eltern würden Luftsprünge machen vor Freude, würde sie jemanden wie Pete mit nach Hause bringen. Entsetzt wären sie allerdings bei einem wie …
Blake Cooper.
Du meine Güte, ein Glas Wein an einem sonnigen Spätnachmittag, und schon lag ihr Verstand im Nebel!
„Ich hoffe, Pete lädt dich irgendwohin ein, wo es richtig schön romantisch ist“, sagte sie zu Harriet.
„Ehrlich gesagt, würde mir ein schlichter Burger-Imbiss nichts ausmachen. Kommst du mit zur Bushaltestelle?“
„Nein, ich habe meinen Wagen am Krankenhaus stehen.“ Sie umarmte die Freundin. „Außerdem muss ich noch etwas einkaufen. Wir sehen uns morgen, okay?“
Zum Glück fand sie in der Nähe der Weinbar eine Apotheke. Sam eilte hinein und griff nach dem, was sie sich den ganzen Tag gewünscht hatte.
Nagellackentferner.
Der kleine rote Wagen stand noch an seinem Platz.
Blake Cooper machte sich nach einem langen Dienst auf den Weg nach Hause. Er hatte schon Überstunden gemacht und wäre noch länger geblieben, um nach dem Baby zu sehen, das er heute Morgen wiederbelebt hatte. Aber er musste sich um jemand anderen kümmern.
Der Anblick des Sportwagens brachte ihn zum Lächeln. Ich muss Mum davon erzählen, dachte er, während er sich auf seine Maschine schwang. Zusammen mit ihm Erinnerungen an früher hervorzuholen gehörte zu den Lieblingsbeschäftigungen seiner Mutter. Blake nahm sich vor, die alten Kisten in der hintersten Ecke der Garage durchzusehen. Vielleicht fand er ja die Schachtel mit dem Spielzeug.
Sein Lächeln erstarb, als er den Kopf hob, um den Helm aufzusetzen.
Unmöglich!
Das konnte nicht sein …
Doch seine Augen spielten ihm keinen Streich. Die Frau, die auf den kleinen roten Wagen zuging, war die neue Krankenschwester aus der Notaufnahme.
Samantha Braithwaite.
Ein Name, mit dem sich ein gestochen scharfes Bild in sein Gedächtnis eingebrannt hatte.
Und wenn er vorhin geglaubt hatte, nie eine schönere Frau gesehen zu haben, haute ihn ihr Anblick jetzt förmlich um. Blake war froh, dass er auf seinem Motorrad saß.
Sie hatte OP-Kleidung angehabt, die Haare hinten am Kopf zu einem Knoten zusammengefasst.
Inzwischen trug sie eine locker fallende weiße Bluse im Ethno-Stil und verwaschene Jeans-Shorts mit ausgefranstem Saum, die ihre langen schlanken, sonnengebräunten Beine zeigten. Und ihr Haar … Aus dem Knoten befreit, war es erstaunlich lang und fiel ihr fast bis auf die Taille. Der laue Abendwind spielte mit den sanft gewellten Strähnen.
Vergiss die Prinzessin, vergiss das Model. Was er vor sich sah, war mehr wie die Frauen in den Zeitschriften, die er als Teenager unter dem Bett versteckt hatte.
Der lebendig gewordene Traum eines jeden Mannes.
Und ihr gehörte der schicke rote Flitzer? Anscheinend ja, denn sie stieg ein und ließ das Verdeck aufklappen.
Geräuschvoll stieß Blake den Atem aus. Natürlich gehörte er ihr. Wahrscheinlich ein Geschenk vom reichen Vater. Oder Ehemann. Oder ihrem Freund, einem mit dickem Bankkonto. Frauen, die so aussahen, waren nicht allein.
Vielleicht hatte sie sich die lächerlichen Pünktchen auf die Nägel gemalt, weil es zu ihrem Auto passte!
Warum verschwendete er überhaupt einen Gedanken an diese Frau? Ärgerlich rammte sich Blake den Helm auf den Kopf und startete seine Kiste. Vielleicht beschleunigte er stärker als nötig, während er mit dröhnendem Motor vom Platz fuhr. Daher überraschte es ihn nicht, dass Samantha Braithwaite den Kopf wandte und ihn anstarrte.
Was ihn allerdings überraschte, war etwas völlig anderes.
Es gefiel ihm, dass sie ihn ansah.
„Wie lange muss ich bleiben?“
„Das kann ich nicht sagen, Jess.“ Sam war zu einer ihrer Patientinnen gegangen, um die Vitalwerte zu kontrollieren. Ein Krankenwagen hatte die junge Frau am frühen Morgen zur Notaufnahme gebracht. Sam drehte am Infusionsregler, um die Tropfgeschwindigkeit zu verringern. Der intravenöse Zugang war gelegt worden, falls schnell Medikamente zugeführt werden mussten. „Aber ich kann es herausfinden, wenn Sie möchten.“
Sie wusste, welches der Telefone an der Stationszentrale sie nutzen musste. Und wen sie anrufen konnte. Nach einer Woche in der neuen Abteilung hatte Sam sich gut eingewöhnt. Ihre Kollegen und Kolleginnen waren ein netter Haufen, und sie war zuversichtlich, dass sie hier schnell Freunde finden würde. Besonders mochte sie Kate Mitchell, eine Chirurgin, spezialisiert auf Gynäkologie und Geburtshilfe. Dr. Mitchell gehörte ebenfalls dem SDR an, auch wenn Sam noch keine Gelegenheit gehabt hatte, sie darauf anzusprechen. Sie wohnte im selben Apartmenthaus wie Harriet. Vielleicht konnten sie sich an einem Abend zu dritt auf einen Drink treffen …
„Danke, das wäre toll“, antwortete Jess. „Im Büro habe ich zwar Bescheid gesagt, dass ich später kommen werde, aber ich arbeite noch nicht lange dort. Ich möchte nicht, dass sie mich für unzuverlässig halten.“
„Das verstehe ich. Ich bin auch ziemlich neu hier. Lassen Sie mich kurz Ihren Blutdruck messen, dann frage ich einmal nach.“
Mit fünfundzwanzig war Jess nur wenige Jahre jünger als Sam. Das und die Tatsache, dass auch sie an ihrem neuen Arbeitsplatz einen guten Eindruck hinterlassen wollte, schuf gleich eine Verbindung zwischen ihnen. Sam lächelte Jess an, während sie ihr die Blutdruckmanschette um den Arm legte.
Nicht, dass sie es bisher geschafft hätte, hier jemanden zu beeindrucken, aber wenigstens war ihr seit dem holprigen Start nichts Peinliches mehr passiert. Sam arbeitete hart und fühlte sich wohl.
Trotzdem kam sie sich vor wie auf Probezeit, vor allem, wenn Blake Cooper auftauchte. Was leider viel zu häufig der Fall war. Sam hatte eine Art inneres Radar entwickelt, das sie warnte, sobald er in ihre Nähe kam. Dafür brauchte sie ihn nicht einmal zu sehen … was sie ein bisschen seltsam fand. Allerdings war es so oft passiert, dass sie sich auf ihr Gespür verlassen konnte. Es war wie eine besondere Energie, die ein Knistern in der Atmosphäre erzeugte.
Von Auren und übersinnlichen Dingen hielt sie zwar nichts, aber der Mann besaß unbestritten Charisma, und er hatte sie von Anfang an fasziniert. Als er letzte Woche abends auf seiner schweren Maschine an ihr vorbeigefahren war, hatten sein Anblick und das satte Brummen des Motorrads ein Prickeln in ihr ausgelöst, das sie nur als pure Lust beschreiben konnte. Auch ein Grund, Blickkontakt auf jeden Fall zu vermeiden … Leider war das nicht einfach, denn das Gefühl, auf Probe hier zu sein, entstand ja dadurch, dass er sie im Auge behielt!
Eine schreckliche Vorstellung, dass er ihr ansehen könnte, wie attraktiv sie ihn fand.
Jess’ Blutdruck war normal, und Sam griff zum Ohrthermometer.
„Ich habe bestimmt kein Fieber“, sagte Jess. „Und krank fühle ich mich auch nicht.“
„Wir beobachten nur. Eine Infektion könnte die Wirkung Ihrer Antiepileptika beeinträchtigen.“
„Ich glaube nicht, dass ich einen Krampfanfall hatte. Vielleicht bin ich nur ohnmächtig geworden oder so.“
„Am besten lassen Sie sich gründlich durchchecken, da Sie schon mal hier sind.“
„Aber ich wäre gar nicht hier, wenn dieser Polizist nicht im Coffeeshop gewesen wäre, als es passierte. Er hat den Krankenwagen gerufen.“
„An seiner Stelle hätte ich das Gleiche getan. Schließlich tragen Sie ein Notrufarmband.“
„Mir ging es wieder gut, als der Wagen kam. Hätte der Cop nicht gedroht, meine Eltern zu verständigen, wäre ich gar nicht eingestiegen, sondern zur Arbeit gegangen und würde Ihnen hier nicht die Zeit stehlen!“
„Wann wurde das letzte EEG bei Ihnen gemacht?“
„Nach meinem letzten Anfall, vor fast zwei Jahren. Oh nein …“ Jess stöhnte auf. „Ich war kurz davor, meinen Führerschein wiederzubekommen. So ein Mist!“
„Ich weiß.“ Sam notierte die Werte auf der Patientenkarte. „Einen neuen Job anzutreten kann stressig sein. Bekommen Sie genug Schlaf? Essen Sie gut?“
Natürlich hatte Sandra, die aufnehmende Ärztin, ihr diese Fragen auch schon gestellt, doch manchmal redeten die Patienten mit Krankenschwestern oder – pflegern unbefangener, sodass dabei interessante Zusatzinformationen herauskamen.
Aber Jess schüttelte den Kopf. „Sie hören sich an wie meine Mutter.“
„Tut mir leid.“ Sam grinste. „Helikoptereltern? Ich weiß, wie das ist.“
„Man könnte denken, ich bin immer noch sechs Jahre alt und keine verantwortungsbewusste Erwachsene.“ Jess seufzte schwer und ließ den Kopf auf die Kissen sinken. „Allerdings kann ich es ihnen nicht verdenken. Mein Bruder starb mit siebzehn bei einem Autounfall. Seitdem beobachten sie jeden meiner Schritte mit Argusaugen, voller Sorge, dass mir etwas passieren könnte. Deshalb dürfen sie nicht wissen, dass ich hier bin. Meine Mutter würde durchdrehen.“
Sam stand einen Moment wie erstarrt da, schob dann langsam die Patientenkarte in die Halterung am Fußende des Betts. „Verstehe“, sagte sie leise.
Sie hatte sehr viel mehr mit dieser Patientin gemein als nur das Alter und den neuen Job.
„Es tut mir sehr leid, was mit Ihrem Bruder passiert ist. Was für ein schwerer Schlag.“
Wie schwer, das hatte sie auch erfahren müssen. Zwar war ihr Bruder nicht bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Nein, Alistair, immer auf der Suche nach dem ultimativen Kick, war in den Bergen verunglückt. Mit fünfundzwanzig. Sam war sechzehn und hatte nicht nur ihren Bruder, sondern auch ihren besten Freund verloren. Ihre Eltern würden nie darüber hinwegkommen.
„Es war nicht seine Schuld, auch wenn das Gegenteil behauptet wurde, weil er gefahren ist. Ich glaube das nicht. Einer seiner Freunde meinte, er sei am Steuer zusammengebrochen, aber der hatte eine Kopfverletzung, und niemand hat ihm geglaubt.“ Tränen liefen Jess über das Gesicht. „Der Unfall hat alles verändert. Ich bekam meinen ersten Anfall, und meine Eltern waren verrückt vor Angst. Wir alle vermissen ihn … vermissen ihn so sehr …“
Jess schluchzte hemmungslos, und Sam nahm sie in die Arme, um sie zu trösten. Emotionalen Stress konnten sie jetzt gar nicht gebrauchen. Er könnte einen neuen Anfall auslösen.
Noch während sie den Gedanken zu Ende dachte, spürte sie die plötzliche Veränderung an ihren Armen. Das Fehlen jeglicher Muskelspannung.
„Jess …? Jess!“
Dass sie keine Antwort bekam, wunderte Sam nicht. Rasch entfernte sie die Kissen unter Jess’ Kopf und überstreckte den Nacken, um sich zu vergewissern, dass die Atemwege frei waren. Dann drückte sie zwei Finger auf Jess’ Handgelenk. Die Spasmen, die plötzlich den Körper der Patientin schüttelten, machten es Sam jedoch unmöglich, den Puls zu fühlen. Sie konnte nur dafür sorgen, dass Jess sich während des Krampfanfalls nicht verletzte. Und natürlich die diensthabende Ärztin verständigen.
Die Bewegungen waren nicht so stark, dass die Gefahr bestand, dass Jess aus dem Bett fiel. Also trat Sam einen Schritt zurück und steckte den Kopf in den Flur, um jemanden zu bitten, Sandra zu informieren.
Es gab nur einen Menschen in nächster Nähe, und jetzt war sicher nicht der richtige Zeitpunkt, Blickkontakt zu vermeiden.
Seltsamerweise brauchte sie keinen Ton zu sagen.
Und noch merkwürdiger war, dass es sich anfühlte, als hätte sie genau das vom ersten Moment an gewusst. Als sie diesem außergewöhnlichen Mann das erste Mal in die Augen gesehen hatte. Deshalb wich sie ihm ja aus. Weil sie das Gefühl hatte, dass er ihr direkt ins Herz sehen konnte. Vor ihm könnte sie nichts verstecken.
Was sie gerade nicht vorhatte … Sie brauchte Unterstützung, und sie bekam sie sofort. Mit zwei langen Schritten war Blake bei ihr, warf einen intensiven Blick auf Jess, deren Körper von unkontrollierbaren Zuckungen erschüttert wurde.
„Das ist Jess, fünfundzwanzig“, erklärte Sam rasch. „Epileptikerin, vor einer Stunde per Rettungswagen angekommen, wartet auf ihr EEG. Sie … hat sich ein bisschen aufgeregt, als wir uns unterhalten haben. Wurde plötzlich bewusstlos, der Anfall begann ungefähr fünfzehn Sekunden später.“
„Ziehen Sie Midazolam auf“, wies Blake an. „Fünf Milligramm. Wir werden es brauchen, wenn das hier länger als fünf Minuten andauert. Halten Sie Valproinsäure bereit, nur für den Fall, dass das Midazolam nicht reicht.“
Sams Hände zitterten nicht, während sie die Ampullen heraussuchte, von Blake Name, Dosis und Verfallsdatum gegenchecken ließ und das Medikament aufzog.
Blake blickte auf seine Uhr. „Drei Minuten“, murmelte er. Mit einer Hand hielt er den Arm mit der Braunüle still, damit sie sich nicht aus der Vene löste. „Was hat sie aufgeregt?“
„Sie erzählte mir von ihrem Bruder, der als Teenager bei einem Autounfall starb. Ihre Epilepsie wurde kurz danach diagnostiziert.“
„Ach?“ Blake warf Sam einen Blick zu.
Wieder spürte sie eine Verständigung, die über gesprochene Worte hinausging. Anscheinend fand auch Blake diese Information interessant.
„Einer der Mitfahrer hatte wohl erzählt, dass Jess’ Bruder plötzlich am Steuer zusammengebrochen ist.“
In Blakes dunklen Augen blitzte Neugier auf. „Was denken Sie?“