Seefahrt

Seefahrt – Schiffbau – Hafen – Elbphilharmonie – Marine Museum – Hafenmuseum

Informationen: Speicher, Kräne, Container, Elbtunnel, Fischmarkt, Landungsbrücken, Reeder, Bagger, Schlepper, Hafengeburtstag, Hafenberufe, Lotsen, Leuchttürme, Schuppen


Bilder von der: Stettin, Rickmer Rickmers, Cap San Diego, Peking, Bleichen usw.



www.shanty-chor-ahoi.de

Freizeit Kapitän Peter Lehrke

Seemann, Tallyman, Schauermann und Quartiersmann

Schiffe, Häfen und Humor von der Waterkant

Vorwort


Nach dem 2. Weltkrieg lag vieles in Hamburg in Schutt und Asche.

Die Siegermächte kaperten viele deutsche Schiffe nach dem Krieg, nur kleine, alte und fast unbrauchbare Schiffe, die beschädigt waren, durften die deutschen Reeder im Küstenverkehr fahren lassen. So war die deutsche Handelsflotte auf 3% geschrumpft und neue Schiffe durften nicht gebaut werden, es sei denn, es gab Ausnahmen. Die Restriktionen nahmen bis Anfang 1949 kein Ende, denn man durfte nur Frachtschiffe mit Dampfmaschinen mit 1.500 BRT auf Kiel legen, die dann später auf 7.200 BRT erhöht wurde und 1951 erhielt Deutschland wieder die volle Handlungsfreiheit für den Bau von Schiffen, der nun richtig in Gang kam, denn viele Techniker, Ingenieure und Konstrukteure hatten darauf gewartet wieder arbeiten zu können um Schiffe für Deutschland und die Welt zu bauen mit den 5 Großwerften in Hamburg (Rickmer & Voss, Deutsche Werft, Howaldt, Schlieker und Stülken).



40 Bomberangriffe erlebte Hamburg im 2. Weltkrieg. Viele Bomben fielen auf Häuser, Industrieanlagen, Werfen und in den Hafen um alles zu zerstören. Ich war damals noch ein Kind, aber 1956 begann ich eine Lehre im Hafen, fuhr später zur See und konnte mich so an dem Wiederaufbau beteiligen. Darüber möchte ich in diesem Buch berichten und über Geschichten, die mir erzählt wurden, z.B. über die Seekrankheit, Havarie, Feste der Marine, Seenebel, Schiffbruch und von der Seefahrt – denn die Heimat der Seeleute ist der Ozean.

A. Die Seefahrt

Meine Zeit als Seemann

Leider bin ich rund fünfzig Jahre zu spät auf die Welt gekommen, um auf einem alten Windjammer noch am Seemannsleben teilnehmen zu können. Es gibt kaum eine spannendere Alternative zum Segelschiff und die Geheimnisse eines Windjammers bedürfen einer Erkundung. Im Jahre 1905 hatten Seeleute in Hamburg kein Problem auf einem Segelschiff anzuheuern, denn der Hafen lag voller Segelschiffe. Wer als junger Mann seine Schiffsjugendzeit auf einem Segelschiff hinter sich hatte, erhielt ein Seefahrtsbuch womit er dann jede Landesgrenze überschreiten konnte, da das Seefahrtsbuch von allen seefahrenden Nationen als Pass anerkannte wurde. Davon konnte ich jetzt nur träumen. Diese Zeit gab es um 1960 für mich nicht mehr, denn die Zeit der Segelschiffe war vorbei und zunehmend fuhren Dampfer über die Meere, die die früheren Segelschiffe ersetzten.

Die Zeit der frachttragenden Windjammer ist definitiv vorbei samt dem Lebensgefühl einer ganzen Epoche, wo manch ein Seemann ohne langwierige Ausbildung und nur mit dem Besitz seines Seefahrtsbuches es gar bis zum Kapitän geschafft hatte.

Um heute an Bord Kapitän zu werden, muss man auf einer Seefahrt- bzw. Seemannsschule die Schulbank drücken. In Deutschland gibt es vielfältige Möglichkeiten, in den Beruf des Seemannes mit dem Ziel des "Kapitäns auf großer Fahrt" einzusteigen. Kein anderer Berufszweig bietet so gute Möglichkeiten für Inhaber mit Schulabschlüssen sowie für "Quereinsteiger" sich über Fortbildungsmaßnahmen für die höchste Dienstposition in der Schifffahrt zu qualifizieren. Die Ausbildung zum Kapitän in der weltweiten Fahrt ohne Einschränkungen gemäß STCW 95 (Internationales Übereinkommen über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten) erfolgt in Deutschland an einer Fach- bzw. Fachhochschule. Es ist eine Herausforderung, Motorenanlagen zu betreiben, die genug Energie erzeugen können, um eine Kleinstadt zu versorgen. Es macht Freude, Schiffe zu fahren und sie durch vielbefahrene anspruchsvolle und schöne Seegebiete zu navigieren wobei die Seefahrt längst keine reine Männerdomäne mehr ist.

Die Zeit, wo es erschall „An die Brassen alle Mann“ oder „Segel setzen“ hört man heute nur noch auf Segelschulschiffen. Zu gerne hätte ich aber als junger Mann auf einer Rah gesessen, wäre an den Masten hochgeklettert um für die Fahrt des Segelschiffes die Segel zu setzen. Rahen sind Rundhölzer, die quer zur Fahrtrichtung am Mast angebracht sind. Eine Rah wird um den Mast gebrasst (gedreht), bis das Rahsegel optimal zur Windrichtung steht und bestmöglichen Vortrieb erzeugt.

So bleibt alles nur ein Traum für mich und wenn ich heute in Hamburg an den Landungsbrücken im Hafen stehe und zum schwimmenden Wahrzeichen der Hansestadt, der Rickmer Rickmers schaue, schließe ich die Augen und stelle mir vor, es ist Sturm oder ein Orkan ist in Anmarsch und es müssen alle Segel eingeholt werden, damit das Schiff nicht kentert. Ich hänge in den Masten und packe mit beiden Armen die Segel an, um sie einzuholen.

Rickmer Rickmers, der über 112 Jahre alte Großsegler, liegt seit 1983 als schwimmendes Wahrzeichen Hamburgs in der Hansestadt. Sie wurde im Jahre 1896 als Vollschiff aus Stahl auf Querspanten auf der firmeneigenen Werft in Bremerhaven gebaut. Der Rumpf ist 97 m lang, 12,20 m breit, der Tiefgang betrug 6 m. Unter dem Kommando von Kapitän Hermann-Hinrich Ahlers verließ der Segler mit einer Besatzung, die aus dem Kapitän, zwei Steuerleuten, je einem Koch, Zimmermann, Segelmacher und Donkeyman, elf Voll- und drei Leichtmatrosen sowie vier Schiffsjungen bestand, Bremerhaven und segelte nach Hongkong. Von dort kehrte das Segelschiff beladen mit Reis und Bambus zurück an die Weser.

Dann öffne ich wieder die Augen und lächle der Rickmer Rickmers zu und denke, alles hatte seine Zeit und vielleicht kommt die Zeit der Segelschiffe einmal wieder.



Ich habe als Tallymann im Hafen gearbeitet.

Ein Tallyman ist ein Ladungskontrolleur im Seehafen , der beim Laden oder Löschen die über die Kaikante gehenden Mengen erfasst und auf erkennbare Schäden kontrolliert.

Ich war überwiegend auf holländischen Schiffen (Kerk) als Tallyman tätig war, die Holz geladen hatten und aus Indonesien kamen. Da ich nicht noch zusätzlich den Seefahrtsberuf auf eine langwierige Weise erlernen wollte (vom Decksjungen, über Leichtmatrosen, Matrosen, Offizier zum Kapitän hin), fragte ich eines Tages den holländischen Kapitän an Bord eines Dampfschiffes, ob ich nicht mal eine Seefahrt von Hamburg nach Indonesien (hin und zurück) mitmachen könnte. Der Kapitän stimmte zu und meine Tallyfirma beurlaubte mich für diese Zeit. So fuhr ich als Seemann auf die hohe See mit und half dem Ladeoffizier bei seiner Arbeit während der Seereise. Ich zeichnete z.B. Ladepläne, damit in den Häfen von Hamburg bis nach Singapur beim Löschen der Ladung keine Probleme auftraten. Als wir nach vielen Monaten wieder in Hamburg anlegten, meldete ich mich wieder bei meiner Tallyfirma zurück, um dort weiterhin mein Geld im Hafen zu verdienen. Doch diese Seereise als Seemann bzw. Passagier und Assistent des Ladungsoffiziers werde ich nie wieder vergessen. Trotz der harten Arbeit konnte ich die erholsame Atmosphäre auf hoher See genießen.

Später machte ich den Bootsführerschein und wurde so zum Freizeit-Käpt’n und träumte wenn ich unterwegs war, von den großen Seefahrern wie Columbus, Magellan, Cook, Robinson Crusoe, Vasco da Gama, Drake und Americo Vespucci.



Das Schiff ist „Seeklar“

Wenn heute ein großes Passagier- oder Kreuzfahrtschiff mit einigen Tausenden von Passagieren an Bord in die See sticht und bei der Atlantiküberquerung schwere Stürme über das Schiff hinwegbrausen, braucht sich niemand an Bord wirklich Sorgen zu machen. Heute werden Schiffe mit Stabilisatoren versehen, um das Rollen (Schlingern) bei unruhigem Seegang zu reduzieren. Stabilisatoren sind drehbare Flossen die von Schiffsrumpf hydraulisch herausgeschoben werden. Die "Queen Mary 2" hat z.B. 4 solche Flossen mit je 15 qm Fläche und einem Gewicht von ca. 70 Tonnen. Vier Stabilisatoren werden bei rauer See automatisch ausgefahren und an die Strömung angepasst, um so das Rollen des Schiffes zu verhindern.

Bei einem norwegischen Passagierschiff der neusten Generation wird behauptet, dass die Stabilisatoren das Schlingern um ganze 90% reduzieren. Als Passagier kann man sich beruhigt in die Koje begeben und versuchen von den bevorstehenden Paradiesen zu träumen, die das Kreuzfahrtschiff in der Karibik anlaufen wird. Die internationale Kreuzfahrt von heute hat als Urlaubsform an Bedeutung gewonnen mit steigender Tendenz auch bei jüngerem Publikum. Die moderne Kreuzfahrtgeschichte begann in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Hatten die Reedereien bis in die fünfziger Jahre hinein die Schiffe hauptsächlich für die Überquerung des Atlantiks und anderer langer Strecken benutzt, übernahm nun überwiegend das Flugzeug diese Aufgabe. Aus sieben Tagen Transatlantikfahrt wurden sieben Stunden Flugzeit. 1958 überquerten mehr Menschen mit dem Flugzeug als mit dem Schiff den „Großen Teich“. Anlass genug für die Reedereien über neue Märke nachzudenken.
1965 unternahm die Oceanic der amerikanischen Home Line das erste Mal eine Kreuzfahrt von New York auf die Bahamas. Das moderne Zeitalter der Kreuzfahrten war damit eingeläutet. Das Schiff, das eigentlich für den Transatlantikdienst gebaut war, hatte alles an Bord, was ein modernes Kreuzfahrtschiff ausmacht. Prunkvolle Speisesäle, kostenlose ärztliche Betreuung, Sportmöglichkeiten. Heute fährt nicht nur die QM2 als Transatlantik-Liner regelmäßig über den großen Teich und bietet seinen Passagieren Sicherheit und jeden erdenklichen Luxus.



Damit ein Schiff „Seeklar“ ergo fertig zum Auslaufen ist, müssen nicht nur Ladung, Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände so verstaut werden, dass sie bei Seegang nicht verrutschen können.



Dazu sind weitere Schritte notwendig wie bspw.:



1. Im Hafen eindocken: Außenbordreinigung + Bodenanstrich
+ Schiffs-Schraube kontrollieren

2. Wieder Liegeplatz einnehmen
+ Schiff nimmt Treibstoff an Bord

3. Überprüfung von: Maschinen, Elektronik,
Hilfsmaschinen, Zubehörteilen,
Rudermaschinen,
Ankerwinde usw.

4. Grundreinigung: Kajüten, Zimmer,
Mannschaftsräume,
Küchen, Pantry, Gänge
Promenaden usw.

5. Neue Ausstattung: Teppiche, Läufer,
Gardinen, Matratzen,
Vorhänge, Tischdecken;
Geschirr usw.

6. Proviant und Wasser: Frischwasser an Bord
nehmen für die Tanks;
Fleisch, Fisch, Gemüse;
Konserven, Brot, Früchte
Getränke, Schnaps,
Zigaretten usw.

7. Rettungsausrichtung: Rettungsboote,
Schwimmwesten,
Feuerlöscher usw.

8. Arzt: Hospital und Apotheke
werden eingerichtet

9. Bibliothek: Bücher werden an Bord
genommen und der Bestand aktualisiert

10. Fotograf: Richtet ein Studio ein

11. Flaggenschmuck: Div. Fahnen kommen an Bord

12. Friseur: Laden wird eingerichtet

13. Navigation: Neue Seekarten und Bücher kommen an Bord

14. Für die Schiffsbesatzung: Rettungsübungen

15. Personal für die Küche, den Tanzsaal,
Restaurants, Bars und Reinigung

Nun kann man mit ruhigem Gewissen „Ahoi“ sagen. Der Ruf galt als veraltet, ist aber mit zunehmender Beliebtheit des Segelsports wieder gebräuchlicher geworden und dient als Signalwort , um ein Schiff oder Boot anzurufen.



„An die Brassen“ alle Mann

Der Traum eines jeden Mannes ist es, einmal wie vor 100 Jahren auf einem Segelschiff die Meere zu befahren. Und nach dem Befehl „ Hiss die Segel“, die Wanten hinauf zu steigen, zu den Rahen und dabei auf dem unter dem Rah befindlichen gespannten Seilen, dem so genannten „Fußpferd“ zu balancieren und dazu beitragen, dass 23 Segel auf der Gorch Fock gehisst werden können. Was für eine Freude, wenn dann der Wind in die Segel bläst und die Gorch Fock Fahrt aufnimmt.

Als Rekrut auf der Gorch Fock ist Höhenangst fehl am Platze, denn bei Sturm, Regen, Seegang oder Sonnenschein muss jeder in der Lage sein, die Takelage auf zu entern und in bis 46 m Höhe die Segel zu „verpacken“, oder auch wieder zu lösen. Es ist jeder Mann auf seinem Platz wenn unten auf dem Oberdeck die Rekruten dann auf das Kommando „Holweg“ mit voller Kraft an den Tampen ziehen, um die Segel zu setzen und die Rahen optimal zu brassen. Alle Mann an die Brassen, das ist das Stichwort wo dann jeder Mann seinen Mann zu stehen hat und auch das Herz höher schlägt, auch wenn sich bei dem Ziehen der Tampen an den Händen Schwielen bilden.

Durch das Brassen werden die Rahen und damit die an ihnen befestigten Segel so ausgerichtet, dass das Schiff den Wind optimal nutzt.



Jeder Handgriff an Bord des Schiffes muss sitzen, damit es nicht zu vermeidbaren und folgeschweren Unfällen kommt. So gibt es an Bord 186 Belegnägel an denen die Tampen befestigt sind. Mit einem „Übersichtsplan“, dem wegen seiner Form „Flunder“ genannten Tampenriss, müssen die Rekruten die Bedeutung der Belegnägel auswendig lernen, denn der richtige Tampen muss bei Tag und Nacht, Sturm oder Schönwetter, gefunden werden. Seefahrt tut Not, sagte eins Gorch Fock und weil es so ist, erhalten die Rekruten an Bord eine Segelvorausbildung u.a. über Segelmanöver, Unfallverhütung, Spleißen von Tauen, Knoten, Wetterkunde und über die Navigation. Wenn ein Rekrut auf der Gorch Fock anfängt, später mit dem Sextanten die Navigation des Schiffs bestimmt, so wie es einst die großen Seefahrer über 100 Jahre lang gemacht haben und es bis zum Kapitän auf einem großen Kreuzfahrtschiff schafft, dann ist es eine Freude behaupten zu können, dass man seine ersten Schritte als Seemann auf einem richtigen Segelschiff auf der Barke „Gorch Fock“ gemacht hat. Wenn dieser Traum für manchen Wirklichkeit wurde, dann hat man die Götter der Meere, Poseidon, Neptun oder den Klabautermann immer auf seiner Seite. Der Klabautermann, eine der vielen Gestalten seemännischen Aberglaubens , ist ein Schiffsgeist, der – meist unsichtbar – den Kapitän bei Gefahren warnt.

Der römische Gott Neptun ist der gleiche Gott wie der Wassergott Poseidon und war ursprünglich der Gott der fließenden Gewässer. Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurde er dem griechischen Poseidon gleichgesetzt, womit er auch zum Gott des Meeres wurde.



Feste der Marine

Ein Sprichwort besagt: „Wenn Höhepunkte nicht mehr gefeiert werden, dann ist das ganze Leben nichts mehr wert.“

Da ist etwas Wahres dran! Wann hat man Freude am Leben? Freude ist ein dehnbarer Begriff. Sie ist eine Beglückung , eine helle oder heitere Stimmung , ein Frohgefühl . In der Freude fühlt man sich wohl, es sind im Augenblick alle seelischen Bedürfnisse erfüllt.

Freude ist eine innere, emotionale Reaktion auf eine angenehme Situation, eine Person oder Erinnerung. Sie kann sehr verschiedene Formen und Stärken annehmen.



Viele Matrosen im Ruhestand sind Mitglieder einer Marinekameradschaft. In guten und in schlechten Zeiten haben das Kameradschaftsgefühl, die Liebe zur See und das Interesse an der Seefahrt die Angehörigen der Marine zusammenhalten lassen. Von anderen Vereinen und Verbänden werden Marinekameradschaften um diesen Gemeinschaftsgeist beneidet, der über die Ruhestandsgrenze hinaus Matrosen und Admiräle verbindet. Oft ist das Vereinsheim - mit viel Hingabe und Sorgfalt maritim gemütlich und urig eingerichtet- das Schmuckstück der Marinekameradschaften. Dort finden auch die Feste und Bordabende statt.

Seeleute auf hoher See

Das Leben auf See war bis vor einigen Jahrhunderten für die Seeleute sehr mühsam, hart und voller Gefahren. Die schwere Arbeit kannte keine Grenzen und schon bei kleinen Vergehen, waren harte Bestrafungen und Auspeitschungen an der Tagesordnung. Das Leben auf See im 18. Jahrhundert wurde oft in etwa so leidvoll dargestellt wie eine Meuterei, in dem eine widerwillige Mannschaft, durch Press-Gangs eingefangen, beim Ausführen ihrer Pflichten systematisch geschlagen, ausgehungert und terrorisiert wurde. Diese Meinung wurde zweifellos teilweise noch durch den Irrglauben verstärkt, dass zur See fahren gleichbedeutend war mit Gefangenschaft, im Verbund mit der zusätzlichen Gefahr durch Ertrinken. Derweil waren Krankheiten stets gegenwärtig.

Die Unterkünfte (Kojen) waren nach schwerem Wellengang oft tagelang durchnässt und die Mannschaften mussten in ihrer ebenfalls durchnässten Kleidung arbeiten und schlafen. Wie auch immer, Männer wurden bestraft, wenn sie versäumten ihre Pflicht zu tun und brachten damit das Schiff und den Rest der Mannschaft in Gefahr. Zu den schlimmsten Vergehen zählten sicherlich das Einschlafen während der Wache, das Verweigern von Befehlen oder "unsauberes Verhalten", wie z.B. menschliche Bedürfnisse Innenbords zu verrichten anstatt die rudimentären Toiletteneinrichtungen zu benutzen. Viele dieser Verstöße bedrohten die Sicherheit des Schiffes und seiner Besatzung.

Die Bordverpflegung war nicht selten von Ungeziefer befallen und nicht in ausreichender Menge vorhanden. Die Butter war ranzig und das Fleisch verdorben. Das Trinkwasser in den Fässern aus Holz war bis zur Brusthöhe von Fäulniserregern befallen, so dass jeder Schluck eine Qual war. Ratten und Mäuse waren unwillkommene aber treue Begleiter. Durch diese Umstände brachen Krankheiten an Bord aus, wie Fleckfieber, Ruhr, Typus, Malaria oder Gelbfieber und forderten seinen Tribut, wobei mitunter die Hälfte der Besatzung ihr Leben verlor.

Da nach wenigen Tagen Obst und Gemüse auf See verzehrt waren, machte sich die Krankheit Skorbut breit, die durch einen Mangel an Ascorbinsäure (Vitamin C) ausgelöst wird. Die Symptome treten bei dieser Mangelerkrankung erst mehrere Monate nach Beginn des Mangels an Vitamin C auf und manifestieren sich in Form von: Zahnfleischbluten , sowie später Zahnausfall, Anfälligkeit gegen Infektionskrankheiten , schlechte Heilung von Wunden , Erschöpfung und Müdigkeit bis zum Muskelschwund und hohem Fieber. Durch Skorbut lassen Leistungsfähigkeit und die Arbeitskraft erheblich nach und es kann zum Tod durch Herzschwäche führen.

Im Zeitalter der Entdeckungen war Skorbut oft die Haupt- Todesursache bei Seeleuten . Grund für das häufige Auftreten von Skorbut auf See war die einseitige Ernährung , die mangels Konservierungsmöglichkeiten hauptsächlich aus Pökelfleisch und Schiffszwieback bestand.

Viele Seeleute wurden in Kriegszeiten von einem der „Pressgang“ genannten berüchtigten Zwangsrekrutierungstrupps willkürlich auf der Straße in London oder in Kneipen aufgegriffen und zum Dienst in der Flotte gepresst.

Außerdem bekamen viele Männer, die in den Gefängnissen saßen einen Straferlass, wenn sie einen Anwerbungsvertrag für ein Schiff unterschrieben. So beseitigte man damals den Mangel an Seeleuten und es kam vor, dass die Besatzung mehr ehemalige Gefangene an Bord hatte, als unbescholtene Bürger, was dazu beitrug, dass grausame Strafen ausgetragen wurden, um die Disziplin an Bord des Schiffes zu wahren.

Seeleute fuhren allgemein bereits als Jungen zur See. Wenn sie 16 waren konnten sie als Matrosen eingestuft werden und dienten normalerweise für weitere zehn Jahre auf See, bevor sie sich niederließen und an Land arbeiteten oder einen küstennahen Seefahrerberuf ausübten. Der Gedanke an Individualität, frei von Verpflichtungen zu sein und gute Bezahlung, konnte eine Karriere auf See offensichtlich verlockend machen. Aber die Reize konnten zweifellos auch abnützen und nur eine geringe Prozentzahl der Männer blieb auf See, um zum Bootsmann oder Segelmeister eines Handelsschiffs aufzusteigen.



Die sozialen Bereiche der Navy waren beileibe nicht klassenbezogen. Nicht alle Offiziere waren Gentlemen. Einige stiegen durch die Ränge der Matrosen und Unteroffiziere auf, um ihren Posten zu erlangen, andere wurden - trotz ihrer ärmlichen Herkunft - als Offiziere anerkannt. Sie mussten förmliche Prüfungen in allen Belangen der Seemannschaft ablegen, und sie mussten mindestens sechs Jahre auf See gedient haben bevor sie zum Leutnant bestellt werden konnten. Die Beförderung zum Commander und anschließend Kapitän erfolgte durch Leistung, Mut oder Gönnerschaft. Kapitäne wurden mit dem Erreichen eines bestimmten Dienstalters automatisch zum Admiral befördert.

Das Angebot an Arbeitsplätzen für Seeleute ob Schiffsmatrosen, Steuermänner, Köche, Offiziere, Kapitäne war damals im 15. und 18. Jahrhundert sehr groß und um die harte Arbeit an Deck erträglicher zu machen, wurden Shanties gesungen.



Die Seekrankheit

Unser Schiff tanzte auf den Wellen während der winterlichen Atlantiküberquerung. Am Anfang habe ich nichts gespürt, aber jetzt bekomme ich so ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Eine Weile später wird mir übel und der Kopf fängt an sich zu drehen. Was tun? Mit schwankenden Schritten eile ich in meine Kabine und lege mich in meine Kajüte, in der Hoffnung auf Besserung. In der Koje spüre ich die Schwankungen des Schiffes von Backbord nach Steuerbord nicht mehr so gewaltig.

Backbord bezeichnet, vom Heck zum Bug in Fahrtrichtung betrachtet, die linke Seite eines Schiffes. Die rechte Seite wird mit Steuerbord bezeichnet. Der Ausdruck Steuerbord stammt von der früheren Position des Steuermannes auf Wikingerschiffen . Bei ihnen war das Ruder am Heck auf der rechten Seite des Schiffes angebracht. Die Steuerbordseite gilt als die "vornehmere" Seite eines Schiffes, weil der Kapitän auf dieser Seite seine Kammer hat. Der Kapitän wohnt deshalb auf dieser Seite, damit er Schiffe, die von Steuerbord kommen, eher sehen kann – den Schiffen auf dieser Seite muss ein Schiff in der Regel ausweichen, sofern beide Maschinenfahrzeuge im Sinne der Kollisionsverhütungsregeln sind. Auch die Gastlandsflagge in Auslandshäfen wird deshalb an Steuerbordseite gehisst. Die Herkunft des Wortes Backbord (wo das Herz sitzt) ist hingegen nicht eindeutig geklärt. Die Farbe des Backbord- Positionslichtes von Schiffen ist rot, die des Steuerbord- Positionslichts grün.



Dann lassen zum Glück die Schwankungen des Schiffes nach. Unser Schiff hat keine Stabilisatoren und der Kapitän hat inzwischen die Fahrtrichtung geändert. Jetzt schwankt das Schiff von vorne (Bug) nach hinten (Heck), was wesentlich angenehmer ist und da sich meine Kabine ziemlich in der Mitte des Schiffes befindet, sind die Turbulenzen sehr gering.



Die Menschheit sucht seit Jahrtausenden nach Mitteln gegen die Seekrankheit. Die Ureinwohner von Samoa aßen vor jeder Seereise Mangos, um die Speisen im Magen zu behalten. Die Früchte sind bekannt für ihren hohen Vitamin-C-Gehalt. Die Rotalge Dulse (Palmaria palmata) wird bereits seit dem 10. Jahrhundert von skandinavischen Seeleuten verwendet, um sich vor Skorbut und Seekrankheit zu schützen. Zurückzuführen ist diese positive Wirkung auf den hohen Vitamin C Gehalt der Alge.

Auch heute gibt es Mediziner, die an die positive Wirkung von Vitamin C gegen die Seekrankheit glauben, da der Histamingehalt im Hirn für die Seekrankheit verantwortlich sein soll. Die Folgerung: Da Vitamin C die Histamine abbaut, kann man damit auch die Seekrankheit bekämpfen. Auch im Magen-Darm-Trakt , bei der Regulation der Magensäureproduktion und der Motilität sowie im Zentralnervensystem bei der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus und der Appetitkontrolle wirkt Histamin als wichtiger Regulator. Man kann es ja ausprobieren: Vitamin-C-Tabletten gibt es überall zu kaufen.

Wenn Menschen auf einem schlingernden Schiff seekrank werden, nach schnellen Drehungen um die eigene Körperachse Schwindel empfinden oder nach einer wilden Achterbahnfahrt sogar Übelkeit aufkommt, dann liegt das an den Signalen aus dem Innenohr, die das Gehirn nicht mit den optischen Eindrücken aus dem Auge in Einklang bringen kann.
Verantwortlich sind die drei Bogengänge des Gleichgewichtsorgans, die wie die Raumebenen eines dreidimensionalen Koordinatenkreuzes senkrecht aufeinander stehen. In diesen Gängen befindet sich Flüssigkeit, die in Bewegung gerät, wenn der Körper seine Lage verändert. Haarzellen melden diese Flüssigkeitsströmung dem Gehirn.

Dabei gilt die Regel: Je größer die Bogengänge, desto empfindlicher können sie Lageveränderungen feststellen.

Es werden mehrere Wirkstoffe gegen die Seekrankheit in den Apotheken angeboten: Cholinolytika, Antihistamenika oder Neuroleptika. Alle Präparate, die Neuroleptika mehr, die Antihistamenika weniger, haben als Nebenwirkung eine ausgeprägte Müdigkeit zur Folge. Sie werden deshalb häufig mit Coffein kombiniert. Alle Präparate sind wegen dieser Nebenwirkung für Skipper nicht geeignet.



Seenebel

Ein Seenebel kann innerhalb kürzester Zeit, ca. 20 - 30 Minuten nach aufziehen des Nebels, eine Sichtweite von wenigen Metern bewirken. Er legt sich über die Wasseroberfläche und verschleiert den Blick aufs Meer. Im Laufe des Tages wird die Sicht meist wieder klar.

Doch warum gibt es überhaupt den Seenebel? Das große weißgraue Etwas hat oftmals etwas sehr mystisches an sich. Denn sehr fein verteilte Wassertröpfchen bilden die Nebelschicht. Seenebel, von Laien auch als Küstennebel bezeichnet, entsteht vor allem dann, wenn die Oberfläche des Wassers kühler als die des umgebenden Landes ist. Zieht die warme Luft über das Meer, kühlt sie sich dabei rasch ab. Die Folge: Kleine Wassertröpfchen lagern sich als Nebel über dem Wasser ab. Somit ist Nebel die tiefste Wolke überhaupt.
Doch nicht nur auf dem Meer macht sich der Seenebel bemerkbar. Mitunter erreicht die weißgraue Wand in den Vormittagsstunden auch das Land. Nämlich dann, wenn der so genannte Seewind durch starke Erwärmung des Landesinneren aufkommt. Dann wird der Nebel auf das Festland getragen und kann sich dort über einige Kilometer ausbreiten.
In jedem Fall ist Seenebel sowohl auf dem Meer als auch auf anderen Verkehrswegen an den Küsten nicht zu unterschätzen. Innerhalb kurzer Zeit können sich nämlich die Sicht- und Helligkeitsverhältnisse dadurch drastisch ändern. Und dann steht man wie vor einer Wand. Deshalb sollte man bei diesen Witterungsverhältnissen besonders umsichtig fahren.

Seenebel entsteht, wenn folgende Wetterbedingungen vorhanden sind:

Je größer die Luftunterschiede (Luft-Wasser), desto „dicker“ wird der Nebel. In Deutschland ist diese Nebelform vor allem im Spätfrühling an der Ostsee anzutreffen und wird durch Warmluftzufuhr aus dem südeuropäischen Raum bedingt. Bei Schiffen haben sich Radaranlagen bewährt, wobei Nebel in der Vergangenheit mehrmals zu schwerwiegenden Kollisionen führte. Dieses zog nach sich, dass der Schiffsverkehr oft völlig zum Erliegen kam. Gerade bei Schiffen und Flugzeugen ohne entsprechende Technologie besteht die nebelbedingte Kollisionsgefahr allerdings nach wie vor.

Eine bedeutende Katastrophe, bei der Nebel wohl eine der Hauptursache darstellte, war die Kollision der Schiffe Andrea Doria und Stockholm im Jahr 1956, bei der 52 Menschen starben. Neben diesen eher seltenen Ereignissen steht jedoch der wirtschaftliche Schaden im Vordergrund, da eine Einstellung oder zumindest Verlangsamung des Schiffsverkehrs erhebliche finanzielle Belastungen zur Folge hat. Um auch bei geringen Sichtweiten eine möglichst sichere Navigation zu ermöglichen, finden daher Nebelhörner und Nebeltonnen als Seezeichen Anwendung.

Als das Radar noch nicht erfunden war blieb nichts anderes übrig als von Schiff aus mit Dampf oder Pressluft von Sirenen Warnungssignale abzugeben. Außerdem versuchten die Schiffe ihre Position durch Blasen, Dampfpfeifen oder mit Nebelhörnern zu übermitteln. Mit Hilfe des Senkbleis wurde ständig die Wassertiefe gemessen, um nicht aufzulaufen.

Als wir mal im dichten Nebeln vor Neufundland mit unserem Dampfer unterwegs waren, gaben wir in kurzen Abständen das vorgeschriebene Signal mit einer Dampfpfeife. Sofort wurde eine Antwort gegeben. Das Signal war etwas tiefer und man wartete immer unser Signal erst ab, ehe man antwortete. Wir nahmen an, dass der Dampfer die gleiche Richtung steuerte und uns wohl bald überholen würde. Aber als der Nebel verschwunden war, stellten wir voller Erstaunen fest, dass nirgendwo ein Schiff zu sehen war. In der Nähe entdeckten wir jedoch einen Eisberg und es wurde uns sofort klar, dass von diesem Eisberg ein Echo von unserem Signal ausgegangen ist und unsere Wahrnehmung getäuscht hatte. Wir waren alle erstaunt, dass uns dieser Eisberg der in rund 10 km Entfernung neben uns lag uns zum Narren gehalten hatte.

Etwas ähnliches erlebten wir vor dem Kap der guten Hoffnung und im englischen Kanal. Im englischen Kanal war die Luft so dick, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte. Wir hörten plötzlich Stimmen von einer Besatzung eines anderen Schiffes und fürchteten eine Kollision. Unsere Mannschaft flüchtete in die Rettungsboote und die Maschinen liefen nur auf halber Kraft. Unsere Dampfpfeife gab vorschriftsmäßig drei kleine Töne. Keine Antwort, nur die Unterhaltung einer Besatzung hörten wir weiter, von der wir jedes Wort verstanden. Die Besatzung unterhielt sich in Englisch über den dicken Nebel. Unsere Sirene fand weiter keine Beachtung. Dann verstummte die Unterhaltung. Unsere Maschine stoppte und wir warteten ab. Nichts geschah und so setzten wir zögerlich unsere Fahrt fort. Was war geschehen? Das Schiff von wo die Unterhaltung herrührte, muss in einen großen Abstand an uns vorbei gefahren sein und die Stimmen müssen uns als Echo erreicht haben.