Margit Auer:
Die Schule der magischen Tiere
Hin und weg!

An der Wintersteinschule ist was los! Die Jungs sind hin und weg, denn ein Fußball-Casting sorgt für Aufregung. – Ein magisches Meerschweinchen taucht auf. Das Problem: Es will nicht sprechen – und verkrümelt sich in eine unmagische, mümmelnde Meerschweinchen-Gruppe. – Und: „Oje, oje, oje!“, jammert Eule Muriel. Denn ein Kind aus der Klasse wird mit seinem magischen Tier wegziehen ...

Hin und weg – vom zehnten Band der »Schule der magischen Tiere«!

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  Leseprobe

Auf ins Abenteuer!

Die Wintersteinschule

Eine ganz normale Schule. Ganz normal?

Fast. Gäbe es da nicht ein Geheimnis …

Miss Cornfield

Lehrerin an der Wintersteinschule. Manchmal ein bisschen streng, aber sie meint es gut mit ihren Schülern. Und sie weiß ganz genau, wer von ihnen Hilfe braucht …

Mister Mortimer Morrison

Inhaber der magischen Zoohandlung. Dort gibt es magische sprechende Tiere. Er selbst hat auch eins: die freche Elster Pinkie.

Mr. Morrisons Omnibus

Damit fährt er um die ganze Welt und sammelt magische Tiere ein.

Ashanti, die Schwarze Mamba, und Leonardo, das Streifenhörnchen

Zwei der vielen, vielen sprechenden Tiere in der magischen Zoohandlung. Sie alle wünschen sich nichts mehr, als den Menschen zu finden, der perfekt zu ihnen passt …

Glückspilze!

Ida und Benni waren die Ersten, die magische Tiere bekommen haben:

Ida und der Fuchs Rabbat

Schwer zu sagen, wer von den beiden schlauer ist. Ida würde wohl sagen, sie selbst, denn Ida weiß immer alles besser …

Benni und die Schildkröte Henrietta

Die unternehmungslustige Henrietta liebt nächtliche Abenteuer. Und Benni? Der ist dabei!

Und das war erst der Anfang.
Mittlerweile tummelt sich ein kleiner Zoo im Klassenzimmer von Miss Cornfield …

Auch diese siebzehn Kinder haben beste Freunde auf immer und ewig gefunden:

Jo und der Pinguin Juri

Jo finden alle Mädchen ziemlich süß. Wenn Jo morgens im Bad ist, kann das eine Weile dauern. Noch länger braucht nur Juri, wenn er im Schulteich badet …

Schoki und Pinselohrschwein Peperoni

sind ein Herz und eine Seele. Vor allem, wenn es um Schokolade geht …

Anna-Lena und Chamäleon Caspar

Mit Caspar an ihrer Seite wird die schüchterne Anna-Lena zur Verwandlungskünstlerin …

Eddie und die Fledermaus Eugenia

Die magische Fledermaus mit dem charmanten Sprachfehler kümmert sich gut um den Tollpatsch Eddie. Jetzt stolpert er nur noch ganz selten über seine eigenen Füße …

Helene und der Kater Karajan

Die Klassenzicke und der adelige Kater aus Paris – da fliegen die Fetzen! Und wenn sie lange genug die Krallen gezeigt haben, schnurren sie wieder friedlich wie zwei kleine Kätzchen …

Silas und das Krokodil Rick

Silas reißt seine Klappe oft viel zu weit auf. Genau wie Rick. Zwei Freunde mit Biss!

Finja und das Koalamädchen Sydney

Seit die zarte Finja einen Koala zum Kuscheln hat, fühlt sie sich nicht mehr einsam. Und duftet herrlich nach Hustenbonbons …

Yannik und der Schimpanse Tingo

Yannik fällt es schwer, im Unterricht auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Aber mit Tingo an seiner Seite kriegt er es schon irgendwie hin – Superkleber!

Franka und die Ratte Cooper

Franka ist sooo cool! Zu cool für Schule, zu cool für Freunde, zu cool für Spaß – nur für eine nicht: die übercoole Ratte Cooper!

Max und die Eule Muriel

Max wird auch „der Professor“ genannt, denn der Klassenprimus weiß einfach alles. Fast alles. Den Rest weiß Muriel.

Hatice und die Robbe Mette-Maja

Mit Hilfe der putzigen Mette-Maja wird die wasserscheue Hatice noch zur echten Wasserratte, äh – Wasserrobbe!

Henry und der Leopard Leander

Henry lebt in einer riesigen Villa mit riesigem Pool und riesig viel Taschengeld – doch sein magischer Leopard ist unbezahlbar!

Ronja und der Streunerhund Toffi

Am liebsten würden die beiden den ganzen Tag nur herumstreunen – und sich am Abend zu Hause zusammenkuscheln …

Lothar und das Känguru William

Lothar ist der Kleinste in der Klasse – aber mit dem sportlichen William macht er die allergrößten Sprünge!

Zack und das Stachelschwein Zeki

Zack kann ganz schön kratzbürstig sein – aber genau wie sein kleines Stachelschwein hat er ein butterweiches Herz …

Luna und der Falke Salim

Liebe auf den ersten Blick: Mit dem stolzen Falken Salim schwebt die romantische Luna immer auf Wolke sieben!

Katinka und der Flamingo Polly

In jedem Kind steckt ein Held – seit Katinka die aufgeweckte Flamingodame Polly hat, weiß sie das ganz genau!

Viele Tiere, viele Kinder …

Wer wird wohl der Nächste sein?

Postkarte, aufgegeben in Pucón, Chile, Südamerika

Hallo Mary,

bin gerade in Chile unterwegs, hier wimmelt es nur so von magischen Tieren. Caramba!!! Der Omnibus läuft tadellos, musste noch kein einziges Mal in die Werkstatt. Morgen gehe ich mit Pinkie segeln! Und übermorgen wandern!

Ist in der magischen Zoohandlung alles in Ordnung? Vergiss nicht, mit Murphy durch den Stadtpark zu joggen! Er braucht Bewegung, sonst wird er stinkig. Krafttraining wäre auch nicht schlecht.

Rückreise ist gebucht, bis zu meinem Geburtstag werde ich zu Hause sein. Du kommst dann wie immer zum Frühstück zu mir, ja?

Viele Grüße und bis bald

Mortimer

„Wir hätten schon längst mal nach Südamerika fahren sollen!“ Pinkie streckte ihren schwarz gefiederten Kopf aus dem Seitenfenster. „Es ist herrlich hier!“ Wenn sie nach vorne guckte, sah sie schneebedeckte Vulkane. Wenn sie den Kopf nach hinten drehte, musste sie blinzeln. Ein See glitzerte, als würden tausend Diamanten darin schwimmen.

Mortimer Morrison kurbelte den roten Omnibus beschwingt die Bergstraße hinauf.

„Und noch eine Kurve und noch eine!“, trällerte die Elster und zog den Kopf auf einmal zurück. „Achtung, Gegenverkehr!“

Nun kam Mr. Morrison doch ins Schwitzen. Ein Lastwagen, bepackt mit riesigen Baumstämmen, donnerte dicht an ihm vorbei. Fast wäre der Omnibus der magischen Zoohandlung in den Abgrund gestürzt! Pinkie zupfte mit dem Schnabel ein Stofftaschentuch aus Mortimers Manteltasche und wischte dem Fahrer damit über die Stirn. „Weiter, Boss! Caramba!“

Caramba, das hieß so viel wie „Donnerwetter!“. Dieses Wort hatte Pinkie von dem neuen magischen Tier gelernt, das auf der Rückbank saß und munter mit der Nase wackelte. Die junge Dame sah sich gerade ungläubig auf der Rückbank um. „Nicht zu fassen, wie viele magische Tiere es hier in Chile gibt!“, piepste sie.

Ein Gürteltier schnarchte auf dem Ledersitz. Ein Schmuckhornfrosch klappte seine Glubschaugen auf und zu. In einer Reisetasche brütete ein Blässhuhn, irgendwo zwischen Socken und Unterhosen versteckte sich ein Skorpion. Sie alle waren magischen Tiere und konnten miteinander sprechen. Und mit Mortimer Morrison.

„Caramba!“, zwitscherte Pinkie, klappte die Flügel auseinander und flog eine Runde durch den Innenraum des Busses. „Und ich verspreche dir, zu Hause in der magischen Zoohandlung warten noch viel mehr magische Tiere auf uns!“

„Alles klar bei euch?“, rief Mr. Morrison und drehte den Kopf nach hinten. „Lust auf ein kleines Liedchen?“ Er begann zu trällern: „Wenn in Capri die rote Sonne im Meer versinkt …“

Pinkie hob tadelnd einen Flügel. „Falsches Land, Boss! Wir sind in Chile, nicht in Italien! Wenn du so nett wärst und dich auf den Verkehr konzentrieren würdest?“

Ein Lastwagenfahrer fuhr hupend vorbei, Mortimer grüßte ihn freundlich.

Die Elster schaute wieder nach hinten. „Ja, zu Hause warten Freunde aus aller Welt“, sprach sie weiter. „Ein Streifenhörnchen, der dumme Biber, zwölf Erdmännchen. Und Murphy, der dicke Eisbär!“

Die schwarzen Knopfaugen der neuen Mitfahrerin begannen zu glänzen. „Echt? Ein Eisbär?“

Die Tiere fingen an, wild durcheinanderzuquasseln. Sie hatten eine Menge Fragen!

„Zu Hause, wo ist das?“

„Werden wir alle zusammen in einem Haus wohnen?“

„Was sagen die Menschen, wenn sie ein Gürteltier auf der Straße sehen?“

„Gibt es noch andere Menschen außer Mr. Morrison, die unsere Sprache verstehen können?“

„Müssen wir Verkehrsregeln lernen?“

„Und tatsächlich eine Schule besuchen? Ich wette, du hast uns angeflunkert!“

Pinkie flatterte stolz zwischen den Sitzen hin und her. „Die magische Zoohandlung ist ein wunderbarer Ort! Versprochen!“ Sie segelte zu Mortimer und ließ sich auf seiner Hutkrempe nieder. „Und wer ganz großes Glück hat, darf in die Schule gehen! Und zwar in die coolste Schule der Welt: Die Schule der magischen Tiere!“

Die Tiere lauschten mit angehaltenem Atem.

„Caramba!“, seufzte eines von ihnen, schloss die Augen und begann zu träumen …

1. Kapitel

Marmelade im Schuh!

Doing! Doing! Doing! Es war Samstagnachmittag. Über dem Veilchenweg brauten sich dunkle Wolken zusammen, bestimmt würde es bald ein Gewitter geben.

Anthony war das egal. Er spielte auf der Straße vor Miss Cornfields Haus Fußball.

Wenn Anthony Fußball spielte, dann sah er nichts um sich herum.

Er sah weder seine Klassenkameraden, die in Miss Cornfields Garten strömten. Er sah auch nicht den schwarzen Kater, der auf der Gartenmauer saß und darauf wartete, dass sich Helene von ihrer Mutter verabschiedete. Frau Mays Geländewagen stand mit laufendem Motor mitten auf der Straße.

Und schon gar nicht sah Anthony den Gartenzwerg mit roter Mütze, der am Ende der Garagenauffahrt stand und so tat, als würde er das Pflaster gießen.

Doing! Mit voller Wucht donnerte Anthony den Ball gegen das Garagentor des Nachbargrundstücks. Es gab einen grässlichen Lärm.

„Aufhören!“, wimmerte der Kater, der Karajan hieß. Er presste die Pfoten auf die Ohren: „Mein Trömmelföll platzt!“

Leander, Henrys Leopard, stolzierte vorbei. „Na, dann komm doch mit in den Garten!“

Karajan drehte genervt den Kopf zur Seite. Von Leander ließ er sich gar nichts sagen! Was machte Helene denn so lange? Musste sie mit ihrer Mutter noch Shopping-Tipps austauschen?

Die ganze Klasse traf sich heute im Garten ihrer Klassenlehrerin.

Warum?

Sie wollten ein Geburtstagsfest vorbereiten.

Für wen?

Für Mortimer Morrison, den Inhaber der magischen Zoohandlung, dem sie so viel zu verdanken hatten. Die Kinder und die magischen Tiere mochten ihn alle sehr. Ohne Mr. Morrison wäre ihr Leben ganz anders verlaufen: Die Kinder hätten keine magischen Freunde, die magischen Tiere hätten keine menschlichen Gefährten. Und es gäbe keine fantastischen Abenteuer …

Mr. Morrison hatte eine ganz besondere Gabe: Mit seinem Omnibus fuhr er um die Welt, um magische Tiere einzusammeln. Er konnte mit ihnen sprechen! Die Tiere nahm er mit in die magische Zoohandlung. Murphy, der Eisbär, wohnte dort. Ashanti, die Schlange. Die zwölf Erdmännchen, die Vogelspinne Agent Y und viele andere magische Tiere. Einige fanden ein neues Zuhause bei einem Kind aus Miss Cornfields Klasse. Magische Tiere verstanden die Menschensprache. Sie konnten sich miteinander unterhalten, mit Mr. Morrison – und mit ihren menschlichen Gefährten.

Fledermaus Eugenia zwitscherte: „Ohne Mortimer wäre ich niemalserich bei Eddie! Dann wäre ich nocherich in meiner Burgruine und würde den ganzen Tagerich weinen! Weil mirerich mein Eddie soerich fehlt!“

Eddie streichelte die kleine Fledermaus, die aus seinem Pulloverärmel linste. Sie waren auf dem Weg zur Gartenlaube, wo Miss Cornfield wartete.

Hinter ihnen watschelte Pinguin Juri. „Und ich …“, rief er Eugenia zu, „… würde in der Antarktis vor mich hin frieren – ohne Jo! Mag gar nicht dran denken …“

Jo nestelte an dem Schal, der um Juris Hals geschlungen war, und drückte seinem Pinguin einen Kuss auf den Kopf.

„Ich würde noch immer in meiner dunklen Höhle in Norwegen sitzen“, schnurrte Rabbat, der Fuchs, der zu Ida gehörte. „Und wüsste nicht, wie herrlich es ist, Freunde zu haben.“ Stolz blickte er zu Ida.

Deren Backen glühten vor Glück. Wie schön war es doch, ein magisches Tier zu besitzen! Rabbat war immer für sie da. Sie konnte ihm alles erzählen, er kannte all ihre Geheimnisse. Rabbat wusste sogar, dass sie ein klitzekleines bisschen in Jo verknallt war.

Die Feier für Mortimer Morrison sollte nächsten Samstag stattfinden, es sollte eine Überraschungsparty werden. Nur Pinkie, die Elster, war eingeweiht.

Die Sonne brach zwischen den Wolken hervor und tauchte den Garagenvorplatz in ein warmes Licht. Die Mütze des Gartenzwergs leuchtete rot wie ein Fliegenpilz.

Anthony nahm Anlauf. Klirr!

Auweia! Der Gartenzwerg stand plötzlich ohne Mütze da.

Anthony stoppte kurz und hielt die Luft an. Doch nirgendwo ging ein Fenster auf. Miss Cornfields Nachbar war anscheinend nicht zu Hause. Glück gehabt!

Schon spielte er weiter.

In der Gartenlaube war die Lehrerin Miss Cornfield gerade dabei, Apfelsaft in Gläser zu füllen.

„Hallo zusammen!“ Mit einem Lächeln begrüßte sie die Mädchen und Jungen, die sich um sie drängten. „Bedient euch! Und dann legen wir am besten gleich los, es sieht nämlich nach Regen aus.“

Die Klasse wollte sich Spiele ausdenken und den Garten schmücken. Die Kisten voller Bastelmaterial standen schon bereit.

„Lasst uns Girlanden basteln!“, schlug Anna-Lena vor. Caspar, ihr Chamäleon, nickte eifrig. Es saß auf Anna-Lenas Arm und hatte das gleiche Blümchenmuster wie Anna-Lenas Pulli.

„Schubi-du!“, flötete Zeki, Zacks Stachelschwein. „Zu jeder Party gehört Musik! Rock ’n’ Roll für alle!“

Zack packte seine Gitarre aus, schlug ein paar Akkorde an und begann zu singen: „Happy birthday to you! Marmelade im Schuh!“

Schoki und Benni fielen sofort mit ein. Quatschlieder mochten sie sehr!

„Aprikose in der Hose und ein Tänzchen dazu!“

„Schubi-du! Schubi-da-di-du!“ Zekis Stimme überschlug sich vor Begeisterung.

„Au ja, eine Dschungelparty!“, rief Tingo, der Schimpanse – und sprang vor lauter Übermut auf Leanders Rücken. „Hüh, mein Pferdchen! Ab ins Gebüsch!“

„Heee!“, knurrte der Leopard empört, als auch schon Fledermaus Eugenia herbeiflog und sich kichernd auf Tingos Kopf niederließ.

„Nicht übel, gar nicht übel!“, gluckste die Schildkröte Henrietta. „Gut seht ihr aus!“

Und auf einmal hatte Muriel, Max’ Eule, eine glänzende Idee. „Lasst uns eine Pyramide bauen! Hoch in den Himmel!“

„Au ja!“ William, Lothars Känguru, hüpfte vor Freude in die Luft. „Find ich super! Wir führen Mr. Morrison ein Kunststück vor!“

„Wie bei den Bremer Stadtmusikanten!“, jubelte Schokis Pinselohrschwein Peperoni. Miss Cornfield hatte ihnen das Märchen vor Kurzem vorgelesen.

Kater Karajan grinste und krallte sich in Toffis Hundefell fest. „Autsch“, bellte Toffi.

„Zum Glück gibt es hier keinen Hahn“, murmelte Karajan, als auch schon Ratte Cooper auf seinen Kopf kletterte und quiekte: „Aber eine Ratte!“ Sie reckte beide Arme nach oben. „Cool, Baby!“

Sydney, das Koalamädchen, nahm Juri auf die Schulter, schwankend liefen sie durch den Garten. Krokodil Rick jagte hinter ihnen her.

„Das sieht toll aus!“, lachte Finja. „Das wäre ein super Geburtstagsgeschenk für Mr. Morrison! Aber meint ihr denn, ihr kriegt das hin?“

„Jaaaa!“, lautete die fröhliche Antwort.

Die magischen Tiere probten unermüdlich. Ständig purzelte jemand zur Seite oder fiel herunter.

„Du bist zu schwer, Peperoni“, stöhnte die Robbe Mette-Maja, als das Pinselohrschwein auf sie kletterte.

„Das kitzelt!“, kicherte Krokodil Rick, als das Flamingomädchen Polly über seinen Panzer lief.

„Hupsi-pupsi“, japste Caspar, als er von Juris Kopf purzelte. Es war so lustig! Sie wussten noch nicht, welche Reihenfolge die beste war, in einem Punkt aber waren sich alle einig: An der Spitze sollte Salim sitzen, Lunas Wanderfalke, wie ein Rauschgoldengel auf dem Weihnachtsbaum. Salim platzte fast vor Stolz über seine wichtige Rolle.

24 Kinder waren in Miss Cornfields Klasse, inzwischen hatten schon 19 von ihnen ein magisches Tier bekommen.

Die drei Mädchen, die noch keines hatten, verfolgten das Durcheinander mit sehnsüchtigen Blicken.

„Wann bekomme ich bloß mein Pony?“, seufzte Leonie.

„Ein Wolf wäre toll“, murmelte Sibel.

„Hat Mr. Morrison auch Hühner in seiner magischen Zoohandlung?“, überlegte Elisa.

Während die drei Mädchen ständig darüber sprachen, welches Tier sie gern haben würden, machten sich die beiden Jungen wenig Gedanken.

Matteo saß am liebsten vor seinem Computer. Ein Tier würde ihn dabei nur stören.

Und Anthony? Der wollte Fußballstar werden!

Gab es irgendein Tier, das Fußball spielte? Nein!

Damit stand auch für Anthony fest: Ein magisches Tier war Quatsch. So etwas brauchte er nicht.

2. Kapitel

„Cool, Baby!“

Anthony hatte ein Ziel. Den Aufkleber am Garagentor:

Vorsicht!

Tor öffnet automatisch!

Er biss die Zähne zusammen.

Wotsch!

Der Schuss ging daneben.

Wotsch!

Wieder daneben.

Wotsch!

Es dauerte genau elf Versuche, bis er endlich getroffen hatte. Puh. Für heute hatte er genug trainiert. Anthony setzte dem Zwerg die Mütze wieder auf, trat einen Schritt zurück und nickte zufrieden. Man sah – fast nichts!

Mit dem Ball unterm Arm marschierte Anthony in den Garten, wo seine Klassenkameraden beisammenstanden. Es ging noch immer um die Party am nächsten Samstag.

„Henrietta und ich bringen Butterkuchen mit“, sagte Benni gerade.

„Ich möchte ein Gedicht aufsagen!“, rief Anna-Lena.

„Bitte nichts von der ollen Tröte!“, protestierte die Schildkröte Henrietta. Benni lachte. Damit meinte sie den Dichter Johann Wolfgang von Goethe.

„Lieber das vom Gemüse!“, rief die Schildkröte. „Die Gurke ist grün. Sie schlängelt sich kühn auf einen Wagen, fährt nach Kopenhagen …“

„Lasst uns Würstchenschnappen spielen!“, schlug Ronja vor.

Toffi, der Hund, kläffte zustimmend. „Find ich spitze!“

„Wie wär’s mit Seilziehen?“, überlegte Silas.

Auf einmal boxte jemand Anthony den Fußball aus dem Arm. „Na, Alter?“, rief Jo und kickte auf dem Knie. „Wie läuft das Training?“

Anthony wurde rot. Hatte Jo gesehen, wie oft er danebengeballert hatte? Jo legte sich den Ball zurecht, holte aus – und traf mühelos die bunte Papierlaterne, die Finja gerade eben probehalber in den Baum gehängt hatte.

„Sag mal, geht’s noch?“, beschwerte sich Finja.

„Idiot!“, schimpfte Anna-Lena.

„Nicht schlecht“, fand Yannik.

Die Laterne schaukelte lässig hin und her, hatte jetzt aber eine Delle.

Miss Cornfield blickte sorgenvoll zum Himmel. „Es ist wohl besser, wenn wir für heute Schluss machen! Ich hoffe, dass ihr vor dem großen Regen nach Hause kommt.“

Die Wolken wurden dichter und dunkler. Schnell räumten sie auf, dann begleitete Miss Cornfield die Kinder zum Gartentürchen. „Danke für alles!“, lobte sie. „Es hat Spaß gemacht mit euch. Und am Montag geht es ja dann mit den Referaten los: Berühmte Personen, ihr Leben und Wirken – ich freu mich drauf!“ Sie drehte sich um und marschierte ins Haus.

Die ersten Tropfen fielen vom Himmel.

„Blöde Referate!“, schimpfte Silas und stieß mit dem Fuß gegen den silbernen Roller, der am Zaun lehnte.

„Lass Ronjas Flitzer in Ruhe!“, bellte Toffi empört.

Rick stellte sich dazwischen. „Ist doch nichts passiert, Kleiner!“

Toffi pinkelte beleidigt an eine Straßenlaterne.

Benni und Schoki zurrten ihre Helme fest. Benni nahm Henrietta hoch und setzte sie in seine Büchertasche. Peperoni trabte voraus.

„Gib Gas, Benni!“ Die Schildkröte zog den Kopf unter den Panzer. „Ich habe heute schon geduscht!“

„Blöde Referate“, seufzte auch Benni und trat in die Pedale.

„Wir sind doch erst am Dienstag dran“, brummte Schoki. „Und außerdem: Zu zweit kriegen wir das schon hin.“

Miss Cornfield hatte ihnen am Tag zuvor in der Schule freie Themenwahl gelassen. „Sprecht über einen Politiker, einen Wissenschaftler, einen Schriftsteller oder einen Künstler, ob Mann oder Frau – egal. Hauptsache, es ist eine Persönlichkeit, die euch wirklich interessiert“, hatte sie gesagt und hinzugefügt: „So, die Stunde ist gleich aus. Ich zähle bis zehn und jeder sucht sich einen Partner. Wer bis zehn keinen hat, kommt in den Lostopf.“

Klar: Schoki und Benni waren ein Team.

Auch Luna und Franka hatten sich gleich zusammengetan. Gerade standen sie nebeneinander auf dem Gehweg und sahen ihren magischen Tieren beim Fliegen zu. Es sah majestätisch aus, wenn Salim durch die Luft segelte! Allerdings wurde der vornehme Eindruck von einer Ratte ruiniert, die kreischend auf Salims Rücken saß. Wie ein betrunkener Cowboy warf sich Cooper mal links, mal rechts in die Kurve. Und dazu rief er seinen Lieblingsspruch: „Cool, Baby!“

Die Regentropfen wurden dicker. Franka holte einen Schirm aus der Tasche und klappte ihn auf. Eingehakt spazierten die beiden Mädchen davon.

Ida guckte ihnen neidisch hinterher. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Luna und Franka den Rest des Tages verbrachten: Sie würden aus Zeitschriften Fotos ausschnippeln, ein paar Informationen zusammensuchen und zack, war das Referat fertig. Bei ihr würde es komplizierter werden, das ahnte Ida.

Sie hatte sich am Freitag im Unterricht nicht gleich dazu überwinden können, Max, den Professor, zu fragen. Er war ein guter Partner, denn er war schlau! Am Ende schlauer als sie? Zu spät – schon hatte sich Max mit Sibel zusammengetan.

Ida war im Lostopf gelandet. Selbst schuld.

Eine weiche Fuchsschnauze stupste Ida an. „Hör auf zu grübeln, Rotschopf“, schnurrte Rabbat. „Alles wird gut.“