Der schlimmste Anruf meines Lebens erreichte mich, als wir gerade die zweite Pause in der Berufsschule hatten. Meine Mutter hatte schon vorher vergeblich versucht mich zu erreichen, was ich auf dem Display meines Handys lesen konnte. Wahrscheinlich will sie, dass ich etwas einkaufen soll, dachte ich missmutig und rief zurück.
»Jimmy ist tot«, weinte sie ins Telefon.
Ich erschrak.
Jimmy war tot? Mein Jimmy? Mein älterer Bruder?
Das war unmöglich.
»Was erzählst du für ´ne Story!«, motzte ich meine Mutter an, »wahrscheinlich schläft der seinen Rausch aus, das ist alles. Wart ab, der ist völlig okay!«
Mama weinte immer noch.
Ich erfuhr, dass zwei Polizisten bei ihr gewesen wären und ihr mitgeteilt hätten, dass sie Jimmy tot in einem Hinterhof in St. Georg gefunden hätten.
Mir blieb fast das Herz stehen. Sollte mein Bruder, der beste Bruder der Welt, tatsächlich… tot sein?
Ich fragte nach, wollte wissen, ob sich Mama nicht verhört hatte.
Nein, beteuerte sie, Jimmy wäre heute früh von einer Putzfrau in einer Seitenstraße der Lindenstraße blutüberströmt hinter den Mülltonnen gefunden worden. »Es soll ganz schnell gegangen sein…«, sagte Mama leise. »Ich soll zur Polizei gehen, kommst du bitte mit…«