Die Autorin

Lydia Meyer – Foto © Paul Niedermayer

Lydia Meyer, geboren 1989, lebt als Autorin, Redakteurin und Konzepterin in Berlin. Vorher studierte sie Kulturwissenschaften und arbeitete als Redakteurin und Formatentwicklerin für die KOOPERATIVE BERLIN. Dort konzipierte und betreute sie u.a. die YouTube-Serie »Auf Klo« sowie das queerfeministische Format »Softie« in Kooperation mit dem Missy Magazine für funk.
Clara Fridolin Biller, geboren 1992, lebt und arbeitet in Wien, macht Illustration und bildende Kunst und studiert an der Akademie der Bildenden Künste Wien.

Das Buch

Die Pubertät ist das größte Update in unserer Biografie, und die Entdeckung der eigenen Sexualität gehört zu den größten Herausforderungen im Leben.
In diesem Buch gibt es weder Sextipps noch Anleitungen, das hier ist kein Verhütungs- oder Sexratgeber, sondern ein Buch, das Fragen stellt und Mut macht, sich mit sich selbst, dem eigenen Körper und der Gesellschaft, in der wir leben, auseinanderzusetzen.

Lydia Meyer

Sex und so

Ein Aufklärungsbuch für alle

Ullstein

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www.ullstein-buchverlage.de

ISBN 978-3-8437-2292-6
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München nach einer Vorlage von Clara Fridolin Biller
Titelabbildung und Illustrationen im Innenteil: Clara Fridolin Biller
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Vorwort

»Bist du eigentlich schon aufgeklärt?«, fragte meine Mutter mich irgendwann, als ich elf, zwölf oder 13 war. Kurz vorher hatten wir im Biounterricht ein paar Kondome über Bananen gezogen, und zwei Sexualpädagog*innen waren für ein paar Stunden zu uns in die Klasse gekommen, um das Gleiche noch mal mit Holzpenissen zu üben. Außerdem erzählte uns noch jemand, wie viel Blut wir während der Periode verlieren, und gab uns Binden mit, die nur wenige Stunden später durch die Schulflure flogen oder an den Türen der Parallelklassen klebten. Es gab ein paar Dinge abzuhaken: Pubertät, Hormone, heterosexueller Sex, Schwangerschaftsverhütung, Periode, Erektion. That’s it. Themenwechsel. Endlich wieder über Osmose reden.


Über lesbischen und schwulen Sex sprachen wir genauso wenig wie über Geschlechtsidentitäten, Genderrollen, Konsens und Körpernormen. Lust, Pornos und Selbstbefriedigung waren genau so wenig Thema wie verliebt sein oder Druck und Mobbing. Wenn’s um Verhütung ging, spielte lediglich die Schwangerschaftsverhütung eine Rolle. Dass Geschlechtskrankheiten vorkommen – und das gar nicht mal so selten –, erzählte uns niemand. Welche Hürden es zu nehmen gilt, wenn jemand einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen möchte, war ebenfalls kein Thema.

Dass man zu Sex auch Nein sagen kann, wie man dabei kommuniziert und dass sich das alles auch ganz schön komisch anfühlen kann, mussten wir selbst herausfinden. Und dass da Gefühle dranhängen, auch. Wie Frauen mit Frauen und Männer mit Männern schlafen, dass es trans Menschen gibt und dass Genitalien und Hormone allein noch kein Geschlecht ausmachen, lernte ich irgendwann durchs Internet.

»Bist du schon aufgeklärt?« klingt, als könne man all diese komplizierten Dinge, die mit Sex, Liebe und Erwachsenwerden zu tun haben, ganz einfach schnell impfen, und dann ist alles klar. Aber was soll Aufklärung eigentlich sein? Ist es dieses peinliche Gespräch mit den Eltern, die plötzlich unbedingt mit einem über Sex sprechen wollen? Ist es die Bio-Lehrerin, die mit der Klasse Kondome über Bananen zieht? Das Gespräch mit Freund*innen? Die Recherche im Internet? Achselhaare rasieren und beim nächsten Mal stehen lassen? Die Suche nach dem passenden BH? Verschiedene Menstruationsartikel ausprobieren? Ist es Sex selbst?

Viel wahrscheinlicher ist: Aufklärung dauert ewig. Manche Menschen merken erst mit 40, dass sie nicht heterosexuell sind, oder denken mit Ende 50 zum ersten Mal über ihre Geschlechtsidentität nach.

Schönheitsideale, Körpernormen und Geschlechterrollen beeinflussen uns und haben einen Einfluss auf unser Sexleben. Fast alles, was in diesem Buch besprochen wird, fängt mit der Pubertät an und geht ein Leben lang weiter. Es geht um Unsicherheiten, Druck und gesellschaftliche Normen, die uns alle betreffen und oft daran hindern, das zu mögen und zu tun, was wir möchten. Mit dem Erwachsenwerden können wir damit anfangen, diese Baustellen zu beackern – manche gehen dabei mit dem Bagger vor, andere sind behutsamer, und wieder andere brauchen viele Pausen. Und das ist alles okay.


In diesem Buch gibt es weder Sextipps noch Anweisungen, keine Anleitungen, kein Richtig und kein Gut oder Schlecht. Das hier ist kein Verhütungs- oder Sexratgeber, dafür gibt es viele andere gute Bücher, Ärzt*innen und das Internet. Die Lektüre soll einfach Mut machen, sich mit sich selbst, dem eigenen Körper und der Gesellschaft, in der wir leben, auseinanderzusetzen. Dieses Buch soll anregen, es liefert keine endgültigen Antworten, vielleicht wirst du nach dem Lesen sogar noch mehr Fragen haben als vorher. Sorry dafür
¯\_(ツ)_/¯


Vermutlich kommen hier sehr viele Wörter vor, die du noch nie oder so, wie ich sie verwende, noch nie gehört hast. Da ist zum Beispiel die Rede von Menschen mit Eierstöcken und Menschen mit Penis statt von »Mann« und »Frau« – das mache ich, weil eine Gynäkologin in Wirklichkeit gar kein*e Frauenärztin ist, sondern eine Ärztin für Menschen mit Eierstöcken. Bei Geschlechterrollen ist dann wieder von Männern und Frauen die Rede. Das mache ich nicht, weil ich inkonsequent bin, sondern weil diese Kategorien in unserer Gesellschaft eine große Rolle spielen. Aber das wirst du beim Lesen schon merken. Ich bin weder Biologin noch Gynäkologin, weder Sexualtherapeutin, Pädagogin noch Psychotherapeutin, und alles, was ich hier schreibe, ist aus Beobachtungen, Erfahrungen, Erzählungen und Gesprächen mit anderen entstanden. Spoiler: Die meisten Menschen fühlen sich irgendwie komisch. In der Pubertät und weit darüber hinaus. Aber was soll »komisch« überhaupt sein? Ist das ein Gefühl? Ein Abweichen vom Normalsein? Eine Begleiterscheinung von Wachstum? Keine Ahnung. Dieses Buch versucht jedenfalls, dafür zu sorgen, dass du dich ein bisschen weniger komisch fühlst.