„Lieder wie Zugvögel 1“ erscheint zum 25jährigen Bestehen des Chors „Die Zugvögel“. Die Sänger und Sängerinnen bilden den Verein „Grenzenlos“ aus Unna (Nordrheinwestfalen). Die hier veröffentlichten Chorsätze wurden von den bisherigen Chorleitern Reinhard Fehling und Nana Kayser arrangiert zu vierstimmigen Chorsätzen. Bei einigen Liedern war Reinhard Fehling auch der Komponist. Sie alle stehen auf der Beliebtheitsskala des Chors ganz oben.
Dieses Liederbuch entstand durch eine Initiative der Chormitglieder. Ihnen gilt ein besonderes Dankeschön. In besonderem Maße haben ihren Beitrag geleistet: Andrea Irslinger (Graphik und Layout), Gisela Plugge (Redaktion und Urheberrechte), Jutta Deschner (Recherchen zu mehreren Liedern) sowie Jochen Deschner, Klaus Goehrke, Anne Herzig-Buder, Karin Jacobs, Veronika Karger, Hans-Ulrich Knies, Gitta Schulte-Tigges, Mareike Weiß.
Der 25. Evangelische Kirchentag fand vom 9. bis 13. Juni 1993 in München statt. Sein Motto „Nehmet einander an“ veranlasste Alfred Buß, den späteren Superintendenten des Kirchenkreises Unna und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, der im Vorbereitungskomitee mitwirkte, die Gründung eines Internationalen Chores in Unna anzuregen. Hier könnten, so der Gedanke, im gemeinsamen Gesang von Menschen verschiedener Herkunft Brücken des Verständnisses gebaut werden. Sein Anruf machte mich neugierig, hatte ich doch als Lehrer an der Kamener Gesamtschule schon des Öfteren mit internationalem Liedgut die Chorarbeit angereichert. Ich schlug ein, und als ich am 12. Januar zur ersten Chorprobe ins Haus der Kirche kam, platzte der Saal aus allen Nähten. Über 60 Sängerinnen und Sänger waren dem Aufruf gefolgt – eine Menge, die mich etwas einschüchterte. Einige wenige internationale Teilnehmer – wenn ich mich recht erinnere, aus fünf Nationen – waren auch vorhanden, aber die Mehrzahl waren Deutsche, die sichtlich auf etwas Anderes hofften als den klassischen Chorgesang. So standen die Zeichen auf Aufbruch und der Chor-Name „Zugvögel“ stellte sich (fast) von selbst ein.
Die Proben verliefen hochmotiviert, ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl bildete sich in kürzester Zeit heraus, denn der „Zug der Vögel“ fuhr nicht nach Nirgendwo, sondern in Richtung München, wo die ersten Auftritte des Chores bejubelt wurden. Mit im Gepäck waren schon die Gesammelten Gedichte von Theodor Kramer, den damals kaum jemand kannte. Aus dessen Gedichten las ich bei informellen Treffen oder bei der Bahnreise hin und wieder vor. Die Neugier auf mehr war geweckt. Ich konnte nach diesem Vorfühlen annehmen, dass der Chor an diesem Dichter derer, „die ohne Stimme sind“, Gefallen finden würde – vorausgesetzt, dass mir eine schöne Musik einfiele. Zusammen mit der „Kamener Songruppe“ und dem Kamener Chor „Die letzten Heuler“ hoben wir 1995 mit der Begleitung eines Kammerorchesters den Liederzyklus „Gewaltig ist das Leben“ in der Konzertaula Kamen aus der Taufe. Alles war hingerissen wegen der Kraft und Ehrlichkeit der Kramerschen Sprache und wohl auch ein wenig von der musikalischen Umsetzung, die meinen kompositorischen Sachverstand aufs Stärkste herausgefordert hatte. Es folgten Aufführungen in der Stadthalle Unna und in Hagen, 1997 sogar anlässlich des Kirchentages in Leipzig in der dortigen Oper – jedes Mal mit vollem Engagement und Erfolg.
Schon bald warfen neue große Ereignisse ihre Schatten voraus. Für 1997 planten der Kirchenkreis und die Stadt Unna, die 400. Wiederkehr der Entstehung der berühmten Choräle „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ zu feiern, die Phillip Nicolai als Quintessenz seines theologischen Wirkens in Unna in seinen „Freudenspiegel des ewigen Lebens“ aufgenommen hatte. Peter Möbius verdichtete diese Zeit zum Theaterstück „Der Tor zum Paradies“, das mit großem Aufwand an Schauspielern, Bühnenbildern und Requisiten sprachgewaltig, farbenprächtig und mit meiner Musik klangmächtig das Jubiläumsjahr wirkungsvoll beschloss.