Titel
Impressum
Fass mich nicht mehr an!
Die Entstehung in der Ursache von Hochbegabungen
Reflektion
So fühlt es sich an
Bewältigungsform - Abschiedsbrief
Ich durchwandere gerade die düstersten Kapitel meines Lebens
Die Zeit vor der Zeit
Darum ist es so unendlich wichtig, ehrlich und offen zu sein
Das Eine bedingt das Andere
Nebelkind verschwindet geschwind
Pleite
Am 14.10. eine Nacht als Prostituierte
Der Kampf mit der Blaualge
Und plötzlich fühlte ich mich ganz alleine
Die Männer als eine Art Vaterersatzbefriedigung
Resteverwertung der Verzweiflung
In meinem wirklichen Zuhause
Allrounderinnen können einfach alles!
Entstehungsgeschichte abgespaltener Gefühlswelten
Es tut noch weh
Leuchtkraft
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Julia Zeiss
Systemfehler
Waise mit 11, Hure mit 21
Vom Pflegekind ins Rotlichtmilieu Band 2
Autobiografie
DeBehr
Copyright by: Julia Zeiss
Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg
Erstauflage: 2020
ISBN: 9783957537454
Umschlaggrafik Copyright by: Adobe Stock by Jason Stitt
Fass mich nicht mehr an!
Die Nächte und Tage vergingen. Die Zeit verstrich von Minute zu Minute. Kampfgeist oder Opferbereitschaft? Fingerabdrücke, Macht, Spermaspuren, Zimmer, Messer, Männer, Frauen, Rotlicht, Dunkelheit. Sex auf eigene Gefahr. So sieht es tatsächlich aus. Und ich decke mit diesem Buch auf, wie ich meine Zeit im Puff verbrachte und sie letztendlich auch überlebte.
Missbrauch überdeckt den früheren Missbrauch. Sei er emotional oder körperlich. Ganz egal. Missbrauch hinterlässt Spuren und oftmals auch einiges an Sperma.
Wen mein Aufruf an die Öffentlichkeit "Als Mensch geboren und später doch zur Nutte geworden!" weiter interessiert, der sollte keinesfalls aufhören zu lesen. Jetzt vermarkte ich meine persönlichen Erfahrungen, um einen Ausstieg zu finden. Ein Ende für einen Neuanfang. Hoffnung und Leidenschaft zum Schreiben, dass ich anderen Betroffenen Mut zur Respektierung vermitteln kann und eine ganz individuelle Sichtweise meiner eigenen Vergangenheit.
Vielleicht hört es sich auch besser an, wenn ich weitere Inspirationen schaffen will, um den Markt der Bücher hiermit zu unterstützen. Und mein Talent zum Schreiben verbessern und vertiefen kann. Umformulierungen und meine Gedankenwelt, im Hinblick auf die Traumen. Mir geht es darum, mich an das Geschehene noch einmal zu erinnern, um es lebendig, ohne reale Bedrohung nochmals zu durchleben. Aus dem Aspekt, die aufkommenden emotionalen Prozesse zu entschleunigen und mich in der aktuellen Realität wiederzufinden.
Die Entstehung in der Ursache von Hochbegabungen
Es ist ein wohl sehr spektakuläres Themengebiet, was mich persönlich betrifft und mir in meiner Andersartigkeit eine gewisse Scham meines Charakterzuges verleiht. Es ist so spannend!
Also die Anfänge liegen wohl schon sehr weit zurück und sind mit dem Tod meiner Mutter versehentlich mit begraben worden. Zum Glück stellt es ja kein wirkliches Drama dar, denn das, was schuldlos eingegraben wurde, ist wie ein so unendlich wertvoller Schatz, zum Wiederausgraben und Entstauben.
So weit liegt das nun schon zurück. Und nun bin ich gefragt, was ich damit mache?! Früher habe ich mich immer so unendlich winzig gefühlt, weil mir von außen nie die Chance zum Erwachsenwerden geboten wurde und ich alle Reize der Umwelt so exzentrisch aufgesaugt habe, dass ich immer dachte: „Ich bin so klein und dumm, dass ich mir schon einreden muss, um etwas zu können!" Hat wohl auch ganz wunderbar geklappt. Allerdings ist hierbei etwas ganz, ganz Wichtiges zu berücksichtigen. Eine Hochbegabung fällt nicht einfach so vom Himmel. Nein, so geht das nun auch wieder nicht, weil schon ein triftiger Grund im Defizit notwendiger Überlebensmöglichkeiten besteht.
Schon die Ablehnung und der Hass meiner Mutter auf mich, als unschuldiges Kind, haben einen Grundstein zu einem zum Leben notwendigen Selbstwertgefühl, zu einem so extremen Mangel gelegt. Es ist gut zu vergleichen mit dem Eisberg-Prinzip. Eine Spitze ist sichtbar für Andere, aber wenn sich die Umwelt nicht ausreichend Zeit für sensible Menschen nimmt, dann werden diese mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit später zu schädlichen Mitteln greifen, da noch mehr Schnee fällt, auf das, was noch gar nicht zu Ende verarbeitet werden konnte.
Und dann sind die inneren Selbstheilungsressourcen stets gefragt. Aber das geht wiederum auch nicht einfach mal so. Da ist schon einiges an Arbeit zu leisten. Aber wie gesagt: „Ohne Fleiß – kein Preis!"
So. Jetzt einmal zur wirklichen Entstehung von Hochbegabungen. Eine Person trägt ein so extremes Defizit mit sich herum, was so einen Schmerz verursacht, dass es mit den anderen zur Verfügung stehenden Sinnen eine für sich persönliche bessere Überlebenschance hat. Deswegen ist es zum Beispiel bei Menschen mit Sehschwächen, sehr wahrscheinlich, dass es später supertolle Personen zum Austauschen sind, die geduldig zuhören können, da sie ohnehin schlecht sehen, aber dafür ein sehr gutes Gehör und Feingefühl für Menschen mit anderen Defiziten entwickeln. So ist mein Defizit meine Taubstummheit, da ich als Kind nicht sprechen konnte und meine Ausdrucksweise und Kommunikation über die Verhaltensebene verlief. Das erklärt auch meine Anpassungsstörung! Ich kann dafür supergut malen und mich kreativ als schizophrener Künstler voll und ganz nach meinem persönlichen Bedarf ausleben. Und ich finde, ich kann supergut schreiben!
Reflektion
Mittwoch 11. Oktober 2017
Ich konnte nicht ehrlich sein!
Ehrlich in Bezug auf meine Innenwelt.
Ich konnte es gar nicht und daran war nicht ich schuld.
Als ich in die Pflegefamilie gekommen bin, da war mein gesamtes Vertrauen erst mal zerstört. Alles um mich herum und in mir selbst, nichts war mehr so, wie es mal war.
In so einer verlogenen Welt konnte ich nicht ehrlich bleiben.
Was ist mir denn bitte anderes übrig geblieben? Jedes Mal, wenn ich versucht habe, Bedürfnisse zu äußern, Wünsche oder auch wenn ich etwas nicht wollte oder ich Schmerzen hatte, wurde es entweder nicht ernst genommen, ignoriert oder es war gerade keine Zeit für mich übrig.
Als ich nach dem Tod von meiner Mama erst mal die Blinddarmoperation hatte, da habe ich es meiner Pflegemutter ganz oft erzählt, dass ich Schmerzen hatte. Nach einer Woche hat sie dann auch endlich was unternommen, da ich mit Fieber im Bett lag und sie meinen kleinen Bruder und mich rausschicken wollte zum Spielen.
Sie hat viel zu spät gemerkt, dass es mir wirklich nicht gut ging.
Eine andere Situation, da sollte ich für die Klassenarbeiten lernen. Meine Pflegemutter gab mir immer die Klausuren, weil sie die Originale von ihrem Mann bekommen hat, da er als Lehrer tätig war und an die ganzen Arbeiten immer herangekommen ist.
Mir wurde jedes Mal gesagt, dass ich davon bloß nichts in der Schule erzählen soll. Einerseits hat es mir gefallen schon zu wissen, was in den Arbeiten geschrieben wird und so habe ich jedes Mal Einsen mit nach Hause gebracht, aber andererseits fühlte ich mich nicht wohl damit, weil es nicht meine eigene Leistung war.
Ich war oft traurig, nachdem meine Mama weg war. Das habe ich versucht, meiner Pflegemutter zu sagen, aber sie ist total oft gar nicht darauf eingegangen. Also blieb ich in mir selber damit ganz allein. Wem sollte ich es denn auch noch erzählen, wenn mir schon keiner zuhörte. Zumindest hatte ich ganz oft das Gefühl, das ich gar nicht richtig traurig darüber sein durfte.
Und ich hatte Wünsche, Interessen und Talente. Dass ich meine Bedürfnisse verdrängen musste, das war mir schon bekannt. Als ich noch bei Mama war, da habe ich mir einmal ein Mikroskop gewünscht, weil mich etwas interessiert hat. Gerade wegen ihrer Krankheit wollte ich mich selber motivieren und etwas lernen, aber ich konnte dem nie nachgehen, weil wir nicht genügend Geld hatten. Also war es nicht mehr so wichtig, auch wenn es mich etwas gekränkt hat, weil ich viel Interesse hatte, Sachen zu erforschen und Neues zu lernen.
In der Pflegefamilie habe ich mir einmal so sehr gewünscht, dass meine Pflegemutter mit mir zusammen etwas näht und Sachen bastelt. Weil ich Mama so doll vermisst habe und halt die schönen Dinge, die ich noch zuletzt mit Mama gemacht habe.
Als ich das geäußert habe, da sagte mir meine Pflegemutter, dass sie das gar nicht könne. Sie wäre nicht kreativ. Ich konnte ihr allerdings auch nicht unbedingt zu verstehen geben, dass es mir wirklich wichtig ist. Aber ich weiß noch, dass ich an solchen Tagen in mein Zimmer ging und alles, was noch mit Wünschen, Interessen und Bedürfnissen zu tun hatte, einfach hinter irgendeine dicke fette Tür verschlossen habe und beschlossen habe, dass es das nicht mehr gibt. Ich habe beschlossen, einfach glücklich und zufrieden zu sein. Und es ging. Es waren alle mit mir zufrieden, wenn ich gelacht habe und fleißig, zielstrebig und ordentlich war. Und einfach lieb war. Ich orientierte mich mehr an meiner Außenwelt. War ich lieb und hab alles so gemacht, wie andere es von mir erwartet haben, wurde ich gelobt. Ich hab mich echt überall angestrengt, nur um irgendwo ein nettes Wort zu hören oder Anerkennung zu bekommen, um überhaupt weiter eine Motivation zu finden und um dieses schmerzhafte traurige Gefühl von dem riesen Verlust von meinem Zuhause, meinen Freunden und vor allem meiner Mama und Familie und meinen ganzen tollen Spielsachen eine Strategie zu finden, um zu kompensieren. Aber es tat trotzdem weh, wenn ich angefangen habe zu lachen. Lachen fand ich eine sehr positive Sache, eine die noch am gesündesten für mein Überleben war.
Dann gab es noch eine andere Situation. Da hatte meine andere Pflegeschwester, (sie war auch ein Pflegekind, ein halbes Jahr älter als ich und einen Monat vor mir aufgenommen) Kopfschmerzen. Sie hat es sehr ernst und klar geäußert, was sie hat und unsere Pflegemutter konnte darauf reagieren. Sie hat eine Schmerztablette bekommen und ich nicht. Sie hat zuerst gesagt, dass sie Schmerzen hat und ich hatte an dem Tag auch heftige Kopfschmerzen. Ich habe meinen Mund vor Angst und Scham nicht aufbekommen.