Das Bio-Solar-Haus

Bewährt für Freiheit und Lebensqualität

3. ergänzte Auflage

St. Alban, September 2011

Verfasser:

Dipl.-Ing. Klaus Becher

Bio-Solar-Haus GmbH

Sonnenpark

67813 St. Alban

Tel. +49 (0) 63 62 / 92 27 0

Tel. +49 (0) 63 62 / 92 27 27

Internet: www.bio-solar-haus.de

Email: info@bio-solar-haus.de

Verlag Bruchmann

Zur Spieckerswiese 22

42327 Wuppertal

Tel. +49 (0)202 / 9760716

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-8448-2066-9

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH

Inhalt

Einleitung:

Ökologisches Bauen.

Der Wunsch nach dem richtigen Haus.

Das Ziel Traumhaus.

Das Konzept.

Der Plan

Das Wohnklima.

Der Wintergarten.

Die Heizung.

Der Bau.

Der Sonnenpark.

Der Weg zum Haus.

Die Planung.

Das Bauen

Der Weg zur humanen Wohnwelt

Energie und Raumklima.

Die Ökologie.

Was ist ein ökologischer Baustoff.

Holz, der ideale Baustoff

Wege zu einem umweltbewussten Handeln.

Stahl

Dämmstoffe.

Energiebilanz und Dämmstärke

Die Baustoffwahl

Naturgesundes Heizsystem

Legionellen

Das Bio-Solar-Haus.

Die Zukunft des Wohnens

Technische Daten

Ökologischer Ansatz

Ökonomischer Ansatz

Vorteile Bio-Solar-Haus

Wahl der Heizenergie-Erzeugung

Der Weg zum Bio-Solar-Haus

Aber: nicht Energie sparen „koste es was es wolle“!

Erfahrungsbericht eines Bio-Solar-Haus Besitzers:

Interview bei Familie Becker

Erfahrungsbericht der Familie Jacobi

Wasserdampf

Tauwasser

Mollier h-x-Diagramm

Baustoffauswahl

Wärmedurchgangskoeffizient

Querschnitt 1-geschossig rund

Querschnitt 1-geschossig Satteldach

Querschnitt 2-geschossig

Schnitt Außenwand/Giebelwand

Schnitt Außenwand

Solarenergienutzung

Haustechnik

Sonnenpark

Auszeichnungen

Ausgewählter Ort 2010

Energy Globe Award

Förderpreis Zukunftsradar

Anerkennung BUND

Umweltpreis

Zertifikat „schimmelpilzfrei“

1. Preis „Gesundes Haus“

Energieplus-Siegel 2004

Energie-Effi 2004

Deutscher Solarpreis 2003

Innovationspreis 2000

Sonderpreis Solar 1999

Öko-Baupreis „Gesundes Haus“ 1997

Umweltpreis des Landes Rheinland-Pfalz 1995

Beispielhäuser

Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit

Literatur

Einleitung:

Dieses Buch soll Ihnen helfen sich ein vernünftiges Haus zu bauen. Es soll Sie anregen, sich schon vor dem Bauen intensiv mit der Funktion Ihres Hauses zu beschäftigen, damit Sie nicht auf irreführende Werbesprüche von Geschäftemachern oder Lobbyisten hereinfallen..

Es soll Sie informieren, auf was Sie achten müssen, damit Ihr Haus Ihnen das bieten kann, was Sie veranlasst hat, bauen zu wollen:

Freiheit und Wohlbefinden.

Das Buch ist weder ein Roman noch ein Fachbuch noch anspruchsvolle Literatur. Es hat nur einen Zweck: Sie über die Naturgesetze, die am und im Haus wirken, praxisnah und möglichst verständlich zu informieren, damit Sie diese anwenden und sich ein menschenfreundliches und umweltgerechtes Heim schaffen können.

Sie wollen doch bestimmt nur eines:

Gesund wohnen und ein Leben lang möglichst wenig dafür bezahlen.

Dazu müssen sie sich durch eigenes Wissen gegen den Strom der ausufernden und fremden Interessen dienenden Informationsflut wehren und sich nicht ins Meer der Dummen spülen lassen.

Kurz gesagt:

Es soll Sie ermutigen, selbst zu denken.

Ökologisches Bauen.

Dieses Buch beschäftigt sich mit einem unserer wichtigsten Grundbedürfnisse, dem Wohnen.

Es soll ihnen zeigen, dass man dieses Grundbedürfnis zur vollsten Zufriedenheit aller befriedigen kann, wenn man ökologische Häuser baut.

Was ist ökologisches Bauen?

Selten wird ein Begriff so vielfältig interpretiert wie dieser. Da es deshalb auf eine Interpretation mehr oder weniger nicht ankommt, will ich Ihnen meine nicht vorenthalten:

Ökologisch heißt menschenfreundlich und umweltgerecht.

Die beiden letzten Worte sind eigentlich schon zuviel, denn umweltgerecht ist immer auch menschenfreundlich.

Da unsere Umwelt aus Natur besteht, ist deshalb das Natürlichste auch das Menschenfreundlichste.

Deshalb mein Motto:

„Zurück zur Natur!“

Dass das geht, davon will ich Sie überzeugen, und Ihnen erklären, warum es geht. Dass ich dabei manches Handeln beschreiben muss, das nicht menschenfreundlich ist, ist mir bewusst. Ich habe nämlich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass dieses Handeln bald der Vergangenheit angehört, wenn sich viele Menschen und auch Sie sich dessen bewusst werden und sich dagegen wehren.

Denn die Missachtung der Naturgesetze hat schon immer zu katastrophalen Konsequenzen geführt.

Ich bin optimistisch, dass ich bei der Neuauflage dieses Buches in hoffentlich nicht all zu ferner Zukunft die Passagen über menschenfeindliches und naturfeindliches Handeln weglassen kann, weil wir uns gemeinsam dagegen gewehrt und es abgeschafft haben. Ich wünsche uns allen dazu den nötigen Mut und viel Erfolg.

Die Lösung jedes Problems beginnt mit dem ersten Schritt.

Also fangen wir an.

Der Wunsch nach dem richtigen Haus.

Ein Haus mit eigenen Händen zu bauen, davon habe ich oft geträumt. Sie wahrscheinlich auch. Aber warum nur träumen? Ich könnte mir doch ein ideales Haus bauen und Sie auch. Aus Protest gegen den Raubbau an „Mutter Natur“ könnten wir zurückfinden zum natürlichen Bauen ohne hochgezüchtete Maschinen und künstliche Baustoffe. Wir könnten die Materialien wieder entdecken, die die Natur uns liefert und sie mit eigenen Händen gestalten.

Unser Haus sollte nichts mit dem sogenannten modernen Fortschritt zu tun haben, keine umwälzenden neuen Erfindungen und Patentlösungen bieten, sich nicht einheitlichen Konzepten und Stilen unterordnen.

Es sollte ein Beispiel sein für Visionen vom Wohnen und Leben im Einklang mit der Natur.

Wir sollten zumindest uns einen kleinen Rest von Selbstbestimmung zurückerobern, wenn es ums Wohnen geht, diesem entscheidenden Bestandteil unseres Lebens und eine der Grundlagen unserer Lebensqualität.

Wohnen und Leben im Einklang mit der Natur. Ein Traum? Geht das? Ja es geht, wenn wir wollen.

Wir müssen aber handeln und nicht träumen. Wir müssen unser Traumhaus selbst bauen. Kaufen können wir es nicht, weil es das persönliche ideale Haus nicht gibt. Das liegt daran, dass jeder Mensch in einer anderen Situation lebt und jeder andere Ansprüche und Vorstellungen hat. Das ist auch gut so, sonst würde ja ein Haus aussehen wie das andere. Das ist wie beim Heiraten. Hätten alle den gleichen Geschmack, wollten alle Männer nur „die eine Frau“ heiraten und die Frauen nur „den einen Mann“. Zum Glück ist das anders.

Jeder oder jede heiratet die oder den, welche ihm oder welcher ihr persönlich gefällt. Wenn dann noch die verschiedenen Charaktere der Partner zusammenpassen oder sich sogar zur Harmonie ergänzen, haben beide Glück gehabt. Was hat nun ein Haus mit der Ehe zu tun? Sehr viel, denn Partner wollen doch meistens ein Leben lang zusammenbleiben.

Ein Haus ist auch ein Partner!

Im Gegensatz zur Ehe ist eines beim Haus besser. Man kann dessen Charakter bei der Planung und beim Bauen selbst bestimmen, so, dass Haus und Bewohner harmonieren. Wie ich meinen Partner Haus gefunden habe, will ich Ihnen aufschreiben. Ob ich alles richtig gemacht habe, lasse ich zunächst offen. Ich will auch nicht behaupten, dass mein Haus für alle Menschen das Richtige ist, schließlich kenne ich nicht alle deren Träume. Nur eines weiß ich:

Mein Haus ist das Haus meiner Träume: gesund, natürlich, bequem, wartungsarm, umweltschonend, kostensparend und vor allem bezahlbar.

Wenn Sie sich auch ein Traumhaus bauen wollen, dann können Sie sich an meinem Buch orientieren und es als Rezept benutzen. Sie müssen dann auch nicht die vielen Umwege gehen, die ich gehen musste, weil mir keiner sagen konnte, wie man ein richtiges Haus baut.

Eines müssen Sie aber selbst: Ganzheitlich denken, Ihr eigener Unternehmer sein und Ihre Angst vor der eigenen Courage besiegen.

Sie müssen es wagen, aus Träumen Ziele zu machen. Denn: Ziele sind Träume mit Terminen.

Das Ziel Traumhaus.

Ich habe es gewagt, mir das Ziel zu setzen, ein Traumhaus zu bauen. Zuerst habe ich mir überlegt, was ich eigentlich will. Dazu habe ich alle meine Wünsche und Forderungen an das Haus aufgeschrieben, sortiert und gewichtet. Dabei habe ich alle Vorurteile, Ratschläge, Vorschriften und vor allem die Meinungen der vielen sogenannten Fachleute außer Acht gelassen.

Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich eigentlich nur eines will:

Freiheit und Unabhängigkeit.

Ich wollte frei und unabhängig sein von:

Gesundheitsrisiken, Stress, Zeitgeist, Maschinen, Heizkosten, Wartungskosten ‚Pfusch am Bau und allem, was heute so ein Hausbesitzer an Unzulänglichkeiten und Kosten erdulden muss.

Mehr war nicht: Das wenige (auf dem Papier) musste ich nur unter einen Hut, sprich „ein Dach“, bringen. Kein Problem, dachte ich. Irgendjemand muss doch mal aufgeschrieben haben, wie das geht, oder es mir sagen. Noch besser wäre es, es zeigte mir einer. Ich habe also Bücher gelesen, Fachzeitschriften studiert, Ausstellungen besucht, mit Fachleuten gesprochen, Architekten befragt, mit Hausbauern diskutiert und … und … und …

Es war zum Verzweifeln. Ich war vollgestopft mit Informationen, hatte aber immer noch kein „Rezept“, wie man ein richtiges Haus baut.

Jeder Buch- oder Artikelschreiber zählt auf, was es alles gibt am Bau und auf was man besonders achten müsse. Jeder Fachmann wusste auf seinem Fachgebiet vieles, vom Hausbau aber erschreckend wenig.

Die Architekten, die landläufig und auch gesetzlich für Baufachleute gehalten werden, wussten zwar, wie schöne Häuser aussehen sollten, dabei hatte auch jeder seine eigene Ansicht. Aber wie Häuser bauphysikalisch funktionieren müssen, damit man sich darin wohlfühlt, davon hatten fast alle keine Ahnung.

Dann gibt es noch die Baubiologen, die Energiesparer und die Bauökologen. Alle haben unterschiedliche Vorstellungen von einem Haus. Leider passen deren Forderungen alle zusammen bisher nicht in ein Einfamilienhaus, dessen Hauptzweck doch sein soll, seine Bewohner gesund und bei guter Laune zu halten.

Wenn ich mein Traumhaus bauen wollte, blieb mir also nichts anderes übrig als das, worauf man immer erst am Schluss kommt und was einem meistens am schwersten fällt:

selbst denken.

Das Konzept.

Ich habe meinen Wunsch- und Forderungskatalog systematisch auf Machbarkeit und Bezahlbarkeit überprüft. Ich habe mir also ein Konzept gemacht. Als Erstes auf meiner Wunschliste steht:

Frei von Gesundheitsgefahren.

Mein Haus soll meine Gesundheit schützen. Es soll mich schützen vor Kälte, Nässe, Hitze, Staub, Lärm, Zugluft, Gift, vor allem sollte es aber ein gutes Wohnklima haben, damit ich mich darin wohlfühlen kann.

Wo aber fühle ich mich am wohlsten? In der freien Natur und dort im Wald. Dort gibt es Licht, Luft und Sonne. Gifte gibt es dort, abgesehen von ein paar giftigen Pilzen, auch nicht. Also ziehe ich einfach in den Wald?

Leider geht das aber schon deswegen nicht, weil es dort nass ist, wenn es regnet und kalt im Winter. Außerdem möchte ich doch schon ein Bett zum Schlafen, einen Tisch und Stühle zum Essen und Arbeiten haben und alle sonstigen Gerätschaften an die heutigen (manche sagen auch zivilisierte) Menschen gewöhnt sind. Ich brauche also ein Haus, das mich vor Witterungseinflüssen schützt und mich trotzdem so naturnah wie möglich wohnen lässt.

Gegen die Witterungseinflüsse Nässe, Hitze, Kälte, Zugluft und auch gegen Staub und Lärm schützt mich eine dichte Haushülle. Gifte kann ich vermeiden, wenn ich die Haushülle aus ungiftigen Baustoffen mache, ebenso die Gerätschaften im Haus. Ungiftige Baustoffe sind aber nur natürliche Stoffe ohne Chemie. Was ist aber der natürlichste Baustoff aus dem man fast alles machen kann? Wie ist das im Wald? Der Wald besteht vorwiegend aus Bäumen und sonstigen Pflanzen, und Bäume sind aus Holz. Ganz einfach also: Ich hole mir den Wald ins Haus.

Meine Haushülle wird aus Holz bestehen und meine Möbel auch.

Jetzt brauche ich nur noch Licht, Luft und Sonne. Licht kommt tagsüber durch Fenster ins Haus. Will ich also viel Licht, brauche ich große Fenster. Luft kommt durch Löcher in der Haushülle ins Haus. Löcher in der Haushülle sind Türen und Fenster. Sonne kommt ebenfalls durch Fenster ins Haus, wenn die dort sind, wo die Sonne hin scheint. Das ist morgens die Ostseite, mittags die Südseite und abends die Westseite. Fenster sind also nicht nur zum Hinein- und Hinausgucken da, sondern offensichtlich ganz wichtig für mein Wohlbefinden. Mein Traumhaus muss folglich die richtigen Fenster an der richtigen Stelle haben.

Als Nächstes wollte ich frei sein von Stress, vom Zeitgeist und von Maschinen. Hier gibt es allerdings eine Einschränkung:

Positiven Stress brauche ich, weil der mich daran hindert, auf der faulen Haut zu liegen. Er ist mein Antrieb zur Leistung, zu immer neuen Erkenntnissen. Negativer Stress ist der, der mich lähmt. Bei mir entsteht er, wenn ich mit Theoretikern, Bürokraten und Bedenkenträgern diskutieren muss, weil die mich von sinnvoller Arbeit abhalten.

Negativer Stress entsteht bei mir auch, wenn ich mich über defekte Maschinerie ärgern muss. Wenn ich dann feststelle, dass diese Maschinerie nur dazu dient beim Bau von Häusern grundsätzliche Fehler bei der Planung zu kaschieren, dann bin ich beim „Zeitgeist.“

Unter Zeitgeist verstehe ich unser derzeitiges unüberlegtes Handeln. Anstatt alles so einfach wie möglich zu machen, bemühen sich ganze Heerscharen von Bürokraten, Juristen und Beratern aus „Selbsterhaltungstrieb“ um immer neue Gesetze, Vorschriften und Verordnungen, um unser Dasein möglichst kompliziert zu machen. Dass unsere Staatsbürokratie längst zum Selbstzweck geworden ist, hat inzwischen sogar schon ein Teil unserer Politiker gemerkt. Sie reden sogar darüber, dass dies schlecht für unsere Volkswirtschaft sei. Nur etwas dagegen unternehmen, das tun sie nicht. Kein Wunder, die meisten von ihnen sind ja selbst Bürokraten oder Juristen.

Der Zeitgeist beim Hausbau bedeutet zudem:

Möglichst kompliziert, möglichst unverständlich, möglichst viel Technik. Wenn ich mir so überlege wer mir das einreden will, dann sind es immer die Gleichen. Es sind die, die mir möglichst viel Geld aus der Tasche ziehen wollen. Sie wollen mir möglichst viel Unsinniges verkaufen, damit mein Haus möglichst kompliziert und teuer wird. Jetzt wird sogar darüber diskutiert, ob man für Energiesparhäuser eine Gebrauchsanleitung vorschreiben soll.

Die Spitze der Unvernunft ist die deutsche „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)“. Dort wird gesetzlich geregelt, dass ein Architekt oder Bauingenieur um so mehr Geld vom Bauherrn verlangen kann, je teurer er ihm ein Haus baut. Ist es also ein Wunder, dass in Deutschland am teuersten gebaut wird?

Am teuersten dabei ist die Technik, die sogenannte Haustechnik. Sie verursacht Stress, weil sie oft nicht funktioniert. Der sie in Ordnung bringen soll, kommt nie herbei, wenn er gebraucht wird. Und teuer ist er auch noch. Sehr teuer wird es immer, wenn die kaputte Technik nach einigen Jahren ersetzt werden muss. Dass das so ist, weiß eigentlich jeder, aber damit rechnen tun nur wenige.

Mein Traumhaus darf also nur so viel Technik wie unbedingt nötig haben. Das müsste eigentlich doch gehen. Schließlich haben unsere Vorfahren auch in Häusern ohne Technik gewohnt, und ich vermute, dass zumindest deren Wohnen stressfreier war als heute.

Ich will mich auch freimachen von den ständig steigenden Heizkosten.

Ich kann doch nicht einsehen, dass ich die vor Jahrmillionen in der Erde gespeicherte Sonnenenergie, man nennt sie auch fossile Energie, in teuren, störanfälligen Maschinen und Apparaten verbrenne, die Umwelt verschmutze, den Treibhaus-Effekt verstärke, nur um im Winter eine warme Bude zu haben und immer warmes Wasser zum Duschen oder Baden. Erstens wird die fossile Energie irgendwann mal alle und zweitens wird sie immer teurer. Ich kann auch nicht einsehen, dass ich dafür sorgen soll, dass die Ölscheichs, die Energie-Multis, die sie beschützenden Militärs und die Rüstungsindustrie in „Saus und Braus“ leben und ihre Volkswirtschaften ruinieren.

Dass ich darüber hinaus mich auch noch schämen muss, weil ich meine Umwelt verschmutze, stinkt mir erst recht. Dabei gibt es einen riesigen, unerschöpflichen sauberen Wärmeerzeuger: die Sonne.

Da diese es schafft, Mensch und Tier am Leben zu erhalten, Bäume und Pflanzen wachsen zu lassen, wird sie es wohl auch fertig bringen, meine Bude und mein Haus warm zu machen. Ich muss überlegen, wie ich diesen Ofen, die Sonne, für mein Haus und mein Wohlergehen nutzen kann.

Meine Heizquelle soll die Sonne sein.

Jetzt will ich auch noch ein möglichst „wartungsfreies Haus“. Unter Wartungskosten verstehe ich Instandhaltungskosten und Reparaturkosten. Alle Maschinerie geht irgendwann kaputt und muss entweder repariert oder neu gekauft werden. Die beste Maschinerie ist die, die man nicht braucht.

Also bleibe ich dabei:

Keine überflüssige Maschinerie in meinem Haus!

Was man immer wieder erneuern muss, sind die Anstriche. Wenn man sie selbst erneuert, ist das meistens eine „riesige Sauerei“. Wenn man sie von Maler machen lässt, hat man zwar weniger Aufwand, aber dafür kostet es viel. Am besten ist daher, man streicht erst gar nicht an. Das geht, wenn man die Wände innen und außen aus Holz macht. Dass das innen geht, hat sich, trotz der etwas anderes suggerierenden Reklame der Farbindustrie, mittlerweile herumgesprochen. Außen muss man es halt machen wie die alten Bergbauern und die Amis. Beide verwenden im Außenbereich witterungsbeständige Hölzer. Die Bergbauern nehmen Lärche oder Douglasie, die Amis Red-Cedar oder auch Douglasie. Die graue bis schwarze Verwitterungsschicht schützt das Holz ohne Chemie über Jahrhunderte. Die jahrhundertealten Bergbauernhöfe beweisen das. Als diese gebaut wurden, gab es nämlich noch keine chemischen Holzschutzmittel und auch keine künstliche Farbe.

Also auch hier:

„Zurück zur Natur“, keine künstliche Farbe!

„Pfusch am Bau“. Wie kann ich den vermeiden? Wer wie ich sein ganzes Arbeitsleben Fabriken geplant hat und bauen ließ, kann ein „Lied vom Pfusch singen“. Meiner Erfahrung nach kann man Pfusch nur dadurch vermeiden, dass man das Bauen so einfach wie möglich macht und keinen Bauhandwerker zwingt zu denken. Oder man macht’s selbst. Wenn man Zeit dafür opfert „und kein fauler Hund ist“, ist dies immer der beste und kostengünstigste Weg.

Also muss mein Traumhaus einfach zu bauen, das heißt „selbstbaufreundlich“ sein.

Damit war mein Konzept für mein Traumhaus erst einmal fertig.

So sollte mein Traumhaus sein:

Vorwiegend aus Holz bestehen, Licht, Luft und Sonne in die Wohnung lassen, möglichst ohne Technik stressfrei funktionieren, von der Sonne beheizt werden, keiner Wartung bedürfen, selbstbaufreundlich und bezahlbar.

Bei der Formulierung des Konzeptes habe ich festgestellt, dass ein Haus nur als Ganzes ein Traumhaus sein kann. Alle Komponenten müssen ganzheitlich zusammenpassen und eine Art lebendigen Organismus bilden. Ich muss also aufpassen, dass ich nicht den Fehler der Spezialisten mache, die jeweils ihr Anliegen optimal verwirklichen wollen, ohne zu berücksichtigen, dass sie damit oft die Anliegen der anderen Spezialisten ausschließen. Ich muss folglich

ganzheitlich denken.

Ich muss versuchen die unterschiedlichsten Interessen unter mein Traumhaus-Dach zu bringen. Vielleicht gelingt es mir sogar, mein Traumhaus ohne Kompromisse zu verwirklichen. Eigentlich muss ich mich nur

„an der Natur orientieren“.

Die Natur konnte bis jetzt auch nicht von den größten Spezialisten verbessert werden, eher im Gegenteil. Welche Spezialisten haben nun mit meinem Haus zu tun?

Die Baubiologen

wollen gesund bauen mit natürlichen Materialien. Für sie ist das Haus ein Organismus, der sich vor allem den Menschen anpassen soll. Die Behaglichkeit der Bewohner steht für sie im Mittelpunkt. Das ist doch vernünftig. Schließlich wird ein Haus für Menschen gebaut, und die sollen sich natürlich darin wohlfühlen.

Die Energiesparer

wollen mit High-Tech-Lösungen vorrangig die Auswirkungen der menschlichen Behausungen auf die Umwelt mindern, indem sie den Energieverbrauch von Häusern senken. Die verstehen darunter die Verminderung der fossilen Energie, die verheizt wird und deren CO2-Ausstoß die Erde immer mehr zum Treibhaus macht. Das ist auch vernünftig. Auch ich bin für Energiesparen, aber nicht dafür erst Energie zu erzeugen und sie dann zu vergeuden.

Die Bauökologen

betrachten mehr die Herkunft und Zukunft der zum Hausbau verwendeten Baumaterialien. Diese sollen energetisch sparsam herzustellen und später auch wieder leicht in den Naturkreislauf zurückzuführen (modern ausgedrückt recycelbar) sein. Das ist auch vernünftig.

Die Solararchitekten

sehen in der Sonne den einzigen beständigen Energielieferanten der Erde. Durch konsequente Nutzung der Sonne könnten Häuser sich von Energieverbrauchern zu Energiesammlern entwickeln. Das ist ganz meine Meinung.

Die Stadtökologen

wollen grundsätzlich nur in Städten bauen. Sie argumentieren, dass durch den Bau von Einfamilienhäusern auf dem Land und durch den Bau von zusätzlichen Verkehrswegen zu viel Fläche versiegelt würde.

Dass jedes Dorf und jedes Gehöft schon eine Strasse und eine funktionsfähige Wasser- und Stromversorgung hat und dass man dort mit dezentralen Pflanzenkläranlagen das Abwasserproblem gelöst hat oder lösen kann, haben sie noch nicht begriffen. Dass man im Computerzeitalter auch nicht mehr unbedingt zu einer festen Arbeitsstelle in der Stadt fahren muss, sondern auch zu Hause arbeiten kann und dass es heute das Internet gibt, ist ihnen noch nicht aufgefallen. Dass sich die Natur durch Überschwemmungen, Stürme und Unwetter für die Vergewaltigung durch die Stadtplaner mit deren Flussbegradigung, Kanalisationswahn und Betonierungswut an uns allen rächt, ist ihnen noch nicht aufgegangen.

In den von ihnen geplanten Betonwüsten der Vorstädte wird unser soziales Umfeld zerstört und das Verbrechen gezüchtet. Nach meiner Meinung sind dort die Stadtplaner, die Betonbauer und die Advokaten eine unheilvolle Allianz eingegangen, die zu einem ernsten Problem für unsere Gesellschaft geworden ist. Ich kann einfach nicht begreifen, wie man zulassen kann, dass Stadtplaner weiter Wohnsilos planen und bauen dürfen, nur damit die Betonindustrie und die Advokaten Kunden bekommen.

Die Stadtplaner bekommen ihr Geld übrigens auch nach der HOAI und die Advokaten haben ihre eigene ähnliche Gebührenordnung. Alles klar?

Wenn ich meinen Forderungskatalog für mein Traumhaus ansehe, dann beinhaltet er die wesentlichen Forderungen der Baubiologen und der Bauökologen. Auch die Forderung nach Energieeinsparung und Solarenergienutzung der Energiesparer und Solararchitekten sind berücksichtigt. Ich möchte aber das alles ohne viel Maschinerie und ohne Hightech.

Die Stadtplaner kann ich zunächst mal vergessen, weil sie sowieso keine Häuser bauen.

Der Plan

Da ich jetzt weiß, was ich will, muss ich mich mit der Planung meines Traumhauses befassen. Denn:

Alles Wissen nutzt nichts, wenn man nichts damit anfängt.

Als Maschinenbau-Ingenieur hatte ich nun einen Vorteil. Ich hatte keine „studierte Ahnung“ vom Bauen. Dafür aber um so mehr praktische Erfahrung im Umgang mit mehr oder minder funktionierenden Bauten. Ich war technischer Leiter von Industriebetrieben und habe 40 Jahre lang Fertigungsanlagen geplant, zum Teil konstruiert und durch Wartung und Instandhaltung für deren Funktionssicherheit gesorgt. Ich habe mich um eine rationelle Energieversorgung, um den Umweltschutz und die Arbeitssicherheit gekümmert. Dafür zu sorgen, dass alle Mitarbeiter gesund und leistungsfähig blieben, war eine meiner vornehmsten Aufgaben. Die notwendigen Gebäude und Straßen habe ich geplant und von Bauingenieuren bauen lassen. Außerdem habe ich so nebenbei drei eigene Einfamilienhäuser geplant und unter meiner Regie bauen lassen.

Ich habe gelernt, dass alles was sich bewegt, irgendwann kaputt gehen wird und dass die beste Maschine die ist, die man nicht braucht. Genau so ist es mit der Energie. Am besten ist, man braucht keine. Dann muss man keine erzeugen und auch keine bezahlen.

Nach meinem Konzept sollte mein Traumhaus von der Sonne beheizt werden. Ich musste den „Sonnenofen“ also anzapfen. Wenn ich aber wenig Heizenergie brauche, kann der Zapfhahn klein sein und dann wird er logischer Weise auch weniger kosten. Also musste ich sehen, dass mein Traumhaus so wenig Heizenergie wie möglich braucht.

Mein Traumhaus musste also ein „Niedrigenergiehaus“ sein.

Niedrigenergiehäuser gibt es zu kaufen. Ich habe mir die Käuflichen angesehen. Sie passten einfach nicht zu meinem Forderungskatalog. Entweder war zu viel Chemie, sprich Gift drin, oder sie hatten noch einen zu hohen Heizenergiebedarf. Selbst bauen konnte ich sie auch nicht. Am meisten störte mich aber die viele störanfällige Maschinerie in ihnen.

Dann bin ich auf die „Passivhäuser“ gestoßen. Ich habe einige besichtigt und fast alles, was es gab, über sie gelesen. Die paar Haare, die ich noch hatte, standen mir vollends zu Berge. Auf was ich bei denen alles achten sollte. Was ich da alles an Maschinerie einbauen sollte. Mein Wohlbefinden sollte ich von einer Lüftungsanlage, die in Wirklichkeit eine Entfeuchtungsanlage ist, einer Maschine abhängig machen, die Passivhäuser unbedingt brauchen, weil man in ihnen praktisch in einer „Plastiktüte“ wohnt, aus der Wasserdampf sonst nicht hinauskommt.

Diese Plastiktüte muss zudem sehr sorgfältig eingebaut werden, damit sie wirklich dicht ist, weil sonst das Passiv-Haus kaputt geht. Diese Sorgfalt sollte ich von Bauhandwerkern erwarten? Ob die Plastiktüte nach dem Rohbau dicht ist, kann man durch einen sog. Blower-Door-Test kontrollieren. Bei diesem Test pumpen Wissenschaftler die Hausplastiktüte mit Luft auf und stellen fest ob und wo diese undicht ist. Diese Undichtigkeiten müssen dann die Rohbauhandwerker wieder abdichten, d.h. reparieren.

Danach kommen die anderen Handwerker, die Elektriker, die Rohrleger, die Heizungsbauer usw. Alle machen sich an der Haushülle zu schaffen und keiner darf auch nicht das kleinste Loch in die „Plastiktüte“ machen, weil sonst das Haus kaputt geht. Soll ich mich auf diese Handwerker verlassen?

Nein, habe ich mir gesagt, man muss ein Niedrig- oder „Niedrigstenergiehaus“ auch anders bauen können. Ich musste also wieder selbst denken.

Wo ist das Problem? Warum brauchte man früher keine Dampfsperre und hatte gesunde Häuser? Die Antwort geben die Naturgesetze, die Physik:

Das Problem ist der durch die Bewohner im Haus produzierte Wasserdampf. Früher konnte er ungehindert durch die aus natürlichen wasserdampfdurchlässigen Baustoffen bestehende Haushülle entweichen. Deren Außenfläche wurde von innen durch die Wand wärmer gemacht als die Außenluft. Der Wasserdampf kondensierte zu Tauwasser außerhalb der Haushülle, ohne diese zu beschädigen.

Deshalb sind alte Häuser gesunde Häuser, brauchen aber viel Heizenergie. Den hohen Heizenergieverbrauch hat man in Kauf genommen, weil er wenig kostete und das Problem Tauwasser trat nicht auf.