Die drei ???® Kids

Band 45

Ein Fall für Superhelden

erzählt von Ulf Blanck

Mit Illustrationen von Kim Schmidt

KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen von Kim Schmidt, Dollerup

Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar

 

 

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© 2010, 2012, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN 978-3-440-13396-5

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Goldene Cornflakes

Müde saß Justus Jonas auf der Veranda und goss sich Milch über seine Cornflakes. Sein Onkel Titus blätterte in der Zeitung. »Du bekommst ja deine Augen kaum auf«, lachte er. »Zum Glück sind Ferien. Deine Lehrer hätten sonst Mitleid mit dir und würden dich gleich wieder ins Bett schicken.« Justus fand die Bemerkung nicht besonders lustig und füllte sich gähnend noch mehr Cornflakes in die Schüssel. »Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen, weil mich eine Mücke genervt hat. Ich möchte mal wissen, wer die Viecher erfunden hat.«

Sein Onkel legte die Zeitung beiseite und stand grinsend auf. »Bestimmt dieselben, die auch Mückennetze und Insektenspray verkaufen. So, jetzt aber an die Arbeit. Ich muss im Schuppen noch eine Lieferung mit gebrauchten Rasierapparaten einsortieren.« Justus sah seinen Onkel verwundert an. »Was willst du denn mit alten Rasierern? Wer soll diesen Schrott kaufen?« Titus Jonas kniff die Augen zusammen. »Schrott?! Alte Rasierer sind kein Müll, das sind Wertstoffe. Und wenn sie keiner haben will, dann baue ich sie eben zu Rasenmähern um. Irgendjemand kauft mir die Dinger schon ab. Und zwar hoffentlich bald, sonst kann ich nämlich nicht mal mehr das Benzin für den Pick-up bezahlen. Dann hätte ich wirklich ein Problem, denn ich muss gleich noch Tante Mathilda aus der Stadt abholen. Sie macht heute ihre Einkäufe, und eine neue Waschmaschine ist leider auch fällig.«

Kaum war Onkel Titus in seinem Schuppen verschwunden, kamen Bob und Peter durch die große Toreinfahrt gefahren und stellten ihre Räder an der Veranda ab. »He, Just!«, rief Bob. »Bist du immer noch nicht fertig mit dem Frühstück? Wir wollten doch an den Strand?« Peter blickte genervt auf die volle Schüssel mit Cornflakes. »Das kann ja noch Stunden dauern. Die besten Wellen sind dann vorbei. Los, komm, du hast genug gegessen!«

Justus griff sich eine Handvoll Cornflakes direkt aus der Packung und stand dann auf. »Mann, seid ihr pünktlich. Dann verhungere ich eben auf dem Weg zum Strand, und ihr seid schuld.« Mit diesen Worten schnappte er sich seinen Rucksack und schob sich die Cornflakes in den Mund. Doch plötzlich hielt er inne. Irgendetwas stimmte nicht. Er hatte auf etwas Hartes gebissen. »Aua, was ist das denn?«, fluchte er und spuckte die Cornflakes wieder aus. »Ich hab mir fast einen Zahn ausgebissen.«

Bob fing an zu lachen. »Du beißt dir die Zähne an Cornflakes aus? Vielleicht solltest du es mal mit Haferbrei versuchen.« Doch Justus betrachtete verwundert etwas Glänzendes in seiner Hand. »Hier, da hab ich eben draufgebissen.« Peter kam neugierig näher. »Sieht aus wie ein Cornflake aus Gold. Was soll denn das sein?«

»Keine Ahnung. Das war in der Packung«, sagte Justus stirnrunzelnd. Bob grinste. »Goldene Cornflakes? Cool! Wo ist die Packung? Vielleicht stecken da noch mehr drin?«

Neugierig schütteten die drei ??? die restlichen Cornflakes auf den Tisch. »Sehen alle normal aus«, stellte Peter enttäuscht fest. »Das war wohl das Einzige.«

Jetzt erst bemerkte Justus auf der Rückseite der Cornflakes-Packung ein buntes Comicbild. Ein Mann im Superhelden-Kostüm hielt etwas Goldglänzendes in die Luft. Darüber stand in großen Buchstaben: Such das goldene Cornflake!

»Jetzt verstehe ich. Das Ganze ist irgendeine Werbeaktion. Scheint so, als hätte ich das goldene Cornflake gefunden.« Bob nahm ihm die Packung aus der Hand. »Irre! Und was hast du gewonnen? Eine Million Dollar?« Aufgeregt schnappte sich Peter die Packung. »Also, hier steht: Connys Cornflakes machen dich zum Superhelden. Wer das goldene Cornflake findet, wird Connys Superheld und bekommt einen Werbevertrag. Werde reich und berühmt mit Connys Cornflakes! Denn Connys Cornflakes machen schlau und fit wie ein Superheld.«

Justus musste sich erst einmal setzen. »Was ist das denn für ein Quatsch? Was für ein Superheld?« Doch für Bob war die Sache klar. »Mann! Du hast den Hauptgewinn gezogen. Den Jackpot geknackt. Du bekommst einen Werbevertrag und einen Haufen Geld. Hier steht es doch: Wenn du das goldene Cornflake hast, ruf die Gewinnernummer an. Just, worauf wartest du noch? Los, ans Telefon!«

Auch Peter war begeistert. »Just, das ist dein Glückstag! Vielleicht kommst du sogar ins Fernsehen?« Noch immer blickte Justus unsicher auf die Packung. »Ich kann das nicht glauben. Aber gut, gehen wir ins Haus, ich rufe an. Kommt mit!«

Kurz darauf wählte Justus die angegebene Nummer, und eine junge Frau meldete sich. »Werbeagentur Jeffers und Partner. Was kann ich für Sie tun?«

Justus räusperte sich. »Guten Tag, hier spricht Justus Jonas. Ich habe heute Morgen etwas Goldenes in meiner Packung Connys Cornflakes gefunden und …« Weiter kam er nicht, denn die junge Frau fiel ihm sofort ins Wort. »Ein goldenes Cornflake? Wirklich?«

»Ja, wenn ich es Ihnen doch sage. Ich habe mir fast einen Zahn dabei abgebrochen und …«

»Herzlichen Glückwunsch! Warte, ich verbinde dich direkt mit dem Chef.« Es erklang Musik, dann meldete sich ein Mann. »Das ist ja fantastisch! Hier spricht David Jeffers von Jeffers und Partner. Ich dachte schon, niemand findet das goldene Cornflake.« Justus war immer noch misstrauisch. »Ja schön, aber was habe ich jetzt gewonnen?« Die Stimme von David Jeffers überschlug sich fast. »Was du gewonnen hast, mein Junge? Dein Leben wird sich ab sofort verändern. Du wirst nämlich Connys Superheld! In ein paar Tagen kennt dich die ganze Stadt. Wir machen einen Star aus dir. Einen Werbestar. Fernsehen, Plakate, Radio, Internet, Kinowerbung.«

»Frag ihn, was man dabei verdient«, flüsterte Bob und fuchtelte wild mit den Armen.

Der Agenturchef schien das gehört zu haben und fing an zu lachen. »Ach, das wird noch geklärt. Zunächst wollen wir dich kennenlernen. Justus Jonas heißt du? Na, den Namen kann man zur Not noch ändern. Sag mir einfach deine Adresse, mein Team und ich fahren dann sofort los. Spätestens in einer Dreiviertelstunde sind wir da.«

Kurz darauf legte Justus verwirrt den Hörer auf. »Entweder ist dieser Jeffers ein Spinner, oder ich träume das alles. Wieso wollen die aus mir einen Superhelden machen?«

Peter klopfte seinem Freund grinsend auf die Schulter. »Wieso, das passt doch perfekt zu dir. Super-Justus kämpft mit seinen Superkräften gegen das Böse und rettet Rocky Beach. Lass dich doch einfach überraschen!«

»Na schön. Bald werden wir mehr wissen.«

Super-Justus

Die drei ??? brauchten nicht lange zu warten, denn schon nach einer halben Stunde kam eine lila Limousine auf den Schrottplatz gerollt. Neugierig liefen Justus, Peter und Bob auf den Wagen zu. Ein Mann mit Zopf und riesiger Sonnenbrille stieg aus. Ihm folgte eine junge Frau in Stöckelschuhen, mit einem Schreibblock in der Hand.

»Na, wer von euch dreien ist mein Superheld?«, rief der Mann und rieb sich die Hände. Bob schob Justus nach vorne. »Der hier! Justus hat das goldene Cornflake in der Packung gefunden. Sind Sie David Jeffers?«

»Ja, genau der bin ich. Chef der Werbeagentur Jeffers und Partner. Wir waren es, die im letzten Jahr für Colagum die weltgrößte Kaugummiblase von einem Wolkenkratzer gespuckt haben. Oder vielleicht erinnert ihr euch an die sprechende Erbsendose Billy? Hinter all diesen beeindruckenden Aktionen steckt immer ein kluger Kopf. Tja, und der bin ich.« Dann wandte er sich an die junge Frau. »Liza, mach doch bitte ein Foto von dem Jungen. Für die Dokumentation. Dann wissen wir später, wie er vorher aussah – bevor er sich in einen Superhelden verwandelt hat. Haha.«

Justus trat einen Schritt zurück. »Moment, was haben Sie denn mit mir vor? Ich werde mich nicht zum Affen machen für eine Cornflakes-Packung.«

David Jeffers ließ sich nicht beirren und holte aus dem Wagen eine große Kiste. »Ach was, mit einem Affen hat das nichts zu tun. Du wirst in die Werbegeschichte eingehen. Hier, zieh das an!« Ehe sich Justus versah, bekam er einen knallroten Umhang über die Schultern gehängt. Bob und Peter hielten sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen.

»Liza, mach noch ein Foto!«, strahlte Jeffers. »Den Jungen kriegen wir schon noch hin. Ein bisschen Schminke, die Haare etwas anders gekämmt, und wenn er noch ein paar Kilo abnimmt, sieht er bald aus wie ein Superheld.«

Justus wurde rot vor Zorn und warf den Umhang auf den Boden. »Vergessen Sie die Sache mit dem Superhelden! Suchen Sie sich dafür einen anderen Dummen. Ich bleibe lieber so, wie ich bin.«

Jeffers hob den Umhang auf und klopfte hüstelnd den Staub ab. »Na schön, dann suchen wir uns einen anderen. Bekommt der eben die tausend Dollar.« Justus schluckte. »Sagten Sie eben tausend Dollar?«

»Ja, und das ist erst der Anfang. Dann gibt es natürlich noch Extrageld für Autogrammstunden, Geld für Fernsehauftritte und natürlich ein Leben lang umsonst Connys Cornflakes.«