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I   N   H   A   L   T

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GEDICHTE

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Gedichte

Epigramme.

Fabeln.

Gelegenheitsverse und Albumblätter.

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DRAMEN

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Die Familie Schroffenstein

Robert Guiskard

Der zerbrochne Krug

Amphitryon

Penthesilea

Das Käthchen von Heilbronn

Die Hermannsschlacht

Prinz Friedrich von Homburg

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ERZÄHLUNGEN

*

Das Bettelweib von Locarno

Das Erdbeben in Chili

Der Findling

Der Zweikampf

Die heilige Cäcilie

Die Marquise von O...

Die Verlobung in St. Domingo

Geistererscheinung

Michael Kohlhaas

Anekdoten und Anekdoten-Bearbeitungen

*

KLEINE SCHRIFTEN

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Kunst und Weltbetrachtung

Politische Schriften des Jahres 1809

Berichterstattung und Tageskritik 1810-1811

Übersetzungen aus dem Französischen

Redaktionelle Anzeigen und Erklärungen

*

BRIEFE

Das Bettelweib von Locarno

Am Fuße der Alpen bei Locarno im oberen Italien befand sich ein altes, einem Marchese gehöriges Schloß, das man jetzt, wenn man vom St. Gotthard kommt, in Schutt und Trümmern liegen sieht: ein Schloß mit hohen und weitläufigen Zimmern, in deren einem einst auf Stroh, das man ihr unterschüttete, eine alte kranke Frau, die sich bettelnd vor der Tür eingefunden hatte, von der Hausfrau aus Mitleiden gebettet worden war. Der Marchese, der bei der Rückkehr von der Jagd zufällig in das Zimmer trat, wo er seine Büchse abzusetzen pflegte, befahl der Frau unwillig, aus dem Winkel, in welchem sie lag, aufzustehn und sich hinter den Ofen zu verfügen. Die Frau, da sie sich erhob, glitschte mit der Krücke auf dem glatten Boden aus und beschädigte sich auf eine gefährliche Weise das Kreuz; dergestalt, daß sie zwar noch mit unsäglicher Mühe aufstand und quer, wie es ihr vorgeschrieben war, über das Zimmer ging, hinter dem Ofen aber unter Stöhnen und Ächzen niedersank und verschied.

Mehrere Jahre nachher, da der Marchese durch Krieg und Mißwachs in bedenkliche Vermögensumstände geraten war, fand sich ein florentinischer Ritter bei ihm ein, der das Schloß seiner schönen Lage wegen von ihm kaufen wollte. Der Marchese, dem viel an dem Handel gelegen war, gab seiner Frau auf, den Fremden in dem obenerwähnten leerstehenden Zimmer, das sehr schön und prächtig eingerichtet war, unterzubringen. Aber wie betreten war das Ehepaar, als der Ritter mitten in der Nacht verstört und bleich zu ihnen herunterkam, hoch und teuer versichernd, daß es in dem Zimmer spuke, indem etwas, das dem Blick unsichtbar gewesen, mit einem Geräusch, als ob es auf Stroh gelegen, im Zimmerwinkel aufgestanden mit vernehmlichen Schritten langsam und gebrechlich quer über drei Zimmer gegangen und hinter dem Ofen unter Stöhnen und Ächzen niedergesunken sei.

Der Marchese, erschrocken, er wußte selbst nicht recht warum, lachte den Ritter mit erkünstelter Heiterkeit aus und sagte, er wolle sogleich aufstehen und die Nacht zu seiner Beruhigung mit ihm in dem Zimmer zubringen. Doch der Ritter bat um die Gefälligkeit, ihm zu erlauben, daß er auf einem Lehnstuhl in seinem Schlafzimmer übernachte; und als der Morgen kam, ließ er anspannen, empfahl sich und reiste ab.

Dieser Vorfall, der außerordentliches Aufsehen machte, schreckte auf eine dem Marchese höchst unangenehme Weise mehrere Käufer ab; dergestalt, daß, da sich unter seinem eignen Hausgesinde, befremdend und unbegreiflich, das Gerücht erhob, daß es in dem Zimmer zur Mitternachtstunde umgehe, er, um es mit einem entscheidenden Verfahren niederzuschlagen, beschloß, die Sache in der nächsten Nacht selbst zu untersuchen. Demnach ließ er beim Einbruch der Dämmerung sein Bett in dem besagten Zimmer aufschlagen und erharrte, ohne zu schlafen, die Mitternacht. Aber wie erschüttert war er, als er in der Tat mit dem Schlage der Geisterstunde das unbegreifliche Geräusch wahrnahm; es war, als ob ein Mensch sich von Stroh, das unter ihm knisterte, erhob, quer über das Zimmer ging, und hinter dem Ofen unter Geseufz und Geröchel niedersank. Die Marquise, am andern Morgen, da er herunterkam, fragte ihn, wie die Untersuchung abgelaufen; und da er sich mit scheuen und ungewissen Blicken umsah und, nachdem er die Tür verriegelt, versicherte, daß es mit dem Spuk seine Richtigkeit habe: so erschrak sie, wie sie in ihrem Leben nicht getan und bat ihn, bevor er die Sache verlauten ließe, sie noch einmal in ihrer Gesellschaft einer kaltblütigen Prüfung zu unterwerfen. Sie hörten aber samt einem treuen Bedienten, den sie mitgenommen hatten, in der Tat in der nächsten Nacht dasselbe unbegreifliche, gespensterartige Geräusch; und nur der dringende Wunsch, das Schloß, es koste was es wolle, loszuwerden, vermochte sie, das Entsetzen, das sie ergriff, in Gegenwart ihres Dieners zu unterdrücken und dem Vorfall irgendeine gleichgültige und zufällige Ursache, die sich entdecken lassen müsse, unterzuschieben. Am Abend des dritten Tages, da beide, um der Sache auf den Grund zu kommen, mit Herzklopfen wieder die Treppe zu dem Fremdenzimmer bestiegen, fand sich zufällig der Haushund, den man von der Kette losgelassen hatte, vor der Tür desselben ein; dergestalt daß beide, ohne sich bestimmt zu erklären, vielleicht in der unwillkürlichen Absicht, außer sich selbst noch etwas Drittes, Lebendiges, bei sich zu haben, den Hund mit sich in das Zimmer nahmen. Das Ehepaar, zwei Lichter auf dem Tisch, die Marquise unausgezogen, der Marchese Degen und Pistolen, die er aus dem Schrank genommen, neben sich, setzen sich gegen elf Uhr jeder auf sein Bett; und während sie sich mit Gesprächen, so gut sie vermögen, zu unterhalten suchen, legt sich der Hund, Kopf und Beine zusammengekauert, in der Mitte des Zimmers nieder und schläft ein, Drauf, in dem Augenblick der Mitternacht, läßt sich das entsetzliche Geräusch wieder hören; jemand, den kein Mensch mit Augen sehen kann, hebt sich auf Krücken im Zimmerwinkel empor; man hört das Stroh, das unter ihm rauscht; und mit dem ersten Schritt: tapp! tapp! erwacht der Hund, hebt sich plötzlich, die Ohren spitzend, vom Boden empor, und knurrend und bellend, grad' als ob ein Mensch auf ihn eingeschritten käme, rückwärts gegen den Ofen weicht er aus. Bei diesem Anblick stürzt die Marquise mit sträubenden Haaren aus dem Zimmer; und während der Marchese, der den Degen ergriffen: „Wer da?“ ruft, und, da ihm niemand antwortet, gleich einem Rasenden nach allen Richtungen die Luft durchhaut, läßt sie anspannen, entschlossen, augenblicklich nach der Stadt abzufahren. Aber ehe sie noch nach Zusammenraffung einiger Sachen aus dem Tore herausgerasselt, sieht sie schon das Schloß ringsum in Flammen aufgehen. Der Marchese, von Entsetzen überreizt, hatte eine Kerze genommen und dasselbe, überall mit Holz getäfelt wie es war, an allen vier Ecken, müde seines Lebens, angesteckt. Vergebens schickte sie Leute hinein, den Unglücklichen zu retten; er war auf die elendiglichste Weise bereits umgekommen; und noch jetzt liegen, von den Landleuten zusammengetragen, seine weißen Gebeine in dem Winkel des Zimmers, von welchem er das Bettelweib von Locarno hatte aufstehen heißen.

Der höhere Frieden.

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen

Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf,

Menschen, die im Busen Herzen tragen,

Herzen, die der Gott der Liebe schuf:

Denk’ ich, können sie doch mir nichts rauben,

Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt,

Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben,

Der dem Hasse, wie dem Schrecken wehrt;

Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren,

Daß er mich im Weizenfeld erquickt,

Und das Lied der Nachtigall nicht stören,

Die den stillen Busen mir entzückt.

An Wilhelmine.

Nicht aus des Herzens bloßem Wunsche keimt

Des Glückes schöne Götterpflanze auf.

Der Mensch soll mit der Mühe Pflugschar sich

Des Schicksals harten Boden öffnen, soll

Des Glückes Erntetag sich selbst bereiten

Und Taten in die offnen Furchen streun.

Er soll des Glückes heil’gen Tempel sich

Nicht mit Hermeos’ Caduceus öffnen,

Nicht wie ein Nabob seinen trägen Arm

Nach der Erfüllung jedes Wunsches strecken.

Er soll mit etwas den Genuß erkaufen,

Wär’s auch mit des Genusses Sehnsucht nur.

Nicht vor den Bogen tritt der Hirsch und wendet

Die Scheibe seiner Brust dem Pfeile zu;

Der Jäger muß in Feld und Wald ihn suchen,

Wenn er daheim mit Beute kehren will;

Er muß mit jedem Halme sich beraten,

Ob er des Hirsches leichte Schenkel trug,

An jedes Baums entreis’tem Aste prüfen,

Ob ihn sein königlich Geweih berührt;

Er muß die Spur durch Tal und Berg verfolgen,

Sich rastlos durch des Moors Gestrüppe drehn,

Sich auf des Felsens Gipfel schwingen, sich

Hinab in tiefer Schlünde Absturz stürzen,

Bis in der Wildnis dickster Mitternacht

Er kraftlos neben seiner Beute sinkt.

Der Schwalbe Nest hangt an des Knaben Hütte,

Allein die leichte Beute reizt ihn nicht:

Er will des Adlers königliche Brut,

Die in der Eiche hohem Wipfel thront!

Denn das Erworbne – wär’s mit einem Tropfen Schweiß

Auch nur erworben – ist uns mehr als das

Gefundne wert. Den wir mit unsers Lebens

Gefahr erretteten, der ist uns teuer,

So wie dem Araber der teuer ist,

Dem er ein Stück von seinem Brote gab.

Am Ufer glänzt die helle Perlemutter

Und des Achats buntfarbiges Gestein;

Allein der Perlenfischer achtet

Nicht, was die Erde bietet, stürzt

Sich lieber in des Meeres Wogen, senkt

Sich nieder in die dunkle Tiefe und

Kehrt, stolzer als der Bergmann mit dem Golde,

Mit einer Auster blassem Schleim zurück.

Den Bergmann soll die Wünschelrute nicht

Mit blindem Glück an goldne Schätze führen;

Er soll durch Erd’ und Stein sich einen Weg

Bis zu des Erzes edlem Gange bahnen,

Damit er an dem Körnchen Gold, das er

Mit Schweiß erwarb, sich mehr als an dem Schatze,

Den ihm die Wünschelrute zeigt, erfreue.

Des Künstlers Meißel übt sich an Kristallen,

Die schon von selbst mit Farben spielen, nicht;

Er übt sich an dem rohen Kiesel, den

Des Knaben Fußtritt nicht verschonte, wühlet

Sich durch die Rinde, lockt den Feuerfunken,

Der in des Kiesels kaltem Busen schlummert,

In tausend Blitzen aus dem Stein hervor

Und schmückt mit ihm der Herrscher Diadem.

Nicht zu dem Schiffer schwimmet aus der Ferne

Des Indiers goldner Ueberfluß heran;

Er muß auf ungewissen Brettern sich

Dem trügerischen Meere anvertraun,

Er muß der Sandbank hohe Fläche meiden,

Der Klippe spitzgeschliffnen Dolch umgehn,

Sich mühsam durch der Meere Strudel winden,

Mit Stürmen kämpfen, sich mit Wogen schlagen,

Bis ihn der Küste sichrer Port empfängt.

Auch zu der Liebe schwimmt nicht stets das Glück,

Wie zu dem Kaufmann nicht der Indus schwimmt;

Sie muß sich ruhig in des Lebens Schiff

Des Schicksals wildem Meere anvertraun,

Dem Wind des Zufalls seine Segel öffnen,

Es an der Hoffnung Steuerruder lenken

Und, stürmt es, vor der Treue Anker gehn;

Sie muß des Wankelmutes Sandbank meiden,

Geschickt des Mißtrauns spitzen Fels umgehn

Und mit des Schicksals wilden Wogen kämpfen,

Bis in des Glückes sichern Port sie läuft.

Der Schrecken im Bade.

Eine Idylle.

Johanna. Klug doch, von List durchtrieben ist die Grete,

Wie kein’ im Dorf mehr! »Mütterchen,« so spricht sie.

Und gleich, als scheute sie den Duft der Nacht,

Knüpft sie ein Tuch geschäftig sich ums Kinn:

»Laß doch die Pforte mir, die hintre, offen;

Denn in der Hürd’ ein Lamm erkrankte mir,

Dem ich Lavendelöl noch reichen muß.«

Und, husch! statt nach der Hürde, die Verrätrin,

Drückt sie zum Seegestade sich hinab. –

Nun, heiß, fürwahr, als sollt’ er Ernten reifen,

War dieser Tag des Mais, und Blumen gleich

Fühlt jedes Glied des Menschen sich erschlafft. –

Wie schön die Nacht ist! Wie die Landschaft rings

Im milden Schein des Mundes still erglänzt!

Wie sich der Alpen Gipfel umgekehrt

In den kristallnen See danieder tauchen!

Wenn das die Gletscher tun, ihr guten Götter,

Was soll der arme herzdurchglühte Mensch?

Ach! wenn es nur die Sitte mir erlaubte,

Vom Ufer sank’ ich selbst herab und wälzte

Wollüstig wie ein Hecht, mich in der Flut!

Margarete. Fritz! – Faßt nicht Schrecken, wie des Todes, mich!

– Fritz, sag’ ich, noch einmal: Maria – Joseph!

Wer schwatzt dort in der Fliederhecke mir?

– Seltsam, wie hier die Silberpappel flüstert!

»Husch« und »Lavendelöl« und »Hecht« und »Sitte«,

Als ob’s von seinen roten Lippen käme!

Fern im Gebirge steht der Fritz und lauert

Dem Hirsch auf, der uns jüngst den Mais zerwühlte:

Doch hätt’ ich nicht die Büchs’ ihn greifen sehen,

Ich hätte schwören mögen, daß er’s war.

Johanna. Gewiß! Diana, die mir unterm Spiegel,

Der Keuschheit Göttin, prangt im goldnen Rahm;

Die Hunde liegen lechzend ihr zur Seite,

Und Pfeil und Bogen gibt sie, jagdermüdet,

Den jungen Nymphen hin, die sie umstehn:

Sie wählte sich, der Glieder Duft zu frischen,

Verständiger den Grottenquell nicht aus.

Hier hätt’ Aktäon sie, der Menschen ärmster,

Niemals entdeckt, und seine junge Stirn

War’ ungehörnt bis auf den heut’gen Tag.

Wie einfam hier der See den Felsen klatscht!

Und wie die Ulme, hoch vom Felsen her,

Sich niederbeugt, von Schleh umrangt und Flieder,

Als hätt’ ein Eifersücht’ger sie verwebt,

Daß selbst der Mond mein Gretchen nicht und nicht,

Wie schön sie Gott der Herr erschuf, kann sehn!

Margarete. Fritz!

Johanna. Was begehrt mein Schatz?

Margarete. Abscheulicher!

Johanna. O Himmel, wie die Ente taucht! O, seht doch,

Wie das Gewässer heftig, mit Gestrudel,

Sich über ihren Kopf zusammenschließt!

Nichts als das Haar, vom seidnen Band umwunden,

Schwimmt, mit den Spitzen glänzend, oben hin!

In Halle sah ich drei Halloren tauchen;

Doch das ist nichts, seit ich die Ratz’ erblickt!

Ei, Mädel! Du erstickst ja, Margarete!

Margarete. Hilf! Rette! Gott, mein Vater!

Johanna. Nun? was gibt’s? –

Ward, seit die Welt steht, so etwas erlebt!

Fritz ist’s, so schau doch her, der junge Jäger,

Der morgen dich, du weißt, zur Kirche führet! –

Umsonst! Sie geht schon wieder in den Grund!

Wenn wiederum die Nacht sinkt, kenn’ ich sie

Auswendig, bis zur Sohl’ herab, daß ich’s

Ihr mit geschloßnem Aug’ beschreiben werde;

Und heut, von ungefähr belauscht im Bade,

Tut sie, als wollte sie den Schleier nehmen

Und nie erschaut von Männeraugen sein!

Margarete. Unsittlicher! Pfui, Häßlicher!

Johanna. Nun endlich!

In dein Geschick doch endlich fügst du dich.

Du setzest dich, wo rein der Kiesgrund dir

Dem Golde gleich erglänzt, und hältst mir still.

Wovor, mein Herzenskind, auch bebtest du?

Der See ist dir, der weite, strahlende,

Ein Mantel in der Tat, so züchtiglich

Als jener samtene, verbrämt mit Gold,

Mit dem du Sonntags in der Kirch’ erscheinst.

Margarete. Fritz, liebster aller Menschen, hör’ mich an:

Willst du mich morgen noch zur Kirche führen?

Johanna. Ob ich das will?

Margarete. Gewiß? begehrst du das?

Johanna. Ei, allerdings! Die Glock’ ist ja bestellt.

Margarete. Nun sieh, so fleh’ ich, kehr’ dein Antlitz weg!

Geh gleich vom Ufer, schleunig, augenblicklich!

Laß mich allein!

Johanna. Ach, wie die Schultern glänzen!

Ach, Wie die Knie’, als sah’ ich sie im Traum,

Hervorgehn schimmernd, wenn die Welle flieht!

Ach, wie das Paar der Händchen, festverschränkt,

Das ganze Kind, als wär’s aus Wachs gegossen,

Mir auf dem Kiesgrund schwebend aufrecht halten!

Margarete. Nun denn, so mag die Jungfrau mir verzeihn!

Johanna. Du steigst heraus? Ach, Gretchen! Du erschreckst mich!

Hier an den Erlstamm drück’ ich das Gesicht

Und obendrein noch fest die Augen zu.

Denn alles, traun, auf Erden möcht’ ich lieber,

Als mein geliebtes Herzenskind erzürnen.

Geschwind, geschwind! Das Hemdchen – hier! da liegt es!

Das Röckchen jetzt, das blaugekantete!

Die Strümpfe auch, die seidnen, und die Bänder,

Worin ein flammend Herz verzeichnet ist!

– Auch noch das Tuch? Nun, Gretchen, bist du fertig?

Kann ich mich wenden, Kind?

Margarete. Schamloser, du!

Geh hin und suche für dein Bett dir morgen,

Welch eine Dirn’ im Orte dir gefällt!

Mich, wahrlich, wirst du nicht zur Kirche führen!

Denn wisse: wessen Aug’ mich nackt gesehn,

Sieht weder nackt mich noch bekleidet wieder!

Johanna. Gott, Herr, mein Vater, in so großer Not

Bleibt auf der Welt zum Trost mir nichts als eines;

Denn in das Brautbett morgen möcht’ ich wohl,

Was leugnet’ ich’s! doch, Herzchen, wiß’ auch du:

In Sigismunds, des Großknechts, nicht in deins.

Margarete. Was sagst du?

Johanna. Was?

Margarete. Sieh da, die Schäkerin!

Johanna ist’s, die Magd, in Fritzens Röcken!

Und äfft, in eines Flieders Busch gesteckt,

Mit Fritzens rauher Männerstimme mich!

Johanna. Ha, ha, ha, ha!

Margarete. Das hätt’ ich wissen sollen!

Das hätte mir, als ich im Wasser lag,

Der kleine Finger jückend sagen sollen!

So hätt’ ich, als du sprachst: »Ei sieh, die Nixe!

Wie sie sich wälzet!« Und: »Was meinst du, Kind,

Soll ich herab zu dir vom Ufer sinken?«

Gesagt: »Komm her, mein lieber Fritz, warum nicht?

Der Tag war heiß, erfrischend ist das Bad,

Und auch an Platz für beide fehlt es nicht;«

Daß du zu schanden wärst, du Unverschämte,

An mir, die dreimal Aergere, geworden!

Johanna. So! das wär’ schön gewesen! Ein züchtig Mädchen, wisse,

Soll über solche Dinge niemals scherzen;

So lehrt es irgendwo ein schwarzes Buch. –

Doch jetzt das Mieder her! ich will’s dir senkeln,

Daß er im Ernst uns nicht, indes wir scherzen,

Fritz hier, der Jäger, lauschend überrasche.

Denn auf dem Rückweg schleicht er hier vorbei;

Und schade wär’ es doch –- nicht wahr, mein Gretchen? –

Müßt er dich auch geschnürt nie wieder sehn.

Die beiden Tauben.

Eine Fabel nach Lafontaine.

Zwei Täubchen liebten sich mit zarter Liebe.

Jedoch, der weichen Ruhe überdrüssig,

Ersann der Tauber eine Reise sich.

Die Taube rief: »Was unternimmst du, Lieber?

Von mir willst du, der süßen Freundin, scheiden:

Der Uebel größtes, ist’s die Trennung nicht?

Für dich nicht, leider, Unempfindlicher!

Denn selbst nicht Mühen können und Gefahren,

Die schreckenden, an diese Brust dich fesseln.

Ja, wenn die Jahrszeit freundlicher dir wäre!

Doch bei des Winters immer regen Stürmen

Dich in das Meer hinaus der Lüfte wagen!

Erwarte mindestens den Lenz! Was treibt dich?

Ein Rab’ auch, der den Himmelsplan durchschweifte,

Schien mir ein Unglück anzukündigen.

Ach, nichts als Unheil zitternd werd’ ich träumen

Und nur das Netz stets und den Falken sehn.

Jetzt ruf’ ich aus, jetzt stürmt’s: mein süßer Liebling,

Hat er jetzt alles auch, was er bedarf,

Schutz und die goldne Nahrung, die er braucht,

Weich auch und warm ein Lager für die Nacht

Und alles Weitre, was dazu gehört?« –

Dies Wort bewegte einen Augenblick

Den raschen Vorsatz unsers jungen Toren;

Doch die Begierde trug, die Welt zu sehn,

Und das unruh’ge Herz den Sieg davon.

Er sagte: »Weine nicht! Zwei kurze Monden

Befriedigen jedweden Wunsch in mir.

Ich kehre wieder, Liebchen, um ein Kleines,

Jedwedes Abenteuer, Zug vor Zug,

Das mir begegnete, dir mitzuteilen.

Es wird dich unterhalten, glaube mir!

Ach, wer nichts sieht, kann wenig auch erzählen.

Hier, wird es heißen, war ich; dies erlebt’ ich;

Dort auch hat mich die Reise hingeführt;

Und du, im süßen Wahnsinn der Gedanken,

Ein Zeuge dessen wähnen wirst du dich.« –

Kurz, dies und mehr des Trostes zart erfindend,

Küßt er – und unterdrückt, was sich ihm regt –

Das Täubchen, das die Flügel niederhängt,

Und fleucht. –

Und aus des Horizontes Tiefe

Steigt mitternächtliches Gewölk empor,

Gewitterregen häufig niedersendend.

Ergrimmte Winde brechen los: der Tauber

Kreucht untern ersten Strauch, der sich ihm beut.

Und während er, von stiller Oed’ umrauscht,

Die Flut von den durchweichten Federn schüttelt,

Die strömende, und seufzend um sich blickt,

Denkt er, nach Wandrerart, sich zu zerstreun,

Des blonden Täubchens heim, das er verließ,

Und sieht erst jetzt, wie sie beim Abschied schweigend

Das Köpfchen niederhing, die Flügel senkte,

Den weißen Schoß mit stillen Tränen netzend;

Und selbst, was seine Brust noch nie empfand,

Ein Tropfen, groß und glänzend, steigt ihm auf.

Getrocknet doch, beim ersten Sonnenstrahl,

So Aug’ wie Leib, setzt er die Reise fort

Und kehrt, wohin ein Freund ihn warm empfohlen,

In eines Städters reiche Wohnung ein.

Von Moos und duft’gen Kräutern zubereitet

Wird ihm ein Nest, an Nahrung fehlt es nicht,

Viel Höflichkeit, um dessen, der ihn sandte,

Wird ihm zuteil, viel Güt’ und Artigkeit:

Der lieblichen Gefühle keins für sich.

Und sieht die Pracht der Welt und Herrlichkeiten,

Die schimmernden, die ihm der Ruhm genannt,

Und kennt nun alles, was sie Würd’ges beut,

Und fühlt’ unsel’ger sich als je, der Arme,

Und steht, in Oeden steht man öder nicht,

Umringt von allen ihren Freuden, da

Und fleucht, das Paar der Flügel emsig regend,

Unausgesetzt, auf keinen Turm mehr achtend,

Zum Täubchen hin und sinkt zu Füßen ihr

Und schluchzt in endlos heftiger Bewegung

Und küsset sie und weiß ihr nichts zu sagen –

Ihr, die sein armes Herz auch wohl versteht!

Ihr Sel’gen, die ihr liebt, ihr wollt verreisen?

O, laßt es in die nächste Grotte sein!

Seid euch die Welt einander selbst und achtet

Nicht eines Wunsches wert das übrige!

Ich auch, das Herz einst eures Dichters, liebte:

Ich hätte nicht um Rom und seine Tempel,

Nicht um des Firmamentes Prachtgebäude

Des lieben Mädchens Laube hingetauscht!

Wann kehrt ihr wieder, o ihr Augenblicke,

Die ihr dem Leben einz’gen Glanz erteilt?

So viele jungen, lieblichen Gestalten,

Mit unempfundnem Zauber sollen sie

An mir vorübergehn? Ach, dieses Herz!

Wenn es doch einmal noch erwarmen könnte!

Hat keine Schönheit einen Reiz mehr, der

Mich rührt? Ist sie entflohn, die Zeit der Liebe – ?

Der Engel am Grabe des Herrn.

Als still und kalt mit sieben Todeswunden

Der Herr in seinem Grabe lag; das Grab

Als sollt’ es zehn lebend’ge Riesen fesseln,

In eine Felskluft schmetternd eingehauen:

Gewälzet mit der Männer Kraft, verschloß

Ein Sandstein, der Bestechung taub, die Türe;

Rings war des Landvogts Siegel aufgedrückt:

Es hätte der Gedanke selber nicht

Der Höhle unbemerkt entschlüpfen können;

Und gleichwohl noch, als ob zu fürchten sei,

Es könn’ auch der Granitblock sich bekehren,

Ging eine Schar von Hütern auf und ab

Und starrte nach des Siegels Bildern hin.

Da kamen bei des Morgens Strahl,

Des ew’gen Glaubens voll, die drei Marien her,

Zu sehn, ob Jesus noch darinnen sei;

Denn er, versprochen hatt’ er ihnen,

Er werd’ am dritten Tage auferstehn.

Da nun die Fraun, die gläubigen, sich nahten

Der Grabeshöhle: was erblickten sie?

Die Hüter, die das Grab bewachen sollten,

Gestürzt, das Angesicht in Staub,

Wie Tote um den Felsen lagen sie;

Der Stein war weit hinweggewälzt vom Eingang;

Und auf dem Rande saß, das Flügelpaar noch regend,

Ein Engel, wie der Blitz erscheint,

Und sein Gewand so weiß wie junger Schnee.

Da stürzten sie, wie Leichen, selbst getroffen

Zu Boden hin und fühlten sich wie Staub

Und meinten gleich im Glanze zu vergehn;

Doch er, er sprach, der Cherub: »Fürchtet nicht!

Ihr suchet Jesum, den Gekreuzigten –

Der aber ist nicht hier, er ist erstanden;

Kommt her und schaut die öde Stätte an!«

Und fuhr, als sie mit hocherhobnen Händen

Sprachlos die Grabesstätte leer erschaut,

In seiner hehren Milde also fort:

»Geht hin, ihr Fraun, und kündigt es nunmehr

Den Jüngern an, die er sich auserkoren,

Daß sie es allen Erdenvölkern lehren

Und tun also, wie er getan!« – und schwand.

Zur Eröffnung des Phöbus.

Prolog.

Wettre hinein, o du mit deinen flammenden Rossen,

Phöbus, Bringer des Tags, in den unendlichen Raum!

Gib den Horen dich hin! Nicht um dich, neben, noch rückwärts,

Vorwärts wende den Blick, wo das Geschwader sich regt!

Donnr’ einher, gleichviel ob über die Länder der Menschen,

Achtlos, welchem du steigst, welchem Geschlecht du versinkst!

Hier jetzt lenke, jetzt dort, so wie die Faust sich dir stellet,

Weil die Kraft dich, der Kraft spielende Uebung erfreut.

Fehlen nicht wirst du, du triffst; es ist der Tanz um die Erde,

Und auch vom Wartturm entdeckt unten ein Späher das Maß.

Epilog.

Ruhig, ruhig! nur sacht! das saust ja, Kronion, als wollten

Lenker und Wagen und Roß stürzend einschmettern zu Staub!

Niemand, ersuch’ ich, übergeprescht! Wir lieben die Fahrt schon

Munter gestellt; doch es sind Häls’ uns und Beine uns lieb.

Dir fehlt nichts als hinten der Schweif; auf der Warte zum mindsten

Weiß noch versammelt die Zunft nicht, wo das aus will, wo ein.

Führ’ in die Ställ’, ich bitte dich sehr, und laß jetzt verschnaufen,

Daß wir erwägen zu Nacht, was wir gehört und gesehn.

Weit noch ist, die vorliegt, die Bahn, und mit Wasser, o Phöbus,

Was du den Rossen auch gibst, kochst du zuletzt doch wie wir.

Dich auch seh’ ich noch schrittweis einher die prustenden führen,

Und nicht immer, beim Zeus, sticht sie der Haber wie heut.

Gleich und ungleich.

Eine Legende nach Hans Sachs.

[Diese Legende sowohl wie die folgende erschien zuerst in den »Berliner Abendblättern«.]

Der Herr, als er auf Erden noch einherging,

Kam mit Sankt Peter einst an einen Scheideweg

Und fragte, unbekannt des Landes,

Das er durchstreifte, einen Bauersknecht,

Der faul, da, wo der Rain sich spaltete, gestreckt

In eines Birnbaums Schatten lag:

Was für ein Weg nach Jericho ihn führe?

Der Kerl, die Männer nicht beachtend,

Verdrießlich, sich zu regen, hob ein Bein,

Zeigt auf ein Haus im Feld und gähnt’ und sprach: »Da unten!«

Zerrt sich die Mütze übers Ohr zurecht,

Kehrt sich und schnarcht schon wieder ein.

Die Männer drauf, wohin das Bein gewiesen,

Gehn ihre Straße fort; jedoch nicht lange währt’s,

Von Menschen leer, wie sie das Haus befinden,

Sind sie im Land schon wieder irr.

Da steht im heißen Strahl der Mittagssonne,

Bedeckt von Aehren, eine Magd,

Die schneidet frisch und wacker Korn;

Der Schweiß rollt ihr vom Angesicht herab.

Der Herr, nachdem er sich gefällig drob ergangen,

Kehrt also sich mit Freundlichkeit zu ihr:

»Mein Töchterchen, gehn wir auch recht,

So wie wir stehn, den Weg nach Jericho?«

Die Magd antwortet flink: »Ei, Herr!

Da seid ihr weit vom Wege irr gegangen;

Dort hinterm Walde liegt der Turm von Jericho;

Kommt her, ich will den Weg Euch zeigen.«

Und legt die Sichel weg und führt geschickt und emsig

Durch Aecker, die der Rain durchschneidet,

Die Männer auf die rechte Straße hin,

Zeigt noch, wo schon der Turm von Jericho erglänzet,

Grüßt sie und eilt zurücke wieder,

Auf daß sie schneid’ in Rüstigkeit und raffe,

Von Schweiß betrieft, im Weizenfelde,

So nach wie vor.

Sankt Peter spricht: »O Meister mein!

Ich bitte dich, um deiner Güte willen,

Du wollest dieser Maid die Tat der Liebe lohnen

Und flink und wacker, wie sie ist,

Ihr einen Mann, flink auch und wacker, schenken,« –

»Die Maid,« versetzt der Herr voll Ernst,

»Die soll den faulen Schelmen nehmen,

Den wir am Scheideweg im Birnbaumsschatten trafen;

Also beschloß ich’s gleich im Herzen,

Als ich im Weizenfeld sie sah.«

Sankt Peter spricht: «Nein, Herr, das wolle Gott verhüten!

Das wär’ ja ewig schad’ um sie,

Müßt’ all ihr Schweiß und Müh’ verloren gehn.

Laß einen Mann, ihr ähnlicher, sie finden,

Auf daß sich, wie sie wünscht, hoch bis zum Giebel ihr

Der Reichtum in der Tenne fülle!«

Der Herr antwortet, mild den Sanktus strafend:

»O Petre, das verstehst du nicht.

Der Schelm, der kann doch nicht zur Höllen fahren.

Die Maid auch, frischen Lebens voll,

Die könnte leicht zu stolz und üppig werden.

Drum, wo die Schwinge sich ihr allzu flüchtig regt,

Henk’ ich ihr ein Gewichtlein an,

Auf daß sie’s beide im Maße treffen

Und fröhlich, wenn es ruft, hinkommen, er wie sie,

Wo ich sie alle gern versammeln möchte.«

Der Welt Lauf.

Eine Legende nach Hans Sachs.

Der Herr und Petrus oft, in ihrer Liebe beide,

Begegneten im Streite sich,

Wenn von der Menschen Heil die Rede war;

Und dieser nannte zwar die Gnade Gottes groß,

Doch wär’ er Herr der Welt, meint er,

Würd’ er sich ihrer mehr erbarmen.

Da trat zu einer Zeit, als längst in beider Herzen

Der Streit vergessen schien und just,

Um welcher Ursach weiß ich nicht,

Der Himmel oben auch voll Wolken hing,

Der Sanktus mißgestimmt den Heiland an und sprach:

»Herr, laß auf eine Handvoll Zeit

Mich aus dem Himmelreich auf Erden niederfahren,

Daß ich des Unmuts, der mich griff,

Vergeh und mich einmal, von Sorgen frei, ergötze,

Weil es jetzt grad’ vor Fastnacht ist.«

Der Herr, des Streits noch sinnig eingedenk,

Spricht: »Gut; acht Tag’ geb ich dir Zeit,

Der Feier, die mir dort beginnt, dich beizumischen;

Jedoch sobald das Fest vorbei,

Kommst du mir zu gesetzter Stunde wieder.«

Acht volle Tage doch, zwei Wochen schon und mehr,

Ein abgezählter Mond vergeht,

Bevor der Sankt zum Himmel wiederkehrt.

»Ei, Petre,« spricht der Herr, »wo weiltest du so lange?

Gefiel’s auch nieden dir so wohl?«

Der Sanktus, mit noch schwerem Kopfe, spricht:

»Ach, Herr! Das war ein Jubel unten –!

Der Himmel selbst beseliget nicht besser.

Die Ernte, reich, du weißt, wie keine je gewesen,

Gab alles, was das Herz nur wünscht,

Getreide, weiß und süß, Most, sag’ ich dir, wie Honig,

Fleisch fett, dem Speck gleich, von der Brust des Rindes;

Kurz, von der Erde jeglichem Erzeugnis

Zum Brechen alle Tafeln voll.

Da ließ ich’s schier zu wohl mir sein

Und hätte bald des Himmels gar vergessen.«

Der Herr erwidert: »Gut! Doch, Petre, sag’ mir an,

Bei soviel Segen, den ich ausgeschüttet,

Hat man auch dankbar mein gedacht?

Sahst du die Kirchen auch von Menschen voll?« –

Der Sankt, bestürzt hierauf, nachdem er sich besonnen:

»O Herr,« spricht er, »bei meiner Liebe,

Den ganzen Fastmond durch, wo ich mich hingewendet,

Nicht deinen Namen hört’ ich nennen.

Ein einz’ger Mann saß murmelnd in der Kirche;

Der aber war ein Wucherer

Und hatte Korn im Herbst erstanden,

Für Maus’ und Ratzen hungrig aufgeschüttet.« –

»Wohlan denn,« spricht der Herr und läßt die Rede fallen,

»Petre, so geh! und künft’ges Jahr

Kannst du die Fastnacht wiederum besuchen.«

Doch diesmal war das Fest kaum eingeläutet,

Da kömmt der Sanktus schleichend schon zurück.

Der Herr begegnet ihm am Himmelstor und ruft:

»Ei, Petre! Sieh! Warum so traurig?

Hat’s dir auf Erden denn danieden nicht gefallen?« –

»Ach, Herr,« versetzt der Sankt, »seit ich sie nicht gesehn,

Hat sich die Erde ganz verändert.

Da ist’s kurzweilig nicht mehr wie vordem,

Rings sieht das Auge nichts als Not und Jammer.

Die Ernte, ascheweiß versengt auf allen Feldern,

Gab für den Hunger nicht, um Brot zu backen,

Viel wen’ger Kuchen für die Luft und Stritzeln.

Und weil der Herbstwind früh der Berge Hang durchreist,

War auch an Wein und Most nicht zu gedenken.

Da dacht’ ich: was auch sollst du hier?

Und kehrt’ ins Himmelreich nur wieder heim.« –

»So!« spricht der Herr; »fürwahr, das tut mir leid!

Doch sag’ mir an: gedacht’ man mein?«

»Herr, ob man dein gedacht? – Die Wahrheit dir zu sagen,

Als ich durch eine Hauptstadt kam,

Fand ich zur Zeit der Mitternacht

Vom Altarkerzenglanz, durch die Portäle strahlend,

Dir alle Märkt’ und Straßen hell;

Die Glöckner zogen, daß die Stränge rissen;

Hoch an den Säulen hingen Knaben

Und hielten ihre Mützen in der Hand.

Kein Mensch, versichr’ ich dich, im Weichbild rings zu sehn

Als einer nur, der eine Schar

Lastträger keuchend von dem Hafen führte:

Der aber war ein Wucherer

Und häufte Korn auf lächelnd, fern erkauft,

Um von des Landes Hunger sich zu mästen.« –

»Nun denn, o Petre,« spricht der Herr,

»Erschaust du jetzo doch den Lauf der Welt!

Jetzt siehst du doch, was du jüngsthin nicht glauben wolltest,

Daß Güter nicht das Gut des Menschen sind;

Daß mir ihr Heil am Herzen liegt wie dir,

Und daß ich, wenn ich sie mit Not zuweilen plage,

Mich, meiner Liebe treu und meiner Sendung,

Nur ihrer höhren Not erbarme.«

Jünglingsklage.

Winter, so weichst du,

Lieblicher Greis,

Der die Gefühle

Ruhigt zu Eis.

Nun unter Frühlings

Ueppigem Hauch

Schmelzen die Ströme –

Busen, du auch!

Mädchenrätsel.

Träumt er zur Erde, wen,

Sagt mir, wen meint er?

Schwillt ihm die Träne, was

Götter, was weint er?

Bebt er, ihr Schwestern, was,

Redet, erschrickt ihn?

Jauchzt er, o Himmel, was

Ist’s, was beglückt ihn?

Katharina von Frankreich.

(Als der schwarze Prinz um sie warb.)

Man sollt’ ihm Maine und Anjou

Uebergeben.

Was weiß ich, was er alles

Mocht’ erstreben!

Und jetzt begehrt er nichts mehr

Als die eine

Ihr Menschen, eine Brust her,

Daß ich weine!

An S. v. H.

(Als sie die Kamille besungen wissen wollte.)

Das Blümchen, das, dem Tal entblüht,

Dir Ruhe gibt und Stille,

Wenn Krampf dir durch die Nerve glüht,

Das nennst du die Kamille.

Du, die, wenn Krampf das Herz umstrickt,

O Freundin, aus der Fülle

Der Brust mir so viel Stärkung schickt,

Du bist mir die Kamille.

An Franz den Ersten,

Kaiser von Oesterreich.

(Dresden, 1. März 1809.)

O Herr, du trittst, der Welt ein Retter,

Dem Mordgeist in die Bahn.

Und wie der Sohn der duft’gen Erde

Nur sank, damit er stärker werde,

Fällst du von neu’m ihn an!

Das kommt aus keines Menschen Busen,

Auch aus dem deinen nicht;

Das hat, dem ew’gen Licht entsprossen.

Ein Gott dir in die Brust gegossen,

Den unsre Not besticht!

O, sei getrost! In Klüften irgend

Wächst dir ein Marmelstein;

Und müßtest du im Kampf auch enden,

So wird’s ein anderer vollenden

Und dem der Lorbeer sein.

Kriegslied der Deutschen.

Zottelbär und Panthertier

Hat der Pfeil bezwungen,

Nur für Geld im Drahtspalier

Zeigt man noch die Jungen.

Auf den Wolf, soviel ich weiß,

Ist ein Preis gesetzet;

Wo er immer hungerheiß

Geht, wird er gehetzet.

Reineke, der Fuchs, der sitzt

Lichtscheu in der Erden

Und verzehrt, was er stibitzt,

Ohne fett zu werden.

Aar und Geier nisten nur

Auf der Felsen Rücken,

Wo kein Sterblicher die Spur

In den Sand mag drücken.

Schlangen sieht man gar nicht mehr,

Ottern und dergleichen

Und der Drachen Greuelheer

Mit geschwollnen Bäuchen.

Nur der Franzmann zeigt sich noch

In dem deutschen Reiche;

Brüder, nehmt die Büchse doch,

Daß er gleichfalls weiche!

An Palafox.

Tritt mir entgegen nicht, soll ich zu Stein nicht starren,

Auf Märkten oder sonst, wo Menschen atmend gehn;

Dich will ich nur am Styx bei marmorweißen Scharen,

Leonidas, Armin und Tell, den Geistern, sehn.

Du Held, der gleich dem Fels, das Haupt erhöht zur Sonnen,

Den Fuß versenkt in Nacht, des Stromes Wut gewehrt,

Der, stinkend wie die Pest, der Hölle wie entronnen,

Den Bau sechs festlicher Jahrtausende zerstört!

Dir ließ’ ich, heiß wie Glut, ein Lied zum Himmel dringen,

Erhabner, hättest du Geringeres getan;

Doch, was der Ebro sah, kann keine Leier singen,

Und in dem Tempel still häng’ ich sie wieder an.

An den Erzherzog Karl.

Als der Krieg im März 1809 auszubrechen zögerte.

Schauerlich ins Rad des Weltgeschickes

Greifst du am Entscheidungstage ein,

Und dein Volk lauscht angsterfüllten Blickes,

Welch ein Los ihm wird gefallen sein.

Aber leicht, o Herr, gleich deinem Leben,

Wage du das heil’ge Vaterland!

Sein Panier wirf, wenn die Scharen beben,

In der Feinde dichtsten Lanzenstand!

Nicht der Sieg ist’s, den der Deutsche fodert,

Hilflos, wie er schon am Abgrund steht;

Wenn der Kampf nur fackelgleich entlodert,

Wert der Leiche, die zu Grabe geht: –

Mag er dann in finstre Nacht auch sinken

Von dem Gipfel, halb bereits erklimmt,

Herr! die Träne wird noch Dank dir blinken,

Wenn dein Schwert dafür nur Rache nimmt.

Germania an ihre Kinder

1.

Die des Maines Regionen,

Die der Elbe heitre Au’n,

Die der Donau Strand bewohnen,

Die das Odertal bebaun,

Aus des Rheines Laubensitzen,

Von dem duft’gen Mittelmeer,

Von der Riesenberge Spitzen,

Von der Ost- und Nordsee her!

Chor.

Horchet! – Durch die Nacht, ihr Brüder,

Welch ein Donnerruf hernieder?

Stehst du auf, Germania?

Ist der Tag der Rache da?

2.

Deutsche, mut’ger Kinder Reigen,

Die, mit Schmerz und Lust geküßt,

In den Schoß mir kletternd steigen,

Die mein Mutterarm umschließt,

Meines Busens Schutz und Schirmer,

Unbesiegtes Marsenblut,

Enkel der Kohortenstürmer,

Römerüberwinderbrut!

Chor.

Zu den Waffen, zu den Waffen!

Was die Hände blindlings raffen!

Mit dem Spieße, mit dem Stab

Strömt ins Tal der Schlacht hinab!

3.

Wie der Schnee aus Felsenrissen,

Wie auf ew’ger Alpen Höh’n

Unter Frühlings heißen Küssen

Siedend auf die Gletscher gehn:

Katarakten stürzen nieder,

Wald und Fels folgt ihrer Bahn,

Das Gebirg hallt donnernd wider,

Fluren sind ein Ozean –

Chor.

So verlaßt, voran der Kaiser,

Eure Hütten, eure Häuser,

Schäumt, ein uferloses Meer,

Ueber diese Franken her!

4.

Der Gewerbsmann, der den Hügeln

Mit der Fracht entgegenzeucht,

Der Gelehrte, der auf Flügeln

Der Gestirne Saum erreicht,

Schweißbedeckt das Volk der Schnitter,

Das die Fluren niedermäht,

Und vom Fels herab der Ritter,

Der, sein Cherub, auf ihm steht –

Chor.

Wer in unzählbaren Wunden

Jener Fremden Hohn empfunden,

Brüder, wer ein deutscher Mann,

Schließe diesem Kampf sich an!

5.

Alle Triften, alle Stätten

Färbt mit ihren Knochen weiß;

Welchen Rab’ und Fuchs verschmähten,

Gebet ihn den Fischen preis;

Dämmt den Rhein mit ihren Leichen,

Laßt, gestäuft von ihrem Bein,

Schäumend um die Pfalz ihn weichen

Und ihn dann die Grenze sein!

Chor.

Eine Lustjagd, wie wenn Schützen

Auf die Spur dem Wolfe sitzen!

Schlagt ihn tot! das Weltgericht

Fragt euch nach den Gründen nicht!

6.

Nicht die Flur ist’s, die zertreten

Unter ihren Rossen sinkt;

Nicht der Mond, der in den Städten

Aus den öden Fenstern blinkt;^

Nicht das Weib, das mit Gewimmer

Ihrem Todeskuß erliegt

Und zum Lohn beim Morgenschimmer

Auf den Schutt der Vorstadt fliegt!

Chor.

Das Geschehne sei vergessen!

Reue mög’ euch ewig pressen!

Höh’rem als der Erde Gut

Schwillt an diesem Tag das Blut!

7.

Rettung von dem Joch der Knechte,

Das, aus Eisenerz geprägt,

Eines Höllensohnes Rechte

Ueber unsern Nacken legt!

Schutz den Tempeln vor Verheerung!

Unsrer Fürsten heil’gem Blut

Unterwerfung und Verehrung!

Gift und Dolch der Afterbrut!

Chor.

Frei auf deutschem Grunde walten

Laßt uns nach dem Brauch der Alten,

Seines Segens selbst uns freun

Oder unser Grab ihn sein!

An die Königin Luise von Preußen.

Zur Feier ihres Geburtstages, den 10, März 1810.

Du, die das Unglück mit der Grazie Schritten

Auf jungen Schultern herrlich jüngsthin trug,

Wie wunderbar ist meine Brust verwirrt

In diesem Augenblick, da ich auf Knieen,

Um dich zu segnen, vor dir niedersinke.

Ich soll dir ungetrübte Tag’ erflehn,

Dir, die, der hohen Himmelssonne gleich,

In voller Pracht erst strahlt und Herrlichkeit,

Wenn sie durch finstre Wetterwolken bricht.

O du, die aus dem Kampf empörter Zeit

Die einz’ge Siegerin hervorgegangen:

Was für ein Wort, dein würdig, sag’ ich dir?

So zieht ein Cherub mit gespreizten Flügeln

Zur Nachtzeit durch die Luft, und auf den Rücken

Geworfen, staunen ihn, von Glanz geblendet,

Der Welt betroffene Geschlechter an.

Wir alle mögen, Hoh’ und Niedere,

Von der Ruine unsres Glücks umgeben,

Gebeugt von Schmerz, die Himmlischen verklagen:

Doch du, Erhabne, du darfst es nicht!

Denn eine Glorie, in jenen Nächten,

Umglänzte deine Stirn, von der die Welt

Am lichten Tag der Freude nichts geahnt;

Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen –

Daß du so groß als schön warst, war uns fremd!

Viel Blumen blühen in dem Schoß der Deinen

Noch deinem Gurt zum Strauß, und du bist’s wert;

Doch eine schönre Palm’ erringst du nicht!

Und würde dir durch einen Schluß der Zeiten

Die Krone auch der Welt: die goldenste,

Die dich zur Königin der Erde macht,

Hat still die Tugend schon dir aufgedrückt.

Sei lange, Teure, noch des Landes Stolz

Durch frohe Jahre, wie durch frohe Jahre

Du seine Lust und sein Entzücken warst!

An die Königin von Preuße.

Umarbeitung des vorhergehenden Gedichts.

Sonett.

Erwäg’ ich, wie in jenen Schreckenstagen

Still deine Brust verschlossen, was sie litt,

Wie du das Unglück mit der Grazie Tritt

Auf jungen Schultern herrlich hast getragen,

Wie von des Kriegs zerrißnem Schlachtenwagen

Selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt,

Wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt,

Du stets der Hoffnung Fahn’ uns vorgetragen:

O Herrscherin, die Zeit dann möcht’ ich segnen!

Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen –

Wie groß du warst, das ahndeten wir nicht!

Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert;

Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert,

Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!

An den König von Preußen.

Zur Feier seines Einzugs in Berlin.

Was blickst du doch zu Boden schweigend nieder,

Durch ein Portal siegprangend eingeführt?

Du wendest dich, begrüßt vom Schall der Lieder,

Und deine starke Brust, sie scheint gerührt.

Blick’ auf, o Herr! Du kehrst als Sieger wieder,

Wie hoch auch jener Cäsar triumphiert:

Ihm ist die Schar der Götter zugefallen,

Jedoch den Menschen hast du Wohlgefallen.

Du hast ihn treu, den Kampf, als Held getragen,

Dem du um nicht’gen Ruhm dich nicht geweiht,

Du hättest noch in den Entscheidungstagen

Der höchsten Friedensopfer keins gescheut.

Die schönste Tugend – laß mich’s kühn dir sagen! –

Hat mit dem Glück des Krieges dich entzweit:

Du brauchtest Wahrheit weniger zu lieben,

Und Sieger wärst du auf dem Schlachtfeld blieben.

Laß denn zerknickt die Saat von Waffenstürmen,

Die Hütten laß ein Raub der Flammen sein!

Du hast die Brust geboten, sie zu schirmen:

Dem Lethe wollen wir die Asche weihn.

Und müßt’ auch selbst noch auf der Hauptstadt Türmen

Der Kampf sich für das heil’ge Recht erneun:

Sie sind gebaut, o Herr, wie hell sie blinken,

Für beßre Güter in den Staub zu sinken.

An den Erzherzog Karl.

Nach der Schlacht bei Aspern, den 21. und 22. Mai 1809.

Hättest du Turenne besiegt,

Der an dem Zügel der Einsicht

Leicht den ehernen Wagen des Kriegs,

Wie ein Mädchen ruhige Rosse, lenkte;

Oder jenen Gustav der Schweden,

Der an dem Tage der Schlacht

Seraphische Streiter zu Hilfe rief;

Oder den Suwarow oder den Soltikow,

Die bei der Drommete Klang

Alle Dämme der Streitlust niedertraten

Und mit Bächen von Blut

Die granitene Bahn des Siegs sich sprengten: –

Siehe, die Jungfraun rief’ ich herbei des Landes,

Daß sie zum Kranz den Lorbeer flöchten,

Dir die Scheitel, o Herr, zu krönen!

Aber wen ruf’ ich – o Herz, was klopfst du? –

Und wo blüht, an welchem Busen der Mutter,

So erlesen, wie sie aus Eden kam,

Und wo duftet, auf welchem Gipfel,

Unverwelklich, wie er Alciden kränzet,

Jungfrau und Lorbeer, dich, o Karl, zu krönen,

Ueberwinder des Unüberwindlichen!

Das letzte Lied.

[Mit diesem Gedichte nahm Kleist Abschied von der Psie.]

Fernab am Horizont, auf Felsenrissen,

Liegt der gewitterschwarze Krieg getürmt;

Die Blitze zucken schon, die Ungewissen,

Der Wandrer sucht das Laubdach, das ihn schirmt;

Und wie ein Strom, geschwellt von Regengüssen,

Aus seines Ufers Bette heulend stürmt,

Kommt das Verderben mit entbundnen Wogen

Auf alles, was besteht, herangezogen.

Der alten Staaten graues Prachtgerüste

Sinkt donnernd ein, von ihm hinweggespült,

Wie auf der Heide Grund ein Wurmgeniste,

Von einem Knaben scharrend weggewühlt;

Und wo das Leben um der Menschen Brüste

In tausend Lichtern jauchzend hat gespielt,

Ist es so lautlos jetzt wie in den Reichen,

Durch die die Wellen des Cocytus schleichen.

Und ein Geschlecht, von düsterm Haar umflogen,

Tritt aus der Nacht, das keinen Namen führt,

Das, wie ein Hirngespinst der Mythologen,

Hervor aus der Erschlagnen Knochen stiert;

Das ist geboren nicht und nicht erzogen

Vom alten, das im deutschen Land regiert:

Das läßt in Tönen, wie der Nord an Strömen,

Wenn er im Schilfrohr seufzet, sich vernehmen.

Und du, o Lied voll unnennbarer Wonnen,

Das das Gefühl so wunderbar erhebt,

Das, einer Himmelsurne wie entronnen,

Zu den entzückten Ohren niederschwebt,

Bei dessen Klang empor ins Reich der Sonnen,

Von allen Banden frei, die Seele strebt:

Dich trifft der Todespfeil; die Parzen winken,

Und stumm ins Grab mußt du daniedersinken.

Ein Götterkind, bekränzt im Jugendreigen,

Wirst du nicht mehr von Land zu Lande ziehn,

Nicht mehr in unsre Tänze niedersteigen,

Nicht hochrot mehr bei unserm Mahl erglühn.

Und nur wo einsam unter Tannenzweigen

Zu Leichensteinen stille Pfade fliehn,

Wird Wanderern, die bei den Toten leben,

Ein Schatten deiner Schön’ entgegenschweben.

Und stärker rauscht der Sänger in die Saiten,

Der Töne ganze Macht lockt er hervor,

Er singt die Lust, fürs Vaterland zu streiten,

Und machtlos schlägt sein Ruf an jedes Ohr,