„Nicht was wir erleben, ist unser Schicksal, sondern wie wir es tragen“!
Salomon Baer-Oberdorf
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© 2015 Peter Grosse-Plankermann
Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH
ISBN 978-3-7392-7819-3
Die drei Herren Jedermann, Aalglatt und Allweis trafen sich gelegentlich und hielten ein Schwätzchen. Sie hatten zwar eine leichte Ahnung von dem was sie erlebt hatten. Das meiste war ihnen aber nicht mehr bekannt, da das Leben ihre ganze Aufmerksamkeit abverlangte.
Sie erahnten, dass sie eine zweite Chance erhalten hatten. Das Wissen darum war zwar interessant, hatte aber für den Ablauf ihrer Lebensführung keine Relevanz. Ihre Körper waren irdischer Natur und waren auf das Irdische geeicht.
Alles was außerhalb der Körperlichkeit war, war zwar ganz nett, konnte aber schlecht integriert werden. Auf der Erde galt die Körperlichkeit und die sollte man erleben.
Im Schwimmbad macht man sich im Smoking etwas zum Affen, wenn man sich ihn zur Badebekleidung ausgesucht hat. Oder wenn man in Pumps steile Klippen bezwingen will, ist dieses Schuhwerk, das denkbar schlechteste, was man sich für eine Bergtour ausgesucht hat.
Das Körperliche kann mit irdischen Dingen hervorragend umgehen. Alles was darüber hinausgeht, ist mit dem Körper schlecht zu vereinbaren. Er soll das auch nicht. Er ist ausschließlich für irdische Dinge ausgelegt.
Den drei Herren war das klar. Sie waren sich dessen bewusst und handelten dementsprechend.
Der einzige kleine Unterschied war, dass sie Träume oder Tagträume besser verstehen konnten. Im Traum werden vorherige Erlebnisse verarbeitet. Träume können auch Aufschluss geben, wenn irgendwelche Themen noch nicht richtig verarbeitet wurden.
Dann geschieht es, dass immer wieder ein und derselbe Traum geträumt wird. Auch wenn man meint, man hätte das Thema verarbeitet, weil der Traum nicht mehr kommt, aber man kann sich noch nach Jahren an ihn erinnern, dann hat der Träumer immer noch nicht das Thema ganz verarbeitet.
Aber nicht hinter allen Träumen verbergen sich umgreifende Themen. Es können vom Unterbewussten Informationen bereitgestellt werden, die eine Relevanz haben.
Wissi, der ein erfolgreicher Therapeut geworden war, hatte genügend Klienten, denen er helfen konnte. Um ihnen aber richtig helfen zu können, müssten seine Klienten bereit sein, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen.
Eines Abends saß er vor seinem Fernseher und schaute sich eine sehr interessante Sendung an. Ein Psychologe sprach hier von seiner Arbeit und erzählte ein Märchen aus Tausend und einer Nacht. Aufmerksam lauschte Wissi den Worten dieses Mannes:
‚Ein junger Mann war auf Reisen. Er reiste zu Fuß, da er glaubte, dass sein Ziel nicht weit wäre. Er wollte nach Bagdad, denn das war sein Ziel.
Als er so eine Weile gegangen war, blieb er plötzlich stehen, denn vor ihm taten sich 3 Wege auf, aber kein Hinweisschild verriet ihm die Richtung. Da stutzte er, denn nun wusste er nicht mehr weiter. In dem Moment nahm er einen alten Mann auf einem Stein sitzend am Wegesrand wahr.
Er fragte den alten Mann, ob er wisse, was es sich mit den 3 Wegen auf sich hätte und ob er wisse, wohin die Wege führten. Der alte Mann antwortete darauf, dass er das wisse und begann dem Jungen die Wege zu erklären.
„Der linke Weg“, so sagte der Alte, „ führt direkt nach Bagdad und du wirst in zirka 3 Stunden ankommen. Der Weg ist einfach und gefahrlos.
Der mittlere Weg ist schon ein wenig spannender und da ist auch etwas los, wenn du den gehst, wirst du in zirka 5 Stunden in Bagdad sein.
Der rechte Weg führt auch nach Bagdad, aber wenn du den gehst, kommst du nicht an.“
Hier endete die Erzählung des Psychologen.‘ Wissi wusste gleich um den Sinn dieser Geschichte.
Nach der Fernsehsendung ging er zu Bett. Beim Einschlafen geisterte ihm immer noch das Märchen des Psychologen in seinem Kopf herum, bis ihn der Schlummer in Morpheus Arme trieb.
Tief und fest schlief er wenig später. Ein Traum machte sich breit und er erlebte das vorherige Erzählte als Traumbilder. Da vernahm er deutlich die Stimme des alten Mannes, der auf einem Stein sitzend am Wegesrand sich befand.
Deutlich hörte er wie er sagte: „Der dritte Weg führt auch nach Bagdad, aber wenn du den gehst, kommst du nicht an.“
Sein Traumblick wurde dabei auf den jungen Mann gelenkt.
Nun stand der junge Mann da mit der Erklärung der Wege und war sich nicht einig. Es arbeitete in ihm. Er fragte den Alten, was er machen würde, wenn er so jung wäre wie er und er stände vor dieser Entscheidung.
Der alte Mann lächelte und sagte zu ihm, er solle das Wagnis eingehen und den rechten Weg einschlagen.
Zaudernd entschloss sich der Junge, das Wagnis einzugehen, die Neugierde übermannte ihn einfach. Als der Alte merkte, dass der Junge den rechten Weg zu gehen gewillt war, offenbarte er ihm, er würde ihn ein wenig begleiten, denn der Weg sei doch arg ungewöhnlich. Also gingen die beiden los.
Nach einer Weile erblickte der Junge ein Gebäude, das so gar nicht in die Landschaft passen wollte. Er fragte den Alten, was das für ein Gebäude wäre. Der alte Mann antwortete ihm, dass in dem Gebäude die Bank des Universums eine Zweigstelle betreiben würde und er erst in diese Bank hineingehen müsse, um sich Taxieren zu lassen. Der Junge schaute ihn verdattert an und verstand nicht.
„Also“, fing der Alte an zu erklären: „Bevor man den beschwerlichen Weg geht, muss man sich bei der Bank des Universums so zusagen ein Visum holen.“
Der junge Mann verstand und ging mit den Alten in die Bank. Ein freier Schalter ermöglichte es ihm sofort vorzusprechen. Ein würdiger Bankbeamter musterte ihn und fragte ihn: „Junger Mann, wenn du dich selbst schätzen solltest, wie viel bist du dir selbst wert?“
Der Junge wurde etwas verlegen und antwortete, dass er von sich nicht viel halten würde und er sagte bescheiden zu dem Bankbeamten, dass er für sich einen Wert von max. 10.000,--€ angeben würde.
Der Bankbeamte schaute zuerst auf den jungen Mann und dann auf den Alten. Der Alte gab dem Bankbeamten ein Zeichen, worauf dieser folgendes sagte: „Junger Mann, es kann sein, dass du auf deinem Weg mal Geld brauchst. Die Bank gewährt dir einen Kredit von 100.000,-€. Wir legen jetzt zwei Konten an. Eins auf das du jeder Zeit Zugriff hast und da hinterlege ich dir 100.000,-- €.“
Er zeigte ihn das neu angelegte Konto und da stand 100.000,-- € im Plus.
„Gleichzeitig lege ich ein zweites Konto an,“ so sagte der Bankbeamte weiter: „Das als Schuldkonto dient.“ Auch das zeigte er ihn und da stand 100.000,-- € im Minus.
„Beide Konten zusammen ergeben wieder 0,00 €“, erklärte der Bankbeamte ihm.
Der junge Mann war etwas verdutzt, noch nie hatte ihm jemand 100.000,-- € angeboten und es war auch viel zu viel. So viel war er bestimmt nicht wert. Der Bankbeamte hat sich sicherlich vertan.
‚Das Geld rühre ich nicht an‘, so sagte er dem alten Mann. Sie verließen die Bank und gingen weiter. Nach einer Weile kamen sie an einem heruntergekommenen Acker vorbei, der voller Steine und Unkräuter war. Der Acker machte einen sehr erbärmlichen Eindruck auf ihn.
Der Alte erklärte ihm, dass der Acker sehr, sehr wichtig sei, aber niemand kümmere sich um ihn. Er schaute den Jungen an und sprach aufmunternd zu ihm: „Du bist kräftig und stark, hilf dem Acker wieder ein Acker zu sein, denn er möchte unbedingt wieder Korn, Kartoffeln und vieles mehr gedeihen lassen.“
Der Junge erschrak darauf, aber der erbärmliche Acker musste unbedingt bearbeitet werden. Nach einigem Zaudern fing er an, den Acker zu bearbeiten.
Es war eine harte, mühevolle und schwere Arbeit. Manchmal war er gewillt aufzugeben, aber jedes Mal, wenn er hinschmeißen wollte, ermutigte der alte Mann ihn, weiterzumachen. Und er machte weiter. Und eines Tages war der Acker bestellt und er fing an, die ersten Früchte zu tragen.
Der Junge deutete nach getaner Arbeit auf die Steine, die er vom Acker geholt hatte und die ungeordnet am Ackerrand verstreut lagen. Dabei fragte er den Alten, was mit den Steinen geschehen solle.
Es waren derer sehr viele. Der Alte erklärte ihm, er solle sie auf einen großen Haufen aufschichten, vielleicht kann man sie noch verwenden. Er schichtete die Steine, wie empfohlen, zu einem großen Haufen. Ein beträchtlicher Hügel türmte sich auf.
Nachdem der letzte Stein seinen Platz auf dem Hügel gefunden hatte, verließen sie den Acker und gingen den Weg Richtung Bagdad weiter. Da tauchte wieder so ein Gebäude auf, das so gar nicht in die Landschaft passte. Und wieder stellte es sich als Zweigstelle der Bank des Universums heraus.
Der Alte steuerte direkt auf die Bank zu. Der Junge schaute ihn verdutzt an und frage ihn, warum sie schon wieder in die Bank gegen sollten? Vorangehend erklärte der Alte ihm, weil die Bank darauf bestehen würde, um zu sehen, ob du es wert bist, so ein großes Darlehen gewährt zu bekommen.
Als sie in der Bank waren, wurden sie auch sofort von einem höflichen Bankbeamten begrüßt. Er bat sie in sein Büro. Dort nahmen sie in bequemen Sesseln Platz. Auf einem großen, schweren Tisch lagen zwei Ordner.
Es waren die Konten, die die erste Zweigstelle angelegt hatte. „So“, sagte der Bankbeamte würdevoll: „Dann wollen wir doch mal sehen, ob der junge Mann würdig war, so ein großes Darlehen von uns zu erhalten“.
Er klappte den ersten Ordner auf, im dem die Darlehnssumme vom ersten Bankbeamten als Positivkonto angelegt war. Dem jungen Mann wurde es etwas mulmig zu Mute, denn die ganze Angelegenheit war für ihn nicht ganz geheuer.
Der alte Mann schaute ihn aufmunternd und zuversichtlich an. Den aufgeschlagenen Ordner schob der Bankbeamte über die Tischplatte in Richtung des jungen Mannes.
Darauf erhob der Bankbeamte seine Stimme, wodurch er den jungen Mann veranlasste, einen Blick auf das Konto zu werfen. Als er das tat, erschrak er sehr, denn die gewährte Darlehnssumme hatte sich von 100.000,-- € auf eine Millionen € erhöht.
Sein Habenkonto wies nun eine Summe von plus 1 Millionen € aus. Das Sollkonto im zweiten Konto wies gleichzeitig eine minus Summe von 1 Millionen € aus. Dem jungen Mann wurde schwindelig.
1 Millionen €. Das war eine Summe, die einfach zu viel für ihn war. Verdattert verließ er mit dem alten Mann die Bank und trottete hinter dem vorangehenden Alten her.
Fassungslosigkeit machte sich in ihm breit. Nach einer Weile fing sich der Junge wieder und schloss zu dem Alten auf. So gingen sie schweigend weiter.
Nach einer Wegbiegung traten sie in ein Tal ein, in dem sich ein riesiger Hügel in den Himmel erhob. Der Hügel war voller Felsen. Baumstümpfe lagen wild durcheinander.
Alte, verdorrte Äste und umgestürzte, verrottete Bäume vollendeten das Wirrwarr. Ein riesiger Sturm musste hier vor langer Zeit gewütet haben und einen einst blühenden, wunderbaren, heimeligen Wald in totes Gehölz verwandelt haben.
Dem Jüngling durchfuhr beim Anblick des Dramas ein gewaltiger Schreck, so was hatte er noch nicht gesehen. Er blieb betroffen stehen und holte erst einmal tief Luft.
Dann durchbrach der Alte das Schweigen: „Das war mal ein wunderschöner Mischwald, der allen Tieren Nahrung, Unterschlupf und Sicherheit gab, aber nun ist er tot. Junger Mann, wenn du willst, kannst du das wieder zu dem machen, was es einmal war“!
Der junge Mann sah ihn verwundert an: „ Du meinst doch nicht, ich solle das wieder aufforsten“? Fragte er den Alten ungläubig. Dieser antwortete einfach und trocken: „Ja“!
„Unmöglich, das geht überhaupt nicht, das ist nicht zu schaffen!!“! Waren seine ersten Worte, als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte.
Letztendlich war aber der Jüngling froh, etwas zu tun zu bekommen, denn der Schreck, den er wegen der riesen Summe und dem verkommenen Wald hatte, suchte eine körperliche, entlastende Betätigung.
Nach anfänglichem Zaudern und Hadern begann er mit der Arbeit. Sie war noch mühsamer und anstrengender als die Arbeit auf dem Feld. Es verging die Zeit und allmählich konnte der Alte sehen, dass aus dem Wirrwarr wieder langsam ein Wald wurde, während der Jüngling schuftete, rodete, Felsen bewegte, sägte, grub und vieles mehr.
Als er fertig war und der Wald in seiner vollen Pracht erblühte, kamen die ehemaligen Tiere des Waldes wieder und bezogen erleichtert ihre alte Heimat. Einem kleinen Bach, der total verschüttet war, gab der Jüngling sein natürliches Bett wieder und sofort schwammen auch wieder Fische in ihm.
Die Felsbrocken und Steine, die er vom Hügel geholt hatte, schichtete er genauso auf, wie die Steine, die er vom Acker geholt hatte. Nur dieser Hügel war noch weit größer als der Erste.
Erleichtert von der Last der Arbeit wandte er sich an den alten Mann, der sich anschickte, weiterzugehen. Er schloss sich dem Alten an und so gingen sie den Weg weiter gen Bagdad.
Da tauchte wieder eines dieser Gebäude auf, in der sich eine Zweigstelle der Bank des Universums ein Domizil aufgeschlagen hatte.
Der Alte ging auch hier wieder zielstrebig auf das Gebäude zu. Der Jüngling ersparte sich die Frage, die er hatte. Statt der Frage kam bei ihm die Gewissheit, dass er wieder überprüft werden sollte. Er ging mit dem Alten in die Bank, wo man schon auf sie wartete.
Sie wurden in ein großes, geräumiges Büro geleitet. Hier bat man sie wieder in bequemen Sesseln Platz zu nehmen. Nachdem sie Platz genommen hatten, betrat ein höherer Bankbeamter den Raum. Unter dem Arm hatte er zwei Aktenordner geklemmt.
Er ging zu dem großen, geräumigen Schreibtisch, auf dem nur eine Schreibtischunterlage lag. Er legte die Ordner einzeln auf den Tisch und schaute den Jüngling prüfend an. Dann öffnetet er den ersten Ordner mit den Worten: „Hierin befindet sich dein Habenkonto, schau einmal darauf“! Und schob ihm den Ordner zur Einsicht herüber.
Der Jüngling schaute drauf und schaute wieder weg. Das konnte nicht sein. Da stand 10.000.000,-- € im Plus. Das konnte er nicht fassen und schaute erst den Bankbeamten und dann den Alten an. Das machte er ein paarmal, bis die Zustimmung der Beiden ihm seine Zweifel beraubten.
Auch auf dem Sollkonto stand diese Summe nur eben im Minus. 10.000.000,-- € war er der Bank des Universums wert. Er war ob der immensen Zahl schier Fassungslos und trank erst einmal in vollen Zügen ein großes Glas Wasser, welches ihm der Bankbeamte gereicht hatte.
Benommen trat er danach wieder mit dem Alten auf den ihm nun vertrauten Weg. Sie schritten nun wieder weiter in Richtung Bagdad. Benommen ob dem Wert, den er sich erarbeitet hatte, bekam er nicht mit, was um ihn herum geschah, bis der Alte ihn am Ärmel zupfte. Er zeigte dabei auf eine heruntergekommene Ruine. Er kam langsam wieder zu sich. Mit leerem Blick sah er zwar die Ruine, begriff aber nicht, was der Alte von ihm wollte.
Dreimal musste der Alte ihm erklären, was es mit der Ruine auf sich hatte. Dann begriff er aber doch. Er sollte die Ruine wieder aufbauen. Das sollte er wieder aufbauen??? Unmöglich!!! Es fehlte an Allem! Nichts Brauchbares war vorhanden.
Die gesamte Ruine war von Pflanzen, Kräutern, Büschen und Bäumen überwuchert. Tümpel hatten sich zwischen den Resten gebildet. Ratten huschten im Untergehölz hin und her.
Fliegen und Mücken in Massen tanzten in der Luft um die Wette. Zudem war das Gelände an vielen Stellen sumpfig und morastig. Aus fauligem, giftgrünem Wasser blubberten Blasen heraus und verpesteten mit Gestank die Luft.
Stinkmorcheln fühlten sich hier zu Hause und man konnte sie zu Scharen hier antreffen. Zudem trieben Moskitos ihr Unwesen und versuchten in Scharen über ihn herzufallen.
Mit fuchtelnden Armen vertrieb er sie für einen Augenblick, bis sie wieder einen Angriff starteten. Quakende Frösche machten lautstark auf sich aufmerksam. Schlangen schlängelten sich durchs Unterholz und waren auf der Jagd nach Mäusen und sonstigen Kleingetier.
Das Ganze machte einen unheimlichen, unwirklichen Eindruck. Zumal es auch den Eindruck erweckte, dass es hier dunkel, kalt und feucht wäre. Das alles machte keinen einladenden Eindruck und schreckte jeden ab, der hier länger als nötig verweilen sollte.
Und das sollte er wieder aufbauen? Wo sollte er da anfangen? Fragen auf Fragen marterten sein Hirn. Aber der Alte ließ nicht locker und drängte den Jungen so schnell wie möglich mit der Arbeit zu beginnen, da jedes Nachdenken Zeitverschwendung wäre.
Der Junge ließ sich schließlich vom Alten überreden und rückte der Ruine zu Leibe. Zuerst zog er lange Gräben, sodass das Wasser ablaufen konnte.
Damit legte er auch die versumpften Bereiche des Areals trocken. Dann begann er alles Gestrüpp, Geäst, Bäume usw. von seiner Baustelle zu entfernen und legte schließlich die restlichen Grundmauern frei.
Da sah er erst wie groß das Haus gewesen war, als es noch keine Ruine war. Es muss ein herrschaftliches Haus gewesen sein, das auf einem großen Anwesen gestanden hatte. Nach dem Freilegen des gesamten Areals hielt er erst einmal inne und überschaute sein bisheriges Werk.
Er malte sich aus, wie lange er noch arbeiten müsse, um das Anwesen wieder so herzurichten, wie es einmal war. Er stellte fest, dass er mehr Arbeit in das Herrichten des Anwesens aufbringen musste, als die vorherigen Arbeiten, die er mit dem Feld und dem Wald gehabt hatte.
Nun ging es an den Wiederaufbau. Woher sollte er die Materialien nehmen, die zur Errichtung notwendig waren? Da wies ihn der Alte an, der die ganze Zeit dabei stand und dem schwer schufteten Jungen beobachtet, dass genügend Baumaterial zur Verfügung stehen würde. Fragend sah ihn der Junge an, der weit und breit keinen brauchbaren Stein ausmachen konnte.
Da fielen ihm die Stein- und Felsenhügel ein, die aus den Steinen und Felsen, des Feldes und des Waldes herrührten. Wie Recht doch damals der Alte hatte, als er dem Jungen den Tipp gab, die Steine aufzuschichten, da er sie noch gebrauchen könne.
Flugs machte der Junge sich an die Arbeit, die Steine und Felsen des Feldes und des Waldes herbeizuschaffen. Er schichtete sie am Rande seiner Baustelle auf und begann danach mit dem Wiederaufbau des Hauses.
Das nötige Holz lieferte ihm im Übermaß der Wald, den er so mühsam wieder aufgeforstet hatte.
Und so baute, zimmerte und schreinerte er. Nach einer Weile stand das Haus in neuer Pracht vor ihm. Es war eine prachtvolle, herrschaftliche Villa mit allem erdenklichen Komfort.
Auch alle Möbel usw. hatte er selber hergestellt. Dann machte er sich an das Herrichten des Anwesens. Dies wurde zu einem wunderbaren Park mit Bächen, kleinen Wegen und Teichen, die sehr schnell von Fischen und vielem mehr in Besitz genommen wurden. Auch die Tiere des Waldes kamen zum Stelldichein und hießen dieses wunderbare Anwesen willkommen.
Da sah der alte Mann, dass alles so wieder aufgebaut war, wie es einmal war und er drängte den Jungen zum Aufbruch.
Die Abwechslung tat dem Jungen gut, denn die schwere Arbeit, die er mit der Neugestaltung des Anwesens hatte, lud zur Entspannung ein. Er ging also mit dem Alten weiter auf dem Weg nach Bagdad. Da sah er ein wunderschönes Gebäude, das so richtig in die Landschaft passte.
Es ergoss sich förmlich in die Landschaft. Er fragte den Alten, was das für ein herrlicher Palast wäre. Dieser antwortete, dass das die Bank des Universums wäre und ging direkt darauf zu.
Auch diesmal folgte ihm der Junge und recht bald waren sie in dem Palast. Das Innere sah genauso aus wie das Äußere. Nur nicht wie eine Bank. Es sah eher wie ein fünf Sterne Hotel oder die Wohnstätte eines Fürsten aus. Es war alles sehr einladend gestaltet.
Ein Lakai kam auf die Beiden zu und kredenzte kühle Getränke, an denen sich unsere Wanderer auf dem Weg nach Bagdad erlabten.
Lautlos schwang eine schwere Doppeltür auf und der Jüngling wurde in einen prachtvollen Saal gebeten. Die Beschreibung des Saales würde ganze Bände füllen, so überwältigt war der Junge.
Man ließ die beiden Wanderer Platz nehmen. Daraufhin betrat ein sehr würdevoller, älterer Herr den Saal. Es war der Bankdirektor höchstpersönlich und es wurde augenblicklich mucksmäuschenstill. Auch er hatte die beiden Ordner dabei, die aber ein Assistent trug.
Er breitet die beiden Ordner auf einen riesigen Tisch aus und schlug den ersten auf. Er bat den Jüngling zu sich an den Tisch, damit er in den Ordner Einsicht nehmen konnte. Der warf einen Blick in den Ordner, der sein Habenkonto darstellte. Hier war sein Wert festgehalten worden. Er starrte ungläubig darauf und konnte es noch gar nicht fassen, denn aus den 10.000.000,-- € waren plötzlich 100.000.000,-- € geworden.
100 Millionen €.
Er war dem Universum 100 Millionen € wert, er war baff. Dann schlug der Bankdirektor den zweiten Ordner auf. Dieser war der Sollkontenordner, der ja Minus war. Auch hier las er die Summen von 100.000.000,-- €. Aber was war das? Die haben sich vertan!!! Das Minuszeichen war weg. Statt des Minuszeichens war da ein Pluszeichen. Die haben sich vertan!!! Die müssen sich vertan haben!!!
Aber nein, bei der Bank des Universums vertut man sich nicht, zumal es sich hier um eine riesige Summe handelt. Aus dem Sollkonto war ein Habenkonto entstanden. Er hatte jetzt zwei Habenkonto, aber kein Sollkonto mehr.
Was bedeutet das jetzt nun wieder? Der Direktor legte die Ordner in einem Fach im Tisch, wo sich bereits einige andere Ordner befanden. So viele waren es aber auch nicht, denn der Jüngling sah, dass das Fach noch viele Ordner aufnehmen konnte.
Der würdige Bankdirektor richtet seinen Blick nun wieder auf den Jüngling, nach dem er die Ordner abgelegt hat und deutete ihm an, dass er frei über die Konten verfügen könne. „Ich kann über beide Konten frei verfügen“? Fragte er sich!!!
Beide Konten zusammen ergeben 200.000.000,-- €!!!
200 Millionen €.
Er war ein schwer reicher Mann geworden. Er konnte es nicht fassen. Er schaute verdattert den alten Mann an und der lächelte ihn an. Nur weil ich dem Alten vertraut habe und alles gemacht habe, wozu er mir riet, bin ich zu einem steinreichen Mann geworden.
Ja sicher, er hatte schwer dafür gearbeitet. Aber er hatte noch nie gehört, dass man mit Arbeit so reich werden könne. Aber er ist es geworden.
Er war fix und fertig. Noch nie war er bei der ganzen Arbeit so fertig wie jetzt gewesen. Er setzte sich in einen sehr bequemen Sessel und Tränen rannen ihm die Wangen hinunter.
Der alte Mann kam und setzte sich zu ihm. Der Alte freute sich von ganzem Herzen, dass der Junge solange durchgehalten hatte.
Der Junge spürte die aufrichtige Freude, die vom Alten zu ihm herüber kam und Tränen der Dankbarkeit strömten nur noch so aus seinen Augen. „Wie kann ich dir nur Danken???“ Fragte der Junge unter Tränen den Alten und umarmte ihn herzlich.
„Meine Freude, die ich für deinen Erfolg für dich empfinde und die ich dir so mitteilen darf, ist mehr wert als alles Geld dieser Welt. Du hast es geschafft, durch Vertrauen zu einem anderen (zu mir) Vertrauen zu dir wieder zu haben. Dadurch hast du es geschafft, wieder dich zu finden. Aber Junge, das ist erst der Anfang. Es wird noch viel spannender. Mit deiner Arbeit, die du verrichtest hast, hast du an dir gearbeitet.
Der Acker nämlich steht für deinen Körper. Der Wald ist deinem Geist gleichzusetzen und das Anwesen ist deine Seele. Nun bist du eins mit dir. Und jetzt geht es erst richtig los. Wenn du weiter willst. Der Weg nach Bagdad ist noch sehr, sehr weit.“
Wieder ging eine Seitentür des Saales auf und erlesene Köstlichkeiten wurden hineingetragen und man feierte ein kleines Fest zu Ehren des Jünglings, der gerührt Dankbarkeit zeigte.
Bei diesem Fest erzählte der Bankdirektor, dass seine Bank für alle Menschen da sei und jeder einzelne von ihnen das Zeug hat, sich ein Konto zu erwerben. Jeder einzelne müsse nur bereit sein, an sich zu glauben und zu arbeiten, dann stehe dem eigenen Reichtum nichts mehr im Wege.
Er wies zwei Assistenten an, ein großes Tor zu öffnen. Sie taten wie ihnen angewiesen wurde und hinter dem sich öffnenden Tor erstreckte sich eine riesige Halle, die mit Regalen vollgestellt war. Die Regale mussten bis zur Decke reichen, denn sie schienen nach oben nicht aufhören zu wollen. Die Regale beherbergten Ordner. Auf den Ordnern waren Namensschilder. Je zwei Ordner hatten denselben Namen. Die Ordner stellten sich als Haben- und Sollkonten heraus.
Dabei erklärte der Bankdirektor die Bedeutung der Halle und die sich in den Regalen befindlichen Ordner: „Für jeden Menschen, sind solche Ordner angelegt worden, wie du dir sie erworben hast und zwar schon bei der Geburt jedes einzelnen Menschen.
Die Ordner warten darauf, von jedem einzelnen Menschen gefüllt zu werden, aber nur sehr wenige nehmen die Ordner an“! Und wies dabei auf das Fach im Tisch des Saales, indem sie sich befanden. „Alle sind gerufen, doch nur sehr wenige folgen diesem Ruf“! Waren die letzten Worte des Bankdirektors, die er an den Jüngling gerichtet hatte.
Dem Jüngling durchfuhr ein gewaltiger Schrecken. Jeder Mensch hat also die Möglichkeit genau so reich zu werden wie er, aber kaum jemand nimmt die Chancen, die sie im Leben zu jeder Zeit haben, wahr.
Sie beklagen sich nur und oder rackern sich ab, ohne wirklich etwas für sich zu tun. Sie wollen alle nur bequem durchs Leben kommen, ohne etwas wirklich dafür tun zu wollen. Ein Gedanke durchfuhr den Jüngling, wie dumm sind nur die Menschen!!!
Daraufhin endete die Feier. Der Direktor verließ den Saal, so wie er ihn betreten hatte und der Alte schickte sich an, auch zu gehen. Der Jüngling erschrak und schaute den Alten fragend an.
Der Alte erwiderte seinen Blick und richtete seine Stimme an ihn: ,,Willst du denn weitergehen? Du bist jetzt reich und du hast ein sehr erfülltes Leben vor dir“!
Der Jüngling stand auf und erklärte: „Was nutzt mir der ganze Reichtum, wenn ich dadurch im Müßiggang verfallen kann. Ich will mein Ziel nicht aus den Augen verlieren und gehe lieber weiter auf den Weg nach Bagdad!!“!
So gingen sie erneut los auf den Weg nach Bagdad. Ein schwer reicher Mann folgte einen alten Mann, der zügig voranschritt.
Der Alte steuerte auf einen Berg zu, der sich direkt vor ihnen steil in den tiefblauen, sonnendurchfluteten, wolkenlosen Himmel erstreckte.
Es war angenehm und wohlig warm. Serpentinenartig führte ein Weg die Wanderer zum Gipfel hinauf. Oben angekommen, mussten sie erst einmal verschnaufen, da der Aufstieg doch recht anstrengend war.
Dann zeigte der Alte dem Jungen ein weites Tal, das sich unterhalb des Berges weit in das sich darunter befindliche Land erstreckte. Was der Junge nun sah, raubte ihm fast den Atem, obwohl er sich zuvor ausgiebig erholt hatte.
Das gezeigte Land war heruntergekommen. Ein wolkenverhangener trüber Himmel erstreckte sich darüber. Alles war grau in grau. Ein nasskalter Wind zog aus dieser Unwirtlichkeit zu ihnen hinauf, wobei der Jüngling augenblicklich begann zu frösteln.
Die Dörfer und Städte, die sich tief unter ihnen befanden, waren alle samt zu Ruinen verfallen. Die Wiesen und Äcker waren braun und verbrannt, Bäche und Flüsse waren entweder nur noch schäbige Rinnsale oder zu schlammigen, dreckigen, leblosen Kloaken verkommen.
Einstmals blaue Seen waren Dreckslöcher gewichen, aus denen es erbärmlich stank. Die Wälder bestanden nur aus umgeknickten Bäumen und Baumstümpfen. Jede mögliche Straße oder Weg war nicht mehr benutzbar. Alles, was er sah, erinnerte ihn an den verkommenen Acker, den er bestellt hatte. An den zerstörten Hügel, den er wieder zu einem wunderbaren Wald aufgeforstet hatte, und an die Ruine, die er durch seine Arbeit wieder zu dem herrlichen Anwesen umgewandelt hatte.
Er sah den Alten an und dessen Blick sagte alles. Er soll das alles wieder zu einem blühenden Land machen.
Da winkte der Alte ab und sie gingen den Berg wieder hinunter. „Du sollst nur dabei helfen, indem du Menschen anleitest, das Land wieder aufzubauen“! Eröffnet der Alte ihm.
Erleichterung durchfuhr dem Jüngling, denn bei dieser Aufgabe hätte er aufgeben und kapitulieren müssen. Diese Aufgabe war schier zu groß!
„Was soll ich denn tun“? Fragte er den Alten. Sie waren in der Zwischenzeit wieder auf dem regulären Weg, der nach Bagdad führte. „Setze dich erst einmal auf den Stein, der da am Wegesrand ist und ruhe dich etwas aus.
Ich muss dich für einen kleinen Augenblick verlassen, bin aber gleich wieder bei dir“! Antwortete der Alte und zeigte dabei auf den großen Stein, der am Wegesrand lag. Der Junge tat, wie ihm geheißen war.
Er setzte sich auf den von der Mittagssonne erwärmten Stein und der Alte entfernte sich eilig. Nun saß er auf diesen Stein und ruhte sich nach Weisung des Alten aus. Nach kurzer Zeit fing er an zu dösen.
Plötzlich wurde er aus seiner Ruhe herausgeholt, weil ein Jüngling fragend ihn ansprach: „Sage mal alter Mann, weißt du wie es hier weitergeht? Drei Wege gehen hier ab, aber ich kann nicht erkennen, wohin sie führen.“ Da hörte er sich sagen: „Alle drei Wege führen nach Bagdad…………
Wissi erwachte. Was war das denn? Ein Traum? Merkwürdig, dieser Traum war so real gewesen. Er fühlte sich wie gerädert. Noch eins war ihm aufgefallen. Der Jüngling, der da wie wild gerackert hatte, war er selber gewesen.
Merkwürdig, sehr merkwürdig. Er stand auf. Es war mitten in der Nacht. Er ging in die Küche und trank ein großes Glas Wasser. Dann setzte er sich auf einen Küchenstuhl und schüttelte seinen Kopf.
Das war ja ein toller Traum gewesen. Er stand wieder auf und begab sich in sein Arbeitszimmer. Hier nahm er sich sein Diktiergerät zur Hand und begann den Traum hierauf festzuhalten. Als er den letzten Satz ins Gerät gesprochen hatte, übermannte ihn wieder eine bleierne Müdigkeit.
Er schaltete das Gerät aus und ging mit ihm in sein Schlafzimmer. Dort legte er sich in sein Bett und das Diktiergerät auf die Konsole. Alsbald schlief er wieder ein. Morpheus wartete bereits.
Kaum war er wieder im tiefen Schlaf, fing er wieder an zu träumen.
Er hörte sich gerade sagen: „….und wenn du den gehst, kommst du nicht an“! Der junge Mann schaute den Alten an, als wenn der von einem anderen Stern wäre.
„Du solltest mal aus der Sonne kommen Alter, sonst hast du gleich voll einen an der Marmel“ sagte er zu ihm und schaute sich dabei um, um eine vernünftige Antwort auf seine ernstgemeinte Frage zu bekommen.
Unmerklich von dem Jungen entfernt erschien am linken Weg ein Hinweisschild auf dem stand: Richtung Bagdad 3 Stunden Fußmarsch! In diesem Punkt hatte der Alte wohl Recht. Aber Ablesen kann ich auch. Er ging schnurstracks auf den linken Weg und verließ den „Alten“, der immer noch auf dem erwärmten Stein ausruhend saß.
Kurze Zeit später näherten sich ihm ein Paar. Sie waren gut gekleidet und machten auch einen sehr gebildeten Eindruck. Auch sie fragten ihn nach dem Weg.
Nachdem er ihnen die Wege erklärt hatte, zupfte die Frau den Mann am Arm und sagte zu ihm: „Ich traue dem Alten nicht. Wir müssen vorsichtig sein. Sehr vorsichtig sein. Der will uns in eine Falle locken und uns berauben“.
Der Mann ging sogleich in eine abweisende Haltung zum Alten und meinte zu ihr: „Du scheinst mit deiner Meinung richtig zu liegen. Wir sollten so schnell wie möglich hier weg. Es kann sein, dass seine Komplizen bereits auf der Lauer liegen“.
Da wollten sie sich eilig entfernen, als sie hinter sich klappernde Hufengeräusche vernahmen. Von hinten näherte sich eine offene, schwarze Kutsche, die von zwei schwarzen Pferden gezogen wurde.
Als sie in der Höhe des Paares war, hielt der Mann die Kutsche per Handzeichen an und fragte den Kutscher, der hoch oben auf seinem Bock saß, ob er zufällig nach Bagdad unterwegs sei?
Auf die Bejahung des Kutschers, richtete der Mann eine Bitte an ihn, sie doch mitzunehmen. Der Kutscher hieß sie willkommen und stieg vom Bock herab, um die Tür zur Kutsche zu öffnen.
Nach dem Öffnen der Tür half er ihnen in die Kutsche einzusteigen. Hier erwarteten sie weiche, gepolsterte Sitze und ein Tisch in der Mitte. Als sie saßen, fragte der Kutscher sie, ob sie einen kleinen Imbiss wünschten.
Der Imbiss, erklärte er ihnen, lenke ein bisschen von dem öden Weg ab, den er fahren wird, der aber direkt nach Bagdad führe.
Die Reisenden waren hocherfreut, noch ein Mahl zu sich nehmen zu können und stimmten begeistert dem Vorschlag des Kutschers zu.
Der machte am hinteren Teil der Kutsche eine Klappe auf, aus der einen Picknickkorb holte, den er zu den Reisenden trug. Die kulinarischen Köstlichkeiten breitete er auf dem Tisch vor den Reisenden aus.
Während sie anfingen diese Speisen zu sich zu nehmen, kletterte der Kutscher auf seinen Bock und wollte gerade das Zeichen zum Losfahren geben, als die Frau den Kutscher fragte, ob er das Verdeck bitte schließen könne, da die Sonne sie beim Essen störe. Die schien ihr tatsächlich direkt ins Gesicht.
Der Kutscher stieg abermals vom Bock und schloss das Verdeck der Kutsche. Endgültig stieg er dann auf seinen Bock und die Pferde zogen selbstständig den Wagen an.
Das Gespann lenkte auf den linken Weg ein und fuhr den Weg hinunter, weil die Weggabelung auf einer Geländeanhebung gelegen war. Recht bald war die Kutsche auch nicht mehr gesehen.
Nach einer Weile erschien ein junger Mann, der nach der Erklärung des Alten angetan war, den rechten Weg zu gehen. Kurz entschlossen machte er sich also mit dem Alten auf den Weg. In der Bank taxierte er sich sehr hoch.
Der Bankbeamte, der ihn vorher bereits gemustert hatte, musterte ihn von neuem und warf einen bedeutsamen Blick zum Alten rüber.
Daraufhin legte er die Summe, die er dem jungen Mann als Darlehen gewährte, fest. Sie betrug, wie wir sie schon kennen, 100.000,-- €. Der junge Mann stutzte etwas, nahm es aber so hin.
Man verabschiedete sich aus der Bank und Alt und Jung begaben sich auf dem rechten Weg nach Bagdad. Am verwahrlosten Acker angekommen, verstand der Jüngling erst nicht, was der Alte von ihm wollte. Dann begriff er aber. Ärger stieg in ihm hoch und der machte sich wütend Luft.
„Alter, du spinnst wohl. Ich bearbeite doch nicht deinen heruntergekommen Acker, den du in sträflicher Weise vernachlässigt hast. Ich soll deiner Faulheit Vorschub leisten, indem ich dir deinen Acker bestelle?
Du hältst mich wohl für total bekloppt. Wahrscheinlich ist die Nummer in der Bank, die du da mit mir abgezogen hast, auch so ein Dingen, um mich abzuzocken.“
Während er das von sich gab, machte sich links vom Weg ein Querweg mit einem Hinweisschild auf. Auf dem Hinweisschild stand: Richtung Bagdad zu Fuß 3 Stunden.
Als der Jüngling seine erboste Ansprache beendet hatte, sah er den Weg und ging direkt darauf zu. Auch der Querweg führte nach unten, da der Acker auf einer Anhöhe im Gelände gelegen war.
Das Darlehen in der Bank erlosch augenblicklich und der Bankbeamte sandte die beiden nun leeren Ordner zur Bank des Universums. Hier werden sie direkt nach der Ankunft in dem Regal der riesen großen Halle unter dem Namen des Jünglings wieder abgelegt.
In ähnlicher Weise verhielt sich auch eine junge Dame. Auch sie taxierte sich viel zu hoch ein. Aber auch sie bekam nur ein Darlehn von 100.000,-- € zugebilligt.
Am desolaten Acker machte sie einen riesen Aufstand und bezichtigte den Alten als Betrüger und hinterhältige Wehe.
Der Alte quittierte diese Beleidigungen mit einem traurigen Blick, den die Dame aber für sich auch noch auszunutzen gewillt war: „Schau mich nicht so gierig an, du schäbiger Lustmolch, du kleiner, mieser Lüstling und lass gefälligst deine dreckigen Pfoten bei dir“! Und fing hysterisch an zu schreien.
In dem Moment kam die schwarze Kutsche angefahren der Kutscher fragte die junge Dame, ob er helfen könne. Der Alte hatte sich inzwischen zurückgezogen.
Die junge Dame schaute wild zum Kutscher hoch und kreischte: „Der alte Mann hat mich belästigt und war kurz davor, mich zu betatschen und unsittlich zu berühren. Er war gerade dabei noch andere schlimme, widerliche Sachen zu machen, wenn sie nicht gekommen wären. Ich muss augenblicklich von hier weg“, heulte sie ihm mitleiderregend vor.
Insgeheim war sie froh, dass sie nichts in der Bank unterschrieben hatte, denn sie vermutete nun Betrug. Aber, was sie nicht wusste, war, dass man bei der Bank des Universums keine Unterschriften zu leisten braucht, denn das eigene Selbstvertrauen reicht der Bank als Bürgschaft voll und ganz.
Der Kutscher bot ihr nun an, sie mit zunehmen und bat sie in der Kutsche Platz zu nehmen. In der Kutsche waren bereits ein Paar und eine ältere Frau, die es sich in den Polstern bequem gemacht hatten.
Nachdem die junge Dame zugestiegen war, zogen die schwarzen Pferde die Kutsche auf den abschüssigen Querweg, der plötzlich links wieder erschien.
Die Aktenordner in der Bank büßten bei der Attacke der jungen Dame, die sie gegen den Alten gestartet hatte, augenblicklich ihren gesamten Wert ein und wurden direkt zur Bank des Universums geschickt, wo sie in der großen Halle ins Regal, wo ihr Name stand, wieder eingelagert wurden.
Der alte Mann ging danach sehr traurig zu seinem Stein am Wegesrand der Weggabelung zurück und verstand die Welt nicht mehr.
Aber ihm war etwas aufgefallen. Jedes Mal, wenn die Reisenden, den linken oder den mittleren Weg nahmen, gingen die nach unten. Als er mit dem Alten den rechten Weg gegangen war, war der immer angestiegen.
Nicht nur die Arbeiten am Acker oder Wald und zuletzt an der Ruine waren mühsam, sondern, so erinnerte er sich, das Gehen auf dem Weg. Als er denn Weg ging, war ihm das so nicht aufgefallen, aber jetzt. Das war alles sehr bemerkenswert.
Und noch etwas machte ihn stutzig! Der Himmel! Der Himmel über ihm war wolkenlos, klar, tiefblau und sonnendurchflutet. Es war angenehm warm. Aber da, wohin der linke und der mittlere Weg führten, war der Himmel wolkenverhangen.