Erstveröffentlichung © 2004 by Ennsthaler Verlag, Steyr
Originaltitel: „Intuition in Liebe und Partnerschaft“
2. Auflage
2020 © by IAW Anstalt, Vaduz
www.iadw.com
ISBN: 978-3-7431-2041-9
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
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Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt, Made in Germany
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Wir sind alle zum Lieben geboren.
Es ist der Sinn unseres Seins
und sein einziger Zweck.
Benjamin Disraeli
Die intuitive Liebe schließt nicht nur die herkömmliche, auf gegenseitigen Vorteil und Sexualität basierende Partnerschaft ein, sondern bietet auch einen erweiterten Einblick in die physische, geistige und spirituelle Dimension der Liebe. Intuition ist die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge unserer multidimensionalen Existenz zu erfassen. Sie ist sozusagen unser geistiges Organ, das uns mit den feinstofflichen Bereichen unserer Existenz in Verbindung treten lässt und Kommunikation mit und innerhalb dieser feinstofflichen Welten ermöglicht.
In diesem Buch werden Möglichkeiten aufgezeigt, Intuition für den zwischenmenschlichen Bereich zu schulen.
Jeder Mensch besitzt ein bis zu einem gewissen Grad entwickeltes intuitives Wahrnehmungsvermögen. Das bedeutet, dass für viele Probleme bessere Lösungen erzielt werden könnten, wenn diese Anlagen geweckt werden würden.
Vor allem in Partnerschaften würde das positive Veränderungen mit sich bringen, denn dort sind die Ursachen für Zwiespalt fast immer auf unbewusste Bilder zurückzuführen. Wer noch nicht bewusst lebt und seine Vorstellungswelt nicht im Griff hat, kann sehr schnell falsche Ansichten von den Menschen in seiner Umgebung übernehmen. Wer dagegen ganz bewusst die intuitive Liebe praktiziert, kann nicht nur viele Probleme vermeiden, sondern seine partnerschaftlichen Fähigkeiten, seine inneren Potenziale und seine Liebesfähigkeit entdecken und weiterentwickeln.
Durch Visualisierungsübungen und Intuitionstraining, die in diesem Buch speziell für Partnerschaften aufgezeigt werden, kann man lernen, auf die Stimme der Intuition zu hören und von ihr zu profitieren.
Die Erfahrung der Liebe ist eine unendliche Bereicherung. Sie ist es, die die Seelenkräfte wachsen lässt und diese zum Fließen bringt, die unseren Energiekörper harmonisiert und die helfen kann, die göttlichen Eigenschaften eines jeden Menschen offen zu legen.
In der Liebe versinken und verlieren
sich alle Widersprüche des Lebens.
Nur in der Liebe sind Einheit und
Zweiheit nicht in Widerstreit.
Rabindranath Tagore
Die Liebesfähigkeit eines Menschen zeigt die Reife seiner Seele, doch was häufig als Liebe bezeichnet wird, hat noch wenig damit zu tun, ist eher eine Blüte, die wir gedankenlos vom Baum des Lebens pflücken, bevor sie zur Frucht werden konnte.
Die meisten Menschen glauben, dass Liebe eine Sache des Zufalls ist, etwas, das geschieht, wenn das Glück es einem beschert. Bleibt das Eintreffen des Ereignisses »Liebe« jedoch aus, wird das Schicksal bemüht, um diese unbefriedigende Situation zu erklären. Man fühlt sich benachteiligt und vom Pech verfolgt, besonders wenn die eigene Liebe nicht erwidert wird. Ein Selbstverschulden an der Situation wird meist nicht erkannt. Die Kunst des Liebens aber erfordert Wissen um die Zusammenhänge und die Bereitschaft, sich für die Liebe einzusetzen.
Leider interessieren sich viele Menschen nur für den Teil der Liebe, den sie selbst bekommen. Sie wollen von allen geliebt werden und kümmern sich weniger darum, inwieweit ihre eigene Fähigkeit zu lieben ausgeprägt ist. Um das Ziel, geliebt zu werden, zu erreichen, wird viel investiert: Frauen beispielsweise verschönern sich zu diesem Zweck, schminken sich, kleiden sich modisch und duften verführerisch. Andere wiederum achten auf angenehme Manieren, sind gebildet und in der Lage, sich interessant zu unterhalten. Ganz Eifrige studieren noch geistige Techniken, um leichter Freunde zu gewinnen. Nur wenige sind bereit, selbst mehr zu geben und wirklich lieben zu lernen. Aber Äußerlichkeiten sind vergänglich und die auf Äußerlichkeiten aufgebaute Liebe stirbt so schnell wie diese Oberflächlichkeiten.
Weit verbreitet ist auch die Meinung, dass es gar nichts zu lernen gibt, weil die Liebe abhängig vom Objekt sei und nicht von der eigenen Bereitschaft: Wenn mir nur der richtige Partner begegnet, dann kommt die Liebe von selbst – vergessen wird dabei aber, dass lieben geben und nehmen ist und dass sie immer mit dem Geben beginnt. Vielleicht ist das Erste, was ich gebe, ein guter Eindruck, den ich durch mein äußeres Erscheinungsbild hinterlasse – aber das hält nicht lange an. Will ich wirklich Liebe erleben, erfordert dies schon bald mehr. Das ganze Geheimnis der Liebe besteht darin, selbst ein wirklich Liebender zu werden.
Dem »idealen Partner« kann ich erst begegnen, wenn ich ein idealer Partner geworden bin. Zu einem früheren Zeitpunkt ist Begegnung auch mit schmerzvollen Erfahrungen verbunden, weil ich dem anderen auch kein idealer Partner sein kann. Meine »ideale Liebe« kann erst in mein Leben treten, wenn ich zu lieben gelernt habe. Dann ziehe ich sie dem Resonanzgesetz nach an. In diesem Stadium benötige ich nichts mehr und bekomme alles und lebe in der Fülle meines wahren Seins.
Der Sinn jeder Partnerschaft ist, dass ich mich stufenweise zu einem Liebenden entwickle, indem mich der andere mit meinen Mängeln konfrontiert, mir zeigt, wo ich noch nicht ganz »heil«, nicht »ich selbst« bin. Die Auseinandersetzung mit dem anderen führt mich letztlich zu »mir selbst«, da er mir hilft, ganz ich selbst zu werden. So ist der Partner, den ich derzeit habe, der ideale Partner für mich und ich für ihn, denn er repräsentiert meine eigene Entwicklungsstufe.
So gesehen hat jede Liebesbeziehung eine dem Reifegrad der Partner entsprechende Qualität und Intensität. Aber gemeinsam sind wir auf dem Weg zu uns selbst, ob wir es wissen oder nicht. Eine »reibungslose Partnerschaft« wäre daher auch nur sinnvoll, wenn eine gemeinsame Aufgabe dies erfordert.
Das große Glück strömt mir nicht entgegen, indem ich ein Höchstmaß an Liebe von meinem Partner bekomme. Erst wenn man weiß, was es bedeutet, Liebe zu verschenken und zu empfinden, weiß man auch, was es heißt, wirklich glücklich zu sein. Wenn ich die Fähigkeit, Liebe zu empfinden und zu verschenken, steigere, steigere ich gleichzeitig mein Glücksempfinden. Was würde es mir nützen, wäre ich schön, hätte Erfolg, Geld und Macht, würde gemocht und bewundert, meine Seele aber bliebe leer, weil ich selbst keine Liebe verschenkte.
Im Gegensatz zu Beziehungen, in denen der eine ohne den anderen nicht mehr leben kann, brauchen sich in einer idealen Verbindung die Partner eigentlich nicht mehr, weil sie miteinander und aneinander »heil« geworden sind und jeder die Aspekte des anderen in sich aufgenommen hat. In dieser »Kunst zu lieben« liegt der ganze Sinn des Lebens.
Ein Mann suchte sein Leben lang nach der idealen Partnerin. Er wurde reich und berühmt – blieb jedoch allein. Als er alt war, fragte ihn ein Reporter, ob seine Suche keinen Erfolg gehabt habe, und er antwortete: »Doch, ich habe sie gefunden. Als ich dreißig war, bin ich ihr begegnet. Aber leider suchte auch sie nach dem idealen Partner!«
So wie diesem Mann geht es vielen von uns. Wir sind auf der Suche nach der großen Liebe und übersehen, dass wir nach dem Gesetz der Resonanz den Traumpartner ja erst dann anziehen können, wenn wir selbst diese Stufe erreicht und uns zum idealen Lebensgefährten entwickelt haben.
Und wir begehen noch einen Fehler: Wir suchen nach der Liebe außen – wir wollen geliebt werden. Unbewusst sehnen wir uns nach der Situation unserer Kindheit zurück, als wir so geliebt wurden, wie wir waren, umsorgt wurden und uns geborgen fühlten. Verständlich, dass wir dieses Gefühl des Geliebtseins und der Geborgenheit nicht verlieren möchten. Doch ich kann nur so viel Liebe bekommen, wie ich selbst gebe. Die Mutterliebe war ein »Vorschuss« des Lebens, den ich als Erwachsener zurückzahlen muss. Liebe ist wie eine einsame Berghütte, man findet nur vor, was man mitbringt.
Manche Menschen aber haben Angst vor der Einsamkeit, fühlen sich ohne Partner nicht lebensfähig, sind unfähig, allein glücklich zu sein, und hoffen, dass ihre Einsamkeit verschwindet, wenn sie mit jemand anderem ihr Leben teilen. Dies bewahrheitet sich aber nicht, Glück und Zufriedenheit stellen sich nicht allein durch das Zusammensein ein, zumal in einem solchen Fall auch noch die Angst hinzukommt, den anderen wieder zu verlieren. Angst jedoch ist keine Grundlage für wirkliche Liebe.
Liebe ist | ein Sehen. |
Liebe ist | ein Geben. |
Liebe ist | ein Nehmen. |
Liebe ist | immer ein Mehr. |
Liebe ist | das, was glücklich macht. |
Liebe ist | ein Licht, das leuchtet. Wo immer dieses Licht hinfällt, wird es heller, wärmer und ehrlicher. |
Liebe ist | ein Strahlen nach allen Seiten. |
Liebe ist | das Leuchten in der Nacht. |
Liebe ist | die Handschrift, mit der etwas geschrieben wird. |
Liebe ist | der einzige Weg, der das Sein erweitert. |
Liebe ist | die einzige Kraft, die seelische Wunden heilt. |
Liebe ist | Grenzüberschreitung. |
Liebe ist | das Über-sich-Hinausschauen. |
Liebe ist | der Blick aufs Ganze. |
Liebe ist | die Bereitschaft, sich jederzeit in Frage stellen zu lassen. |
Liebe ist | eine Haltung (z.B.: Ich zeige mich dir so, wie ich wirklich bin). |
Liebe ist | das Bestehenlassen des anderen. |
Liebe ist | das Annehmen des anderen. |
So sehr ein Mensch sich entfaltet,
wenn er geliebt wird,
viel schöner noch entfaltet sich
der liebende Mensch.
Horst Zentgraf
Die Liebe tritt nicht plötzlich in das Leben ein, sie stürmt nicht auf uns ein wie ein Hurrikan, dem man sich nicht widersetzen kann. Die Liebe kommt auf leisen Sohlen und nicht ohne eigenes Zutun.
Zuerst gilt es, sich selbst lieben zu lernen. Ist man dazu nicht in der Lage, versucht man, die Leere, die durch den Mangel an Selbstliebe entsteht, mit der Liebe des anderen zu füllen. Ganz egal, wie viel Liebe man bekommt, es wird nie ausreichen; es kann gar nicht ausreichen, denn wer sich selbst nicht liebt, wird die Liebe von außen nicht glauben, nicht verstehen und in ihrer Größe nicht erkennen können, da man an sich selbst nichts Liebenswertes entdeckt und das Lieben noch nicht gelernt hat. Wir müssen zuerst lernen, uns selbst die Liebe zu schenken, die wir verlangen. Dann können und werden uns die anderen lieben und ihre Liebe wird erfüllend sein. Das ist das Wunderbare an der Liebe, dass sie keine Sache von Geld und Besitz ist; jeder kann sie empfangen und jeder kann sie verschenken. Man kann sie selbst einpflanzen und großziehen, sie ist eine Quelle, die nie versiegt, sie ist völlig unabhängig und frei von äußeren Umständen.
Habe ich meine Selbstliebe entdeckt und in meinem Leben integriert, kann ich mich in Liebe auch den anderen zuwenden. Aus dieser Zuwendung kann ich so viel Befriedigung und Glück erleben, dass ich nicht mehr danach frage, was ich bekomme. Wenn ich einen Baum betrachte und bewundere, erlebe ich seine Gestalt als seelisches Wohlbefinden, als Kraft- und Ruhespender, als Lebensfreude. Ich erfreue mich einfach daran, dass es ihn gibt, ich liebe ihn so, wie er ist.
Will ich in der Liebe glücklich werden, muss ich zwei Dinge auflösen: die Angst, nicht genug geliebt zu werden, und das Verlangen, den anderen besitzen zu wollen. Denn wer Angst hat und besitzen will, läuft Gefahr, letztlich alles zu verlieren.
Wenn ich die Liebe im Herzen trage und eine liebevolle Einstellung zu meinem Partner habe, verfüge ich über eine geheimnisvolle Kraft, die auch das Herz des anderen öffnet.
Wer in der Liebe ist, von dessen Leib
fließen Ströme lebendigen Wassers.
Johannes, Kap.7, Vers 38
Um die wahre Liebe in mir zur Entfaltung zu bringen, muss ich auch meine Liebe zu Gott entdecken, dann Gott im Menschen erkennen – und zwar in allen Menschen – und Gott in jedem Menschen lieben. Denn die wahre Liebe ist grenzenlos, da kann ich nicht nur den einen lieben und den anderen von meiner Liebe ausschließen. Das ist die höchste Stufe der Liebe und umfasst das gesamte Universum. Daher ist die Liebe zu einem Partner noch unvollkommen.
Die wahre Liebe definiert sich nicht in meiner Beziehung zu einem Gegenüber, sie existiert auch ohne Gegenüber. Liebe ist einfach, durchdringt und erfüllt mich. Erst aus diesem tiefen inneren Durchdringen und dem Erkennen des Göttlichen in allem entsteht die »All-Liebe«, die nichts mehr ausschließt und nichts mehr bevorzugt. Diese wahre Liebe ist das Einschwingen in das göttliche Einssein. Ein Mensch, der so liebt, liebt nicht irgendjemanden oder irgendetwas, er ist selbst Liebe geworden.
Der wichtigste Baustoff für jede tiefere Beziehung ist das gegenseitige Vertrauen. Aber die Fähigkeit, jemandem zu vertrauen, setzt voraus, dass man sich selbst trauen kann, sich selbst etwas zutraut, sich selbst vertraut. Kann man den eigenen Gefühlen und Stimmungen trauen? Selbstvertrauen gewinnt man, wenn man denjenigen kennt, dem man vertrauen soll, nämlich sich selbst. Selbstvertrauen setzt so Selbsterkenntnis voraus, Selbsterkenntnis wiederum das Erkennen dieses Selbstes, dabei dienen mir meine Mitmenschen als Spiegel. Sämtliche Verhaltensweisen, die mich am »Du« stören, deuten auf ein ebensolches Manko in mir selbst.
Wer sich selbst liebt, sich selbst annimmt, sich ohne jede Einschränkung akzeptiert, der hat bereits die Basis für Selbstvertrauen und Selbsterkenntnis gelegt. Er wird sowohl von den anderen als auch vom Göttlichen geliebt und dort, wo die Energie der Liebe fließt, ist kaum Raum für Ängste, Selbstzweifel und andere zersetzende Emotionen. Wichtig ist, dass man lernt, diese subtile Energie der Liebe zu entdecken, zu spüren und mit dieser kosmischen Energiequelle in Verbindung zu treten.
Es gibt keine Täuschungen des Herzens.
Was das Gefühl uns sagt, ist alles wahr,
wenn auch mitunter nur für einen Augenblick.
Isolde Kurz