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Gesundheit und Zeit füreinander sind das höchste Gut.

Halten wir unseren Körper und unseren Geist in Bewegung und stehen wir in Verbindung mit uns selbst und unserer Umwelt, schaffen wir die besten Voraussetzungen für ein zufriedenes und gesundes Leben.

Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben.

Nehmen Sie sich Zeit und erfahren Sie mehr über Ihren Körper und sich selbst.

Danke, Betti, und danke, Benni, für eure Geduld
und die Bewegung, die ihr in mein Leben bringt!

EINLEITUNG

Die Sichtweise auf unseren Organismus, auf Gesundheit, Krankheit und Heilung hat sich in den letzten Jahren in der westlichen Welt sehr verändert. Immer mehr stehen nicht das Krankheitsbild und seine Behandlung im Vordergrund, sondern die Gesundheit und die Erhaltung unseres Wohlbefindens. Die zentralen Fragen sind also: Wie bleiben wir gesund und was können wir für unsere seelische und körperliche Gesundheit tun? Wie funktioniert unser Körper und welche Prozesse fördern unsere Gesundheit?

Mit dieser Herangehensweise findet man vor allem in der regulativen Medizin Antworten und Möglichkeiten, seinen Körper zu stärken. Die regulative Medizin basiert auf der Unterstützung des körpereigenen Regulationsvermögens und der Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Damit ergänzt sie bestehende Behandlungskonzepte und hilft dem Körper bei der Gesunderhaltung.

Viele Methoden der Regulationsmedizin setzen dabei in einem zentralen Grundgewebe unseres Körpers an: in unserem Bindegewebe. Etliche Untersuchungen der letzten Jahre lassen unsere Faszien – vereinfacht oft auch nur Bindegewebe genannt – in einem neuen Licht erscheinen. Es ist eben doch nicht nur weißes Hüllmaterial, welches unseren Körper durchzieht, umkleidet und verbindet, sondern es nimmt eine entscheidende Rolle bei der Gesunderhaltung ein. Es ist die Basis für die Grundregulation und jegliche Stoffwechselreaktion in unserem Organismus. Das System aus Faszien ist hochsensibel und so umfassend vernetzt, dass sich selbst weit voneinander entfernt liegende Körperregionen gegenseitig beeinflussen und damit in unmittelbarer Abhängigkeit stehen. Die direkte Einflussnahme auf das fasziale System ist Teil vieler Behandlungsmethoden der regulativen Medizin und Hauptansatzpunkt einer neuen Art des Tapens – des Faszien-Tapens.

Die Behandlung mit den bunten Bändern auf der Haut liegt heute ganz im Trend. In nahezu allen Bereichen werden die elastischen Tapes erfolgreich eingesetzt, um den Heilungs- und Gesundungsprozess zu unterstützen. Und die Wirkprinzipien des Tapings lassen sich hervorragend auf die Behandlung des faszialen Systems übertragen und anwenden. Dieses Buch bietet Ihnen detaillierte Informationen über das fasziale System mit seinen Besonderheiten, die Effekte des Tapens und die Möglichkeiten zur Anwendung bei eigenen Beschwerden des Bewegungsapparats. Sie werden Zusammenhänge zwischen den Ursachen von Beschwerden und Symptomen (die sich möglicherweise an ganz anderen Stellen Ihres Körpers zeigen) erkennen und sich auf einfache Art und Weise selber helfen können. So bekommen Sie schnell einen tieferen Einblick in die Methode des Fazien-Tapens und Sie erfahren mehr über weitere mögliche Ursachen für Ihre Beschwerden.

Impressum

1. Auflage 2016

© 2016 by Südwest Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Straße 28, 81637 München.

Die Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.

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Projektleitung

Sarah Gast

Redaktion

Diana Sommer, Lübeck | www.sommerlektorat.de

Korrektorat

Susanne Langer, Traunstein

Layout

Katja Muggli, München | www.katjamuggli.de

Satz

Ute Fründt, München

Bildredaktion und Leitung der Fotoproduktion

Annette Mayer

Bildnachweis

Fotografie: Viktor Strasse | www.viktorstrasse.de

Fotoassistenz: Markus Weltzer

Haare/Make-up: Carina Wittman

Model: Hannah Z/Jay Jay Models

Styling: Annette Mayer

mit Ausnahme von: EndovivoProductions und J.-C. Guimberteau, M. D.: Bild 1; Getty Images: Bild 2 (Caiaimage/Trevor Adeline)

Illustrationen: Bettina Kammerer, München

Umschlaggestaltung

*zeichenpool, München, unter Verwendung einer Abbildung von © Südwest Verlag/Viktor Strasse

E-Book Herstellung: JB

E-Book Produktion: Vera Hofer

ISBN: 978-3-641-17724-9
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TEIL 1

WAS IST TAPING ?

Geschickt vermarkteter Trend oder praktische Hilfe bei zahlreichen Beschwerden? Farbenfrohe Tapes auf der Schulter oder dem Knie begegnen uns inzwischen überall. Warum Taping zur festen Größe in der Therapie wurde, wie die elastischen Klebestreifen die Selbstheilungskräfte mobilisieren, sofortige Schmerzlinderung bringen und die Arbeit Ihrer Muskeln und Faszien unterstützen können, erfahren Sie im folgenden Kapitel.

DIE GESCHICHTE DES TAPENS

Die Grundlage für die heutigen Tapes (englisch tape = Band oder Streifen) ist wie bei vielen Dingen eine Weiterentwicklung von Altbewährtem. Mit dem wachsenden Wissen über die menschliche Anatomie und Physiologie entdeckten unsere Vorfahren schon früh, wie man die Heilung nach Verletzungen unterstützen konnte. Bereits in der Antike kreierten zum Beispiel die Griechen ihre ersten Tapes für die Behandlung von Verletzungen an Knochen und Gelenken. Mit Verbänden aus Stoff sorgten sie für eine deutliche Entlastung und förderten so die Regeneration. Als Klebemittel nutzten sie zu der Zeit Harz und wickelten die darin getränkten Stoffbänder um das verletzte Gelenk. Das Harz härtete aus und stabilisierte die schmerzende und verletzte Knochenstruktur. Die erste Form des Tapens war erfunden.

Später im auslaufenden 19. Jahrhundert wurde die Nutzbarkeit der Tapes mit der Entwicklung der ersten Pflaster deutlich verbessert. Die selbstklebenden Pflasterstreifen konnten schneller angelegt werden und waren viel hygienischer als die alte Version. Sie wurden fortan fester Bestandteil der ärztlichen Behandlung und fanden Einsatz bei vielen therapeutischen Maßnahmen. Vor allem bei Verletzungen von Knochen, Bändern, Kapseln und Sehnen eignen sich die festen Tapes hervorragend, um Stabilität von außen zu gewährleisten – wie ein kleiner Gipsverband, der die verletzte Struktur vor weiterer, zu starker Belastung schützt. Durch die Anlage fester Tapes wird das Gelenk fixiert und immobilisiert. Bewegungen sind nun fast nicht mehr möglich.

Was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, wurde in den letzten Jahren jedoch überdacht und revidiert, denn das Gelenk passiv durch Manschetten, Bandagen oder ein starres Tape zu stützen, ist oft nur bei schweren akuten Verletzungen – zum Beispiel bei einem Schleudertrauma oder einer starken Bänderdehnung – notwendig. Im Anschluss ist es jedoch besonders wichtig, die Funktionsfähigkeit des Gewebes wiederherzustellen. Die Muskeln, Sehnen und Bänder müssen wieder aktiv werden und die Gefäße und Nerven wieder Stoffwechsel zulassen. Wird das Gelenk weiterhin passiv gestützt, sind sie nicht gefordert, ihre Arbeit wird von extern übernommen und so reduziert der Körper den Stoffwechsel, die Nervenversorgung und die Muskelaktivität in diesem Bereich. Das ist aus funktioneller Sicht nicht Sinn der Sache, denn unser Körper braucht stimulierende Reize, um gut zu funktionieren.

Die heutigen Tapes sind gleich in doppelter Hinsicht flexibler als ihre starren weißen Vorgänger – sie punkten mit enormer Dehnbarkeit und einer großen Farbauswahl.

VON DER PASSIVEN ENTLASTUNG ZUR AKTIVEN UNTERSTÜTZUNG

Dass verletzte Strukturen und Gelenke in aller Regel weniger von der Ruhigstellung als vielmehr von der aktiven Unterstützung profitieren, erkannte auch der japanische Arzt und Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase und entwickelte in den 70er-Jahren eine neue Form des Tapens. Orientiert an den elastischen Eigenschaften unseres Bindegewebes fertigte er ein der Haut sehr ähnliches flexibles Produkt – das erste elastische Tape. Sein Ziel war es, mit seiner Behandlung und der folgenden Anlage der neuartigen Tapes die Regulations- und Stoffwechselvorgänge des Körpers zu unterstützen und dadurch die Funktion zu verbessern. Die Tape-Anlage sollte die Effekte der manuellen Behandlung imitieren beziehungsweise verstärken. Er nannte seine Entwicklung „Kinesio-Taping“ und unterstrich damit die Haupteigenschaft seiner Methode – nämlich die Förderung und Nutzung von Bewegung (griechisch kinesis = Bewegung). Schon Leonardo da Vinci, der Anatom und Naturphilosoph, bemerkte: „Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben.“

Im Kleinen wie im Großen geht es also um Bewegung als Ausdruck von Regulation. Haut, Muskulatur und Faszien sollen in ihrer Funktion unterstützt werden, um schmerzfreie und optimale Bewegungsabläufe zu ermöglichen. Die Förderung der Eigenregulation und der Ausgleich der Körperfunktionen sind essenzielle Bestandteile der fernöstlichen Medizin und ergänzen deren traditionelles Verständnis von Heilung und Gesundheit. Der Vorteil der elastischen Bänder liegt auf der Hand: Sie unterstützen die für die aktive Führung verantwortlichen Anteile eines Gelenks in ihrer Funktion und regulieren so die Kräfte, die auf das Gelenk wirken. Dabei geht es vor allem um die Gewebeanteile, die dem Gelenk Stabilität geben. Folglich unterscheiden sich die Tape-Anlagen mit elastischen Eigenschaften in ihrer Wirkung und Struktur ganz grundlegend von den passiven und festen Tapes beziehungsweise Verbänden, die das Gelenk in erster Linie verstärken, damit es die Belastung besser „erträgt“. Elastische Tapes sind also von der Herangehensweise einen Schritt voraus gedacht.

REGULATIVE MEDIZIN

Unser Körper ist ein hochkomplexes Wunderwerk der Regulation auf unterschiedlichsten Ebenen. Ständig und überall versucht der Organismus, seine innere Balance zu halten und in sämtlichen Regelsystemen ausgleichend zu wirken, sollte dieser Gleichgewichtszustand (Homöostase) gefährdet sein. Unsere Körpertemperatur muss konstant bleiben, eine ausreichende Durchblutung ist unverzichtbar und auch der Mineralhaushalt unterliegt sensiblen Normbereichen, um optimal funktionieren zu können.

Das sind nur einige Bereiche der Grundregulation, die die permanente Arbeit unseres Körpers verdeutlichen. Jede einzelne Zelle erfüllt in diesem Zusammenspiel ihre Aufgabe und bildet damit die Grundlage für das Regulationsvermögen unseres Organismus. Der Bereich zwischen den einzelnen Körperzellen – die sogenannte extrazelluläre Matrix, die den Hauptbestandteil unseres Bindegewebes bildet und sich aus Wasser, Eiweißen und Fasern zusammensetzt – ist der Regulationsraum, in dem wie auf kleinen Straßen Austausch stattfindet, kommuniziert und reguliert wird. So erhält ein reibungslos funktionierender Regulationskreislauf unsere Körperfunktionen aufrecht.

Hier bietet die regulative Medizin sanfte und natürliche Hilfe: Sie unterstützt den Körper auf unterschiedliche Art und Weise in seinem Vermögen, die körpereigenen Prozesse wieder in einen gesunden Zustand zu versetzen.

SCHNELLE HEILUNG DANK TAPING

Die schnellen Erfolge nach Behandlungen mit der Kinesio-Taping-Methode waren beeindruckend. Patienten konnten oft direkt nach der Tape-Anlage Bewegungen ausführen, die vorher schlecht oder nur schmerzhaft möglich waren. Und das nur, weil ein paar bunte Bänder auf die Haut geklebt wurden. Doch genau diese bunten Bänder sorgen sofort für eine Gewebsentlastung und Funktionsverbesserung. Ein schmerzendes Knie kann also viel früher wieder beansprucht werden, da die funktionelle Störung im Bereich des Kniegelenks beseitigt und dieses nicht „nur“ passiv gestützt wird. Mittlerweile erfreut sich die Behandlung mit den elastischen Tapes immer größerer Beliebtheit. Das bis dato bekannte unflexible, starre Tape wurde relativ schnell von der elastischen Neuentwicklung abgelöst, denn diese neue funktionelle Variante verbesserte die therapeutischen Möglichkeiten enorm.

DAS TAPE IST FÜR JEDERMANN

Durch die einfache Arbeit mit dem Tape und die direkte Beeinflussung des Körpers und seiner Funktionsabläufe hat das funktionelle Tapen heute viele Anhänger –bei Therapeuten und Ärzten wie auch bei Patienten. Daher sind die farbigen Streifen inzwischen auch fast überall zu finden.

Vor allem im Sportbereich gehören die „Wundertapes“ zum Standardprogramm und werden teilweise medienträchtig in Szene gesetzt. Es ist kaum ein Sportereignis im Fernsehen zu sehen, wo nicht mal eine bunt beklebte Schulter unter dem Shirt hervorblitzt oder das getapte Knie bewundert werden kann. Die Tapes können die Zusammenarbeit von Muskeln, Faszien und Sehnen verbessern, Bewegungsabläufe optimieren und helfen, das Leistungsvermögen zu steigern.

Doch auch in der therapeutischen Arbeit ist das Tapen ein wichtiger Baustein geworden, vor allem um die Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparats erfolgreich zu gestalten. Und dabei ist es egal, ob man Leistungssportler, Breitensportler oder Nichtsportler ist. Oft genug fragen Patienten in Praxen auch gezielt nach Tapes. Ihre positive Wirkungsweise kann bei Beschwerden von Menschen jeden Alters genutzt werden. Mit Sicherheit ist dabei auch die psychische Komponente wichtig – man sieht die blauen Streifen auf dem Knie und fühlt sich gut versorgt. Wie wir wissen, ist der Einfluss unserer Psyche nicht zu unterschätzen und spielt bei vielen Behandlungen eine entscheidende Rolle. Ein rein psychologischer Effekt kann den Tapes jedoch nicht unterstellt werden, da unter anderem auch Kinder, Babys und Tiere erfolgreich getapt werden. Forschungsergebnisse stützen die Wirksamkeit von elastischen Tapes auf vielfältige Art und Weise und belegen insbesondere die Abnahme der Schmerzempfindung und die Verbesserung der Beweglichkeit.

Große Wirkung ohne Nebenwirkungen: Als risikolose, schmerzfreie und effektive Behandlungsmethode ist das Taping vor allem bei Sportlern sehr beliebt und auch bei Kindern problemlos einsetzbar.

TAPING IN DER THERAPIE

Für das Taping scheint es fast keine Grenzen zu geben. So wird die Wirksamkeit der Tapes nicht nur für die Behandlung unterschiedlicher Zielgruppen genutzt, sondern findet auch im Rahmen verschiedener therapeutischer Konzepte erfolgreich Anwendung – zum Beispiel in der Segmenttherapie, der traditionellen chinesischen Medizin oder auch in der Osteopathie. Im Folgenden möchte ich die drei unterschiedlichen Therapieformen kurz vorstellen, um den jeweiligen Therapieansatz zu erläutern, aber vor allem um die Gemeinsamkeiten im Hinblick auf die Einsatzmöglichkeiten des Tapes zu verdeutlichen. Die Wirkung der Tapes setzt an einer Schlüsselstelle für unsere Eigenregulation an und ist daher so vielfältig nutzbar: Dieser einfache Zugang zu unserem Körper ist unser Bindegewebe.

Taping ist heute kaum noch aus der therapeutischen Praxis wegzudenken– es findet bei den unterschiedlichsten Beschwerden Anwendung und ergänzt viele Behandlungskonzepte.

SEGMENTTHERAPIE

Die Nervenversorgung aller Bereiche unseres Körpers ist neben der Gefäßversorgung die Grundlage für jegliches Regulations- und Stoffwechselverhalten unseres Gewebes. Wird ein Körperteil nerval (über die Nerven) schlecht versorgt, findet nur sehr schwer Heilung statt. Die Funktionsfähigkeit des Gewebes ist eingeschränkt und Beschwerden können sich einstellen.

Hier setzt die Segmenttherapie an. Sie nimmt Einfluss auf die reduzierte nervale Versorgung und wirkt dabei besonders auf einzelne Bereiche an der Wirbelsäule ein, wo die Rückenmarksnerven in das periphere Nervensystem (den Teil des Nervensystems, der außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegt) übergehen. In unserer embryonalen Entwicklung werden diese Nervenverbindungen in der Wirbelsäule angelegt, sie wachsen mit uns mit und bleiben uns ein Leben lang erhalten. Somit werden Haut, Muskeln, Knochen und die inneren Organe später von anatomisch definierten Wirbelsäulenabschnitten (Segmenten) versorgt. Die dort austretenden Nerven versorgen jedoch nicht nur unseren Körper, sie haben auch sensible Anteile. Über diese sensiblen Nerven bekommen wir ebenso eine direkte Rückmeldung über den Funktionszustand der versorgten Körperbereiche. So können zum Beispiel Erkrankungen des Magens nicht nur zu Beschwerden und Unwohlsein im Bereich des Magens führen, sie sind auch in den nervalen Versorgungsbereichen der Wirbelsäule sichtbar und spürbar. Das Gewebe um die Nervenaustrittspunkte herum ist dann oft verquollen und empfindlich. Diese Wechselwirkung und die reflexbedingte Abhängigkeit von Strukturen, die aus einem Segment versorgt werden, lässt sich auch sehr gut für die Diagnostik nutzen. Beschwerden und Empfindlichkeiten in der Wirbelsäule können demnach zum Beispiel auf eine Magenbeteiligung schließen lassen und die ausschließlich orthopädische Betrachtung der Wirbelsäule relativieren.

Ein typischer Vertreter für die direkte Behandlung von Nerven ist die Neuraltherapie, bei der organische Beschwerden unter anderem durch Injektionen in das zugehörige Wirbelsäulensegment gelindert werden sollen. auch die Bindegewebsmassage an der Wirbelsäule kann die versorgenden Bindegewebsbereiche und Nerven stimulieren und so eine Verbesserung in dem entsprechenden Zielgebiet erreichen. Da scheint es nicht weit hergeholt, hier ebenfalls elastische Tapes einzusetzen. am betreffenden Wirbelsäulensegment angelegt, sind sie bestens geeignet, die neuronale Versorgung der zugehörigen Bereiche des Bewegungsapparats und der inneren Organe zu verbessern und einen Einfluss auf die Regeneration zu nehmen. Diese Behandlung ist vor allem durch die dauerhafte und unkomplizierte Einwirkung des Tapes sehr praktisch und zielführend.

Die Nervenversorgung unseres Körpers entspringt einzelnen Segmenten der Wirbelsäule – die sich hervorragend mit einer Tape-Anlage erreichen und beeinflussen lassen.

TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN (TCM)

Die traditionelle chinesische Medizin sieht den Menschen als Teil der Natur, welcher mit einer speziellen Form der Lebensenergie ausgestattet ist – dem Qi. Dieses Qi kreist auf verschiedenen Meridianen (Leitbahnen) des Körpers und ist für die Abläufe des Lebens sowie für Gesundheit und Krankheit verantwortlich. Aus asiatischer Sicht entsteht Krankheit, wenn das Qi nicht im Gleichgewicht ist. Dieses Gleichgewicht versucht man in der TCM durch die intensive Behandlung von definierten Punkten (Akupunkturpunkten) auf den Meridianen wiederherzustellen. Traditionell sticht der Behandler hierzu spezielle Nadeln in diese Punkte. Diese Stimulation der Akupunkturpunkte harmonisiert das Qi und verteilt es neu. Eine ausgewogene und fließende Energie im Körper ist die Voraussetzung für die Erhaltung von Gesundheit.

Nun können wir westlich orientierten Menschen mit dem Qi-Begriff oft nicht viel anfangen und suchen nach anderen Erklärungen für die Wirkungsweise der Akupunktur. Neue Theorien legen nahe, dass sie nervale und fasziale Knotenpunkte in unserem Gewebe anspricht, die durch den Einstich und das Drehen der Nadel stimuliert werden. Dies kann die Schmerzweiterleitung beeinflussen beziehungsweise eine Entspannung der Faszie bewirken. Doch auch das intensive Drücken der Punkte (Akupressur) oder die spezielle Anlage von Tapes (Faszienkreuz, siehe hier) vermag das „kranke“ Qi zu harmonisieren, den Körper zu stärken und die Gesundheit zu fördern. Besonders außerhalb Asiens ist die Behandlung mit Druck oder mit einer Tape-Anlage über den Akupunkturpunkten und Meridianen sehr beliebt, da beide Varianten weniger schmerzhaft und einfacher zu handhaben sind als das Setzen von Nadeln.

Das Meridiansystem in der TCM besteht aus 12 Hauptleitbahnen, auf denen sich die Akupunkturpunkte befinden und die jeweils einem Organ zugeordnet sind.

OSTEOPATHIE

So wie sich inzwischen die Osteopathie etabliert hat und der therapeutische Anspruch an eine ganzheitliche Behandlung steigt, werden die Zusammenhänge zwischen einer Krankheit und ihrer Genese neu bewertet und behandelt: