Dieses Buch richtet sich ausschließlich an die Hobbyhalter, die Hühnerhaltung im kleinen Stil betreiben wollen. Weniger geeignet ist es für Hühnerhalter des landwirtschaftlichen bzw. kommerziellen Sektors. Auf dem Bildmaterial sind Hühner zu sehen, die im Freien gefüttert und getränkt werden. In einigen Regionen Mitteleuropas ist das Anbieten von Trinkwasser und Futter für Hühner im Freien aber aktuell aus seuchenhygienischen Gründen gesetzlich nur bedingt erlaubt, im Wesentlichen wegen der Vogelgrippe.
Haftungsausschluss
Autor und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.
Copyright © 2018 Cadmos Verlag GmbH, München
überarbeitete Neuauflage 2021
Covergestaltung, grafisches Konzept und Satz: Gerlinde Gröll, www.cadmos.de
Coverfoto: Shutterstock/yevgeniy11, photomaster, stockphoto mania, dibrova
Foto Umschlagrückseite: Shutterstock/cynoclub
Fotos im Innenteil: Robert Höck
Illustrationen: Shutterstock/tristan tan, Aliaksei_7799
Lektorat: Ing. Barbara P. Meister MA, FachLektor.at
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
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ISBN: 978-3-8404-3057-2
eISBN: 978-3-8404-6478-2
Einleitung: Was sind „Happy Hühner“ und warum gibt es nun ein „Happy Huhn“-Buch 2.0
Hühner anschaffen für Anfänger
„Happy Mensch“& „Happy Huhn“: Wenn das Glück zwischen Mensch und Huhn vermittelt
Welches Huhn passt zu mir?
Hühner 3x anders: Drei Zuchtrichtungen von Hühnern, die jeder Hühnerhalter kennen sollte
Das Wunder Hühnerei: Warum legen Hühner Eier?
Hühner natürlich füttern: Tücken der Hühnerfütterung
Der Hühnerstall: Das „Happy-Hühner-Home“
Ein Außengehege für Hühner planen: Was „Outdoor-Hühner“ wollen
Mit Hühnern gärtnern: Gartenidyll trifft Hühnerglück
Naturbrut versus Kunstbrut: Zwei grundverschiedene Wege der Kükenaufzucht
Hähne: Alles über den Champion des Misthaufens
Nur gesunde Hühner sind auch glückliche Hühner: Der Gesundheitscheck beim Huhn
Hühner mit anderen Haustieren gemeinsam halten
Hühner zähmen: So gewinnt man das Vertrauen eines Huhns
Erlesene Hühnerrassen näher vorgestellt
Vorwort zu den Rassen
Altsteirer Hühner – Zurück zum Althergebrachten
Amrocks – Solide Legehühner im Streifenanzug
Antwerpener Bartzwerge – Eine Lieblingsrasse der Kinder
Appenzeller Spitzhauben – Ein Tschüpperli gegen die Kälte
Bayerische Zwerg-Landhühner – Mein Bayerischer Hühnerkrimi
Dorking – Europas älteste Hühnerrasse
Exchequer Leghorn – Gefiederte Schachbretter
Holländische Zwerghühner – Schmucke Showpüppchen
Jersey Giants – Wenn Hühner Basketball spielen würden
Marans – Frankreichs charakterstarker Exportschlager
Orloff – Der toughe Liebling der Selbstversorger
Ostfriesische Möwen – Wenn Hühner schöner sind als Hähne
Sandschak Kräher – Hahnenkampf einmal anders
Schwedische Blumenhühner – Schönheiten aus Skandinavien
Seidenhühner – Immer schön fluffig bleiben!
Steinpiperl – Farbenvielfalt einmal anders
Sulmtaler – Österreichs beliebteste Hühnerrasse
Vorwerkhühner – Ein Klassiker „Made in Germany“ in Gefahr
Yokohama – Die vielleicht schönste Hühnerrasse der Welt
Zwerg-Wyandotten – Niedliche „Wuschelpopos“
Danksagung
Robert Höcks „Happy Huhn“-YouTUBE-Kanal finden Sie unter
http://bit.ly/2oMBuFR
„Happy Hühner“, also glückliche Hühner, sind in der heutigen Welt dünn gesät. Der aktuelle Trend, Hühner wieder in Hausgärten zu halten, mag darüber hinwegtäuschen, denn man sieht ja wieder mehr Freilandhühner, aber der Großteil der Population bleibt unseren Augen verborgen. Er befindet sich nämlich in den Hühnerställen der industriellen Lebensmittelproduktion, wo Milliarden Hühner in Rekordzeiten zu Höchstleistungen gezwungen werden. Dafür hat sich das „moderne“ Huhn, ob Mast- oder Legehehuhn, den Produktionsabläufen der Industrie kompromisslos unterzuordnen. Alles an seinem kurzen Leben ist Kalkül, schnörkellos und entwürdigend.
Das Durchschnittshuhn ist buchstäblich eine „arme Sau“ und vom Mitleid allein hat es nichts. Wir Menschen müssen uns in Zukunft noch mal deutlich intensiver mit dem Thema „Tierwohl bei landwirtschaftlichen Nutztieren“ beschäftigen, denn diesbezüglich war früher ausnahmsweise wirklich alles ein bisschen besser. Gegen große Konzerne ist bekanntermaßen schwer anzukommen, darum habe ich mich vor einigen Jahren dafür entschieden, im Kleinen zu kämpfen. Durch konsequentes Vorleben und beharrliche Weitergabe von Schlüsselinformationen. Als ich mir dem anwachsenden Hühnertrend bewusst wurde, startete ich die YouTube-Serie „Happy Huhn“, in der sich seither alles darum dreht, wie man eigene Hühner tiergerecht halten kann. Mehr als vier Jahre später gibt es über 200 Folgen von „Happy Huhn“, und ich habe noch immer nicht das Gefühl, dass mir die Ideen für neue Episoden ausgehen würden. Die Bandbreite umfasst dabei praxisorientierte Themen wie Stallbau, Fütterung, Auslaufgestaltung und Kükenaufzucht ebenso wie Rasseporträts, für die ich zumeist entsprechende, hühnergerecht arbeitende Züchter interviewe.
waren schwer, weil ich erst einen Abonnentenstamm aufbauen musste, doch dann kamen immer mehr „Happy Huhn“-Fans dazu, und inzwischen sind es richtig viele geworden und das Wortkonstrukt „Happy Huhn“ wurde zu einem geflügelten Wort, das sich auch weiterentwickelte. Jetzt ist es unter Hühnerhaltern beinahe normal, dass man von seinen „Happy Hühnern“ spricht, seinem „Happy Hühnergarten“ oder manchmal sogar von seinen „Happy Küken“. Natürlich bin ich stolz auf diese Entwicklung und freue mich über den wachsenden Einfluss meiner Arbeit auf das Denken vieler Hühnerfans. Deswegen jetzt stillzustehen oder mich auf alten Lorbeeren auszuruhen, käme mir aber gewiss nicht in den Sinn. Mein innerer Antrieb zur permanenten Weiterentwicklung ist zweifelsfrei der Hauptgrund dafür, dass Sie jetzt hier auch die zweite und komplett überarbeitete Version meines Hühnerbuch-Beststellers in der Hand halten können.
„Happy Huhn“ auch in Buchform zu produzieren, kam mir spontan im Frühsommer 2017, und da ich beim Cadmos-Verlag offene Türen damit einrannte, konnte die erste Version des „Happy Huhn“-Buchs dann auch vergleichsweise rasch, im Frühling 2018, erscheinen. Es zeigte sich bald, dass der Titel zum Erfolg werden würde, denn die ersten Nachdrucke kamen schnell. Es zogen ein paar Jahre ins Land, viele neue „Happy Huhn“-Fans kamen hinzu, aber auch viele neue Folgen auf YouTube. Ich lernte die unterschiedlichsten Charaktere von Hobbyhaltern kennen, knüpfte Kontakte zu Züchtern seltener Hühnerrassen und konnte auch meine private Hühnerhaltung fortlaufend weiterentwickeln, nicht zuletzt durch mehrmalige Umzüge. Eine Chance nach der anderen für mich also, um fortlaufend dazuzulernen. So kam es schließlich, dass ich selbst als Autor immer unzufriedener mit dem „Happy Huhn“-Buch wurde. Natürlich stand ich als Autor immer noch hinter meinen eigenen Aussagen, aber es gab so viel Neues, von dem ich nun auch berichten wollte. Als mir die Chance für eine Überarbeitung des Titels gewährt wurde, habe ich sie also dankend angenommen und sofort „rein in die Tasten gehauen“.
Herausgekommen ist dabei mehr als nur eine „überarbeitete Version“, wie Sie hoffentlich feststellen werden, falls Sie bereits den Vorgänger kennen. Zwei Kapitel sind beispielsweise rausgeflogen, weil sie sich im Nachhinein als weniger relevant erwiesen als die anderen. So braucht es keine zehnseitige Schilderung meines persönlichen Werdegangs, wenn ich auf diesen zehn Seiten auch genauso gut zusätzliche spannende Hühnerrassen vorstellen kann. Andere Kapitel haben sich zu regelrechten Kernthemen meiner Philosophie gemausert, wie das Kapitel zu den Hybridhühnern oder jenes zur Hühnergesundheit, die nicht rausgeflogen sind, sondern von mir vielmehr noch mal brandneu in Angriff genommen wurden.
aus der Wissenschaft konnten dadurch ebenso einfließen wie meine aktuellsten persönlichen Erfahrungen. Neu ist auch im hinteren Bereich des Buches, bei den Rasseporträts, dass nun bei jeder Hühnerrasse abschließend angeführt ist, ob ihre Haltung Besonderheiten und Schwierigkeiten mit sich bringt. Neue Fotos finden sich unabhängig vom Grad der Überarbeitung in jedem einzelnen Kapitel, und so hat sich die Bildsprache des Werkes auch merklich verändert. Alles in allem können Sie „Happy Huhn“ 2.0 auch als erwachsene Version des „Happy Huhn“-Buchs betrachten. Das ganze Projekt „Happy Huhn“ ist parallel mit meiner persönlichen Entwicklung erwachsen geworden. Bevor es mit den „echten Inhalten“ losgeht, soll hier nur noch abschließend eine kurze Schilderung dessen folgen, wie die „Happy Hühner“ eigentlich ursprünglich in mein Leben kamen.
Ich, Jahrgang 1988, bin in einem Tiroler Dorf mit der Landwirtschaft aufgewachsen und meine Eltern halten auch heute noch Freilandhühner. Während meiner Kindheit lag die Hühnerhaltung auf dem Bilderbuch-Bauernhof noch in den festen Händen meiner Großeltern und sie bestand damals meistens aus ca. 80 Legehennen sowie zwei Hähnen. Jedes Jahr im Frühling wurden Küken aufgezogen. Eines der ältesten Fotos von mir zeigt mich im Jahr 1989, mit meiner Oma fasziniert inmitten einer Kükenschar sitzend.
Rückblickend ein Schlüsselmoment? Ja, definitiv! Natürlich habe ich als Kind nicht hinterfragt, ob Hühner in ihrer Allgemeinheit glückliche Tiere sind. Ich war ja umgeben von den glücklichsten Hühnern, die man sich nur vorstellen kann. Für mich war es das Normalste der Welt, dass Hühner so sorgsam gehalten werden müssen, wie Oma und Opa es mir vorlebten. Völlig frei durften die Hühner auf dem Bauernhof herumlaufen, und so erstreckte sich ihre Welt vom Waldesrand über die Streuobstwiese bis hin zur Kuhweide. Meine Oma hat das Körnermenü der Hühner auch immer wieder mit Abfällen aus der Küche, Gemüse, Quark und anderem Zusatzfutter ergänzt, sodass ihnen die Kraft zum Eierlegen nicht ausging.
Wenn dann im Herbst doch eines Tages die Mauser kam und die Legeleistung der Gruppe abfiel, wurden die Tiere nicht, wie heute üblich, geschlachtet und gegen „fabrikneue“ Junghennen ausgetauscht. Den Vögeln wurde eine Pause gegönnt, in der sie sich erholen konnten und neue Federn nachwuchsen. In ihrer zweiten Legeperiode legten sie dann zwar weniger Eier, aber für eine Daseinsberechtigung reichte es allemal aus.
Auf die ernsten Schattenseiten der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung wurde ich erst relativ spät gestoßen, als man mich auf eine Landwirtschaftsschule schickte. Im Unterricht und auf dem Schulbauernhof ging es nur noch um „höher“, „schneller“ und „weiter“. Die vielen neuen Fachbegriffe aus dem Bereich Tierzucht, wie „Embryonentransfer“, „Heterosiseffekt“, „Gebrauchskreuzung“ und „Futterverwertungstabelle“, ließen mich stutzig werden und ich fühlte mich schlecht, weil es mir zuwider war, dass meine Ansichten von Fachlehrern zurechtgebogen werden sollten.
Ich hatte schon damals, im Alter von 15 Jahren, die feste Überzeugung, dass das Tierwohl in der Nutztierhaltung immer an erster Stelle stehen muss, und so konnte es natürlich niemandem gelingen, mich von den Vorteilen einer tierverachtenden Nutztierzucht zu überzeugen.
Ich bin heute überaus dankbar für alle meine vielen, unbezahlbaren, positiven Erlebnisse mit dem lieben Federvieh in Kindertagen, denn so kann immer, wenn ich von tiergerechter Hühnerhaltung spreche, eine tief verwurzelte Überzeugung mitschwingen. Danke, Oma und Opa, für dieses Geschenk!
Siehe Folge 4!
Wenn Sie bereits eine muntere Hühnerschar Ihr Eigen nennen und die üblichen Anfangsschwierigkeiten, die die Hühnerhaltung so mit sich bringt, längst hinter Ihnen liegen, dann werden die nachfolgenden Zeilen für Sie hoffentlich wenig Neues bieten und beim Lesen vielmehr ein Gefühl der Bestätigung erwecken. Für alle anderen, die noch nicht zum Dienst als zweibeinige Futterautomaten, Reinigungskräfte oder wahlweise auch Federviehamateure angetreten sind, habe ich aber nur den Rat, sich das Nachfolgende sehr zu Herzen zu nehmen. Es ist gut möglich, dass sich das hier hinterher als wichtigstes Kapitel für Sie entpuppt.
Sich Hühner anzuschaffen, ist schnell erledigt. Wer spontan ist und dazu neigt, den Sprung ins Ungewisse zu suchen, kann sich von heute auf morgen alles besorgen, was er theoretisch für die Haltung braucht, inklusive der Hühner selbst. Zu dieser überstürzten Vorgehensweise passen dann Gedankengänge wie: „Was ich im Baumarkt nicht bekomme, hat sicher der Zoohändler“, „Ich google mal, welche Hühner hier in der Nähe verkauft werden, denn die Rasse ist doch eh egal“, „Die Hühner müssen sofort her, denn sonst zahlt sich das heuer gar nicht mehr aus!“ Oder ebenfalls ein Klassiker: „Bestimmt haben die Nachbarn nichts gegen einen Hahn einzuwenden, denn der kräht nur einmal kurz, wenn es schon hell ist.“
Eines vorweg: Wenn Sie so oder auch nur annähernd so denken, lassen Sie das mit den Hühnern bitte gleich wieder sein. Hühner mögen vergleichsweise anspruchslose Nutztiere sein, die sowohl in den Gettos und Elendsvierteln dieser Welt als auch in den geschniegelten Vorgärten eines Villenviertels gedeihen, aber das impliziert nicht, dass man als Halter unbedacht und sorglos an die Thematik ihrer Haltung herangehen sollte. Hühnerhaltung im 21. Jahrhundert bedeutet, zumindest hierzulande, dass man sich als Halter der Verantwortung gegenüber dem Tier stets bewusst ist.
Damit das Glück auch Ihre Hühner findet, möchte ich Ihnen im Nachfolgenden zehn Fragen stellen. Mit ziemlicher Sicherheit werden Ihnen diese dabei helfen können, bereits im Vorfeld bedachte Entscheidungen zu treffen:
Hühnerhaltung erfordert täglichen Zeitaufwand, verlangt gerade anfangs auch einiges an Geduld ab, und ein gewisses Gespür im Umgang mit Tieren sollte zudem ebenfalls vonseiten des Halters gegeben sein. Wer einen stressigen und unvorhersehbaren Alltag hat, wird ohne die Hilfe von Familienmitgliedern, Nachbarn oder Freunden schnell überfordert sein.
Obgleich die Hühnerhaltung kein sehr teures Hobby sein muss, so verursacht sie doch laufend Kosten. In den meisten Fällen ist der Geldaufwand im Winter am höchsten, weil die Tiere zu dieser Jahreszeit kaum Fressbares im Freigelände finden und man daher deutlich mehr Futter benötigt. Auch Heizkosten, Tierarztbesuche oder Unwetterschäden können eine Kostenkalkulation ganz schön durcheinanderbringen!
Ein tiergerechter Hühnerstall ist auch dann noch groß genug, wenn die Tiere einmal nicht hinaus ins Freie können, weil beispielsweise die Witterung es nicht zulässt oder eine behördliche Stallpflicht verhängt wurde. Auch das Freigehege sollte von Vornherein möglichst großzügig angelegt werden, denn Hühner sind wahre Meister darin, eine kleine Fläche innerhalb weniger Tage zu „verwüsten“.
Nicht selten sind Gärten rundherum so zugebaut, dass es kaum möglich ist, darin Hühner zu halten, ohne dass die Nachbarschaft sogleich mit einem gewissen Geräuschpegel konfrontiert wird. Auch wegen einer Klage auf „Geruchsbelästigung“ fand schon so manche Hühnerhaltung ein schnelles Ende. In einigen Fällen erlaubt eine Gemeinde oder Stadt von Vornherein keine Nutztierhaltung in stark besiedelten Bereichen. Wer vorher gründlich recherchiert, hat hinterher weniger Ärger. Unabhängig von lokalen Vorschriften gilt für alle nicht landwirtschaftlichen Hühnerbestände eine Meldepflicht, und meistens ist zusätzlich eine Registrierung bei der Tierseuchenkasse notwendig.
Wer vorhat, seine Hühner frei im Garten herumlaufen zu lassen, muss sichergehen, dass dieser auch ein sicherer Ort für die Hühner ist. Gefahrenquellen bieten sich im Garten nämlich viele. Zu Zwischenfällen kommt es etwa häufig durch ungeeignete Umzäunungen, offene Swimmingpools, Giftpflanzen oder unsachgemäß gelagerte Dünge- und Pflanzenschutzmittel.
In der Regel sind Hühner sehr friedliebende Tiere, die an anderen Tierarten nur wenig Interesse zeigen. Sie kümmern sich um ihre eigenen Angelegenheiten und vertragen sich im Freilauf sowohl mit anderem Geflügel als auch mit größeren Nutztieren wie Schafen, Ziegen oder Eseln überraschend gut. Probleme bereitet eher die Tatsache, dass Hühner oft von unseren domestizierten Raubtieren als „jagdbares Wild“ eingestuft werden. An erster Stelle können da Hunde gefährlich werden, aber auch Katzen sehen in halbwüchsigen Küken oder 500-Gramm-Zwerghühnern nicht selten eine willkommene Gelegenheit, ihren Jagdtrieb auszuleben.
Es ist leicht, sich ein paar Hybridhühner in verschiedenen Farben bei einem Geflügelhändler in der Nähe zu besorgen, aber viel nachhaltiger und interessanter ist die Anschaffung von echten Rassetieren. Die Rassevielfalt ist für Anfänger zwar unüberschaubar groß, bietet aber gerade dadurch zahlreiche Vorteile, denn sie macht es erst möglich, dass man genau jene Hühner bekommt, die auch zu einem passen.
Es gibt ruhige, friedliche Rassen, die schnell zahm werden und nicht fliegen können, Rassen, die besonders zuverlässige Eierproduzenten sind, und dann auch solche, die mit optischen Merkmalen punkten und dem künftigen Hühnerhalter schlichtweg wegen ihrer Schönheit zusagen.
Für Selbstversorger ist wohl die Liste der betont wirtschaftlichen Zweinutzungsrassen interessant, und Stadtleute mit wenig Raum können aus einer ganzen Reihe von Zwergrassen auswählen.
Es ist ein großer Unterschied, ob man nur ein paar Hühner halten möchte, um den Eigenbedarf an Eiern zu decken, oder ob man gezielt züchten möchte mit Hahn, Küken und allem Drum und Dran. Entscheidet man sich für Ersteres, kann man sich im Grunde genommen eine bunte Hühnerschar aus den verschiedensten Rassen zusammenstellen und braucht in der Regel nur einen Stall und ein Freigehege. Entscheidet man sich für die Rassezucht, muss man sich für eine oder ein paar wenige Rassen entscheiden, alles von Anfang an professioneller planen und vor allem auch, was den Platz anbelangt, in größerem Maßstab denken. Sind erst mal Küken da, ist es meist zu spät, um anzubauen.
Hat man sich erst mal für eine bestimmte Hühnerrasse entschieden oder die Auswahl zumindest ein bisschen eingeengt, stellt sich die Frage, woher man die gewünschten Tiere bekommt. Nicht immer findet sich ein Züchter in der Nähe, und in manchen Fällen ist es nur möglich, befruchtete Bruteier von einer seltenen Rasse zu bekommen anstelle von Nachzuchten. Gerade die Rassen, die sehr schwierig „aufzutreiben“ sind, sind aber häufig besonders in ihrem Bestand gefährdet und hätten es darum nötig, weitere Verbreitung zu finden.
Als sehr hilfreich erweist sich hier fast immer der Kontakt zu einem regionalen Geflügelzuchtverein. Hier lernt man nicht nur Züchter in der Nähe kennen, sondern hat häufig auch die Möglichkeit, über die gut vernetzten Kontakte der Mitglieder an seltenere Tiere heranzukommen.
Wer Hühner vermehrt, sei es zwecks Rassezucht oder auch nur deshalb, weil er mal eine Glucke mit Küken haben möchte, muss immer bedenken, dass Küken schnell groß werden und das Platzangebot dann irgendwann mal ausgeschöpft sein wird. Etwa die Hälfte des Nachwuchses wird zudem aus Hähnen bestehen, und die sind erstaunlich schwer an neue Halter zu vermitteln.
Wohin also mit überzähligen Tieren? Nicht jeder traut es sich zu, ein Huhn selbst zu schlachten, und es ist ein absolutes No-Go, die Tiere nachts in einem Maisfeld oder gar im Wald auszusetzen. Wer sich dieser zusätzlichen Verantwortung nicht gewachsen sieht, sollte von der Vermehrung seiner Hühner absehen.
Im Übrigen können einzelne Hühner schon mal 15 Jahre alt werden, im Extremfall sogar 20 Jahre, legen aber nur in den ersten Jahren ihres Lebens regelmäßig.
Die hohe Lebenserwartung ist den wenigsten Hobbyhaltern schon vorab bewusst.
Tierhaltung macht glücklich. Das beweisen längst zahlreiche Studien. Aber welcher Hühnerhalter braucht schon Studien, wenn er an sich selbst feststellen kann, dass ihn das Leben mit dem Federvieh auf positive Art und Weise verändert? Mit Hühnern hat man laufend Erfolgsmomente, und nicht selten wird durch die Hühner das ganze Denken und Sein auf das Hier und Jetzt komprimiert, sodass sich von selbst eine angenehme Wohlfühlatmosphäre einschleicht. Beispiele gefällig? Wie wäre es mit dem Moment der Freude, wenn junge Hühner ihr erstes Ei ablegen und man es stolz einem Nachbarn präsentiert, als wäre es ein wertvoller Edelstein? Der Moment, wenn man den Gemüsegarten umgräbt und plötzlich das ängstliche, schwarz gescheckte Huhn direkt neben einem steht und erwartungsvoll gackert, weil es darauf hofft, dass man mit der Schaufel einen Regenwurm ans Tageslicht befördert? Oder auch der Moment, wenn alle Hühner schon zum Tor des Freigeheges gelaufen kommen, um einen lautstark zu begrüßen, obwohl man nur zehn Meter entfernt ein paar Äpfel vom Baum pflücken wollte. Selbstverständlich geht man dann doch zuerst zu den Hühnern hin und wirft ihnen ein paar knackige Löwenzahnblätter über den Zaun oder lässt sie hinaus, damit sie einen auf dem Weg zum Apfelbaum begleiten können. Besonders schwer zu übertreffen ist die Freude, die sich jedes Mal aufs Neue breitmacht, wenn Küken schlüpfen. Wenn diese dann auch noch in Naturbrut mit der Glucke aufwachsen dürfen, können beim Beobachten des Familienglücks schon mal Stunden wie Minuten vergehen. Glückliche Hühner haben die Fähigkeit, ihren Haltern ungemein viel an Freude zurückzugeben. Aber woran erkennt man, ob ein Huhn „glücklich“ ist, und was heißt „tiergerecht“?