KÖNIG DAVID

Klassische Bibelübersetzungen
2. Band.

Impressum:

© 2020 Conrad Eibisch (Hrsg. u. Bearb.)

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.

ISBN: 978-3-75198-773-8

Inhaltsverzeichnis

Erste Vorrede auf den Psalter, 1524.

ES ist die hebräische Sprache so reich, daß keine Sprache sie mag genugsam erlangen. Denn sie hat viel Wörter, die da singen, loben, preisen, ehren, freuen, betrüben etc. heißen, da wir kaum eines haben. Und sonderlich in göttlichen heiligen Sachen ist sie reich mit Worten, daß sie wohl zehn Namen hat, da sie Gott mit nennt, da wir nicht mehr haben, denn das einige Wort: Gott; daß sie wohl billig eine heilige Sprache heißen mag. Derhalben keine Verdolmetschung so frei gehen mag, als es im Hebräischen selbst lautet; ohne was noch ist der verblümten Worte, die man Figuren nennt, darinnen sie auch alle Zungen übertrifft. Doch daß der Psalter an etlichen Örtern desto heller werde, will ich etliche Wörter hier weiter ausstreichen.

Im Psalter und sonst hin und wieder begegnen oft diese zwei Worte beieinander: Barmherzigkeit und Wahrheit, welche von etlichen sind wild und wüst gezogen. Die habe ich verdeutscht also: Güte und Treue; und ist eigentlich, was wir auf frei deutsch sagen: Liebe und Treue; wenn wir pflegen zu sagen: Er hat mir Liebe und Treue beweiset. Aber ich hab’s nicht dürfen wagen so frei zu verdeutschen. Denn Chesed, das sie Barmherzigkeit, und ich Güte habe verdeutscht, heißt eigentlich das, wenn man jemand Freundschaft, Liebe oder Wohltat erzeigt, wie es Christus Matth. 12, 7 aus Hosea 6, 6 selbst deutet und spricht: Ich habe Lust an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer; das ist, ich will daß man Freundschaft, Liebe und Wohltat beweise, lieber denn opfern.

So heißt Wahrheit: Treue, daß man sich auf einen verlassen darf und Zuflucht zu ihm habe, und derselbe halte was er geredet, und wes man sich zu ihm versieht. Also läßt sich Gott auch rühmen gegen uns in der Schrift allenthalben, daß er barmherzig und treu sei, das ist, daß er Liebe und Treue beweiset und uns alle Freundschaft und Wohltat erzeiget, und wir uns auf ihn verlassen mögen tröstlich, daß er tut und hält treulich, was man sich zu ihm versieht. Solche Treue und Wahrheit heißt Emeth. Daher kommt Emuna, welches St. Paulus selbst aus Habakuk verdolmetscht: Glaube. Röm. 1, 17: Der Gerechte lebet seines Glaubens. Und wird im Psalter oft zu Gott gesagt: dein Glaube, oder: in deinem Glauben; darum daß er solchen Glauben gibt und auf seine Treue baut. So daß die zwei Worte Wahrheit und Glaube im Hebräischen fast gleich, und schier eins für das andere genommen wird. Wie auch auf deutsch wir sagen: der hält Glauben, der wahrhaftig und treu ist. Wiederum wer mißtraut, den hält man für falsch und ungläubig.

Darnach kommen die zwei Worte: Gericht und Gerechtigkeit, welche wir auch nicht wohl geben können. Denn das Wörtlein Gericht, wenn’s allein steht, heißt es etwa ein Richteramt, als Ps. 7, 7: Erwecke das Gericht, das du geboten hast; richten heißt dann regieren. Etwa heißt es Gottes Gebot, als Ps. 119, 26: Lehre mich deine Gerichte. Item eine Gewohnheit oder Recht, als 2 M. 21, 9: Er soll mit ihr tun nach dem Recht der Tochter, das ist Tochterrecht, oder wie man einer Tochter pflegt zu tun. Wenn’s aber bei dem Worte Gerechtigkeit stehet, so ist es des Gerichtswerkes die Hälfte, nämlich das Urteil, damit das Gottlose und Unrecht verurteilt, gebüßet und gestraft wird; und Gerechtigkeit heißt das andre Teil, damit die Unschuld beschirmt, erhalten und gefordert wird. Dies alles wollt’ ich auf deutsch gern sagen: recht und redlich; als man spricht: er hat die Sache recht und redlich gewonnen. Aber ich durfte nicht so weit von den Worten gehen.

Wenn nun im Psalter oder sonst dir vorkommt, daß er nicht schlecht von Gericht und Gerechtigkeit, sondern von Gottes Gericht und Gerechtigkeit redet, oder zu Gott spricht: deine Gerichte und Gerechtigkeit, so mußt du durch die Gerechtigkeit den Glauben verstehen, und durchs Gericht die Tötung des alten Adams. Denn Gott durch sein Wort beides tut. Er verurteilt, verdammt, straft und tötet, was Fleisch und Blut ist, rechtfertiget aber und macht unschuldig den Geist durch den Glauben. Das heißt dann Gottes Gericht und Gerechtigkeit. Das Gericht übet er durchs Wort seines Gesetzes Röm. 7, 11; die Gerechtigkeit durchs Wort des Evangelii, welches der Geist durch den Glauben annimmt Röm. 1, 17, wie das Fleisch die Tötung durch Geduld leiden muß. Dergleichen mehr wird mit der Zeit die Übung selbst klar und erkenntlich machen.

1524.

Zweite Vorrede auf den Psalter, 1528.

ES haben viel heilige Väter den Psalter sonderlich vor andern Büchern der Schrift gelobet und geliebet. Und zwar lobt das Werk seinen Meister selbst genug; doch müssen wir unser Lob und Dank auch daran beweisen.

Man hat in vergangenen Jahren fast viel Legenden von den Heiligen und Passionale, Exempelbücher und Historien umhergeführet, und die Welt damit erfüllet, daß der Psalter dieweil unter der Bank und in solchem Finsternis lag, daß man nicht wohl einen Psalmen recht verstund, und doch so trefflichen edlen Geruch von sich gab, daß alle frommen Herzen auch aus den unbekannten Worten Andacht und Kraft empfanden, und das Büchlein darum lieb hatten.

Ich halte aber, daß kein feiner Exempelbuch oder Legende der Heiligen auf Erden gekommen sei, oder kommen möge, denn der Psalter ist. Und wenn man wünschen sollte, daß aus allen Exempeln, Legenden, Historien das Beste gelesen und zusammengebracht und auf die beste Weise gestellet würde, so müßte es der jetzige Psalter werden. Denn hier finden wir nicht allein, was einer oder zween Heilige getan haben, sondern was das Haupt selbst aller Heiligen getan hat, und noch alle Heiligen tun; wie sie gegen Gott, gegen Freunde und Feinde sich stellen, wie sie sich in aller Gefahr und Leiden halten und schicken; über das, daß allerlei göttlicher heilsamer Lehren und Gebote darinnen stehen.

Und sollte der Psalter allein deshalben teuer und lieb sein, daß er von Christi Sterben und Auferstehung so klärlich verheißet, und sein Reich und der ganzen Christenheit Stand und Wesen vorbildet, daß es wohl möchte eine kleine Biblia heißen, darin alles aufs schönste und kürzeste, so in der ganzen Biblia stehet, gefasset, und zu einem feinen Enchiridion oder Handbuch gemacht und bereitet ist; daß mich dünkt, der Heilige Geist habe selbst wollen die Mühe auf sich nehmen, und eine kurze Bibel und Exempelbuch von der ganzen Christenheit oder allen Heiligen zusammenbringen, auf daß, wer die ganze Biblia nicht lesen könnte, hätte hierin doch fast die ganze Summa verfasset in ein klein Büchlein.

Aber über das alles ist des Psalters edle Tugend und Art, daß andere Bücher wohl viel von Werken der Heiligen rumpeln, aber gar wenig von ihren Worten sagen: da ist der Psalter ein Ausbund, darin er auch so wohl und süße reucht, wenn man darinnen lieset, daß er nicht allein die Werke der Heiligen erzählet, sondern auch ihre Worte, wie sie mit Gott geredet und gebetet haben, und noch reden und beten: daß die andern Legenden und Exempel, wo man sie gegen den Psalter hält, uns schier eitel stumme Heilige vorhalten, aber der Psalter rechte wackere, lebendige Heilige uns einbildet.

Es ist ja ein stummer Mensch gegen einem redenden schier als ein halbtoter Mensch zu achten. Und kein kräftiger, noch edler Werk am Menschen ist, denn Reden, sintemal der Mensch durchs Reden von andern Tieren am meisten geschieden wird, mehr denn durch die Gestalt oder andere Werke; weil auch wohl ein Holz kann eines Menschen Gestalt durch Schnitzerkunst haben, und ein Tier sowohl sehen, hören, riechen, singen, gehen, stehen, essen, trinken, fasten, dürsten, Hunger, Frost und hartes Lager leiden kann, als ein Mensch.

Zudem tut der Psalter noch mehr, daß er nicht schlechte gemeine Rede der Heiligen uns vorbildet, sondern die allerbesten, so sie mit großem Ernst in der allertrefflichsten Sache mit Gott selber geredet haben. Damit er nicht allein ihr Wort über ihr Werk, sondern auch ihr Herz und gründlichen Schatz ihrer Seelen uns vorlegt, daß wir in den Grund und Quelle ihrer Worte und Werke, das ist, in ihr Herz sehen können, was sie für Gedanken gehabt haben, wie sich ihr Herz gestellet und gehalten hat, in allerlei Sachen, Gefahr und Not. Welches nicht so tun noch tun können die Legenden oder Exempel, so allein von der Heiligen Werk oder Wunder rühmen. Denn ich kann nicht wissen, wie sein Herz stehet, ob ich gleich viel trefflicher Werke von einem sehe oder höre.

Und gleichwie ich gar viel lieber wollte einen Heiligen hören reden, denn seine Werke sehen: also wollte ich noch viel lieber sein Herz und den Schatz in seiner Seele sehen, denn sein Wort hören. Das gibt aber uns der Psalter aufs allerreichlichste an den Heiligen, daß wir gewiß sein können, wie ihr Herz gestanden und ihre Worte gelautet haben, gegen Gott und jedermann.

Denn ein menschlich Herz ist wie ein Schiff auf einem wilden Meer, welches die Sturmwinde von den vier Örtern der Welt treiben. Hier stößet her Furcht und Sorge vor zukünftigem Unfall: dort fähret Grämen her und Traurigkeit von gegenwärtigem Übel. Hier weht Hoffnung und Vermessenheit von zukünftigem Glück: dort bläset her Sicherheit und Freude in gegenwärtigen Gütern.

Solche Sturmwinde aber lehren mit Ernst reden, und das Herz öffnen, und den Grund herausschütten. Denn wer in Furcht und Not steckt, redet viel anders von Unfall, denn der in Freuden schwebt; und wer in Freuden schwebt, redet und singet viel anders von Freuden, denn der in Furcht steckt. Es gehet nicht von Herzen (spricht man), wenn ein Trauriger lachen oder ein Fröhlicher weinen soll; das ist, seines Herzens Grund stehet nicht offen, und ist nicht heraus.

Was ist aber das meiste im Psalter, denn solch ernstlich Reden in allerlei solchen Sturmwinden? Wo findet man feinere Worte von Freuden, denn die Lobpsalmen oder Dankpsalmen haben? Da siehest du allen Heiligen ins Herz, wie in schöne lustige Gärten, ja wie in den Himmel, wie feine, herzliche, lustige Blumen darinnen aufgehen von allerlei schönen, fröhlichen Gedanken gegen Gott um seine Wohltat. Wiederum, wo findest du tiefere, kläglichere, jämmerlichere Worte von Traurigkeit, denn die Klagepsalmen haben? Da siehest du abermal allen Heiligen ins Herz, wie in den Tod, ja wie in die Hölle. Wie finster und dunkel ist’s da von allerlei betrübtem Anblick des Zorns Gottes! Also auch, wo sie von Furcht und Hoffnung reden, brauchen sie solcher Worte, daß dir kein Maler also könnte die Furcht oder Hoffnung abmalen, und kein Cicero oder Redekundiger also vorbilden.

Und, wie gesagt, ist das das Allerbeste, daß sie solche Worte gegen Gott und mit Gott reden: welches macht, daß zweifältiger Ernst und Leben in den Worten sind. Denn wo man sonst gegen Menschen in solchen Sachen redet, gehet es nicht so stark von Herzen, brennet, lebt und dringet nicht so sehr. Daher kommt’s auch, daß der Psalter aller Heiligen Büchlein ist, und ein jeglicher, in welcherlei Sachen er ist, Psalmen und Worte drinnen findet, die sich auf seine Sachen reimen, und ihm so eben sind, als wären sie allein um seinetwillen also gesetzt, daß er sie auch selbst nicht besser setzen noch finden kann, noch wünschen mag. Welches denn auch dazu gut ist, daß, wenn einem solche Worte gefallen, und sich mit ihm reimen, daß er gewiß wird, er sei in der Gemeinschaft der Heiligen, und sei allen Heiligen gegangen, wie es ihm gehet, weil sie ein Liedlein alle mit ihm singen: sonderlich so er auch also kann gegen Gott reden, wie sie getan haben, welches im Glauben geschehen muß. Denn einem gottlosen Menschen schmecken sie nicht.

Zuletzt ist im Psalter die Sicherheit und ein wohlverwahret Geleit, daß man allen Heiligen ohne Gefahr drinnen nachfolgen kann. Denn andere Exempel und Legenden von den stummen Heiligen bringen manch Werk vor, das man nicht kann nachtun: viel mehr Werke aber bringen sie, die gefährlich sind nachzutun, und gemeiniglich Sekten und Rotten anrichten, und von der Gemeinschaft der Heiligen führen und reißen. Aber der Psalter hält dich von den Rotten zu der Heiligen Gemeinschaft, denn er lehret dich, in Freuden, Furcht, Hoffnung, Traurigkeit gleichgesinnt sein und reden, wie alle Heiligen gesinnet und geredet haben.

Summa, willst du die heilige christliche Kirche gemalet sehen mit lebendiger Farbe und Gestalt, in einem kleinen Bilde gefasset, so nimm den Psalter vor dich, so hast du einen feinen, hellen, reinen Spiegel, der dir zeigen wird, was die Christenheit sei. Ja, du wirst auch dich selbst drinnen, und das rechte gnothi seauton (Erkenne dich selbst) finden, dazu Gott selbst und alle Kreaturen.

Darum laßt uns nun auch vorsehen, daß wir Gott danken für solche unaussprechliche Güter, und mit Fleiß und Ernst dieselbigen annehmen, brauchen und üben, Gott zu Lob und Ehre, auf daß wir nicht mit unserer Undankbarkeit etwas Ärgeres verdienen. Denn vorhin, zur Zeit der Finsternis, welch ein Schatz hätte es sollen geachtet sein, wer einen Psalmen hätte mögen recht verstehen, und im verständlichen Deutsch lesen oder hören; und haben’s doch nicht gehabt. Nun aber sind selig die Augen, die da sehen, das wir sehen, und Ohren, die da hören, das wir hören. Und besorge doch, ja leider sehen wir’s, daß uns gehet, wie den Juden in der Wüste, die da sprachen vom Himmelbrot: Unsere Seelen ekelt vor der geringen Speise. Aber wir sollen auch wissen, daß daselbst bei stehet, wie sie geplagt und gestorben sind; daß uns nicht auch so gehe.

Das helfe uns der Vater aller Gnaden und Barmherzigkeit durch Jesum Christum, unsern Herrn. Welchem sei Lob und Dank, Ehre und Preis für diesen deutschen Psalter, und für alle seine unzählige, unaussprechliche Wohltat in Ewigkeit. Amen, Amen! 1528.

Nachschrift zum Psalter von 1531.

Dem Leser.

OB jemand klügeln wollte und fürgeben, wir hätten den Psalter zu fern von den Worten gezogen, der sei bei sich selbst klug und laß uns diesen Psalter ungetadelt. Denn wir haben’s wissentlich getan und freilich alle Worte auf der Goldwaage gehalten, und mit allem Fleiß und Treue verdeutschet, und sind auch gelehrter Leute genug dabei gewesen. Doch lassen wir unsern vorigen deutschen Psalter (von 1524) auch bleiben um derer willen, so da begehren zu sehen unser Exempel und Fußstapfen, wie man mit Dolmetschen näher und näher kommt. Denn der vorige deutsche Psalter ist an viel Orten dem Hebräischen näher und dem Deutschen ferner; dieser ist dem Deutschen näher und dein Hebräischen ferner. Davon weiter, ob Gott will, in den Summarien. 1531.

Dritte Vorrede auf den Psalter, 1545.

BILLIG sollte ein jeder Christ, der beten und andächtig sein will, ihm den Psalter lassen sein Büchlein sein. Und auch wohl gut wäre, daß ein jeglicher Christ denselben so übete und so geläufig darinnen würde, daß er ihn von Wort zu Wort auswendig könnte, und immer in dem Munde hätte, so oft ihm etwas vorkäme zu reden oder zu tun, daß er einen Spruch daraus führen und anziehen könnte, als ein Sprichwort. Denn es ist ja die Wahrheit, daß alles, was ein andächtig Herz mag zu beten wünschen, da findet es seine Psalmen und Worte zu, so eben und lieblich, daß kein Mensch, ja alle Menschen nicht mögen so gute Weise, Worte und Andacht erdenken. Zudem so lehret und tröstet er auch eben im Gebet, und ist durchs Vaterunser, und das Vaterunser durch ihn also gezogen, daß man eines aus dem andern sehr fein verstehen kann, und lustig zusammenstimmen.

Darum sollte man nicht allein die vorigen Betbücher, da fast eitel unchristliche Lügen und Mißbräuche, auch in den besten Gebetlein, unsers Herren Leiden darinnen wird angezogen, und doch nicht zum Glauben, sondern zu zeitlichem Nutz und Brauch schändlich gebraucht wird, verbieten und hinweg tun; sondern auch zusehen, daß der neuen Gebetlein keine wieder einreißen. Denn es bereits anfähet, daß schier ein jeder seiner Andacht nach will Gebetlein, auch des Psalters Paraphrases (Umschreibungen) machen, und also seine Arbeit in der Kirche und bei den Christen gerühmet und gebraucht sehen, gerade als wäre der Psalter oder das Vaterunser ein schlechtes geringes Ding. Und wo man hier nicht wird einsehen und Maße finden, wird der Psalter und Vaterunser in vorige Verachtung kommen. Gut lasse ich sie sein zum Teil; aber der Psalter und Vaterunser sollen besser, ja das Beste sein. Wer die recht beten lernet, der hat wohl beten gelernet, weit über alle Gebete, sonderlich weil der Psalter nun von Gottes Gnade verständlich verdeutscht ist.

Ich habe eine Historie gehört, wie eine andächtige Person das Vaterunser so lieb gehabt, daß sie mit Tränen vor großer Andacht dasselbige betete. Da wollte ein Bischof guter Meinung die Andacht bessern, nahm ihr das Vaterunser, gab ihr viel guter andächtiger Gebetlein; aber da verlor sie alle Andacht, und mußte die andächtigen Gebetlein lassen fahren, und das Vaterunser wieder annehmen. Halte auch, wer’s sollte ein wenig versuchen mit Ernst am Psalter und Vaterunser, der sollte bald den andächtigen Gebetlein Urlaub geben, und sagen: Ach, es ist nicht der Saft, Kraft, Brunst und Feuer, die ich im Psalter finde, es schmeckt mir zu kalt und hart etc.

Unser lieber Herr, der uns den Psalter und Vaterunser zu beten gelehret und gegeben hat, verleihe uns auch den Geist des Gebets und Gnade, daß wir mit Lust und ernstem Glauben, stark und ohne Aufhören beten; denn es tut uns not: so hat er’s geboten, und will’s also von uns haben. Dem sei Lob, Ehre und Dank in Ewigkeit. Amen.

1545.

Erstes Buch.

Der 1. Psalm.

IST ein Trostpsalm, der vermahnet uns, daß wir Gottes Wort gern sollen hören und lernen; und tröstet uns, daß wir groß und viel Gutes davon haben, nämlich, daß alle unsere Worte und Werke sollen glückselig sein wider alle Feinde, gleichwie ein Palmbaum am Wasser grünet und Frucht bringet wider alle Hitze und Frost etc., welches Menschenlehre nicht tut; sondern wie der Wind die Spreu verwebt, also vergehen sie auch. Denn Gott hat auch Gefallen an solchen Schülern seines Worts (spricht er), aber die andern läßt er untergehen. Und dieser Psalm fließt aus dem dritten Gebot, ja, gehöret auch hinein. Denn daselbst wird geboten, den Sabbat zu feiern, das ist, Gottes Wort gern zu hören und lernen, und wird begriffen im Vaterunser, in der andern und dritten Bitte, da wir um das Reich Gottes und seinen Willen bitten, welches beides durch sein Wort gefördert wird.

Lehre von der Glückseligkeit der Frommen und
Strafe der Gottlosen.

1. Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen; noch tritt auf den Weg der Sünder; noch sitzt, da die Spötter sitzen:

2. Sondern hat Lust zum Gesetz des Herrn, und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht.

3. Der ist wie ein Baum, gepflanzet an den Wasserbächen, der seine Frucht bringet zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und was er macht, das gerät wohl.

4. Aber so sind die Gottlosen nicht; sondern wie Spreu, die der Wind verstreuet.

5. Darum bleiben die Gottlosen nicht im Gerichte, noch die Sünder in der Gemeine der Gerechten.

6. Denn der Herr kennet den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergehet.

Der 2. Psalm.

IST eine Weissagung von Christo, wie er leiden soll, und dadurch ein König und Herr der ganzen Welt werden. Und stehen auch drinnen Dräuungen wider die weltlichen Könige und Herren, wie sie sollen zugrunde gehen, wo sie diesem Könige nicht huldigen und dienen, sondern verfolgen und tilgen wollen; und Verheißung, daß die selig sein sollen, so an ihn glauben. Und dieser Psalm fließt aus dem ersten Gebot, da sich Gott verheißt, unser Gott zu sein, der uns aus aller Not helfen und alles Gute tun will; wie er denn durch Christum uns von Sünden, Tod und Hölle erlöset und zum ewigen Leben gebracht hat. Solches bitten wir im Vaterunser in der andern Bitte, daß sein Reich komme.

Weissagung von Christo, dem ewigen Könige,
seinem Reich, und
dessen Feinden.

1. Warum toben die Heiden, und die Leute reden so vergeblich?

2. Die Könige im Lande lehnen sich auf, und die Herren ratschlagen miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbten:

3. Lasset uns zerreißen ihre Bande, und von uns werfen ihre Seile.

4. Aber der im Himmel wohnet, lachet ihr, und der Herr spottet ihr.

5. Er wird einst mit ihnen reden in seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken.

6. Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinen heiligen Berg Zion.

7. Ich will von einer solchen Weise predigen, daß der Herr zu mir gesagt hat: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeuget;

8. Heische von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben, und der Welt Ende zum Eigentum:

9. Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.

10. So laßt euch nun weisen, ihr Könige, und laßt euch züchtigen, ihr Richter auf Erden.

11. Dienet dem Herrn mit Furcht, und freuet euch mit Zittern.

12. Küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald anbrennen. Aber wohl allen, die auf ihn trauen.

Der 3. Psalm.

I ST ein Betpsalm, darin uns das Exempel David vorgebildet wird, wie derselbige gebeten hat in einer Not, und erhöret ist, da er von seinem Sohn Absalom verjagt ward, und preiset am Ende Gott, daß er sei ein treuer Helfer und Erhalter aller der Seinen, so ihn anrufen in allen Nöten. Er gehöret ins erste Gebot, da Gott will unser Gott sein und helfen, und wird in der siebenten Bitte im Vaterunser begriffen, da wir von allem Übel Erlösung bitten.

Gebet und Trost Davids wider
seine Verfolger.

1. Ein Psalm Davids, da er floh vor seinem Sohne Absalom.

2. Ach Herr, wie ist meiner Feinde so viel, und setzen sich so viele wider mich!

3. Viele sagen von meiner Seele: Sie hat keine Hilfe bei Gott. Sela.

4. Aber du, Herr, bist der Schild für mich, und der mich zu Ehren setzet, und mein Haupt aufrichtet.

5. Ich rufe an mit meiner Stimme den Herrn; so erhöret er mich von seinem heiligen Berge. Sela.

6. Ich liege und schlafe und erwache; denn der Herr hält mich.

7. Ich fürchte mich nicht vor viel hundert Tausenden, die sich umher wider mich legen.

8. Auf, Herr, und hilf mir, mein Gott! denn du schlägst alle meine Feinde auf den Backen, und zerschmetterst der Gottlosen Zähne.

9. Bei dem Herrn findet man Hilfe, und deinen Segen über dein Volk. Sela.

Der 4. Psalm.

IST ein Trostpsalm, und daneben betet und lehret er auch; denn er lehret auf Gott trauen, wenn’s übel gehet, und schilt die Gottlosen, die sich kehren zu den unnützen Göttern und fleischlichem Trost, und nichts leiden, noch auf Gott mit Geduld harren wollen, so er doch der höchste Trost ist; wiewohl er solches wunderlich tut bei seinen Heiligen, daß er sie zuvor verläßt, und ihren Glauben und Geduld damit versucht.

Aber die Gottlosen wollen den Bauch voll und sicher haben; wer ihnen vom Glauben und Geduld saget, den spotten und verachten sie, und sagen: Wie sollt uns der Narr sagen, was gut ist? ja, harr, bis dir ein gebraten Huhn ins Maul fliege, verlasse dich drauf, und backe nicht.

Er gehöret auch in das erste Gebot, denn er lehret und vermahnet auf Gott zu hoffen und zu vertrauen mit Geduld, wo es an etwas mangelt, und strafet die Ungläubigen und Ungeduldigen, und wird in der dritten und siebenten Bitte begriffen, da wir bitten, daß Gottes Wille geschehe, und wir des Übels los werden; mag auch wohl in der vierten Bitte sein, da wir ums tägliche Brot bitten, das ist, um Friede und alle Notdurft dieses Lebens, wider allerlei Mangel auf Erden.

Tröstliches Gebet wider der
Weltkinder Eitelkeit.

1. Ein Psalm Davids, vorzusingen auf Saitenspiel.

2. Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig, und erhöre mein Gebet.

3. Lieben Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb, und die Lügen so gerne? Sela.

4. Erkennet doch, daß der Herr seine Heiligen wunderlich führet; der Herr höret, wenn ich ihn anrufe.

5. Zürnet ihr, so sündiget nicht. Redet mit eurem Herzen auf eurem Lager, und harret. Sela.

6. Opfert Gerechtigkeit, und hoffet auf den Herrn.

7. Viele sagen: Wie sollte uns dieser weisen, was gut ist? Aber Herr, erhebe über uns das Licht deines Antlitzes.

8. Du erfreuest mein Herz, ob jene gleich viel Wein und Korn haben.

9. Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne.

Der 5. Psalm.

I ST ein Betpsalm wider die falschen Lehrer und Rottengeister, darin er beide, ihre gleißende Lehre und Werk, damit sie unter dem Namen Gottes großen Schaden tun dem reinen Wort Gottes und dem rechten Gottesdienst, härtiglich verklagt; und bittet für die Frommen, das ist, für das reine Wort Gottes, und rechten Gottesdienst, und verheißt im letzten Vers solches Gebets Erhörung, und der Rottengeister Verwerfung. Er gehöret in das andere und dritte Gebot, darin Gottes Namen und Wort geboten wird zu heiligen, und in die erste und andere Bitte im Vaterunser, da auch Gottes Name, Ehre und seines Reichs Besserung gebeten wird.

Gebet für die Kirche wider
die falschen Lehrer.

1. Ein Psalm Davids, vorzusingen für das Erbe.

2. Herr, höre meine Worte, merke auf meine Rede,

3. Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott; denn ich will vor dir beten.

4. Herr, frühe wollest du meine Stimme hören; frühe will ich mich zu dir schicken, und darauf merken.

5. Denn du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt; wer böse ist, bleibet nicht vor dir.

6. Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen; du bist feind allen Übeltätern;

7. Du bringest die Lügner um; der Herr hat Greuel an den Blutgierigen und Falschen.

8. Ich aber will in dein Haus gehen auf deine große Güte, und anbeten gegen deinem heiligen Tempel in deiner Furcht.

9. Herr, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; richte deinen Weg vor mir her.

10. Denn in ihrem Munde ist nichts Gewisses, ihr Inwendiges ist Herzeleid, ihr Rachen ist ein offen Grab, mit ihren Zungen heucheln sie.

11. Schuldige sie, Gott, daß sie fallen von ihrem Vornehmen, stoße sie aus um ihrer großen Übertretung willen; denn sie sind dir widerspenstig.

12. Laß sich freuen alle, die auf dich trauen; ewiglich laß sie rühmen, denn du beschirmest sie; fröhlich laß sein in dir, die deinen Namen lieben.

13. Denn du, Herr, segnest die Gerechten; du krönest sie mit Gnaden, wie mit einem Schilde.

Der 6. Psalm.

I ST ein Betpsalm, und klagt über das hohe und rechte heimliche Leiden des Gewissens, so um seiner Sünde willen im Glauben und Hoffnung, mit dem Gesetz und Zorn Gottes gemartert, und zur Verzweiflung oder Mißglauben getrieben wird; welches heißen sonst im Psalter hin und wieder des Todes Bande und der Hölle Stricke, oder Todesnot und Höllenangst.

Aber am Ende zeiget er an, daß solch Gebet erhöret werde, zum tröstlichen Exempel allen, die in solcher Anfechtung sind, daß sie nicht drinnen sollen bleiben, und straft die Übeltäter, das ist, die falschen Heiligen, die gemeiniglich solch betrübte Leute hassen und verfolgen. Denn ihr Trost stehet auf ihre eigene Heiligkeit, wissen auch nichts von solcher Anfechtung; darum sie des reinen Glaubens ärgeste Feinde sind.

Er gehöret aber in das erste und andere Gebot; denn er preiset den Kampf des Glaubens an Gott, und betet wider die Sünde und Tod, und ist in der ersten Bitte des Vaterunsers, wie alle andere Betpsalmen; denn beten ist, Gottes Namen anrufen und ehren.

Bußgebet um Gesundheit Leibes
und der Seele.

1. Ein Psalm Davids, vorzusingen auf acht Saiten.

2. Ach, Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm.

3. Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, Herr, denn meine Gebeine sind erschrocken,

4. Und meine Seele ist sehr erschrocken. Ach, du Herr, wie so lange?

5. Wende dich, Herr, und errette meine Seele; hilf mir um deiner Güte willen.

6. Denn im Tode gedenkt man dein nicht; wer will dir in der Hölle danken?

7. Ich bin so müde von Seufzen, ich schwemme mein Bette die ganze Nacht, und netze mit meinen Tränen mein Lager.

8. Meine Gestalt ist verfallen vor Trauern, und ist alt worden; denn ich allenthalben geängstet werde.

9. Weichet von mir, alle Übeltäter; denn der Herr höret mein Weinen.

10. Der Herr höret mein Flehen, mein Gebet nimmt der Herr an.

11. Es müssen alle meine Feinde zu Schanden werden, und sehr erschrecken, sich zurückkehren, und zu Schanden werden plötzlich.

Der 7. Psalm.

IST ein Betpsalm, und klagt über die Lästermäuler, die den Heiligen und ihrer Lehre Schuld geben, daß sie aufrührich und Verstörer der Oberkeit und des Friedens sein sollen; wie Simei, der Jeminiter, den frommen David in seinem Elende lästert, als hätte er dem Könige Saul sein Reich eingenommen; wie die Juden Christum vor Pilato auch schuldigten, und jetzt die Lästerer das Evangelium auch schelten. Wider solche Anfechtung ficht er hier mit Beten, und klagt Gott seine Unschuld, und zeigt hernach an seiner selbst Exempel, wie solches Gebet erhöret sei, uns zum Trost; und dräuet den Lästerern und Tyrannen greulich, und hält ihnen das Exempel. Absaloms vor, wie derselbe umkam, ehe er das Böse ausrichtete, so er im Sinn und angefangen hatte. Er gehöret aber auch in das andere Gebot, und in die erste Bitte, wie der vorhergehende.

Gebet um Rettung der gerechten Sache.

1. Die Unschuld Davids, davon er sang dem Herrn, von wegen der Worte des Mohren, des Jeminiten.

2. Auf dich, Herr, traue ich, mein Gott. Hilf mir von allen meinen Verfolgern, und errette mich,

3. Daß sie nicht wie Löwen meine Seele erhaschen und zerreißen, weil kein Erretter da ist.

4. Herr, mein Gott, habe ich solches getan, und ist Unrecht in meinen Händen;

5. Habe ich Böses vergolten denen, so friedlich mit mir lebten; oder die, so mir ohne Ursach feind waren, beschädigt:

6. So verfolge mein Feind meine Seele, und ergreife sie, und trete mein Leben zu Boden, und lege meine Ehre in den Staub. Sela.

7. Stehe auf, Herr, in deinem Zorn, erhebe dich über den Grimm meiner Feinde, und hilf mir wieder in das Amt, das du mir befohlen hast,

8. Daß sich die Leute wieder zu dir sammeln; und um derselben willen komme wieder empor.

9. Der Herr ist Richter über die Leute. Richte mich, Herr, nach meiner Gerechtigkeit und Frömmigkeit.

10. Laß der Gottlosen Bosheit ein Ende werden, und fördere die Gerechten; denn du, gerechter Gott, prüfest Herzen und Nieren.

11. Mein Schild ist bei Gott, der den frommen Herzen hilft.

12. Gott ist ein rechter Richter, und ein Gott, der täglich drohet.

13. Will man sich nicht bekehren; so hat er sein Schwert gewetzt, und seinen Bogen gespannt, und zielet,

14. Und hat darauf gelegt tödlich Geschoß; seine Pfeile hat er zugerichtet zu verderben.

15. Siehe, der hat Böses im Sinn, mit Unglück ist er schwanger; er wird aber einen Fehl gebären.

16. Er hat eine Grube gegraben und ausgeführt, und ist in die Grube gefallen, die er gemacht hat.

17. Sein Unglück wird auf seinen Kopf kommen, und sein Frevel auf seine Scheitel fallen.

18. Ich danke dem Herrn um seiner Gerechtigkeit willen, und will loben den Namen des Herrn, des Allerhöchsten.

Der 8. Psalm.

I ST eine Weissagung von Christo, seinem Leiden, Auferstehen, und Königreich über alle Kreaturen. Und solch Reich solle gestift werden durch den Mund der Unmündigen, das ist, ohne Schwert und Harnisch, allein durchs Wort und Glauben. Er gehöret in das erste Gebot, da Gott unser Gott sein will, und ist in der andern Bitte, wie droben im andern Psalm gesagt.

Von Christi Reich, Leiden
und Herrlichkeit.

1. Ein Psalm Davids, vorzusingen auf der Gittith.

2. Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, da man dir danket im Himmel!

3. Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet, um deiner Feinde willen, daß du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.

4. Denn ich werde sehen die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitest.

5. Was ist der Mensch, daß du sein gedenkest, und des Menschen Kind, daß du dich sein annimmst?

6. Du wirst ihn lassen eine kleine Zeit von Gott verlassen sein. Aber mit Ehren und Schmuck wirst du ihn krönen.

7. Du wirst ihn zum Herrn machen über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan,

8. Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die wilden Tiere,

9. Die Vögel unter dem Himmel, und die Fische im Meer, und was im Meer gehet.

10. Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen.

Der 9. Psalm.

I ST eine Weissagung von der Jugend, das ist, von den neuen Kindern, und von dem Volk Christi, welches ist die heilige Christenheit, wie dieselbige auch, dem Exempel Christi nach, leiden muß, und immerdar ihr Blut vergießen. Er handelt aber solche Weissagung danks- und trostsweise, daß es auch wohl ein Dankpsalm und Trostpsalm heißen mag. Denn die Christen, und sonderlich die heiligen Märtyrer, danken hier Gott, und trösten sich, daß sie Gott nicht verläßt, sondern mehret sie immer fort, je mehr sie verfolget werden, bis der Verfolger etliche bekehret und Christen werden, und die andern untergehen. Er gehöret aber in das erste Gebot, und in die andere Bitte; wie im vorhergehenden Psalm gesagt.

Danklied für erhaltenen Sieg
wider die Feinde.

1. Ein Psalm Davids, von der schönen Jugend vorzusingen.

2. Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen, und erzähle alle deine Wunder.

3. Ich freue mich und bin fröhlich in dir, und lobe deinen Namen, du Allerhöchster,

4. Daß du meine Feinde hinter sich getrieben hast; sie sind gefallen und umgekommen vor dir.

5. Denn du führest mein Recht und Sache aus; du sitzest auf dem Stuhl, ein rechter Richter.

6. Du schiltst die Heiden, und bringest die Gottlosen um; ihren Namen vertilgest du immer und ewiglich.

7. Die Schwerter des Feindes haben ein Ende; die Städte hast du umgekehret; ihr Gedächtnis ist umgekommen samt ihnen.

8. Der Herr aber bleibt ewiglich; er hat seinen Stuhl bereitet zum Gericht.

9. Und er wird den Erdboden recht richten, und die Leute regieren rechtschaffen.

10. Und der Herr ist des Armen Schutz, ein Schutz in der Not.

11. Darum hoffen auf dich, die deinen Namen kennen denn du verlässest nicht, die dich, Herr, suchen.

12. Lobet den Herrn, der zu Zion wohnet; verkündiget unter den Leuten sein Tun.

13. Denn er gedenkt und fragt nach ihrem Blut: er vergisset nicht des Schreiens der Armen.

14. Herr, sei mir gnädig, siehe an mein Elend unter den Feinden, der du mich erhebest aus den Toren des Todes,

15. Auf daß ich erzähle all deinen Preis in den Toren der Tochter Zion, daß ich fröhlich sei über deiner Hilfe.

16. Die Heiden sind versunken in der Grube, die sie zugerichtet hatten; ihr Fuß ist gefangen im Netz, das sie gestellet hatten.

17. So erkennet man, daß der Herr Recht schaffet. Der Gottlose ist verstrickt in dem Werk seiner Hände, durch das Wort. Sela.

18. Ach daß die Gottlosen müßten zur Hölle gekehret werden, alle Heiden, die Gottes vergessen.

19. Denn er wird des Armen nicht so ganz vergessen, und die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich.

20. Herr, stehe auf, daß Menschen nicht Überhand kriegen; laß alle Heiden vor dir gerichtet werden.

21. Gib ihnen, Herr, einen Meister, daß die Heiden erkennen, daß sie Menschen sind. Sela.

Der 10. Psalm.

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