Simone Dorra

Hexenglut

Historischer Kriminalroman

Simone Dorra erblickte 1963 in Wuppertal das Licht der Welt und ist seit 1983 in Baden-Württemberg zu Hause. Die gelernte Buchhändlerin arbeitete zunächst in einem Stuttgarter Verlag und gestaltete dann als Sprecherin und Journalistin Radioprogramme für den Privatrundfunk. Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Welzheim, wo sie heute als Lokaljournalistin für die örtliche Tageszeitung arbeitet.

Nach »Schierlingstod« ist »Hexenglut« ihr zweiter historischer Kriminalroman mit Fidelitas vom Kloster Frauenalb im Schwarzwald.

www.simonedorra.de

eISBN 978-3-8425-2286-2

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Für Bettina Kimpel,
die Juan Alvarez mindestens so sehr liebt wie ich.

Inhaltsverzeichnis

Todesangst

IZuflucht im Kloster

IIDas Haus mit den Rosenfenstern

III… und nichts ohne Gift

IVEine wertvolle Braut

VHölle und Verdammnis

VIAch Scheiden, immer Scheiden …

VIIEs ist ein Schnitter, der heißt Tod

VIIIVerschwörung im Dunkeln

IXAuf dem Weg der Sünder

XLug und Trug

XIDie verschollene Magd

XIIDas vierte Gebot

XIIIBegegnung mit einem Fremden

XIVVerräterische Initialen

XVEin Schlachtplan

XVIDenn er hat seinen Engeln befohlen über dir …

XVIIWettlauf gegen die Zeit

XVIIIAlles auf eine Karte

XIX… dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen

XXIn paradisum

Epilog

Anhang

Glossar

Nachwort

Danksagung

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen

Und blutig, bleich und blass,

Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,

Und vor mir weinten, was?

(Kriegslied, Matthias Claudius)

Todesangst

Vinzenz Stöcklin rannte um sein Leben.

Der Waldboden unter seinen Füßen war tückisch uneben, er war schon mehrmals gestürzt, und jedes Mal war es ihm schwerer gefallen, sich wieder aufzurappeln. Das Pelzfutter seines teuren Wollmantels war längst zerrissen, hängen geblieben an den Zweigen der Fichten und Buchen, die in seiner wilden Fantasie Krallenhände nach ihm ausstreckten und ihn mit starken, hölzernen Fingern festhielten. Die Ledersohlen seiner Stiefel waren durchweicht vom Nachttau, der Wald rings um ihn her schwarz wie das Innere eines Kamins ohne Feuer.

Der Wagen mit den edlen Stoffballen, seinen Vorräten und seiner Geldkassette befand sich weit hinter ihm, zurückgeblieben irgendwo auf dem holprigen Pfad, der meilenweit durch den Schatten der Bäume hindurchführte. Die Wachen, die er für teures Geld angeheuert hatte, um ihn sicher nach Stuttgart zu bringen – zwei davon waren tot, die anderen beiden geflohen, bevor sie dasselbe Schicksal ereilen konnte. Und die Räuberbande, die ihm und seiner Eskorte kurz nach Sonnenuntergang aufgelauert hatte, war jetzt bestimmt hinter ihm her.

Er prallte blind gegen einen Baumstamm und sah in der Finsternis plötzlich Sterne. Ihm schwindelte, er schlotterte vor Angst, und sein Atem war ein schrilles, rasselndes Keuchen. Er versuchte zu lauschen. Waren da Schritte? Hatten sie ihn bald eingeholt?

Und was würden sie ihm dann antun? Vor seinem geistigen Auge sah er sich bereits auf dem Waldboden liegen, all seiner Kleider beraubt, blutüberströmt und erschlagen. Dieses gottlose Gesindel würde zweifellos auch die Münzen finden, die ihm seine Frau als letzten Notgroschen in den Saum seines Wamses eingenäht hatte.

Arme Regula. Ohne ihn würde sie sich nie und nimmer gegen seine Mutter durchsetzen können. Wenn er jetzt und hier starb, dann war sie weiterhin zu einem elenden Schattendasein verdammt. Genau wie Veronika. Sein Kind. Sein wunderschönes Mädchen.

Der Gedanke an die beiden Frauen, die er liebte und die von seinem Schutz abhängig waren, verlieh ihm wieder ein wenig Kraft. Er stieß sich von dem Baum ab und stolperte eine kleine Ewigkeit weiter, ohne etwas zu sehen, die Hände nach vorne ausgestreckt, um sich vor einem weiteren schmerzhaften Aufprall zu schützen.

Da – jetzt hatte er hinter sich doch etwas gehört. Er blieb stehen und lauschte. Ein Wispern, ein Rascheln, ein Ast, der mit einem scharfen Knacken zerbrach, höchstens ein paar Ellen von ihm entfernt. Sie verfolgten ihn wirklich. Und sie hatten ihn fast erreicht. Er gab alle Vorsicht auf, setzte sich in Bewegung und rannte weiter, die Kehle eng in namenloser Furcht. Die Bäume rings um ihn her standen jetzt nicht mehr gar so nahe beieinander. Plötzlich sah er ein gutes Stück voraus ein schwaches Licht – und wo ein Licht brannte, da mussten auch Menschen sein, bei denen er sich in Sicherheit bringen konnte. Belebt von der unverhofften Aussicht auf Rettung steuerte er hastig und blindlings auf den Schein in der Ferne zu.

Ein jäher Windzug traf sein Gesicht, und etwas Weiches streifte seine Wange. Er hielt inne, schnappte nach Luft – und beim nächsten unsicheren Schritt trat sein Fuß ins Leere. Er warf die Arme hoch, stieß einen Schrei des Entsetzens aus und stürzte. Sein Körper rollte einen Steilhang hinab, überschlug sich, krachte mehrfach gegen unsichtbare Hindernisse und blieb endlich reglos liegen.

I

Zuflucht im Kloster

Das Erste, was ihm auffiel, als er langsam wieder zu sich kam, war ein leichter, aber deutlicher Duft nach Kräutern. Er erfüllte seine Sinne, während er mit geschlossenen Augen dalag, noch nicht ganz bei Bewusstsein, und die Eindrücke seiner Umgebung bruchstückhaft in sich aufnahm: ein kühles, glattes Laken unter seinem Körper; leiser Frauengesang in der Ferne, sanft auf- und absteigend mit einer beruhigend gleichförmigen Melodie; der dumpfe Schmerz in seinem rechten Bein, deutlich stärker als das Pochen und Stechen in seinem Kopf; und über allem das starke, bittersüße Aroma von Engelwurz.

Er blinzelte und sah, dass er tatsächlich in einem Bett lag. Das Bett stand in einem großen, lichtdurchfluteten Raum. Gleich mehrere Spitzbogenfenster ließen die Sonne ein, und er entdeckte ein halbes Dutzend weiterer Betten, schlicht aus Holz zusammengezimmert und bis auf eines alle leer. In dem lag ein älterer Mann. Er schien zu schlafen, aber was immer es auch für ein Leiden war, das ihn quälte, es hatte tiefe Linien in sein bleiches Gesicht gezeichnet, die auch der Schlaf nicht tilgen konnte.

Was war das hier? Wo war er bloß hingeraten?

Er machte den Versuch, sich aufzusetzen, und sank hilflos wieder auf das Laken zurück. In seinem Kopf drehte sich alles, seine Ohren klingelten, und ihm war übel. Er versuchte, sich die Ereignisse der vergangenen Stunden ins Gedächtnis zu rufen, stellte fest, dass er das nicht konnte, und fühlte sich noch elender. Er schloss die Augen wieder und hätte am liebsten geweint.

Das Dröhnen in seinem Kopf ertränkte die Schritte, die sich seinem Bett näherten, aber die leise, freundliche Stimme, die als Nächstes kam, übertönte es nicht.

»Seid Ihr wach, Herr? Könnt Ihr mich hören?«

Er tastete ziellos nach Halt; seine Hand wurde erfasst und in einem tröstlich warmen Griff festgehalten.

»Deo gratias – so ist's recht. Jetzt müsst Ihr mich nur noch anschauen und mit mir reden, dann habe ich eine Sorge weniger.«

Er öffnete die Augen einen Spaltbreit und sah, dass eine Frau auf einem niedrigen Schemel neben seinem Bett saß. Eine Nonne. Sie trug das schwarze Habit mit der weißen Haube, die ihr Gesicht eng einrahmte; ein kluges, eckiges Gesicht mit reiner, heller Haut, dessen Alter sich merkwürdigerweise nur schwer schätzen ließ. Vielleicht war sie Mitte zwanzig oder auch Anfang dreißig, er konnte es unmöglich sagen. Ihr Kinn sprang leicht vor, was von einer gewissen Sturheit sprach. Ihre Augen waren groß und von einem leuchtenden Haselnussbraun, in dem goldene und grüne Lichter tanzten.

»Wo … wo bin ich?«

Seine Stimme klang so heiser, als hätte er eine Handvoll Kieselsteine verschluckt.

»Ihr seid im Kloster Frauenalb, Herr«, sagte die Nonne. »Im Infirmarium, genauer gesagt. Unsere Knechte haben Euch letzte Nacht hergebracht, nachdem sie Euch fast in Sichtweite unseres Gasthofes besinnungslos aufgefunden haben. Ihr müsst böse gestürzt sein.«

»Ich …«

Plötzlich kehrte die Erinnerung zurück und traf ihn wie ein heftiger Schlag in die Magengrube. Das Gebrüll der Räuber, die ihm und seinem Wagen aufgelauert hatten … Ein wilder Tumult aus klirrenden Schwertern und Schmerzensschreien … Im Licht der fast untergegangenen Sonne zwei grässlich verkrümmte Leichen auf dem Waldboden … Und er war geflüchtet, als wäre ihm der Leibhaftige auf den Fersen.

»Wir wurden überfallen«, murmelte er. »Zwei der Wachen, die meinen Besitz schützen sollten, sind ermordet worden von dem Gesindel, das scharf war auf meine kostbaren Tuche und mein Gold. Die anderen beiden … Ich weiß nicht, wo sie abgeblieben sind.« Er stellte fest, dass er am ganzen Leib zitterte. »Vielleicht sind sie ja auch tot.«

Die Nonne schüttelte den Kopf. Ihr Daumen strich beruhigend über seinen Handrücken. »Nein. Sie haben genauso hergefunden wie Ihr. Und von ihnen haben wir auch gewusst, dass wir nach Euch suchen müssen. Die Mutter Oberin hat sofort unsere Knechte ausgeschickt, und ich bin dankbar, dass sie Euch so schnell entdeckt haben. Ein gebrochenes Bein ist übel genug – nach einer Nacht im Wald hättet Ihr Euch vielleicht auch noch eine Lungenentzündung zugezogen, Herr Stöcklin.«

Er bewegte versuchshalber das rechte Bein … und biss sich auf die Lippen, als der Schmerz bis hinauf in seine Leiste schoss.

»Es ist ein sauberer Bruch«, meinte die Nonne beruhigend. »Er ist ordentlich geschient, und bislang habt Ihr noch kein Fieber. Wenn Ihr lange genug stillhaltet und es mit Gottes Hilfe zu keiner Entzündung kommt, seid Ihr in ein paar Wochen so gut wie neu.«

Plötzlich war er sehr erschöpft.

»Mein … mein Wagen? Was ist mit meinem Wagen?«

»Das wissen wir nicht«, erwiderte die Nonne. »Wir haben uns erst einmal um Euch und Eure Verletzung gekümmert. Aber ich vermute, dass die Männer, die Euch überfallen haben, den Wagen ebenso mitgenommen haben wie das Zugpferd.«

Sein Herz sank. Er versuchte, zu überschlagen, wie hoch der Verlust sein mochte, den er erlitten hatte, aber die Zahlen vollführten in seinem Kopf nur einen verwirrenden Tanz. Er schloss die Augen und seufzte.

»Waren kann man ersetzen, Herr Stöcklin.« Die Stimme der Nonne war sanft, aber bestimmt. »Ein verlorenes Leben nicht.«

Jetzt klang sie deutlich näher. Er spürte, wie die Decke über ihm glatt gestrichen wurde, und der vertraute Kräuterduft verstärkte sich.

»Meine Mutter hat mir immer Engelwurz gegeben«, murmelte er. »Wenn mich mal wieder der Magen gedrückt hat vom guten Essen unserer Köchin.«

»Dann hat Eure Frau Mutter sich gut ausgekannt.« Er konnte hören, dass sie lächelte. »Ich gebe Euch jetzt auch etwas: ein Tonikum aus Weidenrinde und Mohn. Das hilft gegen die Schmerzen, gegen das Fieber, und es sorgt für einen ruhigen Schlaf. Könnt Ihr Euch hinsetzen, was meint Ihr?«

Er stemmte sich mühsam hoch, und ein erstaunlich kräftiger Arm half ihm, sich aufrecht zu halten. Der Rand eines Bechers berührte seine Lippen. Er öffnete den Mund, trank gehorsam und verzog das Gesicht. Gallebitter. Dann wurde er behutsam wieder zurück in die Kissen gebettet.

Er hörte Stoff rascheln und schaffte es mit einiger Anstrengung, noch einmal die Augen zu öffnen. Die Nonne hatte sich erhoben und stand neben dem Bett, die Hände in den weiten Ärmeln ihres Habits.

»Ruht Euch aus«, sagte sie. »Ein paar Stunden Erholung, und die Welt ist gleich ein gutes Stück heller. Ein Bote ist schon nach Freiburg unterwegs, um Eure Familie zu benachrichtigen, damit sie sich keine Sorgen mehr um Euch machen muss.«

»Danke.« Er schluckte. »Vergelt's Gott, Schwester. Darf ich … darf ich wissen, wie Ihr heißt?«

Sie lächelte und verneigte sich leicht.

»Fidelitas«, sagte sie. »Ich bin die Kräutermeisterin von Frauenalb. Dominus vobiscum, Herr Stöcklin. Schlaft gut.«

Sie drehte sich um und war im nächsten Moment mit leisen Schritten durch die Tür verschwunden.

Zwei Monate gingen ins Land; es war ein ausgesprochen nasser Frühling. Auch in den letzten Tagen hatte es fast ununterbrochen geregnet. Doch jetzt hoben sich endlich die Wolken, die wie ein schwerer grauer Mantel über dem Albtal hingen, und die Sonne kam heraus. Der Himmel am Horizont zeigte ein verwaschen bleiches Blau, hoffnungsvoll wie das junge Laub an den Bäumen, das den nahenden Sommer ankündigte.

Fidelitas von Frauenalb stand auf dem Friedhof des Klosters; er lag in kleinem Abstand von der Kirche – immer noch dicht genug bei den lebenden Schwestern, dass die sterblichen Überreste der Nonnen, die hier zur Ruhe gebettet worden waren, ein Teil der Gemeinschaft blieben. Jedes Grab trug auf einem schlichten Stein den Namen der Frau, die hier der Auferstehung entgegenschlief.

Auf dem Stein des Grabes zu ihren Füßen war der Name Agatha zu lesen, darunter das Geburts- und das Sterbedatum 1553. Sechsunddreißig Jahre hatte Agatha in Frauenalb gelebt, erst als Postulantin, dann als Novizin und nach den ewigen Gelübden als Schwester unter Schwestern. Sie hatte vor Fidelitas dem Kloster erst als Infirmarin und zuletzt als Kräutermeisterin gedient; von ihr hatte die jüngere Nonne alles gelernt, was sie heute über Medizin und die Heilung von Kranken mit den Pflanzen wusste, die in den Klostergärten wuchsen. Fidelitas hatte Agatha fast ebenso sehr geliebt wie die Ehrwürdige Mutter Scholastika, die ihr in Frauenalb ein Zuhause gegeben hatte, nachdem sie mit noch nicht einmal zehn Jahren hierhergekommen war, als Oblate in einem Pferdewagen, möglichst weit außer Sicht verfrachtet von einem Vater, der nicht bereit war, sie öffentlich als seine Tochter anzuerkennen.

Fidelitas' ewige Profess hatte Mutter Scholastika nicht mehr miterleben dürfen, und die nächste Äbtissin, Catharina von Remchingen, war dem Schützling ihrer Vorgängerin mit Misstrauen und instinktiver Abneigung begegnet. Als die Gräfin Johanna von Eberstein – Mäzenin des Klosters und Mitglied des Adelsgeschlechts, von dem das Kloster im zwölften Jahrhundert gegründet worden war – vor fünf Jahren darauf bestanden hatte, Fidelitas als private Pflegerin auf eine Reise mitzunehmen, war sie bei der Mutter Oberin auf bemerkenswert wenig Widerstand gestoßen.

Als Fidelitas nach neun Wochen von dieser – mehr als turbulenten – Reise in den Schoß ihrer Klosterfamilie zurückgekehrt war, neigte sich die Herrschaft der Catharina von Remchingen bereits dem Ende entgegen. Natürlich hatte das keiner von ihnen geahnt – aber im November 1550 zog die Äbtissin sich eine schwere Erkältung zu, die sich in ihren Lungen festsetzte und der sie kurz vor Weihnachten erlag.

Katharina II. von Wittstadt – genannt »die Hagenbachin« – hatte ihre Stelle als Ehrwürdige Mutter eingenommen, aber in den wenigen Jahren, während derer sie das Kloster führte, war es ihr kaum gelungen, einen prägenden oder wenigstens angenehmen Eindruck zu hinterlassen. Im Sommer 1554 war sie ganz plötzlich verstorben. Fidelitas vermutete bis heute ein Magenleiden, war aber mangels der nötigen Überprüfung auf Spekulationen angewiesen. Die Hagenbachin hatte ihr verantwortungsvolles Amt zuallererst als Werkzeug zur Mehrung ihres persönlichen Wohlstandes missverstanden; mehr als eine Abgabe der klösterlichen Lehenshöfe war stillschweigend in ihre persönliche Schatulle gewandert. Obendrein hatte sie ausgesprochen gern und reichlich gegessen – viel zu gern und viel zu reichlich, und Fidelitas hatte immer wieder versucht, ihr behutsam zuzureden, sie möge um ihrer Gesundheit willen und als Vorbild für ihre Töchter doch etwas mehr Maß halten.

Während die Mutter Oberin unbelehrbar der Sünde der Völlerei frönte, hatte Fidelitas' Lehrmeisterin Agatha zusehends den Appetit verloren. Im Frühjahr 1553 tat sie, geschwächt und abgemagert zu einem bloßem Schatten ihrer selbst, ihren letzten Atemzug, tief betrauert von Fidelitas und ihren Mitschwestern, deutlich tiefer jedenfalls als die Hagenbachin, die Agatha nur um dreizehn Monate überlebte.

Und nun war seit wenigen Monaten die dritte Katharina am Ruder, eine Freifrau von Bettendorf und die Schwester des Bischofs Dietrich von Worms. Sie war erst ein knappes Jahr vor dem Ableben ihrer Vorgängerin nach Frauenalb gekommen – eine energische Frau, hochgewachsen und so schmal wie eine Schwertklinge, mit harten Gesichtszügen, hinter denen sich eine unvermutete Güte verbarg, gepaart mit großer Klugheit. Fidelitas hatte sich auf Anhieb gut mit ihr verstanden, und als Katharina das Amt der Äbtissin übernahm, atmete sie ebenso erleichtert auf wie die anderen Nonnen. Dies war eine Ehrwürdige Mutter, die ebenso gut führen konnte wie ihre geliebte Mentorin Scholastika und die dabei das Wohl ihrer Töchter und das des Klosters gleichermaßen fest im Auge behielt.

Fidelitas senkte den Kopf und sprach das Gebet, das sie jedes Mal wiederholte, wenn sie hierherkam: Requiem aeternam dona ei, Domine: et lux perpetua luceat ei. Sie beugte sich vor und legte das mitgebrachte Kräutersträußchen aus Bärlauch, Huflattich und Schlüsselblumen vor Agathas Grabstein ab. Ich vermisse dich, dachte sie. Möge Gott dir die ewige Ruhe schenken und das ewige Licht über dir leuchten lassen. Und mögen wir uns im Kräutergarten der Mutter Gottes wiedersehen.

»Schwester …? Schwester Fidelitas?«

Fidelitas wandte den Kopf und sah Margaretha auf sich zukommen, das Habit gerafft, um auf dem unebenen Friedhofspfad nicht über den Saum zu stolpern. Margaretha stolperte ständig – über Betschemel, Gartenharken, Türabsätze und alles andere, das ihr unglückseligerweise in den Weg geriet. Sie befand sich im dritten Jahr ihres Noviziats und würde vermutlich auch über den Wortlaut der ewigen Gelübde stolpern … aber ablegen würde sie sie trotzdem, denn bei allem Ungeschick konnte es an ihrem hingebungsvollen Glauben nicht den Hauch eines Zweifels geben.

Es spielte keine Rolle, dass sie im Dienst bei der Schwester Mesnerin einen ganzen Kessel Bienenwachs verschüttet und sich dabei gefährlich verbrannt hatte. Es war auch gleichgültig, dass Schwester Saporosa, die seit dreißig Jahren in der Klosterküche für das leibliche Wohl der Nonnen sorgte, sich standhaft weigerte, Margaretha irgendetwas in die Hand zu geben, das schärfer war als ein Holzlöffel. Die neunzehnjährige Novizin war freundlich, mitfühlend und humorvoll und unter den Schwestern trotz ihrer Tollpatschigkeit ausgesprochen beliebt. Ihr sonniges Gemüt hatte ihr geholfen, die Tatsache zu verkraften, dass ihr Vater – ein kleiner Landjunker mit chronisch leerem Säckel – sie kurzerhand wie ein lästiges Möbelstück ins Kloster abgeschoben hatte, das eher bereit war als jeder adelige Bräutigam, die junge Frau ohne nennenswerte Mitgift zu akzeptieren. Auch ihre ständigen Unfälle ertrug sie mit philosophischer Gelassenheit.

Fidelitas runzelte die Stirn, als Margaretha atemlos vor ihr zum Stehen kam. »Langsam, Kind! Was ist denn los?« Ein alarmierender Gedanke schoss ihr durch den Kopf, und ihre Augen wurden schmal. »Der Hustensirup ist doch hoffentlich nicht angebrannt?«

Die Vermutung lag immerhin nahe, denn im letzten Herbst hatte Fidelitas Margaretha auf Anweisung der neuen Äbtissin unter ihre Fittiche genommen. Sie achtete sorgsam darauf, dass ihre Gehilfin mit den gefährlicheren Heilmitteln so wenig wie möglich in Berührung kam, leitete sie aber geduldig in der Gartenarbeit und Pflanzenlehre an, ließ sie unter Aufsicht Kräuter hacken, fertige Tränke abfüllen und in ihren Kesseln rühren. Und in den Kessel, den Margaretha augenblicklich zu überwachen hatte, waren Fidelitas' letzte Vorräte von getrocknetem Spitzwegerich gewandert, gemeinsam mit einem Krug Branntwein und einem ganzen Pfund kostbarem Tannenhonig.

»Nein, nein!« Margaretha wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Der ist fertig, Schwester … genau so dick und süß, wie Ihr ihn haben wolltet. Ich hab ihn zum Abkühlen beiseitegestellt und das Feuer gelöscht.«

Fidelitas gab einen lautlosen Seufzer der Erleichterung von sich. »Sehr schön, Kind. Aber was ist denn dann der Anlass für diese Aufregung?«

»Die Ehrwürdige Mutter möchte Euch sehen«, erklärte Margaretha. »Sie bittet darum, Euch zu beeilen, da sie noch vor der Terz das Kloster für den Rest des Tages verlassen muss.«

Die Terz war das Stundengebet, das täglich um neun Uhr morgens stattfand. Fidelitas warf einen Seitenblick auf den Horizont, der inzwischen ganz hell geworden war; die frühe Sonne ließ die regennassen Rasenflächen zwischen den Grabsteinen blassgolden aufglitzern.

»Dann«, meinte sie, »sollte ich mich wohl besser beeilen.« Sie schenkte Margaretha ein rasches Lächeln. »Und du lässt bis zur Terz den Kessel nicht aus den Augen und rührst ihn regelmäßig durch, damit der Sirup keine Kristalle bildet.«

»Selbstverständlich, Schwester.«

Fidelitas eilte an der jungen Novizin vorbei. Das Quartier der Äbtissin befand sich in einem seitlich versetzten Nebengebäude, in bequemer Nähe zur Kirche. Sie öffnete die kleine Seitenpforte, die hineinführte; bei den letzten paar Schritten durch den Flur umrundete sie den Eimer einer jungen Magd, die mit einer Bürste den Steinboden scheuerte. Zwar wurden die Nonnen in Frauenalb strikt dazu angehalten, die Regeln des Heiligen Benedikts zu befolgen und nicht nur zu beten, sondern durchaus auch zu arbeiten, aber für die wirklich groben Dienste gab es Gesinde.

Sie grüßte das Mädchen freundlich und bekam einen scheuen Gruß zurück, und dann klopfte sie an die vertraute, mit Schnitzereien geschmückte Tür.

»Ehrwürdige Mutter? Ich bin es – Fidelitas.«

»Komm herein.«

Die Äbtissin saß hinter ihrem Schreibtisch direkt neben einem großen Ostfenster. Helles Sonnenlicht fiel auf die viereckig zugeschnittenen Pergamentbögen, die vor ihr gestapelt lagen; in einem Tintenfass steckte eine Schwanenfeder.

»Guten Morgen, meine Tochter«, sagte sie ruhig. »Steht bei deinen Kesseln und Phiolen alles zum Besten?«

Fidelitas lächelte. »Wegen Margaretha, meint Ihr? Keine Sorge – sie macht sich sehr gut. Außerdem ist sie die geborene Gärtnerin. Was sie sät oder pflanzt, das gedeiht, und sie hegt jeden Setzling so liebevoll wie eine Mutter ihr Neugeborenes.«

»Dann hat sie endlich ihren Platz in unserer Gemeinschaft gefunden?« Die Äbtissin betrachtete sie aufmerksam. »Ich muss sagen, das erleichtert mich. Mir ist schon aufgefallen, dass wir in den letzten Monaten weniger zerbrochenes Essgeschirr und weniger haarsträubende Missgeschicke zu beklagen hatten. Das tut dem lieben Kind sicher so gut wie uns allen. – Aber deswegen habe ich dich nicht hergerufen.«

Sie faltete die Hände auf dem Tisch vor sich.

»Wie würdest du das Befinden von Herrn Stöcklin einschätzen? Ist er gesund genug, um nach Hause zurückzukehren? Er hat mich gestern aufgesucht, und mir scheint, er ist ein wenig ungeduldig.«

»Das kann ich mir vorstellen.« Fidelitas nickte. »So lange von daheim entfernt und von seinen Lieben getrennt zu sein, das muss ihm schwerfallen.«

»Richtig. Obendrein macht er sich Sorgen um seine Geschäfte. Er hat mir gegenüber erwähnt, dass sein Tuchhandel in Freiburg im Moment von seiner Mutter geführt wird, und er brennt darauf, ihr die … äh … Zügel wieder aus der Hand zu nehmen. So schnell wie möglich.«

In den Augen der Äbtissin funkelte ein kleines, ironisches Licht, und plötzlich hatte Fidelitas eine ziemlich genaue Ahnung davon, wie sie sich die Mutter des Kaufmannes vorstellen musste. Vermutlich kam der Gevatterin Stöcklin die lange Abwesenheit ihres Sohnes durchaus gelegen … und der fürchtete nun, dass sie die Herrschaft ganz an sich riss.

»Das Bein ist gut verheilt«, erklärte sie. »Ein wenig empfindlich vielleicht, und er sollte es besser noch nicht allzu lange belasten, aber er ist gewiss reisefähig.«

»Schön.« Die Äbtissin wirkte zufrieden. »Dann können wir ihn wohl ziehen lassen.«

Fidelitas neigte den Kopf. »War das alles, Ehrwürdige Mutter?«

»Nicht ganz.« Die Äbtissin lehnte sich zurück und musterte sie scharf. »Er hat mich um einen Gefallen gebeten. Offenbar hast du mit deinen Kenntnissen und deiner Pflege großen Eindruck auf ihn gemacht. Und jetzt wünscht er sich, dass du ihn nach Freiburg begleitest.«

Fidelitas fuhr zusammen.

»Ich? Aber was soll ich denn in Freiburg?«

»Herr Stöcklin hat eine kranke Frau«, meinte Katharina von Bettendorf gelassen. »Sie ist seit Jahren schwächlich, und kein Medikus konnte bislang dauerhaft eine Besserung ihres Zustandes herbeiführen. Er hofft, dass du dank deiner Erfahrung die rechten Kräuter und Heilmittel findest, um ihr zu helfen.«

Fidelitas spürte, wie sich ihr Rückgrat versteifte. Die bloße Vorstellung, das Kloster zu verlassen, bereitete ihr fast körperliche Schmerzen. Aber dann erinnerte sie sich an die rheumatischen Beschwerden, unter denen die Äbtissin regelmäßig litt, und griff danach wie nach einem rettenden Strohhalm.

»Wenn Eure Hand- und Kniegelenke sich wieder fiebrig entzünden«, gab sie zu bedenken, »wer sorgt dann für Euch?«

Katharina von Bettendorf lächelte leicht ironisch; Fidelitas begriff, dass ihre Finte durchschaut worden war.

»Deine Lager sind gut gefüllt und deine Aufzeichnungen leicht verständlich. Unsere Infirmarin Schwester Maria Curatia kennt sich außerdem genügend mit der Kräuterkunde aus, um dich zu vertreten. Sollten meine unerfreulichen Gelenkschmerzen zurückkommen, weiß sie, wo sie deinen Weidenrindenextrakt findet.«

»Herr Stöcklin könnte mir die Anzeichen der Krankheit beschreiben, und ich könnte ihm eine passende Kräutermischung mitgeben.« Es war der letzte Versuch, dem Unvermeidlichen zu entgehen.

Die Äbtissin legte die Fingerspitzen aneinander und musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Ohne seine Frau je untersucht zu haben?«, fragte sie milde. »Ohne genau zu wissen, was ihr fehlt? Das wäre doch sicher ein wenig fahrlässig, meinst du nicht?«

Fidelitas biss sich auf die Lippen. »Natürlich, Ehrwürdige Mutter.«

»Überdies hat Herr Stöcklin dem Kloster eine stattliche Summe angeboten, wenn wir bereit sind, für – sagen wir – fünf oder sechs Wochen auf dich zu verzichten. Das sollte dir genügend Zeit geben, um die Natur ihrer Krankheit gründlich genug zu studieren und mit Gottes Hilfe das rechte Mittel zu finden, das sie wieder gesund macht. Immer gesetzt den Fall, ein solches Mittel gibt es.«

»Was ich nicht versprechen kann.« Fidelitas seufzte. Sie erkannte den in beharrliche Freundlichkeit gekleideten Befehl mehr als deutlich. »Es ist Euer Wunsch, dass ich nach Freiburg gehe.«

»Ganz recht. Herr Stöcklin wird übermorgen abreisen; wir stellen ihm einen Wagen zur Verfügung und werden ihm ein paar kräftige Knechte zur Begleitung mitgeben, damit er heil in Freiburg ankommt. Und du ebenfalls.«

Der Blick der Äbtissin wurde sanft.

»Keine Sorge – Maria Curatia wird sich auch um Schwester Margaretha kümmern.« Ihre Lippen kräuselten sich humorvoll. »Aber selbst wenn es uns gelingt, deine Abwesenheit ohne nennenswerte Zwischenfälle zu überstehen, werden wir uns sehr freuen, dich nach erfüllter Aufgabe daheim willkommen zu heißen.«

»Genauso wie ich, Ehrwürdige Mutter.« Fidelitas verneigte sich und ging hinaus, den Kopf gesenkt.

Bis zur Terz war es noch eine knappe halbe Stunde. Sie stellte fest, dass es sie nicht in die Kirche zog, um für eine sichere Reise zu beten. Stattdessen verließ sie das Hauptgebäude, eilte durch den Kreuzgang und am Friedhof vorbei und hatte endlich ihren geliebten Kräutergarten erreicht.

Margaretha war nirgendwo zu sehen, und in diesem Moment empfand Fidelitas große Dankbarkeit dafür. Sie wollte keinerlei Fragen beantworten oder gar die junge Novizin beruhigen müssen – denn die würde bei der Aussicht, wochenlang ohne ihre Lehrmeisterin auskommen zu müssen, vermutlich in Panik geraten. Und sie war selbst schon panisch genug.

Erinnerungen an ihren letzten »Ausflug« in die Welt stürmten auf sie ein. Auch damals hatte sie ihrer Äbtissin gehorcht und war fortgegangen, um eine Kranke zu pflegen und ihr Leiden zu lindern – und dadurch war sie in ein schreckenerregendes Chaos aus Verschwörungen, Mord und Totschlag geraten, das sie sich zuvor niemals hätte träumen lassen.

Sie hatte die Leiche eines vergifteten jungen Mannes entdeckt und ausgerechnet gemeinsam mit einem protestantischen Professor aus Tübingen versucht, das gefährliche Netz aus Lügen und Intrigen zu entwirren, das rings um sie her gewoben worden war. Sie war sogar niedergeschlagen, betäubt und verschleppt worden. Und noch heute dankte sie ihrem Schöpfer bei jedem Gebet, dass sie trotz allem lebend und mehr oder weniger unversehrt in die Sicherheit des Klosters und zu ihren Schwestern hatte heimkehren dürfen.

Sie hob die Augen zum Himmel. Nachdem die Wolken über die bewaldeten Hügel davongezogen waren, war er jetzt von durchsichtiger Klarheit, und die Kräuter in den Beeten noch nass von Regen und Tau. Der Duft nach frühem Thymian, Frauenmantel, Rosmarin, Beinwell und Salbei stieg rings um sie her auf wie eine balsamische Wolke und besänftigte ihre innere Unruhe.

Fidelitas atmete tief durch und schloss die Augen.

Adiuva me, Domine, dachte sie. Geh den Weg nach Freiburg an meiner Seite. Und bring mich danach schnell wieder zurück nach Hause.

(14. Mai A. D. 1555)

Es scheint, als hätte ich mich zu früh gefreut.

Zwar ist mir der Überfall auf den dummen, vertrauensseligen Stöcklin wie ein unverhofftes Geschenk des Schicksals in den Schoß gefallen, aber genutzt hat er mir nichts. Die Räuber haben ihm zwar seine Waren abgenommen, doch bedauerlicherweise haben sie versäumt, ihn umzubringen, und er ist geflüchtet wie der Hase vor dem Fuchs. Dabei hat er sich ein Bein gebrochen, aber anstatt zu sterben, ist er ausgerechnet in einem Kloster gelandet, wo die frommen Frauen ihn wieder gesund gepflegt haben.

Und jetzt kommt er nach Hause zurück – noch dazu in Begleitung einer Nonne. Damit ist der Schatz, den ich schon im Sack zu haben geglaubt hatte, wieder in weite Ferne gerückt. Denn um ihn mir widerstandslos auszuliefern, ist Vinzenz Stöcklin bei all seiner erbärmlichen Schwäche wahrscheinlich nicht skrupellos genug. Anders als seine Mutter, die vermutlich nicht zögern würde, für eine Handvoll Goldmünzen ihr Seelenheil zu verkaufen.

Also werde ich mich in Geduld üben müssen.

Erst einmal jedenfalls.

II

Das Haus mit den Rosenfenstern

Die Reise von Frauenalb dauerte mehr als vier Tage, da der Wagen samt Zugpferd und Wachmännern nur sehr langsam vorankam. Vinzenz Stöcklin hatte zuerst um ein zusätzliches Pferd gebeten, um reiten zu können (und es auch erhalten), aber nach einem Tag im Sattel schmerzte das noch nicht vollständig verheilte Bein so heftig, dass er es vorzog, sich zu Fidelitas unter das Stoffdach zu setzen und dort auch für den Rest der Fahrt sitzen zu bleiben.

Am Morgen des fünften Tages erwachten sie in der Rheinebene; sie hatten Offenburg schon hinter sich gelassen und am Vorabend im Marktflecken Emmendingen frisches Brot und Obst gekauft.

»Wir sollten gut frühstücken, Schwester«, meinte einer der Knechte, die die Äbtissin zum Schutz mitgeschickt hatte. »Bis zur Stadt sind es vielleicht noch zwei Stunden, aber wenn wir am Tor aufgehalten werden, wartet sich's besser mit vollem Magen.«

»Als ob wir dort warten müssten!«, mischte Vinzenz Stöcklin sich ein, dem die Ungeduld deutlich anzusehen war. »Ich bin Bürger von Freiburg und sämtlichen Wachen an den Toren wohlbekannt.«

»Trotzdem kann es nicht schaden, wenn Ihr euch jetzt ein wenig die Beine vertretet«, gab Fidelitas sanft zu bedenken. »Dass Ihr nicht geritten seid, war hilfreich, aber das Gerüttel hat dem Knochen bestimmt nicht gerade gutgetan. Lasst uns ein paar Schritte machen, einen Becher Wasser trinken und eine Kleinigkeit essen. Keine Sorge – Ihr seid bald daheim.« Sie lächelte ihn an. »Und wenn Ihr Euch ein wenig warmgelaufen habt, müsst Ihr nachher nicht mühsam über die Schwelle Eures Hauses humpeln.«

Vinzenz Stöcklin zögerte, dann nickte er langsam. »Wie Ihr meint, Schwester.«

Zwei Knechte halfen ihm vom Wagen herunter, und er ging, auf Fidelitas' Arm gestützt, langsam die grasbewachsene Böschung seitlich der Straße entlang, darauf bedacht, das verletzte Bein nicht zu sehr zu belasten. Sie konnte sehen, dass ihn etwas beschäftigte.

»Vergebt mir meine Ungeduld«, sagte er endlich nach einer ganzen Weile des Schweigens. »Aber ich muss unbedingt wissen, wie die Dinge in Freiburg stehen. Vor einer Woche hat mich ein Brief meiner Mutter erreicht, und der hat nicht gerade dazu beigetragen, mir das Herz zu erleichtern.«

Fidelitas hielt es für reichlich rücksichtslos, einen Kranken, der sich erst auf dem Weg der Besserung befand, in Sorge zu versetzen, beschloss aber, ihre Ansicht für sich zu behalten.

»Hat der Überfall Euch viel Geld gekostet?«, fragte sie stattdessen. »Ist der Verlust so hoch, dass er Euren Geschäften dauerhaft schaden könnte?«

Vinzenz Stöcklin zog eine Grimasse.

»Wenn ich behaupten würde, dass es mir um die geraubten Stoffe und das Geld in meiner Kassette nicht leidtut, müsste ich lügen«, gab er zu. »Meine Mittel sind allerdings groß genug, dass ich die Sache immerhin verschmerzen kann. Meine Mutter sieht das anders. Was begreiflich ist, wenn man bedenkt, dass mein Vater als kleiner Händler angefangen und sein Lebtag hart gearbeitet hat, um meiner Familie einen respektablen Platz unter den Kaufleuten von Freiburg zu verschaffen. Jetzt, da Krankheit und Alter ihn bewogen haben, mir die Geschäfte zu überlassen, beschäftigt er sich lieber mit der Stadtgeschichte.« Er warf Fidelitas einen halb ironischen Blick zu. »Was immer Ihr über mein schönes Freiburg erfahren wollt – fragt ihn, und ich garantiere Euch, er wird es wissen.«

Fidelitas nickte, antwortete aber nicht, um seinen Gedankengang nicht zu unterbrechen. Sie wartete geduldig darauf, dass er fortfuhr.

»Mutter hat immer Angst, wir könnten eines Tages in Not geraten«, sagte er endlich. Er sprach leise, als verriete er ihr ein gut gehütetes Geheimnis. »Niemand führt unsere Bücher so gründlich wie sie, niemand prüft jede einzelne Lieferung so streng, und niemand feilscht so grimmig um jede Münze, die wir bezahlen müssen. Unsere Zulieferer fürchten sie wie den Leibhaftigen.«

Er räusperte sich ein wenig schuldbewusst.

»Wer hart für seinen Reichtum gearbeitet hat, hat sicherlich Angst, ihn eines Tages zu verlieren«, sagte Fidelitas langsam. »Das kann ich verstehen.«

»Tatsächlich?« Ein weiterer ironischer Blick. »Und das von einer Nonne, die lebenslange Armut gelobt hat? Ich muss sagen, Ihr erstaunt mich.«

»Der Orden sorgt für mein Wohl«, erwiderte Fidelitas ernsthaft, »und mein Kloster gibt mir ein Zuhause. Ich habe keinen Grund, mich vor Hunger und Besitzlosigkeit zu fürchten. Aber in der Welt ist das Leben ganz anders. Nicht wahr?«

»Richtig.« Vinzenz Stöcklin schnaubte leise. »In ihrem Brief hat Mutter mir vorgeworfen, ich hätte den Männern, die mich und meinen Wagen beschützen sollten, viel zu viel Geld gegeben. Schließlich hätten sie mich in der Stunde der Gefahr im Stich gelassen und wären schmählich geflohen.«

»Die beiden, die bei der Verteidigung Eures Besitzes ihr Leben verloren haben, hatten keine Gelegenheit mehr zur Flucht.« Fidelitas sah ihn an. »Die anderen beiden haben immerhin unsere Knechte zu Euch geführt. Und Euch damit das Leben gerettet.«

»Das weiß ich.« Vinzenz Stöcklin verzog den Mund. »Ich bezweifle bloß, dass meine Mutter das begreift.«

Fidelitas drückte tröstend seinen Arm. »Sie war in großer Sorge um Euch, als sie diesen Brief geschrieben hat«, sagte sie. »Und wer sich sorgt, der denkt nicht immer sehr vernünftig. – Wir sollten zurückgehen und essen, meint Ihr nicht?«

Sie tranken Wasser, das die Knechte aus dem letzten Bach im Wald geschöpft hatten; dazu gab es das Brot aus Emmendingen, ein paar Scheiben geräucherten Schinken, die von den Vorräten des Klosters noch übrig waren, ein paar frische Äpfel und Birnen. Danach halfen die Männer erst Fidelitas und dann Stöcklin wieder auf den Wagen, und der letzte Abschnitt der Reise begann.

Keine Wolke stand am Himmel, und während der Vormittag verstrich, wurde es frühsommerlich warm. Fidelitas legte ihren Reiseumhang ab und spähte an dem Knecht auf dem Kutschbock des Wagens vorbei; am Horizont tauchten verschwommen dunkle Umrisse auf: eine Stadtmauer, dahinter die Silhouetten von Häusern und ein hoher, schlanker Kirchturm. Je näher sie der Stadt kamen, desto deutlicher war er zu erkennen. Fidelitas musterte ihn staunend: Er wirkte so zart und elegant, als bestünde er nicht aus Stein, sondern aus feiner Spitze.

»Welche Kirche ist das?«, fragte sie.

Die Augen von Vinzenz Stöcklin leuchteten vor Stolz.

»Unser Münster«, sagte er. »Das müsst Ihr Euch unbedingt genauer ansehen, solange Ihr in Freiburg seid. Unsere Stadt ist reich und schön – aber das Münster ist ein Stein gewordenes Wunder.«

Fidelitas stellte fest, dass sie sich wirklich darauf freute, in diesem Münster zu beten. Ob sie sich auf die Familie von Vinzenz Stöcklin freuen sollte, wusste sie hingegen nicht so genau. Was der Kaufmann ihr mit solch erstaunlicher Offenheit über seine Mutter verraten hatte, sorgte für ein flaues Gefühl in ihrer Magengrube.

Sie konnte nur das Beste hoffen.

In der darauffolgenden Woche kam Fidelitas nicht dazu, das berühmte Münster zu besuchen; sie war viel zu beschäftigt damit, Stöcklins Familie kennenzulernen und sich um seine Frau zu kümmern.

Das Haus der Stöcklins lag einen kurzen Fußweg vom Münsterplatz entfernt, fast in Sichtweite des Martinstores und gerade weit genug weg vom Gerberviertel, dass man auch bei ungünstigem Wind die üblen Dünste nicht roch. Außer Vinzenz und seiner Mutter Gundis lebten dort noch Vinzenz' Frau Regula, sein Vater Heinrich und seine Tochter Veronika. Mit dem Hausgesinde waren es insgesamt neun Menschen, mit Fidelitas zehn.

Fidelitas bekam schnell heraus, dass Gundis Stöcklin in dem verwinkelten Fachwerkbau, den ihr Mann vor etwas mehr als vierzig Jahren gekauft hatte, herrschte wie eine Königin. Allerdings war ihr Regiment alles andere als milde. Die Dienerschaft hatte Angst vor ihr, und binnen kürzester Zeit hatte Fidelitas den starken Eindruck, dass es ihrer Familie keinen Deut besser ging.

Am ersten Tag hatte der Kaufmann sie freundlich gebeten, an den gemeinsamen Mahlzeiten im Speisezimmer teilzunehmen. Das war der größte Raum im ersten Stock, mit einer Kassettendecke aus dunkler Eiche, einem langen, glänzend polierten Tisch und Fenstern aus kostbarem Buntglas mit Rosen und Blätterranken. Gundis ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass sie die Aussicht, mit der Pflegerin ihrer Schwiegertochter an einem Tisch zu essen, höchst unpassend fand.

»Ich bin sicher, die Schwester fühlt sich auch in der Küche wohl«, sagte sie, als Vinzenz ihr Fidelitas vorstellte und sie im selben Atemzug zum Mittagessen mit den Seinen einlud. Der Kaufmann öffnete protestierend den Mund – und schloss ihn wieder, als wäre ihm bereits klar, dass es keinen Zweck hatte, seiner Mutter zu widersprechen. Fidelitas hielt es für unklug, gleich am ersten Tag Anlass für einen Familienzwist zu sein; sie war auf das Wohlwollen von Gundis Stöcklin angewiesen, um den Dienst, für den sie gekommen war, möglichst ungestört und ohne Anfeindungen verrichten zu können. Also nickte sie und verneigte sich mit einem höflichen Lächeln.

»Selbstverständlich, Frau Stöcklin.«

Gundis saß in einem Lehnsessel in ihrem Zimmer, in einem Kleid aus fein gesponnener dunkelblauer Wolle, ein goldenes Kruzifix an einer Kette aus geschliffenen Rosenquarzperlen auf der Brust. Ihr faltiges Gesicht mit dem schmal zusammengepressten Mund und den scharfen, dunklen Augen wurde von einer reich gefältelten weißen Haube eingerahmt, am Ringfinger ihrer Rechten, die auf der Armlehne ruhte, steckte ein auffälliger Goldring mit einem weiteren Rosenquarz. Ihre ganze Körperhaltung war darauf angelegt, einschüchternd zu wirken.

»Du kannst sie jetzt durch das Haus führen, Vinzenz«, sagte sie zu ihrem Sohn. »Und zu deiner Frau – schließlich ist sie ja hier, damit sie sich um Regula kümmert, oder nicht?«

Ein abschätziger Blick, ein leicht verächtliches Gekräusel der Mundwinkel.

»Wobei es mir ein Rätsel ist, wieso du dafür unbedingt eine Nonne hast herschleppen müssen – ich bin sicher, wir würden schon bald einen neuen Medikus finden, der vielleicht endlich herausbekommt, warum die Gute es seit Jahren nicht fertigbringt, sich zu irgendeinem nützlichen Beitrag in diesem Haushalt aufzuraffen.«

Vinzenz wurde bleich. In seinen Augen blitzte es wütend, aber erneut wagte er keinen Widerspruch. Fidelitas hielt es für angebracht, ihm beizustehen.

»Wer lange leidet, verliert irgendwann alle Kraft«, sagte sie sanft. »Das wird bei Frau Regula nicht anders sein. Aber ich versichere Euch, Frau Stöcklin – ich bin im Umgang mit Kräutern und Arzneien sehr erfahren und will mich bemühen, ihr zu helfen, so gut ich irgend kann.«

»Wir werden sehen.«

Gundis Stöcklin musterte sie von Kopf bis Fuß, als hoffte sie, irgendeinen Fehler oder eine Schwäche zu finden. Fidelitas erwiderte ihren Blick ruhig, und ohne mit der Wimper zu zucken. Dann verneigte sie sich zum zweiten Mal, drehte sich um und folgte Vinzenz Stöcklin zur Tür hinaus.

Erst, als er sich sicher war, dass seine Mutter ihn nicht mehr hören konnte, blieb der Kaufmann stehen und räusperte sich verlegen.

»Ihr müsst ihr vergeben«, sagte er. »Sie ist Fremden gegenüber misstrauisch, und leider macht dieser Argwohn auch nicht halt vor Eurem Habit.«

»Ich bin auf Euren Wunsch hier«, erinnerte ihn Fidelitas. »Aber ich habe nicht die Absicht, Streit in Euer Heim zu tragen, und ich brauche weder ein feines Quartier noch irgendeine andere Vorzugsbehandlung.« Sie lächelte ihn an. »Das wäre bestimmt auch nicht im Sinne der Ehrwürdigen Mutter.«

»Ihr meint, Ihr sollt die Tugend der Demut nicht nur zu Hause in Eurem Kloster üben, sondern auch hier?« Die Lippen des Kaufmanns zuckten. »Nun – ich fürchte, dazu werdet Ihr noch reichlich Gelegenheit haben!«

Er geleitete sie über eine schmale Stiege hinauf unter das Dach, wo eine überraschend geräumige Kammer auf sie wartete – mit einem Bett, das deutlich breiter war als das Nachtlager in ihrer Klosterzelle, mit einem Tisch samt Stuhl, Pergament und Schreibfeder und einer kleinen Truhe für ihre überschaubaren Habseligkeiten. Fidelitas' Bündel, ihre Kräuterkiste und das kleine Kruzifix, das sie begleitete, wo immer sie auch hinging, waren bereits heraufgebracht worden. Fidelitas gefiel dieses Quartier, und sie bedankte sich mit ehrlicher Freude.

Der Rest des Hauses zeugte – wenn man vom Speisesaal absah – zwar von einem soliden Vermögen, nicht aber von protzigem Reichtum. Vinzenz' Vater residierte in einem Zimmer zwei Türen weiter; jeder Zoll der Wände war mit Bücherregalen bedeckt, und es roch anheimelnd nach Leder und Pergament. Fidelitas vermutete, dass der alte Herr – der auf sie so sanftmütig wirkte wie seine Frau herrisch – sich hier ein Refugium geschaffen hatte, in dem er von Gundis nicht gestört wurde. Und Gundis ihrerseits war es vermutlich ganz recht, dass er sich schon lange nicht mehr in die Geschäfte von Frau und Sohn einmischte.

Vinzenz' Tochter Veronika lernte Fidelitas erst am späten Nachmittag ihrer Ankunft kennen, als das junge Mädchen von der Schneiderin zurückkam. Ihre Großmutter hatte für sie ein neues Kleid bestellt, vermutlich, um sie für Bewerber um ihre Hand noch anziehender zu machen. Dabei war sie auch ohne Samt, Spitze und Stickerei anziehend genug.

Ihre leuchtend blauen Augen wurden von langen Wimpern umkränzt, so dunkel wie ihre dichten, glänzenden Locken, die ihr offen vermutlich bis fast zur Hüfte reichten. Ihr Gesicht war ein sanftes, rosiges Oval, ihr Mund so zart wie eine Rosenknospe kurz vor dem Aufblühen. Ihr Vater betrachtete sie mit liebevollem Stolz, und als sie Fidelitas begrüßte, war ihre Stimme hell, leise und freundlich. Fidelitas ertappte sich bei dem inständigen Wunsch, dass diese überaus begehrenswerte Jungfer mehr Substanz besäße, als die glatte Fassade vermuten ließ. Denn sonst würde ihre Großmutter sie mit Sicherheit an den Höchstbietenden verschachern wie ein Stück Mastvieh auf dem Markt.

Vinzenz' Frau war Fidelitas bis dahin noch nicht begegnet; bei ihrer Ankunft hatte sie noch geschlafen. Als es gegen Abend endlich zu einem ersten Treffen kam, fühlte es sich an wie der Besuch in einer anderen, hermetisch abgeschlossenen Welt. Die kleinen Butzenfenster des Zimmers, in dem Fidelitas' neue Patientin sich hauptsächlich aufhielt, waren mit dicken Vorhängen abgedunkelt, die Luft warm und stickig. Die Uhr des Münsters hatte gerade erst fünf geschlagen, aber auf dem Tisch und dem Nachtkasten neben dem Bett brannten bereits ein Dutzend Kerzen in Silberleuchtern, als könnte die Kranke das Licht der Sonne nicht ertragen.

Regula Stöcklin erwies sich als bleicher Schatten ihrer schönen Tochter. Das dunkle Haar war grau gesträhnt, das Gesicht seltsam leblos und hohlwangig. Als sie Fidelitas die Hand entgegenstreckte, spürte die jeden einzelnen Knochen der dünnen Finger in ihrem Griff.

»Mein Mann hat mir geschrieben, Ihr könntet mich heilen«, sagte sie, ihre Stimme heiser und so atemlos, als bereite jedes Wort ihr Mühe. »Jedenfalls glaubt er das.«

»Ich werde versuchen, Euch zu helfen«, erwiderte Fidelitas freundlich, »und wenigstens dafür zu sorgen, dass Euer Zustand sich bessert. Wunder kann ich keine wirken – die liegen einzig und allein in Gottes Hand.«

Regula nickte. Sie sah aus, als würde sie sich wenig Hoffnung auf Heilung oder wenigstens auf eine Besserung ihres Zustandes machen. Fidelitas kam es so vor, als hätte ihr gebrechliches Gegenüber sich schon viel zu lange in der eigenen Schwäche eingerichtet; sie erschrak über diesen Gedanken und rief sich selbst streng zur Ordnung. Frau Regula war nicht die erste Kranke, der ihre Hinfälligkeit auch noch die letzte Zuversicht raubte. Viele ihrer Mitschwestern im Kloster, die im Alter von immer mehr Leiden geplagt wurden, hatten mit wachsenden Glaubenszweifeln und Ängsten zu kämpfen und mussten nicht nur behandelt, sondern auch ermutigt und getröstet werden. Sie würde in den nächsten Wochen versuchen müssen, beides zu tun.

Zuletzt wurde sie in die Gesindeküche geführt, wo Vinzenz Stöcklin sich von ihr verabschiedete. Dort lernte sie die Köchin kennen, die Spülmagd Gretel, die auch das Haus sauber hielt und bei der Zubereitung der Speisen half, den Kutscher Wulf und eine blutjunge Zofe namens Birgitta, deren einzige Aufgabe es war, Veronika zu bedienen, anzukleiden und zu frisieren. Sie sah in ihrem schlichten, braunen Gewand so schlank und geschmeidig aus wie ein junger Weidenzweig. Ihre straff gebundene Haube aus ungebleichtem Leinen konnte ihr Haar nicht vollständig bändigen; weiche, blonde Strähnen stahlen sich an den Schläfen hervor, und ihr Gesicht war frisch, wach und selbstbewusst.

Fidelitas vermutete, dass Gundis sie eingestellt hatte – weil sie, was die Zukunft ihre Enkelin anging, nicht bereit war, auch nur die kleinste Einzelheit dem Zufall zu überlassen. Ansonsten war sie sehr eindeutig nicht gewillt, mehr als absolut notwendig für den Lohn der Dienerschaft auszugeben. Sie selbst hatte genauso wenig eine Zofe wie ihre Schwiegertochter Regula, und dass die Spülmagd nicht nur dafür zuständig war, die groben Arbeiten in der Küche zu erledigen, sondern obendrein das ganze Haus sauber halten musste, ließ ebenfalls tief blicken.

Laudes