Jack Herer Die Wiederentdeckung

der Nutzpflanze HANF Cannabis Marihuana

1. Auflage, September 1993 / 2. Auflage, September 1993

3. Auflage, Oktober 1993 / 4. Auflage, Oktober 1993

5. Auflage, Oktober 1993 / 6. korrigierte Auflage, Oktober 1993

7. Auflage, November 1993 / 8. Auflage, Dezember 1993

9. Auflage, Dezember 1993 / 10. Auflage, Dezember 1993

11. Auflage. Dezember 1993 / 12. Auflage, Dezember 1993

13. Auflage, Februar 1994 / 14. Auflage, Februar 1994

15. Auflage, Februar 1994 / 16. Auflage, Februar 1994

17. Auflage, Februar 1994 / 18. Auflage, April 1994

19. Auflage, April 1994/20. Auflage, Mai 1994

21. durchgesehene, aktualisierte und ergänzte Auflage, Juni 1994

22. Auflage, Juni 1994/23. Auflage, Juli 1994

24. Auflage, Oktober 1994 / 25. Auflage, Oktober 1994

26. Auflage, November 1994 / 27. Auflage, Januar 1995

28. Auflage, Januar 1995 / 29. Auflage, März 1995

30. Auflage, März 1995 / 31. Auflage, April 1995

32. Auflage, April 1995 / 33. korrigierte Auflage, November 1995

34. Auflage, November 1995 / 35. Auflage, Mai 1996

36. Auflage, Mai 1996 / 37. erweiterte Auflage, Mai 1997

38. erweiterte Auflage, April 1998

39. Auflage, März 2001

40. Auflage, Juni 2004

41. Auflage, September 2008

Gesamtauflage über 120.000 Exemplare

Jack Herer

Die Wiederentdeckung
Der Nutzpflanze

Hanf

Cannabis Marihuana

Mit einer Kurzstudie von Katalyse-Institut
für angewandte Umweltforschung e.V.

Herausgegeben und mit einem
Nachwort zur Neuauflage 2008 versehen
von Mathias Bröckers

Deutsche Originalausgabe.

41. Auflage.

Teil I: erschienen unter dem Titel »Hemp & The Marijuana Conspiracy:

The Emperor Wears No Clothes«: Copyright © 1985, 1986, 1991, 1992 by Jack Herer.

Für die deutsche Übersetzung Copyright © 1993 bei Zweitausendeins, Postfach, D-60381 Frankfurt am Main.

Teile II-V: Copyright © 1993, 1997 bei Zweitausendeins.

Copyright © 2008 dieser Neuauflage bei Nachtschatten Verlag AG,

CH-4502 Solothurn.

Teil I haben Susanne Emig (Anhang), Frank Kuhnke (Kapitel 6-12),

Ursula Pesch-Itzstein (Kapitel 1-5) und Annemarie Telieps (Kapitel 13-16) aus dem Amerikanischen übersetzt.

Das Lektorat besorgte Martin Weinmann, Wiesbaden,

unter Mitarbeit von Waltraud Göttingen und Ekkehard Kunze.

Umschlagentwurf: Helene Fischer, Hamburg.

Herstellung: Eberhard Delius, Berlin.

Satz: Theuberger. Berlin.

Nachbearbeitung der Nachtschatten-Ausgabe: Johannes Paus, Wallerstein.

Druck und Einband: Grammlich GmbH, Pliezhausen.

Printed in Germany.

Gedruckt auf Fly. Design. Papier, spezialgeglättetes Naturpapier, 1, 2 Vol., cream, 80 g/m2. Zertifiziertes Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

Sorry, die grossen Papierhändler halten das ökologische Hanfpapier preislich unnatürlich hoch, so dass es sich Kleinverlage nicht leisten können – wir hätten gerne ...

Dieses Buch ist in gut sortierten Buchhandlungen erhältlich oder direkt über den Verlag:

Nachtschatten Verlag AG

Kronengasse 11

CH-4502 Solothurn

Tel: +41 32 621 89 49

Fax: +41 32 621 89 47

Email: info@nachtschatten.ch

www.nachtschatten.ch/www.nachtschattenverlag.ch

ISBN 978-3-03788-181-1

eISBN 978-3-03788-218-4

Inhalt Vorbemerkung zur 21. Auflage

Einleitung von Mathias Bröckers

Vorwort von Jack Herer

I Weshalb der Hanf verboten werden konnte: die Geschichte einer Verschwörung

Jack Herer

1.   Zur Geschichte des Hanfs

2.   Wozu Hanf alles nütze sein kann

3.   »Neue Milliarden-Dollar-Ernte«

4.   Das Ende des legalen Hanfanbaus

5.   Die Hanfprohibition

6.   Ein uraltes Heilmittel

7.   Was mit Cannabis alles zu kurieren ist

8.   Hanfsamen: ein Grundnahrungsmittel

9.   Ein Wirtschaftsfaktor mit Zukunft: Energie, Ökologie, Handel

10. Aus der Kulturgeschichte des Hanfs

11. Der britisch-amerikanische Krieg oder: als Napoleon in Rußland einfiel

12. Hanf trumpft auf: die USA im 19. Jahrhundert

13. Rassismus: Marihuana und die »Jim-Crow«-Gesetze

14. Ein halbes Jahrhundert Schikane und Verbot

15. Hinter den Kulissen der »Wissenschaft«

16. Des Kaisers neue Kleider

II Weshalb der Hanf vergessen werden konnte: ein Kapitel Industriegeschichte

Mathias Bröckers

1.   Von der »Milch der Götter« zum Paria der Nutzpflanzen

2.   Hanfpapier – die Hardware der Gutenberg-Revolution

3.   Die Konkurrenten: Baumwolle, Jute und Holz

4.   Erster Weltkrieg: Hanf statt Baumwolle

5.   Zweiter Weltkrieg: Hanf für den (End-)Sieg

6.   Hanfpropaganda: »Hemp for Victory!«, »Die lustige Hanffibel«

7.   Die neuen Konkurrenten aus der Chemie: Perlon, Nylon und Konsorten

8.   Konkurrenz für das Heilmittel: Aspirin und Heroin

9.   Vom Paria der Nutzpflanzen zum Schwarzmarktkönig des Drogenhandels

10. Der Rohstoff der Zukunft

11. Die Welt braucht Hanf

IIIWeshalb der Hanf wiederkehren wird: über die universelle Nutzpflanze Hanf Eine Studie von Katalyse-Institut für angewandte Umweltforschung, Köln,

durchgeführt von Michael Karus, Wolfgang Linden, Christian Murr und Frank Waskow (Juli 1993), überarbeitet und erweitert von Michael Karus (März 1994)

1.   Historische Bedeutung des Hanfs in Deutschland und Europa

a) Eine der ältesten Kulturpflanzen // b) Der Niedergang des Hanfanbaus (Der Fall Martin Butter) // c) Bei der Wiederentdeckung von Nutzpflanzen vergessen

2.   Allgemeine Pflanzendaten

a) Botanik // b) Landwirtschaft (Klima; Boden; Anbau; Pionierpflanze; Bodenverbesserer; Selbstverträglichkeit; Fruchtfolgeeigenschaften; Dünge- und Wasserbedarf; Schädlingsbefall; Erfahrungen des letzten deutschen Hanfbauers; Ernte; Erträge; sonstige Eigenschaften; Fazit)

3.   Nutzung

a) Fasernutzung (Fasergewinnung; Textilbereich; Papierherstellung; Geschichte des Papiers; Papier heute; Hanf, der zukünftige Papierrohstoff?; Technische Aspekte der Nutzung von Hanf als Papierrohstoff; Andere Verwendungen im technisch-industriellen Wirtschaftsbereich) // b) Hanföl (Speiseöl; Verwendung in technischen Produkten; Weitere Verwendungszwecke von Hanföl; Fazit) // c) Bioenergie (Wege, aus Pflanzen Energie zu gewinnen; Hanföl als Kraftstoff; Fazit; Stroh und Schäben als Brennstoff) // d) Verwendung im Bausektor // e) Hanf als Heilmittel und Droge (Medizin; Rauschmittel)

4.   Aktueller Stand von Anbau, Nutzung und Erforschung der Hanfpflanze in Europa

(Osteuropa; Ungarn; Rumänien; Westeuropa; Spanien; Italien; Österreich; Schweiz; Frankreich; Niederlande; Großbritannien; Irland; Deutschland; BGA und der Hanfanbau; Initiativen für den deutschen Hanfanbau; Industrie; Hanfforschung in Deutschland; Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode; Katalyse-Institut)

5.   Schlußfolgerungen

(Fazit; Ökobilanz; Ausblick; Schlußbemerkung)

IV Anhang

1.   Dokumente

1916 – Hanfschäben, ein neuer Papierrohstoff vor dem Durchbruch: das »Bulletin Nr. 404« 377 // 1917 – Hanfschälmaschine vor der Markteinführung: »Über Mr. Schlichtens neue Erfindung« 404 // 1937 – Das Marihuanaverbot wird durchs Parlament gelotst: »The Marijuana Tax Act« (Kongreß-Hearing) 411 // 1991 – Die Industrie meldet Interesse an: »Hanf muß in neuem Licht gesehen werden, die Zeit ist reif dafür« 426 // 1992 – Das Problem darf nicht länger der Ignoranz der Politiker überlassen bleiben: Erklärung von Wissenschaftlern der Universität von Los Angeles 429

2.   Materialien

Zur Ökologie – Lynn Osburn, »Treib- und Brennstoffe aus Hanf« 431 // Hirnforschung – Leah Wallach, »Die Chemie des Marihuanarauschs« 435 // Rolf Achteck, »Cannabisrezeptor im Gehirn entdeckt«; »Neuronen produzieren legales Marihuana« 440 // Hanf als Heilmittel – N.N., »Cannabis (Marihuana). Beipackzettel« 444

V Weshalb der Hanf auf unseren Feldern wieder blüht: fünf Jahre Hanfwirtschaft

Mathias Bröckers

Anmerkungen

Literatur

Abkürzungen

Personen- und Sachregister

Nachwort zur Neuauflage 2008

 

 

Vorbemerkung zur 21. Auflage

In der vor sieben Monaten geschriebenen Einleitung wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß mit diesem Buch ein Wendepunkt in der Diskriminierung des Hanfs markiert ist: »Die hier versammelten Fakten zur Geschichte des Hanfs und seines Potentials für eine ökologische Zukunft machen eine Wiederentdeckung von Cannabis unvermeidlich.« Als ich diesen Satz schrieb, ahnte ich nicht, daß es nur wenige Monate dauern würde, bis der Hanf auf allen Ebenen ein Comeback erlebt. Doch eben dies ist eingetreten. Auch wenn es träges Bürokratentum, vermischt mit hysterischer Drogenangst in diesem Jahr noch verhindern könnte, daß die Hanfpflanze wieder auf die Felder zurückkehrt, dürfen wir schon jetzt sicher sein, daß die Wiederkehr des nachwachsenden Rohstoffs Cannabis nicht mehr aufzuhalten ist. Die Fraktion der Hanfbefürworter reicht mittlerweile von den »Grünen« bis zur CSU, von diversen Ökoinitiativen bis zum Bauernverband, von »Legalize it!«-Gruppen bis zur Naturschutzjugend. Wissenschaft und Forschung haben sich der vergessenen Nutzpflanze ebenso zugewandt wie das größte deutsche Unternehmen, die Daimler-Benz-AG, die jetzt erste Forschungsexperimente mit Hanf durchführt. Henry Fords »Auto, das vom Acker wächst« ist mit einem Schlag wieder aktuell.

So wichtig und begeisternd das große öffentliche Interesse an diesem Buch ist, noch großartiger waren die Briefe und Stellungnahmen, die uns von Leserinnen und Lesern erreichten, daß dieses Buch ihr »Leben verändert hat«, daß es ihnen »eine neue, optimistische Perspektive verschafft«, sie »aus der Lethargie erweckt und zu neuen Aktivitäten angestachelt hat« – Positiveres ist mit gedruckten Worten einfach nicht zu erreichen. Längst nicht allen konnte ich auf ihre Zuschriften antworten, auch nicht auf die vielen Anregungen, Hinweise und Materialien, die zur Verbesserung des Buches eingesandt wurden – deshalb an dieser Stelle allen meinen herzlichen Dank.

Die vorliegende Ausgabe wurde durchgesehen, aktualisiert und ergänzt. Michael Karus hat die Hanfstudie des Katalyse-Instituts erweitert und auf den neuesten Stand gebracht.

Berlin, 31. März 1994

Mathias Bröckers

Einleitung

Hanfpapier, wie es für die Erstauflage dieses Buchs eigens hergestellt wurde, konnte sich bislang nur als Fein- und Briefpapier durchsetzen, nicht aber als Buchdruckpapier.

Hanfpapier hätte die vorliegende Neuauflage über die Maßen verteuert, deshalb wurde für sie Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet.

Für dieses Buch mußte kein Baum gefällt werden. Es ist, neben einem Anteil Altpapier, aus einer Pflanze hergestellt, die um ein Vielfaches schneller wächst als Bäume: Cannabis sativa – Hanf. Fast zwei Jahrtausende wurde Hanf als Papierrohstoff verwendet, erst die industrielle Revolution ersetzte ihn durch einen neuen, scheinbar kostenlosen Rohstoff: Wald. Zusammen mit dem Holz hielt auch die Chemie Einzug ins Papier, denn ohne chemische Leimung ließ sich aus Holz kein Papier machen. Was dieser Fortschritt mit sich brachte, wurde erst Jahrzehnte später deutlich: Die Säuren im Holzpapier reagierten ätzend, und die daraus hergestellten Bücher zerfielen. Betroffen von diesem Büchersterben in den Bibliotheken sind nur die ab etwa 1850 aus Holz hergestellten Werke. Die Gutenberg-Bibel aus dem 15. Jahrhundert und sogar noch sehr viel ältere Bücher blättern sich dagegen wie am ersten Tag – sie wurden auf einem Papier gedruckt, dessen Rohstoff auf natürliche Weise zusammenhält und keiner chemischen Behandlung bedarf: Papier aus Hanf. Im zweiten vorchristlichen Jahrhundert war in China die Papierherstellung aus Hanffasern erfunden worden, und China ist heute das einzige Land, das noch in nennenswerten Mengen »baumfreies« Hanfpapier herstellt. Der Rest der Welt stillt seinen Papierhunger mit der Kettensäge. Über 90 Prozent des Papiers wird weltweit aus Holz gewonnen, weniger als 15 Prozent werden recycelt, der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Deutschland bei etwa 230 Kilogramm. Dafür werden nicht nur Urwälder in Skandinavien und Nordamerika, sondern zunehmend auch tropische Regenwälder angegangen. Ein einziges Hektar Hanf aber bringt auf Dauer die mindestens 5fache Menge Papier wie ein gleich großer Wald – Papier von höherer Qualität und mit weniger Chemie. Das einzige »Umweltpapier«, das diesen Namen wirklich verdient, denn es schont nicht nur die Gewässer und die Böden, sondern darüber hinaus auch die Wälder, die Lungen unseres Planeten.

Papier ist nur eines von vielen Produkten, das uns Cannabis liefern kann. Hanf zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, und keine andere Nutzpflanze hat in der Geschichte eine universellere Verwendung gefunden: Die Fasern des Hanfs lieferten Seile und Segel, Jacken, Hosen und Textilien aller Art, von feinster Leinenwäsche bis zur unverwüstlichen Jeans; die fett- und eiweißreichen Samen dienten als Grundnahrungsmittel und ihr Öl als Brennstoff für Lampen sowie als Rohstoff für Farben und Lacke; und die Blätter und Blüten des Hanfs lieferten eine Medizin, die Cannabis bei allen Völkern der Welt zu einem der wichtigsten Heilkräuter machte. Hanf war von alters her das universale Überlebensmittel der Zivilisation, der ertragreichste und am schnellsten nachwachsende Rohstoff der gemäßigten Klimazonen. Wie diese »Milch der Götter« zum Paria der Nutzpflanzen wurde, davon berichtet dieses Buch.

Das Schicksal, von der industriellen Revolution überrollt worden zu sein, teilt der Hanf mit vielen anderen pflanzlichen Rohstoffen, einzig aber ist seine Rolle, als Nutzpflanze international verbannt und geächtet zu sein. Wie in der Bundesrepublik ist in den meisten westlichen Ländern der Hanfanbau gesetzlich verboten, mit der Begründung, daß aus seinen Blättern und Blüten »Rauschgift« gewonnen werden könne. Daß das Kraut und das Harz des Hanfs – Marihuana und Haschisch – eine berauschende Wirkung haben, war von Anbeginn der menschlichen Hanfnutzung bekannt; Cannabis ist die wohl älteste Droge überhaupt. Ihre Einstufung als gefährliches Rauschgift indessen ist ein Produkt der Neuzeit; genauer: jener Anti-hanfkampagne, mit der in den 30er Jahren in den USA der universalen Nutzpflanze Hanf das Etikett »Marihuana – Mörder der Jugend« angeheftet wurde. Jack Herer dokumentiert, nach jahrzehntelangen Recherchen, in diesem Buch erstmals den industriepolitischen Hintergrund des Hanfverbots. Neue Verarbeitungstechniken und Maschinen machten den fast schon vergessenen Hanf in den 20er Jahren plötzlich wieder interessant: als Rohstoff für Papier, für Kunststoffe aller Art und für die Gewinnung von Bioenergie. Doch als der geniale Tüftler Henry Ford 1941 sein »Auto, das vom Acker wuchs« präsentierte – die Karosserie bestand aus Hanfkunststoff, betankt wurde es mit Hanfdiesel –, war es bereits zu spät: 1937 hatte eine Seilschaft von Industriellen den »Marijuana Tax Act« durchgesetzt und mit diesem Steuergesetz den Hanfanbau schlagartig zum Erliegen gebracht. Drahtzieher der Hanfprohibition waren der Ölmagnat und Bankier Mellon, der Holzpapierfabrikant und Medienzar Hearst sowie der Chemieriese und General Motors-Besitzer Du Pont, der die Additive für Benzin, die Sulfite für Holzpapier und Kunststoffe auf petrochemischer Basis herstellte. Ausführendes Organ der Hanfprohibition war das neugegründete Federal Bureau of Narcotics (FBN), das Mellon mit seinem Schwiegerneffen Harry Anslinger besetzte. Fords Hanf-Mobil ging genausowenig in Serie wie die erfolgreichen Experimente des US-Agrarministeriums, den hölzernen Abfall des Hanfs als Papierrohstoff zu verwenden. Was aber in Serie ging, waren fantastische Horrorstories über das »Mörderkraut« -statt von Hanf und seinem vielfältigen Nutzen, war nur noch von »Marihuana« als fürchterlichem Rauschgift die Rede, obwohl zur Fasergewinnung angebauter Hanf nur verschwindend geringe Mengen rauschwirksamer Stoffe enthält. Das simple Hanfkraut, das wenige Jahrzehnte zuvor wegen seiner entspannenden, krampflösenden Wirkung noch zu den am häufigsten verordneten Arzneien gezählt hatte, avancierte gleichsam über Nacht zur gefährlichsten Droge überhaupt.

Von dieser Horrorpropaganda hat sich der Hanf bis heute nicht erholt – in den USA und Westeuropa ist er als Nutzpflanze seitdem ausgestorben. In den 60er Jahren sorgten die USA dafür, daß die Ächtung der Cannabispflanze in die UNO-Vereinbarungen übernommen wurde, und so geschah es, daß auch bei der jüngsten Wiederentdeckung nachwachsender Rohstoffe im Zuge der ökologischen Krise der Hanf einfach vergessen wurde. Der Bioenergiespender Nummer eins blieb als »Rauschgift« außen vor, die nützlichste Pflanze des Planeten für Forschung und Wissenschaft eine »flora non grata«. Wir sind sicher, daß mit der Veröffentlichung dieses Buchs ein Wendepunkt markiert ist. Nicht nur weil es, auf Hanfpapier gedruckt, einen handfesten Beweis für seine Behauptungen gleich mitliefert, sondern weil die hier erstmals versammelten Fakten zur Geschichte des Hanfs und seines Potentials für eine ökologische Zukunft die Wiederentdeckung von Cannabis unvermeidlich machen. Das nächste Jahrtausend wird grün sein, oder es wird überhaupt nicht sein – jedenfalls nicht mehr von Menschen bevölkert. Eine organische, den Kreisläufen der Biosphäre angepaßte Energie- und Rohstoffwirtschaft aber kann auf eine Pflanze, die in 100 Tagen vier Meter hoch wächst und auf derart universelle Weise genutzt werden kann, nicht verzichten. Für jede Tonne Papier, die künftig wieder aus Hanf hergestellt wird, können 12 ehrwürdige Bäume stehen bleiben; jede Jeans, die wie die erste Levi’s wieder aus Hanfleinen geschneidert wird, ist nicht nur viel haltbarer, sie trägt auch direkt zur Entgiftung des Planeten bei: 50 Prozent aller Pestizide, die in den USA zum Einsatz kommen, werden allein für Baumwolle verwendet. Hanf hingegen ist von Natur aus schädlingsresistent, vor Unkraut schützt er sich selbst; sein Anbau verbessert die Böden, statt sie zu vergiften, und seine Fasern kommen giftfrei auf die Haut.

Ohne die grüne Kraft des Hanfs wird eine erdverträgliche Ökonomie des nächsten Jahrtausends nicht zu haben sein, genausowenig wie ein Ende der globalen Vernichtung der Wälder. Insofern haben wir gar keine andere Wahl, als auf diesen seit der Steinzeit bewährten universellen Biorohstoff zurückzugreifen. Wie lange allerdings der internationale Krieg gegen Drogen die Rehabilitierung der Hanfpflanze verhindert, darüber möchten wir keine Prophezeiung wagen. Wie jeder fundamentalistische Krieg wird auch der Kampf gegen Drogen nicht von den Gesetzen der Vernunft, sondern der Willkür des Dogmas regiert; jeder vernunftgemäße Kompromiß gilt als Kapitulation vor dem Bösen. Schon die Aufforderung, ein uraltes Heil- und Genußmittel wie das Hanfkraut nicht in derselben »Gefahrenklasse« des Gesetzes zu führen wie die industriellen Turbodrogen Heroin und Kokain, gilt im heiligen Drogenkrieg als verharmlosende Ketzerei. Wie einst die Prohibition des Alkohols dafür sorgte, daß in Amerika mehr gesoffen wurde als je zuvor, hat es die Prohibition des Hanfs erreicht, daß er zu dem am weitesten verbreiteten illegalen Genußmittel der westlichen Welt wurde – und als Nutzpflanze heute ausgestorben ist. Nur in Holland, wo der Hanfgenuß seit Ende der 70er Jahre toleriert wird, ist seitdem ein deutlicher Rückgang des Marihuana- und Haschischkonsums zu verzeichnen, – die Statistiken der niederländischen Gesundheitsbehörden werden indessen von den Prohibitionseiferern als »Wehrkraftzersetzung« betrachtet und in der Regel einfach ignoriert.

Bevor also Forschung, Landwirtschaft und Industrie die überragenden Eigenschaften der Nutzpflanze Hanf wiederentdecken können, müssen Politik und Justiz aktiv werden: Eine Reform der Cannabisgesetze ist überfällig. Nicht nur als Abrüstungsmaßnahme in einem längst verlorenen Drogenkrieg, sondern auch als Friedensinitiative in jenem Krieg gegen die Natur, den wir mit Kettensägen, fossilen Brennstoffen und chemischem Giftmüll täglich weiter anheizen. Die bio-logische Alternative zu diesem Terror heißt Hanf; doch von einer Pflanze, die nur unter Polizeischutz angebaut werden darf, ist eine Stimulanz der ökologischen Wirtschaft nicht zu erwarten.

Für die deutsche Ausgabe haben wir Jack Herers Arbeit über die erstaunliche Geschichte des Hanfs und die industriepolitischen Hintergründe der modernen Hanfprohibition ergänzt. Dieses Verbot hatte seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten, und eine internationale Rehabilitierung des Hanfs wird ohne Zutun der USA nicht zu haben sein. Deshalb ist die amerikanische Sicht der Dinge, die Jack Herer im ersten Teil des Buchs dokumentiert, zwangsläufig auch die unsere: Amerika führt den »war on drugs« weltweit an und dominiert auch die Gesundheits- und Agrarressorts der UNO.

Der zweite Teil des Buchs schildert die europäische und besonders die deutsche Geschichte der Hanfnutzung und ihren Niedergang im Zuge der industriellen Revolution. Billige Ersatzfasern aus den Kolonien der Dritten Welt, säurehaltiges Papier aus Holz, die petrochemischen Kunstfasern der I.G. Farben und pharmazeutische Wunderdrogen wie das von der Firma Bayer entwickelte Heroin verdrängten zu Beginn dieses Jahrhunderts den Hanf als universellen Lieferanten von Kleidung, Papier, Nahrung und Medizin. In Kriegszeiten freilich erwies sich der Rohstoff Hanf nach wie vor als unverzichtbar. In Nazideutschland propagierte der »Reichsnährstand« den Anbau des universellen Rohstoffs mit einer Lustigen Hanffibel, und in den USA forderte die Regierung ungeachtet des kurz zuvor ergangenen Verbots ihre Farmer 1942 auf, Hanf für den Sieg! anzubauen. Wir haben diese staatlichen Cannabislobgesänge nicht allein aus historischen Gründen dokumentiert, sondern vor allem deshalb, weil unsere heutige Lage denen der damaligen »Notzeiten« durchaus gleicht. Allerdings nicht aus militärischen, sondern aus ökologischen Gründen. Wenn wir heute wieder Hanf anbauen müssen, dann nicht, um einen Krieg zu führen, sondern um den globalen Krieg gegen die Natur einzustellen.

Der dritte Teil des Buchs steckt die Felder für eine solche »Friedenswirtschaft« ab. Die Hanfstudie des Kölner Instituts für angewandte Umweltforschung Katalyse, die wir für dieses Buch in Auftrag gegeben haben, ist die erste wissenschaftliche Publikation über die Nutzpflanze Hanf in Deutschland seit mehr als 35 Jahren, und ihr Ergebnis kann durchaus als kleine Sensation gelten. Der Vergleich des Hanfs mit anderen Nutzpflanzen bestätigt die universellen Eigenschaften und die hohen Erträge der Pflanze und zeigt anhand aktueller Forschungsdaten ein immenses Potential für die Zukunft auf. Fakten, die angesichts von Treibhauseffekt und fortschreitender Waldvernichtung nicht einfach ignoriert werden können. Deshalb sind wir überzeugt, daß dieses Buch weder das einzige aus Hanf bleiben wird noch das letzte über Hanf.

In Kalifornien, wo die Hippies vor einem Vierteljahrhundert den Hanf wegen seiner psychedelischen Eigenschaften entdeckten, wird er jetzt dank seiner ökologischen Eigenschaften für die Märkte der Zukunft entdeckt: baumfreies Hanfpapier, Shorts aus Cannabis und Hemden aus l00 prozentig drogenfreiem Marihuana sind der Renner in der alternativen Szene. In England wurde in diesem Sommer die erste Anbaulizenz seit 30 Jahren erteilt – zur Papierherstellung; in Frankreich findet Hanf zunehmend als biologischer Baustoff Verwendung, und auch in Deutschland hören erste Pioniere das Gras wachsen: Das in Berlin gegründete Hanfhaus versendet in diesem Herbst den ersten Katalog mit Hanfprodukten. Zeichen, die dafür sprechen, daß Cannabis bald schon wieder, wie Jahrtausende zuvor, zum ganz normalen Alltag gehören könnte.

Die im folgenden ausgebreiteten Informationen über diese wunderbare Pflanze können nur den ideellen Acker bereiten; aufgehen und vermehrt werden kann die Saat allein durch die Leserinnen und Leser. Vor allem solche, die sich in Bereichen der Ökologie, der biologischen Landwirtschaft, der Energie- und Rohstoffpolitik sowie der Medizin und Gesundheit, kurz: für Gaia, unseren Heimatplaneten, engagieren. Ihnen sei dieses Pflanzenbuch besonders ans Herz gelegt. Erst wenn genügend Hirne überzeugt sind, werden auch die Hände wieder aktiv werden – für eine grüne Erde mit Hanf und Fuß.

Berlin, 30. Juli 1993

Mathias Bröckers

Vorwort

Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die im Krieg um eine Pflanze mit Gefängnishaft bestraft worden sind, weil sie auf ihr Gewissen gehört haben und mit ihrem Handeln für die Überzeugung einstanden, die Menschheit könne die Wahrheit zu ertragen und zu erkennen lernen und sie müsse endlich die alten Lügen, den Haß, die alte Borniertheit, den Geist der Inquisition und des Ethnozentrismus über Bord werfen, damit die Erde für künftige Generationen bewohnbar bleibt – mit all ihren Pflanzen und allen Substanzen, die die Natur hervorbringt.

Das vorliegende Buch soll die historischen, sozialen und wirtschaftlichen Kenntnisse vermitteln, die Voraussetzung für die Einsicht sind, daß wir umfassende Gesetzesreformen brauchen, mit denen das Hanfverbot zu Fall gebracht und die Lebensgrundlagen auf der Erde gerettet werden können.

Anfang 1973 schrieb ich mein erstes Buch über Marihuana, G.R.A.S.S. Damals hatte ich keine Vorstellung, was man aus Hanf alles herstellen kann. Ich wußte gerade einmal, daß man aus Hanf Tauwerk macht; daß diese Pflanze aber die wichtigste Rohstoffquelle für so viele Dinge ist, für Papier, für Textilfasern, für Treib- und Brennstoffe und noch manches mehr, davon hatte ich damals nicht die geringste Ahnung.

Die erste Ausgabe von Des Kaisers neue Kleider [Titel der amerikanischen Ausgabe von]. Herers Buch, Teil I der vorliegenden Veröffentlichung; Anm. d. Red.] kam 1985 heraus, nachdem ich zwölf Jahre lang Informationen über Hanf gesammelt hatte. Das Buch sollte der krönende Abschluß eines langen und gezielt geführten Kreuzzuges sein, den wir, mein langjähriger Freund und Verbündeter, Captain Ed Adair, und ich, zu unserer persönlichen Sache gemacht hatten. Wir wollten für uns und unsere Freunde dafür kämpfen, daß Marihuanakonsum wieder legalisiert würde. Und es war Captain Eds Verdienst, mich seit 1973 immer wieder dazu ermutigt zu haben, alles, was ich über Marihuana und Hanf wußte und herausbekommen hatte, aufzuschreiben und zu sammeln.

Das Bild, das ich mir über Cannabis-Hanf- Marihuana und von der Unterdrückung dieser Pflanze machte, gewann mit jeder neuen Information deutlichere Konturen. Und es nahm dabei eine Gestalt an, auf die ich ursprünglich gar nicht gefaßt gewesen war.

Nach und nach ließen die empirischen Fakten das Bild einer Welt entstehen, die von einer böswilligen Verschwörung zerstört wird, bei der es eben nicht um die Unterdrückung eines »Killergrases« geht, sondern um die Unterdrückung des wichtigsten erneuerbaren Rohstoffes, den wir auf der Welt haben. Und all dies wird ausgeheckt von einer Handvoll wohlhabender Leute und mächtiger Unternehmen und geschieht nur zu deren eigenem Vorteil.

Seit dem ersten Erscheinen von Des Kaisers neue Kleider sind unzählige weitere Fakten ans Tageslicht gekommen, die das ursprüngliche Material untermauert, einige unbedeutendere Details berichtigt und meiner Arbeit insgesamt mehr Substanz und mir selbst noch tiefere Einsichten verschafft haben. Rätselhafte Details einer Verschwörung gegen die Menschheit begannen sich zu einem riesigen Puzzle zusammenzufügen.

Wir haben den gesamten Text überarbeitet und völlig neue Abschnitte hinzugefügt. Die US-Regierung hat diese Informationen niemals dementiert, die Medien haben sie ignoriert.

Und mehr und mehr meiner Freunde sind hinter Gittern gelandet, oder man hat ihnen im Zuge dieser eskalierenden »Krieg-den-Drogen«-Kampagne ihre Heime, Arbeitsplätze und Unternehmen genommen. Viele, die sich mit großer Zivilcourage dem verschrieben haben, was sie für vernünftig, für moralisch richtig und für verantwortbar hielten und sich dieser üblen Politik widersetzt haben, hat ihr Engagement ins Gefängnis gebracht und ist für sie zu einem furchtbaren Alptraum geworden. Meine Hoffnung ist, daß jeder, der dieses Buch gelesen hat, in diesen Menschen nicht mehr irgendwelche Gesetzesbrecher sehen wird, sondern jene couragierte Minderheit, die das Saatgut retten half, das unseren Planeten vor dem Untergang bewahren wird.

Andere Leute sind zur Arbeit an diesem Projekt hinzugestoßen und haben ihm eine Dimension verliehen, die ich mir anfangs nicht hätte träumen lassen. Mit ihren Fähigkeiten und Kenntnissen haben sie einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen geleistet.

Wenn man ein Buch wie dieses schreibt, dessen Informationen, obwohl sie eigentlich Allgemeingut sein sollten, unseren Lehrern und Staatsbürgern praktisch unbekannt sind, hofft man immer darauf, daß jemand mit großer Energie und hoher Intelligenz dieses Buch lesen, sich die Informationen zu eigen machen und sie anderen weitervermitteln wird.

Im Verlauf der Jahre haben mir Hunderte, vielleicht Tausende von Leuten, die Des Kaisers neue Kleider gelesen hatten, dafür gedankt, eines ihrer Lieblingsbücher geschrieben zu haben. Bei einem Auftritt der »Grateful Dead« kam ein Student der Yale University auf mich zu, umarmte mich, dankte mir und erklärte, ich bliebe für immer sein Lieblingsautor. Er freute sich riesig, daß ich noch am Leben sei – seine Mutter hatte ihm mein Buch vorgelesen, als er ein kleiner Junge gewesen war. (Wahrscheinlich hatte sie es ursprünglich für das berühmte Märchen aus dem 19. Jahrhundert von Hans Christian Andersen gehalten.)

Anfang 1989 las Chris Conrad aus Los Angeles Des Kaisers neue Kleider. Er wurde mein Verbündeter. Mit seiner ungeheuren Energie, seinen Kenntnissen über das Verlagswesen und seiner Bereitschaft, fast fünf Monate lang 40 Stunden pro Woche zu arbeiten, während er gleichzeitig seiner Arbeit als Produktionsmanager einer größeren Wochenzeitung sowie vielen anderen Verpflichtungen für zahlreiche Organisationen und Ziele nachkam, war er für dieses Projekt von unschätzbarem Wert. Während dieser Zeit unterstützte seine Freundin Mikki Norris das Projekt auf vielfältige Weise.

Chris tat all dies ohne jegliche Entlohnung, und doch arbeitete er, als würde er eine Million dafür bekommen. Er ist einer der tatkräftigsten, energiegeladensten, sachverständigsten und diszipliniertesten Menschen, die ich kenne. Chris ist ein leuchtendes Vorbild. Er entwarf jeden Millimeter dieses Buches und war sein Hauptherausgeber und Anhänger.

Darüber hinaus möchten wir allen anderen Mitgliedern unseres engagierten Teams von ganzem Herzen danken:

Chris und meinem Mitherausgeber und Mitarbeiter Lynn Osburn, der sowohl ein großer Schriftsteller als auch ein hervorragender Wissenschaftler auf dem Gebiet der Marihuana/Hanf-Energieforschung ist. Lynn machte sich auf, herauszufinden und zu lernen, ob Hanf tatsächlich eine der wichtigsten erneuerbaren Energiequellen der Erde ist. Er erforschte die Technologie, die dazu nötig ist, unseren Planeten mit sauberer, erneuerbarer Energie zu versorgen. Seine hervorragende Arbeit hat auf nahezu jeder Seite dieses Buches ihre Spuren hinterlassen. Und ein Auszug aus seiner Abhandlung über Energy Farming in America habe ich in den Anhang dieses Buches aufgenommen. Lynns Arbeit wird Menschen überall auf der Welt die Schönheit, Notwendigkeit und Einfachheit der Energieerzeugung aus Biomasse und ihrer Umwandlung lehren.

Während Lynn mit den Forschungen für dieses Buch beschäftigt war, wurde er wegen eines Verstoßes gegen das Marihuanaanbauverbot verhaftet. Bis zum 2. Januar 1990, dem Tag, an dem er in Ventura County, Kalifornien, eingesperrt wurde, arbeitete er Tag und Nacht. Noch hinter Gittern setzte er seine Redaktionsarbeit fort.

Unserer wichtigen Mitherausgeberin und Mitautorin, Judy Osburn, Lynns Frau. Judy ist aus Notwendigkeit und Empörung zu einer anerkannten Autorität und Autorin über Beschlagnahme- und Verwirkungsrecht geworden. Die Notwendigkeit entstand aufgrund des Versuchs der Regierung, das Haus der Familie Osburn zu beschlagnahmen. Der Anlaß dafür war gewesen, daß sie sich mit mir den Kopf darüber zerbrach, wie unsere Kinder und unser Planet zu retten seien. Judys Buch Spectre of Forfeiture ist auf seinem Gebiet zu einem Standardwerk geworden.

Shan Clark für seine aktive Unterstützung beim Redigieren und Katalogisieren und dafür, daß er mich immer wieder in Situationen, in denen ich dieses Projekt ansonsten vielleicht aufgegeben hätte, ermutigt hat.

Maria Farrow, meiner Assistentin während der letzten anderthalb Jahre, die mich überall hin begleitet hat, von der Kongreßbibliothek zu der Smithonian Institution und dem US-Landwirtschaftsministerium, wo wir Dutzende Regierungsbeamte aufsuchten, um sie über Hanf zu befragen, und Hunderte von Dokumenten über Hanf und den Versuch, sein Potential zu vertuschen, aufstöberten.

Dana Beal für die hervorragende Forschungsarbeit, die er geleistet hat, um einen Zusammenhang zwischen Jerry Colbys Du Pont Dynasties und den Informationen über die Verbote des Hanfanbaus herzustellen.

Jerry Colby für seine mutige, glänzende Arbeit, die uns die Augen für den Größenwahn der Du Ponts öffnete. Ben Masel für seine harten Kritiken, seine großartige Unterstützung und seine Forschung über eher esoterische Bereiche des Hanfanbaus in der Welt und vieles mehr.

Julie Kershenbaum für ihre ausgezeichnete redaktionelle Arbeit und das Korrekturlesen. D. S. H. für seine Unterstützung bei der Herausgabe dieses Buches und sein sorgfältiges Bemühen um dessen Korrektheit und Lesbarkeit. Brenda Kershenbaum und Doug McVay für Korrekturarbeiten und redaktionelle Beratung.

Steve Hager, John Holmstrom und ihrer ganzen Mannschaft für ihre Hilfe bei der Herausgabe und ihre Unterstützung nicht nur dieses Projektes, sondern der Idee, daß die Erde gerettet werden und jeder einzelne von uns ein »Freiheitskämpfer« für diese Sache werden könnte.

Den Wiz Kids aus Kno Ware, Ron Lawrance und Vicki Marshal, die freiwillig die alte Version des Emperor in einen Mac-Computer eingaben und mich, als ich von meinen im Herbst 1989 an den Colleges des Landes gehaltenen Vorlesungen über Hanf zurückkehrte, mit einem Geschenk überraschten: dem alten Buch in Textverarbeitungsform. Dieses Geschenk gab mir genau den Auftrieb, den ich für diese riesige Unternehmung brauchte.

Timothy Leary, der die anderen und mich ermutigte, die Flinte nicht ins Korn zu werfen. George Clayton Johnson dafür, daß er mir vier Jahre lang ständig neu redigierte Ausgaben des Kaisers brachte und mich liebevoll ermutigte, dieses Buch auf den neuesten Stand zu bringen und wieder zu veröffentlichen.

Meinen uneigennützigen Vermietern Ed und Esther, die mir so viele Mietzahlungen stundeten, damit dieses Projekt, an das sie glaubten, nicht wegen Geldmangels unterbrochen oder abgebrochen werden mußte.

Meinen Freunden Dr. Tod Mikuriya und Dr. Fred Oerther für ihre Beratung bei den Kapiteln über Medizin.

Loey Glover, Büroleiterin bei NORML für ihre Unterstützung und freundliche Ermutigung.

Gatewood Galbraith und Mark Brennamen aus Lexington, Kentucky, für ihre bemerkenswerte Forschungsarbeit zugunsten von Cannabis und ihren Kampf für die Bürgerrechte der Einwohner von Kentucky.

Barry, der der Hanfbewegung und letztendlich diesem Projekt sein umfangreiches Archiv über Hanf zur Verfügung stellte.

Meinen lieben Freunden Ron und Vicki Linker von den Starseed Collections in Athens, Ohio, die Senatoren, Regierungsbeamte und Einwohner von Athens wortgewandt darüber aufklärten, wie wenig sie über Hanf und Marihuana wußten. Ron und Vicki sind wahre Freiheitskämpfer. Zusammen mit Paul, Kevin und Cliff und dem Ohio University Ecology Club haben sie die Bürger von Athens so umfangreich informiert, wie das in keiner anderen Stadt der USA der Fall war.

Am 19. November 1989 begann Ron Linkers zweijährige Freiheitsstrafe, weil er traditionelle Hindu-Pfeifen eingeführt hatte, wie er das die vorangegangenen 15 Jahre mit Billigung des Zolls getan hatte. Bei der Urteilsverkündung sagte der Bundesrichter, der es abgelehnt hatte, Informationen über Hanf bei dem Gerichtsverfahren zuzulassen: »Ich wünsche mir, ich könnte Sie für all die Menschenleben, die Sie mit diesen traditionellen Hindu-Pfeifen zerstört haben, zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilen.« Ron und Vicki kennen die Informationen über Hanf und die Ungerechtigkeit dieser Strafe.

Und anderen, die an diese Arbeit geglaubt und sie unterstützt haben, auch mit Geld und Krediten, selbst wenn ihnen das weh tat: David und Gloria Smith, Marco, Allan und Regina, Jon und Carol, David und Debbie, Steve und Chuquette, Roger, Gary H., Rooster, Dudley, Jim, Rose und Chris, Gail und Billy, dem »freundlichen Fremden« Ed, Steve und Andrew DeAngelo, Rick Pfrommer, Peter A., Larry G., Floyd, Jean Michel Eribon, Ron Tisbert, Richard M., T. C, Mitchel aus New Jersey, Beau und Rachael, Jonathan Drewel (der seine ganze unglaubliche Energie von der Southern Missouri University mit herüberbrachte) und allen, die dieses Buch gelesen und zu dieser Arbeit beigetragen haben, ohne hier vielleicht erwähnt zu werden.

Schließlich hoffe ich, daß unser Buch allen Menschen die Augen darüber öffnen wird, was es mit Cannabis – Marihuana – Hanf wirklich auf sich hat, daß das Verbot dieser Pflanze ein Verbrechen an der Menschheit ist und daß wir alle dazu beitragen sollten, dieses Verbot zu Fall zu bringen. Dieses Buch soll Sie mit dem dazu nötigen Rüstzeug ausstatten, es soll Ihre Empörung wecken und es soll Ihnen die Energie geben, die Sie dazu brauchen.

Wir haben versucht, so sachlich und präzise wie möglich zu sein. Ergänzungen, Korrekturen und Überarbeitungen werden aber immer notwendig sein. Bitte schicken Sie mir Kopien von Dokumenten oder Materialien, die dazu beitragen können, daß das Buch in seiner nächsten Auflage noch überzeugender wird. – Wir haben schon gewonnen; das weiß nur noch niemand.

Allen Leserinnen und Lesern der letzten Auflagen, allen Cannabisfans, allen Forscherinnen und Forschern, die mir in den letzten Jahren mit Informationen geholfen, die mir Dokumente zur Verfügung gestellt oder mit ihrem Rat geholfen haben, möchte ich an dieser Stelle danken; bitte schicken Sie uns weiterhin alles, auch Kleinigkeiten, die uns dabei helfen können, das Puzzle für die nächste Auflage zusammenzufügen.

Bruce Anderson und Hans-Georg Behr möchte ich für ihre Hinweise und Anstöße meine Anerkennung aussprechen; ihnen bin ich zu größtem Dank dafür verpflichtet, daß sie mich in den Kosmos ihrer unglaublich reichen Kenntnisse über Hanf und alles was mit Hanf zu tun haben kann, haben Einblick nehmen lassen.

Meine vier Mitherausgeber, Chris Conrad, Lynn und Judy Osburn und Shan Clark, waren wieder einmal die allerbesten Herausgeber, Mitkämpfer und Hanfanhänger, die ich mir wünschen konnte.

Jack Herer

Gründer und Vorsitzender von HEMP

(Help End Marijuana Prohibition)

I

Weshalb der Hanf
verboten werden konnte:
die Geschichte
einer Verschwörung

von Jack Herer

Für Edwin »Captain Ed« M. Adair III, geboren am 29. September 1940, gestorben an Leukämie am 16. August 1991, den Vater von Scarlet, Robin und Marsh, meinen Lehrer, Partner und Freund, den tapfersten Mitstreiter und größten Ehrenmann, dem ich im Leben begegnet bin.

Er lehrte viele von uns, die Erde vor uns selbst zu retten, über ihre Feinde zu lachen und diese dennoch zu lieben.

Zwanzig Jahre lang half Captain Ed Adair Jahr für Jahr, Hunderte und Tausende von Menschen in die radioaktive Wüste des atomaren Testgebietes von Nevada hinauszuführen. Friedlich trotzte er den von der Regierung aufgestellten Absperrungen und ging landeinwärts über radioaktiv hochbelastetes Gebiet. Mit seinem Mut hat er die Öffentlichkeit wachgerüttelt und dazu beigetragen, den Wahnsinn der Atomversuche zu beenden.

Er war es, der uns und mir die Augen dafür öffnete, daß Hanf die Menschheit retten kann und eine ihrer wichtigsten Hoffnungen ist.

24. April 1992

Jack Herer

 

 

Zur Geschichte
des Hanfs

1

Hanf ist auch bekannt als: Cannabis, Indischer Hanf, echter Hanf, Pot, Marihuana, Reefer, Gras, Ganja, Bhang, »Stoff«, Kiff, Kraut usw. All das sind Namen für ein und dieselbe Pflanze.

Was Namen erzählen

Hanf ist auf der Landkarte der Vereinigten Staaten überall zu finden: HEMPstead, Long Island; HEMPstead County, Arkansas; HEMPstead, Texas; HEMPhill, North Carolina, HEMPfield, Pennsylvania, und andere geographische Orte heißen entweder nach Gebieten, in denen man Cannabis anbaute, oder nach Familiennamen, die sich aus dem Hanfanbau ableiteten.

Historische Daten aus Nordamerika ...

1619 wurde in der Kolonie Jamestown, Virginia, das erste Marihuanagesetz Nordamerikas erlassen, das allen Farmern »vorschrieb«, »probeweise« Indischen Hanf anzubauen. Weitere die Anbaupflicht von Hanf regelnde Gesetze wurden 1631 in Massachusetts, 1632 in Connecticut und Mitte des 18. Jahrhunderts in den Chesapeake-Kolonien verabschiedet.

Selbst in England wurde die vielbegehrte volle britische Staatsbürgerschaft auf Erlaß der Krone an Ausländer verliehen, die bereit waren, Cannabis anzubauen. Denjenigen, die das ablehnten, wurde häufig eine Geldstrafe auferlegt.

Zwischen 1631 und dem frühen 19. Jahrhundert galt Cannabis in weiten Teilen Nordamerikas als gesetzliches Zahlungsmittel. Auch das war ein Grund, weshalb die amerikanischen Farmer so viel Hanf angebaut haben.1

Mehr als 200 Jahre lang war es überall in Nordamerika möglich, Steuern mit Cannabis zu bezahlen.2

In Zeiten der Knappheit, beispielsweise zwischen 1763 und 1767 in Virginia, konnte man sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden, wenn man nicht Cannabis anbaute.3

Auch George Washington und Thomas Jefferson bauten auf ihren Plantagen Cannabis an.4 Als Jefferson Gesandter in Frankreich war, stürzte er sich nicht nur in große Unkosten, sondern ging auch für sich und seine Geheimagenten ein erhebliches Risiko ein, um sich die besonders guten Hanfsamen zu beschaffen, die aus China in die Türkei geschmuggelt wurden. Die chinesischen Mandarine hielten die Hanfsamen ihres Landes für so kostbar, daß sie den Export wie ein Kapitalverbrechen bestraften.

Bei einer 1850 in den USA durchgeführten Erhebung wurden 8 327 Hanfplantagen (Farmen mit einer Mindestgröße von 80 Hektar) gezählt, auf denen Cannabis zur Herstellung von Stoff, Leinwand und sogar der zum Bündeln von Baumwolle benötigten Seile angebaut wurde. Die meisten dieser Plantagen lagen im Süden oder in den Grenzstaaten, denn dort standen der arbeitsintensiven Hanfindustrie vor 1865 billige Sklaven zur Verfügung.5

Benjamin Franklin gründete eine der ersten Hanfpapierfabriken Nordamerikas. Da man nicht mehr auf Papier und Bücher aus England angewiesen war, konnte in den Kolonien eine freie Presse entstehen.

Benjamin Franklin gründete eine der ersten Hanfpapierfabriken Nordamerikas. Da man dadurch nicht mehr auf Papier und Bücher aus England angewiesen war, konnte in den Kolonien eine freie Presse entstehen. Darüber hinaus waren Marihuana- und Haschischextrakte diejenigen Arzneimittel, die zwischen den vierziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in den USA am zweit- oder dritthäufigsten verschrieben wurden. In der Humanmedizin war ihre Verwendung bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts legal, spielte in der Veterinärmedizin damals allerdings eine noch bedeutendere Rolle.

Hersteller von Arzneimitteln, die aus Cannabis gewonnen wurden, waren Ely Lilly, Parke-Davis, Tildens, Brothers Smith (Smith Brothers), Squibb und viele andere amerikanische und europäische Firmen. Kein einziger Todesfall, der auf die Einnahme von Cannabisextrakten zurückzuführen gewesen wäre, ist für diesen ganzen Zeitraum aktenkundig. Abgesehen davon, daß es bei Erstbenutzern gelegentlich zu Desorientierung oder übermäßiger Introvertiertheit kam, gab es auch keine Hinweise für Cannabismißbrauch oder über geistige Verwirrungszustände.6

... und aus aller Welt

»Der erste geschichtlich bekannte Webstoff war offenbar aus Hanf, mit dessen Verarbeitung man im 8. Jahrtausend (8000-7000 v. Chr.) begann.«7

Die wissenschaftliche Fachliteratur aus der Archäologie, Anthropologie, Philologie, Ökonomie und Geschichte stimmt darin überein, daß vom ersten Jahrtausend vor Christus bis hinein in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts Cannabis (Hanf, Marihuana) die auf unserem Planeten am häufigsten angebaute Feldfrucht war und die Grundlage für einen der wichtigsten Gewerbezweige mit Tausenden von Waren und Unternehmen bildete. Aus Hanf wurden Fasern, Tuche, Leuchtöle, Papier, Weihrauch und Arzneimittel hergestellt, und er war der wichtigste Lieferant der für Menschen und Tiere lebensnotwendigen Nahrungsfette und Proteine.

Anthropologen fast aller Universitäten der Welt stimmen überein, daß Marihuana in den Religionen und Kulten der Menschheitsgeschichte zu den sieben am häufigsten verwendeten Drogen gehörte, die Stimmung, Bewußtsein und Schmerzempfinden beeinflußten und als psychotrope oder psychedelische (empfindungsverändernde oder bewußtseinserweiternde) Mittel genommen wurden. Diese kultischen Rauscherlebnisse inspirierten unseren Aberglauben, unsere Amulette und Talismane, unsere Religionen, Gebete und Sprachbegriffe (siehe Kapitel 10).8

Wegen Hanf wurden Kriege geführt

So war beispielsweise der Zugang zu russischem Cannabis einer der Hauptgründe für den Krieg von 1812 (den Amerika gegen Großbritannien führte). Russischer Hanf war ebenfalls einer der wichtigsten Gründe dafür, daß Napoleon und die in sein kontinentales Bündnissystem einbezogenen Staaten 1812 in Rußland einmarschierten (siehe Kapitel 12).

Nachdem im Jahre 1942 die Invasion der Philippinen durch die Japaner die Versorgung mit Manilahanf (»Abakahanf«) abgeschnitten hatte, verteilte die US-Regierung 400 000 Pfund Cannabissamen an die Farmer von Wisconsin bis Kentucky, die dann bis 1946 jährlich 42 000 Tonnen Hanffasern für Kriegszwecke produzierten.

Warum hat Cannabis/Marihuana in der Geschichte eine so wichtige Rolle gespielt?

Cannabis ist die kräftigste und haltbarste natürliche Weichfaser auf unserem Planeten. Seine Blätter und Blütenspitzen (Marihuana) gehörten in manchen Kulturen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts für zwei Drittel der Menschheit mindestend dreitausend Jahre lang zu den wichtigsten und am häufigsten verwendeten Arzneimitteln.

Hanf zählt zu den höchstentwickelten Pflanzenfamilien der Erde und ist eine zweihäusige Pflanze, das heißt, er hat männliche oder weibliche Fortpflanzungsorgane; es gibt auch zweigeschlechtliche Pflanzenstöcke. Er ist ein holziges, einjähriges Kraut, das die Sonne effizienter nutzt als jede andere Pflanze auf unserem Planeten und in einer nur kurzen Wachstumszeit die stattliche Höhe von 4 bis 7 Metern erreicht. Hanf kann in nahezu jedem Klima und auf jedem Boden, selbst in Grenzertragsgebieten, angebaut werden.

Er ist mit Abstand der ertragreichste nachwachsende Rohstoff der Erde.

 

 

Wozu Hanf
alles nütze sein kann

2

Frage: Gibt es jemanden, der uns beweisen kann, daß diese These falsch ist?

(Jack Herer hält 10 000 Dollar dagegen. Den Wortlaut der Wette s. S. 45)

Wenn wir, um unseren Planeten zu retten und den Treibhauseffekt umzukehren, künftig auf alle fossilen Brennstoffe und petrochemischen Produkte ebenso verzichten wollen wie auf die Abholzung unserer Wälder zur Gewinnung von Papier und landwirtschaftlichen Nutzflächen, dann gibt es nur eine Pflanze, die als nachwachsender Rohstoff in der Lage ist, den größten Teil an Papier, Textilien und Nahrungsmitteln sowie des privaten und industriellen Energieverbrauchs zu liefern, und die zugleich die Umweltverschmutzung eindämmt, die Böden verbessert und unsere Luft reinigt: Es ist ein alter Gefährte, der dies schon immer für uns getan hat: Cannabis – Hanf -Marihuana!

Schiffe und Seeleute

90 Prozent1 aller Schiffssegel wurden schon vor den Phöniziern, spätestens aber seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. bis lange nach Erfindung und Kommerzialisierung des Dampfschiffs aus Hanf hergestellt (siehe Abbildung).

Das Wort »canvas«2 (Segeltuch) ist die niederländische Abwandlung (abgeleitet aus dem Lateinischen über das Französische) des griechischen Wortes »Kannabis«.3

Außer den Segeln wurden bis zu diesem Jahrhundert praktisch die gesamte Takelage, die Ankertaue, Verladenetze, Fischernetze, Flaggen, Wanten wie auch das Kalfaterwerg (das wichtigste Dichtungsmaterial gegen Salzwasser zwischen losen oder jungen Planken) aus dem Stengel der Marihuanapflanze gemacht.

Selbst die Kleidung der Seeleute, bis hin zu den Nähten der manchmal aus Segeltuch gemachten und mit einer aus Seil geflochtenen Sohle versehenen Schuhe, war aus Cannabis.4

Hanfpapier hielt 50- bis 100mal länger als die meisten aus Papyrus gefertigten Schriftträger.

Auch Schiffskarten, Logbücher und Bibeln wurden in der westeuropäischen/amerikanischen Welt seit der Zeit des Kolumbus (spätes 15. Jahrhundert) bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein und in China seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. aus Papier hergestellt, das Hanffasern enthielt. Hanfpapier hielt 50- bis 100mal länger als die meisten aus Papyrus gefertigten Schriftträger und war wesentlich leichter und billiger herzustellen.

Aber die Verwendung von Hanf war nicht auf die Seefahrt beschränkt.

Textilien und Stoffe

80 Prozent aller Textilien und Stoffe für Kleidungsstücke, Zelte, Linnen,5 Teppiche, Gardinen, Bettdecken, Handtücher, Windeln usw., einschließlich des Sternenbanners, wurden in den USA bis in die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts und in den meisten Teilen der übrigen Welt bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts vornehmlich aus Hanffasern hergestellt.