Helge Weichmann

SOKO Ente

Ein tierischer Kriminalroman

Zum Buch

Ente gut, alles gut! Jungente Charlie und ihre Schar könnten das Dasein am Stadtsee genießen – wenn da nicht diese lästigen Menschen wären! Verschwundene Kinder, geheimnisvolle Taucher und sogar ein Mord sorgen dafür, dass es schnell vorbei ist mit der Beschaulichkeit. Um die Ruhe an ihrem Heimatgewässer wiederherzustellen, fangen die Enten an zu ermitteln. Ihre Detektivarbeit verursacht zunächst heilloses Chaos in der Menschenwelt, sogar der Katastrophenschutz muss anrücken. Doch Charlie und ihre Freunde geben nicht auf. Mit Schnabelspitzengefühl und kuriosen Ideen tasten sie sich voran, bis schließlich alle Fäden in einer einzigen Nacht zusammenlaufen. Dabei gerät die komplette Schar in Lebensgefahr. Kann Charlie für ein Happy Ent(e) sorgen?

Ein tierisches Krimivergnügen, gespickt mit viel Witz und Illustrationen des Autors.

 

Helge Weichmann wurde 1972 in der Pfalz geboren und ist seit 25 Jahren in Rheinhessen zu Hause. Während seines Studiums jobbte er als Musiker sowie Kameramann und bereiste zahlreiche Länder, bevor er sich als Filmemacher selbstständig machte. Seine Kreativität lebt er in vielen Bereichen aus: Er betreibt eine Medienagentur, arbeitet als Moderator, fotografiert, filmt, zeichnet und schreibt. Weichmann ist Sammler von Vintage-Gitarren, Weinliebhaber und begeisterter Hobbykoch (allerdings keine Entengerichte).

 

Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:

Schandfieber (2018)

Schandglocke (2017)

Schwarze Sonne Roter Hahn (2017)

Schandkreuz (2016)

Schandgold (2014)

Schandgrab (2013)

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2019

Lektorat: Sven Lang

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Eric Isselee / shutterstock.com

und © easyasaofficiala / fotolia.com

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-6016-6

Haftungsausschluss

Enten und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Wasservögeln

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Die Woche am
Neukirchener See

Am Montag zwitschert ein seltsamer Vogel dreimal, nacktes Fleisch leuchtet durch die Büsche, der Duke schießt den Pfeil aller Pfeile, ein Leviathan verschwindet im Dunst.

Der Dienstag dreht sich um Kekse, ein Auto lärmt, Hechte rücken zusammen, eine Kreissäge dringt in die Tiefe, Günter Rocker hat einen schlimmen Verdacht, ein Hai taucht fast auf, am Ende wird einem unerschrockenen Wassermann eingeheizt.

Am Mittwoch fliegt Laugengebäck, zwei grundverschiedene Drahtgitter werden wichtig, ebenso ein Sommerkrokodil und ein teuflisches Weißbrot, wo­rauf ein merkwürdiges Floß den See überquert.

Donnerstags hallen zwei Schreie, ein Astronaut schwitzt, der Bürgermeister zerstört die Stadt, darüber hinaus sorgen ein sehr kleiner Teich, ein toter Papierkorb und eine Stimme aus dem Jenseits für Unruhe.

Am Freitag zieht schlechter Odem über den See, eine Erinnerung kommt zurück, Magnus lässt Federn, ein Fisch wird angezogen, eine bekannte Stimme versetzt die Enten in Erstaunen.

Der Samstag offenbart eine Bazille, worauf eine Ente sinkt und eine lebende Boje vom Himmel fällt, böse Augen blinzeln über das Wasser, es zischen Federn, schließlich steht eine trauernde Unke im Mittelpunkt.

Sonntags erscheint eine grüne Kiste, Schmetterlinge reiben ihre Flügel, eine Prozession fällt auf die Knie, ein Ball landet und eine Ankündigung macht die Enten sehr glücklich.

 

Zeitung

 

Polizei stellt jugendliche

Vandalen am See –
Beamter verletzt

Ein verletzter Beamter bei dramatischem Einsatz der Schutzpolizei Neukirchen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag.

Von unserer Lokalreporterin Vanessa Kreuzke

Gegen 23 Uhr wurden die Beamten von Anwohnern gerufen, die einen Feuerschein und Stimmen im Naturschutzgebiet am östlichen Seeufer wahrgenommen hatten. Um 23.12 Uhr trafen Polizeiobermeister Wolfgang Ebinger und Polizeimeister Erwin Göbel am bezeichneten Ort ein und stellten eine Gruppe von vier jugendlichen Vandalen. Diese hatten im Buschwerk des Uferbereichs verbotswidrig ein Feuer entzündet, konsumierten Alkohol und spielten über ein Mobiltelefon laute Musik ab. Nach Aussagen der Beamten waren die Halbwüchsigen uneinsichtig und gaben trotzig Widerworte. Die Polizisten wurden der Situation jedoch Herr. Sie behandelten die Täter erkennungsdienstlich und erteilten einen Platzverweis, nachdem sie das Feuer löschen und den Abfall beseitigen ließen.

Beim Wiedereinstieg in sein Dienstfahrzeug quetschte sich Polizeimeister Göbel den rechten Mittelfinger in der Beifahrertür. Die Wunde wurde noch in der Nacht von seiner Ehefrau Irma versorgt. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte sie, dass es ihrem Mann den Umständen entsprechend gut gehe. Sollte sich jedoch in den nächsten Tagen eine Infektion oder der Wundbrand einstellen, so könne ein Verlust des Fingers nicht ausgeschlossen werden. Im Fall der rücksichtslosen Vandalen am See ist also das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Würde der Regisseur einer Vorabendserie nach einer hübschen, aber nichtssagenden Kleinstadt suchen, die ein paar nette Häuser, Straßen, Grünflächen und sogar einen See bietet, in ihrer ereignislos-idyllischen Schläfrigkeit jedoch mühelos hinter den Intrigen, Liebeleien und Streitigkeiten der Serienprotagonisten zurückstehen und nichts weiter als eine bloße Kulisse darstellen würde, dann, tja, dann würde dieser Regisseur mit Sicherheit in Neukirchen fündig werden.

Neukirchen ist eine mittelgroße Stadt in einem mittelgroßen Landkreis irgendwo in Deutschland. Ihre Bedeutungslosigkeit lässt sich am besten daran ersehen, dass die in freundlichen Farben gestaltete Homepage www.willkommen-in-neukirchen.de an ihrem unteren Rand den kleinen, in grauer Schrift gehaltenen Vermerk trägt:

Letzte Änderung am 12.4.2017

Doch das Schicksal, das ja bekanntermaßen nicht wählerisch ist, wenn es um Zeit, Ort und Stärke seiner Schläge geht, hat aus einer Laune heraus beschlossen, ausgerechnet in Neukirchen eine geradezu aberwitzige Ereigniskette loszutreten. Eine Woche Zeit hat es sich gegeben, von Montag bis Sonntag, um das beschauliche Leben in Neukirchen durcheinanderzuwirbeln. Später sollten die Leute sagen, sie hätten schon seit Tagen ein ungutes Gefühl gehabt, ja, wie eine elektrische Aufladung in der Luft, ein Ziehen im großen Zeh, nein, den Tieren wäre auch nicht wohl gewesen, doch, man hätte schon etwas ahnen können.

Aber natürlich ahnte man nichts, und deshalb nahmen die Ereignisse ihren Anfang an einem – wie könnte es in Neukirchen auch anders sein – idyllischen und ruhigen Spätnachmittag.

Die Kamera des imaginären Regisseurs schwebt also aus der Vogelperspektive auf das Städtchen zu, sie zeigt die kleine Einkaufspassage und die ebenso überschaubare Fußgängerzone, sie verweilt einen Augenblick beim Brunnen in der Stadtmitte, streift am Rand das gegenüberliegende Bürgermeisteramt und erreicht nach kurzem Flug die Uferpromenade des Neukirchener Sees. Dort herrscht, wie es sich für einen sonnigen Mainachmittag gehört, reges Treiben: Familien schlendern am Wasser entlang, Bootsbesitzer sind am Steg zugange, auf dem Spielplatz nebenan geht es drunter und drüber. Nun gleitet die Kamera über den See und passiert eine Schar müßig dümpelnder Enten, bevor sie den Wald erreicht, der das östliche Ufer begrenzt. Es wird ruhiger, die Stimmen verhallen. Hier erstreckt sich das Neukirchener Naturschutzgebiet, es ist dicht bewachsen und wird lediglich von einigen Forst- und Spazierwegen durchzogen. Die Sonne steht tief, zwischen den Stämmen hängen bereits die Schatten.

Näher und näher kommen die Büsche, die den grünen Uferstreifen bedecken. Die Kamera erwischt gerade noch zwei sommersprossige Jungen, die mit schnellen Schritten den Weg verlassen und ins Unterholz huschen, als sie auch schon mitten in den Sträuchern angekommen ist. Vorsichtig pirscht sie sich voran, als könnte sie jemanden stören. Da – sind da nicht Stimmen zu hören? Gemurmelte Worte, das perlende Lachen einer Frau?

Der Regisseur der Vorabendserie hätte seine helle Freude an dem, was seine Kamera an diesem Montag hier im Naturschutzgebiet filmen würde.