ISBN 978-3-86191-180-7
© Crotona Verlag GmbH & Co.KG
Kammer 11 · D-83123 Amerang
Umschlaggestaltung: Annette Wagner
Inhalt
Einführung
1. Geburt und Kindheit
2. Der junge Franziskaner
3. Die Stigmata
4. Die Heilungen
5. Bilokation
6. Der Heilige
7. Schlussgedanken
Anmerkungen
„WENN DU LEIDEST ODER DICH FREUST,
WENN DEIN HERZ TRAURIG IST
ODER GLÜCKLICH;
WENN DU EINSAM BIST
ODER IN GESELLSCHAFT;
VERGISS NICHT,
DASS GOTT DICH LIEBT,
DIR HILFT
UND DEN WEG MIT DIR GEHT!
LIEBE AUCH DU IHN…!
SEI GUTEN MUTES.
JESUS WIRD SICH UM ALLES KÜMMERN.”
PATER PIO1
Einführung
Am 16. Juni des Jahres 2002 wurde Pater Pio von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Es war die größte Heiligsprechungsfeier in der Geschichte der Katholischen Kirche. Niemand vermochte genau zu sagen, ob eine halbe Million Menschen den Petersplatz und die an ihn grenzende Via della Conciliazione bevölkerte – oder ob es vielleicht doppelt so viele waren. Es waren Menschen aus aller Welt. Es waren Menschen aus allen Schichten – arm oder reich, gebildet oder ungebildet. Sie alle waren vereint in der Zuneigung und Verehrung für jenen einfachen Kapuzinerpater, der rund vierunddreißig Jahre zuvor gestorben, aber in den Herzen der Menschen noch immer gegenwärtig war.
Pater Pio war nach seinem großen Ordensgründer Franziskus wohl der Einzige, der vom Papst bis zur einfachsten Bäuerin ohne Ansehen die Menschen im Innersten verstand und berührte. Von daher traf Johannes Paul II. den Wesenskern des neuen Heiligen, als er in seiner Predigt die Worte sprach: „Der tiefste Grund des apostolischen Wirkens von Pater Pio, die eigentliche Wurzel seiner großen geistigen Fruchtbarkeit, findet sich in der festen inneren Verbundenheit mit Gott.“2
Diese „Verbundenheit“ war es, die nahezu jeder verspürte, der mit Pater Pio in Kontakt kam. Dabei fiel es jenen Menschen, die „mit dem Herzen sahen“, sehr viel leichter, das Mysterium dieses so besonderen Menschen zu erspüren, als jenen, die vom Kopf her zu verstehen trachteten, was sie als innerliche Berührung empfanden.
Es erforderte und erfordert noch immer ein im tiefsten Sinne gläubiges Herz, um all das Wunderbare zu verstehen, was Pater Pio umgab und von ihm ausströmte. Daher soll der nachstehend verfasste Überblick über sein Leben und Wirken auch ein Schreiten auf dem „Pfad des Herzens“ sein.
Pater Pio wurde am 25. Mai 1887 in Pietrelcina in der süditalienischen Provinz Benevento als Sohn von Orazio Forgione und Maria Giuseppa de Nunzio geboren. Welcher Name hätte besser zu ihm gepasst als Francesco, denn in den Spuren seines großen Vorgängers sollte sein ganzes weiteres Leben verlaufen. Sein Geburtsort lag nur etwa zwanzig Kilometer von San Giovanni Rotondo entfernt, wo in einer Grotte des Gargano-Gebirges mehrmals der Erzengel Michael erschienen war. Noch heute ist dies ein besonderer Pilgerplatz. Pater Pio empfand sein Leben lang eine enge Verbindung zu diesem majestätischen Erzengel.
Seine Mutter kannte einen in ihrem kleinen Dorf berühmten Astrologen, einen kränklichen Mann namens Giuseppe Fajella. Zu ihm ging sie, um etwas über ihren Sohn Francesco in Erfahrung zu bringen, vielleicht aber auch, um ein kleines Schutzamulett gegen den „bösen Blick“ für ihn zu erwerben. Dieser Mann machte immerhin die folgende bemerkenswerte Aussage über den Jungen, nachdem er sein Horoskop studiert hatte: „Dieses Kind wird einmal von aller Welt verehrt werden. Durch seine Hände wird viel Geld fließen; er selbst wird jedoch nichts besitzen!“3 Was immer man von den Gaben dieses Giuseppe Fajella halten mag, sie trafen in allem die zukünftige Bestimmung des Francesco Forgione.
Fast alle Biographen Pater Pios sind sich dahingehend einig, dass bereits der kleine Junge sich mit „dunklen Kräften“ auseinanderzusetzen hatte. Ein Geschehen, das geradezu gleichnishaft für sein zukünftiges Leben sein sollte. „Als ich als kleines Kind in der Wiege lag und als die Mutter das Licht auslöschte, da weinte ich sehr laut, weil die Ungeheuer um mich herum sich erhoben. Sie zündete es wieder an, und ich hörte auf zu weinen!“4
Diese frühe Erinnerung lässt erahnen, wie intensiv Pater Pio die „Konfrontation mit dem Gegensatz“ erlebte. Sie erforderte von Beginn seines Lebens an seinen ganzen Einsatz; und er deutete immer wieder in Gesprächen mit Ordensbrüdern oder Menschen, die ihm nahestanden, an, wie wenig diese von den Kämpfen ahnten, die er auszufechten hatte.