Du bist nicht allein ...

Der Prozess des Älterwerdens zieht eine Reihe körperlicher und seelischer Veränderungen nach sich, die Sie mehr oder weniger deutlich zu spüren bekommen.

Die hormonellen Umstellungen in den Wechseljahren und der Alte­rungs­prozess machen sich körperlich und seelisch bemerkbar: mit Hitzewellen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Muskel- und Gelenkschmerzen, aber auch mit einer veränderten oder schwankenden Gemüts- und Seelenlage. Gerade die körperlichen Veränderungen geben uns den Schlüssel in die Hand, die Wechseljahre in Verhalten, Stimmung und Lebenseinstellung besser zu erkennen und anzunehmen.

Was Frauen in dieser Zeit vor allem brauchen, ist eine gute Gesprächskultur. Mit anderen Frauen offen über die eigenen Gefühle, Gedanken und Stimmungen sprechen, Erlebnisse und Erfahrungen austauschen – das tut jetzt gut. Umso mehr, weil die meisten Frauen in den Wechseljahren mehr oder weniger mit ihren Problemen allein sind. Für viele ist es immer noch tabu, mit anderen darüber zu sprechen.

Der Rettungsanker in dieser Situation sind gute Freundinnen. Oder Seminare über Wechseljahre, in denen offen über alles gesprochen werden kann, was damit zusammenhängt. Wenn wir uns gegenseitig erzäh­len, wie wir uns fühlen, wie wir die Wech­seljahre erleben, womit wir uns schwertun, worunter wir leiden – dann wird manches schon allein durch diesen Erfahrungsaustausch seinen Schrecken verlieren. Schwierigkeiten relativieren sich, die Situation erscheint in einem anderen Licht. Egal, ob es sich um körperliche, familiäre oder berufliche Fragen handelt – zu wissen, zu hören und zu erfahren, dass andere sich mit ähn­lichen oder gleichen Problemen herumschlagen, erleichtert ungemein. Sprechen Sie mit anderen Frauen, die in der gleichen Situa­tion stecken. Ermutigen, helfen und unterstützen Sie sich gegenseitig. Oft erwachsen aus solchen Erfahrungsgruppen neue Freund­­schaften und Netzwerke.

Wichtig ist auch, dass Sie selbst gut für sich sorgen und auf Ihre Gesundheit achten (siehe S. 163). Erkundigen Sie sich, ob es in Ihrer Nähe ein Wechseljahre-Seminar-An­gebot gibt. Volkshochschulen, Pro Familia, Krankenkassen, Frauengesundheitszentren sowie städtische oder kirchliche soziale Einrichtungen können hier Auskunft geben. Oder Sie surfen im Internet nach einschlägigen Angeboten. Außerdem können Sie überlegen, ob Sie selbst eine Gruppe zum Er­fahrungsaustausch gründen wollen. Wenn sich in Ihrer Bekanntschaft nicht genügend Frauen finden, setzen Sie eine Kleinanzeige in die Zeitung oder machen einen Aushang in der Frauenarztpraxis. Wenn Sie mehr über gesellschaftliche, historische, kulturelle und politische Hintergründe der Wechseljahre erfahren oder Wechseljahre-Frauengruppen leiten wollen, können Sie ein Seminar besuchen (z. B. www.frauenseminar-bodensee.ch).

Pflanzliche Medikamente

Wenn Sie die ersten Wechseljahresbeschwerden spüren, können Sie ausprobieren, ob pflanzliche Medikamente genügen, um sie abzumildern.

Probieren Sie aus, was Ihnen am besten hilft. Jede Frau reagiert anders auf die verschiedenen Naturmittel.

Diverse Pflanzen enthalten Substanzen, die ähnlich wie Östrogene wirken. Diese „Phy­toöstrogene“ lagern sich an die Östrogen-Andockstellen (Rezeptoren) im zen­tralen Nervensystem an, also auch in den Steuerungszentren im Gehirn, und kön- nen so Wechseljahressymptome wie Hitze­wal­lungen oder Zyklusunregelmäßigkeiten beeinflussen.

Zwar gibt es keine zuverlässigen Stu­dien, die solche Mittel gegen Scheinmedikamente (Placebo) getestet haben, um ihre Wirksamkeit nachzuweisen, aber etwa 60 bis 70 Prozent der Frauen im Frühstadium der Wechseljahre geben an, dass ihnen pflanzliche Präparate gut helfen. Allerdings tritt die Wirkung oft nicht sofort ein, sondern erst nach einigen Wochen kontinuierlicher Anwendung. Ein wenig Geduld müssen Sie also aufbringen, wenn Sie solche Mittel ausprobieren wollen. Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Heilpflanzen:

Der Wurzelstock der Traubensilber­kerze (Cimicifuga racemosa, auch Wanzenkraut genannt) ist reich an pflanzlichen Östrogenen. Ob sich damit Wechseljahresbeschwerden abmildern lassen, ist wissenschaftlich nicht gut untersucht. Wenn Sie merken, dass ein Mittel mit diesem Pflanzenextrakt Ihre Beschwerden lindert und Sie es deshalb über lange Zeit (mehr als sechs bis zwölf Monate) anwenden wollen, sollten Sie dies nicht ohne Rücksprache mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt tun.

Mönchspfeffer (auch Keusch­lamm genannt, Agnus castus) kann Untersuchungen zufolge bewirken, dass die Hirnanhangsdrüse weniger Prolaktin ausschüttet. Brustspannen vor Einsetzen der Menstruation ist häufig durch einen Prolaktinüberschuss begründet. Sie können versuchen, ob Präparate mit Mönchspfeffer solche Symptome lindern oder den Zyklus regulieren können.

Johanniskraut kann depressive Stimmungen aufhellen. Baldrian wirkt beruhigend und schlafanstoßend. Beide Mittel müssen allerdings hoch genug dosiert werden: bei Johanniskraut sind meist 900 Milligramm, bei Baldrian 600 Milligramm Trockenextrakt nötig, um die erwünschte Wirkung zu erzielen.

Salbei (frisch als Kraut oder aufgebrüht als Tee) kann die Schweißbildung etwas hemmen – was bei Hitzewallungen angenehm sein kann.

Frauenmantel (Foto oben) ist – wie der Name schon sagt – eine Heilpflanze für verschiedene Frauenleiden und wird in Kräutertees oft mit Hirten­täschel kombiniert. Sie können ausprobieren, ob schmerzhafte Regelblutungen oder krampf­artige Beschwerden sich damit bessern.

Die Wurzel von Rhapontik-Rhabarber enthält den östrogenähnlichen Wirkstoff Rhapontizin und soll deshalb Hitzewallungen lindern. Dazu gibt es jedoch keine Studien, weshalb sich das Nutzen-Risiko-Verhältnis nicht gut einschätzen lässt.

Yamswurzel wächst in den Tropen und wird dort wie Kartoffeln zubereitet. Arzneilich interessant ist die Wurzel, weil sie etwa zwei Prozent Diosgenin enthält. Das ist eine Substanz, die dem Gelbkörperhormon Progesteron ähnelt und deshalb eine Gelbkörperschwäche zu Beginn der Wechseljahre möglicherweise auszugleichen vermag. Dazu gibt es jedoch bisher keine wissenschaftlichen Studien, sodass zum Nutzen-Risiko-Verhältnis keine Aussagen gemacht werden können. Yamswurzelextrakt ist meist als Pulver oder Kapsel erhältlich und wird als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben.

Ginseng (Foto rechts oben) ist vor allem in Asien als Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden bekannt und erfreut sich seit einiger Zeit auch in Europa wachsender Beliebtheit. Allerdings ist unklar, wie gut Ginseng die Symptome abmildern kann. Es gibt ihn in verschie­denen Zubereitun-gen (Likör, Tee, Tropfen, Pulver, Kapseln). Je nach Anbaugebiet und Erntezeit schwankt der Wirkstoff­gehalt in den Ginsengwurzeln. Achten Sie darauf, dass Sie Präparate mit gleich­blei­bender (standardisierter) Wirkstoffmenge erhalten. Bei nicht standardisierten Präparaten können Sie nicht sicher sein, dass die Mittel immer den gleichen Effekt haben.

Lavendel enthält ätherische Öle, die beruhigend wirken und das Einschlafen erleichtern können. Sie können Lavendel als Bade­zusatz oder Aromaöl verwenden, aber auch als Tee trinken, als Kapseln einnehmen oder einen Ölwickel machen (siehe S. 39). Oder Sie legen sich ein Säckchen aus getrockneten Lavendelblüten unter das Kopfkissen. Wenn Sie sich darauflegen, werden die Blüten etwas gepresst und setzen die ätherischen Öle frei. Beim Einschlafen atmen Sie sie ein – wobei sich die beruhigende Wirkung entfalten kann.

Soja, Rotklee und Isoflavone: In Drogerien, Reformhäusern, Apotheken und im Internet sind diverse Präparate mit Extrakten aus Sojabohnen oder Rotklee sowie isolierte pflanzliche Isoflavone rezeptfrei als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Bisher konnten wissenschaftliche Überprüfungen nicht bestätigen, dass diese Produkte Wech­seljahrs­beschwerden nennenswert beeinflussen. Im Gegenteil: Da die Mittel meist über längere Zeit eingenommen werden sollen, könnte es sogar sein, dass die östrogenartige Wirkung der Isoflavone möglicherweise das Risiko erhöht, an Brustkrebs zu erkranken. Das deutsche Bundesamt für Risiko­bewertung und die Stiftung Warentest raten deshalb von der Einnahme isoflavonhaltiger Produkte ab.

Bitte beachten Sie: Auch pflanzliche Mittel sind keine harmlosen Smarties, die einfach so eingenommen werden können. Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin darüber, ob die Mittel in Ihrem Fall sinnvoll sind oder nicht. Gegebenenfalls können Sie auch gezielt eine naturheilkundlich orientierte Ärztin aufsuchen.

Hitzewellen

Plötzliche Schweißausbrüche sind eines der typischsten Wechseljahressymptome. „Fliegende Hitzen“ sagen viele dazu.

Hitzewallungen beginnen meist am Oberkörper im Bereich von Nacken, Brust oder Hals. Von dort ausgehend steigt ein starkes Wärmegefühl auf, der Schweiß tritt schlagartig aus allen Poren, nicht selten kommt es vor, dass die Kleidung in Sekundenschnelle klatschnass ist. Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei.

Bis heute kann niemand so recht erklären, wie es zu diesen Hitzewellen kommt. Möglicherweise hängen sie damit zusammen, dass das Wärmeregulationszentrum in einer bestimmten Gehirnregion (Hypothalamus) so reagiert, als hätte der Körper seinen Thermostat verstellt – aber wodurch, das ist immer noch unklar.

Im Verlauf einer Hitzewelle können Schwindelgefühle, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen auftreten. Manchen Frauen kommt es vor, als würden Tausende von Ameisen über Oberkörper, Arme oder Hände laufen. Dieses Kribbeln verschwindet, sobald die Wallung abklingt.

Wie stark Hitzewellen sind und wie häufig und wie lange sie vorkommen, lässt sich nicht vorhersagen. Es gibt Frauen, die die Wechseljahre völlig ohne fliegende Hitzen erleben, und andere, bei denen täglich zehn und mehr auftreten. Wieder andere schwitzen vor allem in der Nacht – und dann oft so heftig, dass die Bett­wäsche gewechselt werden muss, teil­weise sogar mehrfach.

Auch die Dauer schwankt: Einige Frauen haben nur wenige Monate lang Wallungen, andere begleiten die Hitzewellen zwei, drei oder fünf Jahre lang. Körpergewicht, Stress, Berufstätigkeit oder Schlafdauer spielen dabei keine Rolle. Aber Kaffee und Alkohol können Hitzewallungen begünstigen, weil sie die Blutgefäße erweitern.

Wenn Sie Lust auf eine Tasse Espresso oder ein Glas Wein haben, brauchen Sie nicht darauf zu verzichten. Aber sorgen Sie vorsichtshalber dafür, dass Sie gegebenenfalls rasch ein Fenster öffnen, die Jacke ausziehen oder das Schultertuch ablegen können. Diese Empfindlichkeit auf Kaffee und Alkohol kann über viele weitere Jahre an­halten, auch wenn die Wechseljahre selbst schon lange vorüber sind.

In gut beheizten Räumen werden Sie eine Wallung stärker und belastender empfinden als in kühleren. Stellen Sie deshalb die Raumtemperatur etwas niedriger ein, aber achten Sie darauf, dass es nicht zu kühl ist, sonst holen Sie sich bei einer Hitzewallung durch den Schweißausbruch leicht eine Erkältung.

Anpassungsfähige Wäsche und Kleidung

Achten Sie darauf, dass Sie Unterwäsche und Wäsche aus natürlichen Materialien tragen – vorzugsweise Baumwolle oder ein fein verstricktes Gemisch aus 70 Prozent Wolle und 30 Prozent Seide. Auch Funk­tionsunterwäsche, wie sie beim Sport getragen wird, ist bei starken Hitzewallungen günstig – sie leitet die Feuchtigkeit nach außen ab und bleibt auf der Haut trocken. Anders als die früher üblichen Nylon- und Kunstfaser-Waren riecht der Schweiß in diesen Produkten nicht unangenehm.

Verzichten Sie nicht auf Unterwäsche – sie saugt die Feuchtigkeit auf und hält (mit Ausnahme von Baumwolle) auch in feuchtem Zustand noch warm, sodass Sie die Wäsche nicht gleich wechseln müssen, was vor allem im Berufsalltag wichtig ist.

Aus modernen Kunstfaser-Geweben wird mittlerweile auch Oberbekleidung hergestellt, die ebenso bequem wie praktisch ist, kaum oder gar nicht knittert und in null Komma nichts wieder trocken ist. Sie können sich ein Oberteil aus solchem Material sogar in die Handtasche stecken und bei Bedarf gegen ein nassgeschwitztes wechseln.

Machen Sie sich ansonsten einen altbewährten Trick zunutze: Ziehen Sie sich nach dem Zwiebelprinzip an – ein paar Schichten übereinander, sodass Sie sich nach und nach entblättern können, je nachdem, wie heftig die Wallung ausfällt.

Besonders praktisch und sehr dekorativ sind auch große Tücher aus dünner Wolle oder Cashmere, die Sie sich um die Schultern drapieren können. Sie schützen vor Zugluft, wärmen wunderbar und lassen sich rasch ablegen. Nach der Wallung können Sie sich Stück für Stück wieder einhüllen, sodass Ihnen nicht kalt wird.

Bei der Kleidung ist Bequemlichkeit Trumpf: weite Blusen, fließende Kleider, locker fallende Pullover, legere Westen, läs­sige Hosen und – nicht vergessen! – bequeme Schuhe. Wagen Sie sich an schöne Farben und qualitativ hochwertige Stoffe – dann sehen Sie immer gut angezogen aus. Hautenge Jeans können Sie getrost den Jüngeren überlassen – es sei denn, Sie fühlen sich darin wirklich wohl.

Scheren Sie sich nicht um irgendwelche Modevorschriften – tragen Sie, was zu Ihnen passt und worin Sie sich gut bewegen können. Das sollte jetzt das Wichtigste sein. Schließlich sind Sie nicht bei „Germany’s Next Topmodel“, und Sie müssen nicht mit anderen Frauen um die schmalste Taille und den knackigsten Po konkurrieren.

Wenn die Hitzewellen vor allem nachts auftreten, sollten Sie statt eines Daunen­bettes besser eine Bettdecke aus Wolle, Wildseide oder Kamelhaar benutzen. Decken aus diesen Materialien sind dünner und leichter als Daunendecken, wärmen aber genauso gut. Sie können auch zwei dieser Bettdecken übereinander­legen. Ist die eine in der Nacht nassgeschwitzt, drehen Sie die Decken einfach um, sodass die feuchte Seite nach oben zeigt und trocknen kann. Oder Sie decken sich nur noch mit der trockenen zu. In lauen Sommernächten genügt oft ein Laken oder ein Bettbezug als Zudecke – trockenen Ersatz können Sie neben dem Bett deponieren.

Laken aus Frottee, Jersey-Trikot oder leicht aufgerauter Baumwolle saugen die Feuchtigkeit besser auf als ganz glatte. Wenn Sie die Frottee-Oberfläche nicht mö­gen, können Sie es auch als Unterlaken benutzen.

Laken aus Mikrofaser leiten die Feuchtigkeit ab und fühlen sich nicht so nass an – probieren Sie aus, wie Sie darauf schlafen.

Legen Sie keine Plastikfolie unter das Laken, um die Matratze zu schonen! Sie schwitzen damit mehr, weil Kunststoff Wärme und Feuchtigkeit staut. Wenn Sie das Bett tagsüber aufdecken und die Matratze öfter wenden, trocknet sie immer wieder gut durch. Und wenn nach den Wechseljahren die Hitzen vorbei sind, gönnen Sie sich eine neue Matratze.

Der Trick mit dem Fächer

Es gibt einen sehr einfachen und höchst wirkungsvollen Trick, mit dem Sie sich bei einer Wallung Erleichterung verschaffen können: den Fächer. Bei unseren Urgroßmüttern gehörte ein schöner Fächer zur „Grundgarderobe“, sie hatten ihn ständig bei sich und für jede Gelegenheit einen an­deren. Wenn Sie auf einem Flohmarkt oder in Asialäden stöbern, eine Spanienreise machen oder sich in der Faschingszeit in Geschäften für Kostümbedarf umsehen, werden Sie so manches Prachtexemplar ent­decken (und preiswert sind sie obendrein). Besorgen Sie sich einige schlichte für den Alltag im Büro oder zu Hause (passend zur Kleidung in verschiedenen Farben), einen dekorativen für festliche Anlässe und einen ganz besonders ausgefallenen für spezielle Gelegenheiten. Sie werden merken: Man wird Sie damit bewundern!

Und vielleicht wird Ihnen irgendwo eine andere Frau auffallen, die mitten im Gespräch oder in der Oper ihren Fächer aufschlägt und sich elegant Luft und Kühle zufächelt. Dann können Sie leise in sich hineinlächeln und denken: Aha, sie auch …

Hausmittel

Es gibt einige Hausmittel, die Hitzewellen vorbeugen oder besser überstehen lassen können:

  • Bewegen Sie sich! Wenn Sie beruflich viel sitzen müssen, braucht Ihr Körper einen Bewegungsausgleich. Egal, wofür Sie sich entscheiden, wichtig ist, dass es Ihnen Spaß macht. Besonders günstig sind alle Ausdauersportarten: Joggen, Wandern, rasches Gehen („Walking“), Schwimmen, Eislaufen, Radfahren, Inline-Skating, Skilanglauf. Auch Yoga, Gymnastik oder Tanzen sind vorteilhaft, ebenso Golf, Reiten, Tennis oder Gartenarbeit.
  • Härten Sie den Körper ab – mit Saunabesuchen, Wechselduschen am Morgen (warm beginnen, kalt aufhören) und Bürstenmassagen.
  • Sobald die Hitze aufsteigt, die Innen­seite der Handgelenke – wenn möglich – unter kaltes fließendes Wasser halten. Das kühlt wunderbar. Sie können auch die Arme bis über die Ellenbogen in kaltes Wasser tauchen, das hat einen ähnlichen Effekt.
  • Kräutertee kann Wallungen mildern (am besten vorbeugend täglich einen halben Liter trinken) – probieren Sie, ob es Ihnen hilft. Heiß oder warm und gegebenenfalls mit etwas Honig gesüßt trinken.
  • Sie können auch versuchen, ob es Ihnen hilft, wenn Sie jeden Tag ein frisch gepflücktes Lorbeerblatt zerkauen (Reste aus­spucken). Achtung – der Geschmack ist herb und leicht bitter!
  • Wenn Sie häufig nachts Wallungen haben, können Sie ausprobieren, ob es Ihnen hilft, wenn Sie mit nassen Socken schlafen gehen. Ziehen Sie möglichst lange Baumwollsocken an, die Sie zuvor unter kaltes Wasser gehalten und gut ausgewrungen haben. Achtung: Die Füße müssen dabei warm sein (ggf. vorher ein warmes Fußbad nehmen). Darüber ein Paar Wollsocken ziehen und im Bett ein Frotteetuch unter die Füße legen, damit das Laken trocken bleibt.

„In Wallung kommen“ heißt lebendig sein

Für viele Frauen sind Hitzewallungen das Schreckgespenst der Wechseljahre schlechthin. In der Tat ist es nicht gerade angenehm, am Arbeitsplatz, in einer Besprechung, beim Umgang mit Kunden, Vorgesetzten oder Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes „im Wasser“ zu stehen. Aber je mehr Angst Sie vor der fliegenden Hitze haben, desto schlimmer und belastender werden Sie sie empfinden.

Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie versuchen, sich weniger dafür zu schämen und stattdessen die Hitzewellen mehr als natürlichen Vorgang zu sehen. Die fliegenden Hitzen begleiten Sie jetzt eben eine Weile – na und? Sicher erfordert es eine Portion Selbstbewusstsein, vor Kollegen offen zu zeigen, dass Sie in den Wechseljahren sind. Aber probieren Sie’s doch einfach einmal aus – und lassen Sie sich nicht von einer dummen Bemerkung abschrecken (wenn sich überhaupt jemand traut, eine solche zu machen). Öffnen Sie ein Fenster, greifen Sie zum Fächer und legen Sie Jackett, Strickjacke oder Pullover ab, bis die Wallung vorbei ist. Schon diese kleine Pause schafft Ihnen die nötige Distanz, sich erfrischt zu fühlen und trotz Wallung in Ihrer Arbeit oder Ihrem Gespräch fortfahren zu können. Je mehr Frauen auf so natürliche Weise mit den fliegenden Hitzen umgehen, desto eher werden die Wechseljahre und ihre möglichen Begleiterscheinungen gesellschaftlich als das gesehen und empfunden, was sie eigentlich sind: ein natürlicher Vorgang, für den sich keine Frau zu schämen braucht.

Vielleicht hilft es Ihnen auch, die Hitzewellen nicht als peinlich zu empfinden, wenn Sie sie aus einer ganz anderen Sicht betrachten. Dazu ein Zitat von Dr. Ingrid Olbricht, frühere Chefärztin der Psychosomatischen Abteilung der Wicker-Klinik in Bad Wildungen und inzwischen leider verstorben:

„Hitze heißt auch, dass etwas besonders lebendig ist, denn alle Lebensvor­gänge laufen in der Hitze beschleunigt ab. Und bei Wallungen gerät etwas in Wallung, es bleibt nicht, wie es ist, es gerät in Bewegung und verändert sich. Normalerweise wird uns heiß, wenn wir uns anstrengen und hart arbeiten, aber auch bei starken Gefühlen wie Zorn, Angst, Freude oder sexueller Erregung, also in Zeiten von großer Aktivität. Hier wird Hitze keineswegs als Labilität verstanden, sondern als Zeichen lebendiger Lebensvorgänge. Mit den Hitzewallungen signalisiert der Körper also sehr deutlich seine Lebendigkeit und seine Veränderungsbereitschaft, er signalisiert nicht nur die Notwendigkeit der Neuorientierung, sondern gleichzeitig auch die Fähigkeit dazu.“

Lassen Sie sich nicht beengen! Wichtig ist, dass Ihre Kleidung Sie nicht einengt, sonst empfinden Sie die Hitzewallung noch heftiger. Zwängen Sie sich in kein Korsett mehr, weder körperlich noch geistig. Und je selbstverständlicher Sie damit umgehen, desto weniger belastet Sie die Wallung, und desto schneller ist sie meist auch wieder verflogen.

Einen Schweißausbruch können Sie also auch als Zeichen dafür sehen, dass etwas in Fluss gekommen ist. Es gibt noch meh­rere solcher Brücken, die Sie sich bauen können, um Wech­seljahressymptome aus einem eher heiteren, positiven Blickwinkel zu betrachten.

Wenn Frauen in den Wechseljahren ihre Energie nicht unterdrücken, sondern herauslassen, sie nutzen, sind sie „heiß“ – lebendig, tatkräftig, unternehmungslustig. Machen Sie sich diese Energie kreativ zunutze!

Schlafstörungen

Mit oder ohne Wallung haben viele Frauen Probleme mit dem Schlaf. Für Berufstätige ist das besonders belastend.

Mitten in der Nacht hellwach sein, das ist keine Freude, vor allem nicht, wenn am nächsten Morgen ein anstren­gender Arbeitstag bevorsteht! Je länger die Schlaflosigkeit anhält, desto ungeduldiger und gereizter werden Sie, weil die Erholung durch den Schlaf fehlt. Probieren Sie aus, was Ihnen am ehesten hilft:

  • Wälzen Sie sich nicht stundenlang von einer Seite auf die andere, wenn Sie nachts aufwachen und nicht mehr einschlafen können. Machen Sie das Beste daraus: Lesen Sie ein Buch, schreiben Sie einen Brief, notieren Sie Erlebnisse und Gedanken in Ihr Tagebuch, bügeln Sie die Wäsche – was auch immer, aber seien Sie tätig. Meist werden Sie innerhalb einer halben Stunde doch müde und knipsen das Licht wieder aus. Wenn nicht, ist es auch O.K., dann haben Sie in der schlaflosen Zeit wenigstens etwas getan, was Ihnen guttat oder was nützlich war.
  • Voraussetzung für solche Nachtaktivi­täten ist ein eigenes Zimmer, und das haben nicht alle Frauen. Vielleicht sind die Hitzewellen und Schlafprobleme aber ein willkommener Anlass, es sich einzurichten (oder das Kinderzimmer in Beschlag zu nehmen, wenn die Kinder schon flügge geworden sind und sich dort nicht mehr aufhalten), sofern es sich von Ihren Wohnverhältnissen her machen lässt.
  • Nehmen Sie abends kein opulentes Menü mehr zu sich; die Verdauungs­arbeit, die Magen und Darm dann zu leisten haben, stört den Schlaf. Am besten genehmigen Sie sich nach 18 Uhr nur noch leicht verdauliche Kost. Gehen Sie aber auch nicht mit knurrendem Magen zu Bett – Hunger kann die Schlafqualität ebenfalls beeinträchtigen.
  • Gönnen Sie sich vor dem Schlafengehen eine Stunde Entspannung. Folgen Sie dabei Ihren Vorlieben und Neigungen. Ein warmes Wannenbad ist ebenso gut wie eine angenehme Lektüre, ein Glas warme Milch mit Honig, eine Tasse Kräutertee oder eine Massage.
  • Machen Sie einen Abendspaziergang – eine halbe Stunde genügt, um Körper, Geist und Seele zu entspannen und eine angenehme Müdigkeit herbeizuführen.
  • Viele Frauen schlafen mit Musik besser ein. Probieren Sie aus, was Sie am besten in den Schlaf wiegt.
  • Achten Sie darauf, dass nachts alle Lichtquellen in Ihrem Schlafzimmer ausgeschaltet sind und Ihre Vorhänge dicht schließen, falls Licht von Straßenlaternen oder Leuchtreklame in Ihr Zimmer scheint. Nächtliches Licht kann den Melatoninhaushalt stören. Melatonin ist eine hormonähnliche Substanz, die schlafanregend wirkt. Wenn die Mela­toninausschüttung im Gehirn durch Licht gestört wird, wachen Sie nachts leichter auf.
  • Vorsicht mit starken Schlaftabletten mit Wirkstoffen wie Flurazepam (z. B. in Dalmadorm®), Nitrazepam (z. B. in Mogadan®), Flunitrazepam (z. B. in Rohypnol®) oder Zopiclon (z. B. in Ximovan®, Optidorm®), Zolpidem (z. B. in Bikalm®, Stilnox®), Zaleplon (z. B. in Sonata®). Diese Mittel machen schon nach wenigen Wochen abhängig, sodass Sie immer mehr Tabletten brauchen, um schlafen zu können. Der Schlaf wird damit meist auch nicht erholsamer, sondern eher bleiern. Morgens fühlen Sie sich dann nur noch matt und zerschlagen. Im Übrigen schränken diese Mittel am nachfolgenden Tag Ihre Reaktionsfähigkeit ein, sodass Sie im Straßenverkehr in Gefahrensituationen nicht mehr schnell genug reagieren. Wenn Sie solche Mittel nehmen, sollten Sie daher möglichst nicht Auto fahren.

Wenn Sie längere Zeit sehr schlecht schlafen und dringend mal wieder eine ruhige Nacht brauchen, können Sie kurzfristig zu milderen Schlaftabletten greifen. Dazu gehören Präparate mit den Wirkstoffen Diphen­hydramin (z. B. in Dolestan® oder Moradorm®) oder Doxylamin (z. B. in Gittalun® oder Schlafsterne®). Auch Baldrian kann das Ein- und Durchschlafen erleichtern. Sie müssen jedoch darauf achten, dass die Tabletten hoch genug dosiert sind. Pro Tablette sollten mindestens 600 Milligramm Trockenextrakt enthalten sein.

Trockene Haut

Die Haut fühlt sich insgesamt trockener an, wird leicht spröde – vor allem an den Händen, Ellenbogen, Beinen und im Gesicht –, spannt schneller und juckt häufig ein wenig.

Wenn Sie Ihre Haut regelmäßig pflegen, werden Sie plötzlich fest­stellen, dass Sie mehr Creme brauchen als bisher. Das hängt mit dem normalen Alterungsprozess zusammen. Die Haut kann nicht mehr so viel Feuchtigkeit speichern (deshalb wirkt sie so „durstig“) und erzeugt weniger Kollagen und Elastin. Das sind Eiweißstoffe, die gemeinsam das Stützgerüst der Haut bilden. Die Kollagenfasern sind normalerweise kreuz und quer miteinander vernetzt. Mit zunehmendem Alter entwirren sie sich und ordnen sich parallel zur Hautoberfläche an, sodass die Haut an Elastizität und Spannung verliert, was die Abnahme des Unterhautfettgewebes noch verstärkt. Außerdem verlangsamt sich die Zellteilung, was die Haut dünner und empfindlicher gegen Hitze, Kälte, Sonnenlicht und Verletzungen macht. Sie ist auch nicht mehr so gut durchblutet wie früher, wirkt leicht etwas fahl und blass.

Trockene Luft (vor allem im Winter in beheizten Räumen), zu viel Sonne, Rauchen, Alkohol, Seife, Abmagerungskuren, zu wenig Schlaf und Bewegungsmangel bedeuten für die Haut zusätzliche Strapazen und lassen sie schneller altern.

Dass das Bindegewebe etwas schwächer wird und die Haut deshalb dünner und weicher erscheint, merken Sie auch an den Brüsten und Schamlippen. Sie fühlen sich weniger prall und straff an.

Gut pflegen, viel trinken

Wie Ihre Haut aussieht, hängt mit davon ab, wie Sie sie behandeln. Teilweise ist trockene Haut auch erblich bedingt. Es gibt Frauen, die können cremen, so viel sie wollen, und die Haut bleibt trotzdem spröde. Dagegen helfen dann auch keine noch so fett- und feuchtigkeitsreichen Cremes. Trotzdem sind folgende Tipps für die meisten Frauen nützlich:

  • Benutzen Sie für Ihr Gesicht eine reichhaltige Pflegecreme, und tragen Sie sie regelmäßig morgens und abends nach der Reinigung auf.
  • Vergessen Sie Hände, Hals und Dekolleté nicht!
  • Bürstenmassagen (unter der Dusche oder anschließend auf der noch etwas feuchten Haut) regen die Durchblutung an und beseitigen abge­storbene Hautschüppchen. Vorsicht bei Besen­reisern an den Beinen – sie können sich durch Bürstenmassagen ver­schlimmern.
  • Pflegen Sie den ganzen Körper nach dem Duschen oder Baden mit einer guten Bodylotion – vor allem auch an den Beinen. Die Haut an Füßen und Unterschenkeln ist oft besonders trocken.
  • Gehen Sie häufig an die frische Luft, das fördert die Hautdurchblutung.
  • Eine leichte Bräune mag immer noch als Zeichen von Fitness gelten – wenn sie Ihnen nicht von Natur aus gegeben ist, sollten Sie sie nicht im Solarium oder durch ausgiebige Sonnenbäder herbei­führen. UV-Strahlen strapazieren die Haut und trocknen sie aus. Das heißt nicht, dass Sie sich nicht mehr in die Sonne legen dürfen. Genießen Sie die Wärme – aber in Maßen und wohldosiert.

Cremen Sie Ihre Haut rechtzeitig vorher mit einem guten Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor ein. Für das Gesicht immer Sunblocker verwenden, denn diese Haut reagiert besonders empfindlich auf UV-Strahlen.

Meiden Sie im Sommer oder in den Tropen die pralle Sonne zwischen 11 und 16 Uhr, in dieser Zeit ist sie am aggressivsten. Bleiben Sie dann im Schatten oder im Haus. Tragen Sie im Freien immer einen Sonnenhut und dünne, locker sitzende Kleidung, die Beine und Arme bedeckt.

  • Trinken Sie viel! Meist unterschätzen Frauen ihren Flüssigkeitsbedarf; auch das führt dazu, dass die Haut leicht austrocknet. Zwei bis drei Liter über den Tag verteilt sollten es sein, am besten Mine­ral­was­ser, Kräutertee (Pfeffer­min­ze, Ka­mille, Hagebutte, Hibiskus, Apfel, Kräutermischungen), verdünnte Obstsäfte. Ingwerwasser wirkt im Winter – heiß getrunken – wohltuend durch­wär­mend, im Sommer – kalt und mit Eiswürfeln und einem Zweig frischer Minze – schön erfrischend. Kochen Sie dafür vier bis sechs Scheibchen frischen Ingwer in einem Liter Wasser fünf Minuten ab, oder brühen Sie ihn mit kochendem Wasser auf. Ingwerwasser können Sie gut auf Vorrat zubereiten – es hält sich bis zum nächsten Tag und ist auch nachts ein angenehmes Getränk, wenn Sie aufwachen und Durst haben. Eine gut funktionierende Verdauung sorgt dafür, dass die Haut rein bleibt.
  • Wenn Sie regelmäßig in der Sauna ein Schwitzbad nehmen, scheidet die Haut Gift- und Schadstoffe rascher und besser aus und bleibt gut durch­blutet.

Harmlose Hautflecken – Oft bilden sich am Körper vermehrt Leberflecken und auf den Händen flächige kleine braune Stellen. „Altersflecken“ heißen sie im Volksmund, weil sie fast nur bei älteren Menschen (auch Männern) vorkommen. Diese Flecken sind allenfalls ein kosmetisches Problem, sie sind keineswegs krankhaft.

Trockene Schleimhäute

Sinkende Östrogenspiegel und Alterungsprozesse tragen dazu bei, dass die Schleimhäute nicht mehr so stark durchblutet werden.

Wie ausgeprägt sich die geringere Durchblutung bemerkbar macht, ist von Frau zu Frau verschieden.

Manche Frauen vertragen plötzlich keine Kontaktlinsen mehr oder müssen sie früher herausnehmen, weil die Augen tro­ckener werden. Sie können nicht mehr so gut Wasser speichern und produzieren weniger Tränenflüssigkeit. Die Bindehaut wird somit anfälliger für Entzündungen. Das zeigt sich dadurch, dass die Augen brennen, jucken und sich röten. Nicht selten entsteht ein unangenehmes „Sandkorngefühl“.

Die Haut fühlt sich insgesamt trockener an, wird leicht spröde (vor allem an den Händen, Ellenbogen, Beinen und im Gesicht), spannt schneller und juckt häufig ein wenig. Sie können selbst viel dazu bei­tragen, dass die Schleimhäute nicht so stark austrocknen:

  • Halten Sie die Raumluft feucht. Lüften Sie häufig, stellen Sie in jedes Zimmer eine große Schale Wasser, das Sie täglich erneuern (ein paar Tropfen Aromaöl sorgen für einen angenehmen Duft).
  • Trinken Sie viel, dann werden auch Nieren, Blase und Harnröhre gut gespült, sodass sich Krankheitskeime gar nicht erst festsetzen können.
  • Häufige Blasenentzündungen können sich auch mit einer Hormontherapie bessern (siehe S. 93).
  • Gegen trockene Augen helfen künstliche Tränen (Apotheke). Sie können auch probieren, ob die Schleimhaut der Augen mit homöopathischen Tropfen aus Augentrost (Euphrasia) unempfindlicher wird. Achten Sie darauf, dass die Augentropfen in Einzelphiolen für den Tagesbedarf abgepackt sind und verwenden Sie täglich eine neue Phiole. Wenn Sie die Tropfen vom Vortag weiterverwenden, kann es sein, dass die Flüssigkeit mittlerweile von Bakterien besiedelt ist und Sie sich eine Bindehautentzündung einhandeln.
  • Die Mundschleimhaut wird besser ernährt, wenn Sie den Mund morgens mit zwei Esslöffeln kaltgepresstem Sonnenblumen- oder Sesamöl ausspülen. Das Öl fünf Minuten im Mund hin- und herbewegen und dann ausspucken. Achten Sie darauf, dass das Öl naturbelassen und kaltgepresst ist. Den gleichen Zweck erfüllen drei Tropfen Grapefruitkern­extrakt (in Apotheken oder Naturkost­läden) in einem Glas Wasser. Den Mund damit spülen, anschließend ausspucken.
  • Pfefferminzbonbons, Kaugummi oder saure Drops (auch zuckerfrei) regen die Speichelsekretion an.
  • Tupfen Sie bei Bedarf die Naseninnenwände mit einem feuchten Watte­stäbchen ab oder sprühen sie tagsüber ab und zu Salzwasser in die Nase (als Fertigspray), um die Schleimhaut zu befeuchten.

Was hilft, wenn die Scheidenschleimhaut nicht mehr so gut durchblutet und empfindlicher geworden ist, lesen Sie ab S. 79.

Depressive Stimmungen

Nicht wenige Frauen geraten in den Wechseljahren in eine traurige Stimmung, aus der sie nur schwer herausfinden.

Die Traurigkeit kann, muss aber nicht zwangsläufig etwas mit der hormonellen Umstellung zu tun haben.

Eine Depression ist eine seelische Störung, die zu jedem Zeitpunkt im Leben auftreten kann, meist ausgelöst durch eine akute Überforderung. Kennzeichnend für eine Depression ist, dass die Stimmung gedrückt ist, alles gleichgültig wird, keine Freude mehr aufkommt und alltägliche Anforderungen – wie aufstehen, waschen, anziehen, sauber machen – eine kaum noch zu bewältigende Zumutung dar­stellen. Menschen mit Depressionen geht es häufig morgens besonders schlecht, sie können sich nicht gut konzentrieren, halten nicht viel von sich selbst und leiden oft unter Schlafstörungen. Depressionen können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und verschieden lange dauern.

Vorsicht vor chemischen Seelentröstern – Setzen Sie sich keine chemische „Brille“ auf, durch die die Welt scheinbar rosarot aussieht. Psychopharmaka, die angstlösend, beruhigend oder schlaffördernd wirken (wie Adumbran®, Librium®, Tavor®, Tranxilium®), mögen kurzfristig bei schweren Trauerfällen sinnvoll sein (Verlust des Partners/der Partnerin oder enger Freun­dinnen und Freunde), bei depressiven Stim­mungen in den Wechseljahren sind sie fehl am Platz, da sie rasch abhängig machen.

Echte Depressionen kommen bei Frauen in den Wechseljahren nicht häufiger vor als in anderen Lebensabschnitten – der Prozentsatz depressiver Frauen liegt relativ konstant bei etwa 10 Prozent und ist lediglich bei älteren Frauen etwas höher. Allerdings kann es sein, dass Frauen, die schon früher unter Depressionen gelitten haben, in den Wechseljahren erneut daran erkranken. Das trifft aber nur auf einen sehr kleinen Teil der Frauen zu. Insgesamt scheint sich das Befinden gesunder Frauen – soweit es durch die gängigen Untersuchungsmethoden messbar ist – in den Wechseljahren nicht einschneidend zu verändern.

Depressive Stimmungen, die ebenfalls in jedem Alter in Belastungssituationen vorkommen können, halten wesentlich kürzer an als echte Depressionen, und die Beschwerden sind nicht so ausgeprägt. Zwar gibt es auch da Phasen der Mut- und Hoffnungslosigkeit, aber sie dauern meist nicht länger als einige Tage, manchmal sind es sogar nur wenige Stunden.

Ob solche depressiven Stimmungen in den Wechseljahren auftreten, hängt wesentlich davon ab, wie zufrieden eine Frau mit ihrem Leben ist (beruflich wie privat) und wie sehr sie von ihrer Umwelt anerkannt und bestätigt wird.

Manche Frauen fühlen sich schon ei­ni­ge Zeit vor Einsetzen der Wechseljahre immer wieder einmal grundlos traurig, obwohl alles in bester Ordnung scheint – Beruf, Privatleben, Freundschaften. Warum also dieses Versinken in Trost- und Hoffnungslosigkeit, dieses Gefühl, nichts mehr wert zu sein, unattraktiv, freudlos? Meist liegen solche Gefühle weniger in hormonellen Umstellungen begründet als in einer dif­fusen Zukunftsangst. Oft genügen pflanz­liche Mittel (z. B. Präparate mit Johanniskraut-Extrakt), um die Stimmung aufzuhellen und wieder positiv nach vorn schauen zu können.

Einige Frauen empfinden den Verlust ihrer körperlichen Fruchtbarkeit als besonders schmerzlich. Es ist eben zweierlei, ob eine Frau keine Kinder mehr will oder ob sie keine mehr bekommen kann (vor allem, wenn der Kinderwunsch unerfüllt geblieben ist).