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© 2015 Dietmar Schwenck, Irene Müller

Illustrationen © Dietmar Schwenck und Irene Müller

Umschlagdesign, Satz, Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH

ISBN 978-3-7386-9462-8

Am Anfang der Straße war eine helle Mauer, auf der etwas geschrieben stand, das kaum noch zu lesen war. Darunter wuchs aus einer Spalte ein kleines Farnkraut. An einem späten Vormittag im Herbst ging dort ein großer dünner Mann vorbei, mit kurzen rostroten Haaren, langer gebogener Nase und kleinen tief liegenden, hellen Augen, die fast so hell waren wie die der Dohlen, von denen sich einige in der Nähe aufhielten. Eine von ihnen hatte ein buntes Stück Papier gefangen. Als sie es wieder losließ, tanzte es eine Weile sanft über seinem Schatten, bis es sich dort ausruhte. Der große rothaarige Mann trug eine dunkelblaugrüne Sammetjacke, an der keine Fusseln hingen.

Er schien etwa fünfzig Jahre alt zu sein und es nicht sehr eilig zu haben. Vor einem schmalen, hohen Haus mit ofenen Fenstern kam ihm auf einem Fahrrad ein dickes blondes Kind mit roter Strumpfhose und lila Kleid entgegen, das ihn gar nicht beachtete. Später fiel ihm plötzlich eine frühere Lehrerin ein. Die hatte auch mal ein lila Kleid angehabt, aber mit kleinen hellen Blümchen und einem roten Gürtel. Und besonders beachtet hatte die ihn auch nicht.

Er versuchte sich vorzustellen, wie sie jetzt wohl aussehen würde und ob sie überhaupt noch lebte. Damals war sie etwa fünfunddreißig Jahre alt und er zwölf. An einem Laternenpfahl klebte ein Zettel mit der Nachricht, dass ein rot getigerter Kater vermisst wurde. Er besaß früher auch einen solchen Kater, an dem er eines Tages ein Stückchen vom Ohr vermisste.