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Einleitung

Alles was wir auf dieser Erde vorfinden ist durch eine Kette kosmischer Ereignisse und Zufälle zustande gekommen, ob es die bizarre Geologie, die Biologie oder das menschliche Bewusstsein ist. Grandios.

Es war vor etwa zwei Milliarden Jahren, als die Welt noch ganz anders aussah. Es gab nur Bakterien. Da geschah etwas, was als Basis für das pflanzliche Leben diente.

Der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre stieg. Es waren Blaualgen (zeitweise als Cyanobakterien bezeichnet), die dieses verursachten. Sie waren bereits in der Lage, Photosynthese zu betreiben, und zwar mit der Energie des Sonnenlichtes. Sie spalteten Wasser, wobei sie Wasserstoff gewannen und jenen mit dem Kohlendioxid der Luft, zu Glukose verarbeiteten. Als Nebenprodukt entstand Sauerstoff, der der damaligen Umwelt nicht sehr zuträglich war.

Andere, schon existierende Bakterien, ernährten sich von den Blaualgen. Scheinbar spontan kam es auch zu einer Verschmelzung von Blaualgen mit anderen Bakterienarten, d. h. letztere verleibten sich die photosynthetisierenden Blaualgen ein („Phagozytose“). Ein weiteres Fusionsereignis mit Bakterien verhalf der verschmolzenen Zelle auch noch den von den Blaualgen produzierten Sauerstoff zu verarbeiten. Damit war der giftige Sauerstoff neutralisiert.

Die moderne Biologie kann diese Prozesse belegen. Die Zellorganellen haben eine doppelte Hüllwand. Die innere der beiden sog. Membranen geht auf die Bakterienmembran zurück, die äussere stammt von der Wirtszelle. Die beiden Membranen unterscheiden sich daher in Struktur, Funktion und DNS.

Die Gentechnik konnte sogar zeigen, dass das Protein „Artemis" (nötig für die Teilung der Chloroplasten) in einem Zellbestandteil auf die bakterielle Vorfahren verweist und dessen DNA somit mehr als 1,5 Mrd. Jahre alt ist.

Der russischen Biologe Konstantin Sergejewitsch MERESCHKOVSKI (1855-1921) entwickelte diese Hypothese schon 1905. Nach vielen Diskussionen und Anfeindungen ist sie heute als wahrscheinlichster Weg für die Entstehung der Pflanzen anerkannt.

Wenn man so will: Pflanzen sind sensibel, entscheidungsfreudig und lernfähig. Sie erinnern sich an Vergangenes und planen voraus. Pflanzen können riechen, schmecken, sehen, hören - und sprechen. Sie haben mehr „Sinne“ als Menschen.

Mindestens 20 verschiedene Umweltfaktoren, darunter Licht, Bodenstruktur und Schwerkraft können sie registrieren. Sie orientieren sich an elektrischen und magnetischen Feldern der Erde. Sie kommunizieren miteinander und mit anderen Organismen.

Andererseits sind die Pflanzen nicht immer so sprichwörtlich friedlich wie man denkt. Auch unter ihnen wird gehauen und gestochen, getäuscht und getrickst, gemordet und brutal gegeneinander vorgegangen, vergiftet und gewürgt oder gestohlen und die Keimlinge der vermeintlichen Feinde vernichtet.

Was jene Erscheinungen im Pflanzenreich noch hervorgebracht haben und wie der Mensch diese Erscheinungen interpretiert bzw. beeinflusst, wird anhand einiger kurioser sowie skurriler Fakten und Zusammenhänge dargestellt. Es ist die Spitze des Grandiosen. Ohne Pflanzen keine Tiere.

Dieses Buch kann vielleicht einen Beitrag dazu leisten, die 1998 von James WANDERSEE und Elizabeth SCHUSSLER beschriebene „Pflanzenblindheit“ unter den Menschen zu heilen. Möge es eine kurzweilige Lektüre sein, um den Leser zu animieren, das Einzigartige dieser, unserer Welt noch lange zu erhalten.

Der Autor

Inhalt

1. Namen und Inhalte in der Botanik

Verpiss dich Pflanze!

Das Gänseblümchen

Der Lebkuchenbaum

Das Stiefmütterchen

Der Pflanzenzüchter als „Frankenstein“

Benennung nach Prominenten

Nichts ist unmöglich

Sagen, Märchen und Mythen

Der Drachenbaum

Menschenfresserbaum

Ein grosses Korn ist nicht immer ein gutes Korn

Die Roggenmuhme

Allraun

Narrische Schwammerln

Die „Sargdeckelpalme" blüht

Planetenbäume

Der Baum blutet

Mächte des Bösen und des Todes

Benennungen nach Organisationen, Wesen und Medien

Sexuelles

Der grösste Stinker der Welt

Gänseblümchensex

2. Systematik

Alltag mit Pflanzen

3. Zytologie

Zigeuner unter den Chromosomen

Das Kuckuckschromosom

Gipsy-Chromosom revolutioniert Weizenbau

Der Dickmacher unter den Pflanzen

Bananen sind steril

Gene

Gene können sogar springen

Genom

Chromosömchen wechsle dich

Die Harlekins unter den Chromosomen

Zytoplasma

4. Morphologie

Höhe

Breite

Länge

Giganten

Heil im Arsch

Der grösste essbare Pilz

Zwerge

Entengrütze

Wuchsformen

Der Bretterbaum

Tödliche Umklammerung

Baum-Besetzung

Mensch-Besetzung

Das Hexenholz

Blatt

„Selbstmordpalme“

Pflanzen sind nicht immer grün

Das vierblättrige Kleeblatt

Die Fledermaus ist ein vollkommenes Blatt

Blüte

Kapriolen

Die Blüte als Falle

Die Wunderblume

Früchte

Wenn Zitronen süss schmecken

Samen

Fiese Tricks

Blauer Mais

Wurzel

Wandernde Bäume

Gordische Knoten als Küstenschutz

Schneefresser

5. Geographie und Verbreitung

Und wehe wenn sie losgelassen

Sakura

Der Kolumbus-Effekt

Aufgegessen

6. Physiologie

Energie

Der Raub des Mitochondriums

Brandstifter-Pflanzen

Schnell

Die schnellste Pflanze der Welt

Dünne Luft

Luft für die Erde

Tiefe

Alter

Lebender Dinosaurier unter den Pflanzen

Betörende Düfte

Warum duften Blüten, warum riechen Pflanzen?

Das schärfste auf der Welt

Ökologische Kriegsführung

VIAGRA für Pflanzen

Einzigartige Aromen

Die Giftküche der Pflanzen

Das Killerkommando der Akazie

Pflanzen morden Fische

Das Blödsinnskraut

Wasser

Durst

Pflanzenzelle stark wie ein Presslufthammer

Der Ziehharmonika-Trick

Die „Rose von Jericho“

Den Biomotor erfanden bereits die Gräser

Warum Weihnachtsbäume schnell sterben

Hip-Hop nicht der Rhythmus, den Pflanzen mögen

Reize

Das Gefühlssystem der Pflanzen

Alarm

Geburtenkontrolle unterm Apfelbaum

Pflanzliche Intelligenz?

Gleich und gleich gesellt sich gern

Auch bei Pflanzen kann der Funke überspringen

Wenn Pflanzen explodieren

Krank

Auch Pflanzen haben ein Alkoholproblem

Selten

Schneeglöckchen mit eingebauter Heizung

Das Tütenblatt der Linde

Die Wetterpflanzen

Die indische Telegrafenpflanze

7. Züchtung und Vererbung

Aus Weizen wird Lolch

Schöllkraut gegen Warzen

vis essentialis

Neuerfindung der Sexualität

Biene Maja

Aber wenn es keine „Majas“ mehr gibt?

Kalb mit Wolfskopf

Zarte Berührungen mögen nicht nur Frauen

Süssholz raspeln

Zuckererbsen

Süss, süsser am süssesten

Aus Weizen mach‘ Roggen

Minus x minus = plus

Die erste vom Menschen gemachte Kulturpflanze

Die schwierige Züchtung der Orange

Buddhas Hand

Tulpomania

Früchtchen

Quadratische Melonen

Die Apothekerrose

Eine Sicherheitskopie auch bei Pflanzen?

Smarte Pflanzenzucht

Pflanzenzüchtung auf dem Wasser

8. Gen- und Biotechnik

Super-Unkraut

Weihnachtsbäume geklont

Feuer schnaubende pflanzliche Ungeheuer

Bauernpräsident rät von Gen-Pflanzenbau ab

Nun sind auch Pflanzen patentfähig

Der Terminator

Das „Barcode-Gen"

Gene zum Schweigen bringen

Auch Pflanzen haben eine innere Uhr

Spinatschweine

Kartoffel produziert Kunststoff

Genetechnik … und wer hat's erfunden?

Von der Pusteblume zum Formel-1-Reifen?

Gene als Reporter

Harter Tobak

Die Genkanone

Paracetamol-Weizen gegen Kopfschmerzen?

Pommes ohne Krebsrisiko

Tomaten gegen Alzheimer

Die Riesengurke

Die Pflanze gegen Demenz

Aluminium-fressende Pflanzen?

Ja wenn wir twisten auf den Pisten

Deutsch-amerikanisches Weinpanschen

Tabak gegen Formaldehyd in der Wohnung

Gen-Mais zur Kriegsführung?

Minen-Such-Pflanze

9. Nutzung von Pflanzen

Was sind Kräuter?

Was sind Medizinpflanzen?

Ein Gewürz gegen Herpesviren

Nikotin als Heilmittel?

Baumwolle zum Essen

Feldbau anstatt Bergbau

(Hari)Kiri auf dem Feld

Reis – eine wichtige Pflanze

Der Goldene Reis

Der Eiserne Reis

Der Kunstreis

Kaktus für Kühe

Kartoffel

Indigo gegen Hühnergrippe?

Gänseblümchen hilft bei „zerbrochener Hirnschale“

Wüstenpflanze rettet Wale

Zwerge machen Revolution

Ganz ohne Schönfärberei

Hanf hilft Wasser sparen

Die Erdbeere - bereits in der Steinzeit eine Leckerei

Luftzwiebeln

Schafköttel werden zu Gaumenschmaus

Vom Deichbruch zur neuen Kulturpflanze

Nicht nur Nüsse, auch Raps macht schlau

Wenn Ziegen lustig werden

Kulturpflanzenwerdung live!

Andere Nutzungen

Astrokultur mit Sternäpfeln

Wer wusste das?

Busenvergrösserung mit Kwao Krua

Kakteen als Grenzbefestigung

Das Erdsternchen macht müder Männer munter

Der Kaugummi wächst im Dschungel

Holunderbeeren zum Schuhe putzen

Das Pollenkorn als Alibi

Kleidung auf den Kompost

Die Christrose gegen Schweinepest

Die Zwiebel als Valuta

Beliebt

„Über stinkendes Fleisch macht einen Pfeffer…“

Die Pflanzenwand

Ebbe und Flut tun auch dem Strandflieder gut

Die gemeine Dachpflanze

Die Meuterei auf der Bounty

Amerikanischer oder afghanischer Mohn?

Die hoch explosive Erdnuss

„Marshmallows" aus Malvenwurzeln

Rosmarin - koffeinfreier Muntermacher

Die Kulturpflanze als Spielzeug

Die Kornkreise

Der Nimbus ist hin

Die Wiedergeburt als Kaktus

Trabi – Prototyp des modernsten Formel-3-Autos

Mais-Beton

Kaktus > Tequilla > Diamant

10. Wissenschaft und Forschung

Blindheit der Pflanze oder Pflanzenblindheit

Spermien mögen Maiglöckchen

Die Geschichte mit dem Spinat

Gene ins ewige Eis

Kuriose Pflanzen beflügeln die Wissenschaft

„Biotechnologie" für arme Bauern

Witz in der Wissenschaft

Quaderbaum

Cubico-Orangen

Spaghetti-Bäume

Intelligenter Birnbaum

11. WORLD WIDE WEB und BLOG

Mein Kaktus ist on-line

Wenn der Laptop nach Morcheln stinkt

Blogging ist so einfach, selbst für Pflanzen

Das kann nur aus Japan kommen

Der künstliche Baum

Aggressive Pflanzen gegen Zombies

Das Gras wachsen hören

Die Menschpflanze

Wozu in die Ferne schweifen?

Gott spielen

12. Gemischtes

Die Waffen der Pflanzen

Ambrosia – nomen non est omen

Gemeinsam sind sie stark

Der Karlsgarten

Saatgut vom Domstift in Quedlinburg

Wovor Menschen Angst haben

Die Babyklappe für Pflanzen

Getreidekorn löst Rätsel um Stonehenge

Springbohnen können gar nicht springen

Der Pflanzendoktor

Die Radieschen von unten ansehen

Die Stadt wird wieder zum Dorf

Verrückte Yankies

Kohlrabi-Apostel

Pflanzliche Frosthärte mittels Versteinerung

Glaspflanzen zu Weihnachten

Die Wünschelrute

Vom Erdrauch zur Räucherpflanze

13. Bibliographie

14. Index

1. Namen und Inhalte in der Botanik

Wenn man sich mit dieser Thematik beschäftigt, muss mit Studien zur Herausbildung der deutschen Sprache beginnen. Wer Latein lernt, dem fallen schnell – bei aller Fremdheit der neuen Sprache – gewisse Ähnlichkeiten im Wortschatz und der sprachlicher Kultur auf. So etwa: habere > haben, non > nein, nemo > niemand, est > ist, sunt > sind, nasus > Nase, fenestra > Fenster oder plantāre > pflanzen.

Dass die Germanen vor ihrer Begegnung mit den Römern keine Gourmets waren, zeigt sich noch heute in unserer Sprache. Die Wörter Küche und kochen sind nämlich schon Latinismen und stammen von lat. coquīna und coquere. Die kunstvolle Zubereitung von Speisen in einem eigenen Raum – der Küche – wurde offenbar als so römisch empfunden, dass man hierfür ganz früh – noch vor der hochdeutschen Lautverschiebung – in den germanischen Sprachen die lateinischen Lehnwörter übernahm. So wird aus cerasium > Kirsche, aus prūnus > Pflaume, aus vīnum > Wein, aus vīnitor > Winzer oder aus fructus > Frucht. Vor dem Kontakt mit den Römern ernährten sich die Germanen hauptsächlich von Fleisch, Milchprodukten, Wurzeln und einigen wenigen einheimischen Wildgemüsen und -kräutern.

Menschen haben den Pflanzen ihrer Umgebung schon immer Namen gegeben. Die waren und sind regional verschieden. Manchmal erscheinen sie uns heute als kurios. Dennoch widerspiegelten sie entweder den subjektiven Eindruck, den sie bei den früheren Menschen (verschiedener Kulturepochen) hinterliessen, die Nutzung oder andere Eigenschaften. Eine kleine Auswahl verdeutlicht das:

Alpenrose, Alpenveilchen, Baumwolle, Buchweizen, Edelweiss, Fetthenne, Fleissiges Lieschen, Frauenschuh, Froschlöffel, Gänsegrün, Gelbsterne, Hasenohr, Himmelschlüsselchen, Jelängerjelieber, Katzenpfötchen, Knöterich, Krause Glucke, Krebsschere, Lebkuchenbaum, Mädchenauge, Männertreu, Mauerpfeffer, Osterglocke, Pfingstrose, Pusteblume, Sanddorn, Stechapfel, Stiefmütterchen, Stockschwämmchen, Studentenblume oder -nelke, Tausendschönchen, Tollkirsche, Tränendes Herz, Tulpenbaum, Vergissmeinnicht, Weidenkätzchen, Wolfsmilch etc.

Die Namensgebung in der Biologie ist heute ziemlich eindeutig durch verschiedene international gültige Regelwerke und Vereinbarungen reglementiert. In Werken wie dem „Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur“ ist festgelegt, wann ein wissenschaftlicher Name rechtmässig ist und wann er nicht akzeptiert wird. Die Entscheidung dazu trifft im Falle der Pflanzen die International Assoziation for Plant Taxonomy“ (IAPT).

Diese Regeln sind ausgesprochen praktisch, da man sich auf diese Weise weltweit ohne grosse Sprachverwirrung über eine bestimmte Pflanze unterhalten kann. Man bedenke nur wie viele verschiedene deutsche Namen mitunter für nur eine einzige Pflanze bekannt sind.

Bei der Benennung der Pflanzen hat man sich für die alten Sprachen der Wissenschaft entschieden: Lateinisch und Griechisch. Fälschlicherweise werden die wissenschaftlichen Pflanzennamen häufig ganz platt als „lateinische Pflanzennamen“ bezeichnet, obwohl viel mehr Worte aus dem griechischen Sprachgebrauch stammen. Verstärkt wird dieser falsche Eindruck obendrein durch die Latinisierung der griechischen Gattungs- und Artnamen. (aus der griechischen Endung „–os“ wird z. B. die lateinische Endung „–us“).

Der wissenschaftliche Name einer Pflanze besteht immer aus zwei Worten – die sog. binäre Namensgebung. Das erste Wort bezeichnet dabei die Gattung (lateinisch: genus) und das zweite die Art (lateinisch: species). Der Gattungsname wird stets gross geschrieben, die Artbezeichnung beginnt mit einem kleinen Anfangsbuchstaben.

Doch obwohl durch diese Regeln relativ enge Grenzen gesetzt sind, gibt es doch immer wieder Menschen, deren kreative und weniger kreative Benennungen einen gewissen Unterhaltungswert haben.

Manchmal gibt es Pflanzen, die über zwei botanische Namen verfügen, beispielsweise der Rainfarn. Er hat auch im Deutschen viele Bezeichnungen wie Drusendrud, Kraftkrud, Milchkraut, Michelkraut, Pompelblume, Regenfahn, Rehfarn, Reifen, Reinfaren, Revierblume, Tannkraut, Wurmkraut oder Wurmsamen.

Der Igelschlauch (Baldellia ranunculoides, ein kleiner, zierlicher, heimischer Dauerblüher mit blass-rosa Blüten) ist eine Pflanze der Feuchtgebiete, gehört aber zu den Froschlöffelgewächsen (Alismataceae).

Die botanischen Namen sind entweder Chrysanthemum vulgare oder Tanacetum vulgare. Hier ist die Klassifikation wohl noch nicht eindeutig entschieden. In Gartenfachbüchern findet man meist die Bezeichnung Chrysanthemum, die sich aus „verwandtschaftlichen“ Beziehungen mit anderen Korbblütlern herleitet. Der griechische Name Chrysanthemum setzt sich übrigens aus „chrysos“ für Gold und „anthemon“ für Blume zusammen.

In der Kräuterliteratur überwiegt der Name Tanacetum. Dieser soll sich vom griechischen „tanaos“ ableiten, was in etwa „hohes Alter“ bedeutet. Man meint, dass damit möglicherweise auf die ungewöhnlich lange Blütezeit der Pflanze angespielt wurde.

Die botanische Penibilität führt manchmal auch zu ellenlangen Bezeichnungen, obwohl es sich lediglich um ein einzelnes Pflänzchen handelt, z. B. bei dem Bach-Steinbrech = Saxifraga aizoon var. aizoon subvar. brevifola forma multicaulis subforma surculosa, d. h. die Unterart einer Pflanze namens Saxifraga aizoon. Ähnlich ist es mit Archaeohystrichosphaeridium, der Gattungsname eines fossilen Dinoflagellaten.

Der schweizer Botaniker Caspar BAUHIN (1560–1624) hatte in „Pinax Theatri Botanici“ (Basel 1623) als Erster den Versuch unternommen die verwirrende Vielfalt der Pflanzennamen (ca. 6.000 Arten) zu ordnen. Er unterschied bereits konsequent die Begriffe „Gattung“ und „Art“. Eine Pflanze wurde bei BAUHIN durch einen Gattungsnamen und mindestens ein Beiwort beschrieben, das die beschriebene Art von anderen Arten der gleichen Gattung unterschied.

Mit der Entdeckung neuer Pflanzenarten wurde die diagnostische Namen immer länger. Eine der Schwertlilienarten trug beispielsweise den Namen „Iris latifolia germanica ochroleucos venis flavescentibus et purpurascentibus distincta“. Um eine Art zu zitieren, musste man faktisch die komplette Beschreibung der Art angeben. Die Schwertlilie (Iris sp.) ist verständlicherweise nach den Blättern benannt, die zweischneidigen Schwerterklingen gleichen.

„Um selbst den sanften Blumen den Glauben an den ewigen Frieden auf Erden zu rauben, baute der Lenz mitten in den Kelch einer Lilie das Wahrzeichen des Kampfes, ein gezücktes Schwert hinein."

Letzteres ist eine poetische Umschreibung von Arthur SILBERGLEIT. Allerdings gibt es auch sehr kurze Art- und Gattungsnamen, z. B. Aa, der Gattungsname einer Orchidee aus den Hochlagen der Anden in Südamerika. Heinrich Gustav REICHENBACH unterteilte die Gattung Altensteinia im Jahre 1854 und beschrieb die Gattung Aa mit zwei Arten, Aa paleacea und Aa argyrolepis. In der Erstbeschreibung gibt er keine Erklärung für den ungewöhnlichen Namen. Es gibt die Vermutung, er habe den Namen gewählt, um in alphabetisch sortierten Listen immer an erster Stelle aufzutauchen. Es könnte aber auch eine Ehrung Pieter van der AAS sein, der Drucker von Paul HERMANNS „Paradisus Batavus“. Eine dritte Möglichkeit ist, dass sich der Name als Verkürzung von der nahe verwandten Gattung Altensteinia ableitet.

Einige Jahre später machte REICHENBACH seine Einteilung wieder rückgängig und stellte alle Arten wieder zu der Gattung Altensteinia, während Rudolf SCHLECHTER 1912 wieder die Trennung vorschlug.

Es ist schon ein Kreuz mit den Namen.

Verpiss dich Pflanze!

Besonders gefragt unter den Gärtnern ist zurzeit ein Lippenblütler mit dem etwas ordinären Namen „Verpiss-Dich-Pflanze". Hunde, Katzen, Marder, Füchse und Kaninchen soll die Pflanze auf Abstand zum Blumenbeet halten und zwar auf ganz natürliche Art. Sie ist eine künstliche Interspezies-Hybride mit Plectranthus caninus aus der Gattung der Harfensträucher (Plectranthus sp.) der Familie der Lippenblütler. Sie stammt aus Ostafrika. Ähnliche Züchtungen sind im englischen Sprachraum als „scaredy cat plant" oder „pee-off plant" bekannt.

Der deutsche Name geht auf den schwäbischen Gärtner Dieter STEGMEIER aus Essingen zurück. Er hat sie 2001 durch die Medien bekannt gemacht und vermarktet sie seitdem unter dem Namen Coleus caninus als „Mittel gegen Hundekot auf Beeten und Grünanlagen“. Ihre Geheimwaffe ist ihr Geruch.

Für Menschen ist er nicht wahrnehmbar. Erst wenn man ein Blatt zerreibt, wird er erlebbar. Aber für Tiere, die ein viel feineres Geruchssystem als wir Menschen besitzen, soll er extrem abweisend sein. Als anspruchsloser Bodendecker wird die Pflanze immer mehr in Vorgärten heimisch.

Das Gänseblümchen

Weil das Blümchen als Gänsefutter beliebt war, hat sich sein Name im deutschsprachigen Raum fast überall durchgesetzt. Das Gänseblümchen (Bellis perennis), auch „Massliebchen“, „Tausendschön(chen)“ oder schweizerisch kleine Margerite („Margritli“) genannt, ist eine Blütenpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Früher waren Gänseblümchen seltener, erst seit unsere Grünflächen häufig gemäht werden, bekommt die Pflanze zum Gedeihen genug Licht. Im Mittelalter gehörte das Gänseblümchen zu den Universalheilpflanzen. In England wurde es sogar als Kulturpflanze in Gärten gezogen.

Besonders heil- und zauberkräftig sollen die ersten drei sein, die man im Frühjahr findet! Wer sie gleich isst, soll das ganze Jahr vor Fieber und Zahnschmerzen geschützt sein. Wir finden das Gänseblümchen heutzutage auf nährstoffreichen Wiesen, an Wegrändern und im Gartenrasen. Es ist sehr robust und blüht bei mildem Wetter das ganze Jahr. Geerntet werden Blätter, Knospen und Blüten. Sie enthalten viele bioaktive Stoffe, die das Immunsystem stärken, Veränderungen der Körperzellen abwehren und so gegen Krebs wirken können. Bitterstoffe regen die Verdauungsorgane und den Stoffwechsel an und so ist diese kleine Pflanze das ideale Frühjahrselixier.

Die inneren Blättchen der Rosetten sind besonders zart. Sie werden frisch in Salate gemischt und passen zu Kartoffelsalat, in Kräuterbutter oder zu Quarkaufstrichen. Als Beigabe bereichern sie auch Obst und Gemüse und gekocht schmecken sie in Suppen und Sossen. Die geöffneten Blütenköpfe sind zwar etwas bitter, aber das macht das Gänseblümchen durch sein Aussehen wieder wett. Ein Tee aus Blütenköpfen hilft bei Verschleimung der Atemwege und aktiviert Magen, Leber und Galle. Getrocknet lassen sie sich auch für Teemischungen verwenden. Die Knospen und halb geöffneten Blüten schmecken angenehm nussartig. Ähnlich wie Kapern in Essig eingelegt, sind sie eine raffinierte Leckerei zu gekochtem oder gegrilltem Fisch. Mit Gänseblümchen garniert wird jede Speise zu etwas Besonderem. Sie bringen Farbe, Leben und wie ihr lateinischer Name „bellis“ sagt, „Schönheit" ins Essen.

Der Lebkuchenbaum

Eine echte Besonderheit für den Garten oder für Parks ist der Lebkuchenbaum, Kuchenbaum, oder auch Japanischer Katsurabaum (Cercidiphyllum japonicum). Der Baum hat ein freundliches hellgrünes Laub mit herzförmigen Blättern, welches sich im Herbst in den verschiedensten Gelbgrün, Gelb- und Karmintönen färbt. Ist das Laub heruntergefallen duftet es angenehm nach Zuckerwatte, Lebkuchen oder frisch gebackenem Kuchen. Daher rührt auch der Name.

Das Stiefmütterchen

Es gehört eigentlich zu den Veilchen, von denen es mehr als 800 Arten gibt. Im Gegensatz zu dem wohlriechenden, blauen Veilchen (Viola odorata) fristet es eher ein bescheidenes Dasein. Die Wildform, Viola tricolor, das Ackerstiefmütterchen, ist mit seinen drei Blütenfarben geruchlos. Die fünf bunten Blütenblätter werden von fünf Kelchblättern getragen. Das unterste, grosse und stark gefärbte Blütenblatt sitzt auf zwei Kelchblättern. Das Stiefmütterchen verdankt seinen Namen dem untersten grössten Kelchblatt, das „Stiefmutter" genannt wird. Die beiden kleineren Seitlichen heissen „Töchter". Die beiden obersten kleinen Blätter heissen „Stieftöchter". Ungeklärt bleibt noch immer die Frage, warum diese Blätter so benannt wurden.

In manchen Regionen ist man sich sicher, in der Blüte auch noch den Vater zu entdecken.

Symbolisiert von Griffel und Narbe der Blüte sitzt er nämlich in der Mitte der Blüte und von den Frauen seiner Familie eingezwängt. Er kommt erst heraus, wenn Frau und Kinder ausgegangen sind, wenn nämlich die Blume verblüht ist und die Blütenblätter abgefallen sind. Deshalb spricht man im Volksmund bis heute von „stiefmütterlicher Behandlung“, wenn jemand einen anderen Menschen vernachlässigt. Diese Symbolik wurde wie so oft nachträglich „erfunden“.

Das Pflänzchen hat in Märchen, Sagen und Erzählungen seinen Niederschlag gefunden. Auf Grund seiner verschiedenen Inhaltsstoffe ist es auch in der Volksheilkunde bekannt und wird heute sogar in Speisen und Parfüms verarbeitet.

Der Pflanzenzüchter als „Frankenstein“

Roystonea, die Königspalme (R. regia), ist eine der bedeutendsten Palmgewächse in der Karibik und sogar im Nationalwappen Kubas verankert. Der Gattungsname wurde von Orator F. COOK (1867–1949), einem amerikanischen Botaniker, Entomologen und Agronom um 1900, geprägt, und zwar zu Ehren von Roy STONE, einem amerikanischen General, der bei der Eroberung von Puerto Rico während des spanischamerikanischen Krieges beteiligt war. Ein amerikanischer Biologe, Ian RAMJOHN, wunderte sich jüngst, warum der erste Gattungsname durch Oreodoxa ersetzt wurde. Nach den Gründen dafür suchend, fand er heraus, dass COOK neben taxonomischen, genetischen und evolutionären Publikationen auch solche Arbeiten veröffentlichte wie: „Human Hybrids in Virginia“ (Menschliche Bastarde in Virginia) oder „Idiots as Reversions: Mongolism and Other Abnormalities Ascribed to Racial Interbreeding“ (übersetzt: Idioten sind Rückfälle: Der Mongolismus und andere Abnormitäten durch rassische Inzucht).

Es kam also heraus, dass COOK ein sog. Eugeniker war, d. h. ein (Pseudo-)Wissenschaftler, der die menschliche Rasse, durch gezielte Auslese und Züchtung verbessern will.

Bei weiterer Betrachtung der historischen Befunde kam zudem zutage, dass nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, der früheren Sowjetunion und anderen Ländern es nicht ungewöhnlich war, dass Vererbungsforscher und Pflanzenzüchter sich mit Populationsproblemen, Zwillingsforschung, Rassenvermischungen und Rassenfragen beim Menschen beschäftigten.

Jack H. KEMPTON, ein Forscher des United State Department of Agriculture (USA) war Maiszüchter. Auch er befasste sich nicht nur mit dem Ursprung der Kulturpflanzen, sondern auch mit eugenischen Massnahmen zur Verbesserung der amerikanischen Bevölkerung. Er schrieb unter anderem, dass die Maiszüchtung als eugenisches Modell dienen kann – „eine Art nützlicher Frankenstein”. [154, 155, 156, 157, 158, 159, 160]

Aber die Umbenennung der Gattung Roystonea hatte nichts mit den rassistischen Äusserungen von COOK zu tun, der 1901 diesen Namen vorschlug. Es hatte damit zu tun, dass die taxonomischen Regeln besagen, dass der Erstbeschreiber der Art das Privileg hat, einen Namen vorzuschlagen, und dieser Name in den allgemeinen Gebrauch übergehen soll. Den Gattungsnamen „Oreodoxa” schlug nämlich schon 1807 der deutsche Botaniker Carl Ludwig WILLDENOW (1765–1812) vor.

Benennung nach Prominenten

Nichts ist unmöglich

Eine im Februar 2006 in Ekuador neu entdeckte tropische Pflanze aus der Familie der Enziangewächse wurde nach den US-Punk-Rockern „Green Day" benannt! Der schweizer Botanikprofessor Jason R. GRANT fand sie mit seinen Studenten. Da die Pflanze natürlich noch keinen Namen hatte, musste ein neuer gefunden werden. Seine Studenten sind grosse Fans der US-Punk-Rockband „Green Day“. Als sie über einen Namen nachdachten, kam ihnen einfach Macrocarpaea dies-virdis in den Sinn. Der letzte Teil des lateinischen Namens bedeutet "Green Day" (= grüner Tag).

Obgleich GRANT und die Studenten Fans der Band sind, benannten sie die neue Art auch in Anerkennung des Engagements der drei Rocker für das „Natural Resources Defense Council“, einer Organisation, die sich dem Artenschutz widmet.

Das Ganze hat der Professor in einem Fachblatt veröffentlicht. „Green Day“ sind nicht nur auf den Bühnen der Welt zu Hause, sondern vielleicht auch in der Biologievorlesung! Auch wenn ihr musikalischer Glanz eines Tages verblasst, wird ihr Werk in dem botanischen Namen fortbestehen.

Auch eine zweite Art aus der Gattung erhielt ihren Namen auf kuriose Weise: Macrocarpaea apparata wurde mit dem englischen Neuverb „to apparate” („erscheinen“) assoziiert, das mit dem Buch „Harry POTTER and the Chamber of Secrets“ von J. K. ROWLING (1998) populär wurde. „Als wir die ersten Exemplare der neuen Art fanden, konnten wir nur sterile Individuen erkennen. Nachdem wir den ganzen Nachmittag bis kurz vor der Dämmerung suchten, fanden wir endlich quasi aus dem Nichts auftauchend mehrere blühende Pflanzen, die sich anscheinend direkt vor uns verborgen hatten“ [268]

Das jüngste Beispiel ist eine in Kalifornien (USA) entdeckte Flechtenart, die zu Ehren des neuen amerikanischen Präsidenten, Barack OBAMA, Caloplaca obamae, benannt wurde und im pleistozänen Boden der Insel Santa Rosa wächst. Der Biologe der Universität von Kalifornien in Riverside, Dr. Kerry KNUDSEN, war gerade auf Sammelreise als es in die „heisse Phase” des Präsidenten-Wahlkampfes ging. Er war von der neuen amerikanischen Politik, dem Charisma von B. OBAMA und der wissenschaftsfreundlichen Einstellung des Kandidaten begeistert.

Ein Topffruchtgewächs (Lecythidaceae), wurden nach dem französischen Kaiser Napoleon BONAPARTE (oder NAPOLEON I.), Napoleonaea imperialis, benannt.

Nicht ungewöhnlich ist, dass man Sorten von Kultur- und Zierpflanzen nach bekannten Persönlichkeiten benennt. Rosen tragen Namen wie „Cardinal Richelieu“, „Archiduchesse Elizabeth d'Autriche“, „Jeanne d'Arc“, „Princesse Marie Adelaide de Luxembourg“, „Regierungsrat Rottenberger“, „Mildred Scheel“, „Aenne Burda“, „Bobby Charlton“ etc.

Im Zuge der Etablierung des berühmten botanischen Gartens von England, Kew Gardens, wurde George BANKS, ein Pflanzenkenner schlechthin, angeheuert. BANKS begleitete nicht nur Captain COOK auf dessen erster Weltumsegelung in den Jahren 1768 bis 1771, er liess auch durch den königlich bestallten Sammler Francis MASSON weltweit nach unbekannten Spezies Ausschau halten. So brachte dieser – ein Beispiel unter vielen – Strelitzia reginae nach England, gewidmet der Gemahlin Georgs III., Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, was der Pflanzengattung der Strelitzien ihren Taufnahmen verlieh. [12, 13, 14]*)

Auch liebevolle Namen werden manchmal vergeben: So nennen die Amerikaner seit 1879 einer ihrer grössten und ältesten Mammutbäume im Kings Canyon und Sequoia National Park nach dem Bürgerkriegsgeneral „General Sherman“. Und da der Name offensichtlich nicht mehr zeitgemäss war, wurde er 1880 in „Karl Marx“ und zwei Jahre später wieder in „General Sherman“ umbenannt.

Sagen, Märchen und Mythen

Durch morphologische Eigentümlichkeiten wie Form, Farbe usw. erhielten nach altem Glauben Pflanzen und Pflanzenteile ihre „Signatur", bestimmten Heilzwecken zu dienen. Der „Deutsche Vater der Botanik", Hieronymus BOCK (1498–1554), macht in seinem „New Kreuterbuch" aus dem Jahr 1551 darauf aufmerksam, dass der Querschnitt des Wurzelstocks beim Kreuzenzian (Gentiana cruciata) aussieht, als ob er mit einem Speere kreuzweise durchstochen wäre. Daher rührt wohl der Vulgärname „Speerenstich“.

Allermannsharnisch oder Sieglauch, der, als Amulett getragen, den feindlichen Geschossen die Kraft benahm, ist Allium victorialis, eine Zwiebelpflanze. Im späteren Alter schwindet das Parenchym der äusseren Zwiebelschuppen und es bleiben bloss die netz- oder kettenhemdartig zusammenhängenden Fibrovasalstränge zurück, die entfernt an einen Harnisch erinnern.

Der Drachenbaum

Beliebt ist er als haltbare und unempfindliche Zimmerpflanze. Er kann 2–3m gross werden. Besonders ausdrucksvoll ist die breitblättrige Dracaena deremensis mit ihren schönen weissgrün gestreiften Blättern. Auch die schmalblättrige, dünnstämmige Dracaena marginata und ihre buntbelaubten Sorten werden gemocht.

Wie kam die Pflanze zu ihren Namen?

Hexenringe sind die im Kreis wachsenden Fruchtkörper verschiedener Pilze.

Verschiedene tropische Arten liefern ein rotes Gummiharz – das so genannte „Drachenblut", das zu Lacken und Polituren verarbeitet wird. Der Drachenbaum der Kanaren (Dracaena draco) stammt von den westlichen Küsten Afrikas. Es heisst, dass pfiffige Händler aus Venedig den roten Saft tatsächlich als Blut von Drachen verkauften.

Drachenbäume treiben nach einem Rückschnitt mehrere neue Schöpfe aus, einem Drachen sollen ja der Sage nach ebenfalls mehrere neue Köpfe nachwachsen, wenn man einen abschlägt.

So ist das mit dem Baum der Drachen.

Menschenfresserbaum

Der „Menschenfresserbaum“ (englisch: man-eating tree) gehört zu den aussergewöhnlichen Beiträgen der früheren Unterhaltungsliteratur, die zwischen 1881 und 1919 in US-Magazinen zu finden war. Im Fall des „Menschenfresserbaum“ gibt es auf Madagaskar ein Gewächs, von dem man annimmt, dass es für die Geschichte höchstwahrscheinlich Pate stand, die der Autor Dr. Carl LICHE zu Papier brachte. Es scheint die Titanenwurz (Amorphophallus titanum) gemeint zu sein, der eine der grössten Blüten der Welt hervorbringt. Eine ähnliche Geschichte des angeblich erst in den 1970er Jahren entdeckten affenfressenden Baumes im brasilianischen Amazonasdschungel wurde in Wirklichkeit schon 1939 veröffentlicht. Herausgeber war das „Field Museum of Natural History“ in Chicago (USA). Der Titel der Publikation lautete „Carnivorous Plants and The Man-Eating Tree". Die Autorin hiess Sophia PRYOR.

Andrew WILSON, der angebliche Entdecker des mexikanischen Schlangenbaums, hat nie einen Fuss auf mexikanischen Boden gesetzt. Während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts kamen Berichte über monströse fleischfressende Pflanzen zumeist aus Zentral- und Südamerika sowie Afrika nach Europa. Einige der interessanteren wurden in den „Science Jottings" vorgestellt, einer wöchentlich erscheinenden Kolumne in der englischen Abendzeitung „Illustrated London News“. Autor der „Science Jottings" war der englische Dozent und Physiologe Andrew WILSON. Für seine Artikel sammelte er sowohl seriöse als auch kuriose Meldungen aus in- und ausländischen Zeitungen, die er schliesslich in seinen Beiträgen vorstellte. Was seinerzeit in der Literatur als phantastisch klang, scheint manchmal in der realen Natur zu existieren, wie etwa die auf Neuseeland wachsende Ongaonga (Urtica ferox). Sie ist auch als Nesselbaum bekannt und kann bis zu 5m hoch werden. Schon die leichteste Berührung ihrer Blätter führt zu schweren Vergiftungen und Schmerzen, die Tage oder sogar Monate andauern und mit grossflächigen Hautentzündungen verbunden sind. Das Brennhaar der Nessel besteht aus einer Zelle, in der die ätzende Brennflüssigkeit gespeichert ist. Damit diese nicht in die Haltezellen eindringt und sie zerstört, ist die Zellwand durch Einlagerung von Kalk und Kieselsäure stabil und undurchlässig.

Intensivere Berührungen können für Menschen und nicht einheimische Tiere aufgrund eines anaphylaktischen Schocks tödlich sein. Die Ongaonga gilt als die am stärksten hautreizende Pflanze der Welt und gehört zweifellos auch zu den giftigsten. Als die giftigste Pflanze zählt ihr riesiger, in Australien heimischer Artverwandter. Es ist der bis zu 40m hohe Riesennesselbaum, von den Australiern „Gympie Gympie“ genannt. Seine toxische Wirkung entspricht der der Ongaonga, nur ist sein Gift wesentlich stärker. Und dennoch ist er botanisch gesehen nur eine Brennnessel, wenn auch eine riesige. Das Nesselgift dieser Pflanzen ist ebenso wie bei den kleineren Verwandten nichts anderes als Ameisensäure. [22]

Ein grosses Korn ist nicht immer ein gutes Korn

Nach den „Anales Xantenses" wütete im Jahre 857 in Xanten am Niederrhein „eine grosse Plage mit Anschwellungen und Blasen unter dem Volke und raffte es durch eine entsetzliche Fäulnis hinweg, so dass Körperglieder sich ablösten und vor dem Tode abfielen".

Später wurde die Krankheit aufgrund ihrer Symptome auch als „Brandseuche" (Ergotismus gangraenosus) oder als „Krampfseuche" (Ergotismus convulsivus syn. ignis sacer oder ignis infernalis) bezeichnet.

Eine zweite, ganz andersgeartete Form der Erkrankung wirkt weniger auf den Blutkreislauf, sondern mehr auf das Nervensystem und verursacht die sog. „Kribbelkrankeit", die mit anfänglichem Hautkribbeln beginnt und über Muskelkrämpfe bis zum Bewusstseinsverlust führt. Auch bei Tieren werden Vergiftungserscheinungen ausgelöst. Sie äussern sich in Verdauungsstörungen, Blasen- und Geschwürbildungen (besonders im Bereich der Mundschleimhaut), Verwerfen während der Tragezeit, Störungen des Zentralnervensystems und häufig in Erblindung. Es sind ähnliche Symptome wie bei der Einnahme von LSD. Und in der Tat beinhalten die Mutterkorn-Alkaloide Lysergsäureamid (LSA), das mit dem Lysergsäurediethylamid (LSD) eng verwandt ist.

Über Jahrhunderte blieb die Ursache im Dunkeln. Erste Zusammenhänge zwischen dem Verzehr von schlechtem Getreide und den klinischen Symptomen erkannten im Jahr 1630 der Antwerpener Arzt F. TUILLIER und der Franzose D. DODART. In Deutschland gingen die Meinungen weitere 150 Jahre auseinander, bis ein Bericht des Celler Arztes Johann Daniel T. TAUBE im Jahre 1782 die Theorien von TUILLER bestätigte. TAUBE hatte eine Epidemie untersucht, die in den Vorjahren in der Gegend von Celle aufgetreten war. Als Auslöser der verschiedenen Krankheitsbilder wurde schliesslich das Mutterkorn ausgemacht.

Auch die berühmt-berüchtigte Hexenhysterie (und nachfolgender Prozesse) von Salem im Jahr 1692 in den USA geht mit grosser Wahrscheinlichkeit auf eine Ergotaminvergiftung zurück.

Das Mutterkorn, im Volksmund früherer Zeiten auch Hungerkorn (französisch: ergot) oder Kornzapfen genannt, ist das Dauerstadium (Sklerotium) des vorwiegend auf Roggenähren, aber auch allen anderen Gräsern, parasitierenden Schlauchpilzes Claviceps purpurea. Das sog. Mutterkorn ragt oft als sehr grosses kornartiges Gebilde aus der Getreideähre (daher: Bockshorn oder Hahnensporn). Die braun bis schwarzviolett gefärbten, 2 bis 4cm langen Sklerotien überwintern auf dem Boden und bilden im Frühjahr Sporen, die für Neuinfektionen der Getreideblüten sorgen und die vom Pilzmyzel befallenen Fruchtknoten zu „Mutterkörnern“ (Secale cornutum) werden lassen.

Der Grund für den langsamen Tod durch den Ergotismus, so die fachliche Bezeichnung der Mutterkorn-Vergiftung, ist die gefässverengende Wirkung der Mutterkorn-Alkaloide, die im menschlichen Organismus zu massiven Durchblutungsstörungen führen. Diese Wirkung war es, die das Mutterkorn über eine lange Zeit hinweg zu einer wichtigen Arznei in der Geburtenhilfe zur Einleitung der Wehen und der Blutstillung machte.

Der Name hat dennoch nichts mit der Anwendung im gynäkologisch-geburtshilflichen Bereich zu tun, sondern leitet sich von der mythologischen Kornmutter (Roggenmuhme), einem Vegetationsdämon, ab. Erstmalig beschrieben wurde das Mutterkorn 1582 von dem Frankfurter Arzt und Botaniker Adam LONITZER. Lateinische Abhandlungen zum Thema lieferten 1588 der Nordhäuser Stadtphysikus Johann THAL und 1596 der Medizinprofessor Caspar BAUHIN in Basel.

Über Jahrhunderte hinweg entstanden durch den Verzehr von Mutterkorn-verseuchtem Getreide verheerende Massenerkrankungen. Trotz dieser Erkenntnis nahm die Seuche keineswegs ab, da Hungersnöte die ärmere Bevölkerung zwangen, unbereinigtes Getreide zu verzehren.

Die kritische Grenze einer Vergiftungsgefahr ist heute bei Brotgetreide um 1% Mutterkorn-Anteil definiert. In Notzeiten hat das Mehl manchmal bis zu 30% aus zermahlenem Mutterkorn bestanden.

Ein Rückgang der Seuche war später in Gebieten festzustellen, in denen die Kartoffel als Nahrungsmittel neben Getreide an Bedeutung zunahm.

Die modernen Anbaumethoden und phytosanitären Massnahmen lassen die Bildung des Mutterkorns kaum noch zu – obwohl im Zuge des Biolandbaus wieder gehäuft Mutterkörner auftreten. [23, 24, 25, 195]

Die Roggenmuhme

In der germanischen Sage ist die „Roggenmuhme“, oft auch „Kornmuhme“ („Korn“ ist in vielen deutschsprachigen Regionen Europas synonym für „Roggen“), ein abgesunkener, weiblicher Feldgeist, der das Verwüsten und Schädigen von Roggenfeldern ahndet. Mit der „Roggenmuhme“ wird häufig die nordische Göttin SIF assoziiert. Ihr von Zwergen gemachtes goldenes Haar ist Sinnbild für das Getreide auf dem Feld. Sie ist sozusagen Göttin der Kornfelder und passt mit diesem eher bäuerlichen Charakter vorzüglich zu ihrem Mann THOR. Nach „Deutsche Sagen“ der Gebrüder GRIMM gibt es in der Mark Brandenburg unter den Landleuten die Mär von der „Roggenmuhme“, die im Kornfeld stecke und die Kinder sich fürchteten hineinzugehen. Wenn das Getreide am höchsten steht und die sommerliche Mittagshitze sich über Feld und Wiese ausbreitet, dann geht die „Roggenmuhme“ über Land. Unsichtbar schwebt sie einher, und wenn sie Kinder am Rande des Kornfeldes sieht, die Mohn- und Kornblumen suchen, dann lockt sie das ahnungslose Völkchen immer tiefer in das wogende Meer der Halme. Wehe den Kleinen, die ihr folgen! Bald schlagen die Halme über den Köpfen der Kinder zusammen, sie werden von unerträglicher Müdigkeit befallen und sinken mit glühendheisser Stirn und brennenden Wangen in dem lispelnden Gewoge zu Boden. Deshalb sind die Mütter ängstlich bedacht, ihre Kinder an Julitagen nicht aufs Feld zu schicken, denn die Roggenmuhme liegt auf der Lauer.

Auch die „Holzweibchen“ oder „Moosfräuleins“ sind im deutschen Volksglauben weibliche Dämonen des Windes, die den Menschen Glück bringen und dafür von diesen Anteil an der Flachs-, Getreide- oder Obsternte erhalten.

In der Altmark schweiget man die Kinder mit den Worten: „Halts Maul, sonst kommt die Regenmöhme mit ihrem schwarzen langen Hitzen und schleppt dich hinweg!" Im Braunschweigischen sowie Lüneburgischen heisst sie übrigens „Kornwyf“.

Aus dem Jahre 1662 geht die Sage, dass eine Saalfelder Frau dem Beamten erzählte: Ein dortiger Edelmann habe eine Sechswöchnerin und andere Untertanen gezwungen, zur Erntezeit Garben zu binden. Die Frau nahm ihr junges, säugendes Kind mit auf den Acker und legte es dort zu Boden. Über eine Weile sah der Edelmann, welcher zugegen war, ein Erdweib mit einem Kinde kommen und es um das der Bäuerin tauschen. Dieses falsche Kind hob an zu schreien, die Bäuerin eilte herzu, es zu stillen, aber der Edelmann wehrte ihr und hiess sie zurückbleiben. Er wolle ihr schon sagen, wann´s Zeit wäre. Die Frau meinte, er täte so der fleissigeren Arbeit wegen, und fügte sich mit grossem Kummer. Das Kind schrie unterdessen unaufhörlich fort. Da kam die Roggenmuhme von neuem. Sie nahm das weinende Kind zu sich und legte das gestohlene wieder hin. Nachdem der Edelmann alles das mit angesehen, rief er der Bäuerin zu und hiess sie nach Hause zu gehen. Seit der Zeit nahm er sich vor, nun und nimmermehr eine Kindbetterin zu Diensten zu zwingen. [26, 27, 28, 29, 30]

Allraun

Regional nennt man das Kraut auch Alraune, Alraunmännchen, Alräunchen, Alruneken, Alruncken, Galgenmännlein, Wurzelmännchen, Ölrun, Alaruna oder Mandragora: Nach deutschem Volksglauben besteht das Kraut aus einem fleischigen Wurzelstock wie ein geschnitztes Amulett, das einer menschlichen (meist männlichen) Gestalt ähnelt. Daher wurde das Allraun oft als Hausgott geehrt und an geheimen Orten oder Kästchen gehütet, sorglich gepflegt, manchmal prächtig gekleidet und Sonnabends in Wasser oder Wein gebadet. Selbst zu Mahlzeiten war es anwesend. Es sollte dem verschwiegenen Besitzer Reichtum (deshalb auch „Geld"- oder „Heckmändl" genannt), Gesundheit und andere irdische Güter wie Glück bei Prozessen, Fruchtbarkeit der Frauen oder Beförderung der Geburten bringen. Auch Orakeldienste abverlangte man ihm.

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Abbildung 1: Allraun oder Mandragora (Mandragora officinarum), Quelle: verändert nach [224]

Im Saterland und in Ostfriesland ist „ålrûn“ auch Bezeichnung für den Kobold. Ein anderer Name der Allraun ist „Kirkeia“, nach der griechischen Zauberin CIRCE, die sich mit ihrer Magie Männer willfährig machte und dafür die Allraun verwendet haben soll. Die Früchte der Allraun sind womöglich die Liebesäpfel des Alten Testaments (1. Mose 30,14 ff).

Als Glücksbringer wurden die Allraunen teuer gehandelt, denn sie bringen ihrem Besitzer Geld, günstigen Richterspruch vor Gericht und Erfolg in der Liebe, auch eignet sie sich als Zutat für die Hexensalbe. Dies bewirken die Galgenmännlein, die besonders unter Galgen aus Blut oder Sperma der Gehängten hervorgehen und die als Allraunwurzeln erhältlich sind.

Die Ähnlichkeit der Wurzel mit dem Menschen war auch HILDEGARD von Bingen aufgefallen. Sie empfahl, den der Wurzel innewohnenden teuflischen Einfluss durch Waschung in Quellwasser auszuspülen. HILDEGARD verschrieb die Allraune gegen übersteigerten Sexualtrieb. „Dafür lege man sich eine Wurzel zwischen Brust und Nabel, einen Teil belasse man am Körper, den anderen zerreibe man und nehme ihn mit etwas Kampher ein“.

Andere Anwendungen sind die Rinde der Alraun gegen Augenleiden oder zur Geburtshilfe, besonders bei abgestorbener Leibesfrucht.

Um die Allraunwurzel zu sammeln, am besten in der Johannesnacht zum 24. Juni, empfiehlt sich der Beistand eines schwarzen Hundes. Weil die Allraun einen Schrei ausstösst, wenn sie aus der Erde gezogen wird und jeder, der den Schrei hört, dem Wahnsinn anheimfällt, sollte diese gefährliche Arbeit besser dem Hunde überlassen bleiben. Den binde man an die halb ausgegrabene Wurzel und entferne sich rasch. Wenn man dann das treue Tier ruft, kommt es angesprungen und reisst dabei die Wurzel aus dem Boden, stirbt aber augenblicklich am Schrei der Alruncken. Sich selbst schütze man durch Verstopfung der Ohren.

Der Name lässt sich wahrscheinlich aus dem Althochdeutschen ableiten: „al“ = edel oder Zauber sowie dem gotischen „runa“ = Geheimnis. Noch heute kennt man aus dem Althochdeutschen „rûnen“ = leise sprechen, raunen” oder norddeutsch „run“ = Geheimnis, Rune. Allraun ist aber auch die Bezeichnung eines Nachtschattengewächses, Mandragora officinarum, ebenfalls einem Menschen verblüffend ähnlich aussehende Wurzel. Diese Mandragora-pflanze gehört zu den Nachtschattengewächsen. Sie enthält die Alkaloide, die zu Halluzinationen und sonstigen Vergiftungen bis hin zum Tod führen können.

Manche andere Pflanze ähnelt der Allraunwurzel und wurde darum gern in betrügerischer Absicht für dieses gefährlich zu erwerbende Zauberkraut ausgegeben und teuer verkauft, beispielsweise die Wurzel des Schöllkrauts. Eine andere Pflanze, deren Wurzel wie die der Allraun dem Menschen ähnelt ist der asiatische Ginseng. [31, 32, 33]

Narrische Schwammerln

Zauber- oder Wunderpilze sind Bezeichnungen für Pilze, die nach Genuss unsere Psyche beeinflussen. Meist handelt es sich dabei um Vertreter der Gattungen der Kahlköpfe, Risspilze und Düngerlinge. Weltweit gibt es mehr als 100 Arten. Der Gebrauch von Zauberpilzen ist schon seit 9.000–7.000 v. Z. bekannt. Die in Mittelamerika vorkommenden Arten werden noch immer von den Schamanen verwendet. Die Indianer nannten ihn „Teonanacatl" (Fleisch der Götter). Die germanischen Völker bedienten sich des Fliegenpilzes bei rituellen Deutungen.

Die „Sargdeckelpalme" blüht

Die Palmfarne oder Cycadeen hatten ihre grosse Zeit im Erdmittelalter, zur Zeit der Dinosaurier. Rund 300 Arten dieser ehemals bedeutenden alten Pflanzengruppe retteten sich bis in unsere Zeit. Es sind kuriose Gestalten aus der Rumpelkammer der Evolution. Sie sehen aus wie eine Mischung aus Farnen und Palmen, in Wirklichkeit sind sie aber weitläufig verwandt mit unseren Fichten und Tannen.

Die Palmfarne sind vor allem in den Subtropen und Tropen der südlichen Erdhalbkugel verbreitet. Cycas-Arten können bis 15m hoch werden. Aus dem stärkereichen Mark der Palmfarnstämme wird Sago hergestellt, ein Nahrungsmittel, das auch in Deutschland beliebt ist und beispielsweise zur sogenannten Sago-Suppe verarbeitet wurde bzw. noch wird. Abgesehen von den sich nur selten entwickelnden Blüten sind die herrlich regelmässigen Wedel von Cycas die grösste Attraktion. Kein Wunder, dass sie als Exportartikel (rund 60.000 Blätter pro Jahr) eine Haupteinnahmequelle der südjapanischen Ryukyu-Inseln sind. In den USA und Europa werden sie zur Dekoration verwendet, aber auch bei Beerdigungen. Daher rührt auch der deutsche Name „Sargdeckelpalme" für Cycas revoluta.

Planetenbäume

Dass der Mond gewisse Lebensvorgänge beeinflusst, ist heute akzeptiert. Sensiblere Zeitgenossen machen aber auch eine Wirkung der Planeten auf Pflanzen, Tiere und Menschen geltend. Denken Sie nur an die Aussagen der Astrologie, an die Erkenntnisse der biodynamischen Landwirtschaft oder an den Erfolg verschiedener Naturheilpraktiken. Der Charakter der Planeten soll sich der Überlieferung nach aber auch in der Welt der Bäume finden lassen. So vermittelt die Buche, dem Saturn (Namensgeber des englischen „Saturday“) zugeordnet, dessen klare Strukturen in Form der Beeinflussung unseres Denkens zur Zielgerichtetheit und Logik hin. Der Sonntagsbaum, die Esche, schenkt uns Phantasie und Kreativität, die Kirsche die unverbrauchte jugendliche Frische des Mondes (Montag) und die Eiche, dem Mars bzw. Zeus geweiht, kraftvolles Verantwortungsbewusstsein. Die Ulme wird mit dem Merkur in Verbindung gebracht, die Venus mit der Birke und der Jupiter mit dem Ahorn.

Bäume im Allgemeinen waren schon immer Bestandteil der menschlichen Seelenwelt, unserer Phantasien und unserer Träume. Sie sind ein Teil von uns selbst.

Bäume gehören zu den höchsten, grössten und ältesten Lebewesen dieser Welt. Schon immer zeigten sich die Menschen von alten und starken Bäumen in ihrer Umgebung beeindruckt. Die Mythologie der Völker verband Teile des Baumes mit Körperteilen des Menschen, beispielsweise das Laub mit den Haaren, die Rinde mit der Haut. Die Wurzel, der Stamm und die Krone widerspiegeln im Volksglauben das menschliche Leben. Der Baum ist wie der Mensch in den ewigen Kreislauf von Werden – Sein – Vergehen eingeschlossen. Auch den antiken Griechen galten Bäume und Wälder als heilig und verehrungswürdig. Sie waren Gottheiten geweiht, die Eiche dem Göttervater ZEUS, dem mächtigsten und weisesten der griechischen Götter, der Ölbaum der ATHENE, der Lorbeerbaum dem APOLLON, die Fichte dem POSEIDON.

Auch die Römer huldigten einem Baumkult. So schenkten sie z. B. dem Feigenbaum des ROMULUS ihre besondere Verehrung. Sie begründeten ähnlich den Kelten heilige Haine und schmückten ihre Altäre mit Bäumen. PLINIUS, der römische Gelehrte, schrieb, dass Bäume die ersten Tempel der Gottheiten gewesen seien. An diese Erkenntnisse werden wir erinnert, wenn wir alte Kirchengewölbe betrachten, die in die Höhe streben und ineinandergreifen wie die Kronen der Laubwälder.

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