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Für Dim und Moana

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ISBN 978-3-8448-5874-7

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Gestaltung, Karten und Fotos: Paul Maier

© Paul Maier 2010

Alle Rechte liegen beim Autor

Alle in diesem Buch geschilderten Ereignisse, Beobachtungen und Gespräche basieren auf den Inhalten meiner Reisetagebücher und MATANGIs Logbuch. Zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten habe ich einige Personen- und Schiffsnamen geändert. Sollten dennoch Ähnlichkeiten mit Personen, Schiffen oder Begebenheiten erkennbar sein, so wären sie rein zufällig und von mir nicht beabsichtigt.

Inhalt


Prolog

PAZIFIK

Iles Gambier

Raivavae und Tubuai

Reise nach Rose Island

Samoa

Wallis & Futuna

Fiji

Von Fiji südwärts

Neuseeland

Reise nach Vanuatu

Ein Blick ins Paradies

Reise nach Australien

Australien

INDISCHER OZEAN

Von Darwin nach Christmas Island

Von Christmas Island nach Thailand

Thailand und Malaysia

Von Thailand nach Südafrika

ATLANTIK

Namibia

Von Namibia nach Irland

Irland und Schottland

Heimkehr

Einige Reisedaten

Glossar

Prolog


MATANGI ist ein selbstgebauter Segelkatamaran, mit dem wir im Sommer 1991 zu einer Weltumseglung starteten. Wir, das sind meine Frau Dim, unsere Tochter Moana und ich. Die Reise begann in Mehring, unserem Heimatdorf an der Mosel. Mit Motorkraft und gelegtem Mast ging es auf Mosel, Rhein und deutschen Schifffahrtskanälen nach Emden. Allein für den Binnenwasserweg brauchten wir eine Woche. MATANGIs erster Segeltörn führte über die südliche Nordsee zur englischen Ostküste. Dann durch den Ärmelkanal nach Irland. In Etappen gelangten wir nach Spanien, Frankreich, Madeira, Kanarische Inseln und nach Westafrika. Hier besuchten wir Senegal, Gambia und Guinea-Bissau. In nur fünfzehn Tagen überquerten wir den Atlantik. Salvador de Bahia in Brasilien erreichten wir genau rechtzeitig zum Karneval. Sechs Monate lang, mit zahlreichen Stopps an interessanten Orten, zogen wir entlang der brasilianischen Küste nach Süden; auch einen Abstecher (mit dem Bus) zu den Iguacu-Wasserfällen unternahmen wir. Auf Brasilien folgte Uruguay. Als schließlich auch die La-Plata-Mündung hinter uns lag, waren wir seit Abfahrt Deutschland bereits ein Jahr unterwegs. So betrachte ich Uruguay als ersten Meilenstein unserer Reise.1

Im Tempo des heraufziehenden Sommers ging es nun entlang der argentinischen Küste südwärts. Wir fanden entlegene Häfen und Buchten, zuletzt Puerto Deseado, wo vor fast 500 Jahren bereits Fernandez Magellan ankerte, bevor er seine Flotte durch die später nach ihm benannte Meeresstraße navigierte. Auch unser Weg führte durch die Magellanstraße. Wir hatten Chile erreicht, und mit Umrundung von Cap Froward, dem südlichsten Punkt des amerikanischen Festlands, waren wir im Pazifik. Ab hier wies unser Kurs wieder nach Norden. Wir folgten den Patagonischen Kanälen, kreuzten durch die Chiloe-Region, segelten die Küste hinauf und besuchten Valdivia und Concepción. Mit einem Stopp vor der Juan-Fernandez-Insel (auch als Robinson-Insel bekannt), fand unser fünf Monate dauerndes Chile-Abenteuer einen angemessenen Abschluss. Von Juan Fernandez beförderte uns der Südostpassat in dreiunddreißig Tagen nonstop über den Südpazifik zur Pitcairn-Insel und schließlich zu den Iles Gambier in Französisch Polynesien.2

Der vorliegende dritte Teil meines Reiseberichts knüpft hier an. Ich beschreibe die letzten zwei Jahre unserer Reise, in deren Verlauf allein wir fast zwei Drittel der Erde umrundeten und schließlich unsere Weltumseglung dort beendeten, wo sie begann.

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1 Erstes Buch »MATANGI – Unter Segeln zu fernen Zielen – Von der Mosel zum Rio de la Plata«
ISBN 3831113548

2 Zweites Buch »MATANGI – Von Patagonien in die Südsee«
ISBN 3831137821

PAZIFIK

Iles Gambier


Irgendwo im Südpazifik, etwa gleichweit entfernt vom amerikanischen Kontinent im Nordosten und Neuseeland im Südwesten, oder eben nördlich des Punktes, wo sich der Längengrad 135° West und der südliche Wendekreis schneiden, liegen die Iles Gambier.

Montag, 28. Juni 1993, Französisch Polynesien.

Hier in der Gambier-Gruppe also, geschützt im Lee des Inselchens Aukena, liegt unser Schiff vor Anker. Direkt paradiesisch könnte man die Szene nennen, vor der wir liegen. Wären da nicht die jäh einfallenden Windböen, die immer wieder alles um uns her mit heftigen Regengüssen eindecken. Sogar die Palmen dort drüben scheinen sich vor jeder neu heranrauschenden Bö erschreckt zu ducken. Hier lernen wir, dass auch in den Tropen das Wetter unversehens umschlagen und ausgesprochen grob werden kann. Dennoch, jetzt wo wir Polynesien erreicht haben, ist endlich die Unsicherheit weg, vor offenen Küsten ankern zu müssen. Anders als noch vor Juan Fernandez oder in der Pitcairn-Gruppe, die wir auf unserer Pazifiküberquerung besuchten: So traumhaft schön wir diese Inseln fanden, so unsicher waren ihre Ankerplätze.

Erst am nächsten Morgen, als sich die Böen gelegt haben und das düstere Grau dem typischen Hellblau dieser Weltengegend gewichen ist, setzen wir im Dingi über zum Strand. Nach dem Regen sind unsere Fußspuren die ersten und einzigen im feinen, noch feuchten Sand.

Dieser Teil der Insel scheint unbewohnt. Doch gleich hinter dem Strand, versteckt im verwilderten Kokoshain, steht eine kleine Kirche. Daneben, von Unterholz fast völlig überwuchert, erodieren die Reste eines Steinhauses. Im Gegensatz zum Hausgemäuer befindet sich die Kirche in erstaunlich gutem Zustand. Ein Hinweis, dass manchmal wohl doch Menschen herkommen. Denn jemand scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, die Kirche zu renovieren und die steinernen Außenmauern neu zu streichen. In der Nähe stehen Papayabäume. Ihre Stämme von Schlingpflanzen dicht umrankt, sind sie behängt mit Früchten in allen Reifestadien. Neben bereits goldgelben Papayas gedeihen halbreife grüne direkt am Stamm. Ein Teppich Fallobst, von Insektenwolken umschwirrt, bedeckt den Boden. Wer immer sich um die Kirche kümmert, scheint an den Früchten kein Interesse zu haben. Dim weiß, wie man auch grüne Papayas verwenden kann. So sammeln wir ein paar gut erhaltene Stücke, woraus Dim später einen scharfwürzigen thailändischen Salat bereitet.

Vom Landgang zurück verholen wir das Schiff ein Stück entlang des Strandes zu einer Stelle, an der wir früher bereits ankerten. Dort steht weniger Schwell, man liegt ruhiger. An Land treffen wir eine Frau. Wir unterhalten uns und erfahren, dass nur ihre Familie hier lebt. Die Leute bewachen die zwischen den Korallenriffen angelegte Perlenzucht. Unter anderem achten sie darauf, dass fremde Boote nicht versehentlich inmitten des abgesteckten Gebiets ankern und die Wasserkulturen beschädigen. Denkbar wäre auch, dass sich Feinschmecker (oder Schmuckliebhaber) näher für die kostbaren Muscheln interessieren. Die Frau versichert uns, dort wo unser Schiff liegt, werde ihre Perlenzucht nicht behelligt. Freundlich gestattet sie uns, von einer sich tief verneigenden Palme ein paar Trinknüsse zu pflücken. Von den bohnenartigen Schoten, deren Ranken in Fußknöchelhöhe große Strandflächen überwuchern, rät sie ab, die seien ungenießbar.

Am Mittwoch hieven wir Anker und segeln nach Ile Kamaka. Auf dem Weg dorthin passieren wir ein weiteres Inselchen: Ile Anamaru. Allein die Möglichkeit, dass Anamaru unbewohnt sein könnte, reizt zu einem Besuch. Ich berge die Segel und halte nach einem Ankerplatz Ausschau. Doch ist das Gebiet gespickt mit Riffen, welche, so scheint es, nur auf innigen Kontakt mit MATANGIs Kielflossen warten. Auch zwischen den Riffbänken, wo ich eine befahrbare Rinne vermute, erweisen sich die Wassertiefen als zu gering. Zudem ist der momentane Stand der Sonne nicht günstig für die Navigation in schwierigem Riffgebiet. Also segeln wir weiter und merken uns Anamaru für eventuelle spätere, besser vorbereite Besuche vor.

Wenn auf einem Ankerplatz mindestens zwei Yachten zusammentreffen, ist man in der Regel schnell über die lokalen Gegebenheiten informiert. Derjenige, der zuerst gekommen ist, hat bereits den Ort erkundet und weiß, was es Interessantes gibt. Informationen werden unverzüglich weitergegeben. Dass wir ausgerechnet nach Kamaka segeln, hat nämlich seinen Grund: In diesem Fall waren es Amerikaner, die unser Interesse an der kleinen Insel weckten. Greg und Barbara, mit ihrer Yacht PILOT schon geraume Zeit vor uns in der Gambier-Gruppe eingetroffen, hatten Kamaka schon einmal besucht. Als wir ankamen, trafen sie gerade Vorbereitungen, ein zweites Mal dorthin zu segeln. Nur eine Familie lebe dort, erzählten sie uns. Den Leuten sei jeder Besuch willkommen. Ob nicht auch wir die Insel besuchen möchten? Das würde doch passen! Denn sie hätten den Leuten versprochen, sie beim nächsten Mal auf ihrer Yacht nach Rikitea mitzunehmen. Das könnten dann wir an ihrer Stelle tun! Mir gefiel der Vorschlag. Ich sah es als netten Anlass, die Insel Kamaka – zweckgebunden, wenn man so will – zu besuchen.

Schon nähern wir uns der steil aufragenden Tropeninsel. Vor dem Strand, der seiner Winzigkeit wegen diese Bezeichnung kaum verdient, haben die Inselbewohner eine Mooring ausgelegt. Daran machen wir unseren Katamaran fest, genau wie Greg es mir erklärt hat. Zwei Dünungen rollen ungehindert heran, eine aus Südwest, die andere aus Südost, und vereinigen sich genau vor dem kleinen Strand, eine konfuse Brandung ist das Ergebnis. Die Gambier-Inseln besitzen nach Süden hin ja kein Schutzriff, und Kamaka, als südöstlichstes Eiland der Gruppe, ist der Dünung besonders ausgesetzt.

Vier Gestalten beobachten vom Strand her unser Manöver. Für sie muss es ein spannendes Spektakel sein, wie wir uns im Dingi durch die Brandung kämpfen und, obgleich die Wellen nicht allzu hoch schlagen, beim Landen ziemlich nass werden.

»Sie müssen Tioni Kamaka sein. Wir sind gekommen, euch abzuholen.« Gregs Beschreibung nach bin ich sicher, den richtigen Mann vor mir zu haben. Dieser zeigt wegen unserer Ankunft keinerlei Überraschung. Im Gegenteil scheint er bestens über uns informiert zu sein.

»Wo habt ihr so lange gesteckt? Wir warten schon seit Tagen auf euch.« Hier kommt jemand ohne Umschweife zur Sache. Offenbar funktioniert das Buschtrommel-Nachrichtensystem in den Gambier-Inseln ausgezeichnet. Soviel zur Begrüßung.

Nachdem Tioni uns so »warmherzig« auf seiner Insel empfangen hat, stellt er uns seine Kinder vor: Sohn Tioto und Tochter Roruna. Das Mädchen ist in Moanas Alter, der Junge etwas älter. Wir lernen auch Steve kennen, ein amerikanischer Student, der zurzeit auf Kamaka weilt und Tionis Kinder unterrichtet. Dann sind da noch die Polynesier Emil und Bernard. Die beiden sind kurz nach uns eingetroffen. Geschickt haben sie ihr fünf Meter langes, von einem Außenborder angetriebenes Auslegerkanu auf eine mir zunächst seltsam erscheinende Methode vertäut: Mit einer kräftigen Thunfisch-Angelleine haben sie das Boot so zwischen Mooringboje und einer Palme befestigt, dass sie es jederzeit bequem zum Strand oder nach See holen können. Ich lerne daraus: Solche Leinen eignen sich nicht nur zum Fischfang.

Während Tioni uns durch sein Reich führt, erzählt er, dass er mit seiner Familie überwiegend hier auf Kamaka lebt, aber auch ein Haus in Rikitea besitzt. Dort erwarte ihn jetzt seine Frau. Sie sei soeben von Tahiti zurückgekehrt, und nun wolle er sie nach Kamaka holen. Normalerweise unternehme er die Überfahrt im eigenen Boot, aber im Moment sei die See etwas grob. Weshalb wir mit unserem Schiff ganz gelegen kämen. Zweifellos ist für Tioni die Einschiffung auf MATANGI bereits beschlossene Sache. Wir kennen das: In abgelegenen Gegenden, in Inselregionen etwa, übt man noch diese selbstverständliche gegenseitige Hilfe. Wer ein Transportmittel besitzt, ein Boot etwa, nimmt den Anderen mit. Bezahlt wird mit Freundlichkeit, vielleicht wechseln Naturalien den Besitzer, ein paar Früchte, vielleicht ein Fisch.

Dies also ist Tionis Refugium! Sein Haus, wenn man es so bezeichnen kann, erinnert an jene praktischen Seeräuberschlupfwinkel, die manchmal in Inselabenteuerfilmen als Kulisse dienen. Es ist direkt an eine steil aufragende Felswand gebaut, oder besser, in diese integriert. Erst im Inneren des Hauses erkennt man, dass der Hauptwohnbereich tatsächlich Teil einer natürlichen Felsgrotte ist. Daneben gibt es verschiedene Einzelgebäude, die als Küche und Schlafräume dienen. In der Nähe des Hauses ist ein Areal als Schweinekoppel abgegrenzt, hier lebt der große Eber mit seinen Artgenossinnen.

Ein Verkehrsmittel, den praktischen Quad wie auf Pitcairn, besitzt Tioni auch. Nachdem er eine Runde Kaffee spendiert hat, wandern wir alle zusammen den Berg hinauf. Weiter oben hat die Familie einen Garten angelegt, wo sie Obst und Gemüse ziehen, welches vor der Abreise noch gewässert werden muss. Denn Tioni beabsichtigt eine Woche wegzubleiben. Zunächst aber darf Dim sich aus den Gemüsebeeten bedienen. Bliebe nur noch, die Schweine zu versorgen, wozu Tioni mit der Machete einfach ein paar Bananenstauden kappt, die Früchte behält und die Blätter mitsamt den saftigen Strünken in die Koppeln wirft. Davon werden die Tiere, eine Woche lang auf sich gestellt, leben.

»Das ist normal«, bemerkt Tioni. »Die Schweine kennen das.«

Dann noch die Wassertröge füllen – das war es auch schon, was die Versorgung der Tiere betrifft. Moment, nicht ganz. Denn mit Wilbur, dem jungen Eber, hat Tioni Besonderes vor: Das Tier soll geschlachtet werden. Bernard und Emil erledigen das. Wilbur, eben noch ringelschwanzwedelnd lebensfroh umhergehopst, begreift kaum, wie ihm geschieht. Von Emil mit geübten Griffen an Vorder- und Hinterläufen gefesselt, vergisst Wilbur vor Schreck sogar das Quieken, als ihn auch schon der gezielte Stich des Schlachtmessers direkt ins Herz trifft. Die beiden Polynesier lassen das Borstentier an Ort und Stelle ausbluten und häuten es direkt am Strand. Ich denke, hierzulande muss es üblich sein, geschlachteten Schweinen die Haut abzuziehen, anstatt sie mitsamt der Schwarte zu verarbeiten. Anderswo würde man die Borsten abschaben oder abflammen und die intakte Schwarte beim Grillen kross rösten. Andere Länder, andere Schlachtmethoden. Mit oder ohne Haut verarbeitet, sicher ist, der junge Eber durfte bis zu seinem etwas abrupten Ende ein artgerechtes glückliches Schweineleben auf Tionis Insel führen.

Sobald die Schlachtung vollzogen ist und der Hund sich die Schwarte hat schmecken lassen, rüsten wir zum Aufbruch. Tionis Boot, ein ausgedientes Rettungsboot, das in besseren Zeiten die Backbordseite eines Frachters geziert haben mag, steht noch hoch und trocken am Strand. Tioni hat entschieden, es in MATANGIs Schlepp mitzunehmen. Irgendwie will man ja später wieder zurück zur Insel kommen und nicht immer sind Yachties zum Fährdienst zur Stelle. Ein schönes Stück Arbeit, das schwere Boot über Rollen und Holzbalken durch die Brandung zu bugsieren, bis es schwimmt. Alle packen mit an. Auch der Hund soll mit. Schon will ich ihn ins Dingi hieven, als Tioni entscheidet, der Hund habe an Bord des Katamarans nichts zu suchen, er gehöre ins Boot, denn er neige zur Seekrankheit. Mitsamt Bananenstauden und anderem Zeug wird der Hund also ins Boot verfrachtet. Schließlich koppeln wir Boot und Outrigger hintereinander an MATANGIS Heck und schon geht es unter Segeln mit halbem Wind, zwei Boote im Schlepp, mit sieben Knoten Fahrt nach Rikitea. Dort hinten im Boot schaut der Hund ganz seltsam drein. Den Bauch voll von Wilburs fetter Schwarte ist ihm bei der Schaukelei vielleicht nicht ganz wohl …

Wir haben sechs Passagiere an Bord, alle freuen sich über den Segeltrip. In einer guten Stunde legen wir die acht Seemeilen nach Rikitea zurück. Anlässlich der gelungenen Ankunft spendiert Dim noch eine Runde Getränke. Tioni überlässt uns eine Bananenstaude (inklusive zwei Eidechsen, die wenig später aus der Staude krabbeln), dann verholen unsere Passagiere ihre Boote zum Strand, wo gleich gegenüber Tionis »Stadthaus« steht. An Bord veranstalten wir erst mal eine Eidechsenjagd. Schnell haben wir die Tiere eingefangen; Moana übernimmt es, sie zum Strand zu paddeln und sicher an Land zu setzen.

»Do you like to come for spaghetti tonight?« Wenn Amerikaner einen das fragen, ist es immer eine ernst gemeinte Einladung zum Dinner. Und mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit gibt es dann (Sie ahnen es!) tatsächlich Spaghetti. Genau das fragten uns Greg und Barbara bei unserer Rückkehr von Kamaka. Also paddeln wir am frühen Abend rüber zu ihrer Yacht PILOT. Es wird ein netter Abend. Bei solchen Treffen geht es nun weiß Gott nicht darum, den Besucher im Auftischen raffinierter Delikatessen zu erstaunen – ich persönlich mag Spaghetti. Denn genau wie für uns, liegt für die Amerikaner die letzte Gelegenheit, sich in wohlsortierten Supermärkten zu versorgen, Monate und viele Seemeilen weit zurück.

Greg und Barbara stammen aus Maine/USA. Von der Ostküste der Vereinigten Staaten durch den Panamakanal gekommen, sind sie die abgelegenere Route via Kolumbien und Ecuador nach Pitcairn gesegelt und schließlich hier in den Gambier-Inseln gelandet. Im Laufe der langen Reise ist auch ihr Proviantvorrat beträchtlich geschrumpft. Obgleich bei uns an Bord noch so manches an Essbarem in den Backskisten lagert (zum Beispiel jede Menge Sauerkraut … wobei mir klar wird, warum die Amis uns Deutsche krauts nennen), sind wir der gleichen Meinung: In Französisch Polynesien will man nach Möglichkeit kein Proviant kaufen. Viel zu teuer! Nein, man versucht noch bis Amerikanisch Samoa zurechtzukommen. Dort soll es gut bestückte, preisgünstige Supermärkte geben, erfahren wir von Greg. Aber Samoa ist weit, also schränkt man sich ein, man improvisiert, man tischt auf, was man hat. Getränke bringt der Gast selbst mit, den Rest in der Flasche, sofern noch vorhanden, trägt er später wieder nach Hause. Das nimmt niemand krumm. Denn jeder weiß, wie es um den Proviantbestand des anderen bestellt ist. Denn so eine Zusammenkunft unter Yachties bedeutet vor allem Geselligkeit. In lockerer Atmosphäre erzählt man sich Reiseerlebnisse, tauscht Erfahrungen, betreibt Routenplanung zu weiteren Zielen oder gibt »Geheimtipps« preis, die eigentlich jeder bereits kennt. Es wird die raffinierteste Thunfischfangmethode diskutiert, man lernt neue Rezepte kennen, etwa die Zubereitung von mariniertem Fisch, die Herstellung von Reiswein oder die Verwendung von Melasse anstelle von Zucker. Man könnte endlos klönen, die Stunden vergehen, man vergisst die Zeit.

Am ersten Juli liegen wir noch immer in Rikitea. Der Wind hat sich beruhigt, der Tag ist warm. Auch ein kleines Schiff wie MATANGI bedarf einer dauernden Wartung und Pflege. Nach der langen Reise etwa müssen die Winschen gereinigt und neu geschmiert werden. Das ist meine Beschäftigung an diesem Tag. Ich schaffe zwei Winschen, die restlichen hebe ich mir für später auf – man soll sich nicht überarbeiten.

Abends sind wir wieder eingeladen. Diesmal findet die Party in Bernards Haus statt. Offiziell soll die Fete um achtzehn Uhr beginnen, während das Schwein bereits seit Mittag über dem Kokosfeuer auf kleiner Flamme gart. Genauso lange sind offenbar die Gastgeber bereits am Zechen. Pünktlich, wie Deutsche nun mal sind, stoßen wir zur verabredeten Zeit zur Feier. Aber da schweben Emil und Bernard bereits in jenen alkoholumnebelten Sphären, wo sie für uns Nüchterne unerreichbar sind. Wenigstens sind Greg und Barbara anwesend, ebenso Markus von der frisch eingetroffenen Yacht SKYE, kurz: die gesamte gegenwärtige Yachtszene, weshalb wir uns nicht ganz fehl am Platze fühlen. Jeder hat eine Flasche Hochprozentiges mitgebracht. Dies zumindest bekommt Bernhard doch noch mit. Unverständliche Worte lallend, ist er hoch erfreut über den Getränkenachschub. Kurzerhand kippt er den Inhalt sämtlicher Flaschen in einen großen Topf, verrührt das Ganze zu einem sogenannten Punsch. Später gesellen sich Tioni und Frau mit ihrem amerikanischen Archäologiestudenten zur Feier. Wenigstens sie sind noch nüchtern, was das Niveau der Unterhaltung wieder hebt. Schließlich kosten wir von Wilburs zartem Fleisch: Es hat einen feinen Kokosgeschmack und zergeht wie Butter auf der Zunge.

Raivavae und Tubuai


Montag, fünfter Juli. Am Morgen holen wir im Polizeibüro unseren »Boat-Pass« ab. Dieses wichtige Papier muss auf allen nun folgenden polynesischen Inseln dem örtlichen Gendarm vorgelegt werden. Dann sagen wir allen Lebewohl und brechen auf. Der Wind weht kräftig aus Südsüdost. Es herrscht böiges Wetter, wie so oft in letzter Zeit. Durch das markierte Fahrwasser motoren wir hart gegenan. Sobald wir die Südostseite von Mangareva gerundet haben und Westkurs anliegen können, setze ich Segel. Schon jagt MATANGI durch die Westpassage. Kaum aus dem Windschatten der Insel heraus, treffen wir auf grobe See. Ich muss reffen, später sogar das Großsegel bergen. Nur unter Fock alleine läuft das Schiff neun Knoten. Wobei trotz achterlichem Wind das Segeln nicht wirklich bequem ist. Dim und Moana werden seekrank; meinen Kopfschmerz versuche ich mit Aspirin zu überlisten, was letztlich hilft. Vielleicht haben wir uns zu lange in geschützten Gewässern aufgehalten; Seebeine müssen uns erst wieder wachsen.

Gleich am ersten Tag legt MATANGI 167 Seemeilen zurück. Der Himmel ist bedeckt, graue Regenwolken verschmelzen mit den Wellenkämmen. Normalerweise lasse ich die Propeller beim Segeln ausgekuppelt, damit sie frei drehen können. Kommt der Kat jedoch ins Surfen, rotieren die Propeller derart schnell, dass sie sich anhören wie aufheulende Turbinen. Weshalb ich sie in den Rückwärtsgang kupple, also festsetzte, damit Ruhe ist. Der Wind, mit sieben, acht Beaufort fast schon stürmisch, schiebt uns kräftig an. Vorsichtshalber reffe ich nun die Fock und halte die Sturmfock klar zum sofortigen Setzen. Für alle Fälle. Später jedoch kann ich darauf verzichten, der Wind nimmt nicht weiter zu, und ab Mittwoch wird das Wetter freundlicher.

Unser nächstes Ziel ist die Insel Raivavae. Meine Hoffnung, noch Freitagabend anzukommen, erfüllt sich nicht. So drehen wir zwanzig Meilen vor der Insel bei und warten Tageslicht ab. Während der Nacht versetzen uns Strom und Ostwind dreizehn Meilen näher zum Ziel.

In der Morgendämmerung sichte ich Land. Es ist diese exotische Inselsilhouette, die ich vor vielen Jahren schon einmal sah. Damals vom Frachtschiff aus, auf der Reise von Panama nach Sydney.

Ich setze wieder Segel. Um 0930 Uhr laufen wir, der Richtbakenlinie folgend, in die mit roten und grünen Baken gut markierte Riffpassage. Die Baken stehen auf Korallenköpfen, zu welchen man tunlichst Abstand halten sollte. Alles in allem aber ist die Ansteuerung nach Rairua, dem Hauptort der Insel, leicht. So nehmen wir die Passage unter Segeln, behalten sogar dann noch das Tuch oben, als wir über das Innenfahrwasser auf den Ankerplatz vor dem Ort gleiten. Dort steht auf einem Betonpier ein Lagerschuppen, alles ziemlich neu, wie ich durchs Fernglas erkenne. Am Pier liegt ein kleines Motorschiff, das gerade Passagiere ausschifft und Güter entlädt. Es ist das Versorgungsschiff aus Papeete, wie wir später erfahren.

Die Segel geborgen, fahren wir noch eine Runde unter Motor, um den Ankerplatz auszuloten. Dies ist wichtig, will man auf unbekanntem Grund ankern, wo das Wasser nicht so klar ist, wie man es eigentlich vor einer Südseeinsel erwartete. Zumindest sind hier die Korallenköpfe und Riffkanten erkennbar. Schließlich entscheide ich mich für eine Stelle mit sieben Meter Wasser dicht nördlich des Piers, jedoch mit genügend Abstand, um das Ablegen des Versorgungsschiffes nicht zu behindern.

Im Dingi motoren wir zum Pier. Die Leute sind freundlich und hilfsbereit. Sie erklären uns den Weg zur Gendarmerie: Das letzte Haus an der Straße Richtung Westen. Dort nämlich müssen wir uns anmelden. Der Gendarm, ein junger Franzose, kommt gerade mit seinem Wagen an. Auf Englisch stellt er sich mit seinem Vornamen vor: Patrick. Heute habe er viel zu tun, bemerkt er, gerade habe er den Inselversorger einklariert, nun seien wir an der Reihe, nicht oft kämen mehrere Schiffe gleichzeitig hier an.

Wenn das Versorgungsschiff eintrifft, was auf den abgelegenen Inseln nur unregelmäßig geschieht, ist die ganze Inselbevölkerung auf den Beinen, inklusive Gendarm – dieser in offizieller Funktion, versteht sich. Auf dem Pier, das sehen wir, herrscht ziemlicher Menschenauflauf. Die Inselbewohner empfangen oder verabschieden wohl Freunde und Verwandte, sicherlich tauscht man Neuigkeiten aus, man schickt Pakete ab oder nimmt Güter entgegen. Kurz, der Trubel dauert genau so lange, wie das Schiff am Pier liegt.

Beim Durchsehen unserer Pässe erkennt Patrick, dass er es mit Deutschen zu tun hat. Woraufhin er die Unterhaltung auf Deutsch fortsetzt.

»Nicht viele Franzosen sprechen so gut Deutsch«, lobe ich.

»Da, wo ich herkomme, schon. Ich bin aus Metz.«

»Dann hätten wir was gemeinsam. Auch wir kommen von der Mosel! Wie klein doch die Welt ist!«

Nachdem Patrick unsere Ankunft notiert und uns offiziell einklariert hat, schauen wir uns noch ein bisschen im Ort um. Wobei uns gleich auffällt: in den Gärten von Raivavae gedeihen üppige Früchte. Aber fürs Erste haben wir genug gesehen und ziehen uns an Bord zurück. Denn der Ankunftstag ist vor allem dazu da, das Schiff hafenklar zu machen, sich von der anstrengenden Seereise zu erholen und mögliche »Seeschäden« zu checken. Ungefähr in dieser Reihenfolge. Beschädigungen hat MATANGI diesmal keine. Die unter dem Brückendeck angebrachte Sperrholzplatte hat gehalten. Zwar dichtet sie nicht völlig ab, aber während der Überfahrt drang weitaus weniger Wasser ins Schiff. Damit können wir vorerst leben.3

Am Nachmittag ist das Versorgungsschiff abgefahren. Auf dem Pier ist es still geworden, die Menschenmenge hat sich aufgelöst. Dim aber ist etwas unruhig. Unbedingt möchte sie nochmals an Land, Obst besorgen – was immer sie darunter versteht. So paddelt sie hinüber und kehrt eine Stunde später zurück. Das Dingi scheint nun eine Handbreit tiefer zu schwimmen. Tatsächlich ist es beladen mit Bananenstauden und Pampelmusen.

»Alles geschenkt«, schwärmt sie. Dim besaß schon immer ein ausgeprägtes Organisationstalent.

In der geschützten Lagune von Raivavae liegt MATANGI ruhig vor Anker. Dumpf dringt Brandungsdonner vom Außenriff herüber. Nur manchmal jagen heftige Windböen die Bergflanken herab, schütteln das Schiff, können ihm aber nichts anhaben. Auch am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt. Seit Abfahrt Mangareva hat sich das Wetter kaum geändert. Ich repariere das Vorsegel – Risse, die sich sonst zu echten Schadstellen ausweiten könnten. Zum Schutz gegen Scheuern nähe ich zusätzliche Segeltuchflicken auf. Außerdem tausche ich die Gasflaschen, wovon wir drei Stück mit je 15 kg Inhalt (Propan) an Bord haben. Die Füllung reichte tatsächlich zweieinhalb Monate: Zehn Wochen unbeschwertes Kochen! Wenn ich zurückdenke an die Zeit mit dem verrußten Petroleumkocher …

Raivavae besitzt eine um die gesamte Insel führende, etwa zwanzig Kilometer lange Schotterstraße. Hätten wir Fahrräder, wäre das eine interessante Sache. So aber sind wir zu Fuß, als wir auf der Straße Richtung Westen wandern und einem älteren Paar begegnen. Zunächst halten wir sie für amerikanische Touristen, nicht zuletzt der obligatorischen Polaroidkamera wegen, die dem Mann am Hals baumelt. Wir kommen ins Gespräch. Wie sich herausstellt, sind sie tatsächlich Amerikaner. Sie seien am Vortag mit der Fähre von Tahiti gekommen, erzählt die Frau. Sie seien Geologen der Universität von San Diego und befänden sich auf einer wissenschaftlichen Expedition, um den unterseeischen Gebirgsrücken, auf dem die Insel liegt, zu erforschen. Die Frau heißt Valerie, die Unterhaltung findet hauptsächlich mit ihr statt. Harmon, ihr Mann, scheint uns nur am Rande wahrzunehmen. Mir drängt sich das Klischee vom zerstreuten Professor auf. Emsig eilt er hierhin und dorthin, bückt sich, hebt Steine auf, beklopft seine Fundstücke mit einem Geologenhämmerchen und wirft sie wieder weg. Was immer er sucht, muss etwas ganz Seltenes sein – bis jetzt hat er es offenbar nicht gefunden. Valerie findet es interessant, einem German und einer Thai und deren Tochter auf einer abgelegenen polynesischen Insel zu begegnen. Sie sei tschechischer Herkunft, bemerkt sie. Harmon, in seine Forschungen vertieft, beteiligt sich nur sporadisch am Gespräch, immer dann, wenn ihn seine Gesteinssuche wieder in Hörweite bringt. Immerhin bekundet er sein Interesse an uns damit, dass er von uns Dreien ein Instant-Foto schießt und es uns schenkt.

Auf dem Pier habe ich einen Wasserhahn entdeckt. Gerade bin ich dabei, meine mitgebrachten Behälter zu füllen, als Patrick der Gendarm im Dienstwagen angebraust kommt. Er sagt, er habe ein Problem. Wenn immer ein Polizist mir gegenüber das Wort »Problem« benutzt, fallen mir zunächst alle möglichen Ordnungswidrigkeiten ein, die ich begangen haben könnte. Man weiß ja nie, was die versuchen, einem anzuhängen. Ich denke, es muss damit zu tun haben, dass ich hier ohne Erlaubnis Wasser nehme. Ich frage, ob ich was falsch gemacht hätte. Nein, im Gegenteil, beschwichtigt Patrick. Uns habe der Himmel geschickt, er benötige dringend unsere Hilfe. Er erwarte nämlich Besuch aus Frankreich: Sein Bruder und seine Schwägerin. In ein paar Tagen würden sie mit dem Flugzeug auf der Nachbarinsel Tubuai eintreffen. Ob wir nicht mit unserem Schiff dorthin segeln, die beiden abholen und hierher nach Raivavae bringen könnten? Sie hätten nur drei Wochen Urlaub, leider verkehre das Versorgungsschiff nur unregelmäßig, momentan sehe er in unserem Schiff die einzige Transportmöglichkeit. Ich nehme Patrick mit an Bord, dort besprechen wir die Sache in Ruhe. Ich räume ein, dass wir zwar vorhätten, auch Tubuai zu besuchen, es liege ja auf unserem Kurs, und mit dem Passat hinkommen wäre sicherlich kein Problem, aber von dort zurück nach Raivavae segeln könnte schwierig werden. Denn schließlich seien es neunzig Seemeilen, man hätte den Wind genau gegenan, sehr ungemütlich würde das werden, dazu noch der Riss in MATANGIs Brückendeck, und so weiter ... Patrick versichert mir, dass seine Verwandten seefest sind und ihnen die Fahrt mit dem Katamaran bestimmt gefallen wird. Außerdem drehe der Wind in dieser Gegend oft genug auf West. So überzeugt, willige ich ein.

Bis zum Neunzehnten allerdings sind es noch ein paar Tage. Patrick hat uns eine Detailkarte von Raivavae geschenkt, nach der man innerhalb der Lagune rund um die Hauptinsel segeln kann – zumindest mit einem flachgehenden Schiff. So wollen wir am nächsten Morgen einen Teil der Lagune befahren und ein paar unbewohnte Motus (Riffinseln) besuchen, doch anhaltender Regen vereitelt dies. Denn zur Navigation in Riffgewässern sollte man tunlichst Sonnenlicht haben, die Sonne im Rücken. Trotzdem verstreicht der Tag nicht ungenutzt, denn nach wie vor widme ich mich Moanas Schulunterricht. Außerdem habe ich verschiedene Wartungsarbeiten auf dem Zettel, zum Beispiel benötigt der Petroleumbackofen wieder eine gründliche Reinigung. Unterdessen fängt Dim Regenwasser in allen griffbereiten Behältern auf. Solche Tropenregen sind immer sehr ergiebig, sodass abends sämtliche Wassertanks randvoll sind. Was mir das elende Wasserschleppen in Kanistern vom Wasserhahn an Land erspart. Ab und zu weiches Regenwasser auf die Haut zu bekommen, tut auch ganz gut. Denn vom ewigen Seewasserduschen wird die Haut nun doch etwas spröde, auch wenn man sich mit der Zeit daran gewöhnt. Aber wenn ich bedenke, was sich manche Leute alles auf den Leib schmieren, um gesellschaftsfähig zu bleiben, ziehe ich die Seesalzmethode in jedem Fall vor. Möchte sogar behaupten, dass sie hygienischer ist. Nach der Devise: ein Salzhering riecht auch nicht.

Noch immer regnet es, was für mich kein Landgangswetter ist. Dim ist anderer Meinung. Sie gibt keine Ruhe, bis ich sie im Dingi an Land lasse. Sie weiß, warum. Wenig später kommt sie mit einer großen Bananenstaude wieder. Wo sie immer all diese Früchte bekommt? Sie muss da eine ergiebige Bezugsquelle aufgetan haben. Natürlich hat wieder ein freundlicher polynesischer Mensch ihr die Bananen geschenkt. Dims Verhältnis zu den Inselbewohnern ist von besonderer Art. Hielt man sie in Brasilien für eine Indio aus dem Amazonasgebiet, geht sie hier ohne weiteres als echte Polynesierin durch. Wobei den Leuten die Tatsache, dass Dim eine ihnen fremde Sprache spricht, durchaus normal erscheint. Denn im Südpazifikraum gibt es viele Sprachen und noch mehr Dialekte. Manchmal wird Dim gefragt, von welcher Insel sie denn komme, dann sagt sie Thailand.

Am Dienstagabend ist der Versorger wieder da. Während zwei Stunden, die er am Pier liegt, gehen viele Menschen an Bord. Später erfahren wir von Patrick, dass sich nun mindestens dreihundert seiner Inselbewohner auf dem Schiff befinden. Es sei ein besonderer Anlass, meint er, alle reisten wegen des französischen Nationalfeiertags nach Tahiti. Am gleichen Abend sind wir in Patricks Haus eingeladen. Véronique, seine Frau, hat keine Mühe gescheut, uns mit raffinierten Snacks und Pernod auf Eis zu verwöhnen. Trotz Sprachschwierigkeiten, denn Véronique spricht nur Französisch, wird es ein netter Abend.

Zwei Tage später unternehmen wir unsere Fahrt zu den Motus. Patricks Karte ist eine gute Hilfe. Trotzdem muss ich sorgfältig navigieren, wollen wir nicht mit scharfen, knapp unter der Wasseroberfläche lauernden Korallenköpfen kollidieren. Wir ankern vor einem winzigen Inselchen mit dichtem Palmenbestand. Beim Spaziergang durch den Palmenhain merken wir, dass wir nicht alleine sind. Auf dem Eiland laufen Schweine frei herum. Nicht etwa Wildschweine - diese hier haben einen Besitzer. Sie ernähren sich von diversem Grünzeug und herabgefallenen Kokosnüssen, die sie mit ihren starken Hauern knacken. Wir bleiben eine Nacht an diesem ruhigen Platz.

Am sechzehnten Juli motoren wir zurück nach Rairua. Wir melden uns bei Patrick ab und setzen Segel für Tubuai. Vor achterlichem Wind aus Südsüdost geht es unter ausgebaumten Vorsegeln flott dahin. Kurz nach Mittag gehen uns zwei Thunas an die Schleppangel. Der erste um die sechs Kilo schwer, der andere sogar fünfzehn. Dim friert zehn Kilogramm grätenfreies Filet ein. Den Rest gibt es zum Abendbrot in Form von frischen Thunfischsteaks. Kurz nach Mitternacht stehen wir knapp zehn Seemeilen vor der Tubuai-Insel. Sogar Lichter sind zu erkennen. Ich beschließe, beizudrehen und Tageslicht abzuwarten. Die Passage während der Nacht zu riskieren, wäre leichtsinnig. Auch wenn sie, wie in der Karte dargestellt, offenbar gut betonnt ist.

Im ersten Morgenlicht setze ich wieder Segel, bald laufen wir durch die Riffpassage in die Lagune. Kein Problem, solange man die grünen Tonnen an Steuerbord und die roten an Backbord lässt. Wir ankern in der Nähe eines kleinen Piers. Sobald MATANGI stillliegt, paddeln wir an Land und suchen den Gendarm auf. Dieser ist über den Grund unseres Besuchs informiert. Er sagt, unsere Passagiere würden erst in zwei Tagen eintreffen. Der freundliche Mann erklärt uns den Weg zum Supermarkt. Dort können wir sogar Dollar tauschen. Sagenhaft, die Preise hier! Im Nu sind wir vierzig Dollar los, für praktisch nichts. Was die Preise in Französisch Polynesien betrifft, hat man uns ja gewarnt. Das muss man hinnehmen, oder man bleibt ganz weg. Auf dem Weg an Bord nimmt uns ein freundlicher Polynesier in seinem Pick-up-Truck mit. Er stoppt, ohne dass wir gewunken hätten. Auf seiner Ladefläche liegen Bananenstauden, von denen er uns, als wir aussteigen, zwei schenkt. Einfach so.

An Bord filetiere ich den Thunfisch, der uns noch kurz vor der Laguneneinfahrt an die Angel ging. Dann verholen wir MATANGI an eine Stelle, wo am Ufer gleich gegenüber die Festlichkeiten zum Nationalfeiertag stattfinden. Jetzt am Vormittag herrscht wenig Betrieb. Aber um die Mittagszeit wird es dort lebendig. Wir paddeln hinüber und mischen uns unters Volk. Man hat eine Tanzfläche aufgebaut, auf der später polynesische Tänze vorgeführt werden sollen. Es gibt Getränkestände und Essbuden, hier findet ein Rummel nach europäischem Muster statt, polynesisch dekoriert. An einem Bierstand laden uns frohgesichtige Polynesier zum Trinken ein. Wir halten Small Talk mit Joe, einem Einheimischen, der zehn Jahre in Santa Barbara/USA gelebt hat und gut Englisch spricht. Ein anderer, sein Name ist Ernest, bestellt bereits die nächste Runde. Und ein Dritter, John mit Namen, folgt diesem Trend und schenkt Moana auch noch eine Tafel Schokolade. Kaum die erste Flasche begonnen, sehen wir uns mit einem reichlichen Biervorrat konfrontiert, der nicht schlecht werden darf. Wohin diese Entwicklung führt, ist abzusehen. Weshalb auch ich eine Runde spendiere. Vor allem aber, um unseren Rückzug zu signalisieren, denn wenn wir uns jetzt nicht verabschieden, versacken wir hier. Unsere spendierfreudigen Zechbrüder interpretieren das anders. Schon schicken sie sich an, weitere Runden zu ordern. Zumindest was uns betrifft, winke ich ab. Aber eine Flasche müssen wir wenigstens mitnehmen auf den Weg. Und am Abend sollen wir unbedingt an Land kommen, uns die Tanzveranstaltung ansehen.

An dieser Stelle allerdings ist das Landen mit dem Dingi recht kompliziert. Denn anders als in Raivavae bietet das Außenriff von Tubuai keinen kompletten Schutz. Auch innerhalb der Lagune spürt man permanent leichten Schwell. Unter diesen Bedingungen mit dem Beiboot einer schmalen, nur wenige Meter breiten Rinne im Riff zu folgen, ist sogar ohne ein gewisses Quantum Bier im Leib bereits schwierig. Dies in der Dunkelheit zu wagen, ist mir zu riskant. Weshalb wir den Landgang am Abend streichen und uns die Tanzveranstaltung aus der Distanz vom gemütlichen Cockpit aus ansehen.

Der folgende Tag ist ziemlich verregnet. Außerdem weht es stark, weshalb wir wiederum auf Landgang verzichten. Aber wir bereiten das Schiff schon mal vor, um sofort Segel setzen zu können, sobald unsere Passagiere eintreffen.

Am Tag darauf bringe ich Dim früh an Land, sie will Baguette kaufen. Französisches Weißbrot gehört hier zu den wenigen billigeren Artikeln. Abgesehen natürlich von Bananen, die es umsonst gibt. Denn wieder schleppt Dim eine riesige Staude an.

Am Vormittag gibt es neue Festveranstaltungen. Direkt auf unserem Ankerplatz findet eine Kanu-Regatta statt. Offenbar benutzt man unseren Katamaran als Wendemarke; so gesehen haben wir den Logenplatz. Das Besondere dieser Regatta ist, dass sie ausschließlich von jungen Frauen ausgetragen wird. Unter lautem Gekreisch legen sich die Damen mächtig ins Zeug. Da gibt es Einer-Kanus und welche, die mit mehr Frauen besetzt sind, plus einer Steuerfrau. Hier bekommt man eine Ahnung, welcher Art Antrieb sich die Polynesier bedienten, als sie vor Jahrhunderten, von wo aus immer, in Booten den Südpazifik besiedelten.

Um zwölf Uhr hole ich unsere Gäste in der Polizeistation ab. Da die See innerhalb der Lagune noch immer grob ist, haben wir MATANGI zum Betonpier verholt. Dort kann man trockenen Fußes an Bord gehen. Henri und Christine, so heißen unsere Passagiere, sind freudig erstaunt, dass ihre Weiterreise nach Raivavae per Segelyacht erfolgen soll. Patrick hatte sie nicht informiert, es sollte eine Überraschung sein. Was ihm offenbar gelungen ist. Wir lassen es easy angehen. Nur keine Hektik. Die beiden sind auf Urlaubsreise, die sie so angenehm wie möglich verbringen sollen. Unbequem wird es später.

Wie sie erzählen, haben sie seit ihrem Abflug in Paris zwei Tage in Flugzeugen und auf Flughäfen zugebracht. Jetzt sind sie ausgehungert und müde. Ersterem verschafft Dim sogleich Abhilfe, indem sie den Gästen ein gutes Essen auftischt. Dann setzen wir Segel. Zunächst sind Henri und Christine noch begeistert. Doch kaum sind wir aus der Lagune heraus, als Seegang fühlbar wird und sie seekrank werden. Verständlich, muss ich doch einen harten Amwindkurs segeln, was selten bequem ist. So fällt für unsere Gäste das Abendessen aus, denn schon bald verabschieden sie sich in die Koje.

Wenigstens kommen wir gut voran. Den Direktkurs nach Raivavae kann ich knapp anliegen; nur wenige Schläge auf dem anderen Bug sind nötig, um günstiger an den Wind zu kommen. Beim Frühstück sind unsere Passagiere wieder leidlich fit. Sie zwingen sich etwas zu essen, wonach es ihnen besser geht. Schließlich wird Christine gesprächig. Sie findet das alles richtig toll. Um die Reise nicht unnötig zu verlängern, starte ich um neun Uhr einen Motor. Andernfalls würden wir den Rest des Tages mit Aufkreuzen gegen schwache Winde verbringen müssen.

Genau um zwölf Uhr machen wir am Pier von Raivavae fest. Freudig werden die Ankömmlinge von ihren Verwandten empfangen und nach polynesischem Brauch als Zeichen des Willkommens mit Blumenkränzen geschmückt. Sogar wir, die wir nur Randfiguren sind, erhalten diesen Blumenschmuck. Und am Abend soll in Patricks Haus die große Party steigen, wozu wir eingeladen sind. Auch Harmon und Valeria, die Geologen, gehören zu den Gästen. Diesmal bekommen alle aus Blumen geflochtene Kronen aufgesetzt, welche während der Feier aufbehalten werden müssen. Véronique serviert ein ausgezeichnetes französisch-polynesisches Dinner. Ein befreundetes polynesisches Paar sorgt mit Gitarre und Ukulele für Musikunterhaltung und animiert alle Anwesenden zum Mitsingen – auch den Hund. Ganz im Ernst: Der Hund ist musikalisch. Der kleine weiße Pudel, der, wie Patrick erzählt, sechs Monate in Quarantäne verbringen musste, bevor er mit nach Polynesien durfte, begleitet auf Véroniques Kommando hin die Gesänge mit seinem durchaus melodisch klingenden Geheul. Vielleicht eine Tonlage zu hoch, ist er mit sichtlicher Freude dabei.

Früh am Morgen werde ich vom Stampfen eines Schiffsdiesels geweckt. Ein Thunfischfänger nähert sich dem Pier. Das Schiff heißt TOERAU MOANA. Unsere Moana kann nicht begreifen, dass auch Schiffe ihren Namen tragen. Denn »Moana« ist ja das polynesische Wort für Meer oder Ozean, wird aber in der Südsee durchaus als weiblicher Vorname verwendet. Genauso wie »Matangi« das Wort für Wind ist und gleichzeitig als Männername herhalten darf, wenngleich ich bis jetzt niemanden mit diesem Namen getroffen habe. TOERAU MOANA macht am langen Ende des Piers fest, von MATANGI aus gesehen, direkt um die Ecke. Später kommt ein Mann vom Fischdampfer zu uns herüber. In der einen Hand trägt er einen schweren Thunfisch, in der anderen einen Rotbarsch, beide tief gefroren, beide für uns. Solche Leute sind uns immer willkommen.

Marcel ist Polynesier aus Tahiti, er spricht passables Englisch. Wir erfahren, dass er Teileigner des Schiffes ist. Er erzählt, wie sie mit Schleppangeln und Langleinen fischen, hauptsächlich Thunfisch, Marlin, Schwertfisch und andere mit dieser Methode zu fangende Arten. Das Schiff bleibt oft wochenlang auf See, so lange, bis der Kühlraum voll ist. Bei der Langleinenmethode wird eine meilenlange, mit Hunderten von Köderhaken bestückte Leine auf offener See ausgelegt. Meist in abgelegenen Seegebieten, fern jeder Schifffahrtsroute. In der Regel sind diese Leinen in bestimmten Abständen mit Bojen markiert, welche in grober See mitunter schlecht zu erkennen sind. Während sich Frachtschiffe meist an ihre vorgeschriebenen Routen halten, wagen wir Yachties uns schon eher in entlegenere Gebiete. Hier treffen sich dann, ohne dass man verabredet wäre, Segler und Fischer. Da kann es passieren, dass die Yacht über solch eine Langleine hinwegsegelt und mit Propeller oder Ruderblatt unklar kommt. Merkt man es rechtzeitig, kann man sich wahrscheinlich ohne Schaden befreien. Passiert es in grober See, bleibt oft nur, die Leine zu kappen. In diesem Fall sollte man, wenn möglich, die Leine wieder verknoten. Sonst würden die losen Enden mitsamt Köder und Beute unkontrolliert davontreiben, niemandem wäre geholfen, weder dem Fisch noch dem Fischer. Der Fischer, mitunter viele Meilen entfernt – man bekommt ihn womöglich gar nicht zu sehen –, wird es einem danken: Kann er seine Leine doch als Ganzes wieder einholen. Mit einer Langleine sind wir bisher noch nicht in Konflikt gekommen. Doch genau dies – hier greife ich vor – werden wir auf unserer Heimreise im Atlantik erleben.

Dass wir Segler auf diese Weise den Fischern manchmal ins Gehege kommen, sage ich Marcel besser nicht. Er lädt uns ein, sein Schiff zu besichtigen, wir gehen gleich mit. TOERAU MOANA ist gut dreißig Meter lang und ziemlich neu. Ein Jahr alt, wie Marcel erklärt. Sie ist zweckmäßig ausgerüstet und eingerichtet, ohne jeglichen Luxus. Die Ausstattung der Zweimann-Kabinen ist geradezu spartanisch. Eine schmale zweistöckige Koje, eine kleine unbequeme Sitzbank, ein winziger Tisch, ein Bullauge. Der Gemeinschaftswaschraum ist über den Gang zu erreichen. Ein Arbeitsschiff, aber für ein Fischereischiff erstaunlich sauber und gepflegt. Wir folgen Marcel einen Lukeneinstieg hinab und durchleben innerhalb weniger Sekunden einen Temperatursturz von plus 28 auf minus 25 Grad Celsius. Staunend finden wir uns im hellerleuchteten, frostkalten Fischraum wieder. Hier wird der Fang gelagert. Es sind die gleichen Arten, die auch uns immer wieder an die Angel gehen: Thunfisch, Dorade, Marlin, aber auch Haie und andere, die wir nicht kennen. Nur sind diese hier weitaus größer; einige Exemplare müssen mehrere hundert Kilo wiegen. Besonders interessant finden wir den Salmon de deu, den Gotteslachs, den ich nur aus Büchern kenne. Es ist ein flacher, fast kreisrunder Fisch von eineinhalb Metern Durchmesser.

Lange halten wir uns im beißenden Klima des Frostraums nicht auf. In Shorts und T-Shirt ist das nicht ratsam. An Deck posiert Moana neben dem Schwert eines Schwertfischs für ein Foto. Das Schwert alleine hat mindestens Moanas Größe, der Fisch muss an die vier Meter gemessen haben, wie Marcel erklärt. Dim, immer praktisch denkend, hat auf der Besichtigungstour durch das Schiff einen Wäschetrockner entdeckt. Marcel, der sogleich den Grund für Dims Interesse errät, gestattet ihr, damit während des Vormittags Wäsche zu trocknen. Der aufmerksame Leser wird nun vielleicht denken: Aha, ein Wäschetrockner, also doch Luxus! Nein, dieses Gerät ist absolut notwendig, sonst kämen die Fischer überhaupt nicht aus ihrem nassen Zeugs.

Während unseres Aufenthalts auf Raivavae schaut bei uns immer wieder der Franzose Edmund vorbei. Sogar ein paar Worte Deutsch spricht Edmund, jedoch kein Englisch. Wie er erzählt, war er Fremdenlegionär. Unter anderem war er hier in Französisch Polynesien stationiert. Als sein Vertrag zu Ende war, ist er geblieben und hat eine Polynesierin geheiratet. Er besitzt eine Acht-Meter-Slup – die einzige Yacht, die außer MATANGI hier in der Lagune liegt. Edmund selbst hat sie gebaut. Er träumt davon, einhand zum Roten Meer zu segeln – nach Djibouti, um genau zu sein, wo er ebenfalls lange als Legionär stationiert war. Dorthin sehnt er sich zurück. Nun traktiert er mich mit Fragen, welches wohl die beste Segelroute von Polynesien zum Roten Meer sei. Ich kann ihm nur raten, mit seiner kleinen Yacht auf der Passatroute zu bleiben und Richtung Westen zu segeln. Aber per tu will Edmund mir die »fachmännische Bestätigung« abgewinnen, dass die Ostroute via Kap Horn für ihn die günstigere sei. Das aber kann ich ihm beim besten Willen nicht raten. Hilfsbereit, wie ich bin, wälze ich sogar meine Seekarten und Pilot Charts für ihn, um ihm meine Ansicht zu begründen. Vor allem auf meinen chilenischen Seekartenatlas hat er es abgesehen. Hartnäckig versucht er mir das Werk abzuschwatzen; er würde es gerne bezahlen, aber das gute Stück gebe ich nicht her.

Nachmittags stehen Harmon und Valerie auf dem Pier. Sie sind gekommen, um sich zu verabschieden. Sie wollen mit TOERAU MOANA abreisen, die noch am selben Tag nach Tahiti auslaufen soll. Passagiere an Bord nehmen ist für die Fischer sicherlich ein gutes Nebengeschäft. Zumal zwischen Tahiti und Raivavae keine feste Schiffsverbindung besteht und der Reisende gerne bereit ist, für jede sich bietende Transportmöglichkeit gute Dollar zu zahlen. Bereits vor Tagen haben wir mit Harmon und Valerie das Problem ihrer Weiterreise diskutiert. Ich bot ihnen die Überfahrt auf MATANGI nach Tubuai an, von wo aus sie dann nach Tahiti hätten fliegen können. Da MATANGI ja erwiesenermaßen bereits als »Passagierschiff« fungiert hat (wir können Referenzen vorweisen), schlossen die Amerikaner die Möglichkeit nicht aus. Valerie wäre einverstanden gewesen, doch Harmon dem Geologen war die Idee, auf einer kleinen Yacht zu reisen, nicht geheuer. Auf etwas Festerem unter den Füßen würde er sich wohler fühlen, redete er sich heraus.

Das eigentliche Problem ist wohl das umfangreiche Gepäck. Mit dem, was die beiden mitschleppen – sie haben mehrere Kisten Forschungsausrüstung und Expeditionsproviant dabei – wäre MATANGI