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Jacqueline Nordhorn

Erbe des Verrats

Kriminalroman

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1. Auflage 2016

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Osawa / photocase.de

ISBN 978-3-8392-4932-1

Haftungsausschluss

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Prolog

Das Surren wurde lauter. Sie drehte sich um und blickte nach oben. Nein, das konnte nicht sein. Nicht, nach alldem, was sie hinter sich hatten. Eine Formation an Flugzeugen näherte sich ihnen. Wie hatten sie sie gefunden? Gab es Verräter unter ihnen? Die anderen hatten es auch gehört. Die Männer standen an der Reling, hielten sich krampfhaft fest. Einige starrten verbissen geradeaus und sahen trotz des Lärms nicht nach oben. Sie hatten die Aufgabe bekommen, nach schwimmenden Minen Ausschau zu halten. Die meisten von ihnen hatten die ganze Nacht so gestanden – fast wie Statuen, unbeweglich. In der Dunkelheit strahlten die Sterne nur schwach. Gab es überhaupt Minen? Oder war es nur eine Finte, um sie abzulenken? Sie war sich nicht sicher. Gestern Abend waren einige der Passagiere kurz davor gewesen, in Panik zu verfallen. Das Boot schien nicht richtig zu arbeiten. Einige schlugen vor, umzudrehen und wieder nach Scheveningen zurückzukehren. Der Kapitän war hart geblieben. Diejenigen, die nicht mehr wollten, könnten ja zurückschwimmen. Er würde weiterfahren. Das hatte die Passagiere schlagartig verstummen lassen.

Sie war sich nicht sicher, ob sie nicht in der einen oder anderen Hand eine verdächtige Kapsel gesehen hatte. Der Kapitän, ein junger Bursche, fast noch ein Kind, fühlte die Panik offensichtlich auch. Trotz seiner harten Worte hatte er einen der Passagiere, einen Psychologen gebeten, sich um die anderen zu kümmern und sie zu beruhigen. Der Mann ging von einem Passagier zum nächsten und schien die Fähigkeit zu haben, den Leuten Zuversicht zu geben. Dabei war er selbst immer noch in seine feuchte Kleidung gehüllt. Sie hatte ihn erkannt. Es war der letzte Passagier der ›Zeemanshoop‹, der gestern verzweifelt ins Wasser gesprungen war und ihnen nachgeschwommen war, um das Boot noch zu erreichen.

Die Flugzeuge kamen näher. Sie erkannte, es waren tatsächlich Kampfflugzeuge. War dies das Ende für sie? Nach allem, was sie hinter sich hatten? Mit einer Handvoll an Flüchtlingen und einer Crew, die fast aus Kindern bestand, hatten sie es geschafft, mit dem Rettungsboot Kurs auf England zu nehmen. Sie hatte noch die anderen vor Augen, die verzweifelt versucht hatten, im Hafen die Fischer zu überzeugen, ihnen bei der Flucht zu helfen. Und horrende Summen dafür geboten hatten. Keiner der Fischer hatte angenommen. Es war ihnen zu riskant. Sie verstand noch nicht, warum ausgerechnet sie es geschafft hatten, auf das Boot zu kommen. Das einzige, das den Hafen verließ. Auf dem Kai waren regelrechte Tumulte ausgebrochen, Kämpfe, um noch auf das Boot zu kommen. Einer der Wachtmeister hatte sogar Warnschüsse über die Köpfe abgegeben.

Und dann dieser Arzt, der am Wachtmeister vorbeigerannt und ins Wasser gesprungen war. Ohne die Frau hätten sie sicher nicht angehalten, aber sie hatte wie eine Löwin darum gekämpft, ihn mitzunehmen. Zusammen mit ihrem Mann hatten sie den Arzt aus dem Wasser gezogen. Eine seltsame Beziehung, die Frau hatte sich eher wie eine Liebende verhalten, obwohl sie offensichtlich mit einem anderen verheiratet war. Aber es war müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Sie hatte ihre eigenen Verflechtungen. Und sie hatten beide Schuld auf sich geladen, um überhaupt auf das Boot zu kommen. Vielleicht mussten sie nun dafür büßen. Nie hätte sie gedacht, dass sie zu so etwas fähig wären. Sie waren doch anständige Menschen, oder? Zumindest damals, in Berlin. Die sich für das Wohl anderer Menschen eingesetzt hatten. Und nun waren sie Raubtiere geworden. Schön angezogen, sogar hier auf der Flucht, aber dennoch Raubtiere unter der edlen Schale.

Ein zartes rosafarbenes Licht hatte sich über dem Meer ausgebreitet. Der Beginn eines Frühlingstages im Mai, der eigentlich mit einem Picknick im Grünen und einer lachenden Gesellschaft gewürdigt werden müsste. Das Meer um sie herum war friedlich und schien fast stillzustehen. War es besser, an einem schönen Tag zu sterben? Sie sah ihn an. Er hatte sich umgedreht und kam auf sie zu. Sofort machte einer der Crew ein zischendes Geräusch, um ihn davon abzuhalten. Das Boot war so klein, dass jede Gewichtsverlagerung es zum Kentern bringen konnte. Durften sie nicht einmal zusammen sterben? Er trat zurück, blieb aber zu ihr gedreht und blickte zu ihr. In seinen Augen sah sie die Liebe, die sie all die Jahre gesehen hatte, die ihr die Kraft gegeben hatte, durchzuhalten. Nur war sie diesmal mit etwas anderem vermischt. Schuld, Scham, sie wusste es nicht. Vielleicht war es nur der Spiegel ihrer eigenen Gefühle. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Die Flugzeuge waren nun direkt über ihnen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Sie schloss die Augen.

*

Marie Reinhardt hastete die Linienstraße entlang und bog kurze Zeit später nach links in die Tucholskystraße. Sie könnte sich verfluchen, dass sie ausgerechnet heute so spät dran war. Ihr erster Arbeitstag an der neuen Stelle. Und sie würde nicht nur die gesamte Abteilung kennenlernen, sondern gleich einen Vortrag über ihr Forschungsprojekt halten müssen. Sie schwitzte unter dem Blazer und der herbstlichen Jacke, die sie zur Sicherheit darüber angezogen hatte. Es war September und morgens bereits kühl und frostig, auch wenn der Tag versprach, sonnig und klar zu werden.

Der Anruf aus Boston heute hatte sie vollständig aus der Bahn geworfen.

»Meine Liebe, ich habe leider keine guten Nachrichten für dich«, ihre Freundin Carol Meyers klang verlegen. »Der Ausschuss hat gestern entschieden, dir fristlos zu kündigen. Es tut mir so leid für dich.«

»Aber das können sie doch nicht einfach machen. Ich bin mir sicher, dass ich das Morphin richtig dosiert habe. Ich habe es mehrere Male kontrolliert.«

»Marie, ich glaube dir ja. Aber Dorothy Connor ist nun einmal an einem Atemstillstand gestorben, und das Labor hatte eine zehnfache Dosierung in der Spritzenpumpe nachgewiesen. Es blieb ihnen keine andere Wahl, als so zu entscheiden. Das weißt du.«

Marie sah Dorothy Connor vor sich, eine zierliche, gepflegte Dame mittleren Alters, die bereits einige Chemotherapien und Bestrahlungen hinter sich hatte. Die Haare waren nach der letzten Chemotherapie nur schütter nachgewachsen. Sie schien immer dünner und dünner zu werden. Dennoch war Dorothy Connor immer sorgfältig geschminkt, vor allem wenn sie Besuch empfing, und hatte eine ihrer ausgewählten Perücken oder ein buntes Tuch auf. Marie hatte sie wegen ihrer würdevollen Haltung bewundert. Und manchmal, wenn sie nach einem langen Nachtdienst völlig erschöpft war, war es so, dass Dorothy Connor sie tröstete. Wie wichtig ihre Arbeit sei und wie sehr ihre Patienten sie schätzen würden. Das war genau das, was Marie in den Momenten zum Weiterarbeiten brauchte. Und nun war Dorothy Connor tot – unter ungeklärten Umständen. Bei dem Gedanken verkrampfte sich alles in ihr.

»Ich weiß, Carol, du kannst nichts dafür und bist nur die Überbringerin der schlechten Nachrichten, aber das ist doch Irrsinn! Jeder hätte an der Spritzenpumpe drehen können.« Marie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Carol schwieg am anderen Ende der Leitung. Sie hatte die Geschichte schon unzählige Male von Marie gehört.

»Jede Schwester, jede Pfleger. Und Dorothy Connor war reich. Vielleicht war es jemand aus ihrer Familie, der an ihr Geld wollte. Haben die das überhaupt untersucht?«, Marie redete sich immer mehr in Rage. »Ohne jeden Nachweis haben sie sofort mich beschuldigt und gleich vom Dienst suspendiert. Ich habe doch gar keinen Grund, Dorothy Connor etwas anzutun. Und nun das – meine Karriere ist vorbei. Niemand wird mich mehr einstellen.«

Dorothy Connor war die Frau eines angesehenen Kongressangehörigen und gehörte der gesellschaftlichen Oberschicht in Boston an. Ihr Mann Bert liebte sie abgöttisch. Als sie die Therapie zunächst gut überstanden hatte, war er voller Pläne gewesen.

»Wir fahren erst einmal in die Hamptons, meine Liebe. Unser Häuschen wartet auf dich. Dort sind wir ungestört. Wenn es dir besser geht, geht es ab nach San Diego. In die Sonne ans Meer. Unsere alten Freunde besuchen. Die haben wir eine Ewigkeit nicht gesehen. Sie waren die ganze Zeit vor lauter Sorgen fast außer sich«, sprudelte es nur so aus ihm heraus. »Sie werden sich so freuen, dich wiederzusehen, meine Liebe.«

Nur wenn Dorothy Connor sich erschöpft zurücklehnte, schien es Bert Connor bewusst zu werden, dass sie eine schwerkranke Frau war. Marie war sich nicht sicher, inwieweit es Bert Connor wirklich klar war, dass sie mit der Therapie in erster Linie Zeit für seine Frau gewannen. Eine Heilung war in diesem fortgeschrittenen Stadium nicht mehr möglich.

»Und Marie, da ist noch etwas«, sagte Carol. »Es scheint so zu sein, dass Bert Connor dich verklagen will, wegen fahrlässiger Tötung.«

»Das kann doch nicht sein, ist er denn verrückt geworden?«

Marie war fassungslos.

»Es tut mir so leid für dich, Marie«, wiederholte Carol. »Wir wissen alle, wie schnell man einen Fehler machen kann. Vor allem nach einem langen Nachtdienst, wenn man müde ist. Aber fahrlässige Tötung, was für ein Unsinn! Damit wird er nicht durchkommen.«

Marie war einen Moment versucht, ihrer Freundin zu erklären, dass sie nicht übermüdet gewesen war und dass sie in gar keinem Fall das Morphin zu hoch eingestellt hatte. Aber das hatte sie Carol schon so oft erzählt. Was sollte es, dachte sie, wenn sie schon ihre beste Freundin nicht überzeugen konnte, konnte sie sich die Mühe gleich sparen. Und sich besser einen guten Anwalt suchen – den konnte sie offensichtlich brauchen.

»Marie, ich weiß, das ist sehr schwierig für dich und ich lass dich jetzt ungern allein, aber ich muss Schluss machen. In einer halben Stunde fängt die Visite an. Ich muss noch die Akten herrichten und die Übergabe an die Kollegen vorbereiten. Heute wird es länger dauern. Die letzte Übergabe vor der Geburt.«

Carol hatte letztes Jahr ihren gemeinsamen Freund Tim Meyers geheiratet und war nun mit ihrem ersten Kind schwanger. Heute würde ihr letzter Arbeitstag vor der Geburt sein. Und wer weiß, für wie lange danach. Carol sprach schon davon, dass sie es überhaupt nicht eilig habe, in die Klinik zurückzukehren. Sondern lieber die ersten Jahre mit ihrem Kind zu Hause bleiben wollte.

»Ja klar, Carol. Danke, dass du es mir selbst gesagt hast. Das weiß ich zu schätzen.«

»Ich wollte nicht, dass du es über ein paar Ecken von jemand anders erfährst. Ich denke an dich, aber jetzt muss ich los. Und alles Gute für deinen Vortrag heute.«

Marie bog nach rechts in die Ziegelstraße ein. Nur noch ein paar Schritte, und sie stand vor dem alten Gebäude, in dem vor fast 100 Jahren ihr Urgroßvater, Richard Oppermann, als Chirurg tätig gewesen war. Bevor er fälschlicherweise des Mordes verdächtigt und aus dem Dienst entlassen wurde. Zwar wurde er später rehabilitiert, aber das fehlende Vertrauen seiner Kollegen hatte Richard Oppermann derart gekränkt, dass er kurz darauf die Klinik verlassen und eine Stelle im Lazarett in Köpenick angenommen hatte.

»Da sind Sie ja – wir warten schon auf Sie«, Professor Sebastian Schneider winkte Marie in den Seminarraum. »Hier ist die gesammelte Mannschaft.«

Er machte eine ausladende Geste in die Runde. Ein Dutzend Wissenschaftler blickte Marie an.

»Haben Sie uns gut gefunden? Es ist ja nicht ganz einfach mit der Ausschilderung.«

Tatsächlich hatte Marie vergeblich nach einer Beschilderung gesucht. Sie war zunächst durch den Hof zum rechten Seitenflügel gegangen. Dort stand über der Eingangstür die alte Inschrift ›Augen- u. Ohren-Klinik‹, die offensichtlich aus dem letzten Jahrhundert stammte. Die Klinik mit der Patientenversorgung selbst war schon lange verlegt worden. Insgesamt war der Komplex aus Ziegelsteinen renovierungsbedürftig. Die dahinterliegende Schönheit ließ sich allerdings erahnen. Mit dem großzügigen Innenhof war das Gebäude zur Spree und zur Museumsinsel hin offen. Was für ein Schmuckstück könnte dies werden.

Im rechten Seitenflügel waren Abteilungen der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität untergebracht. Marie hastete zum linken Seitenflügel. Über dem ersten Eingang las sie die Überschrift ›Chir. Station‹ und ›Chir. Poliklinik‹. Ihr Puls wurde schneller. Hier hatte also ihr Urgroßvater gearbeitet. Später würde sie sich alles in Ruhe ansehen. Beim nächsten Eingang sah sie das Schild ›Institut für Interkulturelle Medizin‹. Endlich – sie hatte es gefunden.

»Frau Reinhardt wird – wie Sie wissen – die nächsten Monate hier als Gastwissenschaftlerin arbeiten. Sie wird sich damit befassen, wie sich die Auswanderung jüdischer Ärzte und Ärztinnen in den einzelnen medizinischen Fachbereichen ausgewirkt hat«, Professor Schneider strich sich eine Locke aus dem Gesicht. »Frau Reinhardt ist selbst Ärztin, Internistin. Sie will sich in den nächsten Monaten bei uns am Institut stärker auf die Forschung konzentrieren, als sie es bisher in der Klinik konnte.«

Wollen war nicht ganz das richtige Wort. Angesichts der düsteren Situation in Boston war es wohl eher ein Müssen, dachte Marie. Sie lächelte Sebastian Schneider an und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

»Ich freue mich sehr, hier zu sein. Ich habe schon viel von Ihrem Institut gehört.«

»Und, meine Damen und Herren«, Sebastian Schneider drehte sich zu seinen Mitarbeitern hin. »Leni Oppermann ist die Großmutter von Frau Reinhardt. Die Leni-Oppermann-Stiftung hat das Institut von Anfang an unterstützt. Nicht nur finanziell, sondern auch durch ihre Erfahrung und eine exzellente Expertise.«

Stolz blickte er in die Runde. In einigen Augen sah Marie ein interessiertes Flackern. Sie kannte das schon. Sobald die Leute sie mit der Stiftung ihrer Großmutter und damit potenziell mit Geldmitteln in Verbindung brachten, stieg das Interesse an ihrer Person deutlich an.

»Ich hatte als junger Assistent das große Glück, Ihre Großmutter persönlich kennenzulernen, Frau Reinhardt. Eine beeindruckende Frau. Sie war so interessiert an den Schicksalen jüdischer Wissenschaftler. Aber das ist vermutlich nicht überraschend, da sie selbst damals fliehen musste.«

Marie schluckte. Es fiel ihr immer noch nicht leicht, über ihre Großmutter zu sprechen, obwohl Leni Oppermann nun schon einige Jahre tot war. Ihre Großmutter war immer für sie dagewesen. Maries Eltern waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als Marie zehn Jahre alt war. Ihr Vater Andrew, Lenis Sohn, und ihre Mutter Helen. Ihre Großmutter hatte Marie aufgenommen. Ihr Mann Kurt war erst vor Kurzem gestorben, mit über 80 Jahren an Herzschwäche. Marie und ihre Großmutter trösteten sich gegenseitig. In einem Jahr hatte Leni Oppermann sowohl ihren Mann als auch ihren Sohn und ihre Schwiegertochter verloren. Dennoch gab sie sich alle Mühe, Marie abzulenken und nicht im Kummer zu ertrinken. Sie spielte mit ihr, kochte und buk für sie, scherzte und machte Späße. Im Laufe der Zeit veränderte sich ihr Verhältnis und sie tröstete Marie über so manchen Liebeskummer eines Teenagers hinweg. Leni Oppermann war für ihre Enkeltochter eine mitfühlende und warmherzige Vertraute. Marie, es macht doch nichts, wenn du ein bisschen mager bist, das wächst sich doch später aus, versicherte sie ihr. Deine Zeit kommt noch, da bin ich mir ganz sicher. Und obwohl Marie nicht ganz daran glaubte, taten ihr die zuversichtlichen Worte gut. Deine blauen Augen und die schwarzen Haare, die hast du von deinem Großvater geerbt. Er war so ein schöner Mann, seufzte ihre Großmutter oft.

»Meine Großmutter wollte anderen von dem Glück abgeben, das sie selbst hatte. Ohne die große Unterstützung von Kollegen hätten sie und ihr Mann nie so schnell in Amerika Fuß gefasst und dort arbeiten können«, erklärte Marie.

Sebastian Schneider nickte.

»Dann würde ich vorschlagen, Sie stellen uns zunächst Ihr Forschungsprojekt vor. Danach präsentieren meine Mitarbeiter ein paar ihrer Projekte.«

Marie lud ihre Präsentation auf den Laptop im Seminarraum und begann mit ihrem Vortrag. Sie bemühte sich, ihren Vortrag so kurz und prägnant wie möglich zu halten und hatte nur einige Lebensgeschichten von Wissenschaftlern zur Veranschaulichung eingefügt. Marie hatte den Eindruck, es sei ihr gelungen, das Interesse ihrer Zuhörer zu wecken. Sie war erleichtert. Jetzt konnte sie zum ersten Mal entspannen und lächelte. Die Feuertaufe war überstanden. Die Fragen ihrer neuen Kollegen beantwortete sie gerne.