© Thomas Meyer, Düsseldorf 2008

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Umschlagfoto: Thomas Meyer

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN-13: 978-3-8448-7921-6

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in andere als den gesetzlich zulässigen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verfassers. Weder das Werk noch Teile davon dürfen ohne Einwilligung vervielfältigt oder in Netzwerken eingestellt oder verbreitet werden. Der Autor haftet nicht für den Inhalt oder die Richtigkeit der Angabe.

 

Inhalt

Vorwort

Der historische europäische Schwertkampf

Die Fechtmeister und Fechtbücher

Die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Fechtkünste

Eine grobe Einteilung der Kampfklassen

Die Fechtschulen

Die Waffen

Die unterschiedlichen Schwerttypen

Panzer und Schild

Die Techniken

Das Turnier

Der Gerichtskampf

Das Duell

Vorwort

Mit diesem Buch soll versucht werden, dem Leser einen komprimierten Überblick über den Themenkomplex des mittelalterlichen Schwertkampfes in Europa in fundierter Form zu vermitteln.

Daher finden sich hier Informationen zu historischen Hintergründen genau so wie zu waffentechnischen Details aber auch zu den bekanntesten Techniken im Schwertkampf am Beispiel der Techniken zum „Langen Schwert“ aufgeführt.

Dieses Buch versteht sich dabei ausdrücklich nicht als Lehrbuch für die Ausbildung zu Schau- oder Freikampf am Schwert.

Auch wird die Übersicht der mittelalterlichen Quellen zur Fecht-Literatur den strengen wissenschaftlichen Anforderungen an eine Forschungsarbeit sicher nicht gerecht.

So versteht sich dieses Werk aber auch nicht. Es soll dem interessierten Leser einen Einstieg in die komplexe Materie verschaffen und so die Möglichkeit bieten, sich mit dem einen oder anderen Schwerpunkt, sei es dem geschichtlichen Hintergrund, seien es die Techniken im Schwertkampf anschließend intensiver zu beschäftigen.

Der historische europäische Schwertkampf

Die Tatsache eines eigenständigen historischen europäischen Schwertkampfs fand bei uns lange Zeit keine ausreichende Würdigung, sei es im kulturhistorischen wie im sportlichen Kontext.

Während man zum Thema Schwertkampf oder Schwertkunst häufig direkt an die asiatischen, vornehmlich die japanischen Formen des Kampfes und der Kampfkunst denkt, ist die ehemals gleichermaßen relevant Kunstfertigkeit des Schwertkampfes des europäischen Mittelalters aus unserer Vorstellung vollständig verschwunden.

Nur eine ungefähre, phantastische Vorstellung, verbunden mit dem überzeichneten Bild gewaltiger Schwertern und stundenlanger, funken sprühender Duelle, existiert heute hierzu noch.

Dabei handelte es sich auch beim historischen europäischen Schwertkampf um eine Kampfkunstform, die auf eine viele Jahrhunderte andauernde Entwicklung, Anwendung und Tradition zurückblicken kann.

Die Kunst des Schwertfechtens, wie sie im mittelalterlichen Europa kultiviert wurde, ist also beinah völlig in Vergessenheit geraten. Sie lebt fast nur mehr in sehr verzerrter, stark spekulativer Weise in Filmen oder Märchen- und Sagenerzählungen weiter.

Den tatsächlich notwendigen Fähigkeiten im Umgang mit dem Schwert, dessen meisterhafte Beherrschung über jahrhunderte in kriegerischen Auseinandersetzungen über Leben und Tod entschied, wird diese Vorstellung nicht gerecht.

Dieses Buch will den zeitlichen aber auch technischen Hintergrund einer Kampfkunst beschreiben, die heute mit wachsendem Interesse studiert wird.

Denn immer stärker tritt der historische Schwertkampf des mittelalterlichen Europas in den Interessensfokus unterschiedlichster Gruppierungen.

Parallel zum Aufkommen der Reenactment- oder auch der LARP-Bewegung beschäftigen sich heute auch immer mehr Kampfkunst- und Wettkampfinteressierte mit Umgang mit dem mittelalterlichen Schwert.

Ein Versuch der Begriffsdefinition:

Der Begriff „Schwertkampf“ an sich ist kulturspezifisch nicht ausschließlich europäisch, daher spricht man z.B. in Abgrenzung zum japanischen Schwertkampf besser direkt vom „europäischen Schwertkampf“.

Als Europäischen Schwertkampf bezeichnet man in der zeitlichen Eingrenzung den Schwertkampf, dem danach der mittelalterliche Kampf mit Schwertern in Europa zugrunde liegt.

Wenn es um das Schwertfechten im europäischen Mittelalter geht, ist die Begrifflichkeit eher wage, denn erst in den letzten Jahren hat eine Auseinandersetzung hiermit begonnen und die Erforschung dieser fast vergessenen Techniken und Künste eingesetzt.

Heute datiert man die Epochen des für den Schwertkampf relevanten Mittelalters als Hochmittelalter in der Zeit von etwa 1000 bis 1250 nach Christus, in die Zeit der Häuser der Ottonen, Salier und Staufer, und des Spätmittelalters von 1250 bis etwa 1500, in die Zeit nach dem Scheitern der klassischen europäischen Kaiseridee.

Die meisten ursprünglichen europäischen Schwertkampftechniken sind in Vergessenheit geraten. Die Ursachen hierfür sind vielfältig.

So wurde durch die Einführung von Schusswaffen in Europa sehr bald eine Ablösung des Schwertes durch das Gewehr oder die Pistole eingeleitet. Techniken in Kampf und Gefecht, im Krieg wie im Duell wandelten sich weg vom Schwertkampf.

Mit der Verwendung der Schusswaffen entfiel beispielsweise das deutlich aufwendigere, nämlich jahrelange Training zur Beherrschung dieser äußerst komplexen Waffengattung und viele meisterhafte Techniken sind daher heute verloren.

Der europäische Schwertkampf war Bestandteil des historischen Fechtens, einem Kampfsystem, das weit mehr Waffengattungen umfasst als nur das sogenannte „Lange Schwert“.

Fast alle heute noch erhaltenen Fechtbücher belegen, dass es im Mittelalter eine umfassende Ausbildung in den verschiedensten Waffengattungen gab. Hierzu gehörten neben dem Langen Schwert etwa der Dolch, die lange Stange, Keulen oder Einhandschwerter mit und ohne Schild.

Diese als „Historische Kampfkünste“ bezeichneten Kampftechniken waren in Europa noch bis zum 17. Jahrhundert verbreitet.

Im Gegensatz zum asiatischen Raum haben sie seit dem 17. Jahrhundert jedoch keine lebende Tradition mehr und sind uns heute nur noch in Form der erwähnten Fechtbücher überliefert und erhalten.

Die historischen Kampfkünste befassen sich in der Hauptsache zwar mit den Kampftechniken der Blankwaffen, jedoch auch mit waffenlosem Kampf sowie dem Kampf mit Kriegs- und Belagerungsgerät aus der damaligen Zeit.

Die Blütezeit des „meisterlich“ organisierten Schwertkampfes war das 15. Jahrhundert. Damals gewannen professionelle Fechtmeister, Fechtschulen und Fechtgesellschaften immer mehr an Bedeutung und waren bald in ganz Europa vertreten.

Der historische Begriff des „Fechtens“ meinte damals jedoch mehr den Kampf allgemein, und war nicht nur auf das Schwertfechten beschränkt.

Aus den historischen Kampfkünsten sind daher einige europäische Kampfsportarten hervorgegangen, so zum einen das Ringen, welches in einigen Fechtbüchern den waffenlosen Kampf beschreibt, und zum anderen das heutige Sportfechten mit Florett, Degen oder Säbel.

Heute widmen sich immer mehr Interessierte diesen historischen Kampftechniken. Der historische europäische Schwertkampf kann mangels lebender Tradition heute jedoch nur noch aufgrund der zeitgenössischen Fechtbücher rekonstruiert werden.

Der mittelalterliche Schwertkampf war eine von sorgfältig entwickelten Techniken geprägte Kampfkunst. In dieser Hinsicht steht der europäische Schwertkampf des Mittelalters, so wie wir ihn heute nachvollziehen können, den asiatischen Kampfsportarten in Nichts nach.

Die Fechtmeister und Fechtbücher

Die historisch korrekten Kampfkünste des Mittelalters lassen sich heute ausschließlich anhand von Schrift- und Bildquellen, vor allem den sogenannten Fechtbüchern, nachweisen und gehen in ihren nachweisbaren Teilen stark auf deutsche und deutschsprachige Wurzeln zurück.

Diese Fechtbücher sind mittelalterliche Manuskripte und spätere Buchdrucke über das Schwertfechten und den Kampf mit Nahkampfwaffen. In Europa sind sie seit dem späten Mittelalter verbreitet, während der Renaissance wurden sie in hohen Auflagen reproduziert und gedruckt.