„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“

Hermann Hesse

Bredow, Lena

Schlanke haben kein Geheimnis.

Warum essen nicht dick macht - II

ISBN 978-3-8448-7381-8

1. Auflage, 2005

Layout & Covergestaltung: Ralf Maier

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Inhalt

1.   Ein Buch kommt durch die Hintertür

2.   Claudia und Carmen

3.   Die Spar-Woche

4.   Was ist Übergewicht eigentlich?

5.   Ines und Bianca

6.   Der Körper re-agiert

7.   Das andere Wissen

8.   Die Aufträge des Lebens

9.   Die Erkenntnis

10. Die Kopf-Kino-Hungersnot

11. Die Perfektionistin

12. Urinstinkte

13. was ist Fett eigentlich?

14. Ich fühl mich Sch... der Medien-Overkill

15. Selbst-Wert-Gefühl

16. ... Gute Zeiten – schlechte Zeiten

17. ... Wiege-Junkie

18. Oli H. – Ein Beispiel von vielen

19. ... das Frühstück

20. Gute Lebensmittel – schlechte Lebensmittel

21. ... die Verantwortung in deine Hände

22. Bombenkalorimeter

23. Du bist, wie du isst!

24. Die Regelmäßigkeit

25. ... Fettverbrennungsmaschine

26. So ähnlich wie einen Luftballon ...

27. ... Schludertage!

28. Step by step

29. Hilfe, ich nehme zu!

30. Klischees

31. Kampftrinken

32. Loslassen!

33. Frusttage – Lusttage

34. Das Ziel

35. Die Erfolgsbeschleuniger und ...

36. Wie wichtig ist Bewegung?

37. ... der innere Schweinehund

38. Der Movie(Motivations-)Plan

39. Die heilige Gesundheit

40. Du bist schlank

41. Dicke Kinder – ein Problem?

42. Offener Brief an Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast

43. Keine Abnahme? Der Seelen-Spiegel

44. Körper-Spiegel

45. Antje...

46. Erfahrungen eines überzeugten „Lenaisten“

47. Deniz

48. Das große Missverständnis der Evolution

49. Danksagungen

50. Informative Links

51. Quellenhinweise

Ein Buch kommt durch die Hintertür.

(Statt eines Vorworts)

Als im Juni 2003 mein erstes Buch „warum essen nicht dick macht“ erschien, hatte ich niemals eine derart große Resonanz erwartet.

In meinem kleinen Verlag, der so gut wie keine Werbung machen konnte, war das kleine Abnehm-Büchlein in kürzester Zeit „Bestseller“. Nach genau einem Jahr stieg es auch bei BOD in die Sachbuch-Bestsellerliste ein.

Das Feedback, das ich über E-Mails bekam, war fast ausschließlich positiv. Gerade das Fehlen von fachbezogenen Erklärungen und Formeln, ersetzt durch eine unkomplizierte und glasklare Logik, kam bei den Lesern offensichtlich bestens an.

„Einfache Menschen haben die Arche gebaut, Fachmänner die Titanic“

Je bekannter ich in der Abnehmwelt wurde, umso häufiger wurden allerdings auch negative Rezensionen beim größten Online-Buchhandel amazon.de geschrieben. Bezeichnend ist, dass viel populärere Autoren für ihre Werke vielleicht zwei oder drei Beurteilungen einheimsten. Ich hatte, Stand Juni 2004, sage und schreibe 38 Rezensionen.

Übrigens genauso viele wie Udo Pollmers Bestseller Lexikon der populärsten Ernährungsirrtümer.

Dieser Gleichstand der Rezensionen ehrt mich – und wunderte mich nicht wirklich. Ich mag Herrn Pollmers rebellische Art, Klischees und Studien kritisch zu hinterfragen, sehr gerne. Genau dasselbe habe ich in Sachen Abnehmen auch getan. Allerdings ganz vorne an der Front, nämlich in Zusammenarbeit mit übergewichtigen Menschen.

Und hier liegt auch der große Erfolg meiner Bücher und Abnehmgruppen.

Ein Biologe wird die Welt immer biologisch erklären, ein Chemiker eben chemisch und ein Mathematiker mathematisch. Ich bin in erster Linie ein natürlich schlanker Mensch.

Die Abnehm-Philosophie wurde in jahrelanger Zusammenarbeit mit „betroffenen Menschen“ entwickelt. Ich habe mir nicht nur deren Essverhalten, sondern, was viel elementarer ist, das Verhältnis zum Essen angeschaut. Der Grundstein für den Erfolg meiner Gruppen lag und liegt deshalb auch sicherlich in meinem menschlichen Lösungsweg.

Und dennoch: Wer behauptet „iss doch einfach wieder, wenn du dünner werden möchtest“, kann weder Positives von Ernährungsfachleuten erwarten, die dicke Wälzer über biochemische Abläufe schreiben, noch von dem einen oder anderen Molligen, der vielleicht jahrzehntelang nach Essensvorschriften gelebt hat und nun vom Inhalt enttäuscht war.

Keine Tabellen, keine Rezepte und absolut keine Verbote. Und so soll abnehmen funktionieren? Ja, so funktioniert abnehmen tatsächlich.

Informationen über Diäten gibt es mehr als genug. Jeder Übergewichtige ist bestens informiert. Die Methoden können dabei gegensätzlicher und verwirrender nicht sein. Offensichtlich habe ich mit meinem „einfachen Anti-Diät Buch“ viele Herzen getroffen und zudem in das eine oder andere Wespennest gestochen, gut so!

Das Nachfolgebuch „Schlanke haben kein Geheimnis“ beantwortet auch noch die allerletzte Frage. Falls nicht, bin ich jederzeit im Forum auf meiner Internetseite zu erreichen oder gerne auch per E-Mail. Alle wichtigen Adressen sind am Ende des Buches aufgeführt.

Ich sehe es heute als großes Geschenk, „zufällig“ ein schlanker Mensch geblieben zu sein. So geriet ich niemals selbst in die Hunger- und Diätenmaschinerien, die von Fachmenschen gebastelt wurden und die irgendwann den Blick fürs Wesentliche zerstören.

Mein Blick ist der einer natürlich schlanken Frau, die Nahrung nie mit Angst, Frust, Gier und Verzicht in Zusammenhang brachte. In vielen Fällen sind das nämlich die wahren Schuldigen für Gewichts- und Figurprobleme.

Die Logik und mit ihr die unglaubliche Leichtigkeit der Umsetzung in den Alltag kommt in meinen Abnehmbüchern über die Evolution, ihre klugen Überlebens- und Anpassungsmechanismen. Sie gilt es zu verstehen.

Ungefähr die Hälfte der Amerikaner glauben tatsächlich nicht an die Evolution. Sie schlagen alle Knochenfunde und wissenschaftliche Erkenntnisse in den Wind und sind davon überzeugt, dass es die Erde erst seit ca. 6000 Jahren gibt und vom ersten Tag an alle Lebewesen fix und fertig entwickelt auf ihr wohnten. Demnach kann es für sie auch keine Anpassung der Organismen an die unterschiedlichen Lebensräume geben.

Es ist nicht meine Intention, sie von der Evolutionstheorie zu überzeugen.

Dennoch, um Evolutionsgegner erst gar nicht auf den Plan zu rufen, habe ich die „Evo“ dieses Mal in „Mutter Natur“ umgetauft. Die Existenz der Natur wird am Ende sicherlich niemand bestreiten wollen.

Auch der Ehrgeiz, einen Literaturpreis gewinnen zu wollen, liegt mir völlig fern. Ich bin Fitnesstrainerin und habe keine journalistische Ausbildung. Ich schreibe gerne und weiß etwas über meine langjährige Arbeit zu berichten, das war’s auch schon.

Alle Menschen, deren Geschichten in meinem Buch erzählt werden, kenne ich entweder persönlich, von vielen E-Mail-Schriftwechseln oder aus meinem Forum im Internet. Mit einigen verbindet mich inzwischen eine tiefe Freundschaft.

An dieser Stelle möchte ich mich zutiefst für deren Offenheit und das große Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, bedanken.

Dieses Buch hätte ohne euch so nicht entstehen können.

Dank eurer Hilfe und euren Geschichten wurde es zu einem ganz besonderen Ratgeber: von Abnehmwilligen für Abnehmwillige.

Die Namen aller Personen habe ich verändert, ihre „Zu-nehm-Schicksale“ aber 1:1 übernommen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind deshalb sehr wahrscheinlich und durchaus beabsichtigt.

Beim „du“ werde ich übrigens trotz aller Kritik auch in diesem Buch bleiben. Schließlich habe ich ein Anliegen, das sehr persönlicher Natur ist, und ich ringe um Vertrauen. Hier also vorab die offizielle Warnung an all die Leser, die mit meiner persönlichen Anrede nicht einverstanden sind: Ich werde Sie mit „du“ ansprechen, weil ich deine Seele erreichen möchte. Weil ich eine Freundin werden möchte und weil sich Freunde in der Regel duzen. Falls du kein Problem damit hast, dann wünsche ich dir viel Spaß beim Weiterlesen.

Falls Sie das nicht mögen, dann verkaufen Sie doch das Buch einfach bei Amazon.de.

Schwaikheim, im Oktober 2004

Lena Bredow

Claudia und Carmen

Sie waren Zwillinge und sahen sich in ihren ersten Lebensjahren zum Verwechseln ähnlich.

Das änderte sich erst bei Beginn der Pubertät. Während Claudia schon Rundungen bekam, blieb ihre Schwester Carmen noch knabenhaft.

Die Mutter der Mädchen, schwerst übergewichtig und ihr halbes Leben lang auf Diät, betrachtete die Entwicklung ihrer Erstgeborenen aufmerksam und kritisch.

Alsbald begann sie bei Tisch zu meckern, wenn sich Claudia aus den dampfenden Töpfen noch einmal nachschöpfte. „Iss nicht so viel, sonst wirst du dick!“, ermahnte sie ihre Tochter immer öfter.

Claudia entwickelte einen gesegneten Appetit, dafür sorgten die Hormone, die aus dem Mädchen langsam eine Frau schufen.

Die Mutter, in großer Angst, ihre Tochter könne in ihre Figur-Fußstapfen treten, wurde im Laufe der Zeit immer strenger. Pommes und Torten wurden von Claudias Speiseplan bald ganz gestrichen und allenfalls zu den Geburtstagen erlaubt.

Ihre Zwillingsschwester Carmen dagegen blieb unbeachtet. Sie aß was und wie viel sie wollte, bekam weiterhin Süßigkeiten zugesteckt, die es für Claudia nur noch zu besonderen Anlässen gab.

Allerdings nicht ohne den warnenden Zeigefinger, sich die Leckereien ja gut einzuteilen. Claudias Ernährung war vorbildlich.

Das Mittagessen bestand meist aus magerem Fleisch, Gemüse und Salaten. Zu trinken gab es ausschließlich Mineralwasser.

Am Abendbrottisch reichte die Mama für das „Pummelchen“ Diätwurst, Halbfettmargarine und Rohkost, während Carmen aß, was immer ihr schmeckte.

Dass dies die Geschwisterliebe nicht gerade förderte, braucht hier wohl nicht extra erwähnt zu werden. Claudia fühlte sich zurückgesetzt, wertloser und ungeliebter als ihre Zwillingsschwester.

Und weil sie trotz aller Maßnahmen immer dicker wurde, fühlte sie sich bald auch hässlicher.

Zum Abitur bekamen beide Schwestern von den Eltern eine Wochenendreise geschenkt. Carmen fuhr nach London, Claudia in ein Wellness-Hotel, im Gepäck ein Gutschein für eine Tiefenwärmebehandlung gegen Cellulite.

„Die Mutter hatte alles dafür getan, dass Claudia überhaupt erst dick wurde.“

Beide Schwestern begannen ihre Ausbildungen. Carmen heiratete ein paar Jahre später, gründete eine Familie und blieb schlank. Claudia machte Karriere, blieb alleine, wurde depressiv und immer dicker.

Sie trieb Sport (so lernte ich sie kennen), achtete auf ihre Ernährung, versagte sich Süßes und Fettes und nahm nie auch nur ein Gramm ab.

Als sie zu mir in die Gruppe kam, wog sie 89 Kilo bei 1.65m Körpergröße.

Sie lauschte meinem Seminar ohne jede Regung, zeigte sich beim abschließenden Wiegen weder motiviert noch demotiviert und blieb noch, als ich aufräumte und meine Papiere zusammenkramte.

„Kann ich dich noch einen Augenblick sprechen?“ Ich nickte und nahm zwei Stühle vom Stapel.

Sie erzählte mir ihre Diätgeschichte, die in der Pubertät begann und nicht einmal am Sterbebett der Mutter endete. Ihre Geschichte ist eine von vielen, die ich im Laufe der Jahre hörte und die sich alle auf irgendeine Weise glichen.

Claudia erzählte, wie sie als Kind heimlich aß und ihr Taschengeld in Süßigkeiten investierte, die sie wie eine Jagdbeute in ihrem Zimmer verstecken musste. Sie erzählte mir von ihrer Traurigkeit, von dem Gefühl, nicht geliebt zu werden, weil sie dem Ideal der Mutter nie entsprach. Vom Neid auf ihre schlanke Schwester und den Depressionen, die sie so manches Mal verzweifeln ließen.

Als Claudia ihre Mutter am Sterbebett besuchte, waren die letzten Worte, die sie von ihr zu hören bekam: „Ach Kind, ich wollte doch nie, dass du so wirst wie ich. Und nun schau dich nur an. Deine dicken Backen, die runden Oberschenkel. Hättest du denn nicht besser aufpassen können?“ Selbst in dieser Situation war die Enttäuschung über das Aussehen ihrer Tochter deutlich herauszuhören. – „Ich habe doch alles für dich getan...“

Die Mutter hatte alles dafür getan, dass Claudia überhaupt erst dick wurde. In ihrer Unwissenheit, in ihren verzweifelten Versuchen, ihrer Tochter ein dickes Leben zu ersparen, hatte sie letztendlich dafür gesorgt, dass Claudia in einen Teufelskreis geschubst wurde, aus dem es kaum einen Ausgang gab.

Beim ersten Gruppentreffen nach 14 Tagen hatte Claudia zwei Kilo verloren. Und verloren darf hierbei wörtlich genommen werden. Beim zweiten Gruppentreffen waren es bereits vier verschwundene Kilos.

„Zum ersten Mal seit 20 Jahren halte ich keine Diät. Zum ersten Mal esse ich, was mir schmeckt, und nicht, was Nahrungslisten, Rezeptvorgaben und Tabellen vorschreiben. Und nun nehme ich ab. Es ist nicht zu fassen!“

Betrachtet man den Menschen ganzheitlich und zerpflückt ihn eben nicht in biochemische Einzelvorgänge, dann ist dieser Gewichtsverlust sehr wohl zu fassen; er wird sogar logisch.

Bevor ich 1997 anfing, mich mit dem Thema Übergewicht zu beschäftigen, dachte ich, wie so viele natürlich schlanke Menschen eben denken: Dicke fressen zu viel. Sie sind große Genießer, schlemmen maßlos und freuen sich dabei ihres Lebens. Sie lieben das Essen und es nimmt den größten Stellenwert in ihrem Alltag ein.

Nur die letzte Aussage wurde im Zuge meiner Arbeit tatsächlich bestätigt. Alle anderen stellten sich schon bald als große Irrtümer heraus. Das Essen hatte tatsächlich den größten Stellenwert. Aber niemals habe ich im Zusammenhang mit so einem natürlichen Vorgang wie Essen so viele negativ behaftete Gedanken erlebt. Frust, Depressionen, ja sogar Angst und Panik, die ständigen Begleiter am Tisch. Ich kenne keinen schlanken Menschen, der ein derart gespaltenes Verhältnis zum Essen hat, der über so lange Zeiträume nichts isst, der sich Lebensmittel versagt und ständig verzichtet.

„Dicke sind Genießer? Fehlanzeige!“

Schon in meinem ersten Buch habe ich die typische Woche eines Übergewichtigen aufgezeichnet. In leicht veränderter Form, damit sich treue Leser nicht langweilen, aber dennoch wiederfinden, habe ich das erneut getan.

Übrigens, ich persönlich mag die Bezeichnung Übergewichtig(e)(r) absolut nicht. Das Wort klingt wie eine Krankheit, ein Fluch, ein Stigma. Wer bestimmt eigentlich, wo Übergewicht beginnt? Der BMI? Die Kleidergröße? Die Krankenkassen? Oder vielmehr die Medien? Ich habe Frauen erlebt, die sich mit 58 Kilo als übergewichtig empfanden.

Leider habe ich noch kein Ersatzwort gefunden und ich werde mich hüten, es wie in meinem ersten Buch durch das Wort „Dickies“ zu ersetzen.

Auf den Begriff Übergewicht gehe ich noch näher ein, aber zuerst einmal die typische (Verzeihung) „DickieWoche“. Gesammelt und zusammengefasst aus Zeiten, als ich (zugegeben nur kurzfristig) der Meinung war, Übergewichtige essen viel zu viel.

Die Spar-Woche

Mo

1

Spartag

Das Wochenende war zu heftig.

Zum Frühstück deshalb nur einen Apfel, mittags eine Banane und den Magerjoghurt. Nachmit-tags tags mit schlechtem Gewissen ein Stück Kolle-Spartag gen-Geburtstags-Torte. Am Abend die Reste vom Sonntagsessen.

Di

2

Shocktag

Das Frühstück im Büro- fällt aus, die Torte fand sich auf der Waage wieder.

Zum Mittagessen deshalb nur Salat. Der Nach-mittagskuchen wird mit Heißhunger verschlungen. Abendessen beim Italiener mit den Gedan-ken beim Zeiger der Waage.

Mi

3

Spartag

Geplant in der Hoffnung, es möge kein Kollege etwas feiern. Im Büro die Frühstücks-Banane, mittags zwei Äpfel und nachmittags zwei Käse-brötchen und ein Gläschen Sekt. Der Einstand der Obsttag Neuen wurde begossen. Obsttag im Eimer und das Abendessen fällt deshalb komplett aus.

Do

4

Scheißegaltag

Im Büro zwei Butterbrezeln, in der Kantine der Schweinsbraten nachmittags gleich zwei Gebürtstage und zum Abendessen das schlechte Gewissen und Spaghetti Bolognese.

Fr

5

Der Frusttag

Bis mittags nichts, dann Karotten aus der Tupperschüssel, tatsächlich kein Umtrunk am Nachmittag, aber dafür Polterabend der besten Freundin mit einem hervorragenden Buffet.

Sa/So

6/7

Der Lusttage

Frühstück mit allem, was dazugehört.

MittagsRindsrouladen, das Sonntagsbendessen bei Muttern.

Alles im Überfluss, denn morgen ist ja wieder...

Spartag!

„Dicke essen zu viel? Dicke essen viel zu wenig!“

Was ist Übergewicht eigentlich?

Wenn man die Medienberichte aufmerksam verfolgt, dann grassiert seit vielen Jahren eine schlimme, scheinbar tödliche Geißel. Ca. 40 Millionen Deutsche und noch viel mehr Amerikaner leiden daran. Die Spanier kommen im Galopp hinterher und den Rest der Welt erwischt es auch noch:

Das Übergewicht.

Symptome: schwabbelige Hüften, labberiger Bauch, Krater-Oberschenkel, kurzatmige Lunge, schwaches Herz, noch schwächerer Wille, kaputte Knie, marode Hüftgelenke, erhöhter Blutdruck und Cholesterinspiegel...

Ursache: Moment, jetzt sollte die Reihenfolge stimmen. Anfänglich – zu viel Essen, dann – zu viel Zucker, schließlich – zu viel Fett gepaart mit zu wenig Bewegung. Und heute – Herrn Atkins (Gott hab ihn selig) sei Dank – zu viele und vor allem schlechte Kohlenhydrate.

Und demnächst?

Übergewicht, wo fängt es an und wo hört es auf? Wir wollen im Laufe der Buchseiten einige Klischees entkomplizieren. Nach meinen Erfahrungen, – und ich arbeite direkt an der „Front“ liebe Ernährungswissenschaftler und Diät-Päpste, - kommt das Übergewicht hauptsächlich durch Überinformationen. Das fängt heute schon am Kinderteller an.

Zugemüllt mit biochemischen Vorgängen, Listen von guten und bösen Lebensmitteln, Kalorientabellen und Verboten blickt kein Molliger mehr durch den Diätendschungel.

Fast wöchentlich ändern sich die Erkenntnisse der Studien, die von Fachleuten im Labor vornehmlich an Mäusen und anderem Getier getätigt werden. Anstatt sich die Mühe zu machen, das Verhalten, die Ängste und Sorgen der dicken Menschen näher zu betrachten.

Tut man das nämlich, betrachtet den Menschen als ganzheitliches Wesen und schlägt von seiner Geschichte eine Brücke zur Entwicklungsgeschichte, dann wird das große Problem Übergewicht etwas ganz Simples. Nämlich eine Re-Aktion des Körpers und der Natur auf eine Aktion der Seele.

„Zu viele Kalorien = Übergewicht?“

In den meisten „Fällen“ die ich kennen lernte, war das Übergewicht die Reaktion auf eine selbst herbeigeführte Notsituation.

Zu viele konsumierte Kalorien = Übergewicht?

Diese Formel kann so nicht stimmen. Wie kommt es sonst, dass es Menschen gibt, die ungestraft essen können, was und wie viel sie wollen? Die den ganzen Tag gedankenlos schlemmen und noch niemals nach den Kalorienangaben auf einem Packungsboden geschaut haben. Menschen, die keine Waage besitzen, in deren Kühlschränken sich die haarsträubendsten Dickmacher befinden und die trotz allem schlank und rank durchs Leben gehen? Die Sport nur mit dem Daumen auf der Fernbedienung betreiben und nie etwas von gesättigten und ungesättigten Fettsäuren gehört haben?

Sind diese „natürlich Schlanken“ Glückskinder, Stoff-wechsel-Gen-Bevorteilte oder doch vielleicht einfach nur Unter-Informierte?

„Ich behaupte: Schlanke haben kein Geheimnis.“

Sie haben durch die Aneinanderreihung vieler Zufälle lediglich das große Glück, niemals in die Diäten- und Angstmachermaschinerie geraten zu sein, die ihr natürliches Verhältnis zum Essen nachhaltig verdorben hätte. Die Körper von natürlich Schlanken kennen schlichtweg keine Notsituationen und haben deshalb auch keinen Grund, sich Reserven anzuschaffen.

Ines und Bianca

Auch Ines hatte eine Schwester, die viel schlanker war als sie selbst. Bianca langte beim Essen gerne zu, Schokolade liebte sie und Diäten überließ sie Ines.

Ines war neidisch, haderte damit, offensichtlich als Einzige die Gene ihrer Mutter und mit ihnen auch die Unterfunktion ihrer Schilddrüse geerbt zu haben.

Bei einer ärztlichen Routinekontrolle jedoch endete die Untersuchung ihrer Schwester eines Tages mit den Worten des Arztes: „Also Frau P., Sie haben eine Unterfunktion der Schilddrüse. Ich überweise Sie zu Dr. Sowieso. Passen Sie jetzt ja gut auf, dass Sie nicht dick werden“.

Ausgerüstet mit jeder Menge guter Ratschläge, Nährstoff-und Kalorientabellen startete Bianca beim Verlassen der Praxis in ihre Übergewichtskarriere.

Als sie viele Jahre später und 28 Kilos schwerer darüber nachdachte, wann genau ihre stetige Zunahme begann, da stimmte der Zeitpunkt vom Ende des unbedarften Essens exakt mit der Schilddrüsenunterfunktions-Diagnose überein.

Bianca ist heute allerdings davon überzeugt, die Unterfunktion genau wie ihre Schwester geerbt zu haben. Lediglich das Nicht-darum-Wissen rettete ihren Körper viele Jahre lang vor dem Dickwerden.

„... das Nicht-darum-wissen rettete ihren Körper viele Jahre lang vor dem Dickwerden.“

Ich will nicht behaupten, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse nicht die Ursache von Übergewicht sein kann, keinesfalls! Ich behaupte vielmehr, dass sich viele Kilos erst durch die Angst vor dem Übergewicht auf den Hüften einfinden.

Übergewicht ist die Reaktion auf eine Aktion – das Prinzip von Ursache und Wirkung. Der Körper reagiert immer auf Signale. Fettreserven schafft er sich dann an, wenn ihm signalisiert wird, dass er sie braucht.

Und wann braucht der Körper Reserven?

Wenn es ihm die Umstände beweisen. Und wer schafft

die Umstände? Wir!

Der Körper re-agiert

Leistungssportler kennen die richtigen Aktionen, um den Körper nach ihren Wünschen und sportlichen Zielen reagieren zu lassen.

In einem Fitness-Studio beispielsweise beweisen sie ihrem Organismus, dass sie nun regelmäßig körperlich schwer arbeiten müssen. Ihr Körper reagiert. Er stellt sich auf die Trainingsgewichte ein.

Die Fähigkeit des Organismus, sich Energiereserven für schlechte Zeiten anzulegen ...

Die Muskeln werden kräftiger, die Fasern verdichten sich, sogar die Knochen werden wesentlich belastbarer. Je regelmäßiger der Sportler trainiert, desto schneller nimmt der Körper die erwünschte, durchtrainierte Form an. Viele Fitness-Studio-Mitglieder haben in erster Linie ästhetische Ziele. Sie wollen gut aussehen, schlank und muskulös sein. Tatsächlich aber braucht der Organismus körperliche Arbeit, um, als in sich funktionierendes System, gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Häuser bauen, Felder bestellen, Futter suchen, klettern, jagen und sammeln, kämpfen und weite Strecken zurücklegen.

Für all dies wurde unserer Körper ursprünglich von Mutter Natur konstruiert.