Inhaltsverzeichnis
Widmung
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21
KAPITEL 22
KAPITEL 23
KAPITEL 24
KAPITEL 25
KAPITEL 26
KAPITEL 27
KAPITEL 28
KAPITEL 29
KAPITEL 30
KAPITEL 31
KAPITEL 32
KAPITEL 33
KAPITEL 34
KAPITEL 35
KAPITEL 36
KAPITEL 37
KAPITEL 38
KAPITEL 39
Copyright
HEYNE <
Das Buch
Das Jahr 2066. Zwei Millionen Aliens haben sich in den Körpern von Menschen manifestiert. Vom ersten Moment an werden die Fremden in Menschengestalt gejagt: um sie zu schützen und zu vergöttern, um sie zu misshandeln und zu lynchen – oder sie zu verkaufen. Die Vereinigten Staaten von Amerika und Arabien, die globale Supermacht, zahlen eine Kopfprämie für jeden lebenden Alien. Sie wollen Antworten von den Fremden:
Was hat die Aliens zur Erde geführt? Was ist mit den Menschen geschehen, deren Körper die Aliens übernommen haben? Und was planen die Aliens in der Tiefe des Marianengrabens, dem menschlichen Zugriff entzogen?
Schließlich steigt Pasong, der Anführer der Fremden, aus der Tiefsee auf. Er bringt Antworten. Die Aliens sind nicht zur Erde gekommen, um die Erde zu erobern – die Wahrheit ist schlimmer.
Der Autor
Frank Borsch, geboren 1966, lebt in Freiburg. Seit 1997 arbeitet er – mit wechselndem Schwerpunkt – als Übersetzer, Journalist, Autor und Redakteur. Er übersetzte zahlreiche Superheldencomics wie Daredevil oder Hulk ins Deutsche, publizierte zu diversen Internet-Themen und etablierte sich als Stammautor der PERRY-RHODAN-Serie. Mit ALIEN EARTH wendet er sich nun der nahen Zukunft der Erde zu.
Mehr zu Frank Borsch und der Trilogie ALIEN EARTH finden Sie unter: www.alienearth.de und blog.alienearth.de
Für Geli und Tim
»Die Botschaft des gestrigen Geschehens ist, dass es, trotz seines Schreckens, keine Bedeutung hat und auch keine haben darf. Es ist eine menschliche Katastrophe, ein Frevel, eine Gräueltat, eine Entfesselung des Wahnsinns, den die Welt niemals wird abschütteln können. Aber es hat keine politische Bedeutung; es verschiebt die Machtgleichgewichte um kein Haarbreit. Es ist keine kriegerische Handlung. Amerikas Führerschaft des Westens hat dadurch keinen Schaden genommen. Die Sache der Demokratie hat dadurch keinen Schaden genommen. Es sei denn, wir lassen es zu.«
- Simon Jenkins, 12. September 2001
»Die Botschaft des gestrigen Geschehens ist, dass die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr existiert. Kein einziger Mensch wurde durch Alien-Hand verletzt oder getötet. Keine Regierung wurde gestürzt, die Menschenrechte nicht außer Kraft gesetzt, arm wurde nicht reich und reich nicht arm. Unsere Erde von zehn Milliarden hat zwei Millionen Seelen verloren – überflüssige Seelen, denen zu wünschen ist, dass sie auf Sigma V das Glück finden werden, das ihnen hier verwehrt war. Ich für meinen Teil beneide sie. Die Erde ist nicht mehr unser exklusiver Besitz, und wir werden bald spüren, was es bedeutet, nicht auf der obersten Sprosse der evolutionären Leiter zu stehen. Unser Überleben ist zu einer Lotterie geworden, bei der vor wiegend Nieten ausgegeben werden.«
- Alex Jenkins, Enkel von Simon Jenkins, 27. September 2065
»Nichts ist zu Ende. Du hast immer an das Große Los geglaubt. Wer meint, der Tod könne dich aufhalten, kennt dich schlecht.«
- Human-Company-Gründer François Delvaux beim Teil-Begräbnis seines ermordeten Partners Jan de Hart, 28. September 2065
KAPITEL 1
Mahmuts Inszenierung war perfekt. Was sonst?
510 Gäste hatte Mahmut al-Shalik in sein Stadthaus auf der Nil-Insel Zamalek eingeladen, zehn für jedes ruhmreiche Jahr der Union, das es an diesem 4. Juli 2066 zu feiern galt. Eine kluge Zahl, die selbst den engstirnigsten unter den unvermeidlichen Militärs auf der Gästeliste auf den ersten Blick einleuchten musste. Eine bescheidene Größe im Vergleich zu den 50-Jahr-Feiern und doch weit genug jenseits seiner gewöhnlichen Prachtentfaltung angesiedelt, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass Mahmut al-Shalik der Prächtige den Ernst des Anlasses zu würdigen wusste.
Selbst Reden wurden gehalten.
Rainer Hegen hatte seinen Gönner in den Monaten, die er in Kairo verbracht hatte, gut genug kennengelernt, um zu wissen, wie gering Mahmut Reden schätzte. Mahmut betrachtete sich als Mann der Tat, jemand, der nach vorn blickte. Reden blickten unweigerlich zurück, selbst wenn sie das Gegenteil vorgaben. Doch am 51. Jahrestag der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika und Arabien kam selbst Mahmut al-Shalik, dessen Familie Anteile an jedem einzelnen der zahllosen Nildämme zwischen Kairo und dem Albertsee besaß, nicht um Reden herum. Die Reden waren unvermeidlich, ein Ärgernis, und Mahmut ging die Angelegenheit an, wie er alle Ärgernisse des Lebens anging: frontal.
Kaum hatten sich die Gäste vollständig eingefunden, schwang sich Mahmut auf die Bühne. »Ich danke Ihnen für Ihr zahlreiches Kommen«, sagte er. Er war immer schon ein stattlicher Mann gewesen. Während seiner Universitätszeit im amerikanischen Teil der Union hatte er dem American-Football-Team angehört, bevor er zum Zehnkampf gewechselt hatte. Hinter ihm hingen riesige Fahnen von der Decke und bildeten einen Vorhang: links die Stars und Stripes der ehemaligen USA, rechts der Halbmond auf Grün der ehemaligen Arabischen Liga und in der Mitte Halbmond und Sterne vereint auf einer Flagge, verbunden durch das weltumspannende Band der Arterie, die Flagge der USAA.
»Mein bescheidenes Heim hat nur selten die Ehre, Gäste zu willkommen zu heißen.« Mahmut al-Shalik verneigte sich. Sein maßgeschneiderter Kunstseidenanzug zeigte keine einzige Falte, als er sich wieder aufrichtete. »Bitte, betrachten Sie es als das Ihre. Meine Diener sind angewiesen, Ihnen jeden Wunsch zu erfüllen. Doch bevor wir uns dem Zauber der Nacht hingeben«, Mahmut hob die Hand mit dem Glas, »bitte ich Sie, mit mir zusammen jenen Männern und Frauen Respekt zu zollen, denen das Schicksal nicht vergönnt hat, heute unter uns zu sein. Jenen, die ihr Leben gegeben haben, um das großartigste Gemeinwesen ins Leben zu rufen und zu erhalten, das es in der Geschichte der Menschheit jemals gegeben hat: die Vereinigten Staaten von Amerika und Arabien!«
Mahmut schloss die Augen, setzte das Glas an die Lippen und trank. Die Gäste taten es ihm gleich. Der Rotwein, ein Erzeugnis der Weinberge, die Mahmuts Großvater in den letzten Jahren seines Lebens in kluger Vorausahnung freizügigerer Zeiten an den Hängen des Akasha-Stausees hatte anlegen lassen, schmeckte fruchtig und leicht. Er war der Hitze des Landes angepasst – und dem Temperament seiner tugendhaften Hitzköpfe, die nicht auszurotten waren. Der Alkoholgehalt des Weines war so gering, dass der Alkohol bereits in der Mundhöhle verdunstete und dort eine desinfizierende Wirkung entfaltete, wie Mahmut al-Shalik nicht müde wurde zu betonen. Der Wein war mithin Medizin, wie Dutzende unabhängiger Studien belegten.
Mahmut öffnete die Augen wieder, überblickte die Hundertschaften seiner Gäste, die von ebenso zahlreichen Hundertschaften Dienern umschwärmt wurden. »Und nun, bevor ich die Bühne für die von Ihnen allen mit Ungeduld erwarteten Reden freigebe, möchte ich mir eine persönliche Anmerkung erlauben.« Er lächelte, sein Oberlippenbart beschrieb einen Doppelbogen.
Rainer kannte dieses Lächeln. Mahmut lachte es, wenn das Kind mit ihm durchging. In dem Land, aus dem Rainer kam, hätte man es »diebisch« genannt.
»Meine Hingabe an die Ideale der USAA ist so vollkommen, dass es mir nicht genügt, nur in der Einzahl den Rednern zu lauschen, die in wenigen Minuten in einer Eloquenz, die mir für immer verwehrt bleiben wird, unsere gemeinsamen Tugenden beschwören werden. Ich habe mir deshalb die Freiheit genommen, für den heutigen Abend meine Anwesenheit zu verzwanzigfachen.« Mahmut klatschte in die Hände, und die großen Türen, die zu den Themengärten und den Nilterrassen führten, öffneten sich. Hunderte von Köpfen wandten sich um, darunter der Rainers. Zwanzig Männer traten ein und verneigten sich. Jeder von ihnen war ein Riese mit Oberlippenbart, trug einen exquisiten Kunstseidenanzug und war – unverwechselbar und einzigartig – Mahmut, der Prächtige.
»Natürlich ist nur einer von ihnen der wahre Mahmut al-Shalik«, fuhr Mahmut fort. Die Köpfe wandten sich wieder der Bühne zu. Sie war verlassen. Verwirrt sahen sich die Gäste um, nicht wenige von ihnen ungehalten darüber, dass der gro ße Mahmut al-Shalik wieder einen seiner Scherze mit ihnen trieb. »Helfen Sie mir, ihn zu finden«, drang Mahmuts Stimme aus dem Soundsystem des Ballsaals. »Derjenige, der heute um Mitternacht den wahren Mahmut al-Shalik benennt – und seine Wahl stichhaltig begründen kann -, soll mit einer lebenslangen Apanage belohnt werden!«
Die zwanzig Mahmuts traten in den Saal und mischten sich Hände schüttelnd und lächelnd unter die Gäste.
»Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!«, rief der unsichtbare Mahmut, »und begrüße William Harry Dickerson VI., Konteradmiral der Nil-Flottille, der ein Grußwort der US Navy übermitteln wird. Ich bitte um Applaus!«
Die Gäste klatschten. Der Admiral betrat die Bühne. Er war ein Mann in den 50ern, kerzengerade, mit einem scharfen, von tiefen Furchen gezeichneten Gesicht. Ein Mann, der es gewohnt war, dass man seinem Wort Gehör schenkte. Nach dem virtuosen, lebenslustigen Mahmut wirkte er hölzern und fehl am Platz.
»Meine Damen, meine Herren …«, begann er – und das war alles, was Rainer Hegen von dem Konteradmiral wahrnahm, dem Herrn über eine kampfstarke Flotte, die ohne die regelmäßige Belieferung durch Mahmut al-Shaliks Firmen innerhalb von Tagen ihrer Einsatzbereitschaft verlustig gehen würde. Rainer wandte sich ab und suchte Zuflucht am Buffet, wo die aufgeregten Gespräche mit den 20 Mahmuts und über sie die Rede im Saal übertönten. Rainer konnte Reden ebenso wenig ausstehen wie sein Gönner.
Beinahe sieben Monate hielt er sich nun in Kairo auf. Manchmal kam es ihm so vor, als ob es bereits sieben Jahre wären – und er sich nicht mehr auf der Erde, sondern auf einem anderen Planeten befände. Kairo, die 17-Millionen-Stadt und Kultur- und Geistesmetropole des Watan, des arabischen Teils der Union, aber auch die Gastfreundschaft Mahmut al-Shaliks muteten wie ein Traum an. Rainer Hegen genoss die sauberen Straßen der Stadt, ihre märchenhafte Sicherheit, die es gestattete, zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit die Parks aufzusuchen, die ambientisierten Untergrundviertel, die sich im inzwischen 50 Jahre anhaltenden Post-Vereinigungsboom viele Kilometer weit in den Wüstenboden vorgearbeitet hatten. Ja selbst den motorisierten Verkehr, der einen flüchtigen Beobachter an Wahnwitz erinnern musste, bei dem es sich in Wirklichkeit jedoch um ein von einem Rechnerverbund sorgfältig choreographiertes Ballett handelte.
Und da war Mahmut al-Shalik selbst, der Spross dieser prächtigen Stadt. Mahmut hatte Rainer die Ausreise aus Europa ermöglicht, als das Fluchtgeld, das Rainer von Wolf erhalten hatte, zur Neige gegangen war. Er hatte ihn in seinem Haus aufgenommen, ihn eingekleidet und ausgestattet, ihm einen persönlichen Arabisch- und Englischlehrer zur Seite gestellt und eine Forschungsstelle an der American University verschafft. Vor allem aber hatte er sich etwas von seiner unschätzbar wertvollen Zeit für ihn genommen, den abgerissenen Flüchtling aus dem verarmten, zurückgebliebenen Europa, um sich seine Geschichte in aller Ausführlichkeit anzuhören. Fassungslos hatte er den Kopf geschüttelt: »Furchtbar! Wie kann man Menschen so etwas nur antun? Sie Überschussmenschen zu nennen, sie in Züge zu sperren und darauf zu warten, dass sie einander umbringen? Ist die Tünche der Zivilisation tatsächlich so dünn? Sind wir denn Tiere?«
Rainer Hegens Namensschild vibrierte, als er sich der Menschentraube näherte, die gleich ihm am Buffet Zuflucht vor den Ergüssen des Konteradmirals suchte.
»Janet Artado«, las er im Display seiner Datenbrille. »Aufsichtsratsvorsitzende von Trans-Artery Shipping. Anknüpfpunkte beruflich/privat: Interesse an verbesserter Treibstoffeffizienz /Seglerin.«
Rainer Hegen nickte der gewichtigen Frau in den besten Jahren freundlich zu und setzte seinen Weg fort. Sein Namensschild vibrierte wiederum innerhalb weniger Schritte.
»Falah Hadeed«, las er. »Junior-Minister für Wasserbewirtschaftung und Bewässerung. Anknüpfpunkte beruflich/privat: mit dem Problem vorzeitiger Alterung der Turbinenschaufeln der Nilkraftwerke befasst/Faible für mitteleuropäische Kultur.«
Rainer deutete eine Verbeugung an und entschlüpfte durch eine Lücke zwischen zwei Gästegruppen dem dunkelhäutigen Mann mit dem mächtigen Schnurbart.
Wieder vibrierte sein Namensschild. »Bob Waszynski«, las er. »Risikogeldgeber, Rang 123 auf der Forbes/Al Dschasira-Liste der einflussreichsten Impulsgeber der amerikanisch-arabischen Wirtschaft. Anknüpfungspunkte beruflich/privat: spezialisiert darauf, Talent an ungewöhnlichen Orten zu finden/ zweiter Sohn (7) liegt nach Badeunfall im Koma.«
Rainer duckte sich weg, entging den herzlich ausgestreckten Armen Waszynskis. Er stieß einige Wartende zur Seite – zum Glück niemanden, auf den sein Namensschild angesprochen hätte, also niemand Wichtigen – und brachte einen Teller und Besteck in seinen Besitz. Sodann reihte er sich in die Schlange am Buffet ein. Sein Namensschild vibrierte. »Jane Safa’ El-Din«, las er. »Gattin. Anknüpfungspunkte beruflich/privat: keine/ gesellschaftliches Netzwerken, Tratsch & Klatsch.« Rainer wollte auf dem Absatz kehrt machen, aber die Frau hatte sich bereits umgewandt. Ihr Namensschild musste ihn ins das Visier ihrer Datenbrille gebracht haben. »Ah, Sie sind der Deutsche, nicht?«, fragte sie, als hätte sie die Information nicht längst von ihrem eigenen Display abgelesen.
»Ja«, murmelte Rainer.
Sie gab ihm die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Wie geht es Ihrer Tochter?«
Mahmut musste Blitz in sein öffentliches Profil aufgenommen haben. Mahmut glaubte an rückhaltlose Offenheit. »Wie kann man einander kennenlernen, wenn man die wichtigen Dinge für sich behält?«, fragte er immer. Und wenn Rainer ihm nicht augenblicklich zustimmte, fuhr er fort: »Außerdem hast du nichts zu verbergen, mein Freund, oder? Dir und Blitz ist gelungen, was den wenigsten gelungen ist. Ihr seid der Barbarei des unrettbar im Niedergang begriffenen Europas entflohen. Du solltest stolz sein!«
»Nun…?«, hakte Jane Safa’ El-Din nach, offenbar entschlossen, wenigstens einen einzigen Brocken verwertbaren Klatsch aus ihm herauszuholen.
»Blitz … oh, es geht ihr gut«, zwang Rainer höflich hervor. Kairo war ein Dorf. Und in einem Dorf war es keine gute Idee, jemanden vor den Kopf zu stoßen. »Den Umständen entsprechend. Mahmut sorgt dafür, dass es ihr an nichts fehlt. Er ist sehr großzügig.«
»Das ist er! Seine Empfänge sind die gelungensten in ganz Kairo. Was sage ich? Im ganzen Watan! Und er lädt immer so interessante Gäste ein. Schauen Sie, da drüben!« Sie zeigte auf eine Blondine in einem kurzen Kleid. »Die fünfte Frau des Gouverneurs. Es heißt, sie …«
Rainer erfuhr alles über die Frau des Gouverneurs und ihre Vorlieben für Affären mit hochgestellten Offizieren. Es hieß, flüsterte Jane Safa’ El-Din ihm zu, dass die Einsatzbereitschaft der Armee bereits gefährdet war. Zu viele fähige Offiziere fanden sich längst auf verlorenen Wüstenposten wieder, auf die sie der Zorn des betrogenen Gatten katapultiert hatte.
Nach einer Viertelstunde gelang Rainer mit dem Hinweis auf seinen leeren Teller die Flucht. Er tauchte in der Menge unter, drückte seinen Teller einem Diener in die Hand, ignorierte das Dauersummen seines Namensschilds, das ihn aufforderte, sich zu vernetzen, sich zu etablieren, Teil der Elite der größten Nation zu werden, welche die Erde je gesehen hatte. Er drückte sich durch die Menschentrauben und schlüpfte durch eine der großen Flügeltüren aus dem Ballsaal.
Draußen erwarteten ihn der Nil, der träge unterhalb der Terrasse dahinfloss, die warme, aber frische Luft der Frühsommernacht, Ungestörtheit – und die Sterne. Er setzte sich auf eine der Stufen, die zum Ufer und dem privaten Badeplatz Mahmuts führten, und sah zu ihnen hinauf. In seinem alten Leben hatte er die Sterne bestenfalls mit einem Seitenblick gewürdigt. Sie waren Lichtpunkte am Himmel gewesen, weit entfernt, bedeutungslos. Sie hatten ihm nichts zu bieten gehabt. Jetzt, in seinem neuen Leben, in dem alles – und mehr! – in Erfüllung gegangen war, was er sich je erträumt hatte, konnte er den Blick nicht mehr von ihnen abwenden. Irgendwo dort hatten sich die Seelen von 100.000 armen Teufeln wiedergefunden, auf Sigma V, wenn die Aliens nicht gelogen hatten. Wolf, der Wolfsmensch, war seinem Körper entronnen, der ihn auf der Erde auf immer zum einsamen Außenseiter gemacht hätte. Fischer, der Kinderschänder, würde seinen krankhaften Trieb mit seinem Körper zurückgelassen haben. Und Blitz … Blitz würde auch auf Sigma V stranden. Wenn es den Ärzten nicht gelang, sie …
»Mein Freund! Was tust du hier so allein?«
Es war Mahmut, in jeder Hand ein Weinglas, als habe er gewusst, dass er Rainer hier antreffen würde. Er reichte eines an seinen Gast und setzte sich neben ihn.
»Was bedrückt dich?«, fragte Mahmut, bevor Rainer auf die erste Frage antworten konnte.
»Ach, nichts. Es ist nur …« Rainer ließ den Satz unvollendet. Mahmut wusste nicht mehr als die Homeworld-Security-Agenten, die ihn und Blitz bei der Einreise in die USAA verhört hatten. Im Kern traf es die Wahrheit: Blitz sei seine Tochter, hatte er ihnen gesagt. Sie seien Flüchtlinge auf der Suche nach einem neuen, besseren Leben. Und er selbst sei Wissenschaftler, eine gesuchte Kapazität auf dem Feld der Materialforschung – seine Eintrittskarte in die USAA. Den Rest hatte er ausgelassen: dass Blitz nicht seine Tochter war, aber der einzige Mensch der Welt, der ihm etwas bedeutete – so sehr sich der Mann in ihm dagegen wehrte, der glaubte, dass jede Bindung einen Menschen behinderte, sie ihn mit einem Fuß ins Grab stellte. Dass sie dem Massenseelentransfer im Frankfurter Hauptbahnhof entkommen waren. Er zumindest, bei Blitz stand das abschließende Urteil noch aus. Das Wort »Aliens« nahm er nicht in den Mund. Rainer spürte, dass es allein schon genügt hätte, um ihn und Blitz in lebenslange Internierung zu bringen. Wenn sie Glück hatten. Nicht einmal Mahmut mit seinen unendlichen Beziehungen hätte ihn davor bewahren können. Wenn Mahmut es überhaupt gewollt hätte … Auch sein Großmut kannte schließlich Grenzen.
»Es ist gut. Du brauchst nicht mehr sagen.« Mahmut legte ihm eine Hand auf den Schenkel. »Ich verstehe. Die Sorgen lassen dich nicht los. Ein Teil von dir steckt noch in der barbarischen Welt, aus der du kommst, der andere muss mit unserer hoch entwickelten, aber zuweilen überkomplizierten Zivilisation zurechtkommen. Das ist nicht leicht.«
»Nein, das ist es nicht.«
»Aber du wirst es schaffen, du wirst deinen Platz, deine Erfüllung finden. Ich bin sicher.« Mahmut trank von dem Wein. »Mein Freund, ich habe mich für dich umgesehen, und ich darf dir mitteilen, dass heute Abend eine besondere Frau unter den Gästen ist. Ihr Name ist Ru’a, und sie kommt aus einer der besten Familien des Watan. Eine wunderbare Person, bildhübsch, temperamentvoll und aufgeschlossen – auch gegenüber einem Barbaren wie dir. Das tragische Geschick, das dir und deiner Tochter widerfahren ist, hat ihr Herz angerührt. Sie ist neugierig und hat zugestimmt, dich kennenzulernen.«
Das Letzte, was Rainer wollte, war, jemand in seine Nähe zu lassen. »Mahmut, das ist … ich weiß, du meinst es gut, aber …«
»Spar dir dein Aber für später. Sieh sie dir an, sprich mit ihr – dann entscheide! Doch sei vorsichtig mit deinem Aber. Ihre Familie hat ihren Sitz in Dubai, in unmittelbarer Nähe des Ost-Präsidenten. Es gibt dort Institute, gegen die sich der Stern der American University blass ausnimmt. Das sage ich dir unter Freunden, als ein Mann, der in der Öffentlichkeit niemals irgendjemand oder irgendetwas über die Errungenschaften des ehrwürdigen Bundesstaats Ägypten stellen würde. Ich habe mir sagen lassen, dass die Navy im Augenblick erheblich Gelder in Forschungen zur Oberflächenbeschaffenheit von Schiffsrümpfen fließen lässt. Du wärst fachlich ein großer Gewinn … wenn du dich in Dubai bewährst, wäre die Staatsbürgerschaft nur noch eine Formsache.«
Mahmut meinte es gut mit ihm, wie immer. Und er hatte recht. Rainer musste nach vorn schauen. Eine gute Heirat würde einen Schlussstrich unter die quälende Vergangenheit ziehen, einen echten Neuanfang bedeuten. Es war das einzig Vernünftige. Und doch, der Gedanke widerstrebte ihm. Er war es gewohnt, sich um sich selbst zu kümmern, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Mit einer Frau, und gerade auch mit einer intelligenten, wie Mahmut sie für ihn ausgesucht hatte, würde das nicht mehr möglich sein. Sie würde ihm nahe kommen. Nahe genug, mit der Zeit, um zu spüren, dass er etwas verbarg.
»Mahmut«, setzte er an. »Du …« Er kam nicht weiter. Sein Kommunikator summte, auf dem Display der Datenbrille erschien ein Logo. Ein roter Halbmond. Die Klinik. Rainer zögerte, aber Mahmut bedeutete ihm, den Anruf entgegenzunehmen. Rainer drehte sich weg und tat es. Das Gespräch dauerte nur wenige Augenblicke. »Ich muss gehen«, sagte er, als er wieder aufgelegt hatte. »Dr. Osman sagt, es habe eine Veränderung mit Blitz gegeben.«
»Zum Guten?«
»Er weiß es noch nicht. Er will jedenfalls, dass ich komme. Sofort.« Rainer stellte das Glas neben sich auf die Stufe; er hatte nicht von dem Wein gekostet. »Mahmut, du gibst dir unendliche Mühe mit mir. Es tut mir leid, dass ich …«
»Nichts muss dir leidtun! Geh, mein Freund!«
»Aber …«
Mahmut zuckte die Achseln. »Aber was? Deine neue Frau wird ein paar Tage darauf warten können, dich kennenzulernen! Und was, wenn nicht? Die Welt ist voller Frauen. Also los, beeil dich! Deine Tochter braucht dich!«
Rainer stand auf. Aus der offenen Tür drangen Gongschläge. Sie kündigten an, dass gleich das große Rätsel des Abends aufgelöst würde: Wer war der wahre Mahmut?
Mahmut blieb sitzen, als gehe ihn die Enthüllung nichts an.
»Willst du nicht hinein? Die Gäste erwarten, dass du selbst dich zeigst. Das Original: Mahmut al-Shalik der Prächtige.«
»Ach wo.« Mahmut winkte ab. »Ich werde es dir nachtun, einige Augenblicke die Stille genießen und meinen Gedanken nachhängen.« Er lehnte sich zurück, legte sich auf den warmen Boden und blickte zu den Sternen hinauf. »Sag Husam, dass du meinen Chrysler haben kannst. Er ist der schnellste Wagen im Stall.«
»Das werde ich.«
Rainer Hegen betrat den Saal im selben Moment, als ein Mahmut mit einem eleganten Satz auf die Bühne sprang und sich mit lachenden Kinderaugen als der einzig wahre und echte Mahmut al-Shalik zu erkennen gab.
Er wandte sich um, blickte zurück zur Terrasse.
Sie war menschenleer. Zwei halb geleerte Weingläser standen verloren an dem Platz, an dem er eben noch mit Mahmut gesessen hatte.
Flutsch Gordon. (Pro fil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 37 (GMT)
He, ihr Mitmenschen! Die Aliens sind da. In Massen! Wer kann uns jetzt noch retten?
JesusliebtdichaberwasistmitdenAliens? (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 37 (GMT)
Jesus. Wer sonst?
Der Alienator. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 39 (GMT)
Jesus! Ist das alles, was dir einfällt? Was ist mit dem Dalai Lama? Atomsprengköpfen? Der Human Company? Homeworld Security?
Flutsch Gordon. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 39 (GMT)
… ganz zu schweigen von unseren hoch entwickelten Gehirnen und erstklassigen Händen. Wir haben alles kleingekriegt, was uns auf der Erde im Weg war. Diese Aliens werden es noch bereuen, hier aufgekreuzt zu sein!
JesusliebtdichaberwasistmitdenAliens? (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 40 (GMT)@Flutsch: Was anderes als ballern fällt dir nie ein?
Flutsch Gordon. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 40 (GMT) Immer noch besser als Jesus!
JesusliebtdichaberwasistmitdenAliens? (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 40 (GMT)
Das ist gemein! Woher willst du wissen, dass Jesus nicht wirkt?
Homo Sapiens+. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 40 (GMT)
Eben. Man weiß nie.
Flutsch Gordon. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 41 (GMT)
Klar, außer dir natürlich! Was weißt du sonst noch, Homo?
Homo Sapiens+. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 41 (GMT)
Dass wir die Hoffnung nicht aufgeben dürfen. Es gibt einen Mittelweg zwischen Beten und Ballern.
Der Alienator. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 41 (GMT) Und wie sieht der aus?
Homo Sapiens+. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 42 (GMT) Es gibt einen Mann, einen Hunter, und ein Wesen, einen GenMod, die den Aliens den Seelentransfer ermöglicht haben. Den in Frankfurt. Sie waren die Tore, durch die die Alien- und Menschenseelen gegangen sind. Sie sind außergewöhnlich.
Flutsch Gordon. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 42 (GMT) Und tot?
Homo Sapiens+. (Profil) 29. 6. 2066, 1 Uhr 42 (GMT) Nein. Nicht sie. Sie lassen sich nicht kleinkriegen. Wenn ich noch an eines auf dieser Welt glaube, dann daran, dass sie jetzt, in diesem Augenblick, an unserer Rettung arbeiten!
- Transkript AlienNet-Forum, Unterforum Menschen/Aktionen/Spekulationen Gesamtzahl der Unterforen, Stand 1. Januar 2066: 1429 Zahl der täglichen Beiträge (durchschnittlich): 5,5 Millionen
KAPITEL 2
»Konvoi: Abfahrt!«
Ramon winkte den Fahrern der vier Laster zu, die zusammen mit dem seinen den Konvoi bildeten, stieg in das Führerhaus und ließ den Motor an. Die Maschine sprang mit einem sanften Heulen an, das über ihre wahre Stärke hinwegtäuschte. Im Display, das auf die Außenkameras geschaltet war, versicherte sich Ramon, dass die übrigen Fahrer ebenfalls eingestiegen waren. Sein Bruder fuhr die Nummer drei, und Ramon, der Perfektionist, wollte sicher gehen, dass Luis nichts vermasselte. Es ging um die Familien- und die Schmugglerehre.
Schließlich küsste Ramon den Speicherstick, den er an einer Kette um den Hals trug, und fuhr los. Der Schmuggler tat es so behutsam, als transportiere er zehn Tonnen Eier. Oder Sprengstoff.
»Siehst du, es hat funktioniert!«, wandte er sich an Rudi. »Was habe ich dir gesagt? Chalidi ist ein ehrlicher Schurke.«
»Ja«, stimmte Rudi zu, auch wenn es ihm schwerfiel. Die Aufregung, die ihn im selben Moment erfasst hatte, als die Company ihm diesen Transport übertragen hatte, wollte nicht weichen. Sie war in den zwei Wochen, die er in der Republica del Este verbracht hatte, beinahe zu einem Teil seiner selbst geworden.
»Ah, Gringo … hörst du nie auf, dir Sorgen zu machen?«
Ramon kurbelte mit beiden Händen an dem großen Lenkrad, bog auf eine breite, asphaltierte Straße ab und beschleunigte. Links und rechts des Konvois erstreckte sich dichter Urwald. Es war das größte verbliebene Stück Primärbewuchs im Umkreis von hundert Kilometern – und das Glanzstück im Garten des Landhauses von Ebrahim Chalidi, des Zollministers der Republica. Wie alle Minister und höheren Beamten des Stadtstaates war er obszön wohlhabend, bodenlos korrupt und von einer Liebenswürdigkeit, die Rudi den Schlaf raubte. Chalidi liebte es, in den oberirdischen Geschossen seines Hauses den aufmerksamen Gastgeber zu spielen, der für das Wohl seiner Gäste keine Mühen scheute.
»Lass es gut sein.« Ramon wartete Rudis Antwort nicht ab. »Ebrahim ist der zuverlässigste Mensch dieser Erde, so lange man ihn gut bezahlt. Und deine Company bezahlt nicht nur gut, sondern derzeit sogar besser als die Amerikaner. Also, was zerbrichst du dir den Kopf?«
Sie gelangten an das Tor. Es war pseudo-schmiedeeisern. Links und rechts davon, von Gebüschen kaschiert, zog sich elektrisch geladener Stacheldraht. Eine Wache hielt sie an, kontrollierte ihre Papiere; sie trug einen Anzug mit Fliege, unter dem sich ein Körperpanzer abzeichnete. Ein Dutzend weitere Wachen gingen mit entsicherten Gewehren den Konvoi auf und ab. Rudi fragte sich, wie viel die Wachen wussten. Fielen sie auf die Tarnung herein? Glaubten sie tatsächlich Möbeltransporter vor sich zu haben, die das Innere des unübersehbar weitläufigen Landhauses des Ministers neu ausgestattet hatten? Chalidi war für seine Vernarrtheit in Antiquitäten ebenso bekannt wie für seine Maßlosigkeit. Es passte zu ihm. Trotzdem. Fünf Vierzigtonner mit Möbeln? So naiv, das zu glauben, konnte niemand sein. Nicht einmal Wachen, die dafür bezahlt wurden, nicht zu denken.
Rudi sah zu Ramon, der die Fahrertür aufgestoßen hatte. Er rauchte eine Zigarette mit der schnurrbärtigen Wache und hielt einen Schwatz in dem portugiesisch-spanischen Dialekt der einfachen Leute der Republica, an dem sich Rudi mit seinem Company-Blitzkurs Spanisch vergeblich die Ohren ausbiss. Nein, die Wache konnte die Wahrheit nicht ahnen. Sonst wäre sie nie für ein Schwätzchen aufgelegt gewesen. Es gab auch in der Republica Grenzen für das, was die Leute für Geld taten. Die Wache musste etwas anderes glauben. Wahrscheinlich hatte Chalidi streuen lassen, dass der Konvoi Rauschgift transportiere, und die Wachen waren es zufrieden. Rauschgift gehörte zum täglichen Geschäft der Republica, ganz gleich, wie sehr die verklemmten Amerikaner protestierten, und so lange Chalidis Geschäfte liefen, war der Sold der Wachen gesichert.
Die Zigaretten waren zu Ende. Die glühenden Kippen flogen auf den Asphalt, Ramon verabschiedete sich mit einem klatschenden Handschlag, einer Stange original-amerikanischer Luckies und einem Paket mit jugendfreien Taschenwelten – für die Kinder – von der Wache. Das Tor glitt zur Seite, und sie waren draußen. Ramon bog auf die Landstraße ein und lachte Rudi aufmunternd zu. Seine Zähne waren braun vom Tabak der filterlosen Zigaretten. »Siehst du? Kein Grund zur Sorge. In einer halben Stunde sind deine Schäfchen am Flugplatz. Und morgen frühstücken sie schon mit ihren Kumpeln auf der Alien-Insel.«
»Nicht ganz«, widersprach Rudi und ärgerte sich, noch während er es sagte, über sich selbst. Ramon mochte es nicht, wenn man ihm Ungenauigkeiten vorhielt. Genauigkeit war sein Beruf. Sein Vater war bereits Schmuggler gewesen, ebenso wie sein Großvater und Urgroßvater, lange bevor die Amerikaner der Republica zur Existenz verholfen hatten. »Sie durchlaufen erst einen medizinischen Check in Freetown. Wenn sein Ergebnis zufriedenstellend ist, werden sie mit dem nächsten Konvoi weitertransportiert. Aber das kann dauern, je nachdem, wie viel Zeit es braucht, bis genügend Aliens zusammenkommen.«
Ramon zuckte die Achseln. »Du musst es ja wissen, Gringo.« Er beugte sich über das Lenkrad und hieb auf den Schalter des Presslufthorns. Ein Personenwagen, der vor ihnen herumtrödelte, machte einen Satz und verkroch sich an den Fahrbahnrand. Rudi verstand den Wink: Ramon hatte sich genug unterhalten.
Ihm war es recht. Er hatte zwei Wochen lang Ramons Gesellschaft genossen. Keine Stunde war vergangen, ohne dass der Schmuggler ihn daran erinnert hätte, wer hier in der Republica wusste, wo es langgeht: er, Ramon. Und schlimmer noch: Ramon hatte es zu Recht getan. Rudi war ihm ausgeliefert. Ein Gringo-Geldsack auf zwei Beinen, den man nur deshalb nicht auf der Stelle ausweidete, weil man sich weitere lukrative Geschäfte mit der Company keinesfalls verderben wollte. Immerhin: Ramon hatte sein Wort gehalten. Nur ihm war es zu verdanken, dass Rudi mit gut gefüllten Lastern zum Flugplatz fuhr.
Rudi widmete sich dem Bordcomputer, checkte ihren Standort und ihre Route. Alles lief nach Plan. In einigen Minuten würden sie die Stadtgrenze von Ciudad del Este erreichen, die Innenstadt durchqueren und über die Freundschaftsbrücke in das ehemalige Brasilien wechseln. Von dort waren es nur noch ein paar Fahrtminuten zum Flugplatz, wo ein Company-Flugzeug auf sie wartete, um sie in Sicherheit zu bringen. Rudi, Ramon, seinen Bruder Louis und die übrigen Fahrer, für die es nach der Aktion angeraten sein würde, einige Monate unterzutauchen, sowie diejenigen, die Ramon immer nur »ihre Schäfchen« nannte: 163 Aliens.
Er schaltete auf die Frachtraumkamera. 37 Aliens befanden sich in ihrem Laster. Sie saßen auf den Bänken, welche die Wände des Frachtraums säumten; eine Handvoll hatte sich auf dem Boden ausgestreckt. Die Aliens hatten Platz. Rudi hatte auf die doppelte Anzahl gehofft, aber die Mittel der Company hatten nicht ausgereicht. Jedes Kind in der Republica del Este glaubte zu wissen, dass die Mittel der Company grenzenlos waren – und damit stieg der Preis für Aliens ins Grenzenlose.
Die Aliens starrten ins Leere. Wäre Rudi in der Stadt an ihnen vorbeigegangen, er hätte sie nicht von den Indios unterscheiden können, die überall auf den Gehwegen hockten und darauf warteten, dass der Tag vorüberging, dass jemand ihnen Essen, Kleingeld oder eine aufgebrauchte Taschenwelt hinwarf oder die Polizei sie aus der Stadt hinauswarf. Mit einem Unterschied vielleicht: Die Menschenbettler bewegten die Kiefer, während sie langsam die Coca-Blätter kauten, die es ihnen möglich machten, ihr Schicksal zu ertragen.
»Ihr Gringos seid verrückt, wisst ihr das?«, sagte Ramon und schüttelte den Kopf. »Für diesen Haufen Abschaum Millionen zu bezahlen! Chalidi hat euch ausgenommen. Hättest du auf mich gehört, ich hätte dir deinen Konvoi für hundert Dollar bestückt. Ach, was rede ich: Das letzte arme Straßenschwein hätte irgendwie hundert Dollar zusammengekratzt und sie uns bezahlt, damit es aus der Republica herauskommt!«
»Das ist gut möglich. Aber es wären keine Aliens gewesen.«
»Und die da hinten sind welche?«
»Ja.«
»Woher weißt du das? Weil Chalidi es dir sagt?«
»Ich spüre es«, sagte Rudi.
»Pah, jeder hier behauptet von sich, dass er es kann. Und was passiert? Jeden Tag fackeln die Leute in der Stadt ein Dutzend Aliens ab, die sie erschnüffelt haben wollen. Komisch nur, dass ihre Zahl einfach nicht weniger wird …«
»Bei mir ist das anders«, sagte Rudi. »Die Company hat mich ausgebildet.« Und sie hatte ihm ein Messgerät unter die Haut gespritzt. Auf der Basis von Alien-Technologie, einige Moleküle groß, mit menschlichen Mitteln nicht aufzuspüren. Jedes Mal, wenn er einem Alien begegnete, juckte sein Oberschenkel. Seit dem Augenblick, an dem er den Keller von Chalidis Landhaus betreten hatte, in dem der Minister seine Aliens gefangen zu halten beliebte, brannte der Schenkel wie Feuer.
»Und wenn schon? Was weiß deine Company denn von dem Abschaum hier – sieh ihn dir doch an!« Ramon zeigte auf das Display. »Das ist der übliche Dreck!«
Ja, das war er. Zumindest war er das einmal gewesen. Flüchtlinge aus dem Amazonasbecken, Mischlinge, der eine oder andere versprengte Indianer, einfache Bürger, die das Pech hatten, dass die Geldströme der Republica an ihnen vorbeiliefen. Schmutzig, vorzeitig gealtert, mit schlechten Zähnen oder gleich ganz ohne. Der Dreck wurde nicht weniger, auch wenn die Garda jeden Monat einige Tausende Bettler zusammentrieb und über die Grenze schaffte. Nur dass dieser Dreck, den sie zum Flugplatz geleiteten, vor Monaten dem Ruf eines Wanderpredigers gefolgt war, der ihren Seelen die Errettung versprochen hatte. Die Company schätzte die Zahl der Menschen, die sich am Itaipú-Staudamm versammelt hatte, auf knapp 150.000. Ob ihre Seelen errettet worden waren, darüber gingen die Meinungen auseinander. Fest stand, dass seitdem Alien-Seelen in ihren Körpern lebten. Soweit diese noch am Leben waren. Die Company ging davon aus, dass mindestens ein Drittel der Aliens in der Zwischenzeit ums Leben gekommen war. In dem Massaker, das die Garda in den ersten Stunden nach dem Seelentransfer angerichtet hatte, den Strapazen der Flucht erlegen oder einzeln aufgegriffen und gelyncht. Blieben 100.000 Aliens, die in den Wäldern untergetaucht oder, wie die in Rudis Transport, in Gefangenschaft geraten waren. Der Großteil der Gefangenen ging an die USAA, die die Republica zu großzügig finanzierte, als dass es hätte anders sein können. Ein Bruchteil ging an die Company, so viele, wie sie sich leisten konnte.
»Und wenn schon?«, sagte Rudi. »Jetzt ist er unser Dreck. Du hast keinen Grund dich zu beklagen. Die Company bezahlt di…«
Ein Ruck schnitt Rudi das Wort ab. Ramon bremste, brachte den schweren Laster mit quietschenden Reifen zum Halt. Auf dem Display beobachtete Rudi, wie die Aliens nach vorne rutschten. Im Frachtraum hatten sie keinen Halt. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte: Die Aliens rutschten wie leblose Säcke nach vorn und schlugen dumpf gegen die die Wand, die Fahrerkabine und Frachtraum voneinander trennte. Keiner von ihnen gab einen Laut von sich. Sie lagen einfach nur da wie tot.
»Was ist los?«, rief Rudi. »Wieso hast du gebremst?«
Sie hatten die ersten Ausläufer der Stadt erreicht. Hübsche Häuser mit gepflegten Gärten zeigten an, dass hier der gehobene Mittelstand der Republica residierte. Rudi war neu, dass es ihn gab. Ramon hatte auf der Hinfahrt eine andere Route benutzt.
Der Schmuggler sagte nichts. Er saß nur da, die Augen zusammengekniffen, als wolle er einen Punkt in der Ferne ausforschen.
»Ramon? Wieso hast du angehalten? Die Straße ist frei!«
Ramon nickte. »Das ist es. Wir haben Mittagszeit. Die Leute fahren zur Siesta nach Hause. Niemand, der es sich leisten kann, lässt sich seine Siesta entgehen. Und die Leute, die hier wohnen, können es.«
»Vielleicht sind sie schon zu Hause?«
Ramon zeigte auf die Garagen. Einige von ihnen standen halb offen. »Nein, hier ist nirgends ein Auto geparkt.«
»Und wenn schon? Das ist ein Zufall. Er muss nichts …«
Ramon schaltete den Funk ein. »Führer an Konvoi: potenzieller Hinterhalt. Wir nähern uns in normaler Fahrt. Sobald auf uns gefeuert wird, freie Fahrt. Treffpunkt ist der Flugplatz.«
Die übrigen Fahrer bestätigten. Ramon küsste den Speicherstick. Der Schmuggler war gläubiger Extropier, und der gepanzerte Stick enthielt das Heiligste für ihn: eine Kopie seines Gehirninhalts.
Rudi wünschte sich, er hätte einen Glauben, an den er sich klammern könnte, und langte mit der Rechten nach dem Türgriff. So, hoffte er, dass Ramon es nicht bemerkte. »Wieso fahren wir weiter? Wenn ein Hinterhalt auf uns wartet, gehen wir in die Falle. Wir sollten umkehren und einen anderen Weg zum Flugplatz nehmen.«
»Das wäre das Dümmste, was wir tun können. Wenn ich mich irre, ziehen wir unnötig Aufmerksamkeit auf uns. Das wollen wir nicht. Die Garda versteht keinen Spaß, wenn sie bemerkt, dass sie bei einem Geschäft außen vor geblieben ist. Wenn wir jetzt eine andere Route nehmen, verraten wir, dass wir etwas zu verbergen haben. Dann zieht die Garda Kräfte zusammen, und es ist zu Ende mit uns. Nein, wir müssen durch.«
»Aber das ist …«
»He, hast du kein Vertrauen in deine Alien-Freunde, Gringo?« Er tätschelte das Lenkrad. »Das sind keine gewöhnlichen Laster, schon vergessen?«
Ramon fuhr an. Sie ließen das Vorstadtviertel hinter sich, ohne behelligt zu werden, gelangten in die Innenstadt, auf die Einkaufsmeile. Der Griff von Rudis Hand lockerte sich etwas, als der übliche dichte Verkehr den Konvoi verschluckte. Das hier war das normale Leben, kein Zweifel. Ciudad del Este, aus dem die Republica hervorgegangen war, hatte von jeher vom Handel gelebt. Früher war es die Lage an der Grenze zu Brasilien gewesen, von der es profitiert hatte, jetzt war es die Verquickung mit der USAA: Nirgends auf dem Kontinent gab es ein größeres Angebot an amerikanischen Taschenwelten, perfekt konfektioniert für den südamerikanischen Markt vom industriellen Komplex, in dem sich die Filmindustrie neu erfunden hatte. Ganze Großfamilien quetschten sich in ihre klapprigen Ethanolwagen und überquerten den halben Kontinent für einen Kofferraum von Traumwelten, die zuverlässig innerhalb von Monaten den Geist aufgeben würden.
Von allen Seiten im Verkehr eingekeilt, setzte der Konvoi seine Fahrt fort. Im Schritttempo, unterbrochen von langen Ampelstopps. Ramon teilte Rudis Erleichterung nicht, und tat er es doch, ließ er es sich nicht anmerken. Er schwieg, starrte entweder mit seinem Adlerblick nach draußen oder rief Bilder der Konvoikameras auf das Display, musterte die vielen Shopper, die mit im Bann ihrer neu erworbenen Taschenwelten auf den Gehwegen liegen geblieben waren, als handele es sich bei jedem von ihnen um einen verkappten Elitesoldaten der Garda.
Zehn Minuten vergingen ohne Zwischenfall, zwanzig. Niemand beachtete den Möbeltransport. Laster, die anlieferten, waren zu jeder Tages- oder Nachtzeit in der Stadt unterwegs. Wer den weiten Weg nach Ciudad del Este auf sich nahm, wollte nicht mit einem halb gefüllten Kofferraum zurückkehren.
Endlich kam vor ihnen das trübe Wasser des Paraná in Sicht – und die Freundschaftsbrücke. Jenseits der Brücke gab es keine Läden, dort erwartete sie der Flughafenzubringer und freie Fahrt zum Flugplatz. Sie hatten es geschafft.
Rudi holte tief Luft, löste vorsichtig die verkrampfte Hand vom Türgriff und sah zu Ramon. »Na also, wir …«
Der Knall einer Explosion schnitt ihm das Wort ab. Einen Augenblick lang war es, als hätte jemand die Zeit angehalten: Die Shopper, die sich eben noch auf der Jagd nach günstigen Taschenwelten überall zwischen den Fahrzeugen durchgedrückt hatten, blieben stehen, als wären sie gegen eine Wand gerannt, und verdrehten die Köpfe. Die Träumer blieben ungerührt.
Dann brüllte Ramon: »Konvoi: Wir liegen unter Feuer! Volle Fahrt voraus!«
Noch bevor Ramon den Befehl ausgesprochen hatte, kamen die nächsten Explosionen. Shopper fielen um, kippten einfach weg, als hätte jemand einen Aus-Schalter gedrückt. Manche blieben reglos liegen, andere wälzten sich auf dem Boden, verschmierten mit ihrem Blut den Asphalt. Lautlos, als könnten sie nicht begreifen, was mit ihnen geschah. Träumer schrien mit sich überschlagenden Stimmen, als Granatsplitter und brennendes Phosphor sie aus ihren imaginären Welten rissen.
Eine weitere Salve folgte. Ein Geschoss traf Rudis Laster. Rudi wurde zur Seite gerissen. Qualm drang in die Kabine. Es roch scharf, nach Pulver und Rauch. Und da war noch etwas. Als grille jemand Fleisch.
Ramon bemerkte Rudis entsetzten Blick und schüttelte den Kopf. »Das sind nicht wir. Eure Alien-Panzerung hält!«
Er drückte das Gaspedal herunter. Der Laster fuhr mit einem Ruck an. Er war noch heftiger als der, den der Einschlag der Granate verursacht hatte. Der Personenwagen, der vor ihnen stand, wurde nach vorn und zur Seite geschoben. Einen Augenblick lang blickte Rudi in die weit aufgerissenen Augen von Kindern, die sich auf die Rückbank quetschten. Dann rammte der Laster den nächsten Wagen – und den folgenden. Wie ein Pflug arbeitete er sich durch den Stau, gewann an Geschwindigkeit und Wucht. Ramon hielt den Fuß weiter auf dem Gaspedal, auch dann noch, als der Laster die Brücke erreichte und seine Geschwindigkeit so hoch war, dass er über die Personenwagen fuhr.
»Ramon!«, brüllte Rudi. »Was tust du? Du bringst die Leute um!«
Ramon zuckte die Achseln. »Was erwartest du von mir? Wenn wir anhalten, sind wir tot. Eure Alien-Panzerung wird nicht ewig halten.« Der Laster rutschte in einer Lücke im Verkehr auf den Asphalt, rammte in die nächste Autoschlange und schob sie zur Seite, durch das Geländer. Eine Handvoll Autos stürzte in den Fluss. »Es ist ganz einfach: sie oder wir.«
»Aber das können wir nicht tun!«
»Wir müssen. Hier, sieh dir das an!« Ramon knallte mit der Rechten auf den Touchscreen des Armaturenbretts. Ein Standbild erschien, aufgenommen von einer der Außenkameras. Ein Mann stand in einer Tür, zielte mit einem Gewehr auf sie, einem TAR-21. Unter dem Lauf war ein zweiter, dickerer Lauf angebracht. Eine Granate steckte auf ihm. Der Schütze trug einen Tarnanzug und einen merkwürdig langgezogenen Helm. »Garda. Homeworld Security muss von unserem Transport Wind bekommen haben. Die Amerikaner wollen eurer Company eine Lehre erteilen. Sie geben kein Pardon, wenn sie uns erwischen.«
Sie gelangten an das Ende der Brücke. Die Fahrbahn verbreiterte sich, erlaubte es den Personenwagen auszuweichen. Ein Kanal öffnete sich vor ihnen. Ramon stieß in ihn hinein.
»Konvoi: Status!«, rief er.
Die Meldungen kamen herein. Ein geplatzter Reifen in Laster vier, ein Alien mit gebrochenem Arm in Laster zwei. Keine weiteren Schäden.
Ramon langte nach seinem Speicherstick, küsste ihn und murmelte ihm zu, wie froh er sei, dass er ihn heute nicht brauchen werde. Sie hatten den Transport um einen Tag verschieben müssen, weil Ramon darauf bestanden hatte, vorher eine neue Kopie seines Gehirninhalts anfertigen zu lassen. Rudi hatte nachgegeben, es hatte ihm die Gelegenheit verschafft, das erste Mal in Tagen Beatrice mehr als ein paar flüchtige Zeilen zu schreiben.
Der Schmuggler schob den Stick unter das Hemd. Dann klopfte er anerkennend gegen das Armaturenbrett des Lasters. »Saubere Arbeit. Schade darum …«
Fünf Minuten später hatten sie den Flugplatz erreicht. Eine Fracht-Sarayong, das Alienkreuz der Company am Rumpf, erwartete sie mit laufenden Triebwerken. Männer und Frauen in Company-Uniformen rannten auf die Laster zu, rissen die Frachttüren auf und brachten die Aliens in das Flugzeug. Die Aliens ließen sich führen, ohne eine Regung zu zeigen.
Rudi sprang aus dem Führerhaus, ignorierte die Begrüßungen seiner Kameraden und kämpfte sich durch den überfüllten Passagierraum der Maschine in das Cockpit.
Die Pilotin sprang entsetzt aus dem Sitz. »Du bist doch …«, rief sie.
»Ja«, bestätigte Rudi. »Und jetzt raus hier!«
Sie gehorchte. Für die Company-Pilotin war er kein Gringo mit schwachen Nerven, sondern der Mann, der nach Jahren des Bemühens den Kontakt zu den Aliens hergestellt hatte. Rudi hatte sein Flugzeug auf der Alien-Insel gelandet, die eben erst aus der Tiefe des Pazifiks aufgetaucht war. Rudi und seine Kameraden waren von Pasong, dem Anführer der Aliens, erwartet worden.
Für die Pilotin war er eine lebende Legende.
Eine lebende Legende, die den Gedanken nicht ertragen konnte, untätig dazusitzen.
Rudi lenkte die Sarayong auf die Startbahn. Kurz bevor sie abhob, übertönte eine Reihe von dumpfen Schlägen das Dröhnen der Triebwerke: Die Zeitzünder hatten die Laster zur Explosion gebracht. Die Company hatte keine Alien-Technologie zu verschenken.
Die Sarayong hob ab. In einer sanften Kurve brachte Rudi sie auf Kurs. Die Maschine legte sich auf die Seite; durch das Fenster des Cockpits blickte Rudi einige Sekunden lang auf den Flugplatz und die Stadt. Rauch lag über dem Flugfeld, eine einzige, dichte Wolke, und Rauch lag über der Stadt – in einem langen Streifen, der von der Innenstadt über den Paraná führte.
Rudi zog die Maschine wieder in die Horizontale. Ciudad del Este blieb hinter ihnen zurück. Aber nicht der Rauch, der ihm in der Nase klebte.
Der Rauch und der Geruch.
Der Geruch nach verbranntem Fleisch.