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Zum Buch

Millionen Frauen überall auf der Welt wollen so sein wie sie: die Pariserin. Denn nur sie schafft es, mit Stil, Charme und beneidenswerter Lässigkeit durchs Leben zu gehen. Sie sieht immer gut aus – obwohl sie sich keine Gedanken darüber macht, was sie morgens aus dem Kleiderschrank zieht. Sie ist eine liebevolle Mutter – und fährt trotzdem auch ohne Anhang an die Côte d’Azur. Sie stellt toujours strikte Regeln auf – nur um jede einzelne von ihnen mit Genuss zu brechen …

In How to be Parisian enthüllen vier Pariser Lifestyle-Ikonen mit viel Selbstironie und Witz den Mythos der Pariser Frau: ihre Allüren, ihre Nonchalance, ihren Style, wie sie liebt und wie sie ihre Tage und Nächte verbringt. Ihre wichtigste Lektion: Um eine echte Pariserin zu sein, kommt es nicht auf die Herkunft an – sondern allein auf die Einstellung!

Zu den Autorinnen

Anne Berest ist Autorin und hat bereits zwei Romane und eine Biografie über Françoise Sagan verfasst. Sie schreibt außerdem für Fernsehen, Film und Theater.

Audrey Diwan studierte Journalismus und Politikwissenschaft und arbeitet seitdem als Drehbuchautorin. Aktuell führt sie Regie bei ihrem ersten Spielfilm und ist außerdem Editor-at-large für das Magazin Stylist.

Caroline de Maigret hat Literatur an der Sorbonne studiert und als Model in New York gearbeitet. 2006 kehrte sie nach Paris zurück und gründete ein Musiklabel. Seit 2012 ist sie Chanel-Markenbotschafterin und unterstützt im Rahmen der NGO CARE Projekte zur Frauenförderung.

Sophie Mas ist in Paris geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Studium an zwei der Pariser Grandes Écoles gründete sie ihre eigene Filmproduktionsfirma und arbeitet nun in Los Angeles, New York und São Paulo.

Anne Berest · Audrey Diwan
Caroline de Maigret · Sophie Mas

Anne Berest, Audrey Diwan, Caroline de Maigret, Sophie Mas: How To Be Parisian wherever you are

Deutsch von Carolin Müller

»Jede Geschichte hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.«

– JEAN-LUC GODARD

Inhalt

EINLEITUNG

1 – DIE GRUNDLAGEN

Lebensweisheiten

Die Pariserin aus der Sicht eines Parisers

Was man nie im Schrank einer Pariserin finden wird

Die berühmtesten Pariserinnen kommen aus dem Ausland

Erstes Date im Café de Flore

Pariser Humor

Pariser Puzzle–Winter/Sommer

Die Melancholie

Mutter mit Makel

Wie man ans Telefon geht, wenn er endlich anruft

Das Lieblingsstück

Au Naturel

Auf der Parkbank

Fauxpas

Survival-Kit

Szenen aus dem Pariser Leben. Die Erste.

2 – LIEBE DEINE LASTER

Ja. Nein. Jein.

Wie man ihn glauben lässt, dass man eine Affäre hat

Pariser Verkehrsregeln

Der perfekte Kuss

Ein Dinner in Paris

Cool oder kühl?

Das Geheimnis des Schmollmunds

Pariser Allüren

Die Pariserin im Büro

Pariser Erziehung

Nicht unbedingt deine besten Momente …

Wie man einen Mann aus dem Konzept bringt

Das Feierabend-Dilemma

Szenen aus dem Pariser Leben. Die Zweite.

3 – STEH ZU DEINEN VORZÜGEN

24-Stunden-Look

Die Basics

Weniger ist mehr

Ein Bücherregal in Paris

Der Minirock

Die Haut retten

Reichtum ist …

Women in Black

Auszeit für dich

Der »kleine Blaue«

Die Pariserin aus der Sicht des amerikanischen Romanciers

Simone

Auf dem Land

Die beste Version deiner Selbst

Nimm dir Zeit

Schmuck

Szenen aus dem Pariser Leben. Die Dritte.

4 – LIEBE WAGEN

Der perfekte Mann

Liebe für unverbesserliche Optimisten

Die wahren Waffen einer Frau

Verliebt in die Liebe

Die Ratschläge unserer Mütter

Das kleine Extra

Die Party

After-Sex-Lunch

Nackt sein

Freundinnen

Der Mann, den du niemals haben wirst

Hochzeit à la Parisienne

Getrennte Schlafzimmer

Szenen aus dem Pariser Leben. Die Vierte.

5 – PARISER TIPPS

Pariser Lebensstil

Diy

Das Einmaleins der Untreue

Die Kunst, den Schein zu wahren

Pariser Küche – klassisch und kinderleicht

Den Tisch decken

Souvenirs

Ein wahrer Gentleman

Spot on

Gesellschaftsspiele

Man gönnt sich ja sonst nichts

Sonntagsrezepte

Vergiss nie, woher du kommst

Diese Filme bringen dich direkt nach Paris

Szenen aus dem Pariser Leben. Die Fünfte.

GEMEINSAMKEITEN

15 VOKABELN, DIE MAN BRAUCHT

ADRESSBUCH

DANKSAGUNG

DIE AUTORINNEN

HOW
TO BE

Parisian

WHEREVER

YOU ARE

EINLEITUNG

Nein, die Pariserin hat kein geheimes Schlankheitsgen. Ja, man hat es nicht immer leicht mit ihr. Und, nein, sie ist nicht die perfekte Mutter. Die Wahrheit ist, die Pariserin ist unvollkommen, chaotisch, sprunghaft und voller Widersprüche. Aber sie kann auch witzig, aufmerksam, charmant und selbstironisch sein – und was das Wichtigste ist: Sie weiß, wie man das Beste aus seinem Leben macht.

Im Ausland ranken sich zahlreiche Mythen um sie. Man fragt sich: Woher kommt dieser lässige Chic? Wie pflegt man die erstaunliche Kunst, unfrisiert und doch perfekt zu wirken? Wie schafft man es, bei Männern so viele Fantasien zu wecken und doch seine gleichberechtigte Stellung zu behaupten?

Wir sind vier Pariserinnen, seit Jahren eng befreundet, und gehen bis heute Hand in Hand durch unser Leben als Frauen. Vier Frauen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und Eigenschaften, doch eines verbindet uns: die Lust der Pariserin, aus ihrem Leben einen Roman zu machen. Und wie man im Laufe dieses Buches feststellen wird, gibt sich jede Pariserin unglaublich viel Mühe damit, aus jeder Episode ihres Daseins eine wirklich gute Geschichte zu spinnen.

Mit diesem Buch wollen wir zeigen, was es wirklich ausmacht, eine echte Pariserin zu sein. Es geht um die ganz eigene Kunst der Pariserin, eine Frau zu sein. Darum, gleichzeitig organisiert und chaotisch zu sein, stolz und doch voller Selbstzweifel, loyal und doch untreu. Es geht um unsere Allüren, unsere Lässigkeit, unseren Style, wie wir lieben, wie wir unsere Tage und Nächte verbringen. Wir hoffen, mit diesem Buch das sagenumwobene Geheimnis der Pariser Frauen ein wenig zu lüften.

1
DIE GRUNDLAGEN

LEBENSWEISHEITEN

Zum Vorsagen vor dem allabendlichen Schlafengehen, selbst wenn man betrunken ist.

Hab keine Angst vorm Altwerden. Hab keine Angst vor gar nichts, außer vor dem Angsthaben selbst. * Finde dein Parfum, bevor du dreißig bist, und trag es für die nächsten dreißig Jahre. * Ob du redest oder lachst – niemand braucht zu wissen, wie dein Zahnfleisch aussieht. * Such dir etwas aus, was jeder mag – die Oper, Kätzchen, Erdbeeren –, und verabscheue es. * Wenn du nur einen Pullover im Schrank hast – lass es einen aus Kaschmir sein. * Trag einen schwarzen BH unter einer weißen Bluse, wie zwei Pausenzeichen in einer Partitur. * Man sollte mit den Männern leben, statt sich ständig an ihnen zu reiben. Außer im Bett. * Sei untreu: Verrate dein Parfum. Aber nur, wenn es kalt ist. * Geh sooft du kannst ins Theater, in Museen, Ausstellungen, Konzerte – Kultur ist wie gesundes Essen und lässt den Teint strahlen. * Kenne deine Stärken. Kenne deine Schwächen. Arbeite insgeheim an dir, aber nimm dich nicht zu ernst. * Lass dir nie anmerken, dass du dir Mühe gibst: Alles sollte leicht und unangestrengt wirken. * Zu viel Make-up, zu viele Farben, zu viele Accessoires: Atme tief durch – weniger ist mehr. * Dein Look sollte nie zu durchgestylt sein. Du weißt ja, der Teufel steckt im Detail. * Du spielst die Hauptrolle in deinem Leben. * Schneide dir die Haare selbst. Oder bitte deine Schwester darum. Natürlich kennst du auch einen Starfrisör, aber mit dem bist du bloß befreundet. * Sei allzeit bereit: ob sonntagmorgens beim Bäcker, beim Kippenkaufen mitten in der Nacht oder wenn du die Kinder von der Schule abholst – man kann nie wissen. * Bei grauen Haaren gilt: ganz oder gar nicht. Salz und Pfeffer gehören auf den Tisch. * Mode beherrscht die Welt. Pariserinnen beherrschen die Mode. Vielleicht ist das nicht ganz die Wahrheit, aber was wäre die Welt schon ohne Legenden?

Die Pariserin aus der Sicht eines Parisers

Wer kann am besten beschreiben, wie die Pariserin wirklich ist?

Diese Frage ging mir lange Zeit durch den Kopf, bevor mir endlich die Erleuchtung kam.

Er natürlich. Der Kerl hier bei mir in der Küche. Der Mann, mit dem ich mein Leben teile.

Vollkommen überrascht von meiner Frage, murmelt er etwas vor sich hin.

Ich schaue ihn genervt an.

Hat er denn keine originelleren Ideen als diese abgedroschenen Klischees über unseren unvergleichlichen Stil und das legendäre Parfum mit der Nummer?

»Ach, die Frage war ernst gemeint …«, stellt er schließlich fest, bevor er sich an die Spüle lehnt und loslegt. So als bete er aus dem Kopf einen Text herunter, den er auch im Schlaf aufsagen könnte.

Als Erstes erklärt er mir, dass die Pariserin nie zufrieden ist. Der Beweis: Ich sage dir, dass du die schönste Frau der Welt bist, aber das ist dir nicht genug.

Außerdem hält sich die Pariserin für ein echtes role model. Sie neigt dazu, die Welt mittels Blogs und Büchern mit ihren Lebensweisheiten zu überschwemmen. Und natürlich liebt sie es, wenn man sie um Rat fragt. Klar, liegt ja auch nahe. Sie hat schon alles erlebt. Alles gesehen. Alles verstanden.

Zum Beispiel wird die Pariserin dir immer ihren Hausarzt aufschwatzen wollen – er ist einfach genial. Ebenso ihren Zahnarzt – der beste in seinem Fach – und ihren Gynäkologen – tja, denn schließlich ist das der, zu dem auch Catherine Deneuve geht. Die Pariserin ist nicht nur ein bisschen versnobt, sondern dermaßen von sich überzeugt, dass sie keinerlei Hehl daraus macht. Und wo liegt auch das Problem? Die Pariserin ist nun mal arrogant.

Kunst, Kultur und Politik sind genau ihr Ding. Sie kümmert sich um ihre Selbstverwirklichung genauso, wie sie die Radieschen auf ihrem Balkon umsorgt: liebevoll. Mit der Gießkanne in der Hand erklärt sie dir, dass der letzte Film, der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, totaler Mist ist. Natürlich hat sie ihn nicht gesehen. Warum auch? Die Pariserin muss sich nicht erst näher mit einem Thema beschäftigen, sie weiß auch so, was sie davon zu halten hat – nämlich exakt das Gegenteil von dem, was du darüber denkst.

Die Pariserin lässt immer auf sich warten. Im Gegensatz zu allen anderen hat sie schließlich Wichtiges zu tun. Niemals würde sie sich für ein Rendezvous schminken, das hat sie gar nicht nötig. Andererseits kommt es durchaus vor, dass sie mit roten Lippen sonntags zum Bäcker geht – schließlich könnte sie jemanden treffen, den sie kennt.

Ihr Geltungsdrang grenzt an Paranoia. Würde sie mit demselben Elan mathematische Gleichungen lösen, wie sie permanent neue Anlässe zur Unzufriedenheit findet, dann würde sie jedes Jahr den Mathematik-Nobelpreis gewinnen.

Sei vorsichtig, wenn sie sagt, dein neuer Freund ist »ja so originell«. »Originell« ist für sie kein Kompliment.

Sie überquert die Straße, wo es ihr gerade passt – nur nicht am Zebrastreifen –, und ist insgeheim stolz auf ihr rebellisches Verhalten. Leute, die sich brav anstellen, sind ihr nicht geheuer.

Sie verzichtet selbst gern mal darauf, Danke oder Guten Tag zu sagen, aber sie hasst die Ruppigkeit der Pariser Kellner.

Sie hat eine Riesenklappe und kann fluchen wie ein Bierkutscher, aber sie ist entsetzt, wenn ihr jemand Guten Appetit! wünscht. Dieser Fauxpas ist in ihren Augen viel schlimmer, als sich mal im Ton zu vergreifen.

Ohne Sonnenbrille geht sie nicht aus dem Haus, nicht mal wenn es regnet, aber sie rümpft die Nase über Prominente, die glauben, sich hinter ihren getönten Gläsern verstecken zu können.

Wenn ich die Pariserin also mit einem Wort beschreiben müsste (und ich kenne sie ausgesprochen gut), dann würde ich sagen, sie ist ganz einfach durchgeknallt.

WAS MAN NIE IM SCHRANK EINER PARISERIN FINDEN WIRD

Die berühmtesten Pariserinnen kommen aus dem Ausland

Ja, die Pariserin kommt tatsächlich oft woandersher. Sie ist nicht in Paris geboren, aber sie wird dort wiedergeboren.

MARIE ANTOINETTE

Marie Antoinette war Österreicherin. Mit vierzehn kam sie nach Frankreich, um Ludwig XVI. zu heiraten. Vier Jahre später wurde sie Königin. Sie war die Oberflächlichkeit in Person und legte den Grundstein für unsere Modebesessenheit. Sie verliebte sich in einen anderen Mann, träumte davon, wahlweise Schauspielerin am Theater oder Schäferin zu sein. Sie machte sich die Welt, wie sie ihr gefiel.

JOSEPHINE BAKER

Josephine Baker wurde zwar in St. Louis, Missouri geboren, aber sie nahm nicht nur die französische Staatsbürgerschaft an, sondern fühlte sich ihrer neuen Heimat so verbunden, dass sie während des Zweiten Weltkriegs sogar in der Résistance aktiv war. Mit ihren Shows in den Folies Bergères tanzte sie sich in die Herzen ihrer neuen Landsleute und eroberte Paris im Sturm. Der Hüftschwung der cleveren Amerikanerin war legendär, ihr Hit »J’ai deux amours … mon pays et Paris« wurde zu einem phänomenalen Erfolg und machte sie zu einem der größten Stars von tout Paris.

ROMY SCHNEIDER

Die Sissi-Schauspielerin entdeckte in Paris das unbekümmerte Leben, die Unangepasstheit und dass die Nacht nicht allein zum Schlafen da ist. Die Wienerin wurde von den Franzosen sehr verehrt, man bewunderte sie für ihren Charme, ihre Liebenswürdigkeit und ihre zerbrechliche Ausstrahlung. Für die Pariserinnen wurde sie zu einem Inbegriff der Weiblichkeit.

JANE BIRKIN

Die britische Schauspielerin und Sängerin, die zur ultimativen Pariserin wurde, sang 1969 zusammen mit Serge Gainsbourg den berüchtigten Hit »Je t’aime, moi non plus« und spielte in Filmen wie Blow Up und Don Juan an der Seite von Brigitte Bardot. Beim Klang ihres englischen Akzents schmelzen die Männer bis heute dahin, und mittlerweile gehört sie zu Frankreichs Kulturerbe. Ihre Töchter, Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon, sind ganz nach der Mutter geraten und zeigen uns weiterhin, was zeitloser Stil bedeutet: abgewetzte Jeans, Trenchcoat und Turnschuhe.

Erstes Date im Café de Flore

Sie nimmt die Karte in die Hand. Jedes Mal kommt ihr der gleiche Gedanke: Das ist keine Speisekarte, sondern eine Landkarte. Sie weist ihr ihren ganz persönlichen, chaotischen und komplizierten Weg durch den Dschungel ihrer kulinarischen Neurosen. Und sie weiß, dass sie sich durchschlagen muss, ohne zu stolpern, ohne ihr Lächeln zu verlieren und vor allem ohne sich anmerken zu lassen, wie viele Gedanken sie sich macht.

Geräucherter Lachs.

Nein, schlechte Wahl. Der Lachs dient doch bloß als Vorwand, um all die leckeren Blini mit Crème Fraîche zu essen. Und die wiederum landen direkt auf den Hüften.

Hat der Mann ihr gegenüber auch nur den Hauch einer Ahnung, wie schwierig es ist, eine Frau in dieser Stadt zu sein? Vermutlich nicht.

Aber sie will ihn noch nicht so schnell in eine Schublade stecken und geht weiter die Vorspeisen durch. Da bewegt sie sich zumindest auf sicherem Terrain.

Grüner Bohnensalat.

Das Problem beim ersten Date ist, dass alles, was sie tut, eine bestimmte Bedeutung gewinnt. Er sieht sie an, als würde er sie filmen, nimmt jede ihrer Bewegungen auf: wie sie erst ihr Smartphone und dann sich selbst in ihrer riesigen Tasche verliert und sich nicht verkneifen kann, vor ihm eine Nachricht abzuhören. Er analysiert sie: fahrig, einen Hauch nervös, zwanghaft gesellig. Möglicherweise spürt er, wie schwer es ihr fällt, ein Gericht auszusuchen. Aber sie möchte den inneren Kampf, den sie mit sich führt, nicht gleich offenlegen. Später vielleicht wird er merken, dass sie sich jeden Morgen wiegt; doch vorerst soll er glauben, dass ihre Figur einfach ein Geschenk der Natur ist. In diesem Fall wäre es jedoch besser, eine richtige Hauptspeise zu nehmen und ihm damit das abgedroschene Bild zu vermitteln, dass sie eine Frau ist, die das Essen und auch sonst das Leben zu genießen weiß …

Warmes Entenconfit.

Leicht nervös wandert ihr Finger die Spalten dieser vermaledeiten Speisekarte entlang. Sie ist wütend auf sich selbst, weil sie keinen überzeugenden Ausweg aus ihrem Dilemma findet. Denn hier auf der Terrasse rinnen die Minuten dahin, Passanten streifen sie im Vorbeigehen, der Kellner nähert sich, und sie weiß, dass sie zum Ende kommen muss. Also beschließt sie, der Gefahr mutig zu trotzen.

»Welsh Rarebit«, sagt sie.

Eine Spezialität aus Cheddar, Bier und Toast.

»Für mich das Gleiche«, sagt er.

Und schon hat sich die ganze Sache zerschlagen. Ein Mitläufer, wie langweilig! Mit einem Mal fällt ihr auf, dass er seit einer halben Stunde nichts als Banalitäten erzählt. Sie weiß es: Nach zwei Bissen wird sie irgendeinen Vorwand finden, um vorzeitig zu verschwinden. Und sie wird ihn niemals wiedersehen. Adieu.