Maja von Vogel

Herzklopfen!

Kosmos

Umschlagillustration von Ina Biber, München

Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR

 

 

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© 2010 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

 

 

ISBN 978-3-440-13510-5

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Ein Star zum Anfassen

»Sommerferien sind doch was Feines«, seufzte Franzi.

»Das kannst du laut sagen.« Kim, die neben ihrer Freundin durch die Fußgängerzone schlenderte, leckte genüsslich an einem großen Vanilleeis.

»Und das Beste ist: Wir haben noch fast die ganzen sechs Wochen vor uns!« Marie setzte ihre überdimensionale Sonnenbrille auf und fuhr sich durch ihre langen, blonden Haare.

Es war der zweite Ferientag und in der Innenstadt war jede Menge los. Vor den Eiscafés waren alle Tische besetzt, kichernde Teenager schlenderten an den Schaufenstern vorbei und im Brunnen auf dem Marktplatz planschten laut kreischend kleine Kinder.

»Ob ich meine Füße kurz ins Wasser halte?«, überlegte Franzi. Die digitale Temperaturanzeige an der Rathaus-Apotheke zeigte sommerliche achtundzwanzig Grad im Schatten und Franzi sehnte sich nach einer kleinen Abkühlung.

Aber Kim zog sie unbarmherzig weiter. »Wir haben keine Zeit. In fünf Minuten geht es los.«

Die drei !!! hatten etwas ganz Besonderes vor. Sie waren auf dem Weg zu dem neuen Music Store, der heute in der Innenstadt aufmachte. Zur Eröffnung fand eine Autogrammstunde mit der bekannten Boygroup Boyzzzz statt, der Lieblingsband der drei !!!. Das wollten sich Kim, Franzi und Marie natürlich nicht entgehen lassen. Sie kannten die Band und waren mit dem Sänger, Nick Voss, sogar befreundet. Sie hatten ihn und die anderen Bandmitglieder bei ihrem zwölften Fall kennengelernt. Nick war damals von einem Unbekannten bedroht worden und Die drei !!! hatten als Backgroundsängerinnen undercover ermittelt. Sie hatten es tatsächlich geschafft, den Täter zu überführen, bevor er Nick etwas antun konnte. Allerdings war es denkbar knapp gewesen …

»Ob Nick immer noch so gut aussieht?«, überlegte Marie.

»Ich hab letztens ein Foto von ihm in der Sweet gesehen«, berichtete Franzi. »Er trägt die Haare jetzt etwas länger. Und sie sind nicht mehr blond, sondern hellbraun. Steht ihm aber echt gut.«

Kim grinste. »Sag bloß, du schwärmst immer noch für Nick! Ich dachte, dein Favorit heißt jetzt Bastian.«

Franzi wurde rot. Bastian war ein ausgesprochen süßer Nachwuchsfußballer, mit dem sie bei ihren letzten Ermittlungen zu tun gehabt hatten. Er hatte ihr Herz im Sturm erobert, was Franzi aber nur ungern zugab. »Ach, das war doch bloß eine vorübergehende Schwärmerei«, versuchte sie, die Sache herunterzuspielen. »Aus Bastian und mir wird sowieso nie was.«

»Warum denn nicht?«, wollte Marie wissen. »Er ist doch echt nett.«

»Ja, schon«, gab Franzi zu. »Wir simsen uns auch ab und zu. Aber jetzt ist er mit seiner Mannschaft erst mal ins Trainingscamp nach Mallorca geflogen. Und danach muss er sich auf die U17-Weltmeisterschaft vorbereiten. Mal ganz abgesehen davon, dass er eine feste Freundin hat.«

»Das sind wirklich keine guten Voraussetzungen für eine Beziehung«, stellte Kim fest. Sie legte Franzi tröstend den Arm um die Schultern, während sie sich den letzten Rest ihrer Eiswaffel in den Mund steckte.

»Keine Sorge, der nächste süße Junge kommt bestimmt.« Marie lächelte. »Mach’s doch so wie ich: Ich werde den Sommer rundherum genießen und flirten, was das Zeug hält. Es ist einfach super, Single zu sein!« Marie klang fast etwas zu begeistert.

»Heißt das, du hast Adrian endgültig abgehakt?«, erkundigte sich Franzi. Marie schwärmte schon lange für Adrian, einen jungen Schauspielschüler, der in ihrem Haus wohnte und mit dem sie gut befreundet war. Leider waren all ihre Versuche, mehr aus der Freundschaft zu machen, bisher gescheitert, weshalb Marie immer wieder beschloss, sich zu entlieben.

»Adrian macht gerade drei Wochen Urlaub mit seinen Schauspielfreunden«, erzählte Marie betont beiläufig. »Sie sind nach Griechenland geflogen. Wahrscheinlich wird er sich dort köstlich amüsieren. Und ich werde hier dasselbe tun. Ich habe nicht die geringste Lust, brav auf ihn zu warten und währenddessen Trübsal zu blasen.«

»Das würde auch nicht zu dir passen.« Kim lächelte. Dann zeigte sie auf ein modernes Gebäude mit verspiegelter Glasfassade. »Dort drüben muss es ein.« Über den automatischen Türen stand in großen, knallroten Buchstaben: Music Store – die Nummer 1 in Sachen Musik. Die Schaufenster waren mit überlebensgroßen Postern von Nick, David, Bobby und Jo, den vier Jungs von Boyzzzz, geschmückt und vor dem Eingang hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet. Hauptsächlich Mädchen zwischen zehn und achtzehn drängten sich vor dem Laden, die meisten hatten CDs oder Autogrammhefte dabei.

Marie zog eine Grimasse. »So ein Mist! Wir hätten früher kommen sollen. Jetzt müssen wir Ewigkeiten anstehen, bevor wir ein Wort mit Nick wechseln können.«

»Wer war denn mal wieder eine halbe Stunde zu spät?«, fragte Franzi verärgert. Dass Marie ihre Freundinnen ständig warten ließ, brachte sie immer noch auf die Palme. »Wenn du ausnahmsweise einmal pünktlich gewesen wärst, hätten wir viel weiter vorne in der Schlange stehen können.«

»Jetzt lässt sich sowieso nichts mehr daran ändern«, sagte Kim beschwichtigend. »Wir müssen eben warten, bis wir an der Reihe sind. Zum Glück sind ja Ferien und wir haben jede Menge Zeit. Ich bin allerdings um sieben mit Michi vor dem Capitol verabredet. Wir wollen uns den neuen Thriller mit Matt Damon ansehen.«

Kim liebte Krimis über alles – genauso wie ihren Freund Michi, mit dem sie schon seit längerer Zeit glücklich war. Leider sahen sie sich nicht so oft, wie Kim es sich gewünscht hätte. Michi war mit seinen diversen Nebenjobs beschäftigt, und Kim hatte mehr als genug mit der Schule und dem Detektivclub zu tun. Darum genoss sie ihre seltenen Treffen zu zweit umso mehr.

»Ich hasse es, irgendwo anzustehen!« Leicht grummelnd postierte sich Marie neben ihren Freundinnen in die Schlange. Vor ihnen schwärmten gerade zwei Mädchen in den höchsten Tönen von Nick.

»Er ist ja so was von süß!«, seufzte die eine.

Ihre Freundin nickte. »Zum Anbeißen! Hoffentlich falle ich nicht in Ohnmacht, wenn ich gleich vor ihm stehe …«

Die drei !!! grinsten sich zu. Der Boygroup-Sänger war ausgesprochen beliebt und sorgte auf den Konzerten der Band regelmäßig für grenzenlose Begeisterung unter seinen weiblichen Fans.

In diesem Moment tat sich vorne im Laden etwas. Die Glastüren öffneten sich und ein Mann kam heraus. Er trug trotz der Hitze einen Anzug mit Krawatte und stellte sich als Manager von Music Store vor. Die Gespräche der Wartenden verstummten.

»Endlich ist es so weit!«, verkündete er. »Wir haben es geschafft, die momentan erfolgreichste Band des Landes in unseren Laden zu holen, um die Eröffnung der neuen Filiale gebührend zu feiern. Ich präsentiere live und in Farbe: Boyzzzz!«

Aus über den Türen angebrachten Lautsprechern dröhnten die ersten Takte der neuen Boyzzzz-Single. Die Musik wurde jedoch fast vom Jubel der Fans übertönt. Denn jetzt erschienen vier Jungs im Eingangsbereich und winkten der Menge lässig zu. Die Fans begrüßten ihre Idole mit infernalischem Kreischen.

Franzi hielt sich die Ohren zu und murmelte: »Was für ein Wahnsinn!« Sie fand die Band zwar auch super, aber dass manche Mädchen beim Anblick der Jungs komplett durchdrehten, konnte sie nicht verstehen.

Die Menge war drauf und dran, sich auf Nick und die anderen zu stürzen. Es wurde gedrängelt und geschubst. Franzi bekam einen spitzen Ellbogen in die Seite und irgendjemand trat ihr auf den Fuß.

Da tauchten wie aus dem Nichts zwei bullige Bodyguards auf und drängten die Fans zurück.

»Keine Sorge!«, rief der Manager, der sich hinter den Bodyguards in Sicherheit gebracht hatte. »Ihr bekommt alle ein Autogramm. Immer schön der Reihe nach, okay?« Die Fans gehorchten widerwillig.

»Na, das kann ja heiter werden.« Marie rückte ihre Sonnenbrille gerade, die ihr im Gedrängel von der Nase gerutscht war. In diesem Moment sah Nick zu ihnen hinüber. Marie hob den Arm und winkte wie eine Verrückte. Jetzt hatte Nick sie entdeckt. Und nicht nur das, er kam sogar auf sie zu! Einer der Bodyguards folgte ihm wie massiger, viel zu großer Schatten.

»Das ist er! Nick Voss! Ich glaub’s einfach nicht!«, quiekte eins der Mädchen vor den drei !!!. Sie schien tatsächlich einer Ohnmacht nahe zu sein.

Auch Franzi merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Nick war aber auch einfach supersüß! Die strubbeligen Haare sahen aus, als wären sie gerade von einem Windstoß zerzaust worden (obwohl nicht einmal ein leichtes Lüftchen in der sommerheißen Innenstadt wehte), und seine Augen waren so blau, dass man fast das Meer rauschen hörte. Aber es war sein Lächeln, das Franzi mal wieder beinahe umhaute.

»Hallo, ihr drei!« Er strahlte Franzi, Kim und Marie an. »Das ist ja eine tolle Überraschung.«

Marie schob sich die Sonnenbrille in die Haare. »Wir dachten, wir kommen mal vorbei und sagen kurz Hallo«, erklärte sie ganz cool.

»Eine Spitzenidee!« Nick schien sich aufrichtig über das Wiedersehen zu freuen.

»Aber du hast offensichtlich viel zu tun.« Kim zeigte auf die wartenden Fans. »Vielleicht sollten wir lieber wieder gehen …«

Nick schüttelte heftig den Kopf. »Auf keinen Fall! Ihr könnt uns bei der Autogrammstunde assistieren. Und hinterher müssen wir unbedingt mal wieder in aller Ruhe quatschen. Habt ihr Lust?« Die drei !!! nickten eifrig. Nick lächelte. »Dann kommt mit.«

Der Bodyguard bahnte ihnen einen Weg durch die Menge. Nick und die drei !!! folgten ihm in den Laden. Franzi spürte die Blicke der Fans, die sich neugierig in ihren Rücken bohrten. Ihr war klar, dass jedes Mädchen hier liebend gerne an ihrer Stelle gewesen wäre – und das war ein richtig gutes Gefühl.

Die anderen Bandmitglieder saßen bereits hinter einem langen Tisch, auf dem haufenweise CDs und Autogrammkarten lagen. Die drei !!! sagten David, Bobby und Jo schnell Hallo, dann stürmten auch schon die ersten Fans in den Laden.

Die Autogrammstunde dauerte fast zwei Stunden. Der Besucherstrom riss einfach nicht ab. Nick und seine Kollegen lächelten unermüdlich, unterschrieben auf unzähligen CDs, T-Shirts und sogar auf den nackten Unterarmen einiger Mädchen. Die drei !!! reichten ihnen die Autogrammkarten und genossen die neidischen Blicke der anderen.

Schließlich hatten auch die letzten Fans den Laden verlassen.

»Puh, ich schreibe heute keinen einzigen Buchstaben mehr!« Nick schüttelte seine rechte Hand aus.

Bobby, der Bassist, grinste. »Stell dich nicht so an. Immerhin haben wir jede Menge CDs verkauft.«

Während sich die anderen Bandmitglieder mit dem Manager unterhielten und eine junge Verkäuferin Getränke herumreichte, konnten die drei !!! endlich ein bisschen mit Nick quatschen.

»Was macht euer Detektivclub?«, erkundigte er sich. »Habt ihr in der Zwischenzeit neue Fälle gelöst?«

Franzi nickte. »Und ob! Wir haben unter anderem in einem geheimnisvollen versunkenen Dorf, bei einer Model-Casting-Show und sogar in einem Nobelhotel an der Côte d’Azur ermittelt.«

Nick pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Ihr wart offenbar ziemlich beschäftigt. Freut mich, dass es so gut läuft. Mir wart ihr ja auch eine große Hilfe. Diese fiesen Drohbriefe, die damals ständig in meinem Briefkasten lagen, haben mich echt fertiggemacht …«

»Und wie geht’s dir jetzt so?«, fragte Kim. »Bist du sehr im Stress?«

Nick fuhr sich durch seine strubbeligen Haare. »Das letzte Jahr war in der Tat ziemlich anstrengend. Wir haben eine neue CD aufgenommen und sind direkt danach auf Promotion-Tour gegangen. Im Herbst und Winter ist eine große Tournee quer durch Europa geplant. Aber vorher gönne ich mir noch eine kleine Auszeit.«

»Machst du Urlaub?«, fragte Franzi.

»So was Ähnliches.« Nick grinste. »Ich hab diesen Sommer einen ganz besonderen Job angenommen: als Lehrer im Rock Camp. Vielleicht habt ihr ja schon mal davon gehört …«

»Und ob!«, quiekte Marie, die ihre Begeisterung nur schwer verbergen konnte. »Das Rock Camp ist schließlich total berühmt!«

»Ach ja?« Kim runzelte die Stirn. »Mir sagt der Name überhaupt nichts.« Als Kopf der drei !!! interessierte sie sich mehr für Computer, Internetrecherchen und das Detektivtagebuch, das sie bei jedem Fall aufs Neue akribisch führte, als für News aus dem Showbiz.

Auf diesem Gebiet war Marie die Expertin. Sie wollte später einmal Sängerin oder Schauspielerin werden und arbeitete jetzt schon auf ihr Ziel hin, indem sie Schauspiel- und Gesangsunterricht nahm. »Das Rock Camp findet jeden Sommer statt«, erklärte sie ihren Freundinnen. »Viele Nachwuchsstars aus den Charts haben dort die Grundlagen des Musikgeschäfts gelernt. Es gibt Gesangs-, Dance- und Band-Workshops. Das Camp ist das ideale Sprungbrett, wenn man in der Musikszene Karriere machen will.«

»Stimmt«, sagte Nick. »Und ich fühle mich sehr geehrt, einen der Workshops leiten zu dürfen. Wird bestimmt spannend! Außerdem gibt es dieses Jahr ein ganz besonderes Highlight: Dem Gewinner des Abschlusskonzerts am Ende des Aufenthalts winkt ein echter Traumpreis: ein Auftritt beim Summer-Rock-Festival in Berlin!«

»Ehrlich?« Maries Gesicht nahm einen ehrfürchtigen Ausdruck an. »Da treten doch nur die großen Stars auf.«

Nick griff in seine Tasche und zog ein paar Broschüren heraus. »Hier stehen alle wichtigen Infos zum Rock Camp drin. Warum meldet ihr euch nicht an? Soviel ich weiß, sind noch einige wenige Plätze frei.«

»Das ist eine super Idee!« Marie bekam vor Aufregung rote Wangen. Sie wandte sich an Kim und Franzi. »Was meint ihr? Wir haben doch in den Ferien sowieso noch nichts vor.«

Franzi blätterte die Broschüre durch. »Es gibt auch einen Hip-Hop-Dance-Workshop«, stellte sie fest. »Klingt spannend.«

Franzi liebte Sport über alles. Am liebsten ging sie reiten, schwimmen oder skaten. Seit sie vor einiger Zeit bei einem Skater-Fest an einer Hip-Hop-Vorführung teilgenommen hatte, interessierte sie sich auch fürs Tanzen.

Kim verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, dass ich talentiert genug für das Camp bin.«

»Das sehe ich anders«, sagte Nick ruhig. »Ich fand dich damals als Backgroundsängerin ziemlich gut. Das Camp wäre die ideale Gelegenheit für dich, mehr aus deinem Talent herauszuholen.«

Kim wurde rot. »Meinst du wirklich? Ich weiß nicht …«

»Überleg’s dir doch wenigstens mal«, bat Marie. »Es wäre so toll, wenn wir alle zusammen ins Camp fahren würden!«

»Hast du gesehen, was das kostet?« Kim deutete auf eine Zahl ganz unten in der Broschüre. »So viel Geld rückt meine Mutter nie im Leben raus.«

Auch Franzi runzelte die Stirn. »Mist! Das ist echt teuer. Keine Ahnung, ob meine Eltern da mitmachen. Aber ich werde gleich heute Abend mit ihnen reden.«

»Und ich spreche mit meinem Vater«, beschloss Marie. »Er hat bestimmt nichts dagegen.« Herr Grevenbroich ließ seiner Tochter viele Freiheiten und las ihr fast jeden Wunsch von den Augen ab. Er war ein viel beschäftigter Schauspieler und verdiente mit seiner Paraderolle als Hauptkommissar Brockmeier in der Krimiserie Vorstadtwache eine Menge Geld.

Einer der Bodyguards flüsterte Nick etwas ins Ohr.

Nick seufzte. »Tut mir leid, aber wir müssen los. Wir haben gleich noch einen Interviewtermin im Hotel Olympia.« Er schüttelte den drei !!! zum Abschied die Hand. »War echt nett, mal wieder mit euch zu plaudern. Und wer weiß? Vielleicht sehen wir uns ja demnächst im Rock Camp!« Er winkte den Mädchen noch einmal zu, dann verschwand er mit den anderen Bandmitgliedern durch den Hinterausgang.

Rock Camp, wir kommen!

Detektivtagebuch von Kim Jülich

Sonntag, 17:31 Uhr

Es herrscht Sommerflaute – weit und breit kein neuer Fall in Sicht! Aber es gibt andere Neuigkeiten: Wir haben vorgestern Nick Voss während einer Autogrammstunde getroffen und er hat uns ins berühmte Rock Camp eingeladen! Marie und Franzi waren sofort Feuer und Flamme, ich hatte erst keine große Lust. Mit Musik hab ich nun mal nicht so viel am Hut und mein Gesangstalent ist ziemlich bescheiden. (Auch wenn Nick etwas anderes sagt, aber wahrscheinlich wollte er nur nett sein.)

Doch dann ist etwas passiert, das die Sache in ein völlig neues Licht gerückt hat. Als ich mit Michi im Kino war, hat er mir erzählt, dass er einen super Sommerjob an Land gezogen hat. Und jetzt ratet mal, wo. Genau – im Rock Camp! Ist das nicht ein verrückter Zufall? Er wird dort als Küchenhilfe arbeiten. Die Stellenausschreibung hat er im Internet entdeckt und sich sofort beworben. Weil er durch seine Jobs in der Hafenkneipe und in der Eisdiele schon einige Erfahrungen im Gastronomiebereich hat, wurde er gleich genommen. Die Bezahlung ist nicht schlecht, außerdem liegt das Camp sehr hübsch in einer leicht bergigen Landschaft mit einem Badesee in der Nähe. Michi schwärmt schon von den ausgedehnten Radtouren, die er in seiner Freizeit unternehmen will.

Das hat für mich den Ausschlag gegeben: Ich will nicht allein zurückbleiben. Wenn alle die Ferien im Camp verbringen, fahre ich auch mit. Und was das Beste ist: Meine Eltern sind einverstanden!!! Ich kann es immer noch nicht fassen. Sie schenken mir die Reise, weil mein Zeugnis dieses Jahr so gut war. Mama war erst etwas skeptisch, aber Papa hat sie schließlich überzeugt. Danke, Papa!!!

Franzis Eltern haben auch Ja gesagt. Sie wollen in den Ferien eine romantische Kreuzfahrt zur Feier ihres Hochzeitstages unternehmen – natürlich zu zweit. Darum waren sie ganz froh, dass Franzi etwas anderes vorhat. Und Herr Grevenbroich hat natürlich sowieso keine Probleme gemacht. Nur noch eine Woche, dann kann’s losgehen! Ich bin schon total aufgeregt …

 

Geheimes Tagebuch von Kim Jülich

Sonntag, 18:01 Uhr

Achtung: Lesen für Unbefugte (alle außer Kim Jülich) streng verboten! Das gilt auch für Eltern, nervige Zwillingsbrüder und Boygroup-Stars. Auf diese Zeilen darf absolut NIEMAND außer mir einen Blick werfen!

Ich bin total happy. Michi und ich werden den Sommer zusammen im Rock Camp verbringen! Bestimmt haben wir dort mehr Zeit füreinander als zu Hause. Wir werden jeden Abend romantische Bootstouren unternehmen, Händchen haltend im Wald spazieren gehen und uns unterm Sternenhimmel küssen. Seufz! Das wird wunderschön …

… wenn nur dieser dumme Workshop nicht wäre! Ich hab mich für den Gesangsworkshop bei Nick angemeldet. Was, wenn ich nicht gut genug bin und mich alle auslachen? Ich darf gar nicht daran denken! Da träume ich lieber von Michis Küssen …

 

Eine Woche später war es so weit. Die drei !!! saßen im Bus, der sie zusammen mit den anderen Nachwuchstalenten zum Rock Camp bringen sollte. Franzi war aufgeregt. Was würde sie im Camp erwarten? Und wie würde der Hip-Hop-Workshop ablaufen, für den sie sich angemeldet hatte? Sie sah sich neugierig um. Die anderen Teilnehmer hingen ihren Gedanken nach, hörten über Kopfhörer Musik oder waren dabei, erste Bekanntschaften zu schließen.

Zwei Reihen weiter hinten hatten sich ein paar Leute um ein Mädchen mit schwarzen Locken und großen, goldenen Ohrringen geschart, das offenbar nicht zum ersten Mal ins Camp fuhr und lautstark mit seinem Insider-Wissen angab.

»Der Campleiter, Bob Marten, ist ein supercooler Typ«, erzählte sie. »Er war früher selbst ein bekannter Musiker und Songwriter und hat schon mit vielen berühmten Bands auf der Bühne gestanden.«

»Ehrlich?«, fragte ein anderes Mädchen bewundernd. »Weißt du auch, wer dieses Jahr die Workshops leiten wird, Cherry?«

Cherry fuhr sich durch ihre schwarzen Locken. Ihre Lippen waren knallig pink geschminkt und auch sonst war sie ziemlich auffällig gestylt.

Marie stieß Franzi an und raunte: »Diese Cherry hält sich offenbar jetzt schon für die Camp-Queen.« Franzi nickte grinsend.

»Natürlich weiß ich, wer die Workshops leitet«, antwortete Cherry. »Dieses Jahr hat Bob zwei echte Stars angeheuert: Nick Voss und Sabrina!«

Ehrfürchtiges Raunen ging durch den Bus.

»Ganz sicher?«, quiekte das andere Mädchen. Es schien sich ziemlich leicht beeindrucken zu lassen und himmelte Cherry jetzt schon ganz offen an. »Sabrina, die Pop-Diva, die dieses Jahr einen Nummer-eins-Hit nach dem anderen hatte? Und Nick Voss von Boyzzzz? Das ist ja der reine Wahnsinn!«

»Allerdings.« Cherry nickte zufrieden, als hätte sie selbst die Workshop-Leiter engagiert.

Franzi verdrehte die Augen. »Was für eine Angeberin!«, bemerkte sie leise. »Diese Cherry scheint eine richtig dumme Tussi zu sein.«

Marie nickte. »Sehe ich genauso. Hoffentlich kann sie wenigstens singen.«

Franzi sah zu Cherry hinüber, die gerade einen pinkfarbenen MP3-Player aus ihrer Tasche zog. Es war das neueste Modell. »So einen hätte ich auch gerne«, seufzte Franzi. »Die sehen echt chic aus. Natürlich würde ich ihn nicht gerade in Pink nehmen …«

Cherry blickte auf. »Tja, so was hat leider seinen Preis«, bemerkte sie spöttisch. »Das kann sich nicht jeder leisten – tut mir echt leid für dich.«

Boyzzzz