Impressum

ISBN 9783955010294

andersseitig.de 2006


Covergestaltung: Erhard Koch

Digitalisierung: Erhard Koch


andersseitig Verlag

Dresden

www.andersseitig.de


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Teil I

 

Teil II

 

Teil III

Teil I

DIE SCHIFFBRÜCHIGEN DES LUFTMEERS

1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel

1. KAPITEL

Der Orkan von 1865. – Rufe in der Luft. – Ein Ballon in der Gewalt eines Tornados. – Die Hülle zerrissen. – Nichts als Himmel und Wasser. – Fünf Passagiere. – Was in der Gondel vorgeht. – Eine Küste in Sicht. – Die Lösung des Dramas.

»Steigen wir wieder?«

»Nein. Im Gegenteil, wir sinken.«

»Noch schlimmer, Mr. Cyrus! Wir fallen!«

»Herrgott! Dann werfen Sie doch Ballast aus!«

»Das war der letzte Sack.«

»Steigt der Ballon?«

»Nein!«

»Ich höre Wellenschlag.«

»Unter der Gondel ist das Meer.«

»Und höchstens 500 Fuß unter uns!«

Da scholl eine mächtige Stimme durch die Luft und es erklangen die Worte:

»Alles, was Gewicht hat, raus ...! Alles! Und dann sei Gott uns gnädig!«

Dieser Ruf verhallte am 23. März 1865 gegen 4 Uhr nachmittags über der Wasserwüste des Pazifiks in den Lüften.

Bestimmt hat noch niemand den verheerenden Nordoststurm vergessen, der zur Zeit der Frühlingsäquinoktien jenes Jahres ausbrach, und der vom Sinken des Barometers auf 710 Millimeter begleitet wurde. Unausgesetzt wütete er vom 18. bis zum 24. März.

In Europa, Asien und Amerika richtete er auf einer 1.800 Meilen breiten, den Äquator schräg schneidenden Linie von 35° nördlicher bis zu 40° südlicher Breite ungeheure Verwüstungen an. Zerstörte Städte, aus dem Boden gerissene Wälder, durch darüber gestürzte Wogenberge verheerte Ufer, gescheiterte Schiffe, die das Büro Veritas nach Hunderten zählte, ganze, durch Wasserhosen dem Erdboden gleichgemachte Landstriche, Tausende von Menschen, die auf dem Land umkamen oder vom Meer verschlungen wurden, – das waren die traurigen Spuren, die dieser wütende Orkan auf seinem Weg hinterließ. An Zahl der Unfälle übertraf er noch jene, die über Havanna und Guadeloupe, der eine am 25. Oktober 1810, der andere am 26. Juli 1825, hereinbrachen.

Während dieser vielfachen Katastrophen auf dem Land und dem Meer spielte sich auch in den wildbewegten Lüften ein ergreifendes Drama ab.

Vom Gipfel eines Tornados wie eine Kugel auf einem Fontänenstrahl getragen und von der wurmförmigen Bewegung der Luftmassen erfasst, flog ein Ballon in ständiger Drehung um sich selbst mit der rasenden Geschwindigkeit von 90 Meilen in der Stunde durch den unendlichen Raum dahin.

Darunter schaukelte eine Gondel mit fünf Insassen, die inmitten der dichten mit Wasserstaub vermengten Dünste, die über den Ozean dahinjagten, kaum zu sehen war.

Woher kam dieses Luftschiff, dieser Spielball des entsetzlichen Sturms? An welchem Punkt der Erde war er aufgestiegen? Während des Orkans selbst konnte es doch wohl nicht abgegangen sein, der hielt schon 5 Tage lang an und seine ersten Anfänge gingen bis auf den 18. März zurück. Gewiss musste der Ballon von sehr weit herkommen, da er binnen 24 Stunden mindestens 2.000 Meilen zurücklegte.

Jedenfalls stand den Passagieren kein Hilfsmittel zu Gebot, den seit ihrer Abreise zurückgelegten Weg abzuschätzen, da ihnen jedes Merkzeichen dafür abging. Ja, sie befanden sich sogar in der sonderbaren Lage, von dem Sturm, der sie entführte, nicht das geringste gewahr zu werden. Sie flogen eben weiter, drehten sich um sich selbst und bemerkten weder etwas von der Drehung, noch von ihrer horizontalen Fortbewegung, da ihr Blick die dichten Nebelmassen, die sich unter der Gondel zusammenballten, nicht zu durchdringen vermochte. Die Dunkelheit der umgebenden Wolken war so groß, dass sie nicht einmal Tag und Nacht unterscheiden ließ. Solange sie in hohen Luftschichten dahinschwebten, traf sie kein Lichtstrahl, drang kein Geräusch von der bewohnten Erde, kein Rauschen des empörten Meeres bis zu ihnen hinauf. Nur ihr schneller Fall sollte sie über die Gefahren belehren, die ihnen über den Wassern drohten.

Von allen schweren Gegenständen, wie Waffen, Munition, Lebensmitteln usw. entlastet, stieg der Ballon 4.500 Fuß in die höheren Luftschichten auf. Nachdem sie das Meer unter ihrer Gondel gesehen hatten, hielten sich die Passagiere in der Höhe für weit weniger gefährdet als in der Tiefe, zauderten keinen Augenblick, auch die sonst nützlichsten und notwendigsten Gegenstände über Bord zu werfen, und achteten nur darauf, kein Atom von der Seele ihres Fahrzeugs, dem Gas, zu verlieren, das sie über dem Abgrund schwebend erhielt.

Voll Unruhe und Angst verstrich die Nacht, die für weniger energische Geister tödlich gewesen wäre. Dann kam der Tag wieder, und gleichzeitig schien die Wut des Sturms nachzulassen. Mit der Morgenröte des 24. März hoben sich die durchsichtiger gewordenen Wolkenmassen; nach wenigen Stunden fiel der Tornado zusammen. Der Wind verwandelte sich aus einem Orkan in eine »steife Brise«, das heißt, seine Geschwindigkeit verminderte sich etwa um die Hälfte. Noch hätte man ihn zwar mit dem Seemannsausdruck einer »drei Reffbrise« bezeichnen können, immerhin ließ der Kampf der Elemente aber recht fühlbar nach.

Gegen 11 Uhr hatten sich die unteren Luftschichten vollkommen aufgehellt. Die Atmosphäre zeigte jene nach stärkeren meteorischen Erscheinungen gewöhnliche sicht- und fühlbare feuchte Durchsichtigkeit. Der Orkan schien nicht weiter nach Westen gereicht zu haben, sondern in sich selbst zusammengefallen zu sein. Wahrscheinlich endete er nach dem Zusammenfall des Tornado in elektrischen Entladungen, wie es auch von den Taifunen des Indischen Ozeans bekannt ist.

Zu derselben Zeit bemerkte man aber aufs neue, dass der Ballon langsam zu den unteren Luftschichten herabsank. Es schien sogar, als falle er zusammen und zöge sich seine Hülle in die Länge, mit Übergang aus der Form der Kugel in die eines Eis. Gegen Mittag schwebte das Luftschiff kaum noch 2.000 Fuß über dem Meer. Jenes fasste 50.000 Kubikfuß und konnte sich, dank seiner Kapazität, sowohl lange Zeit in der Luft halten, als auch sehr bedeutende Höhen erreichen.

Die Passagiere warfen nun die letzten Gegenstände heraus, die die Gondel beschwerten, einige bis dahin aufbewahrte Nahrungsmittel, alles, bis auf die Kleinigkeiten, die man in den Taschen zu tragen pflegt. Einer von ihnen war in den Ring geklettert, an den die Fäden des Netzes geknüpft sind, und suchte dieses Anhängsel des Luftschiffs möglichst verlässlich zu befestigen.

Augenscheinlich vermochten die Passagiere den Ballon nicht mehr in der Höhe zu halten, denn es fehlte ihnen an Gas.

Sie waren so gut wie verloren!

Kein Festland, keine rettende Insel erhob sich aus dem Wasser, kein Landungsplatz, an dem der Anker hätte halten können.

Unter ihnen dehnte sich nur das unendliche Meer, dessen Wogen sich mit schrecklichem Ungestüm dahinwälzten, – der Ozean ohne sichtbare Grenzen, nicht einmal für jene Umschauer in der Höhe, deren Blicke einen Umkreis von 40 (englischen) Meilen nach jeder Seite hin beherrschten! – Es war jene vom Orkan ohne Erbarmen gepeitschte Wasserwüste, die ihnen wie eine wilde Jagd entfesselter Wellen erschien, auf deren Rücken weiße Kämme schäumten. Kein Land war in Sicht, kein hilfeversprechendes Fahrzeug!

Um jeden Preis musste also dem Niedersinken des Ballons Einhalt getan werden, um dem Untergang in den Wogen zu entgehen. Dieses so dringliche Vorhaben beschäftigte eben die Insassen der Gondel. Trotz aller Bemühungen fiel der Ballon aber mehr und mehr und trieb gleichzeitig mit dem Wind von Nordosten nach Südwesten in rasender Schnelligkeit dahin.

Es war eine schreckliche Lage, in der sich die Unglücklichen befanden. Nicht mehr Herren ihres Luftschiffs, stand ihnen auch kein wirksames Hilfsmittel zu Gebot. Die Hülle des Ballons schwoll mehr und mehr ab; das Gas entwich aus ihr. Sichtbar beschleunigte sich der Fall, und kaum 600 Fuß trennten die Gondel noch vom Ozean.

Das Entweichen der Füllung, die durch einen Riss des Aerostaten ausströmte, war aber nicht zu verhindern.

Durch Erleichterung der Gondel hatten die Passagiere sich zwar noch etwas länger in der Luft halten können, aber doch nur um einige Stunden. Die unvermeidliche Katastrophe war eben nicht abzuwenden, und falls vor Eintritt der Nacht kein rettendes Land auftauchte, mussten Passagiere, Gondel und Ballon ihren Untergang finden.

Eine einzige Hilfe gab es noch, und zu dieser griff man in diesem Augenblick. Offenbar waren die Passagiere des Luftschiffs energische Leute, die dem Tod unerschüttert ins Auge sahen. Kein Laut drängte sich über ihre Lippen. Sie hatten beschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen und nichts unversucht zu lassen, um ihren Fall aufzuhalten. Die nur aus Korbweidengeflecht bestehende Gondel war untauglich zu schwimmen, und hätte auf keine Weise über Wasser gehalten werden können.

Um 2 Uhr schwebte das Luftschiff kaum noch 400 Fuß über den Wellen.

Da erscholl eine Stimme, die eines Mannes, dessen Herz keine Furcht kannte; ihr antworteten nicht weniger entschlossene Stimmen:

»Ist alles rausgeworfen?«

»Nein! Noch sind 10.000 Francs in Gold hier.«

Sofort fiel ein schwerer Sack ins Meer.

»Steigt der Ballon?«

»Ein wenig, er wird bald genug wieder sinken.«

»Was können wir noch über Bord werfen?«

»Nichts!«

»Doch! – Die Gondel selbst!«

»Schnell alle in die Seile und die Gondel ins Meer!«

In der Tat lag hierin das äußerste Mittel, den Aerostaten zu entlasten. Die Stricke zwischen der Gondel und dem Ring wurden durchschnitten, und noch einmal schoss der Ballon zu einer Höhe von 2.000 Fuß empor.

Die fünf Passagiere hingen in den Schnüren oberhalb des Rings und hielten sich an den Netzmaschen über der entsetzlichen Tiefe.

Das so empfindliche Bestreben eines Luftschiffs nach der Gleichgewichtslage ist bekannt, ebenso wie die Erfahrung, dass man nur den leichtesten Gegenstand auszuwerfen braucht, um eine Bewegung in vertikalem Sinn hervorzurufen. Ein solcher in der Luft schwimmender Apparat stellt gewissermaßen eine mathematisch richtige Waage dar. Es leuchtet also ein, dass seine plötzliche Entlastung von einem beträchtlichen Gewicht ihn weit und schnell emportreiben muss. Dieser Fall trat eben jetzt ein.

Nach einigem Auf- und Abschwanken in den höheren Luftschichten aber begann der Ballon wieder zu fallen, da der Riss, durch den das Gas austrat, nicht zu schließen war.

Die Passagiere hatten getan, was in ihrer Macht stand; nun gab es kein Mittel mehr, sie zu retten, und sie hofften nur noch auf die Hilfe der Vorsehung.

Um 4 Uhr strich der Ballon wiederum nur 400 Fuß über dem Wasser dahin.

Da erscholl ein lautes Gebell. In Begleitung der Passagiere befand sich auch ein Hund, der neben seinem Herrn in den Maschen des Netzes hing.

»Top muss etwas gesehen haben!« rief einer der Passagiere. Bald darauf ertönte auch eine markige Stimme:

»Land! Land!«

Vom Anbruch des Morgens an hatte der Ballon, den der Wind unausgesetzt nach Südwesten trieb, eine gewaltige auf Hunderte von Meilen zu veranschlagende Entfernung durchmessen, als jetzt in seiner Fluglinie ein ziemlich hoch aufsteigendes Land in Sicht kam.

Noch befand es sich freilich an die 30 Meilen unter dem Wind, und es war wohl eine gute Stunde nötig, es zu erreichen, vorausgesetzt, dass der Ballon nicht aus der Richtung kam. Eine Stunde! Würde das Luftschiff sich nicht vor Ablauf dieser Zeit vollkommen entleert und seine Tragkraft eingebüßt haben?

Das war die schreckliche Frage. Deutlich sahen die Passagiere den Punkt, den es um jeden Preis zu erreichen galt. Ob jener zu einer Insel oder zu einem Kontinent gehörte, sie wussten es nicht, ja, sie kannten kaum die Richtung, in der der Orkan sie verschlagen hatte. Ob jenes Stück Erde aber bewohnt war oder nicht, ob es ein gastliches Land war oder nicht, sie mussten es zu erreichen suchen!

Seit 4 Uhr konnte sich niemand mehr darüber täuschen, dass der Ballon keine Tragkraft mehr hatte. Er streifte schon dann und wann die Oberfläche des Meeres. Mehrmals beleckten die Kämme der enormen Wellen das untere Seilwerk, vergrößerten dadurch sein ursprüngliches Gewicht, und nur zur Hälfte hielt sich der Ballon noch aufrecht, wie ein flügellahm geschossener Vogel.

Eine halbe Stunde später winkte das rettende Land in einer Entfernung von nur 1 Meile, doch jetzt barg der erschöpfte, schlaffe, lang gestreckte und tiefe Falten schlagende Ballon bloß noch in seinen obersten Teilen etwas Gas. Auch die in den Schnüren hängenden Passagiere belasteten ihn zu sehr, und bald tauchten diese halb ins Meer und wurden von den wütenden Wellen geschüttelt. Die Hülle des Luftschiffs bildete eine den Wind fangende Tasche und trieb das Ganze wie ein Fahrzeug dahin. Vielleicht erreichte es auf diese Weise die Küste!

Nur 2 Kabellängen von ihr entfernt ertönte plötzlich ein gleichzeitiger Aufschrei aus vier Kehlen. Der Ballon, von dem man ein erneutes Erheben nicht vermutete, machte einen unerwarteten Sprung, nachdem ihn ein mächtiger Wasserberg getroffen hatte. So als ob er plötzlich weiter entlastet worden sei, schnellte er bis 1.500 Fuß in die Höhe und begegnete dabei einer Art Luftwirbel, der ihn statt nach der Küste nur auf derselben Stelle mehrmals herumdrehte. Nach 2 Minuten aber sank er in schräger Linie und fiel endlich außerhalb des Bereichs der Wellen auf den Ufersand nieder.

Die Passagiere halfen einer dem andern aus den Maschen des Netzes. Der von ihrem Gewicht befreite Ballon wurde wieder vom Wind ergriffen und verschwand, wie ein verwundeter Vogel, der noch einmal auflebt, in den Lüften.

Fünf Passagiere und einen Hund hatte die Gondel getragen, nur vier warf der Ballon ans Ufer.

Der Fehlende war offenbar durch den anschlagenden Wasserberg mit fortgespült worden und hatte dem dadurch erleichterten Ballon Gelegenheit gegeben, sich zum letzten Mal zu erheben und dann das Land zu erreichen.

Kaum setzten die vier Schiffbrüchigen, – denn diesen Namen verdienten sie wohl mit allem Recht, – den Fuß aufs Land, als sie bemerkten, dass einer von ihnen fehlte, und riefen:

»Wahrscheinlich versucht er sich durch Schwimmen zu retten! Zu Hilfe! Zu Hilfe!«

2. KAPITEL

Eine Episode aus dem Sezessionskrieg. – Der Ingenieur Cyrus Smith. – Gedeon Spilett. – Der Neger Nab. – Pencroff, der Seemann. – Der junge Harbert. – Ein unerwarteter Vorschlag. – Zusammentreffen um 10 Uhr abends. – Abfahrt im Sturm.

Professionelle Luftschiffer waren es nicht, vielleicht nicht einmal Liebhaber solcher Expeditionen, die der Orkan an jene Küste schleuderte, sondern Kriegsgefangene, deren Kühnheit sie veranlasst hatte, auf so außergewöhnliche Weise zu fliehen. Wohl hundert Mal hätten sie dabei umkommen und aus dem zerrissenen Ballon in den Abgrund stürzen können! Der Himmel bewahrte sie jedoch für ein ganz eigenes Schicksal auf, und am 24. März befanden sie sich, nachdem sie aus Richmond, das damals von den Truppen von General Ulysses Grant belagert wurde, geflohen waren, 7.000 Meilen von der Hauptstadt Virginias und Hauptfestung der Separatisten während des schrecklichen Sezessionskriegs. Ihre Luftfahrt hatte 5 Tage gedauert.

Dieser Ausbruch der fünf Gefangenen, der mit der geschilderten Katastrophe endete, geschah aber unter folgenden merkwürdigen Umständen:

Im selben Jahr, nämlich im Februar 1865, fielen bei einem der erfolglosen Handstreiche Grants zur Überrumpelung Richmonds einige seiner Offiziere in die Gewalt des Feindes und wurden in der Stadt interniert. Einer der hervorragendsten dieser Gefangenen gehörte zum Generalstab der Bundesarmee und nannte sich Cyrus Smith.

Gebürtig aus Massachusetts, war Cyrus Smith ein Ingenieur, ein Gelehrter ersten Ranges, dem die Bundesregierung während des Kriegs die Leitung des Eisenbahnwesens, das eine so herausragende Rolle spielte, anvertraute. Durch und durch ein Amerikaner des Nordens, mager, knochig und etwa 45 Jahre alt, zeigten sein Haar und Bart, von dem er übrigens nur einen starken Schnurrbart trug, schon eine recht grauliche Färbung. Sein schöner »numismatischer« Kopf schien bestimmt zu sein, auf Münzen geprägt zu werden; dazu hatte er brennende Augen, einen fest geschlossenen Mund, überhaupt das Aussehen eines Lehrers an der Militärschule. Er war einer jener Ingenieure, die mit Hammer und Feile umzugehen verstehen, wie die Generäle, die ihre Laufbahn als gemeine Soldaten begannen. Zugleich mit einer hohen Spannkraft des Geistes besaß er eine große technische Handfertigkeit. Seine Muskulatur verriet die ihr innewohnende Kraft. Ein Mann der Tat und des Rats, führte er alles aus ohne sichtbare Anstrengung, unterstützt von einer merkwürdigen Lebenselastizität und mit jener Zähigkeit, die jedem Fehlschlag Trotz bietet. Sehr unterrichtet und praktisch angelegt, war ihm ein prächtiges Temperament eigen, denn er erfüllte, in jeder denkbaren Lage Herr seiner selbst, vollkommen die drei Bedingungen, deren Zusammenspiel erst die menschliche Energie bildet: Tatkraft des Geistes und Körpers, Ungestüm des Verlangens und Macht des Willens. Als Devise hätte auch er die Wilhelms von Oranien wählen können: »Ich gehe an eine Sache auch ohne Hoffnung und harre auch ohne Erfolg bei ihr aus.«

Gleichzeitig war Cyrus Smith auch die personifizierte Unerschrockenheit und bei allen Schlachten des Sezessionskriegs dabei gewesen. Nachdem er seinen Kriegsdienst unter Ulysses Grant als Freiwilliger von Illinois begonnen hatte, kämpfte er bei Paducah, Belmont, Pittsburg, bei der Belagerung von Korinth, bei Port Gibson, am Black River, bei Chattanooga, Wilderness, am Potomac, überall mutig voranstürmend, ein Soldat, würdig eines Generals, der die Worte sprach: »Ich zähle niemals meine Toten!« Hundertmal lief Cyrus Smith wohl Gefahr, zu denen zu gehören, die der schreckliche Grant »nicht zählte«, doch obwohl er sich bei allen Gefechten jeder Gefahr aussetzte, blieb er immer vom Glück begünstigt, bis zu dem Augenblick, als er, in der Schlacht bei Richmond verwundet, gefangen genommen wurde.

Am selben Tag wie Cyrus Smith fiel auch eine andere wichtige Persönlichkeit in die Gewalt der Südstaatler, und zwar kein Geringerer als der ehrenwerte Gedeon Spilett, Reporter des ›New York Herald‹, der beauftragt war, der Entwicklung des Kriegsdramas mit den Heeren des Nordens zu folgen.

Gedeon Spilett gehörte zu jenen staunenerregenden englischen oder amerikanischen Chronisten vom Schlag eines Stanley und anderer, die vor nichts zurückschrecken, um sich von allem haargenau zu informieren und es ihrem Journal in kürzester Zeit zu übermitteln. Die Zeitungen der Union, wie der ›New York Herald‹, bilden eine wirkliche Großmacht, und ihre Berichterstatter sind Leute, mit denen man rechnet. Gedeon Spilett nahm einen Rang unter den Ersten ein.

Ein Mann von hohem Verdienst, energisch, geschickt und bereit zu allem, voller Gedanken, durch die ganze Welt gereist, Soldat und Künstler, hitzig im Rat, entschlossen bei der Tat, weder Mühen, Strapazen noch Gefahren achtend, wenn es darum ging, etwas für sich und sofort für sein Journal zu erfahren, ein wahrer Heros der Wissbegierde, des Ungeborenen, Unbekannten, Unmöglichen, war er einer jener furchtlosen Beobachter, die im Kugelregen notieren, unter Bomben schreiben, und für die jede Gefahr nur einen glücklichen Zufall bildet.

Auch er hatte alle Schlachten in den vordersten Reihen mit durchgekämpft, den Revolver in der einen, das Skizzenbuch in der anderen Hand, ohne dass sein Bleistift bei dem Kartätschenhagel zitterte. Er ermüdete die Drähte nicht durch unausgesetzte Telegramme, wie diejenigen, die nur melden, dass sie nichts zu berichten haben, sondern jede seiner kurzen, klaren und bestimmten Notizen brachte Licht über irgendeinen wichtigen Punkt. Nebenher fehlte es ihm nicht an guten Einfällen. So war er es, der nach dem Zusammenstoß am Black River seinen Platz am Schalter des Telegrafenbüros um keinen Preis aufgeben wollte, um seinem Journal den Ausgang der Schlacht mitzuteilen, und der deshalb 2 Stunden lang die ersten Kapitel der Bibel abtelegrafieren ließ. Den ›New York Herald‹ kostete der Scherz zwar 2.000 Dollar, aber der ›New York Herald‹ brachte dafür auch die ersten Nachrichten.

Gedeon Spilett war von hohem Wuchs und höchstens 40 Jahre alt. Ein blonder, ins Rötliche spielender Backenbart umrahmte sein Gesicht. Sein Auge blickte ruhig, aber lebhaft und schnell in seinen Bewegungen, wie das Auge eines Mannes, der alle Einzelheiten seines Gesichtskreises rasch aufzufassen gewöhnt ist. Fest gebaut, hatten ihn alle Klimate abgehärtet, wie das kalte Wasser den glühenden Stahl.

Seit 10 Jahren wohlbestallter Reporter des ›New York Herald‹, bereicherte Gedeon Spilett ihn durch seine Berichte und Zeichnungen, denn er handhabte Feder und Stift mit gleicher Geschicklichkeit. Seine Gefangennahme erfolgte, als er einen Bericht über die Schlacht aufsetzte und eine Skizze davon zu Papier brachte. Die letzten Worte in seinem Notizbuch lauteten: »Zu meinen Füßen liegt ein Südstaatler und ...«, und Gedeon Spilett war verschollen, denn seiner unabänderlichen Gewohnheit gemäß war er auch bei diesem Treffen unverwundet geblieben.

Cyrus Smith und Gedeon Spilett, die sich gar nicht oder höchstens dem Namen nach kannten, schleppte man beide nach Richmond. Der Ingenieur genas bald von seiner Verwundung und machte während seiner Genesung die Bekanntschaft des Reporters. Die beiden Männer gefielen sich und lernten einander bald schätzen. In kurzer Zeit gipfelte ihr gemeinsames Leben nur noch in dem einen Zweck, zu fliehen, sich der Armee Grants wieder anzuschließen und aufs neue für die Unteilbarkeit des Vaterlands zu kämpfen.

Die beiden Amerikaner waren entschlossen, jede sich bietende Gelegenheit zu benutzen; doch obwohl sie in der Stadt frei umhergingen, war Richmond aber so dicht und streng bewacht, dass eine gewöhnliche Flucht unmöglich schien.

Mittlerweile hatte sich Cyrus Smith auch sein früherer, ihm auf Tod und Leben ergebener Diener beigesellt. Ein unerschrockener Neger, geboren auf einer Besitzung des Ingenieurs, erhielt er, obwohl sein Vater und seine Mutter zu den Sklaven gehörten, von Cyrus Smith, einem Abolitionisten von Kopf und Herz, die Freiheit. Aber der Sklave wollte von seinem Herrn nicht lassen, den er über sein Leben liebte. Er war ein Bursche von 30 Jahren, kräftig, beweglich, geschickt, intelligent, sanft und ruhig, manchmal recht naiv, immer lächelnd, diensteifrig und gutmütig. Sein Name lautete Nabuchodonosor, doch er hörte nur auf den abgekürzten, familiären Namen Nab.

Als Nab die Gefangennahme seines Herrn zu Ohren kam, verließ er ohne Zaudern Massachusetts, kam vor Richmond an und gelangte durch List und Verschlagenheit und zwanzig Mal in Gefahr, den Kopf dabei einzubüßen, in die belagerte Stadt. Die Freude Cyrus Smiths, seinen getreuen Diener wieder zu sehen, und die Nabs, seinen Herrn wieder zu finden, spottete jeder Beschreibung.

Wenn Nab auch nach Richmond hatte hineinkommen können, so war es doch weit schwieriger, herauszukommen, da man die föderierten Gefangenen sehr sorgfältig überwachte. Es bedurfte demnach einer ganz außergewöhnlichen Gelegenheit, um einen Fluchtversuch mit einiger Aussicht auf Erfolg zu unternehmen, und diese bot sich nicht nur nicht selbst, sondern ließ sich auch sehr schwer herbeiführen.

Inzwischen setzte Grant seine energische Kriegführung fort. Der Sieg bei Petersburg wurde ihm lange streitig gemacht. Seine Streitmacht in Verbindung mit der von General Butler errang vor Richmond noch immer keine Erfolge und nichts prophezeite bis jetzt eine nah bevorstehende Befreiung der Gefangenen. Der Reporter, dem während der langweiligen Kriegsgefangenschaft jede Gelegenheit zu interessanten Berichten abging, konnte sich gar nicht beruhigen. Er hatte nur einen Gedanken, den, Richmond um jeden Preis zu verlassen. Mehrmals unternahm er einen darauf abzielenden Versuch, immer hielten ihn unüberwindbare Hindernisse zurück.

Die Belagerung nahm ihren weiteren Verlauf, und wenn die Gefangenen alles anwandten, um zu entwischen und zum Heer Grants zu stoßen, so hatten auch nicht weniger Belagerte die eiligste Absicht, davonzugehen, um die separatistische Armee zu erreichen, und unter diesen ein gewisser Jonathan Forster, ein leidenschaftlicher Südstaatler. Vermochten die föderierten Gefangenen die Stadt nicht zu verlassen, so konnten es die Konföderierten eben auch nicht, denn die Heere des Nordens schlossen diese in dichtem Ring ein. Schon lange Zeit war jede Verbindung zwischen dem Kommandanten von Richmond und General Lee unterbrochen, obwohl es im höchsten Interesse der Stadt lag, jenem ihre Lage mitzuteilen, um den Anmarsch eines Ersatzheeres zu beschleunigen. Der erwähnte Jonathan Forster kam deshalb auf den Einfall, die Linien der Belagerer mit Hilfe eines Ballons zu überschreiten und auf diese Weise in das Lager der Separatisten zu gelangen.

Der Kommandant genehmigte diesen Versuch. Sofort wurde ein Luftschiff angefertigt, und Jonathan Forster, dem fünf Begleiter in die Lüfte folgen sollten, zur Verfügung gestellt. Alle waren mit Waffen versehen, für den Fall einer nötig werdenden Verteidigung beim Landen, und mit Lebensmitteln für den einer längeren Dauer der Reise.

Die Abfahrt des Ballons wurde für den 18. März festgesetzt; sie sollte während der Nacht erfolgen, und die Luftschiffer hofften unter der Voraussetzung eines mäßigen Nordwestwinds binnen wenigen Stunden im Hauptquartier von General Lee anzukommen.

Dieser Nordwestwind wehte aber nicht in der erwünschten Stärke, sondern wuchs an jenem 18. März zur Macht eines Orkans, so dass die Abreise Forsters verschoben werden musste, wollte man nicht mit dem Luftschiff das Leben derjenigen, die es durch das aufgewühlte Luftmeer getragen hätte, aufs Spiel setzen.

Gasgefüllt stand der Ballon auf dem großen Platz in Richmond, bereit aufzusteigen, sobald die Witterung es erlaubte, und die ganze Stadt brannte vor Ungeduld, den Zustand der Atmosphäre sich bessern zu sehen.

Der 18. und 19. März verlief ohne jede Veränderung des stürmischen Wetters; ja, man hatte schon die größte Mühe, den Ballon, den die Windstöße immer zur Erde niederdrückten, nur zu halten.

Die Nacht vom 19. zum 20. kam heran, aber nur toller wurde das Ungestüm des Wetters und dabei die Abreise zur Unmöglichkeit.

Am selben Tag wurde der Ingenieur Cyrus Smith auf der Straße von einem ihm unbekannten Mann angesprochen. Es war ein Seemann namens Pencroff von etwa 35 bis 40 Jahren, kräftiger Statur, sonnenverbranntem Aussehen, mit lebhaften, häufig blinzelnden Augen, aber im ganzen einnehmendem Gesicht. Dieser Pencroff stammte aus den Nordstaaten, hatte alle Meere der Erde befahren und an Abenteuern alles bestanden, was einem zweibeinigen Geschöpf ohne Flügel überhaupt nur widerfahren konnte. Es bedarf nicht der Erwähnung, dass sein unternehmender Charakter ihn alles wagen und vor gar nichts zurückschrecken ließ. Pencroff hatte sich anfangs dieses Jahres in Geschäften nach Richmond begeben, wobei ihn ein Junge von 15 Jahren begleitete, Harbert Brown aus New Jersey, der Sohn seines Kapitäns, eine Waise, die er wie sein eigenes Kind liebte. Verhindert, die Stadt vor dem Anfang der Belagerung wieder zu verlassen, befand er sich zum größten Missvergnügen jetzt ebenfalls darin eingeschlossen und brütete nur über dem einen Gedanken, aus ihr auf irgendeine Weise zu entfliehen. Er kannte den Ingenieur Cyrus Smith dem Namen nach und wusste, mit welcher Ungeduld dieser Mann an seinen Fesseln nagte. An dem erwähnten Tag traf er auf ihn und zögerte nicht, ihn ohne jede Einleitung mit den Worten anzusprechen:

»Mr. Smith, sind Sie Richmond noch nicht satt?«

Der Ingenieur maß mit dem Blick den Mann, der ihn so anredete und halblaut hinzufügte:

»Mr. Smith, wollen Sie fliehen?«

»Und wie das ...?« antwortete lebhaft der Ingenieur, dem diese Antwort fast wider Willen entfuhr, denn er hatte sich über den Unbekannten, der das Wort an ihn richtete, noch nicht vergewissert.

Nachdem er aber mit scharfem Blick die vertrauenerweckende Erscheinung des Seemanns gemustert hatte, konnte er nicht mehr daran zweifeln, einen ehrlichen Mann vor sich zu haben.

»Wer sind Sie?« fragte er kurz.

Pencroff gab sich zu erkennen.

»Gut«, entgegnete Cyrus Smith, »aber welches Mittel zu entfliehen schlagen Sie mir vor?«

»Dort, jenen Faulenzer von Ballon, den man untätig angebunden hält, und der mir aussieht, als warte er ganz allein auf uns ...!«

Der Seemann hatte gar nicht nötig, den Satz zu vollenden. Der Ingenieur verstand ihn vom ersten Wort an, ergriff ihn am Arm und zog ihn mit sich nach Hause.

Dort entwickelte der Seemann sein wirklich sehr einfaches Projekt, bei dem man eben höchstens sein Leben riskierte. Der Orkan tobte zwar gerade in tollster Heftigkeit, doch musste ein geschickter und kühner Ingenieur, wie Cyrus Smith, ein Luftschiff wohl zu regieren vermögen.

Hätte Pencroff damit selbst Bescheid gewusst, er würde keinen Augenblick gezögert haben, – es versteht sich, nicht ohne Harbert, abzufahren. Er hatte manchen anderen Sturm gesehen und pflegte einen solchen nicht so hoch anzuschlagen.

Ohne ein Wort dazu zu sagen, hörte Cyrus Smith dem Seemann zu. Aber seine Augen leuchteten auf bei dieser sich bietenden Gelegenheit, und er war nicht der Mann, sich eine solche entgehen zu lassen. Das Projekt erschien nur sehr gefahrvoll, aber doch ausführbar. In der Nacht konnte man wohl trotz der Wachen an den Ballon herankommen, in die Gondel schlüpfen und die Seile kappen, die ihn fesselten. Gewiss lief man Gefahr, mit Kugeln begrüßt zu werden, auf der anderen Seite konnte der Versuch aber auch von Erfolg sein, und ohne diesen Sturm ... Ja, ohne diesen Sturm wäre aber auch das Luftschiff schon längst aufgestiegen, und jetzt böte sich nicht die so lange ersehnte Gelegenheit zur Flucht.

»Ich bin nicht allein«, sagte da endlich Cyrus Smith.

»Wie viele Personen gedächten Sie mitzunehmen?« fragte der Seemann.

»Zwei; meinen Freund Spilett und meinen Diener Nab.«

»Das wären also zusammen drei Personen«, antwortete Pencroff, »und mit Harbert und mir im ganzen fünf. Nun, der Ballon sollte sechs Passagiere tragen ...«

»Es ist gut; wir fahren ab!« schloss Cyrus Smith.

Dieses »wir« galt auch mit für den Reporter, aber der Reporter war kein ängstlicher Mann, und sobald er von dem Vorhaben Kenntnis erhielt, stimmte er ihm bei, und staunte lediglich darüber, dass er auf eine so einfache Idee noch nicht schon selbst gekommen war. Nab endlich folgte ja seinem Herrn, wohin dieser zu gehen beliebte.

»Diesen Abend also«, sagte Pencroff, »gehen wir zu fünf, wie aus Neugierde, dort umher.«

»Heute abend um 10 Uhr«, antwortete Cyrus Smith, »und nun gebe der Himmel, dass sich der Sturm nicht vor unserem Aufstieg legt!«

Pencroff verabschiedete sich von dem Ingenieur und ging nach seiner Wohnung zurück, wo der junge Harbert ihn erwartete. Der mutige Junge kannte den Plan des Seemanns und harrte ungeduldig auf das Resultat jenes Gangs zu dem Ingenieur. Fünf beherzte Menschen waren es also ohne Zweifel, die sich in den Orkan hinauszuwagen entschlossen hatten.

Der Sturm mäßigte sich nicht, und weder Jonathan Forster noch dessen Begleiter konnten daran denken, ihm in der zerbrechlichen Gondel Trotz zu bieten. Der Tag war schrecklich.

Der Ingenieur fürchtete nur das eine, dass der am Boden gefesselte und von den Windstößen häufig niedergedrückte Ballon in tausend Stücke zerreißen könnte. Mehrere Stunden lang lief er auf dem fast menschenleeren Platz zur Beobachtung des Apparats hin und her. Pencroff seinerseits tat gähnend und die Hände in den Taschen dasselbe, wie einer, der seine Zeit nicht totzuschlagen weiß, aber mit derselben Angst, dass der Ballon zerreiße oder seine Stricke löse und in die Luft entfliehe.

Der Abend senkte sich nieder; ihm folgte eine finstere Nacht. Wolkengleich strichen dicke Nebel über die Erde; dazu fiel ein mit Schnee untermischter Regen. Das Wetter war kalt.

Über ganz Richmond lagerten dichte Dünste. Es schien, als habe der Sturm einen Waffenstillstand zwischen Belagerern und Belagerten zustande gebracht, und als schweige die Kanone, beschämt durch den entsetzlichen Donner des Orkans. Verlassen dehnten sich die Straßen der Stadt; man hatte es nicht einmal für nötig gehalten, den Platz, in dessen Mitte das Luftschiff hin und her schwankte, zu besetzen. Offenbar begünstigte alles die Flucht der Gefangenen, bis auf die entfesselten Elemente ...!

»Eine abscheuliche Flut!« sprach Pencroff für sich und stülpte sich seinen Hut, den der Wind entführen wollte, fester auf den Kopf. »Doch was da, wir werden schon mit ihr fertig!«

Um halb 10 schlichen sich Cyrus und seine Begleiter von verschiedenen Seiten auf den Platz, den die durch den Sturm verlöschten Gaslaternen in tiefem Dunkel ließen. Kaum sah man den ungeheuren, auf die Erde gedrückten Aerostaten. Unabhängig von den Ballastsäcken, die mit den Schnüren des Apparats verknüpft waren, wurde die Gondel durch ein starkes Tau zurückgehalten, das durch einen im Steinpflaster befestigten Ring und auch wieder zu ihrem Rand zurücklief.

Nahe der Gondel trafen sich die fünf Kriegsgefangenen. Sie waren aufgrund der Dunkelheit, bei der sie sich kaum selbst erkannten, unbemerkt geblieben.

Ohne ein Wort zu sprechen, nahmen Cyrus Smith, Gedeon Spilett, Nab und Harbert in der Gondel Platz, während Pencroff auf Anordnung des Ingenieurs die Sandsäcke allmählich losknüpfte. Das war das Werk einiger Augenblicke, worauf der Seemann zu seinen Gefährten einstieg.

Jetzt wurde das Luftschiff nur noch durch das erwähnte Seil gehalten, und Cyrus Smith konnte jeden Augenblick in die Höhe gehen.

In diesem Moment sprang ein Hund mit einem Satz in den Korb. Es war Top, der Hund des Ingenieurs, der seine Ketten zerrissen und seinen Herrn aufgespürt hatte. Cyrus Smith befürchtete eine zu große Belastung und wollte das arme Tier wieder hinausjagen.

»Pah! Das ist einer mehr!« sagte Pencroff und warf dafür zwei Säcke Ballast hinaus.

Dann ließ er das Seil schießen, der Ballon ging in schräg aufsteigender Linie ab, sein Korb stieß an zwei Schornsteine, die er über den Haufen warf, und fort war er in die Lüfte.

Der Orkan wütete mit entsetzlicher Gewalt. Während der Nacht konnte der Ingenieur an ein Niederlassen gar nicht denken, und als es wieder Tag wurde, raubten dichte Nebelmassen jede Aussicht nach der Erde. Erst 5 Tage später trat eine Aufhellung ein und zeigte das grenzenlose Meer unter dem Ballon, der mit rasender Geschwindigkeit dahinjagte.

Wir erzählten schon, wie von diesen am 20. März abgefahrenen fünf Passagieren vier am 24. auf eine verlassene Küste geworfen wurden, über 6.000 Meilen von ihrem Vaterland entfernt!

Der aber, der fehlte und dem die vier übrigen eilend zu Hilfe liefen, war kein anderer, als ihr naturgemäßer Führer, war der Ingenieur Cyrus Smith!

3. KAPITEL

Um 5 Uhr nachmittags. – Der Fehlende. – Nabs Verzweiflung. – Suche im Norden. – Das Eiland. – Eine Nacht der Angst. – Der Morgennebel. – Nab schwimmt. – Ansicht des Landes. – Durchzug durch den Kanal.

Den Ingenieur, der in den Maschen des Ballonnetzes hing, hatte ein Wellenschlag, der jene zerriss, weggeschwemmt. Auch der Hund, der seinem Herrn zu Hilfe freiwillig nach sprang, war verschwunden.

»Vorwärts!« rief der Reporter.

Sofort begannen alle vier, Gedeon Spilett, Harbert, Pencroff und Nab, trotz Ermüdung und Erschöpfung ihre Suche.

Aus Wut und Verzweiflung über den Gedanken, alles verloren zu haben, woran sein Herz hing, weinte Nab helle Tränen.

Zwischen dem Augenblick, da Cyrus Smith verschwand, und demjenigen, da seine Begleiter das Land erreichten, verflossen kaum 2 Minuten. Sie durften also hoffen, ihn noch rechtzeitig retten zu können.

»Suchen wir nach ihm!« rief Nab.

»Gewiss, Nab«, tröstete ihn Gedeon Spilett, »und wir finden ihn auch wieder!«

»Lebend?«

»Lebend.

»Kann er schwimmen?« fragte Pencroff.

»Ja«, antwortete Nab, »übrigens ist ja Top bei ihm ...!«

Als der Seemann das Grollen des Meeres hörte, schüttelte er den Kopf.

Im Norden der Küste und etwa anderthalb Meilen von der Stelle, an der die Schiffbrüchigen auf den Sand fielen, war es, wo der Ingenieur verschwand. Vermochte er auch den nächsten Punkt des Ufers zu erreichen, so lag dieser Punkt doch ebenso weit von hier entfernt.

Es mochte nun gegen 6 Uhr abends sein und wegen des bedeckten Himmels wurde es schon sehr dunkel. Die Schiffbrüchigen liefen längs der Ostküste des Landes, nach dem der Zufall sie verschlagen hatte, dahin, – eines unbekannten Landes, von dem sie selbst über seine geographische Lage keine Ahnung hatten. Sie eilten über einen sandigen, mit Steinen untermischten Erdboden, dem jede Vegetation zu fehlen schien. Dieser sehr unebene, holprige Boden zeigte sich an gewissen Stellen von einer großen Menge Spalten zerrissen, die das Vorwärtskommen sehr behinderten. Daraus erhoben sich jeden Augenblick mit schwerfälligem Flügelschlag große Vögel, die in der Dunkelheit nach allen Seiten hin auseinander stoben. In ganzen Gesellschaften flatterten andere, schneller beflügelte auf und zogen einer Wolke ähnlich ins Weite. Der Seemann glaubte sie als Seemöwen und Wasserschwalben zu erkennen, als er ihr mit dem Rauschen des Meeres wetteiferndes Geschrei vernahm.

Von Zeit zu Zeit blieben die Schiffbrüchigen stehen, um laut zu rufen, und horchten, ob sie von der Wasserseite her irgendeine Erwiderung vernähmen. Sie glaubten annehmen zu dürfen, dass, wenn sie sich ganz nah bei der Stelle befanden, an der der Ingenieur voraussichtlich an Land gekommen wäre, wenigstens das Gebell Tops ihr Ohr erreichen müsste, falls der Verunglückte selbst augenblicklich nicht zu antworten vermöchte. Doch nichts ließ sich hören außer dem Rauschen der Wellen und dem Toben der Brandung. Die kleine Truppe zog weiter und durchsuchte auch die kleinsten Ausbuchtungen des Ufers.

Nach 20 Minuten Wegs sahen sich die vier Schiffbrüchigen plötzlich durch eine lange Linie schäumender Wellen aufgehalten. Das Erdreich ging zu Ende. Sie befanden sich am äußersten Ende einer schmalen Landzunge, über die das Meer brausend hereinbrach.

»Das ist eine Landzunge«, sagte der Seemann. »Wir werden zurückgehen und uns rechts halten müssen, um das eigentliche Land wieder zu erreichen.«

»Wenn er aber dort wäre!« erwiderte Nab und zeigte nach dem Ozean, dessen furchtbarer Wellenschaum durch das Dunkel schimmerte.

»Nun gut, rufen wir ihn noch Mal!«

Alle vereinigten ihre Stimmen zu einem durchdringenden Ruf, aber keine Antwort kam zurück. Sie warteten einen Augenblick der Ruhe ab und riefen wiederholt. – Vergeblich!

Die Schiffbrüchigen kehrten also längs der anderen Seite der Landzunge nach dem sandigen, muschelbedeckten Land zurück. Pencroff bemerkte, dass das Terrain von dem steileren Ufer aus aufstieg, und kam auf die Vermutung, dass es über einen lang hingestreckten Kamm zusammenhängen müsse mit einer hohen Küste, deren Gebirgsmassen im Schatten ihren unbestimmten Umriss zeigten. Vögel beherbergte diese Uferstrecke nur wenige. Auch der Seegang erschien hier weniger stark. Kaum hörte man ein Geräusch von der Brandung. Offenbar bildete diese Seite der Küste eine halbkreisförmige Bucht, die die vorspringende Spitze gegen den Wellenschlag der offenen See schützte.

Beim Verfolgen dieses Weges gelangte man jedoch mehr nach Süden, das heißt von der Stelle weg, an der Cyrus Smith an Land geschwommen sein konnte. In anderthalb Meilen Entfernung bildete das Uferland immer noch keinen aufsteigenden Winkel, durch den man nördlicher hinaufzukommen hoffen durfte, obgleich man nach Umgehung der Landzunge das eigentliche Land längst wieder erreicht hatte. Trotz der Erschöpfung ihrer Kräfte drangen die Schiffbrüchigen mutig vorwärts, immer in der Hoffnung, eine Biegung des Landes zu finden, längs der sie ihre ursprüngliche Richtung wieder einzuschlagen vermöchten.

Wie groß war daher ihre Enttäuschung, als sie sich nach Zurücklegung 2 weiterer Meilen von neuem auf einer höheren, von glatten Felsen gebildeten Spitze durch das Meer aufgehalten sahen.

»Wir sind auf einem Eiland«, sagte Pencroff, »und haben es von einem Ende bis zum andern durchmessen.«

Der Seemann hatte völlig recht. Die Schiffbrüchigen waren auf kein Festland, nicht einmal auf eine Insel, sondern nur auf ein Eiland geworfen worden, dessen Ausdehnung in der einen Richtung nur an die 2 Meilen betrug, während die der anderen schwerlich viel größer sein konnte.

Gehörte nun dieses unfruchtbare Stückchen Erde, das mit Steinen übersät, keine Spur von Pflanzenleben zeigte und nur die einsame Zufluchtsstätte gewisser Meeresvögel bildete, vielleicht einem umfänglicheren Archipel an? Noch konnte man diese Frage nicht entscheiden. Als die Passagiere das Land von ihrer Gondel aus durch die Dunstmassen sahen, vermochten sie dessen Ausdehnung nicht unbehindert zu überschauen. Doch glaubte Pencroff, mit seinen an Durchdringung der Dunkelheit gewöhnten Seemannsaugen, im Westen unbestimmte Massen zu erkennen, die einer hoch aufsteigenden Küste angehörten.

Etwas Genaueres ließ sich freilich über die Lage des Eilands zunächst nicht feststellen, als dass man es nicht sofort verlassen konnte, da es rings vom Meer umschlossen war. Jede weitere Nachforschung nach dem Ingenieur, der keinen Laut von sich hatte hören lassen, musste also bis zum folgenden Morgen aufgeschoben werden.

»Cyrus’ Schweigen beweist noch gar nichts«, sagte der Reporter. »Er kann ohnmächtig, verwundet, augenblicklich außerstande sein, zu antworten; deshalb allein dürfen wir noch nicht verzweifeln.«

Der Reporter sprach zwar auch den Gedanken aus, auf einem vorspringenden Punkt des Eilands ein Feuer zu entzünden, das dem Ingenieur als Signal dienen sollte, doch suchte man vergeblich nach Holz oder trockenem Gesträuch. Sand und Steine, weiter fand sich eben nichts.

Man begreift leicht den Schmerz Nabs und der übrigen, die sich dem unerschrockenen Cyrus Smith so innig angeschlossen hatten, jetzt, da es unmöglich schien, ihm Hilfe zu bringen. Entweder hatte der Ingenieur sich jetzt schon allein gerettet und eine Zuflucht auf der Küste gefunden, oder er war für immer verloren!

Wie langsam und quälend verliefen ihnen die Stunden der Nacht. Die Schiffbrüchigen litten furchtbar, ohne sich selbst darüber besonders Rechenschaft zu geben. Sie dachten gar nicht daran, einen Augenblick der Ruhe zu suchen. Sich selbst um ihres Führers willen vergessend, hoffend und sich zur Hoffnung ermutigend, liefen sie auf dem unfruchtbaren Eiland hin und her und kehrten immer wieder zu jener nach Norden auslaufenden Landspitze zurück, an der sie der Unglücksstelle am nächsten zu sein glaubten. Sie horchten gespannt, riefen so laut wie möglich, und ihre Stimmen mussten weithin dringen, da in der Atmosphäre jetzt Ruhe herrschte und das Meer stiller zu werden und sich schon zu glätten begann.

Ein lauter Ruf Nabs schien einmal sogar von einem Echo wiedergegeben zu werden. Harbert machte Pencroff darauf aufmerksam.

»Das würde noch weiter beweisen, dass im Westen eine Küste ziemlich in der Nähe läge.«

Der Seemann nickte mit dem Kopf. Übrigens konnten seine scharfen Augen nicht trügen. Hatte er Land, und wenn auch noch so wenig davon, gesehen, dann musste es auch vorhanden sein.

Dieses entfernte Echo blieb aber auch die einzige Antwort, die Nab erhielt, sonst war tiefes Schweigen ringsumher.

Allmählich klarte der Himmel auf. Gegen Mitternacht erglänzten einige Sterne, und wäre jetzt der Ingenieur dagewesen, er hätte schnell erkannt, dass diese Gestirne nicht der nördlichen Halbkugel angehörten. In der Tat schmückte der Polarstern nicht mehr diesen neuen Horizont, und die Sternbilder des Zenits waren nicht dieselben, die über dem nördlichen Teil der Neuen Welt stehen, dagegen erglänzte das Kreuz des Südens sichtbar am anderen Pol der Welt.

Die Nacht verrann. Gegen 5 Uhr morgens, am 25. März, begannen die Höhen des Himmels sich langsam zu erhellen. Noch blieb der Horizont in Dunkel gehüllt, und selbst als der Tag anbrach, entwickelte sich ein dichter Dunst aus dem Meer, der das Blickfeld bis auf kaum 20 Schritte einschränkte. In langen Wolken rollte jener Nebel schwerfällig dahin.

Das war ein recht unvermutetes Hindernis; die Schiffbrüchigen konnten rings um sich her nichts erkennen. Während die Blicke Nabs und des Reporters über den Ozean schweiften, lugten der Seemann und Harbert nach der Küste im Westen aus, ohne eine Spur von Land entdecken zu können.

»Macht nichts«, sagte Pencroff, »ich sehe die Küste zwar nicht, aber ich fühle sie ... dort ist sie ... dort ... so gewiss, wie wir nicht mehr in Richmond sind!«

Der Nebel stieg bald empor; er war nur der Vorbote schönen Wetters. Heller Sonnenschein erwärmte seine oberen Schichten, und wie durch ein dünnes Gewebe drangen die Strahlen bis auf das Eiland hindurch.

So wurden die Dunstmassen gegen halb 7, eine Dreiviertelstunde nach Aufgang der Sonne, durchsichtiger. Sie stiegen nach oben. Bald trat das ganze Eiland vor Augen, als tauche es aus einer Wolke empor. Kreisförmig erweiterte sich der Gesichtskreis über dem Meer, nach Osten zu endlos, nach Westen hin aber durch eine hoch aufsteigende, zerklüftete Küste begrenzt.

Ja! Dort lag das Land, dort die wenigstens vorläufig sichere Rettung. Zwischen dem Eiland und der Küste, die durch einen Kanal von einer halben Meile Breite voneinander getrennt waren, rauschte das Wasser schnell wirbelnd hindurch.

Einer der Schiffbrüchigen, der nur sein Herz sprechen ließ, stürzte sich, ohne seine Gefährten vorher davon zu benachrichtigen, ja, ohne nur ein Wort zu verlieren, in den Strom. Es war Nab. Ihn trieb es nach jener Küste hinüber, um in deren nördlichem Teil seine Nachforschungen fortzusetzen. Niemand vermochte ihn zurückzuhalten. Vergebens rief Pencroff hinter ihm her. Der Reporter traf Anstalten, Nab zu folgen.

Pencroff wandte sich an ihn.

»Sie wollen über den Kanal hinüber?« fragte er.

»Gewiss«, antwortete Gedeon Spilett.

»Nun gut, so vertrauen Sie mir und warten das ab. Nab wird genügen, seinem Herrn Hilfe zu bringen. Wenn wir uns in diese Strömung wagten, könnten wir Gefahr laufen, durch ihre Kraft ins offene Meer getrieben zu werden. Täusche ich mich nicht ganz, so hängt sie nur mit der Ebbe zusammen. Sie sehen, wie der Sand allmählich freigelegt wird. Also fassen wir uns in Geduld; vielleicht findet sich bei niedrigem Wasser eine passierbare Furt ...

»Sie haben recht«, erwiderte der Reporter, »trennen wir uns so wenig wie möglich.«

Indessen kämpfte Nab aus Leibeskräften gegen den Strom, den er in schiefer Richtung durchschwamm. Bei jedem Stoß sah man seine schwarzen Schultern auftauchen. Wenn er auch sehr schnell seitwärts getrieben wurde, so kam er doch dem Ufer näher. Zum Durchschwimmen der halben Meile Entfernung zwischen dem Eiland und dem Land brauchte er wohl eine halbe Stunde und kam nur einige tausend Fuß unterhalb des Punkts ans Ufer, der der Stelle gegenüber lag, von der aus er ins Wasser sprang.

Nab fasste vor einer hohen Granitmauer Fuß und schüttelte sich tüchtig; dann verschwand er schnell hinter einer ins Meer vorspringenden Felsenspitze von derselben Höhe wie der westliche Ausläufer des Eilands.

Ängstlich verfolgten die Gefährten Nabs sein tollkühnes Unternehmen, und erst als er nicht mehr zu sehen war, wandten sie ihre Blicke auf das Land, in dem sie eine Zuflucht zu finden hofften, wobei sie einige Muscheltiere, die auf dem Sand verstreut lagen, verzehrten. Die Mahlzeit war zwar knapp, aber doch eine Mahlzeit.

Die gegenüberliegende Küste bildete eine Bucht, die nach Süden zu in einem sehr spitzen, vollkommen vegetationslosen Vorsprung mit wild zerklüftetem Umriss auslief. Diese Spitze stand mit dem eigentlichen Uferland durch sehr merkwürdige Linien in Verbindung und stützte sich dort an hohe Granitfelsen. Im Norden dagegen erweiterte sich die Bai zu einem mehr abgerundeten Küstenstrich mit der Richtung von Südwest nach Nordost und endete zuletzt mit einem Kap von geringer Ausdehnung. Die direkte Entfernung zwischen diesen beiden Ausläufern an den Enden des Uferbogens mochte an die 8 Meilen betragen. Eine halbe Meile vom Ufer aus gesehen nahm das Eiland wohl nur einen schmalen Streifen im Meer ein und glich einem ungeheuren Wal, dessen sehr vergrößerten Rumpf es darstellte. Seine größte Breite überschritt noch nicht eine Viertelmeile.