Die Erde

   Autor: Jakob Lorber 


Bearbeiter, Herausgeber: Gerd Gutemann


Cover: Annabelle Garcia Wisser

Zur Neuedition der Erstauflage dieses Werkes


Vollständige Erstauflage von 1856 in neuer Rechtschreibung ohne inhaltliche Veränderungen

Dieses eBook enthält den unverkürzten Umfang der Erstauflage von 1856, ist aber durch den Editor ohne inhaltliche Änderungen der heutigen Rechtschreibung angepasst worden.  

Vollständig enthalten sind nun auch wieder die Kapitel 74-85, die seit vielen Jahrzehnten, d.h. in allen heute noch angebotenen gedruckten (Vor)Auflagen des Lorber-Verlags weggelassen wurden.



Inspirierte Niederschrift (1847) durch Jakob Lorber  

Jakob Lorber (1800-64) war als Person einfach, bescheiden, hilfsbereit und großzügig. Er lebte schlicht in einfachsten Verhältnissen und schrieb unauffällig und zurückgezogen 25 Bände mit über 10.000 Druckseiten. 

Seine verbal-inspirierte Schreibtätigkeit zwischen 1840-64 als 'Schreibknecht Gottes' ist von Inhalt, Bedeutung und Umfang für das Christentum bzw. die ganze Menschheit außerordentlich.

Als Prophet Gottes erfüllt Lorber eine Vielzahl von Vorhersagen Jesu aus dem biblischen Johannes-Evangelium: Jesus versprach, dass Er selbst (Joh.14,21) seine damaligen Lehren, Ereignisse, Heilungen, Zeichen und Wunder und viele weitere Inhalte und Vorhersagen in späterer Zeit noch viel ausführlicher (Joh.14,26; Joh.16,13) erneut durch Propheten offenbaren werde (Joh.14,21). Dies geschehe durch innerlich deutlich hörbare Worte (Joh.16,13), also wie durch ein Diktat. Das wieder oder neu Offenbarte werde unverhüllt-offen statt in schwer verständlichen Gleichnissen und Entsprechungen erfolgen (Joh.16,25).

Jede dieser biblischen Verheißungen Jesu hat sich in Lorbers 25 bändigen Niederschriften als Wahrheit erwiesen. Lorber erfüllt darüber hinaus viele weitere Kriterien für einen echten Propheten Gottes. Vom Umfang und der Differenziertheit seiner Offenbarungen her gesehen dürfte Lorber damit der größte und wichtigste Prophet Gottes aller Zeiten sein.

 


Kurzfassung des Inhalts 'Die Erde'

Jakob Lorber empfing 1847 diese Offenbarungsschrift von Jesus Christus durch wörtliches inneres Diktat. 


Im ersten Teil über die 'natürliche Erde' wird beschrieben, wie die Erde als ein lebender Organismus aufgebaut ist, wie sie als Zeugerin und Gebärerin wirkt und wie Gestirnseinflüsse auf die Atmosphäre, Erde und Menschen wirken. 

Im zweiten Teil über die 'geistige Erde' werden ab Kapitel 27 die vielfachen Einflüsse von Naturgeistern, Geistern Verstorbener, Engel und Teufel zum Wohl oder zum Schaden der Natur und Menschen aufgedeckt. Es wird erhellt, warum und wozu die Erde als Bannort des gefallenen Geistes Luzifer dient, wie es durch seine Einflüsse und das Wirken seiner höllischen Anhänger zu Spuk und Besessenheit kommen kann, sofern ordungswidriges Verhalten und negative Charaktereigenschaften sie anziehen und ihnen Zugang zum Menschen eröffnen. Wichtige Aufschlüsse erfolgen über das Wesen von Seele und Geist, über Aberglauben, Abgötterei, Magie, Traumdeutung, zeremoniell-äußerliches Kirchentum, Sündenvergebung, geistige Wiedergeburt sowie über die Kennzeichen echter und falscher Propheten.


In den nun wieder vollständig enthaltenen Kapiteln 74-85 werden aus göttlicher Sicht im Klartext die Irrtümer und Fehlwege verschiedener Völker und Religionen und die fatalen Folgen fürs jenseitige Weiterleben dargestellt - was wohl der Grund war, diese unbequemen Wahrheiten Jahrzehnte lang den Menschen vorzuenthalten.






Erster Teil: Die natürliche Erde

Die Turmuhr - ein Gleichnis

(4. April 1847) 

 

01] Auf einem hohen Turm in einer Stadt dieser Zeit ließ ein Herzog eine prachtvolle Uhr aufrichten. Da der Turm achteckig war, so ließ er an jeder der acht Flächen, die natürlich zwischen die acht Ecken fielen, ein Zifferblatt machen, auf dass jedermann von allen möglichen Punkten aus die Stunden bemerken, sehen und sich überzeugen könne, um die wievielte Tagesstunde, Minute und Sekunde es sei.

02] Nebst der genauesten Zeiteinteilung von der Stunde bis zur Sekunde zeigte die Uhr aber auch das monatliche Tagesdatum, den Stand des Mondes und auch den Stand der anderen Planeten, sowie die tägliche Dauer des Lichtes vom Aufgange bis zum Niedergange der Sonne, und danebst auch die vier Jahreszeiten, - aber natürlich alle diese besonderen astronomischen Daten auf eigenen, unter dem Hauptuhrblatte angebrachten astronomischen Zifferblättern.

03] Nebst all dem aber, was diese Uhr auf ihren Zifferblättern zeigte, hatte sie auch ein ganz vortreffliches Stunden- und Viertelstundenschlagwerk und dabei auch noch ein allerreinstes Glockenspielwerk - und für all diesen überaus kompliziert künstlichen Mechanismus nur ein einziges Triebgewicht; kurz und gut, diese Uhr suchte vergeblich ihresgleichen irgendwo in der ganzen gebildeten Welt!

04] Allein daran liegt nichts, auch daran nicht, dass sie einen so verschiedenen Dienst so überaus richtig verrichtete; aber dass da alle diese unter sich sehr verschiedenen Verrichtungen nur von einem und demselben Triebgewichte in die zweckdienlichste Bewegung gesetzt wurden, das war das eigentliche Wunderbare bei dieser Uhr.

05] Als ein Fremder in diese Stadt kam, da fiel ihm die also ersichtliche Uhr wohl zuerst auf, und er fragte den nächsten besten, wie viele Triebfedern und Gewichte wohl etwa diese Uhr habe. Als man ihn beschied: »Nur eines!«, da ward er völlig verblüfft und ungläubig und sprach: »Das ist eine Unmöglichkeit! So viele und so verschiedene Verrichtungen und nur eine Triebkraft!? Nein, nein, das geht nicht, das ist unmöglich!«

06] Wieder kam ein anderer von der Fremde und besah die Uhr und verwunderte sich über und über, als man ihm erklärte, was die Uhr alles verrichte. Er meinte, es müsse da ein jedes Zifferblatt ein eigenes Triebwerk haben, wodurch der Turm natürlich von lauter verschiedenen Uhren angestopft sein müsste. Als man ihm aber erklärte, dass da nur ein einziges Triebwerk all die Zeiger bewege, ward er völlig aufgebracht, da er meinte, dass man sich ob seiner Unwissenheit mit ihm nur einen Spaß erlaube, und er ging von dannen und erkundigte sich nicht weiter um dies Uhrwerk.

07] Und wieder kam ein anderer aus der Fremde und bewunderte diese Uhr und fragte nach dem Meister derselben und man gab ihm zur Antwort: »Der Meister dieser Uhr war ein ganz schlichter Landmann, und es ist nicht gewiss, ob er des Lesens und Schreibens kundig war!«

08] Diese richtige Antwort brachte den Fremden in eine förmliche Wut, dass er darob schwieg und bald ging, weil er nicht gekommen sei, um sich da für einen blöden Narren auf eine so plumpe Art schelten zu lassen.

09] Und so kamen noch eine Menge und fragten wie die ersten; als man sie aber näher in die Geheimnisse dieses Kunstwerkes einweihen wollte, da wurden sie alle ärgerlich und sprachen: »Bis wir das mit eigenen Augen gesehen haben, können wir es nicht glauben!«

10] Und siehe, man führte sie in den Turm. Als sie aber da das nahezu zahllose Räderwerk, die vielen Hebel, Zylinder, Haken, Stangen und noch tausend andere mechanische Vorrichtungen und Verbindungen erblickten, da wurden sie förmlich unsinnig und sprachen und schrien: »Wer kann dieses Werk durchschauen und begreifen? Das kann kein Mensch gemacht haben! Da gehören hundert Menschenalter dazu, um nur die Bestandteile dieses Werkes abzuzählen, geschweige erst zu machen!« - Und all diese Fremden gingen ganz unsinnig von dannen.

11] Nur wenige ließen sich über die Richtigkeit dieses Werkes belehren, obwohl den wenigen Besseren der zu schlichte und unwissenschaftlich gebildete Werkmeister ein Stein des Anstoßes blieb - mehr oder weniger.

12] Was wohl lehret dieses Bild? Was ist dessen innerer, geheimer Sinn? - Darüber denke jeder ein wenig nach und übe sich also im Aufsuchen der inneren Wahrheiten und entdecke darin so viel, als ihm möglich ist, bis seiner Zeit die vollkommene Löse gegeben werden wird! Amen.

1. Kapitel: Natürliche und metaphysische oder geistige Darstellung des Mittelpunktes der Erde.

(Am 28. Dezember 1846.) 


01] Wenn ihr einen Körper, wie gestaltig er auch immer beschaffen sein mag, mit prüfendem Geist und Auge betrachtet, so werdet ihr leicht und bald gewahr, dass an diesem Körper drei Dinge beobachtet werden, und zwar zuerst seine bildliche Außengestalt, d. i. seine Form mit all' den natürlichen Attributen, als da sind sein Umfang, seine Oberfläche nach allen Seiten und die Färbung dieser Oberfläche; fürs Zweite werdet ihr an diesem Körper notwendig ein gewisses Volumen wahrnehmen, das irgend einen Durchmesser nach der Länge, Breite und Dicke hat, welches Volumen des Körpers nach seiner Art irgend ein Gewicht oder eine Schwere nach irgend einer Richtung hin ganz besonders erkennen lässt.

02] So ihr z. B. irgend einen Stein, oder auch einen anderen regelmäßigen oder unregelmäßigen Klumpen beobachtet, so wird es sich bald zeigen, dass dessen Schwerpunkt sich nicht an allen Teilen desselben gleich beurkundet; besonders könnt ihr das bei einem etwas unförmigen Holzpflock dadurch am leichtesten ersehen, so ihr denselben auf das Wasser legt, wo er immer seinen Schwerpunkt sicher am tiefsten in das Wasser senken wird. Das wäre sonach der zweite Punkt, den Jedermann bei jedem Gegenstand leicht finden kann.

03] Der dritte Punkt bei einem Körper ist dessen wirkliches Zentrum, welches aber jedoch niemals mit dem Schwerpunkt eines Körpers zu verwechseln ist; und es hat sonach ein jeder Körper zwei Mittelpunkte, nämlich einen der Schwere, und einen seines körperlichen Maßes. Ihr mögt auch Körper von was immer für einer Art sogestaltig prüfen, und nimmer werdet ihr es finden, dass der Schwer-Mittelpunkt und das Körpermaß-Zentrum völlig in Eins zusammenfallen; nicht einmal bei einer vollkommen mathematisch richtig gegossenen Metallkugel, und das aus dem Grund, weil durchaus kein Körper aus so vollkommen gleichen Teilen besteht, denen zufolge der Schwerpunkt mit dem eigentlichen Körpermaß-Mittelpunkt in vollkommen Eins zusammenfallen könnte.

04] Nehmt ihr z. B. einen reinen Stahl als einen unter allen Metallen solidesten Metallkörper, brecht eine solche Stahlstange entzwei, und ihr werdet an dem weißen Bruch leicht das kristallische Gefüge erkennen, welches dem freien Auge wohl frappant gleichförmig vorkommen wird; aber mit einem Mikroskop beobachtet wird diese Bruchfläche ein Aussehen bekommen, als wie der Anblick solches kundgibt, so Jemand von einem hohen Berg unter sich allerlei größere und kleinere Erhöhungen entdeckt. So aber solch ein Unterschied in dem kristallischen Gefüge eines der solidesten Metallkörper wahrgenommen werden kann, um wie viel größer ist solch ein Unterschied erst bei jenen bei weitem unsolideren Körpern, deren kristallinisches Gefüge sich oft zwischen groß und klein, dicht und weniger dicht schon für das freie Auge leicht wahrnehmbar beurkundet; und es ist demnach obiger aufgestellter Satz umso vollkommener wahr, dass der Schwerpunkt und der Körpermaß-Mittelpunkt niemals in Eins zusammenfallen können.

05] Diesen Grundsatz könnte auch Jedermann bei der Bereitung einer Waage sehr leicht erschauen. Es soll Jemand aus möglichst gleich dichtem Metall einen vollkommen mathematisch ebenmäßigen Waagbalken konstruieren, selben dann in die Waaggabel hängen, und er wird sich überzeugen, dass selbst bei solch einer höchst mathematisch richtigen Ebenmäßigkeit die beiden Waagbalken, oder vielmehr die beiden Teile desselben Waagbalkens niemals vollkommen eine horizontale Ebene bilden werden, sondern der eine wird dem anderen etwas vorschlagen, und der Fabrikant der Waage wird dann müssen entweder auf der einen oder auf der anderen Seite dem Waagebalken mit einer Feile oder mit einem Hammer zu Hilfe kommen. Die Ursache von Dem liegt natürlich in obigem Grundsatz.

06] Wie sich aber sonach bei allen Körpern dieses Verhältnis kundgibt, so ist dasselbe umso mehr bei denjenigen Körpern vollkommen eigentümlich zu Hause, die nicht durch Menschenhände eine Form erhielten, sondern die Meine Kraft so gestaltet hat, wie sie gestaltet sein müssen, um zu bestehen. Es lässt sich daher Schwerpunkt und Maßmittelpunkt so wenig auf einem und demselben Platz denken, als positive und negative Polarität.

07] Ihr werdet freilich wohl fragen: Wie ist das zu verstehen? Da frage Ich aber euch eben darüber belehrend entgegen: Warum finden sich bei einem magnetischen Stab die beiden Pole nicht in der mathematischen Mitte desselben, sondern nur zumeist an den beiden Enden solchen Stabes?

08] Warum ist das Keim-Hülschen bei einem Samenkorn nicht in der Mitte desselben, sondern zumeist nur an einem Teil des Samenkornes, während desselben Mittelpunkt und dessen entgegengesetzter Pol sich zumeist um ein bis drei Viertelteile des ganzen Samenkörperinhaltes von dem Keim-Hülschen weiter körperein- und auswärts befinden?

09] Warum hat weder der Mensch, noch irgend ein Tier das Herz nicht in seinem Maßzentrum?

10] Seht, aus diesen Fragen geht schon von selbst erläuternd hervor, dass der Schwerpunkt eines Körpers ganz etwas Anderes, als wie dessen Maßmittelpunkt ist.

11] Wenn es sich demnach um die Enthüllung des Mittelpunktes der Erde handelt, so ist darunter nicht so sehr der Maßmittelpunkt, als wie vielmehr der eigentliche Lebens- oder Schwerpunkt der Erde zu verstehen; denn eine Enthüllung des bloßen Maßmittelpunktes der Erde wäre, genau betrachtet, eine überaus bedeutende Lächerlichkeit, was sich aus dem sehr leicht ersehen lässt, so man den Mittelpunkt eines jeden Körpers, somit auch den der Erde, nur als ein ideales Pünktchen annehmen muss, das schon nach euren mathematischen Begriffen richtig definiert ein Etwas ist, welches weder in die Länge, noch in die Breite, noch in die Dicke auch nur den denkbar möglich kleinsten Durchmesser zulässt, somit sicher in seiner Art das Aller-Minutissimum aller Dinge ist, und ihr es sicher annehmen könnt, dass schon in einem atomistischen Tierchen, das nicht einmal das stärkste Sonnenmikroskop mehr zu entdecken im Stande ist, wohl sicher noch zahllose Milliarden von solchen Punkten Platz hätten. Frage demnach, was wohl hätten wir von diesem endlos kleinen Wesen, das so ganz eigentlich in das barste Nichts verschwindet, zu enthüllen? Man dürfte bloß sagen: Der Mittelpunkt der Erde besteht aus Nichts; so wäre er auch schon vollkommen naturmäßig und geistig enthüllt. - Das Nichts ist sowohl körperlich als geistig betrachtet gleichbedeutend: denn wo Nichts ist, da hört ganz natürlich Alles auf, und es ist ein Nichts natürlich und geistig auch wirklich in nichts Anderem denkbar, als in einem solchen mathematischen Maßmittelpunkt, aus welchem Grund wir uns denn auch von diesem wenig sagenden Mittelpunkt der Erde entfernen wollen, und wollen uns zu dem überaus vielbedeutenden Schwerpunkt der Erde wenden, welcher natürlich voluminöser und bei einem so großen Körper, wie die Erde da ist, auch von einer bedeutend voluminösen Ausdehnung sein muss, um auf ihre eigentümliche weltkörperliche Lebenstätigkeit den entsprechend wirkenden Ausschlag zu geben.

12] Ich sehe es euch schon durch und durch an, dass ihr in euch schon fragt: Wie sieht dieser Schwerpunkt der Erde denn aus? Woraus besteht er? Ist er ein Diamantklumpen, oder ist er etwa pures Gold, oder Eisen, oder etwa gar Magnet? Oder ist er etwa gar ein hohler Raum, erfüllt mit nichts als einem ewig unerlöschlichen Feuer, und dient etwa wohl gar zum Aufenthalt der Verdammten, und führt den respektablen Titel 'Hölle', von der die hie und da auf der Erde zerstreuten feuerspeienden Berge gewisserart etwa Kamine sind?

13] Da sage Ich, von allem Dem ist im Schwerpunkt der Erde keine Rede; - eben so wenig wie physisch genommen bei dem Herzen eines Menschen von allem Dem die Rede sein kann. Das Herz ist weder ein Diamant, noch ein Goldklumpen, noch ist es Eisen und Magnetstein; und eben so wenig ein hohler, mit Feuer erfüllter Raum, sondern das Herz ist physisch betrachtet ein überaus kunstvolles Zellengewebe, innerhalb dessen die lebendige Seele, und in ihr der Geist des Menschen, wie ein Weber auf seinem Webstuhl tätig ist und auch sein kann, weil dieser Webstuhl zur Bildung des natürlichen Lebens und zur zeitgerechten Erhaltung desselben gerade so eingerichtet ist, dass durch seine kunstgerechte Konstruktion in den Händen der Seele alles Das erzeugt werden kann, was zur Darstellung des physischen Lebens notwendig ist. Ist dieser Webstuhl einmal in seiner natürlichen Konstruktion in irgendetwas untüchtig geworden, so geht's dann mit dem Forterzeugen des physischen Lebens nicht mehr so ganz recht von Statten. Ist er aber endlich vollkommen untüchtig und ungeschickt geworden, dann kann ihn die Seele auch nicht mehr brauchen, und es ist dann Zeit für sie, diese eitle Werkstatt zu verlassen.

14] Seht, eben dasselbe ist der Schwerpunkt der Erde. Wie? Das wird der Gegenstand unserer nächsten Betrachtung sein.


2. Kapitel: Das Herz der Erde.

(Am 29. Dezember 1846)


01] Wie sieht also der Schwerpunkt der Erde aus?

02] Ich sagte schon oben, dass er eine ganz ähnliche Beschaffenheit hat, wie die da ist des menschlichen, oder wohl auch eines anderen tierischen Herzens. Es ist dieser Schwerpunkt sonach ebenfalls ein im Verhältnis zum großen Erdkörper stehendes großes Erd-Herz, welches ebenso wie das Herz im Menschen der Webstuhl oder die Werkstätte des gesamten organischen Lebens der Erde ist.

03] Wie groß, fragt ihr, wohl dieses Herz sein dürfte? Ihr wisst es ja, dass bei Mir in allen Dingen diejenige Proportion getroffen ist, die da notwendig ist; so ist es auch sicher bei dem Herzen der Erde der Fall. Wie da die Erde groß ist, muss auch ein verhältnismäßig großes Herz oder Schwerpunkt in selber vorhanden sein, damit in dessen zahllos vielen Gemächern jene Kraft erzeugt werden kann, die da hinreichend mächtig ist, alle die verschiedenartigen Lebenssäfte der Erde in die weitgedehnten Organe hinauszutreiben, und wieder, wenn die Säfte ihren Dienst verrichten, sie dann zur ferneren Sättigung an sich zu ziehen.

04] Aus Dem geht hernach hervor, dass das Herz der Erde so ziemlich groß sein muss; jedoch kann selbes mit einer genauen Maßzahl aus dem Grund nicht völlig genau bestimmt werden, weil dieses Herz der Erde je nach der Notwendigkeit bald um ein Bedeutendes erweitert, bald wieder um ein Bedeutendes verringert wird. - Aber so im Durchschnitt kann wenigstens der Platz für diesen Schwerpunkt auf hundert Meilen im Durchmesser angenommen werden; kann sich aber bis auf zweihundert Meilen weiter ausdehnen, und bis auf fünfzig Meilen im Gegensatze verringern.

05] Woraus aber besteht dieses sogenannte Herz der Erde?

06] Dieses Herz der Erde ist nicht so sehr irgend eine Materie, als wie da etwa das Herz eines Tieres oder eines Menschen, sondern dieses Herz ist mehr eine substantielle Kraft, die in einem dazu geschickten, aber sonst festen Organismus sich wirkend bewegt, und durch dieses Wirken auf den ganzen anderen Organismus des Erdkörpers seine Wirkung äußert.

07] Es wird zwar Jemand meinen und sagen: Wenn dieser Organismus ein fester und somit spröder ist, wie kann er sich ausdehnen, und wie kann er einer anderen substantiellen Kraft durch die Länge der Zeit zum unverwüstlichen Stützpunkt dienen, ohne dabei selbst in seinen zahllosen Teilen eine Beschädigung zu erhalten?

08] Meine Lieben, dafür ist schon gesorgt; die Knochen bei den Tieren sind auch ein fester Organismus, die Säfte und das Blut werden immer durch ihre vielen Poren getrieben, und doch halten sie am längsten alle möglichen Kraftreaktionen aus. Es kommt da nur auf eine gewisse Art der festen Materie an, und sie ist dann fest genug gegen jede in ihr entwickelte Kraftäußerung.

09] Wie z. B. die Materie in den Gedärmen der Tiere: wie häufig und wie gewaltig wird diese Materie genützt, und doch dauert sie, obschon sie dem Anschein nach nur schwach ist, jenen bedeutenden Kraftäußerungen zum Trotz eine geraume Zeit unverwüstlich fort. Wenn ihr noch ferner die viel zarteren Organe bei den Vögeln betrachtet, in denen sogar Steine zerrieben und verzehrt werden, so muss es euch noch klarer werden, wie es da einzig und allein nur auf eine gewisse Qualität der Materie ankommt, der zufolge sie fest genug gestellt ist, um die in ihr entwickelten Kräfte ohne Schaden in sich selbst wirken zu lassen.

10] Wenn aber schon diese zartere Materie von Mir aus so qualifiziert ist, dass sie als ein hinreichend fester Stützpunkt für die in ihr wirkenden Kräfte sich darstellt, um wie viel mehr wird es Mir möglich sein, in der Erde einen festen Organismus von einer solchen qualifizierten Materie aufzustellen, dem die allergewaltigst wirkenden Kräfte des Erdinneren Jahrmillionen wenig oder gar nichts anhaben können.

11] So ihr bauen würdet, sagt, wir stark müsste das Gewölbe sein, um einen Großglockner zu tragen? Ein solches würdet ihr nicht zuwege bringen; allein Ich als der Meister aller Dinge habe schon überall so das richtige Verhältnis getroffen, dass alle die Stützpunkte fest und dauerhaft genug sind, um die auf ihnen ruhenden Lasten mit der größten Leichtigkeit zu tragen, und so ist es auch mit dem Organismus für das Walten des substantiellen Herzens der Erde der Fall.

12] Es wird euch wohl in den nördlichen Gegenden der Erde ein gewisses Metall unter dem Namen Platina schon oft vorgekommen sein. Seht, dieses Metall ist schon etwas Ähnliches mit derjenigen Materie, welche als Organismus der waltenden Zentralkraft der Erde dient; jedoch müsst ihr euch dabei nicht etwa denken, als sei dieses Metall etwa ganz dieselbe Materie, aus welcher obbesagter Organismus besteht. Überhaupt müsst ihr euch das Innere der Erde nicht von gleicher materieller Beschaffenheit denken mit derjenigen Materie, welche die Oberfläche der Erde zur Schau bietet; denn diese ist nur eine äußere, unfühlbare Haut der Erde, während das Innere derselben sich, wie Fleisch und Blut zur Außenhaut, eben zu der äußeren unfühlbaren Rinde verhält, und sonach kann Ich euch für euch fasslich über die innere Materie der Erde nichts anderes sagen, als:

13] Diese ist eine Art Fleisch, Blut und Knochen; welches tierische Bestandmaterial des Erdkörpers aber dennoch nicht als ein völlig Ähnliches und gleich Beschaffenes eines tierischen Körpers zu betrachten ist, sondern es ist ganz eigentümlich also nur ein Erdfleisch, ein Erdblut und Erdknochen.

14] Euch die Sache in materieller Hinsicht weiter zu erklären, wäre eine unnütze Arbeit, und zwar aus dem Grund, weil ihr im körperlichen Zustand unmöglich je dahin gelangen könntet, um euch nach der Lehre eine überzeugende Anschauung zu verschaffen, und somit begnügt euch hinsichtlich der Qualität der Materie des Inneren des Erdwesens mit Dem, was bisher gesagt wurde; in der geistigen Darstellung wird euch alles dieses schon ohnehin klarer werden.

15] Wir haben somit nur noch eine Frage, nämlich: Woseitig im Erdkörper sich so ganz eigentlich dieser Schwerpunkt befindet?

16] Die bedeutend wichtige Antwort auf diese Frage wird der Gegenstand unserer nächsten Betrachtung sein.


3. Kapitel:  Lage und Veränderlichkeit des Erdherzens.


(Am 31. Dezember 1846.)


01] Wo also befindet sich dieser Schwerpunkt oder das Herz der Erde?

02] In der Mitte nicht, was schon oben gezeigt wurde, wie auch zum Teil, warum nicht; welches 'warum nicht' am rechten Platz noch deutlicher erklärt wird. Der Mittelpunkt der Erde, das ist der Maßmittelpunkt, wäre hinsichtlich der Ortsbestimmung freilich wohl am leichtesten und am sichersten als Ort oder Platz des Schwerpunktes anzuzeigen, weil er einen sicher unverrückten Platz für alle Zeiten einnehmen muss; denn so lange die Erde das bleibt, was sie ist, in gleicher Form, Größe und Gestalt, muss auch der Maßmittelpunkt stets ein und derselbe bleiben.

03] Aber nicht so steht es mit dem Schwerpunkt der Erde; von diesem kann man nicht sagen, hier oder da befindet er sich, sondern er ist bald da und bald dort. Sein Standpunkt kann sehr bedeutenden Veränderungen unterworfen sein; wohl ist die innere Disposition des Erdkörpers so beschaffen, dass durch sie der Schwerpunkt sowohl nördlicher, als nach Beschaffenheit auch südlicherseits seinen wirkenden Platz einnehmen kann, aber an eine Festbannung dieser wirkenden Substanz, durch die allein der Schwerpunkt der Erde bedingt wird, ist durchaus nicht zu denken.

04] Dass dieser eine Materie belebende Schwerpunkt nicht nur im Erdkörper, sondern auch schon bei anderen Körpern auf der Erdoberfläche in seiner Art ersichtlich wird, könnt ihr sehr leicht schon bei sehr vielen Gewächsen, als da sind Bäume, Gesträuche und anderweitige Pflanzen aller Art, ersehen.

05] Wenn ihr einen Baum betrachtet, so werdet ihr mit Leichtigkeit gewahr, dass sein Wachstum wie auch seine Fruchtbarkeit sich bald auf den einen, bald wieder auf den anderen Teil hinneigt; in diesem Jahr wird er nördlicherseits üppig treiben, hingegen südlicherseits wird sich Alles schwächer gestalten; in einem anderen Jahr werdet ihr bei demselben Baum einen auffallenden polarischen Wechsel entdecken; seine Südseite wird die üppigste, wo hingegen die Nordseite wie verkümmert aussehen wird. Auch werden sich bald auf der einen, bald wieder auf der anderen Seite des Baumes mehr oder weniger abgestorbene Äste oder Zweige zeigen; so wird auch bald auf der einen, bald auf der anderen Seite des Baumes das Laub zur Herbstzeit früher oder später welk.

06] Seht, diese und noch eine Menge derartiger Erscheinungen an einem Baum haben sämtlich einen und denselben Grund, nämlich den stets veränderten Standpunkt des belebenden Schwerpunktes oder der eigentlichen belebenden positiven Polarität. Derselbe Fall findet auch natürlicherweise bei anderen Gewächsen und Pflanzen statt.

07] Ihr werdet freilich da wohl fragen, warum dieser belebende Schwerpunkt bei den Körpern so veränderlich ist?

08] Der Grund liegt sehr tief. Wäre ein Bestehen der Materie der Zweck derselben, so könnte dieser polarische Schwerpunkt auch so gestellt werden, dass die Materie stets dasselbe bleiben müsste, was sie ist. Der Apfelbaum würde Apfelbaum bleiben in Ewigkeit, und so jedes Ding als das, was es ist, aber es ginge dann dem Apfelbaum und der Pflanze nicht viel besser, als wie einem Diamanten; denn wo in einem Körper diese Polarität mehr und mehr fixiert ist, und mit dem Maßmittelpunkt desselben beinahe Eins ausmacht, desto fester und dauerhafter wird zwar wohl der Körper, aber eben dieser Körper ist dann zufolge ebensolcher seiner Fixierung zu nichts mehr Anderem tüchtig, als eben nur für seine eigene unveränderliche Fortbestehung, und es würde mit der Kost für die lebenden Wesen auf einem Erdkörper ganz verzweifelt mager aussehen, wenn diese von diamantenen Bäumen und derart anderen Gewächsen ihre Nahrungsfrüchte ernten sollten. Ebenso würde sich's auf einem diamantenen Erdkörper gewiss sehr hart wohnen lassen.

09] Aus dieser erklärenden Darstellung wird Jedermann leicht den Grund einsehen, warum aus natürlichen Rücksichten dieser polarisch belebende Schwerpunkt kein fixierter, sondern ein veränderlicher sein muss; ebenso wie das Blut bei den Tieren, wie auch bei den Menschen etwas diesem Schwerpunkt Ähnliches darstellt. Mit einem fixierten Blut und noch mehr mit einem festgebannten Herzen wäre sicher keinem lebenden Wesen gedient. In den tierischen Körpern jedoch, die eine freie Bewegung haben, kann dem eigentlichen Herzen schon ein mehr bestimmter Standpunkt eingeräumt sein, weil die freie Bewegung eines tierischen Körpers, wie auch des Menschen, schon in sich selbst allerlei Reaktionen bewirkt, was, wie leicht fasslich, bei jenen Körpern, die keiner freien Bewegung fähig sind, doch sicher nicht der Fall sein kann. - Bei diesen müssen dann die verschiedenartigen notwendigen Reaktionen durch den stets veränderten Standpunkt des polarischen Schwerpunktes bewerkstelligt werden.

10] Sonach macht das Tier Bewegungen, wie auch der Mensch, und hat darum einen mehr bestimmten Platz für seinen Lebensschwerpunkt, nämlich das Herz. Bei den Körpern aber, die keiner freien Bewegung fähig sind, muss daher ihr Lebensschwerpunkt im Inneren herum gewisserart Reisen machen, um die zweckdienlichen Reaktionen in allen Teilen des Körpers hervorzubringen.

11] Aus dieser leicht fasslichen Darstellung wird auch Jedermann, der nur etwas reinen Geistes ist, leicht einsehen, dass das Wo des Schwerpunktes der Erde festweg zu bestimmen nicht nur eine platterdings unmögliche, sondern eine rein läppische und närrische Sache wäre. Nur so viel kann ungefähr für jetzt und allenfalls für ein nächstes Jahr bestimmt oder wenigstens annehmbar angegeben werden, dass sich der Schwerpunkt ungefähr in der Gegend unter Island, einem Teil von Norwegen, Schweden und Lappland befindet; ist aber dessen ungeachtet so tätig, dass er gewisserart seine Pulsbewegung sogar bis unter Kamtschatka und auch südlicherseits bis in die Gegend unter das mittelländische Meer verändert ausdehnen kann.

12] An einem freilich etwas schmutzigen Tier, nämlich bei einer Kopflaus, könnt ihr durch ein Mikroskop an der Bewegung ihres Lebenssaftes ungefähr ein ähnliches Phänomen entdecken. - Aber natürlich kann das nur in kleinstem Maßstab als eine leise Ähnlichkeit angesehen werden; - denn Tiere auf den untersten Stufen haben bezüglich auf die Unbeständigkeit des lebenden Schwerpunktes noch die meiste Ähnlichkeit mit jenen Körpern, die keine freie Bewegung haben.

13] So viel über das Wo des Schwerpunktes der Erde. Nächstens wollen wir den weiteren Grund solcher Veränderung der Polarität in jenen Körpern bestimmen, die keiner freien Bewegung fähig sind.


4. Kapitel:  Vom Wesen der Materie und ihrer Urgrundgeister

(Am 2. Januar 1847) 


01] Es ist schon oben bemerkt worden, dass der Zweck der Materie nicht im Bestehen derselben zu Grunde liegen kann.

02] Dass dieses richtig ist, ersieht jeder Mensch leicht an dem fortwährend neuen Entstehen und Wiedervergehen derselben Materie. Das Laub, das in einem Jahr den Baum ziert, fällt im Herbst ab; und kommt das Frühjahr, so ist schon wenig mehr vom abgefallenen Laub unter den Bäumen zu entdecken, höchstens noch einige wenige Blattskelette, von denen keines den nächsten Herbst in seiner Art erlebt. So geht es mit dem Gras, wie auch mit den Früchten der Bäume. Aber nicht nur diese vegetabilischen Gegenstände, sondern auch Mineralien und hauptsächlich Tiere jeder Gattung entstehen und vergehen. Berge, deren Spitzen vor ein paar Jahrtausenden sich über die höchsten Wolkenregionen erhoben, sind jetzt um wenigstens zwei Viertel niederer; denn die Schärfe der Winde, die auflösende Kraft des Blitzes und des Eises haben diese stolzen Spitzen verweht wie Spreu, und nichts als höchstens irgend ein zerbröckelter Felsblock löst sich noch irgend langsam in einem tiefen Graben auf, und ein nichtiges Geröll muss sich's gefallen lassen, durch die Einflüsse von Regen, Wind und Elektrizität in den sandigen Alpentriften nach und nach verwittert und vernichtet zu werden. Alles das ist eine Folge des veränderten Schwerpunktes der Materie.

03] Es gab einst übergroße Tiere aus dem Erdkörper, so wie auch Urwälder, besetzt mit riesenhaften Bäumen. Wo sind diese nun? Wo ein Mamelhud (Mammut, d. Hg.), wo einer von den Bäumen, die da einem Jahrtausend trotzten und wo ein Baum mehr Holz hatte, als jetzt ein Wald von hundert Joch? - Fluten kamen, versenkten dieses Alles tiefer in den Schoß der Erdrinde, vernichteten so ein ganzes Geschlecht, ja nicht nur eines, sondern tausend Geschlechter von Bäumen und Tieren, und nichts mehr von allem Dem trägt nun die Erdoberfläche.

04] Von den Tieren werden nur hie und da versteinerte Knochen vorgefunden, und aufbewahrt in den von Menschen errichteten Kunst- und Naturmuseen bis zu einer Feuersbrunst, welche noch die letzten Überreste von den Schwerpunkten in diesen aus der Urzeit überbliebenen Knochenresten der riesigen Urweltstiere in jene staubige Materie verwandelt, derem Dasein gewöhnlich die Wäscherinnen ein vollkommenes Ende machen. Es ist nämlich die Asche als das letzte überaus flüchtige Überbleibsel aller Materie.

05] Was die endliche Vernichtung jener Urweltsbäume betrifft, deren Reste gegenwärtig noch häufig unter dem Namen Steinkohle angetroffen werden, braucht keine besondere Erklärung; denn alle die feurigen und dampfenden Erfindungen dieser Zeit werden in eben nicht gar zu langer Zeit die letzten Reste aus der Erdrinde geholt und verzehrt haben. Und so verrichtet hier die neu erfundene Industrie der Menschen dieses letzte Vernichtungswerk durch Feuer und Dampf an den letzten Überresten dieser Urweltsbäume. - So verändert hier das Feuer noch den letzten Schwerpunkt dieser Materie; und seht, von ihr bleibt nichts mehr übrig, als eben wieder ein wenig Asche, welche auf Äcker und Wiesen gestreut in längstens einem Jahr durch die Einwirkung des Regens und der Elektrizität in der Luft gänzlich wieder aufgelöst wird, und somit auch ein solcher Baum, der einst über hundert Morgen Land bedeckte, in seinem letzten Rest vollkommen sein materielles Dasein verloren hat.

06] Aber, wird Mancher sagen, das ist eben auch das Traurige, dass alles Dasein einer gewissen Vernichtung entgegengeht.

07] Ich aber sage, das ist gar nicht traurig; denn die Materie ist der Tod, wie das Fleisch Sünde ist durch den Tod.

08] Soll denn der Tod und die Sünde bleiben? Ich meine, dass es wohl besser ist, alle Materie und alles Fleisch mit der Zeit zu verderben, und dadurch das im Tod gefangene Leben aus der Materie wieder frei zu machen, als die Materie zu unterstützen, und am Ende alles freie Leben in den Tod der Materie übergehen zu lassen, was doch in Meiner Absicht nie liegen kann, indem Ich Selbst als die ewige allmächtige Urkraft und Macht aller Kräfte und Mächte selbst das allereigentlichste Leben bin, und somit nicht für den Tod, sondern nur für das Leben wirken kann.

09] Da sonach aber die Materie nur als ein Mittel zur Regulierung und Freimachung des freien Lebens da ist, so kann ja das unveränderliche Bestehen der Materie nie möglich ein Zweck derselben sein. Sie ist sonach nur so lange da, als sie als Mittel zum Zweck da sein muss; ist durch sie irgend ein Lebenszweck erreicht worden, dann vergeht sie wieder so, als wäre sie nie dagewesen.

10] Überhaupt ist die Materie, wie ihr schon wisst, in sich nichts Anderes, als eine zweckmäßige Erscheinlichkeit Meines aus Mir Selbst fixierten Willens.

11] Aus dem aber geht hervor, dass sie eben auf die Art wieder kann aufgelöst werden, als wie sie fixiert wurde.

12] Diese Fixierung aber eben ist der Hauptschwerpunkt in der Materie, oder das belebende und erhaltende Prinzip; wird dieses nun von irgend einem materiellen Körper zurückgezogen, dann ist es mit der Materie auch gar.

13] Damit aber dennoch vor den Augen der Menschen nicht zu urplötzliche Entstehungen und Vergehungen geschehen, so lasse Ich dieses obenerwähnte Prinzip Meines Willens niemals so plötzlich zurücktreten, wie auch niemals einen Punkt so plötzlich ergreifen, dass dadurch sogleich ein Ding ins Dasein trete, wie im Gegenteil vergehe. Am langsamsten geht freilich auf diese Weise das Werden und Vergehen bei den großen Weltkörpern vor sich; das Warum könnt ihr jetzt schon leicht fassen. So ist es aber eben auch bei der Erde der Fall, dass der Schwerpunkt, der sie belebt, nach und nach verringert wird, und so fort und fort, bis sie endlich auch das Los aller Materie teilen wird.

14] Nun wüssten wir so gründlich als möglich den Grund über die Veränderung des Schwerpunktes in der Materie, wie deren dadurch bewirkte Vergänglichkeit, und wüssten auch, worin das eigentliche Hauptprinzip des Schwerpunktes in der Materie besteht.

15] Aber dennoch sehe Ich, dass ihr das Wesen dieses Prinzips gewisserart bildlich beschauen möchtet; auch das soll hier gezeigt werden.

16] Für das materielle Auge beschaulich, wenn es möglich wäre, würde sich dieser in dem Erdkörper agierende Schwerpunkt als ein Feuer darstellen, welches in für euch unglaublicher Schnelligkeit die bestimmten Organe der Erde, die dazu geeignet sind, durchzuckt, und dadurch die zur Erhaltung des Erdkörpers in allen Teilen desselben erforderliche Reaktion bewirkt.

17] Könntet ihr aber dieses Feuer mit geistigen Augen betrachten, so würdet ihr da ein zahlloses Geistesheer entdecken, das eben von Meinem Willen hier gehalten und zu der zweckmäßigen bestimmten Tätigkeit angetrieben wird.

18] Das sind demnach die Urgrundgeister, gebannt zur tätigen Belebung jener sie umgebenden Materie, durch die sie zeitgerecht endlich selbst höher und höher aufsteigen, und dann in leichtere Materie gekleidet von Stufe zu Stufe in das vollkommene freie Leben übergehen können.

19] Dieser Art Geister, die sich dem sinnlichen Auge als ein Feuer darstellen, bestimmen sonach den tätigen und die ganze Materie belebenden Schwerpunkt.

20] Wie gestaltig aber durch diesen Schwerpunkt durch die verschiedenen Schichtungen des Erdkörpers, d. i. durch dessen Knochen, Eingeweide, Fleisch und Blut auch die zahllosen Nebenschwerpunkte des Erdkörpers zur zweckdienlichen Tätigkeit angetrieben werden, davon wollen wir in der nächsten Mitteilung das Nähere dartun.


5. Kapitel:  Der innere Bau der Erde

(Am 4. Januar 1847) 

 

01] Wenn ihr einen tierischen Körper was immer für einer Art betrachtet, so werdet ihr, ohne weiter die Anatomie aller Tierkörperwelt studiert zu haben, gar leicht begreifen und einsehen, dass entweder das Blut oder die Säfte durch alle Adern und anderen Gefäße ebenso durchgehen, als wie durch diejenigen Adern und Gefäße, die im eigenen tierischen Herzen vorhanden sind, und dass an allen Punkten im selben Augenblick wie im eigentlichen Herzen der Puls- oder Triebstoß geschieht; und es ist leicht einzusehen, dass in einem tierischen Körper darum nicht mehrere Triebkräfte vorhanden zu sein nötig haben, als eben nur eine, die hinreicht für zahllose Gefäße.

02] So ist es auch mit dem Herzen der Erde der Fall. Durch seinen Puls- oder Triebstoß, der von 6 bis zu 6 Stunden sich wiederholt, werden die verschiedenartigsten Erhaltungskräfte des Erdinneren in alle Teile des Erdkörpers getrieben, und es bedarf da keiner zweiten, vierten oder fünften anderartigen Triebkraft; da dependieren demnach alle Erscheinungen als Erdkörper-Lebensprozess von dieser alleinigen Triebkraft.

03] Flut und Ebbe, und sonstige Erhöhungen der äußeren Erdrinde, wie auch die davon abgeleiteten Winde haben alle da ihren Ursprung; denn dieses Herz der Erde vertritt zugleich auch die Stelle der Lunge im tierischen Körper, woraus dann erklärlich ist, dass sowohl die regelmäßigen als unregelmäßigen Ausdehnungen und Wiederzusammenschrumpfungen des Erdkörpers lediglich daher rühren.

04] Um aber dieses allgemein Vorausgeschickte desto gründlicher zu fassen, wird es sonach notwendig sein, den inneren Erdbau so viel als möglich in der Kürze zu durchblicken, um durch dieses Bild zu jener Anschauung zu gelangen, wie von dem einen Hauptschwerpunkt sowohl in dem Erdkörper selbst, wie auch in den tierischen Körpern die zahllosen anderen Nebenschwerpunkte in die gleiche Bewegung gesetzt werden.

05] Wie sieht demnach der innere Bau der Erde aus?

06] Um diesen einigermaßen gründlich zu beschauen, muss vorerst das aufgefasst werden, wie nicht nur die Erde, sondern sogar ein jedes Gewächs, eine jede Frucht am Baum, so wie jedes Tier, und endlich der Mensch selbst sich körperlich gewisserart in drei Körper in sich selbst absondert.

07] Gehen wir zu einem Baum; was ist wohl das Erste, das wir an ihm entdecken? Es ist die Rinde, die sich wieder in sich selbst absondert in die äußere tote und in die innere lebendige Rinde, Splint genannt; das ist der erste Baum. Der zweite Baum, von dem ersten ganz verschieden, ist das eigentliche feste Holz, eine Kombination von zahllosen Röhrchen, die da nebeneinander in der schönsten Ordnung fortlaufen. Das ist der zweite Baum. Der dritte oder der innerste Baum ist der Kern, gewöhnlich eine weitere Röhre, die durchaus mit einem schwammartigen Zellengewebe angefüllt ist, welche Zellen die Säfte aus der Erde vorerst einsaugen, in sich läutern und dann durch ihre extensive und kompressive Kraft in alle die zahllosen Organe des anderen Baumes hinaustreiben.

08] Auf diese Weise habt ihr nun bei einem Baum drei Bäume gesehen.

09] Betrachten wir eine Frucht am Baum; was entdecken wir zuerst, z. B. bei einer Nuss, Kastanie, Eichel, kurz bei was immer für einer Frucht? Das Erste ist die Rinde, die ebenso wie die Baumrinde zweifach ist; dann kommt die Schutzschale als der zweite Teil der Frucht, der gewöhnlich der festeste ist; hinter dieser Schale ist erst der dritte und Hauptteil der Frucht vorhanden, in welchem Teil erst das Herz oder die Keimhülse wirkend rastet.

10] Gehen wir zu einem Tier. Das Erste an den Tieren ist für Jedermann ersichtlich die Haut als das erste Tier, welche ausgestopft die ganze Gestalt des Tieres zur Schau stellt. Innerhalb der oft mehrfachen Haut ist das feste Gerippe mit einer muskulösen und teils knorpeligen Fleischmasse aneinander gebunden und gefestet gleich der harten Schale bei einer Nuss, oder wie bei einem jeden Kopf die Hirnschale. Das ist das zweite Tier, auch Knochentier genannt. Innerhalb dieses Tieres sind dessen Eingeweide, als: Lunge, Leber, Milz, Gedärme, und in diesen edleren Teilen des Tieres das Leben erzeugende Herz selbst; das ist eben wieder das dritte Tier, durch welches die beiden äußeren ihre Nahrung und Belebung erhalten, und zwar durch zahllose Organe und Gefäße, die von dem inneren Tier in die zwei äußeren ausgehen.

11] Dasselbe Verhältnis findet ihr bei eurem Körperbau selbst. Wollt ihr es noch deutlicher sehen, so nehmt ein Ei zur Hand, da werdet ihr wieder dasselbe finden; kurz und gut, ihr mögt von allen Gewächsen nehmen, das welche ihr wollt, und dessen Früchte oder Samen betrachten, wie ihr nur immer wollt; ebenso mögt ihr das ganze Reich der Tiere durchgehen, und ihr werdet überall ein und dasselbe finden.

12] Warum aber ist dieses Verhältnis so gleichartig? - Die Antwort daraus ist sehr leicht, und es ergibt sich aus derselben jener beschauliche Grund, aus welchem Kinder ihren Eltern gleichen, und die Früchte denjenigen Samenkörnern, aus denen sie wieder als Samenkörner zum Vorschein kommen; wie da z. B. das Weizenkorn ein Same ist, welches in die Erde gestreut wieder gleiche Samenkörner als Frucht zum Vorschein bringt. So trägt auch alles organische mehr oder weniger belebte Körperwesen auf der Erdoberfläche den Typus des Erdkörpers selbst.

13] Auch bei dem Erdkörper ist das Äußere gewisserart die tote Rinde, innerhalb welcher eine schon mehr lebendige und fühlbare Rinde sich befindet. Wie aber gleichsam die Rinde bei einem Baum, wenn schon manchmal sehr zerklüftet, aber dennoch nicht so ganz tot ist, dass sie nicht vermöchte den auf ihr zum Vorschein kommenden Moospflänzchen eine genügende Nahrung zu verschaffen, und wie auch die äußere Haut bei den Tieren nicht so tot ist, dass durch sie nicht vermöchten zahllose Haare und Härchen, und nicht selten auch Schmarotzertierchen ihre genügende Nahrung zu bekommen; ebenso ist auch die äußere, nur unter gewissen Bedingnissen tote, oder vielmehr unfühlbare Erdrinde nicht so ganz tot, dass durch sie alle zahllosen Gewächse und Tiere nicht vermöchten, die ihnen zusagende Nahrung zu bekommen.

14] Innerhalb dieser äußeren Erdrinde, die bei zwanzig deutsche Meilen, mitunter wohl auch weniger dick ist, fängt die zweite Erde an; das ist der eigentliche festeste Teil des Erdkörpers, freilich wohl nicht allenthalben gleich fest; aber dessen ungeachtet noch überall fest genug, um die über sie ausgebreitete äußere Erdrinde mit der größten Leichtigkeit zu tragen.

15] Innerhalb dieser zweiten Erde ist endlich der eigentlich lebendige Teil des Erdköpers, oder das Eingeweide desselben, in welchem Eingeweide erst so ganz eigentlich das Herz des Erdkörpers sich befindet.

16] Wie aber nun diese drei Erden mit einander verbunden sind, wie durch sie die innere Herzenstriebkraft wirkt, das werden wir in der nächsten Darstellung näher besprechen.


6. Kapitel:  Von den Schwerpunkten und den Säften der Erde

(Am 5. Januar 1847) 


01] Wenn ihr es vermöchtet, mit gleich einem starken Mikroskop vergrößernden Augen einen Baumstamm von dessen Kern bis zur Außenrinde mit einem Mal durchzublicken, und so auch von der untersten Wurzelfaser bis hinauf zur äußersten Knospenspitze, so würdet ihr da neben den aufsteigenden Röhren, welche mit zahllosen Pumpen, Schlussklappen und Öffnungsventilen versehen sind, noch eine Menge kleinerer Querorgane entdecken, welche vom Kern des Baumes bis zur äußersten Rinde in den mannigfaltigsten Windungen und Krümmungen sich erstrecken, und allenthalben, wo sie durch eine aufsteigende Röhre gehen, mit einer elastischen Klappenöffnung versehen sind. Alle diese Pumpen, Klappen, Ventile sind gewisserart sonderheitliche Schwerpunkte, durch welche das Lebensprinzip in den ganzen Baum verteilt wird, und alle diese Haupt- und Seitenröhren, oder die euch bekannten drei Bäume sind verbunden durch die bezeichneten Querröhrchen, die sich vom Mark bis zur Rinde hinaus erstrecken. Durch diese wirkt dann das Hauptlebensprinzip des Baumes, oder gewisserart das Herz desselben in alle Teile des eben bezeichneten Baumes.

02] Wir haben schon einmal oben angedeutet, dass neben dem Hauptschwerpunkt noch eine Menge anderer kleinerer Schwerpunkte in der Materie vorhanden sind, jedoch das Wo zur deutlichen Erklärung für die Folge vorbehalten. Eben hier aber ist der Punkt und der rechte Platz, wo sich eben dieses Wo der Nebenschwerpunkte auf eine sehr beschauliche Weise bestimmen lässt. So viel wissen wir nun schon aus dieser Mitteilung, dass der Schwerpunkt in der organischen Materie der eigentliche dieselbe belebende Wirkungspunkt ist; ist das aber unwidersprechlich der Fall, so ist gewisserart auf jedem Platz in der Materie eben auch ein kleiner Schwer-, Neben- oder Wirkungspunkt, wo eben die oben besprochenen Querorgane die aufsteigenden Organe gewisserart durchbohren, und in den aufsteigenden Organen eben auf dem Durchgangspunkt eine besondere Wirkung hervorbringen; was sich Jemand auch durch andere Behelfe bildlich verstellen kann.

03] Man lege z. B. nur zwei Hölzer quer übereinander, so wird bei diesen Hölzern sicher auf dem Punkt, wo sie sich berühren, eine leicht wahrnehmbare Wirkung entstehen, nämlich das untere Stück des Querholzes wird im Augenblick der Berührung des obenauf liegenden Stückes dessen Gewicht mit dem seinen vereinen. Will nun Jemand den unteren Querbalken aufheben, so hat er nicht nur mit dessen eigenem Gewicht, sondern auch mit dem Gewicht des querüber liegenden Balkens zu tun; aus welcher Erscheinung klar und deutlich hervorgeht, dass dieser neue Berührungspunkt eine offenbare Gewichtsveränderung in dem unter ihm liegenden Balken, und somit einen neuen Schwerpunkt hervorgebracht hat. Wird das oben liegende Querholz gar mit dem unten liegenden entweder mittelst Band oder Heftnagel gefestigt, so haben beide Teile ihre Schwere verändert, weil ein jeder das Gewicht des anderen durch eben diesen Berührungspunkt annimmt.

04] Durch dieses Beispiel habt ihr schon einen kleinen Begriff bekommen, wie gewisse Berührungspunkte der Materie auf dieselbe wirken.

05] Hier war bloß von einer Gewichtsveränderung die Rede, welche allerdings auch eine bedeutende Veränderung ist, weil dadurch ein Doppelgewicht von diesen zwei Körpern in ein potenziertes verwandelt wird. Gehen wir aber zu einem anderen Beispiel.

06] Stellt euch eine Wasserleitung vor, bei der es sich auf einem Punkt handelt, dass zwei Wasserleitungsröhren, in denen das Wasser von einem Bassin auf zwei Punkte hingeleitet werden muss, sich durchbrechen müssen; ein Wasserstrahl muss da gewisserart durch den anderen, dadurch aber hemmt auf dem Durchschneidungspunkt ein Wasserstrahl den anderen. Über diesen durchschneidenden Hemmungspunkt hinaus geht dann das Wasser wieder seinen ordentlichen Weg fort, so wie es bis zu diesem Punkt her gegangen ist.

07] Was wohl wird dieser Hemmungspunkt für Erscheinungen bieten? Es wird das Wasser beider Röhren sich erst wirbelnd vereinen, und aus diesem Wirbel wird dann das vereinte Wasser in die beiden weiter fortgesetzten Röhren dringen, was noch dadurch ersichtlicher würde und begreiflicher, so die eine Röhre Wasser und die andere Wein leitete; bis zu diesem Punkt würde sicher Jedermann aus der einen Röhre Wein, und aus der anderen Wasser bekommen, über diesen Punkt hinaus aber wird dann jede Röhre gleich einen gewässerten Wein führen.

08] Seht, aus dem Beispiel geht schon eine bedeutend merkliche Wirkung hervor, welche durch diesen Durchgangspunkt, der sonach ein Nebenschwerpunkt ist, hervorgebracht wird. Etwas Ähnliches bewirken aber eben auch in einem Baum die Querröhrchen in den Punkten, wo sie die aufsteigenden Röhrchen durchschneiden.

09] Nachdem wir dieses Beispiel, das schon deutlicher als das erste ist, genau durchschaut haben, wollen wir noch zu einem dritten ähnlichen, aber zusammengesetzteren schreiten.