Manuel & Martin Theisen

E-Mail: mundm.muc@hotmail.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2017 Manuel & Martin Theisen

© aller Fotos bei den Autoren

Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag::

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7431-5004-1

Inhaltsverzeichnis

Reiseanleitung

Reiseplanung ohne Kompromisse, Kofferpacken ohne Stress, Fliegen ohne Verspätung, Taxifahrten ohne Fahrpreisbetrug, Hotelzimmer und Kabinen ohne Reklamationen, Schiffspassagen ohne Mängel: ungetrübte Reiseerlebnisse pur. Unmöglich?

Bleiben Sie, wo Sie am liebsten sind. Nehmen Sie in Ihrem Ohrensessel oder aber – falls Sie schon reisegeschädigt sind – auf Ihrer Behandlungscouch Platz. Hören Sie Ihre Lieblingsmusik und verwöhnen Sie sich kulinarisch wie getränketechnisch nach Ihrem Geschmack.

Reisen Sie mit uns. Lassen Sie sich mitnehmen auf unsere Reisen durch viele Länder und über fast alle Meere dieser Welt. Wir haben den Stress, den Ärger und Verdruss, kurz: alle die Lasten und kleinen wie großen Abscheulichkeiten des modernen Reisens und die verschiedenen Plagen mit den Reise- und Kreuzfahrt-Veranstaltern auf uns genommen, um sie Ihnen zu ersparen. Dafür verraten wir Ihnen unsere Lieblingshäfen, richtige Insiderkneipen und echte Sehenswürdigkeiten ebenso wie einige besser zu vermeidende Plätze und Szenen. Finden Sie heraus, auf welchem Schiff und mit welchen Verkehrsmitteln wir am liebsten unterwegs sind. Sehen Sie die Welt mit unseren Augen und schonen Sie die Ihren.

Bitte behalten Sie Platz und blättern Sie weiter. Wir garantieren ein sorgenfreies, unbeschwertes, aber erlebnisreiches Reisen – nach Möglichkeit immer mit einem Schmunzeln.

Sie wollen also ernsthaft mit uns reisen? Prima, wir freuen uns. Unsere gemeinsame Lebensreise begann in den 80er Jahren, und seitdem versuchen wir die Welt für uns zu entdecken und jetzt für Sie zu beschreiben.

Die Welt, die unsere Eltern uns in den 60er Jahren zeigen konnten, war auf den Radius der Familienkutschen, unter anderem eines Ford Taunus 15 M (ja, der mit der Weltkugel als Galionsfigur auf dem Kühlergrill), beschränkt. Da waren die Gebirgsseen in Kärnten und der Strand von Jesolo an der Adriaküste „the places to be“.

Im Jahr 1993 haben wir uns einen lang gehegten Traum erfüllt. Zwei der drei „Dream-Voyages“, die seinerzeit sogar in Kombination zu buchen waren, sollten es sein: von Southampton nach New York mit der bereits legendären „Queen Elizabeth 2“ von CUNARD in 5 Tagen. Und zurück von New York City nach London-Heathrow mit dem ersten und einzigen serienmäßig gefertigten Supersonic-Passagierflugzeug der Welt, der „Concorde“, in nur 3 Stunden und 17 Minuten. Von da an hatte uns das Reisefieber endgültig gepackt. Seither reisen wir um die Welt. Die dritte der „Dream-Voyages“, eine Fahrt mit dem Eastern & Oriental-Express, folgte übrigens viel später, wie Sie hier nachlesen können.

Aus der Fülle der Reiseberichte, die seit vielen Jahren immer mehr unserer Freunde und Bekannten begeistern, haben wir acht ausgewählt, um Ihnen Geschmack auf unsere Erlebnisse und – vielleicht – mehr und Meer zu machen.

Die hier aufgenommenen Reisen folgen keiner Chronologie oder sonstigen Logik. Wir wollen weder mit der schönsten noch mit der allerschlimmsten, aber eben auch nicht mit der ersten Reise beginnen. Wir möchten von unseren Kreuzfahrten mit verschiedenen Schiffen diverser Reedereien berichten, sowohl über die Ozeane als auch auf Flüssen. Die Schiffe haben uns zu vielen Ländern gebracht. Länder, die wir auch mit Nobelzügen, per Rundflug oder weiteren, möglichen und unmöglichen, Verkehrsmitteln entdeckt haben.

Von allen diesen Reisen haben wir niemals irgendwelche Souvenirs oder sonstige Geschmacklosigkeiten mitgebracht – nur eben unsere Geschichten.

Kapstadt, im Januar 2017 Manuel & Martin Theisen

LAST PORT OF CALL

SEABOURN „Sojourn“: „Celtic Sojourn“ Lissabon – Hamburg

Lissabon/Portugal

Außergewöhnlich pünktlich treffen wir uns um 13.45 Uhr am Gepäckband des Flughafens von Lissabon, nachdem wir ausnahmsweise getrennt angereist sind: Martin aus München mit der LUFTHANSA und Manuel berufsbedingt aus Köln/Bonn mit GERMANWINGS. Der von uns „sportlich“ angelegte Aufenthalt („Lissabon für drei Stunden“) bzw. der Taxi-Transfer zum Port of Lisboa, Santa Apolónia Terminal, funktioniert reibungslos. Ab 14 Uhr werden wir bereits zur „Embarkation“ auf die SEABOURN „Sojourn“ gebeten. Die schon lange avisierte und immer wieder schnell ausgebuchte SEABOURN-Reise soll uns von Portugal über Spanien, Irland, Schottland, England und die Niederlande zurück nach Deutschland bringen – alles weitgehend in „swimming distance“ zum jeweiligen Festland, we have learnt our COSTA lessons.

Im Terminal gibt es keine Warteschlangen, nur freundliche Gesichter und hilfreiche Geister. Doch dann einen gewaltigen Schock für uns. In der Annahme, ausschließlich in und um Europa zu reisen, beschränkten wir „World-Traveller“ uns – auch der bei LUFTHANSA angesagten/bei GERMANWINGS angedrohten Gewichtsreduktion Rechnung tragend – ausweismäßig auf die Mitnahme des jeweiligen Personalausweises: Zumindest für uns überraschend teilt uns der diensthabende Purser mit, dass wir ohne gültigen Reisepass nicht mitreisen können. Geistig sehen wir uns, nach der so gelungenen Anreise, schon auf einer etwas weniger strukturierten Rückreise. Wir müssen wohl ziemlich blöd aus der Wäsche schauen, denn der junge und gut aussehende SEABOURN-Purser Björn erbarmt sich unser und ruft sämtliche Port Authorities an, um anzufragen, ob wir SEABOURN-Erstlinge mit unseren Identity Cards einreisen dürfen: denn ansonsten könnte es wohl Probleme für die Company und das ganze Schiff geben.

Lissabon

Natürlich nimmt die Fragerei einige Zeit in Anspruch, dennoch sind wir gegen 16.45 Uhr zur Sicherheitsübung an Bord. Etwas verspätet können wir alle ablegen in Richtung Porto, der ersten Station auf unserer Reise. Nach der jüngst abgelaufenen Tragödie um die COSTA „Concordia“ ist die Teilnahme an der Rettungsübung für alle Passagiere (wirklich) verpflichtend – sogar mit Anwesenheitskontrolle. Alle, die nicht daran teilnehmen, erfahren sofort ihre „Disembarkation“ –, sagt der Kapitän: und schmeißt auch prompt ein älteres amerikanisches Ehepaar, das sich als Weiterreisende dieser Pflicht nachhaltig entziehen will, umgehend von Bord. Ein entsprechend geharnischter Zeitungsbericht in der amerikanischen Tagespresse wird uns wenige Tage später zur Kenntnis gebracht („SEABOURN kicks elderly passenger off board“).

SEABOURN „Sojourn“

SEABOURN-Suite

Wir beziehen unsere Veranda-Suite auf Deck 7, sehr geräumig mit etwa 40 m2, sehr elegant und großzügig eingerichtet; auf dem Wege eines Upgrades für Anfänger haben wir es von der ursprünglich gebuchten Kabine in diese höher gelegene, behindertengerechte Kabine geschafft – allein dank des Einsatzes unseres Reisebüros, ATLANTIK Seereisen. Ein phantastisches Marmorbadezimmer mit Doppelwaschtisch überrascht uns ebenso wie die komplett gefüllte – nach vorher abgefragten persönlichen Wünschen ausgestattete – Minibar. WLAN, Flachbildschirm und frischer Obstkorb sowie Blumenschmuck sind hier obligatorisch; allein der Schiebetüren-Schrank scheint von IKEA zu stammen, klemmt und hat leider einen 5 cm zu wenig tiefen Innenraum, so dass alle Jacketts – auch schräg gehängt – durch die Türen schnell in Mitleidenschaft gezogen werden. Täglich bleibt zudem ein Finger zwischen den Schiebetüren – dafür kann man mit dem Rollstuhl (auch einem „double-seater“) mit Vollgas am Schrank vorbeifahren.

Porto am Douro

Zur Farewell-Party gibt es Champagner à gogo: „Nicolas Feuillatte“, eine unserer Lieblingsmarken, die ebenso wie alle anderen Getränke (einschließlich verschiedener Weißbiere) im Reisepreis inkludiert ist. Unter den 450 Passagieren sind – optisch sofort erkennbar – um die 75 % Amerikaner, viele Briten und – ausnahmsweise auf dieser Cruise, da sie nach Hamburg geht – auch eine Gruppe von 60 Deutschen, einige Südamerikaner sowie ein paar Japaner; die ganze Reisetruppe sieht aber einigermaßen zivilisiert aus, wenn auch deutlich älter als jüngst zu beobachten z. B. auf der REGENT „Seven Seas“ im Mittelmeer. Kaum Rollatoren, wenige Krückstöcke, geschätztes Durchschnittsalter irgendwo zwischen 65 und 68 Jahren, wir bleiben „die Boys“.

Azulejos im Hauptbahnhof

Das Schiff ist knapp zwei Jahre alt, die Architektur sowie die Einrichtung sind durchwegs elegant-modern, alles sehr hell und großzügig und ausgestattet mit geschmackvoller moderner Kunst, die Betreuung erkennbar persönlicher und wirklich „attentive“: kein Wunder, denn es sind 350 Mitarbeiter an Bord, ein traumhaftes Passagier-/Mitarbeiter-Verhältnis, das ansonsten nur mehr im „Senioren-Wohnen“ bei unserer dementen Tante in der „24-Stunden-rundum-die-Uhr“-Betreuung angetroffen wird. Für uns bereits altersgerecht?

Interessant ist die Tatsache, dass es hier keinen Pursers Desk gibt. Das eigentliche „Zentrum“ des Schiffes ist der SEABOURN Square, ein Platz mit 24-Stunden-Service durch den Guest Relation- sowie den Tour-Office-Manager, die Library und den Cruise-Sales-Experten. Dort wird man auch jederzeit mit Kaffee und Kuchen, Snacks, Getränken und frischer Eiscreme sowie verschiedenen Sorbets verwöhnt.

Porto/Portugal

Das Frühstück wird uns im Restaurant serviert. Von uns zwei SEABOURN-Neulingen abgesehen sind nur eine Hand voll Gäste präsent. Wir erfahren von Robin, unserem netten (ost-)deutschen Waiter, dass die meisten Passagiere den Room-Service nutzen bzw. das „Colonnade“-Restaurant besuchen, da dort alles in Buffetform angeboten wird. Auch das „Colonnade“-Restaurant ist sehr edel eingerichtet und erinnert in keiner Weise an die Selbstbedienungsörtlichkeiten, genannt „Lido“, der CUNARD-Flotte. Daneben gibt es noch einen „Patio Grill“ mit amerikanischem BBQ , der jedoch nur bei schönem Wetter betrieben wird. Die Krönung ist das edle „Restaurant 2“, das man nur auf Vorbestellung reservieren kann („one reservation per passenger/cruise“).

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem SEABOURN-Shuttlebus ins Zentrum von Porto. Der weltberühmte Süßwein „Porto“ hat – wie wir hier erfahren – seinen Namen von dem Verladehafen bekommen, nicht umgekehrt. Nach dieser Logik müssten also die meisten deutschen Weine „Hamburg“ oder „Bremen“ heißen. Zur ersten Übersicht unternehmen wir eine kurze Stadtrundfahrt und enden schließlich am Rio Douro mit seinen zahlreichen Kneipen und Portweinkellern auf der anderen Uferseite. In der Sonne genießen wir ein Glas portugiesischen Weißwein und geräucherten Schinken.

Da der Schiffsaufenthalt nur bis 16 Uhr dauert, müssen wir auch schon wieder zurück zum Hafen fahren – leider ohne Portwein-Probe.

Beim Abendessen erfolgt die erste Kollision mit einem deutschen Ehepaar aus Hamburg am Nachbartisch. Der zurückhaltend freundliche, aber von uns durchaus bemessene Blickkontakt, der eigentlich unsererseits schon das Schlusssignal der Sozialisierungsbemühungen sein soll, wird gnadenlos zur vertieften Kontaktaufnahme genutzt und mit einer geschickten Volte verbunden: Im zweiten Satz wird von dem Ehepaar ganz nebenbei erwähnt: „Unser Sohn Haakon und sein Partner Thomas reisen auch sehr viel.“ Ein Kontakt-Trick, der (anderenorts) von uns sein könnte (nennen wir es: „Gays’ parents I“). Nach dem Dinner besuchen wir im „Grand Salon“ die Show der schiffseigenen „Singers and Dancers“-Truppe, die überraschenderweise von außergewöhnlichem Niveau ist – stimmen- wie darstellungsmäßig.

La Coruña/Spanien

Santiago de Compostela

Schwangere Madonna

Guten Morgen, La Coruña! Heute bestellen wir – für uns ungewöhnlich – das Frühstück in unsere Suite, da wir nach dem Andocken schon um 9 Uhr zu unserem Ausflug nach Santiago de Campostela aufbrechen, um die berühmte Kathedrale „St. James“ am Ende des Jakobswegs zu besuchen. Wir wollen dort doch wenigstens all die Fußkranken und Geplagten einmal in Augenschein nehmen, die sich da büßend und betend den ganzen langen Weg um die Fußlappen schlagen. Zum Frühstück gibt es die, aus der Heimat gewohnte, „Süddeutsche Zeitung“. Wir können auswählen zwischen nicht weniger als 58 deutschsprachigen Tageszeitungen (einschließlich des uns unbekannten „Plattlinger Boten“), und die jeweils gewünschten werden tagesaktuell ausgedruckt.

Nach einstündiger Busfahrt erreichen wir den herrlichen mittelalterlichen Ort mit der Kathedrale als Mittelpunkt. Unser Tour-Guide führt uns zuallererst durch die Kirche, denn gegen Mittag, wenn die Pilger alle ankommen (Tausende pro Tag), ist kaum mehr ein Durchkommen. Total beeindruckt von der Kirche, einer schwangeren Madonna in einem Seitenaltar und der wunderschönen Stadt, stärken wir uns mit einem Lunch im Parador „Reis Católicos“. Nach ein paar Stunden Freizeit mit nochmaligem Besuch von ausgewählten Teilen der weltberühmten Kirche steht auch schon wieder die Rückfahrt nach La Coruña, und damit zu unserem Kreuzfahrtschiff, an. Das Wetter wird im Lauf des Tages immer besser, und so können wir unseren Aufenthalt mit einem sonnigen Stadtspaziergang durch La Coruña abschließen, bevor wir in Richtung Irland auslaufen.

Rathaus von La Coruña

Türdetail in La Coruña

Das Abendessen mit ausgezeichnetem Chablis ist ein Highlight, nach all den Enttäuschungen auf den letzten Dampfern ein wahrlich berichtenswertes Ereignis. Auch die Küche der von uns am häufigsten frequentierten CUNARD-Schiffe erreicht das Niveau der Küche von Executive Chef Andrew Sabby nicht. Schön, dass es noch so lange hell ist am Abend – in der „Observation Bar“ mit herrlichem Blick und Sonnenuntergang genehmigen wir uns noch einen kleinen Schlummertrunk zu den Klängen des Pianisten Nick.

Eine recht gepflegte Amerikanerin – vormals „New York Times“-Korrespondentin, wie sie uns sehr schnell und ungefragt zu verstehen gibt – und ihr deutlich (noch) älterer Mann (Rechtsanwalt, pensioniert irgendwann in den frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts) sprechen uns an. Anmacher hier:

„Wir haben Sie an Land beobachtet, wie Sie sich schnell von der SEABOURN-Reisegruppe abgesetzt haben.“ Sie – so die weiterführende, von uns nicht abgefragte Selbstauskunft – würden auch immer eine eigene Limousine buchen. Das sei zudem auch billiger, wie die weit über 70-Jährige aus dem Internet erfahren haben will. Und – so flicht sie schnell noch ein – ihr Sohn und dessen Partner, ihr Schwiegersohn, leben in New York („Gays’ parents II“). So, so.

Der erste Seetag führt durch die bei allen Seefahrern dieser Welt berüchtigte Bay of Biscay – entsprechend herrscht auch dieses Mal wieder Seegang. Trotz Sonne und blauem Himmel ist es sehr kalt, so dass man die offenen Decks kaum besuchen kann. Der Tagesablauf gestaltet sich dessen ungeachtet sehr entspannt und erholsam mit ausgiebiger Zeitungslektüre, Siesta nach dem Lunch und einer interessanten Galley-Tour, dem Besuch der schiffseigenen Küchenanlage. Einer unserer Küchenmitbesucher hat vorsichtshalber einen Spuckbeutel („sickness bag“ oder „Sacchetto vomito“, wie der Italiener sagt, oder in der Sprache der Diplomaten: „Sac vomitoire“) für diese Küchen-Exkursion in die Hosentasche gesteckt, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Auffallend, aber nicht wirklich überraschend – überall in erster Reihe: Deutsche. Ihre allein von ihnen mal wieder für einschlägig gehaltene Expertise wird uns auch nicht lange vorenthalten.

Zum Cocktail vor dem Dinner im „Grand Salon“ erfahren wir Wissenswertes über die nächsten beiden Häfen von „Destination Guest Lecturer“ Richard Martin, überraschend kurzweilig, stolperfrei und informativ vorgetragen.

Als vergleichsweise ausgezeichnet kann das bordeigene Multimedia-Programm bewertet werden. Hier kann man auf dem Bildschirm in den Suiten neben dem „In-Suite Entertainment“ mit seinen zahlreichen Film- und Musikprogrammen auch sämtliche Informationen abrufen, z. B. den Kontostand des (wegen des Inklusiv-Konzeptes selten bemühten) Bordkontos oder die Messages vom bordeigenen E-Mail-Account, und die gesamte Weinliste und Menü-Speisenfolgen einsehen.

Cork/Irland

Ein Tag im irischen Cork, dafür angelandet im Hafen von Cobh. Frühstückstest in der Sonne auf der offenen Terrasse des Buffetrestaurants „Colonnade“: perfekt gemacht, das meiste wird freundlich serviert und die Auswahl ist mehr als überraschend.

Mit einem Vorortzug bummeln wir von der Hafenstadt Cobh (vormals Queenstown) nach Cork, dem „last port of call“ für die „Titanic“ im April 1912. Deren Untergang wird hier aktuell als Jahrhundertereignis gefeiert – britischer Humor! Klar, alle Passagiere dritter Klasse, die hier nicht mehr mitkamen, haben ja überlebt; sie dürften allerdings, von wenigen Ausnahmen abgesehen, heute auch nicht mehr durch Cork spazieren.

Ausfahrt von Cobh

Das Wetter ist prächtig – viel besser als erwartet, aber kalt. Nachdem wir mit der alten „Queen Elizabeth 2“ (CUNARDs legendärer QE2) im Jahr 2008 auf ihrer letzten Reise um die British Isles schon einmal hier waren, entfällt für uns das übliche touristische Besichtigungsprogramm und wir bummeln mehr oder weniger ziellos einen halben Tag durch die Stadt. Im „Farmers Cafe“ im English Market gibt es einen kleinen Lunch, und anschließend fahren wir mit dem Zug zurück nach Cobh. Am frühen Abend geht’s pünktlich raus aus dem Hafen, man hat den Eindruck, der Kapitän verweile noch etwas vor dem Schild „Last Port of call of Titanic“ und besinne sich dann doch, nordwärts zu fahren. Our last port, too?

Zum Abendessen wurden wir am Vortag schriftlich von der Cruise-Direktorin an deren Tisch eingeladen. Wir haben es offensichtlich mal wieder, auch als anonyme Erstlinge bei SEABOURN, aus uns nicht spontan einleuchtenden Gründen in die erste Reihe der VIPs geschafft. Ein klärendes Licht geht uns allerdings auf, als uns als Tisch-Mitstreiter von der Unterhaltungschefin ein sehr nettes Männer-Paar aus der Schweiz präsentiert wird (zwei SWISS-Saftschubsen, die sich vorstellen: „I am Maître d’ cabin und das ist mein Mitarbeiter“). Zu fünft nehmen wir – viel beobachtet von den „beloved fellow passengers“ – ein ausgezeichnetes Dinner ein, es fehlen nur noch die rosa Kerzen und die „gayflag“ auf dem „Prominenten“-Tisch. Dass sowohl das Essen als auch die Weine ausgezeichnet sind, muss nicht mehr erwähnt werden, die Präsentation stellt immer wieder das Vorangegangene in den Schatten.

Cobh Hafenansicht

Cork‘s „English Market“

„Gute Nacht“-Gruß

Jeden Abend erwartet uns zudem eine nette Überraschung auf dem Bett: heute Abend ein Papierschiffchen mit unseren Bordfotos, das auf der entsprechenden Streckenkarte des in jeder Kabine aufliegenden Weltatlas segelt: „Happy Sailing“! Diese Aufmerksamkeiten machen selbst das „zu-Bett-Gehen“ zu einem eigenen Erlebnis und einem weiteren „Wohlfühl-Faktor“ an Bord des SEABOURN-Schiffes.

Dublin/Irland

Wir wachen mit den üblichen, uns sehr vertrauten Hafengeräuschen auf. Pfeifen, Hupen, Reifenquietschen, Dieselmotoren, Portalkräne mit akustischer Rückwärtsfahrtwarnung – wir sind in Dublins Containerhafen gelandet: Scheußlicher geht’s kaum mehr, es fehlen nur noch duftende Müllcontainer in Riechweite. Mit dem Shuttle brauchen wir fast 30 Minuten in die Stadt, immer am River Liffey entlang, sehr schöne Gebäude allüberall zu sehen. Geld scheint lange genug dagewesen zu sein, allerdings ist die „Bank of England“ im Rohbau von der letzten Finanzkrise überrascht worden: als Betonskelett eine eindrucksvolle Warnung mitten in der Stadt.

Es regnet, abwechselnd nieselt es, dennoch versuchen wir einen ersten – sehr positiven – Eindruck von dieser Stadt mit rund 500.000 Einwohnern zu bekommen. Die viel zitierte irische Armut scheint hier noch nicht wirklich angekommen zu sein. Mittags gibt’s zum obligatorischen wie klebrigen Guinness Stout Beer Chips, Salat sowie Roastbeef-Sandwich im unvermeidbaren Pappweißbrot – Mutter England lässt grüßen.

Ein sehr schönes Kunstmuseum mit Contemporary Art, „Lane Municipal Gallery“, sowie „Dublin Writers Museum“ und einige interessante Profanbauten hinterlassen einen erinnernswerten Eindruck, bevor wir wieder an Bord kraxeln, um mit unserem Luxusgefährt verspätet in Richtung Invergordon/ Loch Ness zu segeln. „Invergordon, Edinburgh & Newcastle: Lairds & Kings“ heißt das Thema, das der Reiseexperte heute zum Apéro in dem „Grand Salon“ präsentiert.

„The Temple Bar“, Dublin

Der Starter des Abendmenus, ein mit Lauch gefüllter, frischer (!) Artischockenboden auf Pfifferlingen mit gerösteten Haselnüssen, verdient besondere Erwähnung. Mit drei Stunden Verspätung segeln wir letztlich dann doch noch in Richtung Schottland ab, während wir bereits längst beim „nightcap“ angekommen sind. Der Begriff muss angesichts des „all-inclusive-Konzepts“ hier wörtlich genommen werden: Mehr als eine dieser alkoholstarken Bomben geht nicht, sonst muss man einen Liegend-Transport zur Kabine bestellen. Die Barmitarbeiter und -tender freuen sich über diese dienstzeitverkürzende Cocktail-Mischtechnik.

Nachdem in der Nacht die Irish Sea und der North Channel genommen wurden, geht die Fahrt tagsüber durch den Kanal zwischen den portside gelegenen Inneren Hebriden und der starboardseitigen kargen Nordwestküste Schottlands. Die Temperaturen sind inzwischen weiter gesunken, die Gipfel der schottischen Highlands sind schneebedeckt und der zweite Seetag findet im Schiff statt, das dann doch schnell recht klein und übersichtlich wirkt (und wird).

„The Restaurant“

„Restaurant 2“

Das Vormittagsprogramm sieht eine „Cooking Demonstration“ mit dem SEABOURN-Chef vor. Zubereitet werden in diesem Anlernkurs für gehobene britische und amerikanische (!) Hausfrauen die Gerichte, die heute zum Dinner serviert werden: gebratene Foie gras auf Blackberry Pancake mit dunkler Schokoladenchilisauce, gegrillte Kalbsmedaillons mit geschmortem Kaninchen, Ossobuco-Ragout und Madeirajus sowie Hot Chocolate. Alles sehr raffiniert, allerdings sind die Mengenangaben in den überreichten Rezepten (zum Nachkochen) wohl eher aus dem Schiffskochbuch als für Normalhaushalte (so für den Saucenfond: 3 l Madeira, 3 l Rotwein, 12 l Kalbsfond, 300 g schwarze Pfefferkörner, 2,5 kg gemischte Pilze usw., alles vier Stunden leise auf ein Drittel reduzieren): Wir fühlen uns spontan an Loriots appetitanregendes Rezept „Nilpferd in Rotweinsauce“ erinnert.

Unser Lunch ist heute mal asiatisch mit Hot and Sour Soup und Sweet and Sour Pork. Alles sehr authentisch – in der Küche sind Köche sehr vieler Nationen vertreten. Nachmittags der obligatorische „4 o’clock tea“, heute mit Melodien des Bordorchesters. Und wir kommen ein weiteres Mal ins Staunen: „Billy W.“ lädt laut Tagesprogramm auch auf diesem Schiff täglich um 17 Uhr alle seine Freunde ein. Für uns war dieser Programmpunkt in den ersten Cruise-Jahren ebenso ein Rätsel wie (vermutlich) für viele unserer Leser. Dachten wir doch, dass Billy W. ein stinkreicher Amerikaner sei, der ständig nur auf Cruise-Schiffen unterwegs ist und dort seine Freunde um sich schart: Seine Omnipräsenz kam uns dann doch über die Jahre zunehmend nicht mehr ganz geheuer vor. Wir gingen deshalb diesem Dauer-Meeting auf den Grund: Es handelt sich bei den Freunden des polyglotten „Billy W.“ um Mitglieder der Anonymen Alkoholiker, die es ja in der Tat international gibt. Übrigens findet auf diesem Schiff das Treffen nicht, wie sinnigerweise auf den CUNARD-Schiffen, in einer (abgeschlossenen) Bar statt, sondern – wie es sich gehört – im staubtrockenen Conference Room auf Deck 5. Abends genießen wir dann brav, was uns am Vormittag vom Küchenchef und seinen Eleven vorgezaubert wurde.

Invergordon/Schottland

Die drei Stunden Verspätung seit Irland können nicht mehr eingeholt werden. So erreichen wir Invergordon, den Hafen der Hauptstadt der schottischen Highlands, Inverness, erst gegen Mittag: Der Hafen verdient keine Erwähnung.

Der Tag verspricht wunderschön zu werden, erstmals wieder ein sonniger und trockener Tag. Die erste Station unserer Tour ist das historische Schlachtfeld im Hochmoor von Culloden. In der Schlacht am 16. April 1746, die nur eine Stunde dauerte, wurde (für alle Zeiten) entschieden, dass der britische Thron von den Jakobiten nicht für einen Stuart-König des im Exil lebenden Prinzen Charles Edward Stuart zurückerobert werden konnte. Die königlichen englischen Truppen unter dem Herzog von Cumberland (der, wohl noch unter den Schlachterfahrungen stehend, später hinreichend Zeit hatte, die Cumberland-Sauce zu erfinden) haben den Sieg für sich entschieden. Ziemlich saublöde Idee, eine solche entscheidende Schlacht in ein Hochmoor zu verlegen, in der ersten Nacht haben sich die Jakobiten verlaufen und am Tag sind die meisten – übermüdet und hungrig – einfach im Moor steckengeblieben. Dort wurden sie dann erschossen oder erstochen. So gesehen geschieht’s den Stuarts irgendwie recht, dass sie nicht den englischen Thron zurückerobern konnten.

Schlachtfeld von Culloden

Cawdor Castle

„Welcome to Cawdor Castle“, so die Worte der Dowager Countess Angelika Cawdor. Hier soll Macbeth König Duncan ermordet haben, laut Shakespeare. Allerdings wurde das Schloss 400 Jahre nach dem berühmten Mord erst erbaut – schriftstellerische Freiheit. Ein wirklich wunderschönes Schloss und eine gepflegte Gartenanlage aus dem 13. Jahrhundert. Nach der Besichtigung der Privaträume im Turm des Schlosses setzen wir unsere Tour fort nach Fort George, das die erstaunliche Größe von 40 Fußballfeldern hat. Es dient seit dem Gemetzel im nahegelegenen Hochmoor den schottischen Truppen als Kaserne.

Letzter Stopp auf unserer Tagestour ist „Urquhart Castle“, südwestlich von Inverness gelegen, eine malerische Ruine aus dem 12. Jahrhundert mit Turm und Besucherterrasse, von der wir einen herrlichen Blick über Loch Ness haben, den schönsten See Schottlands mit seinen 36 km Länge. Naheliegenderweise versuchen auch wir vergeblich, „Nessie“, das sagenhafte Ungeheuer, zu erblicken; es müsste allerdings schon reichlich alt sein, denn es wurde 565 erstmals gesichtet. Pünktlich um 17 Uhr sind wir zurück zur Abfahrt in Richtung Edinburgh. Der wunderbare Ausflug mit Privatfahrer – im Internet von Deutschland aus organisiert – kostet zwar lumpige 200 £, die haben sich aber mehr als gelohnt. Wieder an Bord, gestehen wir uns allerdings gegenseitig erst ein, dass wir beide unabhängig voneinander von Beginn an den Eindruck hatten, dass der Fahrer ein Fan von schottischem Whisky zu sein scheint, der bekanntlicherweise am Morgen am besten schmeckt.

Loch Ness

Dudelsackbepfiffen gleiten wir aus dem kleinsten Hafen, den wir je gesehen haben, und verlassen die malerische, von Öltanks strotzende Kleinstadt Invergordon, von der unser Touristikführer ganz zu Recht sagt, man verlasse die Stadt am besten sofort, um die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu besuchen.

Edinburgh/Schottland

Wir verbringen einen wunderbaren Tag in und um Edinburgh. Nach der Anlandung in Leith, dem Hafen von Edinburgh, besichtigen wir die „Royal Yacht Britannia“, die dort seit einigen Jahren vor dem Ocean Cruise Terminal vertäut als Museum liegt. Bauzeitgleich mit uns beiden – aus dem Jahre 1953 – kann man ihr, wie wir subjektiverweise finden, die Jahre doch deutlicher ansehen als uns, vor allem im Hinblick auf die Technik. Noch krasser erscheint der Unterschied im Vergleich mit der Ausstattung moderner Cruise-Schiffe. Besonders beeindruckend, und daher erwähnenswert, erscheint uns, dass die Queen auf ihren Hunderten von Schiffsreisen immer einen Rolls Royce mitgenommen hat: Die Luxuskarosse musste jeweils mittels Kran aufs Schiff gehievt werden. Zur Verbringung in die schiffseigene „Garage“, in der das Nobelgefährt jetzt auch seine letzte Ruhe gefunden hat, mussten die Stoßstangen abmontiert werden. Erstaunlich, wie bescheiden die 250 Mann Besatzung inklusive Admiral und Offiziere untergebracht waren. Wer immer hier in die Gegend kommt, die „Royal Yacht Britannia“ sollte unbedingt besucht werden.

„Forth Rail Bridge” in Queensferry

Zum ersten Mal bekommen wir hier in Edinburgh übrigens ohne Ausweisvorlage unaufgefordert einen „Senior Citizen Boarding Pass“, eine ernüchternde Erfahrung. Den weiteren Tag werden wir von unserem privaten Tour-Guide Ross von „Black Kilt Tours“ in die Umgebung von Edinburgh entführt. Zunächst zu einem technischen Meisterwerk aus dem Jahre 1890, der „Forth Rail Bridge“ in Queensferry. Eine gigantische Stahlkonstruktion, die seit ihrer Fertigstellung ständig neu angestrichen wird. Es gibt hier in Schottland sogar das Sprichwort: „Es ist wie das Streichen der Forth Rail Bridge“, für eine nicht enden wollende Tätigkeit. Die nächste Station ist „Rosslyn Chapel“ von 1484. Die Bauzeit des im Jahr 1446 von Sir William St. Clair als „Collegiate Chapel of St. Matthew“ errichteten Gotteshauses betrug fast 40 Jahre und endete erst mit seinem Tod. „Rosslyn Chapel“ hat turbulente Zeiten hinter sich. Zunächst ergriffen protestantische Reformer Besitz, 1592 wurden die Altäre zerstört und die Kapelle begann mehr und mehr zu verfallen. Die Familie St. Clair begann im 19. Jahrhundert mit der Wiederherstellung der Kirche. Die derzeitige Renovierung soll rund 13 Millionen britische Pfund kosten. Es ranken sich zahllose Theorien, Mythen und Legenden um die Kapelle, u. a. soll auch das Geheimnis des „Da Vinci-Codes“ hier vergraben sein.

„Edinburgh Salisbury Crags“

H. M. Yacht „Britannia“

Offizierskabine an Bord der „Britannia“