GUDRUN GÖRLITZ

Selbsthilfe bei Depressionen

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Umschlag: Weiß-Freiburg GmbH – Graphik & Buchgestaltung

Titelbild: © Lugat – photocase

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-86054-2

E-Book: ISBN 978-3-608-10141-6

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20004-1

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Vorwort

Teil IDem Positiven Beachtung schenken – wieder gesund werden

1.Eine positive und gesunde Lebensbasis schaffen

Übungsblatt: Gesundheitsprofil

Übung: Stressanalyse

Maßnahmen zur Stressbewältigung

2.Lieber positiv aktiv als passiv depressiv! Ein Patientenbericht

Wohlfühlinseln

Teil IIWas ist eine Depression? Merkmale und »Erste Hilfe«

1.Niedergeschlagenheit – Traurigkeit – Melancholie oder Depression?

Übungsblatt: Basisgefühle

2.Ich bin nicht allein – eine Information zu einer weitverbreiteten Erkrankung

Selbsttest: »Habe ich eine Depression?«

3.Erscheinungsformen von Depressionen

Übung: Den Teufelskreis durchbrechen

Übung: Sofortmaßnahmen am Morgen – 25 Möglichkeiten, den Teufelskreis zu durchbrechen

4.Entstehung und Ursachen von Depressionen –Risiko- und Schutzfaktoren

Übung: Ursachen-Lösungs-Mosaik

5.Die hilfreiche Seite einer Depression

Übung: Ermutigung statt Entmutigung

6.Positiver Umgang mit dem Partner, der Familie und Freunden

Übung: Grübelstuhl

Übung: Energiekuchen

7.Antworten auf drängende Fragen, die Ihnen vielleicht auf der Seele liegen

Teil IIIPsychotherapie bei Depressionen – Vorgehensweise und Selbsthilfeübungen

1.Wie können die Methoden der Verhaltenstherapie helfen?

Übungsblatt: Selbstbeobachtungsliste

Ziele und Behandlungsbausteine

Die Erlebnisebenen des Menschen

2.Wege aus der Depression – Übungen zur Selbsthilfe

Übung: In 10 Wochen kann es mir besser gehen

Selbstbelohnungstabelle

Übung: Probleme lösen in 6 Schritten

Erfreuliche Aktivitäten

Übung: Positive Verstärkerliste

Wohlbefindlichkeitsprofil

Anleitung zum Genießen

3.Positives statt negatives Denken – Positiver Selbstwert

Lieber positive (richtige) als belastende (falsche) Gedanken

Übung: Zwei-Spalten-Technik

Übung: Hilfreiche Gedanken automatisieren

4.Den Selbstwert stärken

Übung: Reise zu den Stärken

Übung: Der innere Helfer

Übung: Grübeleien in positive Selbstwertüberzeugungen verwandeln

Übung: Sieben Säulen

Übung: Ressourcen erforschen

Übung: Autosuggestion zur Selbstakzeptanz

Übung: Therapeutisches Schreiben

Therapeutische Briefe

5.Zum Schluss

Lebensstufen

Hinweise für Angehörige und Freunde

Übung: Umgang mit Gefühlsauswirkungen der Depression – Formulierungshilfen für Partner und Freunde

Merkzettel für Angehörige

Rückkehr in ein normales Leben – Patientenbericht: Einblick in meine persönliche Weiterentwicklung, für Therapieanfänger

Danke!

Alphabetisches Verzeichnis der Übungen, Informationen und Übungsblätter

Literatur

 

Vorwort

Jede Begegnung mit Menschen, mit jüngeren oder älteren Patienten, mit Kindern und Jugendlichen lassen mich immer wieder staunen über die vielfältigen – jedoch manchmal verschütteten – Möglichkeiten, die häufig schon bei den ersten Kontakten für einen Psychotherapeuten sichtbar werden.

Gerade bei depressiven Menschen, die vorübergehend vielleicht den Zugang zu ihrer Einzigartigkeit und Vielfältigkeit, zu ihren Begabungen und Selbsthilfemöglichkeiten verloren haben, wird die Freude an meinem Beruf in besonderem Maße geweckt. Wie ein Forscherteam gehen wir – Patient und Therapeut – gemeinsam auf die Suche nach den Ursachen und dem möglichen Sinn der Depression, nach allem Positiven und den Stärken, die zur Heilung genutzt werden können, nach den Selbsthilfemöglichkeiten und dem persönlichen Lebensziel und Lebenssinn. Wir suchen und finden neue Herausforderungen und Aktivitäten, die wieder Energie und Lebensfreude bringen, um Niedergeschlagenheit, Lethargie oder Passivität zu überwinden.

Wir durchleuchten nicht nur den Menschen, sondern auch seine Lebenssituation sowie das Schöne und Positive der einzelnen Lebenstage, im Hier und Jetzt, in der Zukunft und an jedem Tag neu, gemäß den folgenden Lebensbetrachtungen von Friedrich Hölderlin:

Lebensbetrachtung

Wie mit den Lebenszeiten,

so ist es auch mit den Tagen

keiner ist uns gut genug

keiner ist ganz schön

und jeder hat, wo nicht seine Plage,

doch seine Unvollkommenheiten,

aber rechne sie zusammen,

so kommt eine Summe von Freude

und Leben heraus.

In diesem Sinne wurde das vorliegende Buch zur einfachen und praktischen Umsetzung in erster Linie für Betroffene geschrieben. Es kann jedoch auch jederzeit von Therapeuten zur Anleitung im Sinne von »Hilfe zur Selbsthilfe« verwendet werden.

In den vergangenen Jahren werden Depressionen zunehmend entstigmatisiert. Die zwischenzeitliche Veröffentlichung über die schweren Depressionen berühmter Persönlichkeiten war hier sicherlich auch von besonderer Bedeutung. Dies alles trägt erfreulicherweise dazu bei, dass sich Menschen mit einer depressiven Erkrankung mit weniger Scheu mitteilen, sich informieren, Selbsthilfemaßnahmen ergreifen und sich Hilfe suchen. Dazu möchte ich auch weiterhin alle Betroffenen und Angehörigen mit dem vorliegenden Buch ermuntern.

Augsburg, im September 2020

Gudrun Görlitz

Teil I

Dem Positiven Beachtung schenken – wieder gesund werden

Das vorliegende Buch wird Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, dabei behilflich sein, den positiven Seiten Ihres Lebens und Ihres Alltags wieder mehr Beachtung zu schenken und sich dadurch wohler und energievoller fühlen zu können.

Menschen, die unter gedrückter, trauriger, niedergeschlagener, schwermütiger oder depressiver Stimmung leiden, kennen häufig folgende Gefühlszustände:

Wenn Sie auch zu den Menschen gehören, die sich immer wieder einmal über einen längeren Zeitraum, das heißt länger als etwa zwei Wochen, wie oben beschrieben fühlen und erleben, dann wird das vorliegende Buch auch Ihnen vielleicht helfen können, den Teufelskreis negativer Gedanken, passiven Rückzugs, unangenehmer Gefühle und Körperempfindungen – durch verschiedene positive Gegenmaßnahmen – zu durchbrechen, um wieder gesund zu werden. Wie viele Beispiele aus meiner Praxis gezeigt haben, ist Veränderung zum Positiven in dem einen oder anderen Bereich fast allen Menschen möglich.

Sie können

Der Aufbau eines positiven Lebensgefühls, als Weg aus der Depression, geschieht vor allem in drei wichtigen Bereichen:

  1. Positive und hilfreiche Gedanken einüben
  2. Positive Aktivitäten aufbauen
  3. Positives Selbstwertgefühl stärken.

Das Schaubild veranschaulicht, wie durch den Ausbau dieser drei Bereiche – die sich auch gegenseitig stärken – wieder ein stabileres und positiveres inneres Ich entstehen kann.

Mithilfe dieses Buches können Sie außerdem herausfinden, unter welcher Art von depressiver Verstimmung oder Depression Sie – oder Ihnen nahestehende Menschen – leiden.

Sie finden eine Anleitung zur Selbsthilfe und Hinweise für die richtigen psychotherapeutischen und verhaltenstherapeutischen Behandlungsmethoden.

Und Sie finden viele Übungen, die Sie ausprobieren können, um dem Teufelskreis der Traurigkeit die Grundlage zu entziehen.

1.Eine positive und gesunde Lebensbasis schaffen

Die gesunde Lebensbasis ist wichtig

Als ersten Schritt möchte ich Ihnen und allen Menschen, die sich um ihre Stimmung Sorgen machen, empfehlen, zunächst für eine gesunde Lebensbasis zu sorgen. Dies ist der erste Schritt, um wieder auf die positive Seite des Lebens zu kommen. Hierzu können Sie das Gesundheitsprofil auf Seite 14 zur Selbsteinschätzung benutzen.

Besonders in depressiven Phasen erfordern die Grundbedürfnisse Ernährung, Bewegung und Sport sowie Schlaf und Entspannung besondere Beachtung. Es ist dadurch möglich, Kontrolle über das eigene Wohlbefinden zu erhalten. In diesem Buch werden Sie hierfür zahlreiche Anregungen finden. Hier einige Einstiegstipps zu den genannten Bereichen:

  • Achten Sie auf gesunde Ernährung

Sie benötigen ausreichend Vitamine und Mineralstoffe. Es ist gut belegt, dass sich der Verzehr von Fisch, ballaststoffreicher und kohlehydratreicher Kost (Kartoffeln, Nudeln, Brot, Müsli), ausreichend Obst und Gemüse positiv auf die Gesundheit auswirken.

Durch einseitige Ernährung und Krankheiten kann es zu einer zu geringen Aufnahme dieser Stoffe kommen. Eiweißdiäten können depressive Stimmungen auslösen. Dies kann sich dann ungünstig auf den Hirnstoffwechsel, die Konzentration und die Stimmungslage auswirken. Meiden Sie nach 17 Uhr koffeinhaltige Getränke und nehmen Sie nur wenig oder keinen Alkohol oder andere Genussmittel zu sich.

Gesundheitsprofil

Hier können Sie Ihr persönliches Gesundheitsprofil erstellen, indem Sie die Gesamtzufriedenheit der einzelnen Bereiche ankreuzen und die Kreuze miteinander verbinden.

(0 = große Unzufriedenheit, 50 = durchschnittlich, 100 = optimale Zufriedenheit)

    0  10  20  30  40  50  60  70  80  90 100
Ernährung                      
Körperliche Aktivitäten                      
Schlaf/Entspannung                      
Soziale Kontakte                      
Interessen u. Hobbys                      
Familiäre Beziehungen                      
Wohnsituation                      
Selbstwertstärkung                      
Positives Denken                      
Persönliche Ziele                      
Arbeitssituation                      
Gesunder Umgang mit Gefühlen                      
Positive Lebenseinstellung                      

(Auswertung: Die Bereiche unter 40 sollten Sie dringend fördern. Mit Bewertungen zwischen 40 und 60 können Sie zwar durchschnittlich zufrieden sein, wenn es Ihnen jedoch gelingt, möglichst alle Bereiche so auszubauen, dass Sie zwischen 60 und 100 liegen, wird sich Ihr Wohlbefinden deutlich steigern.)

Bitte schreiben Sie nun Ihre wichtigsten Veränderungsziele für das kommende Jahr auf:

  • Machen Sie regelmäßig Sport

Bewegen Sie sich möglichst viel und machen Sie Sport (Puls für mindestens 15 Minuten zwischen 120 und 140). Sport wirkt antidepressiv, stabilisiert den Kreislauf und vermindert das Krankheitsrisiko. Sport hat eine positive Wirkung auf die Stimmung, stärkt das Selbstwertgefühl und das Wohlbefinden. Sie werden in diesem Buch hierfür noch zahlreiche Anregungen finden.

  • Entwickeln Sie gesunde Schlafgewohnheiten

Achten Sie auf ausreichenden Schlaf, aber begrenzen Sie Ihre Schlafgewohnheiten auf etwa 8 Stunden, bezogen auf den gesamten Tag. Achten Sie auf ein kühles und sauerstoffreiches Klima im Schlafzimmer. Gewöhnen Sie sich feste Zeiten an, die Sie möglichst auch am Wochenende einhalten (z. B. von 23 Uhr bis 7 Uhr, ohne Nickerchen tagsüber – in diesem Fall würden sich die Schlafenszeiten in der Nacht verkürzen). Schlafbegrenzung erhöht die Schlaftiefe und den Erholungswert des Schlafs (vgl. auch Nikelewski, 2008; Hautzinger, 2006).

  • Halten Sie die Balance zwischen Stress und Entspannung

Erkennen Sie rechtzeitig Ihre persönlichen Stressoren und versuchen Sie, Positives dagegenzuhalten. Da Stress krank und depressiv machen kann, ist es wichtig, sich seine Stressoren bewusst zu machen. Aus einem für Studenten entwickelten Fragebogen habe ich beispielhaft folgende mögliche Stressoren, bezogen auf einschneidende Lebensereignisse, ausgewählt:

Belastungstabelle Nr. 1

Ereignis – Stressoren Stresswert
Tod eines Familienmitgliedes 100
Tod eines engen Freundes 73
Scheidung der Eltern 65
Größere eigene Verletzung oder Erkrankung 63
Entlassung 50
Tief greifende Auseinandersetzung mit
einem engen Freund
40
Ärger mit den Eltern 39
Veränderungen der Lebensbedingungen 31
Veränderungen der Schlafgewohnheiten 29
Veränderungen der sozialen Gewohnheiten 29
Dauernder Ärger mit dem Auto 26
Kleinere Verkehrsverstöße 20

(siehe Gerrig & Zimbardo, 2008, S. 474)

Übung

Stressanalyse

Ein Ereignis, das negativ und außerdem unkontrollierbar, unvorhersehbar oder mehrdeutig ist, erzeugt besonders viel Stress (Gerrig & Zimbardo, S. 475). Je nach Bewältigungsmöglichkeiten der Person und der Fähigkeit zur inneren Gelassenheit werden Stressauslöser auch unterschiedlich bewertet.

Sie können als kleinen Test versuchen, Ihre eigenen Belastungen und Stressoren zu ergänzen und von 0 bis 100 selbst zu bewerten. Legen Sie dann Ihren eigenen maximalen Stresswert fest. Weitere Stressoren, die Sie berücksichtigen können, sind:

Belastungstabelle Nr. 2

Ereignisse – Belastungen und Alltagsprobleme Stresswert
Ärger in der Arbeit  
Beruflicher Wechsel  
Dauerlärm  
Finanzielle Sorgen  
Geburt  
Geschäftliche Umstrukturierung  
Häufige, auch urlaubsbedingte Ortswechsel  
Keine Pausen  
Konflikte mit Nachbarn oder Bekannten  
Lange Autofahrten  
Mangelnde Rückzugsmöglichkeiten  
Partnerschaftsprobleme  
Prüfungen  
Ruhestand  
Schwangerschaft  
Ständiges »sich Sorgen machen«  
Trennung vom Partner  
Überstunden  
Umzug  
Zeitdruck  
   
   

Wenn Sie aus Tabelle 1 und Tabelle 2 zusammen mehr als 5 Stressoren gleichzeitig haben, die Sie über 50 einschätzen, sollten Sie dringend Ihre Belastungen reduzieren und mehr Erfreuliches einplanen.

Berücksichtigen Sie bei Ihren Belastungen auch, inwieweit Sie, wie viele Menschen, sich dem gesellschaftlichen Druck unterwerfen, immer schneller, fehlerfreier und perfekter, alles unter einen Hut bringen wollen und sich damit selbst erschöpfen. (s. a. »Das erschöpfte Selbst« von Ehrenberg 2008)

Die meisten Belastungen und Stressoren sind jedoch nur vorübergehend, die Bewertung individuell unterschiedlich. Allerdings addieren sich zu den oben genannten Stressoren noch mögliche

Alltagsprobleme:

Vielleicht haben Sie Ihren Schlüssel verlegt, etwas verloren, ein schwieriges Telefongespräch geführt, einen Wunsch nicht geäußert, oder es haben Ihnen Zahnschmerzen, eine Fahrradpanne oder eine kritische Äußerung die Laune verdorben.

Dauerhafte Belastungen können krank machen

Meist werden diese Stressoren durch positive, erfreuliche Erlebnisse neutralisiert. Dies können Sie für sich z. B. mit den Übungen Wohlfühlinseln, Positive Verstärkerliste und Energiekuchen in diesem Buch überprüfen. Hält sich jedoch Positives und Negatives nicht langfristig die Waage, so können chronische Stressoren und zusätzliche dauerhafte Alltagsbelastungen körperlich und seelisch krank machen. Wenn Ihr Stresswert zu hoch ist, kann die Dauerausschüttung von Stresshormonen zu einem chronischen Erschöpfungszustand führen.

In der Verhaltenstherapie wurden verschiedene Stressbewältigungstrainings entwickelt. Die folgenden Maßnahmen zur Stressbewältigung sowie das Problemlösetraining in diesem Buch sind wichtige Bestandteile (s. a. Gerrig & Zimbardo, S. 471, S. 485).

  • Positiver Stress – Eustress

Die positive Psychologie ist eine relativ neue wichtige Richtung in der Wissenschaft. Ihr Ziel ist es, Menschen zu helfen, ein erfülltes Leben zu führen. Sie beschäftigt sich deshalb auch mit den positiven Seiten von negativem Stress (auch Disstress genannt) sowie dem sogenannten Eustress (z. B. einen Wettkampf zu gewinnen).

Auch die Bewältigung einer Depression bringt viele positive Erfahrungen mit sich. Diese können Sie ebenfalls in diesem Buch unter der Überschrift »Die hilfreiche Seite der Depression« (S. 43) nachlesen.

Maßnahmen zur Stressbewältigung

Kurzfristige Strategien:

  • Lenken Sie Ihre Wahrnehmung auf andere, positive Themen um und beschäftigen Sie sich mit hilfreichen Gedanken und positiven Selbstwertüberzeugungen. (s. S. 99  118)
  • Entspannen Sie sich, oder greifen Sie zu den Sofortmaßnahmen am Morgen. (s. S. 38)
  • Führen Sie beruhigende Selbstgespräche oder wenden Sie die Zweispaltentechnik (s. S. 102) an oder die Übung Ermutigung. (s. S. 44)
  • Bauen Sie den Stress durch körperliche Aktivitäten ab.

Den Stress, den sie gerade noch aushalten kann, stellte meine Patientin im folgenden Bild dar.

»Würde jede einzelne meiner Belastungen über 50 steigen, so würde ich unter dieser Last zusammenbrechen.«

Langfristige Maßnahmen:

  • Üben Sie Ihre hilfreichen und positiven Gedanken ein.
  • Pflegen Sie Ihre Kontakte und tauschen Sie sich aus.
  • Machen Sie ein Problemlösetraining.
  • Erlernen Sie eine für Sie passende Entspannungsmethode.
  • Machen Sie sich Tagespläne und teilen Sie Ihre Zeit gut ein.
  • Erweitern Sie Ihre erfreulichen Aktivitäten.

Wenn das Leben aus zu viel »Müssensollen« besteht, kann sich der Stresspegel ebenfalls erhöhen. Achten Sie deshalb auch auf ein Gleichgewicht von Pflichten und Freiräumen – so wie der unbekannte Verfasser des folgenden Gedichts, das meine Freundin, Gabi Gurk, in der Berliner U-Bahn entdeckt hat:

Vom »Wollendürfen«

Also,

wenn ich nur darf, wenn ich soll,

aber nie kann, wenn ich will,

dann mag ich auch nicht, wenn ich muss;

wenn ich aber darf, wenn ich will,

dann mag ich auch, wenn ich soll,

und dann kann ich auch, wenn ich muss.

Denn schließlich:

Die können sollen, müssen wollen dürfen

2.Lieber positiv aktiv als passiv depressiv! Ein Patientenbericht

Beispiel

»Wie schwer war es doch für mich noch vor einem Jahr, zu Ihnen zu kommen, und meine Gewohnheit, mich ins Bett zu verkriechen, zu überwinden. Es erschien mir damals nahezu unmöglich, mich körperlich und sozial zu aktivieren. Woher sollte ich die Energie nehmen? Meine Gedanken kreisten nur in Negativ-Spiralen: ›Ich bin nutzlos, ich kann nichts, ich bin schuld, ich bin wertlos, alle anderen sind besser als ich …‹ Ich habe schließlich durch meine Psychotherapie erfahren, dass mir die verhaltenstherapeutischen Methoden, kombiniert mit meinen Fähigkeiten und Disziplin, von Woche zu Woche aus meiner Passivität und depressiven Stimmung einen Schritt weiterhelfen konnten.

AktivitätenSelbstwertgefühl