Auflage 1/ April 2019
Assira-Verlag Offenbach
Coverbild: 123rf, Suryadi Djasman Kartodiwiryo
Covergestaltung: Andrea Mohamed
Hamroune
Herstellung und Vertrieb:
Books on Demand GmbH, Noderstedt
ISBN: 978-3-7494-7295-6
Ich bin eine Mutter und Muslima und richtig wissen, was für Kinder wichtig ist, wenn sie den Islam kennenlernen wollen, tu ich nicht.
Der Islam ist groß und eigentlich ist ein Kind immer das, was die Eltern auch sind. Man ist so geboren oder wird erst ein Gläubiger; einer, der sich aufmacht, um sich zu überzeugen oder überzeugen zu lassen oder jemand, der egal was man ihm erzählt, ein Ungläubiger oder Gottloser bleibt.
Was auch immer: Wir alle sind Menschen und das Wichtigste, was uns der Prophet Muhammad, Friede und Segen auf ihn, mitgegeben hat, ist, dass man entweder überzeugt (ist) oder nicht. Nicht jeder kann Muslim sein, auch nicht, wenn die Eltern überzeugt sind an das Richtige zu glauben und das Richtige zu machen.
Ich möchte mir und Euch die Frage stellen, was am wichtigsten ist, um den Islam kennenzulernen, wenn man noch klein ist.
Als Kind sieht man die Mutter mit Kopftuch rumlaufen, den Vater beten und in die Moschee gehen. Man bekommt einige Dinge verboten, die von wo auch immer ihr Gesetz haben.
Woher kommen die Gesetze und wer hat sie gemacht?
Was ist der Quran und was ist eine Moschee?
An was glaubt ein Muslim?
Was ist ein Gottesdienst oder welche Gottesdienste gibt es?
Wer war der Prophet Muhammad, Friede und Segen auf ihn?
Muslim oder nicht Muslim? Was sind die Voraussetzungen, um wirklich den Islam annehmen zu können?
Diese zwei Worte gehören zusammen. Islam bedeutet Gottergebenheit und ein Muslim ist jemand, der sich Gott unterwirft. Es gibt nur einen Gott.
Wenn mein Kind fünf Jahre alt ist und ich sage ihm, er ist Muslim, ist er der gleiche Held, als wenn ich zu ihm sage, er ist Feuerwehrmann. Eltern machen aus Kindern das, was sie gerne in ihm sehen. Zweifellos ist jeder mit dem natürlichen Glauben an den einzigen Gott geboren, jedoch diese Überzeugung zu halten, bedarf es einem Weg der Aufnahme von Wissen. Glauben muss gleichbedeutend sein mit Überzeugung.
Ein Kind, das niemals selbst entschieden hat, redet das, was die Eltern sagen, nach. Erziehung ist Überzeugung und das Leben, so wie man sich bewegt und was man macht. Das Glaubensbekenntnis kann ich auch als Kind sagen, jedoch muss es, um gültig sein, islamisch reif sein. Das bedeutet, es hat das Pubertätsalter erreicht, ist geistig gesund und kennt den Islam.
Das ist der Ort, wo die Kinder hin müssen, wenn sie zur Arabischen-Schule geschickt werden. In der Moschee wird den Kindern Arabisch Lesen und Schreiben beigebracht, nur keine Grundlagen über das Wissen in der Religion. Obwohl die Prophetengeschichten sehr interessant sind, die Feste der Muslime, die Gottesdienste und die Glaubensgrundlagen.
Wenn die Medien also davon berichten, dass die Kinder in einer Moschee salafistisch erzogen werden, dann ist das Übel die falsche Berichterstattung aber nicht der Unterricht in einer Moschee.
Den Quran auswendig zu lernen und ihn zu rezitieren, das machen die Kinder. Es geht nur darum, ihn runterzuleiern, auch bei arabischen Kindern ist es so, auch wenn sie die Sprache verstehen.
Der Quran ist nicht ganz so einfach und nur weil man einen Satz verstanden hat als Text, bedeutet es noch lange nicht den Hintergrund zu kennen, warum die Offenbarung herabgesandt wurde und wann. Gesetze, Glaubensgrundlagen, das Leben nach dem Tod, das Diesseits, Prophetengeschichten und und und.
Ich bin der Meinung, dass man Salaf(ismus) immer wieder neu erklären muss, da dieses Wort nur dafür erfunden wurde, um aus Muslimen ein Feind des normalen Daseins zu machen.
Die Salaf waren die Vorfahren, die uns die Sunna des Propheten mittels Hadithen übermittelt haben. Es waren die Helfer oder die Auswanderer1. Die Sunna ist das, was der Prophet gemacht, gesagt oder wozu er geschwiegen hat,- die zweite Rechtsquelle des Islams. Die erste Quelle ist der Quran.
Es gibt kein Muslim der Welt, der sich auf andere Quellen bezieht. Diese Quellen sind dazu da, um uns den Weg der Rechtleitung anzuzeigen. Was man darf, was verboten ist, was nicht gern gesehen wird und auch das, wofür man bestraft wird.
Nun, wir gehen also in die Moschee. Es ist Samstag oder irgendein anderer Tag in der Woche. Die Kinder gehen los, haben normale Kleidung an. Man muss sich nicht besonders schick machen, um in die Moschee zu gehen, nur sauber sein müssen die Sachen und man selbst sollte gut riechen. Möglichst nach guter Seife und ohne vorher Knoblauch oder Zwiebeln gegessen zu haben.
Bei den Kindern ist es nicht so wie bei den Erwachsenen. Kinder werden gemeinsam unterrichtet von einer Lehrerin meistens. Bei den Erwachsenen ist es der Imam. Die Männer sitzen im Hauptgebetsraum und die Frauen haben ihren Bereich. Ich hab mich das erste Mal, als ich in eine Moschee wollte, geschämt, da ich nicht wusste durch welche Tür ich musste, denn es gibt kein Schild vorne dran, ob für die Frau oder den Mann. Das Ganze erinnerte mich an Toilette und daher wurde es mir unangenehm. Aber zum Glück kommen noch mehr Frauen und wenn es die falsche Tür ist, wird man da hingeleitet, wo man hin muss. Also das ganz normale Leben, ohne Zirkus. Wenn man reingehen will, also durch die Tür kommt, sagte man Bismilillah (im Namen Allahs), und zieht sich die Schuhe aus. Allerdings werden das die Kinder nicht machen, da sie zum Unterricht gehen und nicht zum Gebet.
Kinder haben eine andere Vorstellung von Orten, Sein oder nicht Sein. Die gehen in die Moschee, als ob sie in ein Jugendzentrum gehen und das Wichtigste ist nicht das, was die Lehrerin sagt oder die Hausaufgaben, sondern eher, was der Nachbar macht oder wie man sich in der Pause mit Flaschen beworfen hat. Ganz besonders wichtig sind auch die Brote, die man gekauft bekommt.
Da nun meine Kinder Deutsche sind und auch nur Deutsch sprechen, verstehen sie die Lehrerin nicht, nicht, was geschrieben wird und Schreiben ist eher malen. Besonders, da es von rechts nach links ist, kommen sie durcheinander und fangen an, ihren Namen andersrum zu schreiben. Nicht so wie wir, von links nach rechts.
Egal wie lange die Kinder dort zur Schule gingen, es kam nie was bei raus, aber hin mussten sie.
- So viel zum Thema Salafismus, Islamismus und Radikalisierung.
Ich gehe davon aus, dass die Kinder, wenn sie in der Regelschule Ethik haben, mehr über die Religion des Islams lernen als je in einer Moschee. Damit haben wir eine schlechte Konstellation.
Gut wäre, wenn alle Kinder etwas über den Islam erfahren und die Kinder, die in die Moschee gehen, auch dort unterrichtet werden. Nur gibt es keine ausgebildeten Lehrer, weder in der Schule noch in der Moschee, geschweige denn Lehrmaterial.
Bei den Erwachsenen ist es etwas anders. Da in den Moscheen Unterrichte abgehalten werden, geht es nicht nur um Glaubensinhalte und Gottesdienste, sondern auch darum, was ein Muslim in bestimmten Situationen tun muss. Das bedeutet, es werden schariale Themen unterrichtet, die aber nichts mit Radikalisierung zu tun haben, sondern eher als die Aufnahme oder Weitergabe des Kulturverständnisses der Gläubigen sind. Das kann z.B. sein, wie man islamisch heiratet und sich einen Ehepartner sucht, oder was dafür notwendig ist, um rechtmäßig verheiratet zu sein.
Aber ich möchte weiter gehen in meinem Rundgang.
Ich komme nun in den Hauptgebetsraum, dahin, wo die Männer beten und sehe vorne im Raum eine Gebetsnische (arab. Mihrab). In dieser Gebetsnische ruft der Muezzin den Gebetsruf aus und der Imam betet an dieser Stelle später den Gläubigen vor.2 Ein Imam ist ein Vorbeter und ein Gelehrter. Das Mihrab ist in Richtung Mekka ausgerichtet, dahin, wo die Kaaba steht3.
Der erste Gebetsrufer war ein Mann namens Bilal ibn Rabah. Er war ein Sklave und wurde von Abu Bakr in der mekkanischen Zeit freigekauft, nachdem er sah, dass Bilal einen schwarzen Stein auf den Bauch gelegt bekam. Er rief : „Einer, Einer!“ Sein Herr Umayya wollte ihn bestrafen, da er Muslime hasste und ihm dem Glauben austreiben wollte. In der Schlacht von Badr tötete Bilal Umayya.
Nach der Auswanderung, als die Prophetenmoschee schon fertig war, beriet man sich, wie man zum Gebet rufen sollte.
Abdullah Ibn Zaid hatte einen Traum, in dem man die Worte des Gebetsrufes fand. Der ehemalige Sklave Bilal bekam die große Ehre als Gebetsrufer den Gebetsruf auszurufen.
Bilal rief von einem hohen Haus, nahe der Moschee des Propheten:
Allahu Akbar (Allah ist am Größten 4x)
Aschhadu an la ilaha illa Allah
(Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah 2x)
Aschahadu anna Muhammadan rasulullah
(Ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist 2x)
Hayya alas Salat (komm her zum Gebet 2x)
Hayya alal Falah (komm her zum Erfolg 2x)
Allahu Akbar (Allah ist am Größten 2x)
la illaha illa Allah (es gibt keinen Gott außer Allah)
Zum Frühgebet fügte er noch an den Schluss: Al salatu chairun minan Naum (Das Gebet ist besser als der Schlaf)
Nicht immer hat man in Richtung Kaaba gebetet. Bevor man dazu kam, übrigens war es durch eine Offenbarung, betete man ich Richtung Jerusalem.
„Jeder hat eine Richtung, der er sich (in
seinen Gebeten) zuwendet. So wetteifert miteinander in guten Werken. Wo immer
ihr auch seid, Gott wird euch allesamt
herbeiführen (am Tag des Gerichts);
wahrlich, Gott hat Macht über alle
Dinge. Und von wo du auch herkommst
(um zu beten), wende dein Gesicht in
Richtung der geschützten
Gebetsstätte (der heiligen Moschee in
Mekka); denn dies ist gewiss die Wahrheit
von deinem Herrn.
Und Gott ist dessen nicht achtlos, was ihr
tut.”
(Quran 2:148-149)
„Und so machten Wir euch wahren
Gläubigen an den islamischen
Monotheismus, auf dass ihr Zeugen seiet
über die Menschen und auf dass der
Gesandte Zeuge sei über euch. Und Wir
haben die Qibla (nach Jerusalem), nach
der du dich bisher gerichtet hattest, nur
gemacht, damit Wir denjenigen, der
dem Gesandten folgt, von demjenigen
unterscheiden, der auf seinen Fersen
eine Kehrtwendung macht (d.h. dem
Gesandten ungehorsam wird); und dies
war wahrlich schwer, außer für
diejenigen, die Gott rechtgeleitet hat.
Und Gott wird euren Glauben (und die
Gebete, die ihr nach Jerusalem gerichtet
habt) nicht vergeblich sein lassen;
wahrlich, Gott ist gegenüber den
Menschen Mitleidig, Barmherzig.
„Wir sehen, wie dein Gesicht (o
Muhammad) sich dem Himmel suchend
zukehrt, und Wir werden dich nun zu
einer Qibla wenden, mit der du zufrieden
sein wirst. So wende dein Gesicht in
Richtung der Al-Masjid al-Haram (der
heiligen Moschee in Mekka), und wo
immer ihr auch seid, wendet eure