Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des Titelbildes.
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ISBN 978-3-7386-8912-9
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Beginnen möchte ich diesen Aufsatz mit einem „Mystischen Gespräch“ von K. S. über den Neu-Buddhisten, der in der okkulten Szene großes Aufsehen erregt hat und es noch tut. Denn viele sehen ihn als einen Meister reinsten Wissens und unsagbarer Weisheit an, da er in seinen Schriften immer hochtrabend von kosmischen Übungen und von der Verbindung mit den höchsten Götter schreibt. Und solch einem Mann darf man keine Kritik entgegenbringen. Das tun wir auch nicht, sondern wir zitieren andere, die ihn persönlich kannten. Doch dazu später. Nun zum Gespräch, aus dem manche Irrungen ersichtlich werden:
A.: Da bringe ich Ihnen wieder mit Dank die Hefte von Peryt Shou und die blau gedruckte Einführung zurück.
B.: Und was ist Ihr Urteil darüber?
A.: Sie wissen, ich bin sehr scharf, besonders wenn mir die Formseite nicht entspricht; daher möchte ich lieber zuerst erfahren, welchen Eindruck Sie von dieser Neuerscheinung erhalten haben.
B.: Ich bin gegenüber den Schwächen der Form nicht blind, glaube sie aber entschuldigen zu können. Der Inhalt selbst hat mich gefesselt. Ich musste mir sagen, dass trotz allen „wenn und aber“, die ich da und dort ins Treffen zu führen glaubte, ein neues Erfahrungsgebiet aufgeschlossen ist, und um deswegen muss man schon in Kauf nehmen, wenn die Form durch Hereinziehen immer neuer Ansätze so zerrissen und das Ganze so zersplittert erscheint. Die neuen Entdeckungen, die Peryt Shou an sich gemacht hat, dürften so überwältigend auf ihn eingedrungen sein, dass er unter der Überfülle der Erscheinungen leidet! Anderseits gibt er nur Fingerzeige, weil er weiß, dass sie dem genügen, der innere Kraft hat, das nachzuleben und damit nachzuprüfen, was er erlebte, während ein anderer, der dies nicht vermag, auch durch dicke Bände keines Besseren belehrt werden könnte.
A.: Gestatten Sie, haben Sie Peryt Shou´s Versuche nachgeprüft? Alle oder wenigstens den einen oder den anderen?
B.: Ich bin aufrichtig genug zu gestehen, dass ich keinen dieser Versuche nachprüfte, weil ich weiß, dass mein Unterbewusstsein so schwer zu erwecken ist, wie nur bei irgend einem Weltmenschen; weil ich viel zu wenig Einbildungskraft besitze, um mir das vorstellen zu können, was Peryt Shou auf Sternkarten und auf dem Sternhimmel sehen kann oder will.
A.: Und doch pflichten Sie seinen Anschauungen bei, treten dafür ein?
B.: Warum nicht? Ich kann ja auch auf ganz anderen Wegen zum Ziele kommen. Rechnet doch auch der Astronom die Bahn eines Sternes aus, ohne ihn je gesehen zu haben. Es steht mir eine Fülle von verwandten Stellen aus allen möglichen mystischen Schriften zu Gebote, so dass ich mir sagen muss: Wenn das eine, richtig ist, so kann das andere nicht falsch sein! Denken Sie einmal an J. B. Kerning, der doch ein so großer, praktischer Mystiker gewesen ist und in jeder seiner Schriften darauf hinwies, dass der erste Schritt ins Dämmergebiet einer neuen Seelenwelt die Kunst sei, „sich zu stimmen oder sich stimmen zu lassen!“ Lesen Sie einmal seine „Die Missionäre oder Der Weg zum Lehramte des Christentums“, ein vorzügliches Buch, das ganz davon handelt, wie man sich stimmen lassen soll, dass man sich von allen möglichen Gegenständen stimmen lassen kann, von den alltäglichsten an bis zu den geheimsten, innersten, heiligsten Gedanken, Bildern und Worten. Was heißt „stimmen“ aber anderes als „das Unterbewusstsein wecken“, wie wir heute wissen? Was ist die Stimmung des Alltagsmenschen oder des gottbegnadeten Künstlers anders als ein mehr oder minder starkes Mitwirken, Mitschwingen jener geheimnisvollen inneren Kraft, die wir Gemüt, Unterbewusstsein, unterschwelliges Bewusstsein, transzendentales, intelligentes Subjekt, inneres Ich usw. nennen. Weil im Schlafe, im Traume ein neues Bewusstsein zu erwachen und zu wirken scheint, so nennen wir Leute, die auch im tagwachen Zustande stark unter dem Einflusse des Unterbewusstseins oder Traumbewusstseins stehen, Träumer, Stimmungsmenschen und dergl.
A.: Das leuchtet mir vollkommen ein, aber Peryt Shou . . .
B.: Will doch auch nichts anderes, als dass wir unser Unterbewusstsein wecken, uns „stimmen“ sollen, und zwar wählt er als Stimmungsanreger und -Erreger die gewaltigsten, herrlichsten und doch einfachsten und großartigsten Gebilde, unsere Sternbilder! Wie oft erwähnt Kerning nicht die Wirkung geometrischer Figuren auf unsere innere unbewusste Entwicklung? Hier haben Sie auf dem dunklen Untergrunde des Weltalls die erhabensten geometrischen Figuren, deren Schnittpunkte ewige Sonnen sind.
A.: Diese Beziehungen zu Kerning haben mir mit einem Schlage vieles in Peryt Shou´s Schriften klar gemacht.
B.: Dass die Sterne auf das Unterbewusstsein eine gewaltige Wirkung auszuüben vermögen, lässt sich auch aus vielen Berichten über Somnambule zeigen, auf die in diesen 4 Heften nicht hingewiesen ist. Somnambule sind im allgemeinen Wesen, bei denen der Nachtpol den Tagpol bedeutend überwiegt oder, wenn Sie nach dem heutigen Stande der Wissenschaft sagen wollen, das Unterbewusstsein mehr oder minder stark die Herrschaft über das Oberbewusstsein hat. Lesen sie einmal nach in Kiesers Archiv aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, Bd. 6, II, den Bericht von Prof. Grohmann in Hamburg über sympathetische Kuren mittels der Sterne oder das Tagebuch des Magnetiseurs Bende Bendsen über die lebensmagnetische Behandlung der Witwe Marie Petersen in Arröeskjöping, worin er sagt, dass er von den Sternen mehr als von jedem anderen magnetischen Heilverfahren erwartet. Die Petersen fand die Wirkung einzelner Sterne, z. B. der drei Sterne im Schwanze des großen Bären, so mächtig, dass sie behauptete, wahnsinnig zu werden, wenn sie sich ihrer Kraft noch länger aussetze. Sie behauptete, diese Sterne ergriffen mit ihrer stillen Macht das innere Leben und die edelsten Teile des Leibes mehr als alle zuvor von ihr versuchten irdischen Stoffe. Eine andere Somnambule Bendsens bemerkte, die Wirkung der Sterne sei körperlich kaum fühlbar, aber doch so mächtig wie kein anderer irdischer Stoff. Die Strömungen, die von den Sternen ausgehen, beschrieb sie jederzeit im somnambulen Zustand als erwärmend, nie kältend, und behauptete, dass sie nie in gerader Richtung, sondern in beständigen Wirbeln den Körper durchlaufen. Dadurch unterscheiden sie sich von jeder andern magnetischen Flut. Wir leben heute in der Zeit der Entdeckung aller möglichen Wirkungen lichter und dunkler Strahlen, Farben usw. Wie viel werden wir noch zu lernen haben von Untersuchungen der Wirkungen des Gestirnlichtes! So sehr auch diese Erfahrungen auf den ersten Blick von den Peryt Shou´s verschieden zu sein scheinen, so liegen doch beide in einer und derselben Richtung, mögen sie auch noch so weit von einander zu sein scheinen.
A.: Auch diese Bemerkungen betrachte ich als wertvollen Behelf.
B.: Betrachten Sie die Sache von einem weiteren Gesichtspunkte. Ziehen wir das bekannte Wort heran: „Wie oben, so unten!“, das wir vielfach erweitern können in ein „Wie außen, so auch innen!“ Halten wir damit zusammen die Worte Schillers in Wallenstein: „In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne!“ und in Goethes „Im Innern ist ein Universum auch!“, so können wir sagen: Die „Astralwelt“ in des Wortes Ur- und Grundbedeutung als Sternenwelt über uns findet ihr Gegenbild, ihr verkleinertes Nachbild, ihren Spiegel im Unterbewusstsein des Menschen die große Welt, der Makrokosmos, seine Entsprechungen in der kleinen Welt, im Mikrokosmos, der „Großmensch“ im Kleinmenschen. Sie können dies Bild noch weiter verfolgen und den Tag, wo die Sonne uns ihr Licht spendet, mit dem Oberbewusstsein, dem Tagesbewusstsein, dem Tagpole, dem Verstandesleben vergleichen. Verschwindet die Königin des Tages mit ihrer Lichtfülle, so kommt die Nacht herauf mit ihren Millionen Sonnen; die andere Seite der Welt (entsprechend in unserem Leben dem Nachtpol, das Unterbewusstsein) tritt in ihr Recht. Sie können das Bild weiter ausmalen. Wie auch am Tage die Sternbilder unablässig weiter wandern, nur durch das Licht der Sonne verdeckt, so arbeitet auch unser Unterbewusstsein unablässig weiter, wenn auch unser Tagesbewusstsein nichts davon weiß. Das dichterische Bild bringt weitere Entsprechungen: In der Nacht leuchten uns nicht nur die Sterne, sondern auch oft der Mond, dessen Licht die Sterne erblassen lässt und auch auf Erden alles in ungewissen Dämmer taucht, indem er zugleich allen Gegenständen die wunderlichsten Formen gibt. Dieser Erscheinung in der großen Welt entspricht jener gefürchtete Zustand des Mystikers im Inneren, den wir als Schwärmerei bezeichnen, und viele okkulte Schriftsteller gebrauchen geradezu den Ausdruck vom „Mondschein der Schwärmerei!“ Nebenbei sei nur der vielgebrauchte dichterische Ausdruck erwähnt, dass der „Mond der Freund der Liebenden sei“.
A.: Auch diese Fingerzeige muss ich als überaus wertvoll bezeichnen.
B.: Ich kann ihnen noch eine fruchtbare Anregung geben. Peryt Shou´s Ansichten und Funde bestätigen mir z. B. das, was Blavatsky und Dr. Steiner in einem trefflichen Aufsatze in „Luzifer Gnosis“, Scott-Elliot in „seinen Büchern und andere über die geistigen und seelischen Zustände der Menschen früherer Rassen sagen. Danach waren die früheren Rassen ohne das, was wir heute „Verstand“ nennen, aber sie waren „geistiger“ und konnten deshalb in das Wesen jedes Gegenstandes, also „naiv“ und nicht „reflektierend“ eindringen, wenn Sie so sagen wollen, während wir Verstandesmenschen von heute an den Eigenschaften der Dinge haften bleiben und nicht mehr in die Tiefe der Dinge einzudringen vermögen. Wenn nun der Mensch der früheren Rassen einen Blick nach den Sonnen des Nachthimmels richtete, die damals schon dieselben Stellungen zueinander eingenommen haben dürften wie heute, so konnten sie in deren innerstes Wesen eindringen. Dieser geistige Besitz, der damals sozusagen „oberbewusst“ war, sank ins Unterbewusstsein hinab. Wenn nun Peryt Shou Recht hat, so bedeutet die Erweckung des Unterbewusstseins durch gewisse Sternbilder sozusagen nur die Auffrischung der Erinnerung an längst vergangene Verkörperungen, ein Wiederaufholen jenes Schatzes, den wir uns vor unendlicher Zeit erworben haben! Wer also heute sein Inneres nach Peryt Shou´s Anleitung erwecken kann, der hätte danach vor undenklicher Zeit in ähnlicher Weise gearbeitet. Hier ließe sich vielleicht auch der Beweis erbringen für die Lehre von der Wiederverkörperung und die Unzerstörbarkeit aller Erinnerungsbilder in uns, oder genauer gesagt im „Ursachenleibe“, der alle Verkörperungen überdauert.
A.: Hier betreten wir also ein ebenso dunkles wie schwankendes Gebiet. Gleichwohl muss ich gestehen, dass diese Ausführungen viel bestechendes haben. Mich wundert übrigens nur, dass Peryt Shou die großartigen Leistungen eines Kant so tief herabsetzen und ihm einen Spinoza weit vorziehen konnte.
B.: Das hat auch mich befremdet, zumal da Peryt Shou auf vielen Gebieten der Wissenschaft sehr gut unterrichtet zu sein scheint. Was war doch Kants Lebenswerk? Doch nur, die Grundlagen aufzuzeigen, auf denen unsere Erkenntnis ruht. Diese Erkenntnis beruht auf dem Oberbewusstsein, auf der Tätigkeit des Verstandes, der „reinen Vernunft“, und diese arbeitet mit den 5 Sinnen als den Vermittlern aller Eindrücke, aller „Erscheinungen“, aus denen sich das Weltbild des Verstandes im Rahmen von Zeit und Raum, geordnet nach Ursache und Wirkung, Grund und Folge, zusammensetzt. Kant beweist, dass wir mit dem Verstande, mit dem Oberbewusstsein also, nur die Erscheinungsform, nur die Eigenschaften der Dinge erkennen, das Wesen der Dinge, das „Ding an sich“, das eigenschaftslose Sein, die „Substanz“ des Spinoza jedoch niemals erkennen können. Was für unser Oberbewusstsein den Grenzwert bildet, das „Unerkennbare“ im Gegensatz zum „Erkennbaren“, den Begriff, dessen Umfang unendlich und dessen Inhalt Null ist, das bildet für unser Unterbewusstsein den Gegenstand des Erkennens, oder vielleicht besser gesagt des Erlebens, denn das Wort „Wesen“ bedeutet soviel als „Sein“, wie schon die Verbindung in „gewesen“ zeigt, und so heißt „ins Wesen einer Sache eindringen“ dieses Wesen „sein“, diese Sache „erleben“. Kant hat also die „Substanz“ genau so erschlossen, wie Spinoza, nur auf einem anderen Wege, und soll darum nicht geringer eingeschätzt werden, weil er, bescheidener und wissenschaftlicher, nur zeigen wollte, wie weit wir mit unserem Oberbewusstsein kommen können. Wäre er zu Swedenborg in ein anderes Verhältnis gekommen, so hätte er gewiss auch einen Teil jener Gesetze gefunden, an die das Wirken des intelligiblen transzendentalen Subjekts oder Unterbewusstseins gebunden ist.
A.: Sehr richtig. Nun sagen Sie mir noch, welche Stellung nimmt Peryt Shou innerhalb der heutigen okkulten Bewegung ein.
B.: Meines Erachtens steht er in der Mitte zwischen Spiritismus und der Blavatsky´schen Theosophie. So verschmäht er es nicht, das Tischrücken als ein Hilfsmittel zur Weckung des Unterbewusstseins anzuerkennen und auf die Weckung des Sonnengeflechtes hinzuarbeiten. Er hat aber mit den Spiritisten nur den Ausgangspunkt gemein und geht dann sofort seine eigenen Wege. Die Theosophen verwerfen natürlich beides, vor allem die Weckung des Sonnengeflechts, das Annie Besant in mehreren Büchern als besonders schädlich hinstellt (?). Alle Radcha-Yoga-Übungen gehen nach ihrer Meinung auf die Weckung des dritten Auges, des Dangma-Auges, der Zirbeldrüse, während die Weckung des Sonnengeflechtes für sie „Hatha-Yoga“, schwarze Magie und dergl. ist. Ich will mich hier nicht weiter in diesen schwierigen Streit einlassen, sondern deute nur ein Auseinandergehen der Richtungen an.
A.: Auf einem so schwierigen, dunklen Gebiete ist Missverständnissen leider Tür und Tor offen. Ich habe mir hier eine Stelle in „Sexualmysterien und Religion“ angemerkt, die zu vielen Missdeutungen Anlass geben kann: „Für uns kann es gleichgültig sein, ob der Weg, auf dem wir die Wahrheit zu erfahren trachten, äußerlich als spiritistischer, hypnotischer, exakt wissenschaftlicher oder zeremoniell-religiöser erscheint. Auf die Sauberkeit der Schüsseln, als das Auswendige, kommt es nicht so sehr an, sondern auf die Sauberkeit dessen, was darin ist. Das ist in diesem Falle die Erkenntnis selbst.“ – Nennen Sie mich meinetwegen einen Formen- menschen, aber ich gebe auch auf die äußere Form etwas, sogar in okkulten Dingen, daher kann ich hier nicht zustimmen.
B.: Ich kenne diese Stelle und teile Ihre Anschauung, doch kann ich mit einer Reihe von Stellen dienen, die mich wieder versöhnt haben, so z. B.: „Die Kunst ist uns Abendländern der wahre Wegweiser zur Erlangung persönlichen Glücks. In okkulten Dingen muss künstlerisches Verstehen und rein verstandesmäßiges Erfassen gleichen Schritt halten. Befolgen Sie diesen Spruch und Sie werden schnelle Fortschritte machen. Beginnen Sie Yoga damit, dass Sie sich in die Werke der großen Künstler einleben. Versuchen Sie den Sinn des Dargestellten zu erfassen . . . Berühmte Kunstwerke bzw. gute Reproduktionen davon sind die besten Mittel, die