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HALLO, ICH BIN JOSÉ …

… und ich habe dieses Buch geschrieben, um die natürlichen Instinkte in Ihnen wieder zu wecken, mit deren Hilfe Sie Ihren Hund besser verstehen.

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Angekommen! Auf Mallorca habe ich gefunden, was mich erfüllt: Die Arbeit mit Hunden und Menschen.

Als ich sechs Jahre alt war, fragte ich meinen Vater: »Wie verständigen sich unsere Hunde mit uns?« Und er, der selbst schon immer eine sehr tiefe Verbindung zu Hunden hat, antwortete mir äußerst gefühlvoll: »Mit ihrem Instinkt.« Natürlich habe ich damals die Bedeutung dieses Wortes nicht verstanden. Heute ist mir klar, dass ich schon als Kind diese Instinkte mit den Hunden benutzt habe und sie bis heute nie verloren habe. Nur dadurch ist es mir möglich, Hunde zu verstehen. Denn das Geheimnis einer harmonischen Mensch-Hund-Beziehung liegt tief in unserem Inneren verborgen: Wenn wir den Zugang zu den eigenen Instinkten wiederfinden, können wir Hunden auf gleicher Augenhöhe begegnen. Und nur dann können wir ein echtes Team werden.

»Die meisten Probleme zwischen Mensch und Hund entstehen, weil beide das Verhalten des anderen fehlinterpretieren.«

Meine erste »echte« Erinnerung an Hunde liegt sogar noch ein paar Jahre mehr zurück. Ich war ein kleiner Junge, erst drei Jahre alt. Meine Eltern waren mit mir und meinen Geschwistern bei Freunden auf dem Land. Ich hatte mein Dreirad dabei und bei der erstbesten Gelegenheit machte ich mich auf, die Gegend zu erkunden. Ich fuhr einen Feldweg entlang, bis ich irgendwann an eine Kreuzung gelangte. Ich stieg ab und sah mich ein wenig um. Als ich wenig später wieder umdrehen wollte, wusste ich plötzlich nicht mehr, aus welcher Richtung ich gekommen war. Nach kurzer Zeit war ich so verzweifelt, dass ich mein Dreirad einfach stehen ließ und in das reife Kornfeld hineinlief. Was natürlich das Dümmste war, was ich machen konnte, denn dort fühlte ich mich schnell total verloren. Plötzlich vernahm ich Hundegebell und bemerkte, dass drei Hunde mich »eingekreist« hatten. Das machte mir zuerst Angst, aber als ich die drei kurz darauf durch das Feld springen sah, folgte ich ihnen einfach. Sie führten mich zurück zu einem Feldweg, wo ich eine Frau auf einem Eselkarren sah, die mich schließlich nach Hause brachte. Ich hatte den Hunden instinktiv vertraut und sie hatten mich gerettet.

»Um seinen Hund zu verstehen, ist es wichtig, erst einmal zu seinen eigenen ureigenen Instinkten zurückfinden.«

Ihr Hund braucht Sie

Ich habe einen natürlichen Instinkt, mit Menschen und Hunden umzugehen. Ich erkenne sofort, wo der Mensch Fehler gemacht hat. Indem ich den Menschen therapiere, kann ich dem Hund helfen. Durch innere Ausstrahlung und Energie sowie Berührungen erreiche ich die Instinkte des Hundes und kann die natürliche und artgerechte Ordnung wiederherstellen. Kein Hund muss eingeschläfert werden!

Hunde benehmen sich nicht bewusst »unmöglich«, um uns zu ärgern oder zu tyrannisieren. Sie folgen lediglich ihren natürlichen Instinkten. Ich möchte bei den Menschen einen Schalter umlegen, damit sie erkennen, was in ihrem Hund vorgeht. Nur so finden sie den Weg zueinander und können Probleme aus der Welt schaffen.

Der Weg zum ausgeglichenen Hund führt also zuerst einmal zu uns selbst. Nur wenn wir wieder ein Gefühl für die Instinkte des Hundes entwickeln, Verantwortung für unsere Hunde übernehmen und lernen, hundeverständlich zu handeln, werden sie uns vertrauen. Das Wohlergehen unserer Hunde liegt in unseren Händen.

Hunde sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich. Und vermutlich kann gerade deshalb das Zusammenleben mit ihnen für beide Seiten so erfüllend sein. Wegen der Ähnlichkeit besteht aber auch die Gefahr, dass wir unsere Vierbeiner vermenschlichen. Wir vergessen dann, dass sie von Natur aus ganz andere Bedürfnisse haben als wir selbst. Wenn diese auf Dauer unerfüllt bleiben, geht es dem Hund nicht gut. Er leidet. Und der Mensch bekommt die Auswirkungen ebenfalls sehr deutlich zu spüren. Denn ein Hund, der nicht so leben darf, wie es seiner Natur entspricht, bereitet Probleme. Er folgt nicht beim Gassigehen, zerrt an der Leine, kann nicht allein bleiben, macht beim Autofahren einen Mordsaufstand, steigt nicht ins Auto, fällt Jogger an, schnappt vielleicht sogar zu und, und, und. Er ist das Gegenteil von dem Hund, den wir uns wünschen, und das kann die Beziehung zu ihm enorm belasten. All das würde nicht passieren, wenn wir den natürlichen Instinkten des Hundes mehr Respekt entgegenbringen würden.

Unsere Hunde verlangen nicht viel von uns. Im Grunde suchen sie vor allem eins: Sicherheit. Im Gegenzug dafür, dass wir die Verantwortung übernehmen, sind sie bereit, uns unendlich viel zu geben: absolute Treue! Es sollte uns ein Leichtes sein, ihre Bedürfnisse zu erfüllen.

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An meinen Hunden kann ich beobachten, wie ein Rudel funktioniert und wie die Tiere kommunizieren.

»Wenn ein Hund Probleme macht, hat er ein Problem mit seinem Menschen.«

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Hunde sind ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich freue mich einfach, wenn es ihnen gutgeht.

Hunde sind Rudeltiere und wollen daher auch mit uns in einer echten Gemeinschaft leben. Aber sie brauchen uns als Anführer, die Verantwortung übernehmen und ihnen zeigen, wo es langgeht. Sie sind nicht dafür ausgestattet, sich allein in unserer Menschenwelt zurechtzufinden. Doch sie werden instinktiv in die Rolle des Anführers fallen, wenn wir nicht in der Lage sind, ihnen den Halt zu geben, den sie brauchen. Das liegt in ihrer Natur, denn ein »Rudel« braucht einen Anführer, einen Chef, einen Verantwortlichen, um zu überleben. Wenn der Mensch diese Position nicht einnimmt, muss der Hund es eben tun. Er tut das nicht, weil er sich bewusst dafür entscheidet. Er tut es, weil ein genetischer Code ihn so gepolt hat. Es gibt ein paar eindeutige Indizien dafür, dass ein Hund versucht, die Kontrolle zu übernehmen: Er läuft schlecht an der Leine, bellt viel, verhält sich aggressiv gegenüber seinen Artgenossen und anderen Menschen und greift manchmal sogar seine eigene »Familie« an, wenn jemand ohne es zu wissen, seine Privilegien infrage stellt. Er sieht es als seine Aufgabe an, die Umgebung zu kontrollieren, seine Gruppe zu beschützen und eigene Vorrechte zu verteidigen, zum Beispiel sein Futter. Für den Hund bedeutet all das puren Stress.

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Ein Hund spürt sofort, ob wir es ernst damit meinen, dass wir die Verantwortung für ihn übernehmen wollen.

Denn er ist nicht zum Anführer geschaffen und würde uns viel lieber einfach folgen. Das ist sein Instinkt. Daher ist es so wichtig, dass wir ihm immer wieder signalisieren, dass er sich um nichts kümmern braucht, weil wir alles im Griff haben. Hunde haben ein sehr feines Gespür für unsere Ausstrahlung. Sie spüren, ob wir, in dem, was wir tun, wirklich ruhig und sicher sind, oder ob wir das nur vorspielen. Daher ist der erste Schritt, einen eigenen Weg zu innerer Ruhe und Sicherheit zu finden. Der Hund muss ununterbrochen spüren, dass wir es ernst meinen mit unserer Aufgabe als Anführer, Chef, Verantwortlicher und dass er sich den ganzen Tag an uns orientieren kann, egal ob zu Hause oder außerhalb der eigenen vier Wände. Nur dann kann er die Position des Folgers einnehmen, in der er sich wohlfühlt, weil sie seiner Natur entspricht.

Nicht weniger wichtig ist es, dem Hund das, was wir von ihm erwarten, so zu verstehen zu geben, dass er uns auch verstehen kann. Unsere Verbalsprache ist dazu nur sehr eingeschränkt geeignet. Stattdessen läuft auch hier sehr viel über die innere Ausstrahlung und die Körpersprache. Wenn Sie das bei der Kommunikation mit Ihrem Hund berücksichtigen, werden Sie schnell einen guten Draht zueinander finden.

Alles, was wir tun müssen, ist, unseren Hunden zu vermitteln, dass sie sich bei uns fallen lassen können, dass wir die Verantwortung für sie übernehmen und dass sie nichts machen müssen, als uns zu folgen. Und damit meine ich nicht, dass sie uns gehorchen sollen, sondern dass sie sich von uns wohlbehütet durchs Leben führen lassen. Weil wir ihnen die Sicherheit und Ruhe geben, die dazu nötig ist.

»Wenn der Hund die Führung übernehmen muss, zieht das zwangsläufig Probleme nach sich. Denn er behauptet seine Chefposition nicht mit den Mitteln eines Menschen, sondern mit denen eines Tieres.«

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Ich habe mir immer ein eigenes Pferd gewünscht. In meinem Reha-Zentrum wurde der Traum Wirklichkeit.

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Erst komme ich, dann das Pferd: Wegen dieser klaren Rangfolge gibt es unter den Tieren keine Probleme.

Wie ich wurde, wer ich bin

Seit ich mich erinnern kann, beobachte ich Hunde. Mein Glück war, dass ich meine Kindheit am Stadtrand von Palma verbracht habe. Unser Kinderleben fand zum Großteil auf der Straße statt. Fast alle Nachbarn hatten einen Hund und weil die Türen damals eigentlich immer offen standen, konnten die Hunde rein und raus, wie sie wollten. Sie lagen vor den Häusern und liefen auf der Straße herum – und wir spielten mitten unter ihnen. Die Hunde bellten uns nicht an, sie bissen uns nicht und machten auch sonst keine Probleme. Es schien auch, als ob sie sich alle untereinander gut verstanden. Wer das Szenario von außen betrachtete, hätte es wohl eine Idylle genannt. Für mich aber war das alles ganz normal.

Heute weiß ich: Diese Hunde kamen alle aus ausgeglichenen Familien, in denen es Strukturen und Regeln gab. Sie fühlten sich respektiert und haben daher uns respektiert. Auch unter den Hunden gab es keinen »Klärungsbedarf«. Alles hatte seine Ordnung. Ich erinnere mich zum Beispiel gut an den Schäferhund des Tischlers, der immer vor der offenen Werkstatttür lag. Und an Whiskey, eine kleine Promenadenmischung, der im Haus nebenan lebte und mittags immer zur Oma dieser Familie kam, um etwas zu fressen. Dafür nahm er jedes Mal einen Umweg in Kauf, um nicht das Territorium des Schäferhunds zu durchqueren. Selbst wenn dieser einmal nicht da war, machte er diesen Bogen. Er respektierte ganz einfach das »Revier« des anderen. Und genauso respektierten sich alle Hunde gegenseitig.

Das veränderte sich, als ein paar Jahre später neue Wohnblocks in unsere Straße gebaut wurden. Plötzlich waren viel mehr Menschen, Mopeds und Autos unterwegs. Auf den Straßen war kein Platz mehr für spielende Kinder und Hunde.

Das ganze Umfeld änderte sich. Während jeder Hund bisher ein »Menschenrudel« und ein »Hunderudel« hatte, lebte er jetzt nur noch in der Familie. Man musste überlegen, wo man Gassi ging, den Hund an die Leine nehmen und darauf achten, wo er sein Geschäft verrichten konnte. Und damit begannen die Probleme: Auf der Straße zerrten die Hunde an der Leine. Sie bellten von Balkonen und hier und da kam es zu Beißereien. In den Hausfluren hingen immer wieder Flugblätter, dass ein Hund abhandengekommen sei. Das Leben war auch für unsere Vierbeiner nicht mehr so friedlich wie zuvor. Weil Hunde mich schon immer fasziniert haben, fiel mir das alles schon damals auf. Ich war ungefähr 13 Jahre alt, als ich auf einer Hundewiese einen Mann sah, der immer wieder seinen Hund rief, der aber keinerlei Anstalten machte, zu folgen. Ohne viel zu überlegen, sagte ich zu dem Mann, dass es kein Wunder sei, dass sein Hund nicht zu ihm käme. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, was ich genau als Begründung angab und warum ich mich überhaupt eingemischt habe. Irgendwie passierte das ganz automatisch, ich hatte vorher nicht viel darüber nachgedacht. Was ich aber noch sehr gut weiß, ist, dass der Mann extrem negativ reagierte und mich wüst beschimpfte. Meine Eltern versuchten mir zu erklären, dass jeder mit seinem Hund machen könne, was er wolle, auch wenn viele dabei einiges falsch machten. Und dass niemand es gut fände, dass man sich in seine Dinge einmischt. Das müsse ich akzeptieren. Und so begann eine Phase, die ich bis heute als grundlegend für meine Arbeit ansehe: Ich wurde zu einem Beobachter. Wie Hunde miteinander umgehen, hatte ich schon als Kind erlebt. Jetzt beobachtete ich, wie Menschen mit ihren Vierbeinern umgingen. Was ich sah, habe ich analysiert und mir meine Gedanken gemacht. Nur für mich.

»Es hat mich belastet zu sehen, dass so viele Hunde falsch beurteilt werden und keine Chance bekommen. Ich wollte ihnen helfen.«

Viele Jahre später, ich war längst erwachsen und hatte einen Beruf, fiel mir auf, dass immer öfter von sogenannten Problemhunden berichtet wurde, die Kinder gebissen und schwer verletzt hatten und deshalb eingeschläfert werden sollten. Und irgendwann bemerkte ich auch, dass in mir der Wunsch wuchs, diesen Hunden zu helfen. Ich wollte das, was ich in all den Jahren durch Beobachtung gelernt hatte, an andere Menschen weitergeben und ihnen so helfen, besser mit ihren Hunden zurechtzukommen. Ich wollte ihnen zeigen, wie sie Probleme lösen können und sich besser mit ihren Hunden verstehen. Heute lebe ich mit meinem Hunderudel und meinen Pferden auf Mallorca und habe dort ein Reha-Zentrum für traumatisierte und aggressive Hunde. Hunde, die als hoffnungsloser Fall abgestempelt wurden und denen niemand mehr helfen würde. Ich gebe diesen falsch beurteilten Hunden eine Chance und kläre die Menschen auf. Von Mallorca aus helfe ich meinen Kunden, ihre Hunde besser zu verstehen und Probleme zu lösen.

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Hector kurz vor dem Arbeitseinsatz. Egal, was ihn hinter der Türe erwartet: Ich kann mich auf ihn verlassen.

WIE MEINE HUNDE MIR BEI MEINER ARBEIT HELFEN

Mein Ziel ist es, möglichst vielen Menschen zu zeigen, wie sie Probleme in der Beziehung zu ihrem Hund lösen können und sich besser mit ihrem Vierbeiner verstehen. Ich möchte ihnen helfen, die Bedürfnisse ihres Hundes zu erkennen und ihre eigenen natürlichen Instinkte im Umgang mit ihm wiedererwecken. Manchmal kann ich das aber nicht allein. Dann lasse ich mir selbst von meinen Hunden helfen.

Meine Hunde bringen mich zur Ruhe und zurück zu meinen Wurzeln. Wenn ich nicht gleich erkenne, was bei einem Hund falsch läuft, geben sie mir die Antwort – indem ich mit ihnen bin und sie beobachte. Sie zeigen mir, wie Hunde sind. Sie geben mir Geborgenheit und sind zugleich meine »Lehrer«. Wenn ich einen Hund in mein Reha-Zentrum aufnehme, übernimmt mein Rudel einen Großteil der »Umerziehung«. Unter seinesgleichen findet ein Hund sehr schnell wieder in seine ihm angestammte Position. Hier gehört er zu einer Gruppe und findet seinen Platz. Schon nach ein paar Tagen ist die Balance wiederhergestellt und ich kann anfangen, mit ihm zu üben. Die Sicherheit und Ruhe, die er bei mir und meinen Hunden findet, ermöglicht es ihm, die Kontrolle abzugeben. Er lässt sich wieder führen, auch in »brenzligen« Situationen, die bisher gern eskalierten. Das alles gelingt, weil ich den Hund mental wieder auf einen artgerechten Punkt »zurückstelle«. Genau das kann jeder Hundehalter auch mit seinem eigenen Vierbeiner tun. Er muss dazu nur ein paar Geheimnisse beachten, um den Hund zu erden und selbst (wieder) in die Rolle eines verantwortungsvollen Anführers zu schlüpfen. In meinem Rudel brauche ich einen Hund, zu dem ich eine ganz besonders feste Verbindung habe. Dieser Hund ist Hector. Er war acht Wochen alt, als er zu mir kam und hat von Anfang an mit Reha-Hunden zusammengelebt. Schon als er noch ganz jung war, habe ich erkannt, dass er besonders an mir hing. In jedem Wurf gibt es ja verschiedene Charaktere. Der eine Welpe ist besonders selbstsicher, der andere eher unsicher. Einer gerät besonders schnell in Panik, ein anderer ist besonders neugierig oder verspielt, und ein dritter verhält sich Menschen gegenüber besonders loyal. Genau so ein Welpe war Hector. Ich habe seine Gabe gefördert, indem ich ihn nach seinen Instinkten leben ließ und ihm Sicherheit und Führung gab. Und Hector hat mich nicht enttäuscht. Er ist einfach ein wunderbarer Hund.

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Hector ist einmalig. Er bringt einfach alles mit, was einen guten Therapiehund ausmacht.

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Ich fühle mich nirgends so wohl, wie im Kreis meiner Hunde. Hier bin ich ganz bei mir selbst.

Hector ist deshalb so eine wichtige Hilfe für mich, weil andere Hunde durch ihn und sein Verhalten wahrnehmen, welche Verbindung wir zueinander haben. Dass sie mir vertrauen können, wie er es tut. Wenn ich zum Beispiel einem meiner Hund beibringen möchte, neben meinem Pferd herzulaufen, nehme ich Hector mit. An ihm kann sich der andere orientieren. Auch wenn ich einen Hund zu einem Kunden mitnehme, ist das oft Hector. Er weiß in solchen Momenten natürlich nicht, dass er arbeitet. Für ihn ist es völlig normal, an meiner Seite zu sein. Sicher und ruhig. Wenn ein Hund zum Beispiel Probleme mit anderen Hunden hat und ich den Kunden besuche, warte ich mit Hector vor der Tür, bis man uns öffnet. Wenn der andere Hund Hector sieht, ist er verunsichert. Er wird also entweder weglaufen und sich irgendwo in der Wohnung verkriechen oder ihn attackieren. Wenn er sich versteckt, gehen Hector und ich ohne Aufregung in die Wohnung. Ich rede mit dem Besitzer und Hector liegt neben mir. Wenn der andere Hund irgendwann kommt, darf er an ihm schnuppern. Hector weiß, dass er dies in der fremden Wohnung mit sich lassen machen muss. Er ist geduldig und ausgeglichen. Dadurch kann sich der andere Hund entspannen. Auch wenn der Hund zunächst aggressiv reagiert, bleibt Hector ruhig. Er weiß, dass ich nie zulassen würde, dass ihm etwas geschieht und verhindern werde, dass der Angreifer ihm zu nahe kommt. Wenn der nach einiger Zeit merkt, dass Hector ihm seine Stellung nicht streitig macht, beruhigt er sich und setzt irgendwann seine Nase ein. Dann darf er an Hector riechen.

Natürlich bedeutet das noch nicht, dass der Hund »geheilt« und alle Probleme aus der Welt geschafft wären. Dazu ist schon ein bisschen mehr nötig. Aber Hector hilft, Normalität in den Hund zu bringen und seinem Besitzer die Augen zu öffnen. Er sieht durch ihn, was möglich ist. Er kann erleben, was ich ihm erkläre: dass Hunde instinktiv ruhig werden, wenn sie Ruhe und Sicherheit spüren. Hector hilft mir, die Türen zu diesem Bewusstsein zu öffnen.

»Der Hund ist ein Spiegel unserer eigenen Sicherheit oder Unsicherheit.«

ICH MÖCHTE BRÜCKEN BAUEN

Es gibt wohl nirgendwo auf der Welt einen Hundebesitzer, der sich nicht einen ruhigen, sicheren und ausgeglichenen Hund und eine gute, vertrauensvolle Beziehung wünscht.

»Meine Hunde geben mir die innere Ruhe, die ich brauche, um anderen Hunden zu helfen.«

Und ich wünsche mir, dass dieser Wunsch für so viele Menschen wie möglich Wirklichkeit wird. In jedem von uns schlummern die natürlichen Instinkte, die es uns leicht machen, auf einer Ebene mit unseren Hunden zu kommunizieren. Dieses Buch soll helfen, sie wieder an die Oberfläche zu bringen. Ich habe es für alle Menschen geschrieben, die ihren Vierbeiner besser verstehen wollen. Hunde haben sich zwar über die Jahrtausende nahezu perfekt an unseren Lebensstil angepasst. Aber sie sind immer noch Hunde. Nur wenn sie wie solche leben können, geht es ihnen richtig gut. Und wenn es unseren Hunden gut geht, können auch wir das Zusammenleben mit ihnen jede Sekunde genießen. Dann ist es einfach nur wunderschön, einen Hund zu haben.

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Bücher und Adressen, die weiterhelfen

BÜCHER

Beck, Elisabeth: Wer denken will, muss fühlen: Mit Herz und Verstand zu einem besseren Umgang mit Hunden. Kynos Verlag

Birmelin, Immanuel: Macho oder Mimose. So erkennen Sie die Persönlichkeit Ihres Hundes und schaffen eine innige Beziehung. GRÄFE UND UNZER VERLAG

Bloch, Günther: Der Wolf im Hundepelz: Hundeerziehung aus unterschiedlichen Perspektiven. Franckh-Kosmos Verlag

Feddersen-Petersen, Dorit U.: Hundepsychologie: Sozialverhalten und Wesen. Emotionen und Individualität. Franckh-Kosmos Verlag

Horowitz, Alexandra: Was denkt der Hund? Wie er die Welt wahrnimmt – und uns. Spektrum Akademischer Verlag

Lindner, Ronald: 300 Fragen zum Hundeverhalten. GRÄFE UND UNZER VERLAG

Nestler, Astrid: Welche Hunderasse passt zu mir? GRÄFE UND UNZER VERLAG

Schmidt-Röger, Heike: Hunde. Das große Praxisbuch. GRÄFE UND UNZER VERLAG

Wechsung, Silke: Die Psychologie der Mensch-Hund-Beziehung. Cadmos Verlag

Wolf, Andrea: Dein Hund – dein Spiegel. Was das Verhalten des Tieres über seinen Menschen verrät. Koha Verlag

ZEITSCHRIFTEN

Dogs. Gruner + Jahr, Hamburg, www.dogs.de

Partner Hund. Ein Herz für Tiere Media GmbH, Ismaning, www.partner-hund.de

ADRESSEN

Verband für das Deutsche Hundewesen e. V. (VDH) Westfalendamm 174 44141 Dortmund

www.vdh.de

Österreichischer Kynologenverband (ÖKV) Siegfried Marcus-Str. 7 A-2362 Biedermannsdorf

www.oekv.at

Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG / SCS) Brunnmattstr. 24 CH-3007 Bern

www.skg.ch

Berufsverband der Hundeerzieher / innen und Verhaltensberater / innen e. V. (BHV) Auf der Lind 3 65529 Waldems-Esch

www.bhv-net.de

INTERNETADRESSEN

www.jose-arce.com

Internetseite des Autors

www.mensch-heimtier.de

Der Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft beschäftigt sich insbesondere mit der Beziehung zwischen Menschen und Heimtieren.

Dank des Autors:

Danke, Peter, dass du dir die Zeit genommen hast, für dieses Buch über dich und deine Hunde zu erzählen. Sylvie danke ich, dass sie immer die richtigen Worte gefunden hat.

Die Fotografin:

Debra Bardowicks ist schon seit ihrer Kindheit von Tieren fasziniert. Mit ihrem Beruf verbindet sie ihre beiden Leidenschaften: Tiere und Fotografie. Als freie Fotografin reist sie für ihre spannenden Projekte um die Welt. Zahlreiche Bilder von ihr findet man in Zeitschriften und Büchern. Tierfotos von Debra Bardowicks gibt es im Internet unter www.animal-photography.de

Wichtige Hinweise:

Die Haltungsregeln in diesem Buch beziehen sich auf gesunde und charakterlich einwandfreie Hunde. Es gibt Hunde, die aufgrund mangelhafter Sozialisierung oder schlechter Erfahrung mit Menschen in ihrem Verhalten auffällig sind und eventuell zum Beißen neigen. Solche Tiere sollten nur von Hundekennern gehalten werden.

Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2014

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2014

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Maria Hellstern

Lektorat: Sylvie Hinderberger

Bildredaktion: Petra Ender

Covergestaltung: independent Medien Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Dana Wingensiefen

ISBN 978-3-8338-4339-6

2. Auflage 2015

Bildnachweis

Coverabbildung: Jan Kohlrusch

Fotos: Debra Bardowicks, Tatjana Drewka, Getty Images, Oliver Giel, Imago, Jan Kohlrusch, Matias Kovacic, Mauritius, Margarethe Olschewski, Andreas Ortner, Plainpicture, Shutterstock, Tierfotoagentur

Syndication: www.jalag-syndication.de

GuU 8-4339 09_2014_02

Das vorliegende eBook basiert auf der 2. Auflage der Printausgabe

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

DIE GU-QUALITÄTS-GARANTIE

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir möchten Ihnen mit den Informationen und Anregungen in diesem Buch das Leben erleichtern und Sie inspirieren, Neues auszuprobieren.

Alle Informationen werden von unseren Autoren gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteuren sorgfältig ausgewählt und mehrfach geprüft. Deshalb bieten wir Ihnen eine 100%ige Qualitätsgarantie. Sollten wir mit diesem eBook Ihre Erwartungen nicht erfüllen, lassen Sie es uns bitte wissen. Sie erhalten von uns kostenlos einen Ratgeber zum gleichen oder ähnlichen Thema.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung, auf Lob, Kritik und Anregungen, damit wir für Sie immer besser werden können.

GRÄFE UND UNZER Verlag

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Der erste Ratgeberverlag – seit 1722.

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WAS UNSERE HUNDE WIRKLICH
BRAUCHEN

Zwischen Mensch und Hund besteht eine natürliche Verbindung, die in unserer modernen Welt jedoch leicht verloren gehen kann. Der Weg zu einer echten Beziehung führt über unsere Instinkte – und über die des Hundes.

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NICHTS ALS PROBLEME

Hund und Mensch sind sich auf den ersten Blick so ähnlich. Aber das heißt noch lange nicht, dass das Zusammenleben immer reibungslos verläuft.