Inhalt

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Die Schwestern Herfort
  4. Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Die Schwestern Herfort

Mitreißender Roman um eine tiefe Liebe und einen skrupellosen Mann

 

 

Bitte, führen Sie mich zu den anderen zurück – ich kann Ihre Worte nicht länger anhören. Sie beleidigen mich.“

„Aber teuerste, geliebteste Frau, wie kann es Sie beleidigen, wenn ich Ihnen sage, dass ich Sie verehre, dass Sie für mich das begehrenswerteste Geschöpf sind, das es auf Erden gibt? Bitte, wie kann Sie das beleidigen? Fühlen Sie denn nicht, dass ich meiner Sinne nicht mehr mächtig bin, dass ich verzweifeln muss, wenn Sie mir nicht sagen, dass Sie mich wiederlieben?“

Bei diesen Worten sah Rolf Fernau die schöne Frau wieder mit den Blicken an, die sie fürchtete, die ihr die klare Vernunft zu rauben drohten. Aber sie richtete sich mit einer abwehrenden Gebärde auf.

„Geben Sie mir den Weg frei ich will und darf solche Worte nicht anhören! Sie wissen doch, dass ich verheiratet bin, dass ich meinen Mann liebe.“

„Sie lieben ihn gar nicht, Sie bilden sich das nur ein. Sie wissen noch gar nicht, was Liebe ist. Das will ich Sie erst lehren, geliebte Konny.“

„Schweigen Sie! Sie haben mich nicht bei diesem Namen zu nennen. Ich will nichts mehr von Ihnen hören, lassen Sie mich vorüber, ich bleibe keinen Augenblick länger mit Ihnen allein. Sie haben mich unter einem Vorwand hier hergelockt in dieses Zimmer, Sie beleidigen mich schon seit Wochen mit Ihren Nachstellungen – schon längst hätte ich es meinem Mann gesagt, wenn ich nicht fürchtete, dass er sich in seinem Zorn zu etwas hinreißen ließe, was nicht wieder gutzumachen ist.“

„Süße Konny, Sie bringen es doch nicht übers Herz, mich bei Ihrem Mann zu verklagen. Ich spüre es doch, dass Ihr Herz Sie zu mir zieht. Geben Sie es auf, gegen Ihr eigenes Herz zu kämpfen! Ich werde nie aufhören, Ihnen immer und immer wieder zu sagen, wie glühend ich Sie liebe und dass ich nicht ohne Sie glücklich sein kann. Sie werden ja auch erst dann das Glück kennen lernen, wenn Sie mir endlich angehören.“ Dabei riss er sie in seine Arme und küsste sie.

Konstanze Rutland stieg das Blut heiß in die Wangen, und ihre Augen blickten befangen in die des Mannes, der ihr solche Worte zu sagen, der sie zu küssen wagte. Irgendetwas in seinen Augen lähmte sie, wollte sie willenlos machen. Mit einem letzten Aufgebot ihrer Kraft stieß sie ihn zurück, dass er taumelte, drängte sich an ihm vorbei und lief so schnell sie konnte davon, wie auf der Flucht vor sich selbst und dem Mann, der einen so unheimlichen Einfluss auf sie ausübte. Sie liebte ihren Mann, war glücklich mit ihm und hatte bisher in Ruhe und Frieden an seiner Seite gelebt – bis vor Wochen dieser Mann in ihr Leben trat und sie vom ersten Augenblick an mit seinen Anträgen verfolgte. Noch nie war ihr ein Mann in solch kühner Weise entgegengetreten. Sie fühlte sich in seiner Nähe vom ersten Augenblick an beklommen, wie aller Kraft beraubt. Es half ihr nichts, dass sie ihn immer wieder kühl und stolz abwies, dass sie sich seine Liebesworte verbat. Er wurde nur immer dringender, und sie fühlte sich zu ihrem eigenen Entsetzen nicht fähig, ihm zu entgehen. Auch heute war sie ihm nach dem Tanz wie allen Willens beraubt hierher gefolgt hatte seine Worte angehört und hatte jetzt nur mit Aufbietung aller Kraft sich von ihm lösen können. Ihr war auch jetzt, als sie vor ihm floh, als ziehe sie etwas zu ihm zurück, als müsse sie noch einmal all die glühenden Liebesworte hören, die er für sie hatte Und – vielleicht wäre sie wirklich noch einmal zu ihm zurückgekehrt, von seiner suggestiven Kraft bezwungen, wenn nicht in diesem Augenblick eine hohe Gestalt vor ihr aufgetaucht wäre, an die sie sich klammerte wie eine Ertrinkende.

„Dan, lieber Dan – halt mich fest – bleib bei mir!“, rief sie wie außer sich.

Es war ihr Bruder, Daniel Herfort, der ihr zufällig entgegenkam, weil er ein stilles Plätzchen suchte, wo er ungestört eine Zigarette rauchen konnte.

Erschrocken sah er in das blasse Gesicht seiner Schwester. „Konny, was ist denn? Du bist ja ganz außer dir!“

Sie lehnte sich halb ohnmächtig an seine Schulter und sagte leise: „Dan, ich brauche deine Hilfe – dich hat mir Gott gesandt in diesem Augenblick. Aber bitte, führe mich jetzt zu Heinz – jetzt kann ich dir nicht alles sagen. Morgen, ja, morgen kannst du zu mir kommen, ich will dir alles sagen, zu dir habe ich Vertrauen, du wirst mir helfen. Heinz kann ich nicht um Hilfe bitten. Er darf nicht davon erfahren gib mir dein Wort! Komm morgen Vormittag eine Stunde zu mir, wenn Heinz im Büro ist! Bitte, komm bestimmt! Und jetzt führe mich zu Heinz.“

Besorgt sah Dan Herfort zu seiner Schwester herab. Er fühlte, dass sie zitterte, und in ihren Augen lag ein verzweifeltes Flehen.

Er drückte beruhigend ihre Hände. „Ruhe Konny, so kann ich dich nicht zu Heinz führen, wenn er nichts von deiner Aufregung wissen soll. Komm, ich führe dich erst ein Weilchen durch diese stillen Räume, bis du ruhiger geworden bist.“

Sie schüttelte abwehrend den Kopf. „Nein – nicht dahin zurück – lass uns nur zu Heinz gehen – da werde ich ruhig sein.“

Er fühlte, wie es sie zu ihrem Gatten trieb, als sei sie an seiner Seite vor allem Übel sicher.

Bald sahen die Geschwister Heinz Rutland an einem Fenster stehen, vor dem die schweren grünen Samtportieren zugezogen waren. Er stand da im Gespräch mit einem älteren Herrn, und sein energisches Gesicht wurde von einem liebenswürdigen Lächeln belebt.

Schnell wandte er sich um, als seine Frau mit ihrem Bruder zu ihm traten. „Ah, da bist du endlich, Konny! Ich suche dich schon eine ganze Weile, ich möchte mit dir tanzen.“

Ehe er merken konnte, dass seine Frau sehr blass aussah, sagte Dan: „Heinz, Konny hat Kopfschmerzen – ich fürchte, sie wird jetzt nicht tanzen wollen.“

Besorgt sah Heinz in das Gesicht seiner Frau. „Konny, du siehst wirklich blass aus. Was ist dir?“, fragte er unruhig und zog ihre Hand durch seinen Arm.

Ihr war, als sei sie nun sicher vor aller Not und Pein. Nun konnte ihr nichts mehr geschehen, und die nervöse Erregung, die sie befallen hatte, glitt von ihr ab, als sei sie nie gewesen, jetzt hatte Rolf Fernau keine Macht mehr über sie.

Sie lehnte einen Augenblick zärtlich den Kopf an die Schulter ihres Mannes. „Ist schon alles wieder gut, Heinz – es – ja, es war so heiß und mir war einige Minuten wirklich ganz elend zumute.“

„Du willst mir doch nicht krank werden, Konny?“, fragte Heinz.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich sage dir doch, Heinz, es ist schon alles wieder gut. Und ich werde natürlich mit dir tanzen, ich freue mich doch, dass du Lust dazu hast. Selten genug komme ich zu einem Tanz mit meinem Mann.“

„Ach Konny, du weißt doch, dass ich nie gern getanzt habe – darein musst du dich schon fügen. Es fehlt dir ja nicht an Tänzern, wovon ich mich überzeugen konnte.“

Sie musste denken, dass einer dieser Tänzer Rolf Fernau gewesen war, und schauerte leise zusammen. Ihr Mann führte sie zum Tanz und hielt sie fest in seinen Armen.

Dan Herfort war inzwischen wieder in die Klubräume gegangen, in denen er seiner Schwester Konny begegnet war, weil er nur seine Zigaretten rauchen wollte. Dabei musste er an die nervöse Unruhe seiner Schwester Konny denken, an die seltsame Angst, mit der sie seinen Arm umklammert hatte. Was würde sie ihm morgen zu sagen haben?

Konny war zehn Jahre jünger als er, und sie beide hatten noch eine Schwester, die wieder fünf Jahre jünger war als Konny. Sie hatten die Mutter schon verloren, als Lore, die jüngste Schwester, erst acht Jahre alt war, und drei Jahre später verloren die Geschwister auch den Vater. Damals war Dan sechsundzwanzig, Konny sechzehn und Lore elf Jahre alt. Und mit sechsundzwanzig Jahren war Dan der Erbe der bekannten Herfort Werke. Die Geschwister hatten auch ein großes Barvermögen vom Vater geerbt, und die Schwestern waren dabei besser bedacht worden als Dan, weil dieser Chef der Werke geworden war. Er musste natürlich seinen Schwestern auch einen Teil der Einkünfte aus den Werken jährlich auszahlen, und so waren die beiden Schwestern reiche Erbinnen. Konnys Hand hatte Dan einige Jahre später gern in die von Heinz Rutland gelegt, der schon damals einen guten Namen als Rechtsanwalt hatte und zugleich Syndikus der Herfortwerke war. In dessen Schutz wusste Dan seine Schwester Konny wohl aufgehoben.

Seine Fürsorge galt nun eigentlich nur noch Lore, die inzwischen eine sehr reizende junge Dame von achtzehn Jahren geworden war und noch immer mit dem Bruder im elterlichen Haus lebte. Dan hatte die Hausdame seines Vaters, die dieser engagiert hatte, als die Mutter starb, übernommen, und Frau Maria Martens führte den Haushalt seitdem in tadelloser Weise.

Jedenfalls hatte Dan für seine beiden Schwestern mehr väterliche als brüderliche Gefühle, er fühlte sich für sie verantwortlich wie ein Vater für seine Töchter. Und die Schwestern wussten auch, dass Dan alles für sie getan hatte und tun würde, was ein treusorgender Vater für seine Kinder tun könnte.

Auch Lore Herfort war bei diesem Klubfest anwesend, doch hatte sie Dan im Kreis ihrer Freundinnen und einiger Tänzer wohlaufgehoben gesehen. Sie war lustig und unterhielt sich anscheinend vorzüglich. Um Konny hatte er sich gar nicht gesorgt, die er im Schutz ihres Mannes genügend geborgen glaubte. Dass Konny mit ihrem Mann eine sehr glückliche Ehe führte, wusste er.

Aber während er nun seine Zigarette rauchte und sich von einem Festtrubel erholte, musste er darüber nachdenken, was Konny ihm morgen zu sagen haben würde. Was hatte sie so erregt? Weshalb war sie so blass und verstört auf ihn zugekommen – dort drüben lag die Bibliothek des Klubs und das Lesezimmer. War sie dort allein gewesen?

Gerade wollte er sich erheben, um nachzusehen, ob diese beiden Räume leer waren, als eine elegant gekleidete Männergestalt langsam von diesen Zimmern herkam, von wo auch Konny gekommen war. Es war Rolf Fernau. Er kam anscheinend sehr gemächlich daher, hatte die eine Hand in der Tasche und hielt mit der anderen eine halb gerauchte Zigarette. Sein schönes Gesicht zeigte den Ausdruck großer Langeweile.

Dan zuckte einen Augenblick betroffen zusammen. Sollte Konny mit Fernau zusammen gewesen sein?

Dan mochte Fernau nicht leiden. Dieser hatte überhaupt wenig gute Freunde. Zwar war auch er Klubmitglied, wurde aber von allen anderen mit einiger Vorsicht behandelt, man wusste nicht, wovon er lebte, welchen Beruf er hatte und was er eigentlich in der Berliner Gesellschaft für eine Rolle spielte. Man sah ihn freilich überall, er war ein blendender Gesellschafter. Er fehlte bei keinem Rennen, bei keiner Theaterpremiere, bei keiner Geselligkeit.

Irgendetwas Unklares war für Dan um diesen Mann, und er verkehrte mit ihm nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ.

Es war ihm dann aufgefallen, dass Rudolf Fernau seiner jüngsten Schwester Lore scheinbar ernsthaft den Hof machte, aber Lores gesunder Sinn stellte sich ziemlich feindlich gegen ihn, und ihr Humor half ihr, das Übergewicht zu behalten.

Sie machte sich ein wenig über ihn lustig und sagte zu ihrem Bruder, dem sie immer alles anvertraute: „Du, Dan, dieser Rolf Fernau fällt mir auf die Nerven. Was der alles zusammenschwatzt ist kaum noch anzuhören. Wenn ich Anlage zur Eitelkeit hätte, der würde mich schön eingebildet machen. Eine Göttin und ein Engel soll ich in seinen Augen sein, die er übrigens so komisch verdreht wie ein Huhn, wenn es donnert. Ich glaube wahrhaftig, der legt es drauf an, mich eines Tages zum Altar zu führen.“

Dan hatte seine Schwester etwas besorgt angesehen. Dieser unklare Herr Fernau wäre nicht der Mann gewesen, den er sich zum zweiten Schwager wünschte.

Er stellte sich aber ganz ruhig und fragte scheinbar belustigt: „Und was würdest du dazu sagen, Lore?“

Sie lachte. „Ach, Dan, mein Nein würde nichts, durchaus nichts an Deutlichkeit vermissen lassen. Weißt du, der Mensch ist mir einfach gräulich. Du weißt doch, wenn mir einer so im tiefsten Herzen zuwider ist, dann bekomme ich eine Gänsehaut, wenn er mit mir spricht. Bei ihm aber genügt eine Gänsehaut noch gar nicht. Alles in mir und an mir ist auf Abwehr eingestellt. Irgendwie ist er ein Dämon, dessen bin ich gewiss. Ich habe ihm auch schon sehr deutlich klar gemacht, dass er mich zufrieden lassen soll mit seinen schwülstigen Schmeicheleien. Ich kann nicht begreifen, wie eine Frau auf so etwas hereinfallen kann. Und dabei sind sie alle ganz närrisch hinter ihm her. Na, die Geschmäcker sind gottlob verschieden – meiner ist er ganz gewiss nicht. Weißt du, was er gestern zu mir gesagt hat?“

Dan war das Herz leichter geworden bei Lores energischer Abwehr. „Was hat er denn gesagt?“, fragte er lächelnd.

„Er hat gesagt: ‚Wetten wir, Fräulein. Lore‘ – er hatte nämlich die Frechheit, mich Lore zu nennen –, ‚wetten wir, um was Sie wollen, dass ein Tag kommt, an dem Sie mich lieben werden!‘ Ich habe ihm ins Gesicht gelacht und geantwortet: ‚Es ist doch unfair, zu wetten, wenn man schon ganz genau weiß, dass der Gegner die Wette verliert, und deshalb wette ich nicht mit Ihnen. Sie sind mir so vollkommen gleichgültig, dass es einen Stein erbarmen könnte!‘“

Dan musste lachen, als ihm Lore das erzählte. „Dann hast du ihm ja deutlich Bescheid gesagt, und ich bin sehr froh darüber. Dieser Herr Fernau ist ein undurchsichtiger Mensch.“

Sie nickte energisch. „Das ist doch klar, Dan, ich halte ihn für einen Blender.“

Dieses Gespräch zwischen Dan und seiner jüngsten Schwester fiel ihm jetzt wieder ein, als Rolf Fernau langsam auf ihn zukam und dann mit seinem matten, blasierten Lächeln vor ihm stehen blieb.

„Sie sind wohl auch dem langweiligen Trubel entflohen, Herr Herfort?“

Dieser sah kühl zu ihm auf. „Ich wollte nur in Ruhe eine Zigarette rauchen. Gelangweilt habe ich mich bisher noch nicht, das kommt bei mir sehr selten vor.“

„Beneidenswerter Mensch! Für mich ist das ganze Leben eine langweilige Angelegenheit.“

„Gegen Langeweile hilft eins vorzüglich: arbeiten. Doch das scheint Ihnen nicht einzuleuchten.“

„Nein! Ich arbeite nie!“

Dan drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus, zuckte die Schultern und erhob sich, um wieder in den Saal zu gehen.

„Wenn das Wahrheit ist, bedauere ich Sie sehr.“

„Wozu? Ich fühle mich selbst wohl dabei und kann sehr gut auf Arbeit verzichten.“

Dan verneigte sich kurz und ging ohne Antwort davon, eine solche wäre wahrscheinlich auch viel schärfer ausgefallen, als es in den gesellschaftlichen Rahmen passte. Und während er wieder dem Saal zuschritt, sagte er leise vor sich hin:

„So ein Fatzke!“ Aber dann hatte er schnell seinen Ärger vergessen, denn nahe der Saaltür stand eine weiß gekleidete junge Dame, deren Anblick sein Herz immer sehr viel schneller schlagen ließ. Es war Fräulein Felicitas Merling, eine schlanke, stolze Erscheinung mit goldbraunem Haar und großen grauen Augen. Sie stand anscheinend in tiefen Gedanken versunken und sah vor sich hin, als denke sie über etwas nach, was sie bedrückte.

Gleich darauf stand er neben ihr.

„So tief in Gedanken, mein gnädiges Fräulein?“, fragte er leise.

Schnell hob sie das Haupt, sah ihn an und konnte das leise Rot nicht zurückhalten, das in ihr Gesicht stieg. Ein Lächeln huschte um ihre Lippen.

„Eigentlich war ich mehr stumpfsinnig als gedankenvoll“, scherzte sie.

Seine Augen sahen warm und gütig in die ihren. „Sie und stumpfsinnig? Das ist ausgeschlossen. Darf ich Sie um diesen Tanz bitten?“

Sie atmete etwas schneller. „Eigentlich habe ich schon mehr als genug getanzt und wollte damit für heute Schluss machen. Meine Schwester hat mir auch gesagt, dass sie in zehn Minuten mit ihrem Mann aufbrechen und mich dann in ihrem Wagen mitnehmen wird.“

„Länger als zehn Minuten dauert der Tanz nicht, und ich hatte heute erst einmal das Vergnügen, mit Ihnen zu tanzen. Sie waren so umringt von Tänzern, dass ich nicht durchkommen konnte.“

„Also muss ich Sie schon durch diesen letzten Tanz entschädigen, Herr Herfort.“

Und er führte sie in seiner sicheren, eleganten Haltung zwischen die Tanzenden.

Sie sprachen beide kein Wort dabei, aber ihre Seelen fanden sich in innigem Verstehen. Sie fuhren beide wie aus einem Traum auf, als die Musik schwieg, und sahen sich einen Augenblick in die Augen. Dann führte Dan die junge Dame zu ihrer Schwester.

Hella Funke sah ihrer Schwester Felicitas sehr ähnlich, nur zeigten ihre Züge nicht den ruhigen Stolz, den vornehmen Ausdruck, der denen von Felicitas eigen war.

Dan verabschiedete sich nun von den Herrschaften, und er sah Felicitas dabei in die Augen, dass dieser das Blut in die Wangen schoss. Eine Weile blickte er noch hinter ihr her, dann suchte er nach seiner Schwester Lore, um zu fragen, ob sie wohl auch gesonnen sei, aufzubrechen.

Dabei begegnete er wieder Rolf Fernau, der anscheinend hinter ihm gestanden hatte. Dass Rolf Fernau dabei einen sehr bedeutungsvollen Blick mit Hella Funke gewechselt hatte, war von niemandem bemerkt worden, auch nicht von Dan.

Dieser ging an Fernau vorüber, ohne ein Wort mit ihm zu wechseln, und er ahnte nicht, dass Fernau ihm mit einem impertinenten Lächeln nachsah.