Camouflage
Buch
Schon seit einer Million Jahre wandeln im Verborgenen zwei außerirdische Wesen auf unserer Erde. Diese Kreaturen wissen nichts voneinander, haben aber etwas gemeinsam: eine letzte Erinnerung an ein rätselhaftes, versunkenes Relikt und eine Verbundenheit zu Wasser. Das eine Wesen, der Wechselbalg, hat durch Anpassung überlebt, indem es die Gestalt von verschiedenen Organismen angenommen hat. Das andere, das Chamäleon, hat einzig und allein dadurch überlebt, dass es alles und jeden in seinem Weg vernichtet hat.
Als der Meeresbiologe Russell Sutton das Relikt schließlich entdeckt und an die Meeresoberfläche holt, ruft es nach den beiden Kreaturen und fordert sie auf, nach Hause zu kommen. Von dem Relikt nach unzähligen Generationen endlich zusammengeführt, entscheidet das Chamäleon, dass auf dieser Welt nur Platz für einen von ihnen ist.
Autor
Joe Haldeman ist ein Vietnam-Veteran, dessen zeitlose Romane The Forever War und Forever Peace beide die seltene Ehre hatten, den Hugo und den Nebula Award zu gewinnen. Er war zweimal Präsident der Science Fiction & Fantasy Writers of America und arbeitet zurzeit als Assistenzprofessor am Massachusetts Institute of Technology, wo er Schreibkurse gibt.
Weitere Romane des Autors beim Mantikore-Verlag
1. Herr der Zeit
2. Der Ewige Krieg (in Vorb.)
Aus dem Englischen
von Alexander Kühnert
Titel der englischen Originalausgabe
CAMOUFLAGE
Deutsche Erstauflage
Veröffentlicht durch den
MANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYK
Frankfurt am Main 2012
www.mantikore-verlag.de
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe
MANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYK
Copyright der englischen Originalausgabe © Ace Books 2004
Text © Joe Haldeman 2004
Titelbild: Maximilian Jasionowski
Deutschsprachige Übersetzung: Alexander Kühnert
Lektorat & Satz: Thomas Michalski
ISBN: 978-3-939212-88-1
Für Ralph Vicinanza, treuer Navigator
Der Autor bedankt sich für die Hilfe von Chris Nelson, unserem Führer durch die fremde Welt Samoa, und bei Cordelia Willis für ihr Wissen über gerichtsmedizinische Technik und DNA-Angelegenheiten.
„Das Leben ist so seltsam,
dass man einfach nur zu sagen braucht: ‚So ist
das Leben.‘ “
– Louis Armstrong
(als Improvisation von Johnny
Burkes „Life Is So Peculiar“)
PROLOG
1 BAJA CALIFORNIA, 2019
2 SAN GUILLERMO, KALIFORNIEN, 1931
3 MITTLERER PAZIFIK, 2019
4 SAN GUILLERMO, KALIFORNIEN, 1931
5 APIA, SAMOA, 2019
6 SAN GUILLERMO, KALIFORNIEN, 1932
7 APIA, SAMOA, 2019
8 SAN GUILLERMO, KALIFORNIEN, 1932
9 APIA, SAMOA, 2019
10 SAN GUILLERMO, KALIFORNIEN, 1932
11 APIA, SAMOA, 2020
12 WOODS HOLE, MASSACHUSETTS, 1935
13 EURASIEN, VORCHRISTLICHE ZEIT
14 APIA, SAMOA, 2020
15 AMHERST, MASSACHUSETTS, FEBRUAR 1941
16 APIA, SAMOA, 2020
17 BATAAN, PHILIPPINEN, 7. DEZEMBER 1941
18 OŚWIĘCIM, POLEN, 7. DEZEMBER 1941
19 APIA, SAMOA, 2020
20 BATAAN, PHILIPPINEN, 28. MÄRZ 1942
21 APIA, SAMOA, 24. DEZEMBER 2020
22 BATAAN, PHILIPPINEN, 5. APRIL 1942
23 APIA, SAMOA, 24. DEZEMBER 2020
24 GROVER CITY, KALIFORNIEN, 1948
25 APIA, SAMOA, 2021
26 BERKELEY, KALIFORNIEN, 1948
27 FORT BELVOIR, VIRGINIA, 1951
28 APIA, SAMOA, 2021
29 CAMBRIDGE, MASSACHUSETTS, 1968
30 APIA, SAMOA, 2021
31 WASHINGTON, D.C., 1974
32 MELBOURNE, AUSTRALIEN, 1997
33 APIA, SAMOA, 2021
34 APIA, SAMOA, JUNI 2021
35 PAGO PAGO, AMERIKANISCH-SAMOA, JUNI 2021
36 APIA, SAMOA, 2021
37 APIA, SAMOA, 13. JUNI 2021
38 LOS ANGELES, KALIFORNIEN, 25. JUNI 2021
39 APIA, SAMOA, 15. JULI 2021
40 FALEOLO, SAMOA, 15. JULI 2021
41 APIA, SAMOA, 16. JULI 2021
42 HONOLULU, HAWAII, 18. JULI 2021
43 APIA, SAMOA, 20. JULI 2021
44 APIA, SAMOA, 22. JULI 2021
45 APIA, SAMOA, JULI 2021
46 APIA, SAMOA, 24. JULI 2021
47 APIA UND DARÜBER HINAUS
Das Monster kam von einem Sternenschwarm, den die Menschen Messier 12 nennen, ein Kugelsternhaufen, der zehntausend Lichtjahre entfernt liegt. Eine Million Sterne mit zehn Millionen Planeten – alle bis auf einen ohne bedeutendes Leben.
Es ist kein Ort im Weltall, an dem Leben gedeihen könnte. Alle diese Planeten befinden sich auf instabilen Umlaufbahnen. Die Sterne sind hier so nahe beieinander, dass sie Planeten voneinander stehlen oder sie herumreichen oder sie verschlingen.
Dies führt zu heftigen geologischen und klimatischen Veränderungen; die meisten der Planeten sind sterile Billardkugeln oder gewaltige, jovianische Gassäcke. Doch auf der einen Welt, wo das Leben Fuß fassen konnte, ist dieses Leben hartnäckig.
Und anpassungsfähig. Welche Art von Organismus kann auf einer Welt leben, die so heiß ist wie der Merkur und die sich innerhalb weniger Jahre so weit von ihrer Sonne entfernt wie der Pluto?
Der Großteil dieses Lebens überlebt durch Schlichtheit – es schlummert so lange vor sich hin, bis die geeigneten Bedingungen wiederkehren. Die dominierende Lebensform jedoch gründet sich auf Veränderung. Es ist ein Geschöpf, das seine eigene Evolution erzwingen kann – nicht durch natürlich Auslese, sondern durch unnatürliche Mutation, indem es sich verwandelt, wenn sich die Bedingungen ändern. Es wird zu dem, was auch immer es sein muss – und nach Millionen von immer und immer schnelleren Verwandlungen wird es zu etwas, das niemals sterben kann.
Der Preis für ewiges Leben war ein Leben ohne Bedeutung jenseits der bloßen Existenz. Während ihr Planet wild durch den Sternenhaufen pendelte, verbrachten die Geschöpfe ihre Tage damit, durch Wüsten zu kriechen und an Steinen zu nagen, über Eis zu krabbeln oder in den Dreck hinabzutauchen – auf der Suche nach jeglicher Art von Nahrung, die nicht fliehen konnte.
Die Welt drehte sich hierhin und dorthin, bis zufällige Kräfte sie schließlich an den Rand des Sternenhaufens schleuderten, fort vom grellen Licht von einer Million Sonnen – in eine stabile Umlaufbahn: Eine Welt, die halb Tag und halb Nacht war; eine Welt, wo milde Meere große Vielfalt begünstigten. Dutzende von Arten wurden zu Millionen und Tiere krochen aus dem warmen Meer heraus auf grün blühendes Land, auf welchem sich Leben tummelte.
Die unsterblichen Geschöpfe entspannten sich und genossen ihr plötzlich bequemes Leben. Sie blickten in der Nacht nach oben und sahen die Sterne.
Sie entwickelten Neugier, dann Philosophie und dann Wissenschaft. Tagsüber schielten sie zu einem Himmel aus Tausend Sonnenfunken hinauf. In der Dunkelheit der Nacht zu einem Ozean aus leerem Raum, aus dem ihnen das bedächtig wogende Oval unserer Milchstraße zuwinkte.
Einige von ihnen bauten Schiffe und schossen in die Nacht hinaus. Es war eine Reise von einer Million Jahren, aber sie hatten bereits viel länger gelebt und besaßen Geduld.
Eine Million Jahre vor der Geburt der Menschheit und bevor die Geschichte des Monsters beginnt, schlägt eines dieser Schiffe in den Pazifischen Ozean ein. Es sinkt tief nach unten, folgt einem Instinkt, sich zu verstecken. Das Geschöpf, das es zur Erde gebracht hat, kommt heraus, bewertet die Situation und verwandelt sich in etwas Angemessenes, um zu überleben.
Lange Zeit lebt es auf dem dunklen Grund, unterhalb Meilen von Wasser, groß und unverwundbar, und analysiert seine Situation. Schließlich gibt es seine sauerstoffunabhängige Riesenhaftigkeit auf, nimmt die Gestalt eines Weißen Hais an, die Spitze der Nahrungskette, und geht auf Erkundungstour, während der Großteil seines Wesens sicher im Schiff bleibt.
Lange Zeit erinnert es sich daran, wo das Schiff liegt und erinnert sich daran, wo es herkam und warum. Während die Jahrhunderte vergehen, verblasst seine Erinnerung jedoch. Nach Dutzenden von Jahrtausenden lebt es einfach nur noch, beobachtet die Welt und verändert sich.
Es trifft auf die Menschheit und erkennt ihre erworbene Überlegenheit – sowie ihre zeitweilige Position an der Spitze der Nahrungskette. Es wird zu einem Schwertwal, dann zu einem Schweinswal und dann zu einem Schwimmer, und es watet nackt und unwissend an Land.
Aber es ist bereit, zu lernen.
Russell Sutton hatte seine Pflichten bei der US-Regierung mit der Jahrhundertwende erledigt, ein frustrierender Job in der mittleren Verwaltung zweier Mars-Forschungsprogramme. Als das zweite scheiterte, hatte er sich von Uncle Sam und dem Weltraum im Allgemeinen verabschiedet und war zu seiner ersten Liebe, der Meeresbiologie, zurückgekehrt.
Er war noch immer eine Führungskraft und noch immer Ingenieur und er leitete die kleine Firma Poseidon Projects. Er hatte zwölf Angestellte, die Hälfte davon Doktoren. Sie arbeiteten nur an zwei oder drei Projekten auf einmal, ungewöhnliche Technikprobleme im Ressourcenmanagement und in der Erforschung des Meeres. Sie genossen den Ruf, Zauberer zu sein und sowohl ihre Versprechen zu halten als auch keine Geheimnisse auszuplaudern. Sie konnten die meisten Verträge ablehnen – alles, was nicht interessant genug klang; alles, was von der Regierung kam.
Daher war Russ nicht sonderlich begeistert, als sich die Tür zu seinem Büro öffnete und er sah, dass der Mann, der mit den Fingerknöcheln gegen den Türrahmen klopfte, die Uniform eines Admirals trug. Seine erster Gedanke war, dass er sich wirklich eine Sekretärin leisten konnte; sein zweiter war, wie er eine Absage formulieren konnte, damit der Kerl einfach ging und ihm nicht noch mehr von seinem Morgen stahl.
»Dr. Sutton, ich bin Jack Halliburton.«
Das war interessant. »Ich habe Ihr Buch an der Hochschule gelesen. Ich wusste nicht, dass Sie beim Militär sind.« Das Gesicht des Mannes ähnelte schwach seiner Erinnerung an das Bild auf der Rückseite von Abmessung und Berechnung von Tiefseetaucherkugeln; kein Bart und etwas weniger Haar. Er sah noch immer aus wie Don Quijote auf Diät.
»Nehmen Sie Platz.« Russ deutete auf den einzigen Stuhl, auf dem sich keine Papiere und Bücher stapelten. »Aber lassen Sie mich gleich sagen, dass wir nicht für die Regierung arbeiten.«
»Das weiß ich.« Er ließ sich auf dem Stuhl nieder und legte seinen Hut auf den Boden. »Das ist einer der Gründe, weshalb ich hier bin.« Er öffnete eine blaue Aktentasche und holte einen versiegelten Kunststoffordner hervor. Er drehte ihn seitwärts und drückte mit dem Daumen auf den Rand; der Ordner las seinen Fingerabdruck ein und sprang auf. Er warf ihn auf Russells Schreibtisch.
Auf der Vorderseite stand kein Titel, sondern nur STRENG GEHEIM – VERTRAULICH in roter Blockschrift.
»Ich kann das nicht öffnen. Und wie ich schon sagte …«
»Es ist nicht wirklich geheim, noch nicht. Niemand in der Regierung, außerhalb meiner kleinen Forschungsgruppe, weiß, dass es existiert.«
»Aber Sie sind als Vertreter der Regierung hier, nicht wahr? Ich gehe davon aus, dass Sie auch Kleidung ohne Sterne auf den Schultern besitzen.«
»Nur zur Tarnung. Ich werde es erklären. Sehen Sie es sich einfach an.«
Russ zögerte, dann öffnete er den Ordner. Die erste Seite zeigte das Bild einer undeutlichen Zigarrenform, die aus einem Rechteck grauer Schlieren herausragte.
»Das ist das Entdeckungsbild. Wir haben eine Positronenradarkarte des Kermadec-Tonga-Grabens angefertigt …«
»Warum, um alles in der Welt?«
»Dieser Teil ist geheim. Und unwichtig.«
Russ hatte das Gefühl, dass sich sein Leben auf einem Scheitelpunkt befand, und es gefiel ihm nicht. Er schwang in seinem Stuhl langsam herum und ließ das angenehme Durcheinander, die Bilder und Karten an der Wand, auf sich wirken. Dann das Panoramafenster, das auf die Cortes-See hinausblickte, welche zur Zeit ruhig war.
Mit dem Rücken zu Halliburton sagte er: »Ich schätze, das ist nichts, das wir von hier aus tun könnten?«
»Nein. Wir haben einen Ort in Samoa gewählt.«
»Also, das ist wenig verlockend. Hitze und Feuchtigkeit und lausiges Essen.«
»Ich denke da eher an schöne Mädchen und keinen Winter.« Er schob seine Brille wieder auf die Nase. »Das Essen ist nicht schlecht, sofern es amerikanisch sein darf.«
Russ drehte sich wieder um und betrachtete die Aufnahme. »Sie müssen mir irgendetwas darüber verraten, weshalb Sie dort waren. Hat die Navy was verloren?«
»Ja.«
»Waren Leute darin?«
»Das kann ich nicht beantworten.«
»Das haben Sie gerade.« Er blätterte zur zweiten Seite. Sie bot einen schärferen Blick auf das Objekt. »Das ist kein Positronenbild.«
»Na ja, doch. Aber es ist aus verschiedenen Winkeln zusammengesetzt worden, ohne Rauschen.«
Gute Arbeit, dachte er. »Wie tief unten befindet es sich?«
»Der Graben ist an dieser Stelle sieben Meilen tief. Das Artefakt liegt unter weiteren zwölf Metern Sand.«
»Ein Erdbeben?«
Er nickte. »Vor einer Viertelmillion Jahre.«
Russ starrte ihn einen Moment lang an. »Habe ich nicht schon einmal in einem alten Roman von Stephen King darüber gelesen?«
»Schauen Sie sich die nächste Seite an.«
Sie zeigte ein ganz normales Farbfoto. Das Objekt lag auf dem Boden eines tiefen Lochs. Russ dachte über das Ausmaß der Grabungsarbeiten nach; über die Kosten. »Die Navy weiß nichts davon?«
»Nein. Aber natürlich haben wir ihre Ausrüstung benutzt.«
»Sie haben aber gefunden, was die verloren haben?«
»Erst nächste Woche.« Er blickte zum Fenster hinaus. »Ich werde Ihnen vertrauen müssen.«
»Ich werde Sie der Navy nicht melden.«
Er nickte langsam und wählte seine Worte mit Bedacht. »Das U-Boot, das verloren gegangen ist, befindet sich auch in diesem Graben. Keine vierzig Meilen von dem … Objekt entfernt.«
»Sie haben es nicht gemeldet. Warum?«
»Ich bin seit fast zwanzig Jahren bei der Navy. Nächsten Monat sind es zwanzig. Ich wollte ohnehin austreten.«
»Desillusioniert?«
»Ich war nie ›illusioniert‹. Vor zwanzig Jahren wollte ich die Universität verlassen und die Navy hat mir ein interessantes Angebot gemacht. Es war eine fesselnde zweite Karriere. Aber sie hat mich nicht dazu gebracht, dem Militär oder der Regierung zu vertrauen.
In den letzten zehn Jahren habe ich eine Mannschaft von gleich gesinnten Männern und Frauen zusammengestellt. Ich hatte vor, einige von ihnen mitzunehmen, wenn ich austrete – offen gesagt, um ein Unternehmen wie Ihres aufzubauen.«
Russ ging zur Kaffeemaschine und füllte seine Tasse wieder auf. Er bot Halliburton eine an, aber der lehnte ab.
»Ich denke, ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.«
»Sagen Sie’s mir.«
»Sie wollen mit Ihrer Gruppe aussteigen und ein Geschäft aufbauen. Aber wenn Sie dann plötzlich dieses Ding ›entdecken‹, könnte die Regierung diesen Zufall bemerken.«
»Das trifft es ganz gut. Sehen Sie sich die nächste Seite an.«
Es war eine Nahaufnahme des Dings. Seine gewölbte Oberfläche spiegelte die Sonde, die das Bild aufnahm, perfekt wider.
»Wir haben versucht eine Probe des Metalls für die Analyse zu bekommen. Jeder Bohrer, den wir benutzt haben, ist daran zerbrochen.«
»Diamant?«
»Es ist härter als Diamant. Und massiv. Wir können seine Dichte nicht bestimmen, weil wir es bisher nicht bewegen konnten, geschweige denn anheben.«
»Gütiger Gott.«
»Wenn es ein Atom-U-Boot wäre, hätten wir es hochhieven können. Es besitzt noch nicht einmal ein Zehntel der Größe.
Wenn es aus Blei wäre, hätten wir es heben können. Wenn es festes Uran wäre. Aber es ist viel dichter als das.«
»Ich verstehe«, sagte Russ. »Denn wir haben die Titanic gehoben …«
»Darf ich offen sprechen?«
»Immer.«
»Wir könnten es mit einer Variante Ihrer Auftriebstechniken hochholen. Und den ganzen Profit behalten, welcher beträchtlich sein könnte. Aber es würde uns die Hölle kosten, falls man die Verbindung zur Navy aufdeckt.«
»Also, was ist Ihr Plan?«
»Ganz einfach.« Er holte eine Karte aus seiner Aktentasche heraus und rollte sie auf Russ’ Schreibtisch auf. Sie blieb mit einem Schnappen flach liegen. »Sie werden einen Auftrag in Samoa übernehmen …«
Bevor es aus dem Wasser stieg, bildete es auf der Außenseite seines Körpers Kleidung. Es hatte mehr Matrosen als Fischer beobachtet, also entschied es sich dafür. Es watete aus der Brandung heraus und seine Kleidung war nicht nass, denn sie bestand nicht aus Stoff. Sie schimmerte wie die Haut eines Schweinswals, und auch seine inneren Organe ähnelten mehr denen eines Schweinswals als eines Menschen.
Die Sonne ging gerade unter und es war schon fast dunkel. Der Strand war verlassen, abgesehen von einem Mann, welcher auf den Wechselbalg zurannte.
»Heiliger Strohsack, Mann. Von wo bist du denn hergeschwommen?«
Der Wechselbalg blickte ihn an. Der Mann war beinahe zwei Köpfe größer als er, besaß eine auffällige Muskulatur und trug einen schwarzen Badeanzug.
»Dir hat es wohl die Sprache verschlagen, kleiner Kerl?«
Säugetiere konnten mit einem Schlag zum Hirn sehr leicht getötet werden. Der Wechselbalg packte das Handgelenk des Manns, zog ihn nach unten und schlug ihm mit einem Hieb den Schädel ein.
Als der Körper aufhörte zu zucken, öffnete der Wechselbalg den Brustkorb und studierte die Anordnung der Organe und Muskeln. Er passte seinen eigenen Körper entsprechend an, ein langsamer und schmerzhafter Prozess. Er musste etwa dreißig Prozent an Körpermasse gewinnen, also entfernte er die beiden Arme, nachdem er sie untersucht hatte und hielt sie an seinen Körper, bis dieser sie absorbiert hatte. Er fügte einige Hände voll kühlender Eingeweide hinzu.
Er entfernte den Badeanzug und kopierte die Körperstruktur, die sich darunter verbarg, dann zog er den Anzug an. Er trug den ausgeschlachteten Körper hinaus ins tiefe Wasser und überließ in den Fischen.
Er lief den Strand hinab auf die Lichter von San Guillermo zu. Er sah aus wie ein strammer, attraktiver Mann, bis zu den Fingerspitzen verwandelt, ein Vorgang, der keinerlei Überlegung, aber anderthalb StundenSchmerz erfordert hatte.
Allerdings beherrschte er keine menschliche Sprache und hatte den Badeanzug verkehrt herum angezogen. Er bewegte sich mit dem schlingernden Gang eines Matrosen; abgesehen von dem Mann, den er gerade getötet hatte, hatte er während der vergangenen hundert Jahre immer nur Männer über Schiffe und Boote laufen sehen.
Er ging auf das Licht zu. Noch bevor er die kleine Ferienstadt erreichte, war der Himmel vollkommen dunkel, mondlos und mit Sternen verziert. Irgendetwas ließ ihn stehen bleiben und lange Zeit nach oben blicken.
Die Stadt war mit Weihnachtsdekorationen geschmückt. Er bemerkte, dass die anderen Leute beinahe komplett in Kleidung gehüllt waren. Er konnte weitere Kleidung auf seiner Haut formen oder noch jemanden töten, sofern er denn jemanden von der richtigen Größe fand. Doch diese Gelegenheit bekam er nicht.
Fünf Jugendliche kamen mit einer Tüte voller Hamburger aus einer Imbissbude heraus. Sie lachten, blieben dann aber wie angewurzelt stehen.
»Jimmy?«, sagte ein hübsches Mädchen. »Was machst du da?«
»Ist es nicht ein bisschen kalt dafür?«, fragte ein Junge. »Jim?«
Sie kamen näher. Der Wechselbalg blieb ruhig, denn er wusste, dass er sie alle mit Leichtigkeit töten konnte. Aber das war nicht nötig. Sie machten weitere Geräusche.
»Irgendetwas stimmt nicht«, sagte ein Älterer. »Hattest du einen Unfall, Jim?«
»Er ist nach dem Mittag mit seinem Surfbrett rausgefahren«, sagte das schöne Mädchen und blickte die Straße entlang. »Ich sehe sein Auto nicht.«
Er konnte sich nicht daran erinnern, was Sprache war, aber er wusste, wie Wale miteinander kommunizierten. Er versuchte das Geräusch zu wiederholen, das sie gemacht hatten. »Schim.«
»Oh mein Gott«, sagte das Mädchen. »Vielleicht hat er sich den Kopf gestoßen.« Sie näherte sich und griff nach seinem Gesicht. Er schlug ihre Arme gewaltsam zur Seite.
»Au! Mein Gott, Jim.« Sie fasste sich dort an den Unterarm, wo er ihn fast gebrochen hätte.
»Mai Kott«, sagte er und versuchte, ihren Gesichtsausdruck nachzumachen.
Einer der Jungs zog das Mädchen zurück. »Irgendwas Verrücktes passiert hier. Haltet euch von ihm fern.«
»Officer!«, rief das Mädchen. »Officer Sherman!«
Ein großer Mann in einer blauen Uniform schleppte sich über die Straße. »Jim Berry? Was zum Teufel?«
»Er hat mich geschlagen«, sagte das hübsche Mädchen. »Er benimmt sich komisch.«
»Mein Gott, Jim«, sagte der Wechselbalg und ahmte ihren Tonfall nach.
»Wo ist deine Kleidung, Kumpel?«, sagte Sherman und öffnete seinen Halfter.
Der Wechselbalg begriff, dass er sich in einer komplizierten und gefährlichen Situation befand. Er wusste, dass dies soziale Geschöpfe waren und offenbar kommunizierten sie miteinander. Am besten lernte er, wie.
»Wo ist deine Kleidung, Kumpel?«, sagte er mit tiefer Bassstimme.
»Er hat sich beim Surfen vielleicht den Kopf angeschlagen«, sagte das Mädchen, das sich den Arm hielt. »Sie wissen, dass er kein schlechter Kerl ist.«
»Ich weiß nicht, ob ich ihn nach Hause oder ins Krankenhaus bringen soll«, sagte der Officer.
»Ins Krankenhaus«, sagte der Wechselbalg.
»Wahrscheinlich eine gute Idee«, meinte der andere.
»Gute Idee«, wiederholte er. Als der Officer seinen Ellbogen berührte, tötete er ihn nicht.
Es lief so ab: Poseidon Projects zog einen Auftrag von einer Tochtergesellschaft von Sea World an Land – in Wirklichkeit eine Scheinfirma, die Jack Halliburton mit Geld und Einfallsreichtum geschaffen hatte – um in Samoa eine Reliquie des Spanisch-Amerikanischen Kriegs, einen gesunken Zerstörer, zu heben. Doch man hatte die Ausrüstung kaum zusammengesucht, als ein dringender Anruf von der US Navy kam – im Tonga-Graben befand sich ein Atom-U-Boot, das die Navy nicht so schnell heben konnte wie Poseidon Projects. Es konnten sich noch Überlebende darin befinden. Sie legten die fünfhundert Meilen so schnell wie möglich zurück.
Natürlich wusste Jack Halliburton, dass es das U-Boot zerrissen hatte und dass es keine Hoffnung auf Überlebende gab. Aber der Auftrag erlaubte es Russell Sutton, die gesamte Länge des Tonga- und des Kermadec-Grabens zu befahren. Er machte auf dem Weg dorthin routinemäßige Lotungen und entdeckte ein rätselhaftes Wrack, das nicht weit vom U-Boot entfernt lag.
Die beiden Mannschaften erhielten für ihre Bemühungen von den Medien reichlich respektvolle Berichterstattung – Suttons Leute handelten schließlich aus professioneller Höflichkeit und Patriotismus. Das Heben der Titanic hatte ihnen Öffentlichkeit und Glaubwürdigkeit geschenkt. Bei all der Heldenhaftigkeit, dem Pathos und der technologischen Faszination über die U-Boot-Geschichte wurde es beinahe zur Randnotiz, dass Russ’ Mannschaft unterwegs etwas Interessantes gefunden und die Bergungsrechte dafür beansprucht hatte.
Es war ein beeindruckender Anblick, als das U-Boot aus der Tiefe heraufkam und von hausgroßen, orangefarbenen Ballons, die Russ extra mitgebracht hatte, an der Oberfläche gehalten wurde. Die Kameras wurden für die grausige Aufgabe, die Überreste der Matrosen herauszuholen und zu identifizieren, abgeschaltet. Man machte sie wieder an, um die 121 mit Flaggen bedeckten Särge auf dem Deck des Flugzeugträgers zu filmen, der neben der treibenden Hülle des U-Boots im Meer lag.
Dann gingen die Nachrichtenleute nach Hause und die eigentliche Geschichte begann.
Sie zogen ihm ein weißes Krankenhaushemd an und brachten ihn in einen Untersuchungsraum. Er setzte seine sichere Vorgehensweise, das Verhalten der anderen zu imitieren, mit den Ärzten und Schwestern fort sowie auch mit dem Mann und der Frau, welche die echten Eltern von Jimmy waren. Er kopierte sogar die Tränen der Mutter.
Vater und Mutter folgten dem Allgemeinarzt in einen Raum außer Hörweite.
»Ich weiß nicht, was ich Ihnen erzählen soll«, sagte Dr. Farben. »Es gibt keinerlei Anzeichen für eine Verletzung. Er scheint vollkommen gesund zu sein.«
»Ein Schlag- oder Krampfanfall?«
»Vielleicht. Sehr wahrscheinlich. Wir werden ihn ein paar Tage beobachten. Vielleicht klärt es sich auf. Falls nicht, müssen Sie ein paar Entscheidungen treffen.«
»Ich möchte ihn nicht in eine Anstalt schicken«, sagte die Mutter. »Wir können uns um ihn kümmern.«
»Wir sollten warten, bis wir mehr wissen«, sagte der Arzt und tätschelte ihre Hand, während er zum Vater schaute. »Ein Facharzt wird ihn sich morgen ansehen.«
Sie schafften ihn auf eine Station, wo er das Verhalten der anderen Patienten beobachtete, bis er sogar das Urinal richtig benutzen konnte. Die Chemie der Flüssigkeit, die er erzeugte, hätte einem Wissenschaftler Rätsel aufgegeben. Die Schwester machte eine Bemerkung über den fischigen Geruch, ohne zu wissen, dass einiges davon noch aus der Blase eines Schweinswals stammte.
Er verbrachte die Nacht unter Schmerzen, während sich seine inneren Organe sortierten. Er behielt seine äußere Erscheinung bei. Er arbeitete gedanklich alles auf, was er über das menschliche Verhalten beobachtet hatte und erkannte, dass es einige Zeit dauern würde, bis er überzeugend würde interagieren können.
Er dachte auch über sich selbst nach. Er war genauso wenig ein Mensch, wie er ein Schweinswal war, ein Schwertwal oder ein Weißer Hai. Obwohl seine Erinnerung über die Jahrtausende hinweg von verschwommen zu dunkel verblasst war, hatte er das Gefühl, dass das Meiste davon irgendwo im Meer auf ihn wartete. Vielleicht konnte er als Mensch zurückkehren und den Rest seines Selbst finden.
Ein Pärchen, welches die morgendliche Salzluft genoss, fand einen Körper, den die Flut in einem Felsentümpel zurückgelassen hatte. Er war nur noch von Krebsen umhüllt, die sich an ihm satt fraßen. Vom Gesicht und von den Weichteilen war nichts mehr übrig, doch anhand der Statur konnte der Gerichtsmediziner sagen, dass er männlich war. Ein Hai oder so hatte ihm beide Arme genommen und seine ganzen Eingeweide verspeist.
Keine Ortsansässigen oder Touristen wurden vermisst. Ein Reporter legte einen Mafiamordnahe; man hätte beide Arme abgehackt, um die Fingerabdrücke loszuwerden. Der Gerichtsmediziner zeigte ihm die Überreste, um ihm zu erklären, warum man seiner Meinung nach die Arme abgerissen – regelrecht herausgezerrt – hatte, anstatt sie abzuhacken oder abzusägen, aber der Reporter haute nach der Hälfte der Vorführung ab.
Der Bericht des Gerichtsmediziners merkte an, dass der Körper aufgrund des Grads der Zersetzung des noch vorhandenen Fleischs nicht mehr als zwölf Stunden im Wasser gewesen sein konnte. Aus Sacramento hieß es, dass es keine passenden Vermisstenberichte gab. Nur ein weiterer arbeitsloser Landstreicher. Dieser Tage gab es von denen viele in der Gegend. Und manchmal gingen sie schwimmen und hatten nicht die Absicht, zum Ufer zurückzukehren.
Drei Hirnspezialisten untersuchten Jimmy über die nächsten drei Tage hinweg und waren ratlos und frustriert. Seine Symptome ähnelten in gewisser Hinsicht einem Schlaganfall; andererseits auch einer tief greifenden Amnesie von einem Kopftrauma, für welches es keinerlei körperliche Anzeichen gab. Ein Tumor konnte eine Rolle spielen, aber die Eltern gaben keine Einwilligung für eine Röntgenaufnahme. Zum Glück für den Wechselbalg, denn das Ding in seinem Schädel war zugleich Schweinswalhirn und Menschenhirn und verschiedene Teile davon bestanden aus menschenfremdem Kristall und Metall.
Ein Psychiater verbrachte einige Stunden mit Jimmy und fand nur wenig Nützliches heraus. Seine Reaktion auf den Wort-Assoziationstest war interessant: Er plappterte jedes Wort nach und imitierte dabei den deutschen Akzent des Arztes. In späteren Jahren hätte der Arzt das Verhalten des Jungen vielleicht als passiv-aggressiv eingeordnet, aber jetzt sagte er den Eltern, dass der Junge auf einer gewissen Ebene über alle oder die meisten seiner Fähigkeiten verfügte, sich jedoch in einen frühkindlichen Zustand zurückentwickelt hatte. Er schlug vor, dass man den Jungen in ein Irrenhaus einwies, in welchem man über moderne Behandlungsmethoden verfügte.
Die Mutter bestand darauf, ihn mit nach Hause zu nehmen, ließ den Arzt jedoch zunächst noch eine Fiebertherapie machen, bei welcher man Jimmy das Blut von einem Dreitagefieber-Patienten spritzte. Jimmy saß mehrere Tage lang lächelnd da, ohne dass sich seine Temperatur veränderte – der Körper des Wechselbalgs verzehrte die Malariaparasiten zusammen mit dem anderen Krankenhausessen – und er wurde nach einer Woche ergebnisloser Beobachtung schließlich zu seinen Eltern entlassen.
Sie hatten einen männlichen und einen weiblichen Krankenpfleger eingestellt; ihr Heim am Meer bot genug Platz, um beide Angestellten unterzubringen.
Beide hatten schon mit behinderten Kindern und Erwachsenen gearbeitet, aber innerhalb weniger Tage erkannten sie, dass Jimmy in keinerlei Zusammenhang mit diesen Erfahrungen stand. Er war vollkommen passiv, verhielt sich aber nie gelangweilt. Tatsächlich schien er sie eindringlich zu beobachten.
(Die Frau, Deborah, war es gewohnt, eindringlich beobachtet zu werden: Sie war hübsch und üppig. Jimmys Eindringlichkeit verwirrte sie, denn sie schien nicht von sexueller Natur zu sein, obwohl ein Junge seines Alters vor sexueller Energie und Neugierde nur so übersprudeln sollte. Doch ihre »zufälligen« Entblößungen und Berührungen riefen keinerlei Reaktion hervor. Er hatte nie eine Erektion, versuchte nie, in ihre Bluse zu blicken, ließ nie irgendwelche Beweise zurück, dass er masturbiert hatte. An diesem Punkt in seiner Entwicklung konnte der Wechselbalg nur Verhalten imitieren, das er gesehen hatte.)
Er lernte Lesen. Nach dem Abendessen verbrachte Deborah eine Stunde damit, Jimmy aus einem Kinderbuch vorzulesen und folgte den Worten dabei mit ihrem Finger. Dann gab sie Jimmy das Buch und er wiederholte es, Wort für Wort – aber in ihrer Stimme.
Sie ließ den anderen Krankenpfleger, Lowell, ebenfalls vorlesen und Jimmy ahmte dann natürlich Lowell nach. Dadurch trat die eigentliche Leseleistung in den Hintergrund. Aber sein Gedächtnis war erstaunlich. Wenn Deborah irgendein Buch hochhielt, das er gelesen hatte, und darauf zeigte, konnte er es komplett auswendig aufsagen.
Jimmys Mutter ermutigte dieser Fortschritt, aber sein Vater war sich nicht so sicher und als Jimmys Psychiater, Dr. Grossbaum seinen wöchentlichen Besuch machte, schlug er sich auf die Seite des Vaters. Jimmy plapperte die Liste der Gesichtsnerven nach, die sich jeder Medizinstudent einprägen musste, dann ein Gedicht von Schiller, und zwar in perfektem Deutsch.
»Sofern er nicht heimlich Deutsch und Medizin studiert hat«, sagte Grossbaum, »erinnert er sich an nichts von vorher.« Er erzählte ihnen von Savanten, welche auf einem beschränkten Spezialgebiet über erstaunliche mentale Fähigkeiten verfügten, ansonsten aber nicht normal funktionierten. Aber er hatte noch nie gehört, dass sich jemand von einer normalen Person in einen Savanten verwandelt hatte; er versprach, in dieser Richtung Nachforschungen anzustellen.
Jimmys Fortschritt in weniger intellektuellen Bereichen war schnell. Er lief nicht länger unbeholfen im Haus und auf dem Grundstück herum – zunächst schien er nicht zu wissen, was Türen und Fenster waren. Lowell und Deborah brachten ihm Badminton bei und nach anfänglicher Verwirrung zeigte er eine natürliche Begabung dafür – was nicht überraschte, da er der beste Tennisspieler in seiner Klasse gewesen war. Sie waren erstaunt darüber, was er im Schwimmbecken tun konnte – als er das erste Mal hineinsprang, schwamm er unter Wasser zweimal zügig die Bahn entlang und benutzte dabei einen Stil, den keiner von ihnen bestimmen konnte. Als sie ihm das Kraul-, Brust- und Rückenschwimmen zeigten, »erinnerte« er sich sofort daran.
Ab der zweiten Woche nahm er seine Mahlzeiten zusammen mit der Familie ein, wobei er nicht nur das komplizierte Essgeschirr makellos handhabte, sondern auch den Bediensteten seine Wünsche klar mitteilte, obwohl er sich noch nicht einmal an einem einfachen Gespräch beteiligen konnte.
Seine Mutter lud Dr. Grossbaum zum Abendessen ein, damit er sehen konnte, wie gut Jimmy mit ihrer Hilfe vorankam. Der Psychiater war beeindruckt, aber nicht weil er dies als Beweis für eine Entwicklung sah. Es war wie bei den Gesichtsnerven und dem deutschen Gedicht; wie beim Badminton und beim Schwimmen. Der Junge konnte alles und jeden perfekt nachahmen. Wenn er durstig war, zeigte er auf sein Glas und es wurde gefüllt. Genauso machte es auch seine Mutter.
Seine Eltern hatten offenbar nicht bemerkt, dass Jimmy jedes Mal nickte und lächelte, wenn einer der Bediensteten ihm gegenüber ein Geräusch machte. Sobald der Bedienstete seine Handlung beendet hatte, nickte und lächelte Jimmy erneut. Das brachte ihm viel Essen ein, aber er war ja auch ein Junge ihm Wachstum.
Es war interessant, dass die Protokolle der Krankenpfleger keinerlei Gewichtsveränderungen zeigten. Lag das an der körperlichen Betätigung?
Es war zwar unwissenschaftlich, aber Grossbaum gestand sich ein, dass er diesen Jungen nicht mochte und aus irgendeinem Grund Angst vor ihm hatte. Vielleicht lag es an seiner psychiatrischen Assistenzzeit im Strafvollzug – vielleicht projizierte er seine Erfahrungen aus dieser beunruhigenden Zeit auf den Jungen. Er spürte immer, dass ihn Jimmy eindringlich studierte, so wie es auch die Gefangenen getan hatten: Was kann ich aus diesem Mann herausbekommen?
Ein besserer Psychiater hätte bemerkt, dass der Wechselbalg jeden auf diese Art und Weise behandelte.
In den Tropen dauerte es lange, bis Beton hart wurde und das Artefakt trieb zwei Wochen lang verhüllt vor der Küste, während die dicke Platte, die von Bewehrungsstahl zusammengehalten wurde, langsam am Strand härtete. Sie wussten, dass keine gewöhnliche Fabriketage dieses gewaltige Ding würde tragen können, ohne einzustürzen. Es hatte die Größe eines kleinen Lastwagens, wog aber irgendwie mehr als ein U-Boot der Nautilus-Klasse: fünftausend Tonnen. Es musste dreimal so dicht sein wie Plutonium, falls es aus massivem Metall bestand.
Halliburton hatte seinen Bart und sein Haar von dem Tag an, als er den Dienst quittierte, wachsen lassen. Der Bart war unregelmäßig und flaumig und wirkte auf seiner sonnengebräunten Haut erschreckend weiß. Er hatte Gefallen daran gefunden, knallbunte Hawaiihemden und einen weißen Tropenanzug aus Leinen zu tragen. Er hätte noch viel eleganter gewirkt, wenn er keine Pfeife geraucht hätte, was seine weiße Kleidung mit grauen Streifen heruntergefallener Asche zierte.
Russell betrachtete seinen Partner mit einer Mischung aus Zuneigung und Vorsicht. Sie warteten auf das Mittagessen, schlürften Kaffee und saßen auf einer Veranda, von der aus man einen Blick über den Harbour-Light-Strand hatte.
Der Morgen war wunderschön, wie die meisten Frühlingsmorgen hier. Touristen sonnten sich auf dem dunklen Sandstrand und spazierten umher. Kinder lachten und spielten. Pärchen paddelten ohne besonderes Geschick mit geliehenen Einbäumen durch die Untiefen oberhalb des Riffs und störten wahrscheinlich Taucher.
Russell hob ein kleines Fernglas hoch und beobachtete einige der Frauen am Strand. Dann suchte er den Horizont im Norden ab und konnte gerade so ein Paar flatternder Dreiecksflaggen erkennen, welche ihren treibenden Schatz markierten. »Bist du heute Morgen zu Manolo durchgekommen?«
Halliburton nickte. »Er war auf dem Weg zur Baustelle. Er sagte, dass sie heute die Rollen ausprobieren wollen.«
»Womit um Himmels willen?«
»Mit ein paar Panzern der US-Marineinfanterie. Sie sind aus dem Waffenarsenal in Pago Pago verschwunden, zusammen mit ein paar Besatzungen. Willst du wissen, was sie uns gekostet haben?«
»Das ist dein Fachbereich.«
»Nichts. Keinen verdammten Cent.« Er schmunzelte. »Es ist eine Mobilmachungsübung.«
»Praktisch. Dieser Colonel, mit dem wir zu Abend gegessen haben, der Marinesoldat?«
»Natürlich.« Der Kellner brachte ihr Essen: zwei Berge frisch geschnittenen Obsts und eine heiße Eisenpfanne mit brutzelnden Würstchen. Halliburton ließ seinen Kaffee mitnehmen und fragte nach einer Bloody Mary.
»Gibt es was zu Feiern?«
»Immer.« Er ignorierte das Obst und machte sich über die Würstchen her. »Der Test sollte um 1400 beginnen.«
»Wie viel wiegen die Panzer?« Russell bediente sich an einer Mango, einer Papaya und einer Melone.
»Das müsste ich nachschlagen. Etwa sechzig Tonnen.«
»Oh, gut. Das ist nämlich nur ein Bruchteil der eigentlichen Größenordnung.«
»Wir müssen es hochrechnen.«
»Lass mich sehen.« Er zerteilte gewissenhaft die Melone. »Wenn ein zwei Pfund schweres Hühnchen auf einem Ei sitzen kann, ohne es zu beschädigen, dann lass uns die Wirkung eines Hühnchens berechnen, das eine Tonne wiegt.«
»Haha.« Der Kellner brachte die Bloody Mary und flüsterte: »Mit Gin, mein Herr.« Halliburton nickte kaum merklich.
»Das hookesche Gesetz lässt sich hier nicht wirklich anwenden«, fuhr Russell fort. »Wo kriegen wir eine Zahl her, die etwas aussagt?«
Halliburton legte sein Essbesteck hin und wischte sich sorgfältig die Finger ab, dann holte er ein Pad aus seiner Hemdtasche. Er tippte ein paar Mal auf die Oberfläche. »Das Wallace-Gellman-Verfahren.«
»Nie davon gehört.«
Er passte die Helligkeit des Pads an und reichte es hinüber. »Es geht um die Verdichtbarkeit. Die Haltebolzen, die wir in den Sand gejagt haben. In Wirklichkeit sind es natürlich die Sandsäulen, die die Masse des Teils tragen.«
»Ein Haus, auf Sand gebaut. Ich habe darüber gelesen.« Russell studierte das Pad und tippte zur Klärung auf ein paar Variablen. Er grunzte zustimmend und gab es zurück. »Wo hast du das her?«
»Best Buy.«
Er zuckte zurück. »Das Verfahren.«
»Die Bauordnung von Kalifornien. Ein Haus, das auf Sand gebaut wird, kann ohne ihn nicht stehen.«
»Hm. Wie viel wiegt ein Apartmenthaus?«
»Wir arbeiten hier mit Schätzwerten. Es wird ein Stück absinken. Daher die Graben-und-Damm-Konstruktion.«
»Wenn es mehr als fünf Meter absinkt, dann haben wir keinen Graben mehr. Dann haben wir ein Unterwasserlabor.« Sobald das Teil an Ort und Stelle war, wollten sie eine fünf Meter hohe, vorgefertigte Kuppel darüber stellen, drumherum einen Graben ausheben und hinter dem Graben einen hohen Damm errichten. (Wenn das Teil mehr als ein paar Meter absank, dann würde das Meereswasser bei Flut ohnehin bis zu ihm durchsickern. Der Graben machte dies zu einem unvermeidlichen Nachteil der Konstruktion.)
»Das wird nicht passieren. Es lag im Sand, als wir es gefunden haben, erinnerst du dich?«
Kein Vulkansand, dachte Russell, aber er wollte nicht darüber streiten. Korallensand war nicht allzu viel kompressibler, vermutete er. Er gab dem Kellner ein Zeichen. »Ist es schon nach Mittag, Josh?«
»Immer, mein Herr. Weißwein?«
»Bitte.« Er langte über das Obst hinweg und spießte ein Würstchen auf.
»Also, wann können wir mit den Panzern rechnen?«
»Sie sagten, um 1300.«
»Samoanische Zeit?«
»Nach Zeit der US-Marineinfanterie. Sie müssen sie bis Einbruch der Nacht zurückgebracht haben, daher erwarte ich, dass sie pünktlich sind.«
Die Marinesoldaten kamen sogar etwas früher. Viertel vor eins konnten sie das angestrengte Puckern der Frachthubschrauber hören, welche die Insel umrundeten. Wahrscheinlich wollte man nicht direkt darüber hinwegfliegen und dadurch die bewaffnete Bevölkerung beunruhigen.
Es waren zwei riesige Kranhubschrauber und jeder von ihnen puckerte rhythmisch unter der Last seiner Fracht, einem sandfarbenen Powell-Panzer, der mit der schwerfälligen Anmut eines sechzig Tonnen schweren Pendels hin- und herschaukelte. Sie umkreisten das Riff, bevor sie zur Baustelle von Poseidon hinabsanken, einem vierzig Morgen großen Rhombus aus Sand und Gebüsch innerhalb eines hohen Maschendrahtzauns.
Zwei Männer am Boden gaben ihnen Richtungsanweisungen und die Panzer sanken mit einem kräftigen Knirschen in den Sand. Die Hubschrauber wummerten erleichtert, als sie ihre Seile einholten und vorsichtig auf dem Lochstahlblech-Landefeld direkt über der Flutlinie landeten.
Drei Poseidon-Ingeneure warteten auf der Baustelle. Greg Fulvia, selbst gerade ein paar Jahre aus der Marineinfanterie heraus, sprach mit den Panzerbesatzungen, während Naomi Linwood und Larry Pembroke die letzte Kollimation der Laser-Theodoliten vornahmen, welche die Verformung des Betonbodens messen würden, während die großen Maschinen auf ihm hin und her krochen.
Ein paar Arbeiter rollten in einem Strandbuggy heran und errichteten ein Schutzdach über einem Klapptisch, wo Russell und Halliburton unter der Sonne warteten. Sie stellten vier Stühle bereit sowie eine Kühlbox voller Wasserflaschen und Limetten auf Eis. Naomi kam herüber, um sich daran zu bedienen und rief Larry über ihre Schulter zu: »Ich bring dir was mit.«
Naomi war von der Sonne gebräunt und so groß wie Russell. Sie war sportlich und ihr Bizeps spannte die hochgekrempelten Ärmel ihrer khakifarbenen Arbeitskleidung, auf der sich bereits dunkle Schweißflecken bildeten. Sie hatte eindeutig arabische Gesichtszüge und besaß ein strahlendes Lächeln.
Sie drückte eine halbe Limone in ein Glas aus, goss sprudelndes Eiswasser darüber und trank die Hälfte davon mit wenigen Schlücken aus. Sie wischte sich den Mund mit einem blauen Halstuch ab und drückte es gegen ihre Stirn. »Beten Sie für Regen«, sagte sie.
»Meinen Sie das ernst?«, fragte Halliburton.
Sie zog eine Grimasse. »Meine Gebete werden nie erhört.« Sie blickte zu der Haufenwolke, die sich über der Insel auftürmte. »Es wäre gut, wenn wir das Meiste bis zwei Uhr dreißig erledigt haben.« Normalerweise regnete es gegen drei. »Wir könnten Sand in die Halterungen bekommen.«
»Könnte das die Ablesungen verzögern?«
Sie schob ihre Sonnenbrille auf der Nase nach unten und schaute zu ihm hinüber. »Nein; sie sind bereits in Position. Ich würde heute Abend nur viel lieber fernsehen, anstatt die Stative abzubauen und sie zu säubern.« Einer der Panzer dröhnte und hustete weißen Rauch hinaus. »Na gut.« Sie stellte das Glas ab und joggte mit der restlichen Flasche zu Larry hinüber.
Russell und Halliburton mussten nicht dabei sein; die Messungen waren recht unkompliziert. Aber bis zum nächsten Tag, an welchem man das Artefakt an Land bringen würde, gab es nichts weiter zu tun. Halliburton kontaktierte mit seinem Pad den Zentralcomputer und gab ihm die Wallace-Gellman-Zahlen, welche im Prinzip die Millimeterwerte waren, um welche sich die Betonplatte in allen drei Dimensionen verbog, während die Panzer von einer Ecke zur anderen rollten. Sie wollten sicherstellen, dass das Teil die Platte nicht so sehr verbog, dass sie brach.
Der Ärger kam in Form eines jungen Mannes, der für den Strand und die Hitze von Samoa falsch gekleidet war. Mit seiner dunklen, zerknitterten Jacke und seiner Krawatte gehörte er in ein klimatisiertes Büro. Er ging bis zum gelben Absperrband – GEFAHR, NICHT ÜBERTRETEN – und winkte Russell und Halliburton zu, während er rief: »Hören Sie mal! Hallo?« Ein schwarzer Mann mit einem britischen Akzent.
Russell überließ die Zahlen Halliburton und näherte sich vorsichtig dem Mann. Man sah hier nicht viele Fremde und wenn doch, dann nie ohne private Sicherheitseskorte.
»Wie sind Sie an dem Wachmann vorbeigekommen?«, fragte Russell.
»Wachmann?« Er hob die Augenbrauen. »Ich habe das kleine Häuschen gesehen, aber da war keiner drin.«
»Vielleicht haben Sie auch darauf gewartet, dass der Wachmann eine Pinkelpause macht und sich dann vorbeigeschlichen. Wir sollten wirklich einen zweiten einstellen. Sie haben das Schild gesehen?«
»Ja, Privatgrundstück; das hat mein Interesse geweckt. Ich dachte, dies hier wäre ein öffentlicher Strand.«
»Jetzt nicht mehr.«
»Aber das Tor im Zaun dort war offen …«
Der Wachmann kam herbeigerannt. »Es tut mir leid, Mr. Sutton. Er hat sich …«
Russ winkte ab. »Wir haben diesen Abschnitt gepachtet«, sagte er dem schwarzen Mann.
»Atlantis Associates«, sagte dieser nickend. Das stand nicht auf dem Schild.
»Sie wissen also mehr über mich als ich über Sie. Arbeiten Sie für die Regierung?«
Er lächelte. »Die amerikanische Regierung. Ich bin ein Reporter der Pacific Stars and Stripes.«
Ein Zeitungsmensch vom Militär. »Sie dienen also?« Er sah nicht danach aus.
Er nickte. »Sergeant Tulip Carson, Sir.« Auf Russ’ fragenden Blick hin fügte er hinzu: »Ich mache gerade eine Geschlechtsumwandlung durch, Sir.«
Das war recht viel, um es innerhalb eines Augenblicks zu verarbeiten, aber Russ brachte eine Antwort hervor. »Wir reden zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit der Presse.«
»Sie haben sich Anfang des Jahres freiwillig für die U-Boot-Rettung gemeldet«, sagte er rasch, »und dann die Bergungsrechte für ein versunkenes Schiff beansprucht, das sie unterwegs gefunden haben.«
»Dafür gibt es öffentliche Eintragungen«, sagte Russ. »Auf Wiedersehen, Sergeant Carson.« Er drehte sich um und ging davon.
»Aber es gibt keine Eintragungen über ein Schiff, das dort untergegangen ist. Mr. Sutton? Und nun wartet dort draußen dieses verhüllte Stück Treibgut … und die Hubschrauber und Panzer …«
»Guten Tag, Sergeant«, sagte er lächelnd, ohne zurückzublicken. Das war die Art und Weise, wie sie die öffentliche Aufmerksamkeit erregen würden: etwas Geheimnisvolles? Wer, wir?
Zu dem Zeitpunkt, an dem sie das Artefakt enthüllten, würde die ganze Welt zusehen.
Direkt nach Neujahr begann der Wechselbalg, eigene Sätze zu bilden, allerdings nichts Kompliziertes, und oft war es Unsinn oder seltsam verklausuliert. Es war noch immer »nicht ganz richtig«, wie Jimmys Mutter nervös sagte.
Der Wechselbalg brauchte sich keine Intelligenz mehr anzueignen, denn er besaß ein Übermaß davon, aber er musste Intelligenz auf eine menschliche Art und Weise begreifen. Das dauerte viel länger als bei den Wasserlebewesen, die er erfolgreich nachgeahmt hatte.
Er stammte aus einer Rasse mit einem hohen Grad an sozialer Organisation, hatte all dies aber vor Jahrtausenden vergessen. Auf der Erde hatte er als Kolonie einzelner Geschöpfe in den dunklen, heißen Tiefen gelebt; davor hatte er als einfacher Teppich aus Protoplasma existiert. Er hatte kurzzeitig in Fischschwärmen gelebt, doch seine jüngsten Erfahrungen der letzten Zehntausende von Jahren hatte er als einsamer Raubfisch gemacht.
Er hatte erkannt, dass die menschlichen Kreaturen das Raubtierverhalten für sich angepasst hatten; sie standen an der Spitze der Nahrungskette, aber die tierische Nahrung war schon lange tot, wenn sie sie verspeisten. Auf diese Weise versuchte er zu verstehen, wie die Gesellschaft organisiert war: Nahrung wurde an einem versteckten oder entlegenen Ort getötet und dann mit Hilfe von rätselhaften Verfahren bearbeitet und verteilt.
Die Familieneinheit war um die Präsentation und den Verzehr der Nahrung herum organisiert, wenngleich sie auch noch andere Funktionen erfüllte. Der Wechselbalg erkannte den Schutz und die Ausbildung der Jungen anhand seiner Assoziationen zum Wasserleben wieder, aber er wusste nichts über Geschlechter und Paarung – wenn sich ihm ein großer Raubfisch genähert hatte, hatte er dies immer als Aggression gedeutet und ihn angegriffen. Seine Art hatte sich seit Millionen von Jahren nicht mehr fortgepflanzt; diesen Anachronismus gab es nicht mehr. Er kannte die Fakten des Lebens nicht.
Zumindest eine einzelne Frau war mehr als gewillt, ihm Lektionen zu erteilen.
Wenn er wusste, dass er für einen längeren Zeitraum allein sein würde, übte der Wechselbalg das Verändern seines Aussehens, wobei er die Menschen, die er beobachtete, als Vorlage benutzte. Seine Gesichtszüge zu verändern, war nicht allzu schwierig; Knorpelgewebe und Unterhautfett konnten innerhalb weniger Minuten verschoben werden, ein relativ schmerzfreier Prozess. Den Schädel darunter zu verändern, war eine schmerzhafte Angelegenheit, die acht oder zehn Minuten dauerte.
Die ganze Körperform zu verändern, bedurfte einer Stunde schmerzhafter Konzentration und war kompliziert, falls der neue Körper mehr oder weniger Masse besaß als Jimmy. Bei geringerer Masse konnte er einen Arm oder ein Bein entfernen und die Masse entsprechend umverteilen. Das übrige Körperteil starb ab, sofern es keinen Grund gab, es am Leben zu erhalten, aber das war nebensächlich; es bot ihm noch immer genug Rohmaterial, um Jimmy wiederherzustellen.